o

Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten aus dem, über das besetzte Palästina - Information statt Propaganda

 Kurznachrichten  -  Archiv  -  Themen  -  Linksammlung -  3. Februar 2024 Facebook  -  Veranstaltungen  - Sponsern Sie  - Suchen


 

Der Westen befeuert die Katastrophe

Gazastreifen: Israelische und verbündete Politiker wollen UNRWA nach Vorwürfen zerschlagen. Internationale Organisationen sind alarmiert


Wiebke Diehl - 03.02.2024

Nach UNRWA-Angaben sind allein im Gazastreifen zwei Millionen Menschen, die Mehrzahl davon Frauen und Kinder, auf seine Unterstützungsleistungen angewiesen. Das Hilfswerk stellt Unterkünfte, leistet Lebensmittel- und Gesundheitsversorgung und unterhält Schulen und Krankenhäuser. Nach fast vier Monaten Krieg sind kaum noch Wasser und Nahrung vorhanden, Schutz vor den winterlichen Temperaturen und Regengüssen gibt es faktisch nicht. Hilfsorganisationen sprechen von einer »Todesfalle« oder der »Hölle auf Erden«.

Schon in vier Wochen muss das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) womöglich seine Arbeit einstellen. Das betreffe nicht nur den Gazastreifen, sondern auch das Westjordanland, Syrien, den Libanon und Jordanien, wie UNRWA-Chef Philippe Lazzarini am Donnerstag mitteilte. Während Lazzarini betonte, das Hilfswerk sei »nach wie vor die größte Hilfsorganisation in einer der schwersten und komplexesten humanitären Krisen der Welt«, sagte dessen Direktor für humanitäre Angelegenheiten im Gazastreifen, es sei »schwer vorstellbar, dass die Menschen diese Krise ohne UNRWA überleben«.

16 Regierungen, darunter die USA, Kanada, Australien, Italien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Japan, die Niederlande und Finnland, haben ihre bereits zugesagten Zahlungen ausgesetzt. Die USA und Deutschland gehören mit rund 340 respektive 200 Millionen US-Dollar nach den jüngsten Angaben aus dem Jahr 2022 zu den größten Geldgebern von UNRWA. Unter Donald Trump hatte Washington im Jahr 2018 schon einmal seine Zahlungen an das UN-Hilfswerk gestrichen, Joseph Biden nahm diese aber bei seinem Amtsantritt 2021 wieder auf.

Hintergrund der jetzt von zahlreichen Ländern eingestellten Zahlungen sind von Israel erhobene Vorwürfe, zwölf der 13.000 UNRWA-Mitarbeiter im Gazastreifen seien an den Angriffen vom 7. Oktober beteiligt gewesen. Das entsprechende Dossier liegt nach Angaben von Medien der US-amerikanischen Regierung vor, ist aber öffentlich nicht zugänglich und sein Inhalt dementsprechend nicht überprüfbar. Gleiches gilt für ein israelisches Geheimdienstdokument, laut dem zehn Prozent aller UNRWA-Mitarbeiter im Gazastreifen Verbindungen zur Hamas oder zum Islamischen Dschihad unterhalten sollen. Dies ist nach Angaben    mehr >>>

Gaza: Die mediale Begleitung eines Völkermords

 Alain Gresh  - 09.01.24

„Schon 90 Tage lang gelingt es mir nicht, das zu verstehen.

Tausende Menschen werden getötet oder verstümmelt, überwältigt von einem Sturm der Gewalt, den man wohl kaum als Krieg bezeichnen kann, es sei denn aus geistiger Bequemlichkeit.“

In seinem Rücktrittsschreiben, nach zwölf Jahren guten und treuen Dienstes, aus Protest gegen die Art und Weise, wie seine Zeitung über die Situation in Gaza berichtete, verurteilte Raffaele Oriani, Korrespondent der Wochenbeilage der italienischen Tageszeitung La Republica, die „unglaublich Zurückhaltung des Großteils der europäischen Presse“ einschließlich von La Republica – „heute wird das Massaker an zwei ganzen Familien nur noch in der letzten Zeile von Seite 15 erwähnt“.

Und er weist auf die „mediale Begleitung“ hin, die diese Massaker möglich macht. Vor gar nicht langer Zeit waren die westlichen Medien nicht so schüchtern.

Sie haben nicht darauf verzichtet, die russische Invasion in der Ukraine anzuprangern, und es wäre ihnen allen nie in den Sinn gekommen, den Begriff „russische Spezialoperation“ zu verwenden, außer in spöttischer Absicht.

Heute ist der israelische Ausdruck „Israel-Hamas-Krieg“ zur Regel geworden, als stünden sich zwei gleichberechtigte Seiten gegenüber oder als wären die meisten Opfer Soldaten der Al-Qasam-Brigaden.

In den Zeitungen werden verschiedene Ausdrücke verwendet, aber die Hamas wird fast immer als „Terrororganisation“ bezeichnet – obwohl nur die USA und die EU sie als solche betrachten – wodurch Israel a priori von all seinen Verbrechen freigesprochen wird. „Wenn man es mit dem absoluten Bösen zu tun hat, ist alles erlaubt, oder?“

Ein CNN-Reporter (Daniel Boguslaw) legte die Anweisungen seiner Redaktion offen: Die Worte „Kriegsverbrechen“ und „Völkermord“ sind verboten. Die israelischen Bombenangriffe in Gaza sind als „Explosionen“ zu bezeichnen, für die niemand schuldig ist, bevor die israelische Armee die Verantwortung zugibt oder zurückweist.

Die von der Regierung vorgegebenen Zitate und Nachrichten werden in der Regel schnell genehmigt, während diejenigen von den Palästinensern in der Regel genau geprüft und mit Vorsicht behandelt werden. „Der Hamas zufolge“ Wir alle wissen, wie misstrauisch die vom Gesundheitsministerium des Gazastreifens vorgelegten Zahlen über Todesopfer aufgenommen werden, die bis zu diesem Tag mit dem Ausdruck „laut Hamas“ abgeschwächt werden, obwohl es in Wirklichkeit eher den Anschein hat, dass sie niedriger angesetzt sind.

Die Art und Weise, wie mit palästinensischen Geiseln umgegangen wird, wie sie nackt ausgezogen, gedemütigt und gefoltert werden, wird relativiert, der Verdacht einer Hamas-Mitgliedschaft recht-fertigt „Notmaßnahmen“. Andererseits wurden die nach dem 7. Oktober verbreiteten Falschmeldungen – aufgeschlitzte Bäuche von Frauen, geköpfte oder bei lebendigem Leib in Öfen verbrannte Babys – auf der ganzen Welt wiederholt, weil sie von israelischen Beamten bestätigt worden waren. Nachdem der Betrug 1 aufgedeckt worden war, hielt es kein Medienorgan für nötig, zuzugeben, dass es sich der Verbreitung israelischer Propaganda schuldig gemacht hatte.

In Frankreich ist der Sprecher der israelischen Armee bei jedem Nachrichtensender ein gern gesehener Gast, und wenn ein Journalist es zufällig wagt, seinen Job zu machen und ihm wirklich Fragen zu stellen, wird er von seinen Arbeitgebern gerügt. In der Zwischenzeit bleibt die beschämend rassistische Rhetorik, die an Aufstachelung zu Hass oder Gewalt grenzt und sich gegen diejenigen richtet, die die israelische Armee kritisieren, praktisch unbemerkt. Ganz zu schweigen von dem Misstrauen gegenüber wegen ihrer Hautfarbe diskriminierten Journalisten, die sich des „Kommunitarismus“ schuldig machen, wenn sie einen anderen Standpunkt vertreten.   mehr >>>

Unterstützt die Unabhängigkeit des „Das Palästina Portal“.

Tausende von Menschen besuchen „Das Palästina Portal“,
nur ein sehr kleiner Bruchteil trägt zu seinem Fortbestand bei.

Kostenlos ist nicht kostenfrei.

Wenn Sie dieses Portal für sinnvoll und notwendig halten, entscheiden Sie sich, eine der Ausnahmen zu sein, unterstützen Sie diese Arbeit -
 mehr >>>

 

Mehr >>>


 

„Dampfkochtopf der Verzweiflung“ – Was in Rafah auf dem Spiel steht

Geschichte von Daniel-Dylan Böhmer - Welt - 2. 2. 2024

Nach Fortschritten gegen die Hamas im Süden plant Israel, bis nach Rafah an der Grenze zu Ägypten vorzurücken. Dort haben hunderttausende Zivilisten Zuflucht gesucht, und Kairo hält die Grenze geschlossen. Die Lage spitzt sich dramatisch zu – und für alle Seiten steht viel auf dem Spiel.

Israels Krieg in Gaza nach dem verheerenden Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober könnte in eine neue, gefährlichere Phase eintreten. Die israelische Armee will ihre Offensive gegen die Terrororganisation bis zum Grenzübergang Rafah am südlichen Ende des Gaza-Streifens vorantreiben, wo mehr als eine Million Palästinenser Zuflucht gesucht haben.

Verteidigungsminister Joaw Gallant kündigte an, dass die Armee nach Fortschritten im Kampf gegen die Hamas in der südlichen Stadt Chan Junis auch nach Rafah an der ägyptischen Grenze vorrücken könne. „Wir erfüllen unsere Aufgaben in Chan Junis, und wir werden auch Rafah erreichen und Terrorelemente, die uns bedrohen, ausschalten“, sagte Gallant am Donnerstagabend.
In Rafah halten sich inzwischen mehr als die Hälfte der 2,3 Millionen Einwohner des Küstengebiets auf, meist in behelfsmäßigen Zelten oder Notunterkünften in öffentlichen Gebäuden. Über Rafah kommt auch der Großteil der Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung. Die Versorgungslage ist kritisch, zusätzlich belastet winterliche Kälte die Menschen.

Die Ausweitung der Kämpfe nach Rafah könnte die Lage der Zivilisten weiter erschweren, weil durch diesen Teil des Gaza-Streifens die gesamte Versorgung des Gebietes organisiert wird. Es ist nicht auszuschließen, dass die Hilfskorridore wenigstens mittelbar durch fliehende Zivilisten betroffen sein werden. Zudem erschwert eine große Zahl von Unbeteiligten auch das Vorrücken der Armee.

Israel will Gaza-Offensive bis nach Rafah ausweiten

Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten äußerte sich „tief besorgt“ über die Kämpfe in Chan Junis und eine Verschärfung der Lage für die palästinensische Bevölkerung.  mehr >>>

Israels Krieg gegen Gaza live: Die Vertriebenen von Rafah bereiten sich auf die israelische Offensive vor

Federica Marsi, Brian Osgood und Usaid Siddiqui -  2. Februar 2024 - Übersetzt mit DeepL

Laut UNICEF sind etwa 17.000 Kinder im Gazastreifen unbegleitet oder wurden während des Konflikts von ihren Familien getrennt.

Mehr als eine Million vertriebene Palästinenser fürchten einen neuen israelischen Militärangriff, nachdem der israelische Verteidigungsminister zugesagt hat, Rafah anzugreifen, ein Gebiet, das einst als "sichere Zone" bezeichnet wurde.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden in den letzten 24 Stunden 112 Palästinenser getötet und 148 verwundet.

Israelische Beamte weisen Bedenken wegen der Gewalt von Siedlern gegen Palästinenser im besetzten Westjordanland zurück, nachdem die USA vier israelische Siedler wegen ihrer Rolle bei der Untergrabung von "Frieden, Sicherheit und Stabilität" mit Sanktionen belegt haben.

Seit dem 7. Oktober wurden bei israelischen Angriffen auf den Gazastreifen mindestens 27.131 Menschen getötet und 66.287 verwundet. Die revidierte Zahl der Todesopfer in Israel infolge der Hamas-Angriffe vom 7. Oktober beläuft sich auf 1.139.   Quelle
 

Nahost-Konflikt: Nicht nur für Gaza ein Desaster
 

Thomas Schmidinger - 2. Februar 2024

Vier Monate nach dem Angriff der Hamas ihrer jihadistischen und radikalnationalistischen Verbündeten auf Israel, am 7. Oktober 2023, ist Gaza über weite Teile verwüstet und ein großer Teil der am 7. Oktober genommenen israelischen Geiseln immer noch in Hand der Hamas und ihrer Verbündeten. Vom deklarierten Ziel der israelischen Regierung, der militärischen Vernichtung der Hamas, ist Israel noch weit entfernt. Stattdessen droht der Konflikt immer mehr auf andere Regionen des Nahen Ostens überzugreifen.

HUMANITÄRE KATASTROPHE

Für die 2,2 Millionen PalästinenserInnen des Gaza-Streifens ist dieser Krieg die schlimmste humanitäre Katastrophe seit 1948. Damals wurde aus der Kleinstadt Gaza und ihrer Umgebung der „Gaza-Streifen“ und die lokale Bevölkerung von rund 60.000 muslimischen und christlichen Palästinenser:innen mit rund 200.000 Kriegsflüchtlingen aus den von Israel eroberten Gebieten überschwemmt. Die kleine historische jüdische Gemeinde von Gaza war bereits im Arabischen Aufstand von 1929 vertrieben worden. Nun kamen die arabischen Vertriebenen aus dem Süden des heutigen Israel. Rund 78% der heutigen Bevölkerung des Gaza-Streifens sind Nachkommen dieser Flüchtlinge von 1948. Viele befinden sich nun erneut auf der Flucht innerhalb des Gaza-Streifens.

Von den laut den Gesundheitsbehörden in Gaza mittlerweile über 26.000 Toten dürfte es sich um mindestens 2/3 Zivilist:innen handeln. Unter den 1.139 israelischen Todesopfern vom 7. Oktober waren mit 695 getöteten Zivilist:innen machten ebenfalls die zivilen Opfer etwa zwei Drittel der Toten aus. (...)

Verschärft wird diese humanitäre Situation einerseits durch die Probleme von Hilfsorganisationen in die Region zu kommen. Andererseits auch durch die Situation des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), das seit seiner Gründung 1949 für große Teile der medizinischen Versorgung, Ausbildung und humanitären Hilfe zuständig ist. So betreibt die UNRWA etwa 183 Volks- und Hauptschulen mit über 286.000 Schüler:innen im Gaza-Streifen. Dementsprechend sind insgesamt etwa 12.0000 Lehrer:innen, Sozialarbeiter:innen und andere Angestellte bei der UNRWA beschäftigt, die damit auch ein wichtiger ökonomischer Faktor für die Region darstellt. Vorwürfe Israels, dass 12 lokale Mitarbeiter der UNRWA am Hamas-Angriff vom 7. Oktober beteiligt waren, führten dazu, dass neun Staaten, darunter wichtige Geldgeber wie die USA, Großbritannien oder Deutschland, ihre Zahlungen an die UNRWA im Jänner einstellten. Obwohl die UNRWA die Verdächtigen – sobald sie entsprechende Informationen von Israel erhalten hatte -, entlassen hatte und entsprechende Untersuchungen einleitete, fehlen der ohnehin an ihren Grenzen angelangten UNRWA nun große Teile ihrer Finanzen.

Der israelischen Regierung genügt dies nicht. Außenminister Israel Katz von der Likud-Partei, ein Hardliner, der eine Zweistaatenlösung öffentlich als „absolut absurd“ abtut und die Hamas als die „neuen Nazis“ bezeichnet, geht die finanzielle Austrocknung der UNRWA noch nicht weit genug. Katz forderte den schweizer Generalkommissar der UNRWA, Philippe Lazzarini, zum Rücktritt auf und Israels Regierungssprecher Eylon Levy warf der UNRWA über X (vormals Twitter) vor, eine „Front der Hamas“ zu sein.

ISRAEL ZUNEHMEND INTERNATIONAL ISOLIERT

Diese Angriffe auf die UNRWA stehen wohl auch im Kontext der massiven Kritik, die sie in den letzten Wochen an der israelischen Kriegsführung formuliert hat. Mit dieser Kritik steht die UNRWA allerdings nicht allein da.

Die Klage, die Südafrika am 29. Dezember gegen Israel am Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag eingebracht hat, wurde am 26. Jänner nicht abgewiesen. 16 der 17 IGH-Richter (teils auch der Israeli Aharon Barak) attestierten Israel, „dem Anschein nach“ gegen die Völkermordkonvention von 1948 zu verstoßen. Auch wenn sie keine sofortige Einstellung der Kämpfe anordneten, sind die sechs erteilten Auflagen eine schwere juristische Niederlage Israels. Diese Auflagen reichen von der Aufforderung, alles zu verhindern und zu bestrafen, was zum Genozid aufstachelt, womit entsprechende Äußerungen auch von Politikern rechtsextremer Regierungsparteien implizit angesprochen werden, bis zur Garantie humanitärer Hilfe für Gaza. (...)

International steht der Staat zunehmend isoliert da. Bei der UN-Generalversammlung im Dezember hatten nur noch zehn Staaten, darunter die betont Israel-freundliche österreichische Regierung, gegen einen Waffenstillstand gestimmt. Neben den USA und Israel selbst stimmten   mehr >>>

Krieg in Gaza: Überlebende erzählen  von israelischen Exekutionen auf offener Straße

In Gaza-City erschießen israelische Soldaten ohne Anlass Palästinenser, töten sie vor ihren
Familien.

Maha Hussaini - 04.10.23

Drei Tage lang lag Moemen Raed al-Khaldi verwundet und regungslos zwischen den getöteten Körpern seiner Familienmitglieder und stellte sich tot, um sich vor den Geschoßen der israelischen Soldaten zu schützen. Am 21. Dezember brachen israelische Soldaten in das Haus im nördlichen Gaza ein, in das sich die Familie Khaldi geflüchtet hatte, und sie erschossen alle Anwesenden binnen weniger Minuten.

„Kamel sprach hebräisch und sagte den Soldaten, dass seine Söhne Hussam,, Ahmed und Mahmoud und seine Tochter Wafaa behindert sind. Sie erschossen ihn sofort. Er wurde vor seinen Kindern und allen anderen getötet.“

Die Soldaten verließen das Haus in der Annahme, sie hätten alle getötet – nur Moemen blieb am Leben und blutete tagelang, ehe die Nachbarn ihn fanden und ihn ins Krankenhaus brachten.

Von seinem Spitalsbett in der al-Shifa-Medizinab teilung in Gaza-City aus erzählte er ‚Middle East Eye‘, was am 21. Dezember passiert war. Khaldi und seine Familie waren unterwegs gewesen zur Wohnung ihrer Verwandten im Bezirk Sheikh Radwan im Norden von Gaza-City, nachdem sie gezwungen worden waren, ihr eigenes Haus zu verlassen.

„Ich stellte mich tot“

An diesem schicksalsträchtigen Tag und während die Familie nach der Beendigung ihrer Gebete, eingehüllt in ihre Decken auf dem Fußboden nebeneinander lagen, brachen israelische Soldaten plötzlich die Vordertüre auf und stürmten das Haus. „Jeder in der Nachbarschaft wurde sofort verwundet, darunter zwei Frauen: meine Großmutter und eine andere Frau, die schwanger war“ sagte
Khaldi.
Die israelische Armee forderte alle auf, das Haus zu verlassen, und sprach dazu die Familie auf Hebräisch an. Weil jedoch niemand Hebräisch sprechen konnte, verstanden die Familienmitglieder die Befehle nicht. „Die Soldaten sprachen kein Arabisch. Niemand hat Hebräisch gesprochen und wir verstanden nicht, was sie sagten. Also versuchte mein Großvater zu übersetzen. Er sagte nur ein paar Worte: ‚Hört darauf, was euch die Soldaten sagen und geht hinaus‘“, sagte Khaldi.

„Die Soldaten drehten sich um und dachten, es wäre mein Vater gewesen, der gesprochen hatte. Sie haben ihn mit einer Kugel erschossen“ – und er war sofort tot. Die Soldaten schossen dann auf jeden, der sich im Zimmer befand, einschließlich Khaldi.

„Mein Großvater wurde dann getötet, gefolgt von meinem Onkel, dann noch zwei Männer, die bei uns Zuflucht gesucht hatten, dann einer der Hausbesitzer. Hernach wurden noch meine Großmutter und die schwangere Frau getötet.“

Nachdem er angeschossen worden war und an den Beinen Verletzungen hatte, lag Khaldi bewegungs los auf dem Boden und stellte sich tot, um weiteres Gewehrfeuer von den Soldaten zu vermeiden.

„Ich habe mich geschützt, indem ich einen Platz zwischen dem Rücken meines Onkels und der Wand einnahm. Ich schützte so meinen Kopf in dieser Stellung.

So blieb ich drei Tage lang und gab vor, nicht am Leben zu sein. Während dieser Zeit gingen die Armeeangehörigen zwischen Haus und Straße hin und her und zerstörten den Ort, aber es gelang mir, mich tot zu stellen,“ erinnerte er sich.

„Nach drei Tagen transportierten mich Leute zusammen mit meinen getöteten Familienangehörigen    mehr >>>

Die „Hitleryugend“ oder ISIS Israel:

Die zwei verrückten Nationalisierer des Judentums

Ilan Pappe -  01.01.24

Das Phänomen des religiösen Zionismus geht auf die Lehren von zwei der angesehensten zi onistischen Rabbiner zurück, einem Vater und einem Sohn, die der Familie Kook angehörten.

„Es gibt einen ganzen Sektor in der israelischen Gesellschaft, von dem ich ohne zu zögern behaupte, dass er ein Nachahmungstäter der Nazis ist. Schauen Sie sich die Kinder (der jüdischen Siedler) in Hebron an, sie sind genau wie die Hitlerjugend...

Sie werden von der Wiege an indoktriniert mit dem Bild der bösen Araber, über Anti semitismus, darüber, dass jeder gegen uns ist. Sie werden zu paranoiden Rassisten, genau wie die Hitlerjugend.“

Moshe Zimmerman, Historiker
Yedioth Ahronot 1995

Die gängigen Medien und die Regierungen des globalen Nordens drängen darauf, dass wir Ha mas und ISIS gleichsetzen. Diese Position orien tiert sich am israelischen Insistieren auf einer solchen Gleichsetzung.

Abgesehen von der Tatsache, dass dies ein unberechtigter Vergleich ist, sollte man darauf hinwei sen, dass es eine wesentlich treffendere Fallstudie gibt, die die Verschmelzung von dogmatischem Messianismus und Gewalt demonstriert. Bei die sem Vergleich handelt es sich jedoch nicht um ein palästinensisches, sondern um ein israelisches  Phänomen.

Diese Erscheinungsform hat ihren Ursprung in der Lehre von zwei der angesehensten zionistischen Rabbiner, einem Vater und einem Sohn, die der Familie Kook angehörten.

Lassen Sie uns zunächst über den Vater, Avraham Itzhak Kook (1865-1935), sprechen. Er wurde in Lettland geboren, in einer Region, die früher russisch war, und wurde schließlich zum Vater des religi ösen Zionismus. Diese messianische, rassistische und fundamentalistische ideologische Strömung gewinnt heute an Präsenz und Einfluss unter den politischen Eliten des Staates Israel, die versuchen, den Lehren und Visionen von Rabbi Kook und seinem Sohn Zvi Yehuda Hacohen Kook (1891-1982) religiös zu folgen.

Kook, der Vater

Zunächst zu Kook, dem Vater. Avraham Kook kam 1904 nach Palästina und wurde zur wichtigsten rabbinischen Autorität, die die orthodoxe jüdische Sichtweise herausforderte, welche noch heute von vielen orthodoxen Juden vertreten wird. Diese Auffassung besagt, dass der Zionismus ein säkularer Versuch ist, sich in den Willen Gottes einzumischen, und daher nicht unterstützt werden sollte. Als Oberrabbiner der zionistischen Gemeinde im Mandatsgebiet Palästina – der britischen Kolonial herrschaft in Palästina von 1918 bis 1948 – gab Kook den religiösen Segen für das zionistische Projekt.


Von dieser maßgeblichen Position aus predigte Kook, dass das Recht des jüdischen Volkes auf Palästina Gottes Wille sei und dass Rabbiner alles in ihrer Macht Stehende tun sollten, um Juden in aller Welt davon zu überzeugen, nach Palästina zu kommen und dort zu siedeln.

In den 1920er Jahren war Kook sehr aktiv bei der Forderung nach einer Erweiterung des Gebiets um die Klagemauer in Jerusalem durch die Vertreibung der muslimischen Bewohner. Er schlug sogar vor, sie zu entschädigen, ein Programm, das der Staat Israel nach dem Krieg im Juni 1967 tatsächlich um zusetzen versuchen wird.

Kooks wichtigstes Vermächtnis war ein Ort des Lernens namens Merkaz Harav, „das Zentrum des Rabbiners“. Diese Einrichtung wurde dank des großen Einflusses von Kooks Sohn, Rabbi Zvi Yehuda Hacohen Kook, zu einem wichtigen Ort in der Geschichte des religiösen Zionismus.

Kook, der Sohn
Lassen Sie uns nun über Kook, den Sohn, sprechen. Zvi Kook war der wahre ideologische Vater der messianischen Bewegung Gush Emunim, die nach dem Krieg von 1967 die Judaisierung der besetzten Westbank und des Gazastreifens vorantrieb. Im Laufe der Jahre rückte diese Bewegung von den Rändern des israelischen politischen Systems in  die Mitte. Einige ihrer Mitglieder wurden sogar zu wichtigen Ministern in verschiedenen israelischen  Regierungen.

Bis zu seinem Tod im Jahr 1982 vertrat Zvi Kook weitaus engagierter als sein Vater die Ansicht, dass die Besiedlung des historischen Palästinas ein religiöses Gebot und eine notwendige Maßnahme sei, um die Erlösung des jüdischen Volkes zu beschleunigen.

Kooks Stimme wurde ein wenig übertönt, als die Arbeitspartei zwischen 1967 und 1977 an der Macht war. In diesen Jahren war die Regierung direkt in den Prozess der Judaisierung der Westbank und des Gazastreifens durch ethnische Säuberungen und manchmal Massaker involviert, allerdings auf der Grundlage einer anderen Ideologie: der des säkularen „sozialistischen“ Zionismus.

Als der Likud 1977 an die Macht kam, wurde Zvi Kook zum geistigen Führer der Siedler, die große Tei le der palästinensischen Westbank kolonisierten und ihre Außenposten inmitten dicht besiedelter pa lästinensischer Gebiete errichteten.

Die Idee war, dass eine solch aggressive Kolonisierung die Entarabisierung der Westbank beschleuni gen würde. Durch diesen Prozess sollten die Palästinenser unter Druck gesetzt werden, indem ihnen alle Ressourcen wie Land, Wasser und sogar der Zugang zum Arbeitsmarkt genommen wurden.

Mit Hilfe der Armee wurde diese rücksichtslose Methode zu einer täglichen Praxis der Misshandlung, Belästigung und in einigen Fällen der direkten Tötung und Verwundung von Palästinensern in der Nähe dieser wie Pilze aus dem Boden schießenden illegalen Siedlungen.

Es war für alle israelischen Regierungen bequem, so zu tun, als ob diese Expansionspläne ohne ihren Segen ausgeführt würden. Doch das ist eine Lüge. Tatsächlich wurden die meisten Aktionen der Siedler in der Westbank direkt mit den Militärbefehlshabern vor Ort abgestimmt und später von den jewei ligen Regierungen genehmigt. Diese Gruppen von Wächtern und Unmenschen, die zumeist am Merkaz Harav ausgebildet wurden, wurden von den religiösen Erlassen von Zvi Kook angetrieben, Verordnungen, die sich gegen die mehr >>>

 

Die Mutter der fünfjährigen Hind Rajab sagte, sie sei verletzt und mit ihrem Onkel, dessen Frau und Kindern in einem Auto eingeschlossen (X)

Krieg in Gaza: Schicksal des zur Rettung eines fünfjährigen Mädchens entsandten Ambulanzteams unbekannt

Das letzte Mal hörte man von Hind Rajab am Montag, als sie mit ihrer toten Familie in einem Auto von israelischem Feuer eingeschlossen wurde

Mohammed Qreiqe in Gaza, dem besetzten Palästina und Katherine Hearst und Heba Nasser - 2 Februar 2024 - Übersetzt mit DeepL

Die Sanitäter, die zur Rettung eines fünfjährigen palästinensischen Mädchens geschickt wurden, das mit seiner toten Familie in einem von israelischen Streitkräften umzingelten Fahrzeug eingeschlossen war, haben seit fünf Tagen nichts mehr von sich hören lassen, berichtete die Palästinensische Rothalbmondgesellschaft (PRCS) am Freitag.

Yousef Zeino und Ahmed al Madhoun wurden am Montag losgeschickt, um Hind Rajab zu retten, nachdem sie den PRCS angerufen hatte, als sie zusammen mit den Leichen von sechs Familienmitgliedern in einem Auto in der Nähe einer Tankstelle in Gaza-Stadt unter israelischem Beschuss festsaß.

PRCS teilte mit, dass man bald den Kontakt zur Besatzung verloren habe und äußerte "tiefe Besorgnis" über die Sicherheit der vermissten Krankenwagenbesatzung und Rajab.

Die Mutter von Hind, Wissam Rajab, sagte gegenüber Middle East Eye, dass die Familie beschlossen habe zu fliehen, als sich Panzer dem Gebiet näherten, in dem sie sich aufhielten.

Aufgrund des schlechten Wetters habe sie ihre Tochter zusammen mit ihrem Onkel, seiner Frau und ihren Kindern in das Fahrzeug gesetzt, während der Rest der Familie, einschließlich Hinds Großmutter, zu Fuß geflohen sei.

"Wir hörten Schüsse und flohen aus der Gegend. Wir riefen den Roten Halbmond an und sagten ihnen, dass auf unser Auto geschossen wurde", so Rajab gegenüber MEE.

Rajab dachte, sie seien alle tot, bis sie einen Anruf von Layan Hamadeh, ihrer 15-jährigen Cousine, erhielt, die sagte: "Hind und ich sind verwundet, und meine ganze Familie ist tot, ich will nicht sterben. Bitte rufen Sie einen Krankenwagen, um uns zu retten. Ich habe Angst, die Panzer sind 500 Meter von mir entfernt."

Die Leitung war tot, Rajab dachte, sie seien beide tot. Aber als sie erneut anrief, antwortete Hind und sagte: "Ich bin am Leben, aber Layan ist gefallen. Mama, ich habe Angst, sie sind alle tot. Komm und hol mich ab."

Verfolgen Sie die Live-Berichterstattung von Middle East Eye über den Krieg zwischen Israel und Palästina

Nach Angaben von Hinds Großmutter erzählte Hind ihnen, dass Layan in den Kopf geschossen wurde und blutüberströmt war.

"Wir sagten ihr: 'Bedecke Layans Gesicht und sieh es nicht an, und setz dich auf den Boden des Autos und versteck dich, du bist ein tapferes Mädchen'", so Hinds Großmutter gegenüber MEE.

Sie erinnerte sich, dass Hind sagte, sie habe Schmerzen und ihr Arm, ihr Bein und ihr Rücken seien verwundet.

Rajab versuchte, sie zu beruhigen, dass der Krankenwagen in der Nähe sei.

PRCS veröffentlichte eine Tonaufnahme des Telefongesprächs, auf der ihre letzten Bitten inmitten des Schusswechsels zu hören sind.

"Ich habe Angst vor der Dunkelheit, komm und hol mich", sagte sie.

Nach Angaben von Rajab sagte Hind: "Lasst mich nicht allein, mir ist kalt, ich habe Hunger und Angst."

PRCS sagte, sie seien 15 Minuten entfernt und würden nach ihr suchen, doch dann brach die Verbindung ab.

Ein kleines Mädchen im Angesicht einer Armee
Rana al-Faqeh, eine PRCS-Disponentin, die drei Stunden lang mit Rajab telefonierte, sagte gegenüber Reuters, sie habe sich während des Gesprächs wie gelähmt" gefühlt.

"Ich habe ihr gesagt, wenn es Nacht wird und wir immer noch kein Team schicken können, soll sie versuchen, die Augen zu schließen und so zu tun, als würden wir Verstecken spielen. Sie soll die Augen schließen und anfangen zu zählen", sagte sie.

"Ich sage mir immer wieder, dass sie noch am Leben ist. Hind ist erst fünf Jahre alt. Sie ist sehr klug, alle ihre Lehrer und Freunde lieben sie", sagte Rajab weinend gegenüber MEE.

Rajab und die Großmutter von Hind haben internationale Organisationen und Menschenrechtsgruppen aufgerufen, Hind zu finden.

"Hind ist müde. Bitte retten Sie sie, sie ist ein kleines Mädchen, das einer Armee gegenübersteht", sagte Rajab.

Organisationen, Aktivisten und Nutzer sozialer Medien haben Bilder von Hind und die Tonaufnahmen unter dem Hashtag #WhereisHind?

"Wo ist Hind? Wo sind Yousef und Ahmed? Sind sie noch am Leben? Wir wollen ihr Schicksal erfahren", postete PRCS auf X.

"[Hinds] Familie wurde um sie herum ermordet. Das PRCS-Team, das sie retten wollte, ist verschwunden. Wo bleiben die Schreie nach ihrer Sicherheit? Der Rassismus und die Heuchelei sind erschütternd", schrieb die irische Palästina-Solidaritätskampagne auf X.  Quelle

Ausländische und israelische Journalisten stehen auf einem Hügel mit Blick auf den Gazastreifen in der Stadt Sderot im Süden Israels, 19. Oktober 2023. (Nati Shohat/Flash90)

Wie der Nachrichtenzyklus die vorherrschende Gewalt in Israel-Palästina übersieht

Der ereignislose Charakter struktureller Gewalt macht sie im Vergleich zu kinetischer Gewalt ungeeignet für die Medienberichterstattung. Aber beide sind untrennbar miteinander verbunden.

Alexei Sisulu Abrahams - 2. Februar 2024 - Übersetzt mit DeepL

Die Gewalt, die sich in den letzten vier Monaten in Palästina und Israel entfaltet hat, wurde von einer nahezu in Echtzeit erfolgenden Informationsflut in den sozialen und Nachrichtenmedien weltweit begleitet. Wie bei anderen schnelllebigen, politisch aufgeladenen Situationen war ein Teil dieser Informationen falsch, und die Faktenprüfer hatten alle Hände voll zu tun. Und wie schon bei anderen Gelegenheiten wurden Plattformen wie Meta, Twitter/X und sogar Telegram dafür kritisiert, dass sie nicht oder auf eine voreingenommene Art und Weise interveniert haben.

Menschen bilden sich ihre Meinung jedoch nicht auf der Grundlage von Informationen, sondern mit Geschichten, die aus Informationen gesponnen werden - und die Beziehung zwischen ihnen ist alles andere als linear. Fiktive Informationen können zu einer Geschichte arrangiert werden, die tiefe Wahrheiten vermittelt, wie große Romanautoren seit Jahrhunderten beweisen. Umgekehrt gibt es, wie die Berichterstattung der letzten Monate gezeigt hat, keine Tatsache, die nicht in den Dienst einer Lüge gestellt werden kann. Als Medienwissenschaftler und langjähriger Kenner des palästinensischen Kampfes befürchte ich, dass neben der Desinformation (dem Handel mit Unwahrheiten) die Dekontextualisierung (die selektive Darstellung von Wahrheiten) die allgegenwärtigere und schwer fassbare Bedrohung für unser kollektives Verständnis darstellt.

Desinformation bedeutet, im Auftrag zu lügen, z. B. zu behaupten, dass die Präsidentschaftswahlen 2020 in den USA gegen Trump manipuliert wurden oder dass Ivermectin COVID-19 heilt. Bei der Dekontextualisierung hingegen geht es um Lügen durch Weglassen, und Psychologen haben gezeigt, dass Menschen durch Weglassen leichter lügen als durch Auftrag. Darüber hinaus ist das charakteristische Merkmal der Auslassung die Abwesenheit - etwas, das der Mensch notorisch schlecht wahrnehmen kann, was bedeutet, dass wir dekontextualisierte Erzählungen unwissentlich verstärken können.

Für eingefleischte Beobachter des israelisch-palästinensischen Geschehens sind die Auslassungen im jüngsten Diskurs jedoch ungeheuerlich. Zwar wurde in den letzten Monaten viel über die unterschiedliche Berichterstattung über das palästinensische und das israelische Leiden berichtet, doch die weitaus größere Asymmetrie ist festzustellen, wenn man die Berichterstattung über die Wochen der kinetischen Gewalt nach dem 7. Oktober mit der jahrzehntelangen strukturellen Gewalt davor vergleicht.

Der Grund für diese Asymmetrie geht weit über die politische Agenda hinaus. Die Nachrichtensender berichten über Bombenanschläge, Schießereien und andere Formen kinetischer Gewalt, weil es sich dabei um laute, endliche Ereignisse handelt, die unsere Aufmerksamkeit erregen, zu Nachforschungen und Intrigen einladen und deren Opfer gezählt, benannt und betrauert werden können. Im Gegensatz dazu ist die alltägliche strukturelle Gewalt der israelischen Besatzung und Apartheid vergleichsweise ereignislos. Anstelle von Verlust bringt sie Abwesenheit mit sich. Anstatt zu töten, wird einfach abgetrieben. Ihre ersten Opfer sind Träume und Schicksale. Selbst die Opfer können nicht vollständig Rechenschaft ablegen, denn wie kann man etwas vermissen, das einem immer vorenthalten wurde?

Im Vergleich zur kinetischen Gewalt ist die strukturelle Gewalt aufgrund ihres ereignislosen, kontinuierlichen und unleserlichen Charakters nicht für die Berichterstattung geeignet. Dennoch sind die beiden untrennbar miteinander verbunden. Jahrzehnte struktureller Gewalt ziehen Wochen und Monate kinetischer Gewalt nach sich. Über letztere zu berichten und erstere zu vernachlässigen, bedeutet, kurz gesagt, sie zu dekontextualisieren; dem Publikum die Symptome zu zeigen, während man ihm die zugrunde liegenden Ursachen vorenthält. Ohne diesen Kontext ist es wahrscheinlicher, dass das Publikum kinetische Gewalt als unprovoziert ansieht, die aus angeborenen und unnachgiebigen ideologischen Verpflichtungen resultiert, die ein hartes Durchgreifen erfordern.

Auf der Suche nach Abwesenheit

Alle Erzählungen, die die israelische Regierung zur Rechtfertigung ihrer mörderischen Bombardierung des Gazastreifens spinnt - auch bei der jüngsten Anhörung vor dem Internationalen Gerichtshof zum Vorwurf des Völkermords -, stützen sich im Wesentlichen auf die Fakten des 7. Oktober: dass militante Hamas-Kämpfer den Zaun zum Gazastreifen durchbrochen und im Süden Israels mit äußerster Brutalität über 1.100 Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten, abgeschlachtet und etwa 240 weitere als Geiseln genommen haben.

Die Narrative, dass "die Hamas ISIS ist", dass die Hamas moralisch unverbesserlich und strategisch unvereinbar ist, dass eine Koexistenz unmöglich ist, dass die Hamas ausgerottet werden muss, dass die Palästinenser im Gazastreifen selbst dafür dankbar sein werden - all diese zweifelhaften Narrative erhalten durch das unbestreitbare Grauen des 7. Oktobers eine gewisse Authentizität. In diesem Sinne handelt es sich nicht um eine Desinformation, sondern um eine Dekontextualisierung. Und obwohl es einige Ausschmückungen gab, die zu Recht kritisch beäugt wurden, sind die Kernfakten über die Geschehnisse des 7. Oktober wahr, halten einer Überprüfung stand und sind an sich schon schrecklich genug, um Israels Kriegsgeschichten auf den ersten Blick glaubwürdig erscheinen zu lassen.

Die Unzulänglichkeit der israelischen Regierungserzählungen liegt nicht so sehr in den Informationen, die sie präsentieren, sondern eher in den Informationen, die nicht erwähnt werden. Gegen die Dekontextualisierung geht es darum, die Abwesenheit "mit all ihren Instrumenten" (um Sinan Antoons Übersetzung des palästinensischen Dichters Mahmoud Darwish zu zitieren) zu sehen, nicht nur das zu sehen, was präsentiert wird, sondern auch das, was ausgelassen wird, und das Schweigen sprechen zu lassen. Wie Darwish sagen würde, müssen wir ein paar Stühle für die Gespenster herbeischaffen.

Die Gespenster kommen zum Vorschein, wenn man sich die Medienberichterstattung in ihrer Gesamtheit ansieht. MediaCloud, das von einem Konsortium von Universitäten im Raum Boston betrieben wird, verfolgt seit über einem Jahrzehnt die weltweite Nachrichtenlage. Ich habe die MediaCloud-Datenbank über ihre Webschnittstelle abgefragt und alle von amerikanischen, kanadischen oder britischen Nachrichtenagenturen im Jahr 2023 veröffentlichten Nachrichtenartikel gefunden, in denen entweder "Gaza" oder "Westjordanland" erwähnt wurde, und das folgende Diagramm erstellt.

Das Diagramm zeigt zwei Kurven, eine rote und eine schwarze, die den prozentualen Anteil der Nachrichtenartikel darstellen, in denen "Gaza" bzw. "Westjordanland" erwähnt wird, und die an jedem Tag von Anfang 2023 bis kurz vor dem vorübergehenden Waffenstillstand Ende November veröffentlicht wurden.

Aus dieser Grafik geht hervor, dass die besetzten palästinensischen Gebiete in den Nachrichten erwähnt werden, wenn und wo es zu kinetischer Gewalt kommt - d. h. zu Bombenanschlägen, Schießereien, Messerstechereien und so weiter. Besonders auffällig ist, dass die Berichterstattung über den Gazastreifen und das Westjordanland nach dem 7. Oktober alles in den Schatten stellt, was in den vergleichsweise stabilen neun Monaten davor veröffentlicht wurde. Die Berichterstattung über den Gazastreifen nach dem 7. Oktober übertrifft durchweg die über das Westjordanland, wo es ebenfalls zu kinetischer Gewalt kam, die jedoch um Größenordnungen geringer war als im Schwestergebiet.

Ich sage kinetische Gewalt, um sie von dem komplementären Konzept der strukturellen Gewalt zu unterscheiden. Während Bombenanschläge oder Schießereien Beispiele für kinetische Gewalt sind, wird strukturelle Gewalt durch Mauern, Stacheldrahtzäune oder Systeme diskriminierender Gesetze verkörpert. Wenn eine Bombe explodiert, ist das ein einzelnes Ereignis, über das berichtet oder das kommentiert werden kann. Strukturen der Gewalt hingegen sind kontinuierliche Merkmale, die die Realität in zwei Teile zerreißen.

Um eine Vorstellung davon zu bekommen, was es für Palästinenser bedeutet, Opfer struktureller Gewalt zu sein, können wir uns an den großen palästinensischen Schriftsteller Ghassan Kanafani wenden, der einmal schrieb, dass "unser Leben wie eine gerade Linie ist, die in Scham und Schweigen neben der Linie unseres Schicksals marschiert; aber die beiden liegen parallel und werden sich nie treffen." Im Schatten einer Mauer zu leben, auf der falschen Seite eines Zauns zu stehen oder Opfer eines diskriminierenden Systems zu sein, bedeutet, "in der Gegenwart der Abwesenheit" zu leben, vom Geist des eigenen potenziellen Selbst heimgesucht zu werden - der Person, die man geworden wäre, hätte es diese Mauer, diesen Zaun, dieses Gesetz, diese Struktur nicht gegeben. In Kanafanis Erzählung verfolgt das Leben, das die Palästinenser eigentlich führen sollten, jeden ihrer Schritte. Es läuft parallel und vor ihren Augen ab, eine tägliche Mahnung und Demütigung, neben der sie sich schweigend und beschämt abmühen.

Dies ist die Qual der strukturellen Gewalt, mit der die Palästinenser das ganze Jahr 2023 und die langen Jahre und Jahrzehnte davor zu kämpfen hatten. Doch wie die Grafik zeigt, scheint die Berichterstattung nur bei Ausbrüchen von kinetischer Gewalt anzusteuern. Warum kommt die strukturelle Gewalt zu kurz?

Erstens ist strukturelle Gewalt schwer zu messen, selbst für Wissenschaftler, die über die nötige Zeit, die Ressourcen und das Fachwissen verfügen, um dies zu tun. Wie Kanafanis Worte andeuten, lässt sich strukturelle Gewalt an der Kluft messen, die sie zwischen der Realität und den Möglichkeiten einer Person schafft; zwischen dem gegenwärtigen Leben und dem Leben, das man hätte führen können, wenn diese Struktur nicht im Weg gewesen wäre. Eine solche kontrafaktische Analyse ist jedoch langsam, mühsam und statistisch.

Unter Verwendung des Westjordanlands als kontrafaktischer Fall für Gaza haben Wissenschaftler beispielsweise die wirtschaftlichen und politischen Kosten der Gaza-Blockade seit ihrer Verhängung durch Israel im Jahr 2007 geschätzt. Diese Maßnahmen sind zwar gut durchdacht, aber sie sind kompliziert, dauern Jahre und laden zu Skepsis und Streitigkeiten ein.

Selbst wenn es gelingt, die strukturelle Gewalt auf glaubwürdige Weise zu messen, erscheinen die Ergebnisse letztlich als zu statistisch und hypothetisch. Rückgänge des BIP oder der Beschäftigung in Prozentpunkten haben einfach nicht den Schrecken eines Selbstmordattentats oder eines Luftangriffs in sich. Hinter diesen Prozentsätzen stehen reale Menschen, deren Träume zerstört wurden und die möglicherweise Depressionen, Drogenmissbrauch und dem Tod viele Jahre vor ihrer natürlichen Zeit erliegen. Aber all das wird als so indirekt, verschleiert und wahrscheinlich angesehen, dass es beim Publikum nicht so stark ankommt.

Dekontextualisierung kinetischer Gewalt

Aus all diesen Gründen ist strukturelle Gewalt kein Thema für die Nachrichtenberichterstattung. Sie ist langweilig, drückt sich durch Abwesenheit aus, durch Nicht-Ereignisse, Dinge, die nicht geschehen sind, Realitäten, die nicht besucht wurden. Nachrichten müssen sich dem Publikum verkaufen, und das Publikum will Action sehen und abgelenkt werden. Kinetische Gewalt ist aufmerksamkeitsstark und hat daher (wie die obige Grafik zeigt) eine größere Chance, in den Nachrichten behandelt zu werden.

Actiongeladene kinetische Gewalt wird dann in unseren Köpfen zur gesamten Geschichte, und zwar aufgrund eines Defekts der menschlichen Psychologie, den der israelische Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman das "WYSIATI-Prinzip" nennt: Was man sieht, ist alles, was es gibt. Außerdem, wer hat in einer Welt voller Ereignisse schon Zeit, darüber nachzudenken, was nicht passiert ist?

Die Asymmetrie, mit der über kinetische Gewalt im Vergleich zu struktureller Gewalt berichtet wird, hat Auswirkungen darauf, wie das internationale Publikum Palästina-Israel und andere zivile Konflikte wahrnimmt. Obwohl die Behörden ihren Untertanen durch ein System der Unterdrückung (Kolonialismus, Apartheid, militärische Besatzung usw.) strukturelle Gewalt zufügen können, wird dies als nicht berichtenswert erachtet und erhält nur ein bescheidenes Maß an Berichterstattung.

Nach vielen Jahren der täglichen Demütigung und Frustration wird schließlich eine Bruchstelle erreicht, und es kommt zu einer Rebellion. Die Rebellen sind jedoch viel schwächer als der Staat und können keine strukturelle Gewalt ausüben. Stattdessen ist ihr wichtigstes Mittel die kinetische Gewalt. Und da kinetische Gewalt Schlagzeilen macht, schenken viele außenstehende Beobachter dem Konflikt zum ersten Mal ihre Aufmerksamkeit, wenn sie sehen, wie maskierte bewaffnete Rebellen morden und terrorisieren.

Analysiert man die Muster des Raketenbeschusses und der Luftangriffe über dem Gazastreifen in den 2010er Jahren, so stellt man immer wieder fest, dass es in der Regel militante Palästinenser sind, die die "Ruhe" zu stören scheinen. In den vertraulichen UN-Sicherheitsberichten, aus denen diese Erkenntnisse abgeleitet wurden, ist jedoch verborgen, dass fast jedem Raketenangriff israelische Provokationen vorausgingen - Bulldozer für Obstplantagen, Entzug von Arbeitserlaubnissen usw. -, die unter die Schwelle der Nachrichtenwürdigkeit fielen und sich in den Alltag der strukturellen Gewalt einfügten.

Außenstehende Beobachter spüren nicht das Gewicht der Jahre und Jahrzehnte struktureller Gewalt, die jedem Moment kinetischer Gewalt vorausgehen. Das ist es, was es bedeutet, wenn letztere dekontextualisiert wird: ihrer strukturellen Herkunft beraubt durch menschliche Unachtsamkeit, durch unsere Unfähigkeit, Abwesenheit zu sehen, und durch die mangelnde Bereitschaft der Medien, über das zu berichten, was nicht geschehen ist.

Aber die kinetische Gewalt des 7. Oktober kann nicht ohne die strukturelle Gewalt des 6. Oktober und all der Tage davor verstanden werden. Wenn man jahrzehntelang rücksichtslos fossile Brennstoffe verbrennt, wird es irgendwann zu Wirbelstürmen und Waldbränden kommen. Und wenn man den politischen Prozess zur Beseitigung der strukturellen Gewalt auf unbestimmte Zeit verschiebt, riskiert man Ausbrüche kinetischer Gewalt.

Die Hamas selbst wurde 40 Jahre nach der Nakba und der darauf folgenden palästinensischen Flüchtlingskrise und 20 Jahre nach der militärischen Besetzung des Westjordanlandes und des Gazastreifens gegründet. Sie ist das wütende Waisenkind der Unterdrückung, das Produkt eines Musters, das den Gelehrten des zivilen Konflikts so vertraut ist, dass es erstaunlich ist, dass wir uns immer noch mit Eigennamen abmühen. Man kann es sich als Erhaltungssatz vorstellen: Gewalt wird weder geschaffen noch zerstört, sondern lediglich von struktureller in kinetische Gewalt umgewandelt.

Israelische Polizei unterdrückt Antikriegsproteste mit "eiserner Faust", sagen Aktivisten
Diese kausale Wechselwirkung wird jedoch von den meisten Zuschauern nicht wahrgenommen. Nach dem 7. Oktober haben Aktivisten und Kommentatoren heldenhaft versucht, den fehlenden Kontext aus dem Stegreif zu ergänzen, in langen Twitter-Threads oder im Fernsehen in den flüchtigen Momenten, die ihnen von Nachrichtensprechern geboten wurden. Aber ein Jahrhundert struktureller Gewalt kann unter solchen Bedingungen kaum rezitiert, geschweige denn verarbeitet werden, selbst wenn sich die Ereignisse vor Ort dramatisch entwickeln.

Das obige Schaubild zeigt außerdem, dass die Halbwertszeit der Berichterstattung über eine Krise selbst dieses Ausmaßes nur sechs Wochen betragen kann. Wie der Schriftsteller John le Carré schrieb, "hält die Geschichte nie inne, um Luft zu holen", und die Aufmerksamkeit der Menschen richtet sich auf das nächste Thema und auf das nächste.

Aus all diesen Gründen stellt die Dekontextualisierung eine enorme Herausforderung für unser Verständnis dar. Um die Dekontextualisierung rückgängig zu machen, bedarf es mehr als nur der Überprüfung von Fakten. Wir werden Ökonometrie und Medienbeobachtungsstellen brauchen. Wir werden die Werke palästinensischer Schriftsteller und israelischer Psychologen lesen müssen. Wir werden Mitgefühl und Geduld brauchen und über unsere eigenen Vorurteile und blinden Flecken nachdenken müssen. Wir werden all diese Instrumente brauchen, um die Abwesenheit zu erkennen.

Alexei Sisulu Abrahams leitet das Digital Trace Team des Canadian Media Ecosystem Observatory (MEO) an der McGill University. Er ist Autor des in Kürze erscheinenden Buches "Social Media Observatory" (No Starch Press, 2024), in dem es darum geht, wie der zeitgenössische politische Diskurs online verfolgt und analysiert werden kann. Twitter: @kalamburshki.

Unser Team ist erschüttert von den schrecklichen Ereignissen des jüngsten Krieges - den Gräueltaten der Hamas in Israel und den massiven israelischen Vergeltungsangriffen auf Gaza. Unsere Herzen sind bei all den Menschen und Gemeinschaften, die der Gewalt ausgesetzt sind.

Wir befinden uns in einer außerordentlich gefährlichen Zeit in Israel-Palästina. Das Blutvergießen, das durch diese Ereignisse ausgelöst wurde, hat ein extremes Maß an Brutalität erreicht und droht die gesamte Region zu verschlingen. Der mörderische Angriff der Hamas im Süden Israels hat das Land verwüstet und zutiefst erschüttert. Israels Vergeltungsbombardements auf den Gazastreifen zerstören den ohnehin schon belagerten Streifen und fordern immer mehr Opfer unter der Zivilbevölkerung. Die ermutigten Siedler im Westjordanland, die von der Armee unterstützt werden, nutzen die Gelegenheit, um ihre Angriffe auf Palästinenser zu verstärken.

Diese Eskalation hat einen klaren Hintergrund, über den +972 in den letzten 13 Jahren berichtet hat: Der wachsende Rassismus und Militarismus der israelischen Gesellschaft, die anhaltende Besatzung und die zunehmend normalisierte Belagerung des Gazastreifens. Quelle




Aufgrund der schweren Kämpfe in Khan Younis, vor allem um die Krankenhäusern von Nasser und Al Amal herum, sowie aufgrund neuer Evakuierungsbefehle werden die Palästinenser erneut vertrieben, viele von ihnen sind auf dem Weg ins überfüllte Rafah. Foto durch die WHO


OCHA - Feindseligkeiten im Gazastreifen und Israel
Flash Update #107 - 31. Jan. 2024


KERNPUNKTE

• Intensive israelische Bombardierungen aus der Luft, vom Land und vom Meer wurden im größten Teil des Gazastreifens am 31. Januar fortgesetzt, was zu weiteren zivilen Opfern, zu Vertreibung und Zerstörung geführt hat. Angriffe waren besonders intensiv in Khan Younis und heftige Kämpfe wurden um die Nasser- und Al Amal Krankenhäuser berichtet und über Palästinenser, die trotz einer fehlenden sicheren Passage in die südliche Stadt von Rafah flohen, die bereits total überfüllt war. Bodenoperationen und Kämpfe zwischen israelischen Streitkräften und bewaffneten palästinensischen Gruppen wurden in den größten Teilen von Gaza berichtet.

• Vom Nachmittag des 30. bis zum 31. Januar wurden dem Gesundheitsministerium (MoH) in Gaza zufolge 150 Palästinenser getötet und 313 verletzt. Zwischen dem 7. Oktober 2023 und dem 31. Januar 2024 bis 12:0 wurden mindestens 26.900 Palästinenser in Gaza getötet und 65.949 verletzt.

• Vom 30. bis zum 31. Januar wurden vier Soldaten in Gaza getötet, wie das israelische Militär berichtet. Bis zum 31. Januar wurden 222 Soldaten getötet und 1.293 in Gaza verletzt.

• Am 30. Januar brachten die israelischen Behörden die Leichen von Dutzenden von Palästinensern über den Kerem-Shalom-Übergang zurück, die in den letzten Wochen getötet worden waren. Dem Gesundheitsministerium in Gaza zufolge wurden 80 bis 100 Leichen erhalten, von denen die meisten aufgrund von Zersetzung nicht identifiziert werden konnten und folglich in einem Massengrab in Rafah beerdigt wurden. Medienberichten und vorherigen Erklärungen zufolge hatten sie die Leichen genommen, um zu identifizieren, ob es einen Verdacht ab, dass sich unter ihnen Geiseln befinden könnten.

• Am 30. Januar um circa 16:00 Uhr wurden palästinensische Zivilisten im Al Kuwaiti rund um Gaza Stadt angeschossen und verletzt, als sie sich versammelten, um humanitäre Hilfe zu erhalten. Das ist der vierte Vorfall dieser Art, bei bem Palästinenser beschossen wurden, als sie zusammenkamen, um Lebensmittel zu empfangen.

• Am 30. Januar stellte der Sicherheitsrat eine gemeinsame Erklärung aus, indem sie die Ernennung der UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe und Wiederaufbau im Gazastreifen, Sigrid Kaag, begrüßten und ihre Besorgnis aufgrund der „schlimmen und sich schnell verschlechternden humanitären Situation im Gazastreifen“ ausdrückten und „die dringende Notwendigkeit, den Fluss der humanitären Unterstützung für die Zivilbevölkerung in Gaza zu erweitern“, betonten.

• Am 31. Januar berichtete die Gesellschaft des Palästinensischen Roten Halbmondes (PRCS), dass ein Mitglied im Al Amal Krankenhaus vor den Krankenhaustoren erschossen worden sei. Am selben Tag starben eine ältere Frau und ein Kind im Al Amal-Krankenhaus, da Sauerstoff fehlte, wovon sie abhängig waren. Sie wurden im Hof des Krankenhauses beerdigt, wie PRCS sagte. Am 29. Januar schickte PRCS ein Ambulanz-Team zu einem jungen Mädchen, das Hilfe benötigte in Gaza Stadt, um es während der Angriffe zu retten, und verlor den Kontakt zu ihnen seit dem am 31. Januar. PRCS berichtete, dass der Verbleib des Ambulanz-Teams und des Mädchens immer noch unbekannt ist.

• Die Nasser- und Al Amal-Krankenhäuser im Westen von Khan Younis blieben unter Besetzung, wobei die Umgegend des Al Shifa-Krankenhaus in Gaza Stadt auch Spannungen ausgesetzt bleibt, ein Kind wurde getötet laut Berichten. Am 31. Januar berichtete die PRCS , dass der Hof des Al Amal-Krankenhauses gestürmt wurde und dass die israelischen Streitkräfte vor dem „ER“-Außentor Position bezogen.

• Am 30. Januar wurden palästinensische Opfer inmitten der Angriffe in der Nähe des Nasser-Krankenhauses und den umliegenden Gebieten verzeichnet.

• Am 31. und 30. Januar wurden Angriffe in der Nähe des Al Amal-Krankenhauses und der PRCS-Zentrale in Khan Younis verzeichnet.

• Am 31. Januar berichteten die Ärzte ohne Grenzen (MSF), deren Leiter der medizinischen Aktivitäten es gelungen war, das Shifa-Krankenhaus in Gaza Stadt am 22. Januar als Teil eines von den Vereinten Nationen organisierten Konvois zu besuchen, dass die Mitarbeiter „sich abmühen, um die Patienten zu versorgen, da die Bedürfnisse riesig sind“. Die MSF berichten weiterhin, dass die Funktionen der Einrichtung mit drei Operationsräumen für dringende Operationen trotz schwerer Schäden und nur wenig Ressourcen. Ein Patient starb Berichten zufolge aufgrund fehlender Bluttransfusionen. Die MSF sagten, die Einrichtung beherbergt vertriebene Menschen, die Sicherheit suchen.

• Am 30. Januar entdeckten die Palästinenser 30 Leichen in schwarzen Plastiksäcken unter Sand beerdigt in einer UNRWA.Schule in Beit Lahiya, im Norden von Gaza. Die Schule war von den Bewohnern fast seit dem 10. Dezember nicht mehr betreten worden, als ein Feuer ausbrach, das erheblichen Schaden verursachte und Binnenvertriebene, die in den Räumen Zuflucht gesucht hatten, zwang, zu fliehen. Am 7. Dezember wurde die Einrichtung besetzt, wobei Opfer verzeichnet wurden.

Kämpfe und Opfer (Gaza Strip)


Die folgenden sind die tödlichsten Vorfälle, die am 30. und 31. Januar verzeichnet wurden:

➢ Am 31. Januar, um circa 9:50, wurden vier Palästinenser getötet und andere verletzt, als eine Einrichtung in der Nähe von Hadam Stadt, in Khan Younis getroffen wurde.

➢ Am 30. Januar, um circa 18:45, wurden mindestens 11 Palästinenser, darunter Frauen und zwei Kinder, getötet und weitere verletzt, nachdem ein Wohngebäude im Süd-Osten von Deir al Balah getroffen wurde.

➢ Am 30. Januar, um 13:40, wurden die Leichen von fünf Palästinenser in der Ad Durrah-Schule in Qaizan An Najjar, Khan Younis geborgen, nachdem diese am 8. Januar getroffen worden war.

➢ Am 30. Januar, um circa 21:00, wurden 10 Binnenvertriebene (IDPs) verletzt, als die Umgebung der Al Ourouba-Schule im nordwestlichen An Nuseirat-Lager, Deir al Balah, getroffen wurde.

➢ Am 30. Januar, um 14:00, zerstörten die israelischen Streitkräfte dem Zivilschutz in Gaza zufolge die gesamten Wohnviertel in Tal Al Hawa und die westlichen Gebiete von Gaza Stadt, Opfer wurde nicht verzeichnet.


Vertreibung (Gazastreifen)


• Am 31. Januar, berichtete die UNRWA, dass etwa 184.000 Menschen in den westlichen Außenbezirken von Khan Younis zur humanitären Unterstützung registriert wurden, nachdem sie aus der westlichen Stadt von Khan Younis in den letzten Tagen aufgrund der Evakuierungsbefehle und fortgesetzter Feindseligkeiten vertrieben worden waren. Außer diesen Vertriebenen musste die UNRWA selbst Teile ihrer Aktivitäten von der westlichen Stadt von Khan Younis verlagern und hat dadurch Gesundheitszentren und Unterkünfte verloren. Die Agentur hat ihre Tätigkeiten in den westlichen Außenbezirken von Khan Younis wieder aufgenommen.

• Am 29. Januar befahl das israelische Militär Bewohnern der Vierteln An Nassar, Ash Sheikh Radwan, Ash Shati-Flüchtlingslager, Rimal Ash Shamali und Al Janubi, Sabra, Ash Sheikh ‘Ajlin und Tel Al Hawa im Westen von Gaza Stadt gen Süden zu evakuieren. Der neue Befehl deckte ein Gebiet von 12,43 Quadratkilometer, das 3,4 Prozent des gesamten Gebietes des Gazastreifens entspricht. Dieses Gebiet war die Heimat von fast 300.000 Palästinensern vor dem 7. Oktober und anschließend suchten schätzungsweise 88.000 IDPs in 59 Unterkünften Zuflucht. Die israelischen Behörden verkündeten diese Evakuierungsbefehle erneut am 30. Januar. Seit dem 1. Dezember, als das israelische Militär den Befehl für die Menschen erließ, aus besonderen Gegenden zu evakuieren,wurden 158 Quadratkilometer, was 41 Prozent des Gazastreifens entspricht, unter derartige Befehle gestellt wurde. Dieses größere Gebiet war die Heimat von 1,38 Millionen Palästinensern vor dem 7. Oktober und danach enthielt es 161 Unterkünfte, die schätzungsweise 700.750 IDPs beherbergten.

• Bis zum 26. Januar gab es UNRWA zufolge schätzungsweise 1,7 Millionen IDPs in Gaza. Viele von ihnen waren mehrfach bereits vertrieben worden, da die Familien gezwungen waren, wiederholt fortzuziehen auf der Suche nach Sicherheit. Aufgrund fortgesetzter Kämpfe und der Evakuierungsbefehle zogen einige Haushalte aus den Unterkünften, wo sie anfangs registriert waren, fort. Das Rafah Gouvernement ist das Gebiet, wo mehr als eine Million Menschen in einen extrem überfüllten Raum gepfercht sind. Infolge intensiver israelischer Bombardierungen und der Kämpfe in Khan Younis und Deir al Balah in den letzten Tagen, als auch aufgrund neuer Evakuierungsbefehle durch das israelische Militär ist eine bedeutende Anzahl von Binnenvertriebenen weiterhin in den Süden gezogen.

• Am 29. Januar wurden 10 IDPs UNRWA zufolge getötet und mehrere Verletzte mehr als Ergebnis der israelischen Raketenangriffe gegen Klassenzimmer im Innern einer Schule in Gaza Stadt. Mindestens 372 IDPs, die in UNRWA-Unterkünften beherbergt wurden, wurden getötet und 1.335 seit dem 7. Oktober verletzt.

Elektrizität


• Seit dem 11. Oktober 2023 herrscht im Gazastreifen Stromausfall, nachdem die israelischen Behörden die Stromzufuhr abgesperrt haben, und die Treibstoffreserven für Gazas einziges Kraftwerk aufgebraucht waren. Der Ausfall der Kommunikationen und des industriellen Treibstoffes hindert auch weiterhin die Maßnahmen der Hilfsgemeinschaft, den vollständigen Bedarf in Gaza zu bewerten und entsprechend auf die Verschärfung der humanitären Krise zu reagieren.

Gesundheitsversorgung, einschließlich von Angriffen (Gazastreifen)

• Am 29. Januar gelang es einem humanitären Team das Nasser-Krankenhaus in Khan Younis zu erreichen und wichtige medizinische Güter für 1.000 Patienten zu liefern. Jedoch wurde am 30. Januar die Hilfslieferung für dieses Krankenhaus an einem Kontrollpunkt verzögert, wo viele Menschen Lebensmittel von den angehaltenen LKWs entwendeten. Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Dr. Tedros Ghebreyesus, äußerte sich zu dem Vorfall: “Das unterstreicht die völlige Verzweiflung der Menschen in Gaza, die unter höllischen Bedingungen leben, darunter starker Hunger. Wir beantragen auch weiterhin die Genehmigung, um Treibstoff an das Krankenhaus zu liefern. Einst das wichtigste Überweisungskrankenhaus im Süden Gazas wurde Nasser binnen einer Woche von einem teilweise funktionsfähigen zu einem minimal funktionsfähigen Krankenhaus, was den ungerechtfertigten und anhaltenden Verfall des Gesundheitssystems widerspiegelt.”

• Gesundheitsversorgung in Gaza bleibt allgemein extrem fragil der WHO zufolge. Bis zum 25. Januar sind nur 14 von 36 Krankenhäuser in Gaza teilweise funktionsfähig; sieben im Norden und sieben im Süden. Zusätzliche Informationen über Herausforderungen, die diese Einrichtungen haben, siehe das frühere Flash Update 106.

Feindseligkeiten und Opfern (Israel)

• Mehr als 1.200 Israelis und Ausländer wurden in Israel getötet, darunter 36 Kinder, den israelischen Behörden zufolge die breite Mehrheit am 7. Oktober und in der unmittelbar Folgezeit danach. Am 31. Januar verkündete die israelische Polizei, dass ein Beamter, von dem man angenommen hatte, er sei unter den israelischen Geiseln in Gaza, am 7. Oktober getötet worden war und seine Leiche in Gaza gehalten wurde. Insgesamt wurden 61 israelische Polizisten seit dem 7. Oktober getötet. Die israelischen Behörden schätzen, dass circa 136 Israelis und Ausländer weiter in Gaza gefangen bleiben, einschließlich derer, die verstorben sind und deren Leichname noch einbehalten werden. In der humanitären Pause (24.-30. November) wurden 86 israelische und 24 ausländische Geiseln entlassen.

Gewalt und Opfer (Westbank)

• Seit dem 7. Oktober 2023 bis zum 31. Januar 2024 wurden 370 Palästinenser getötet, darunter 94 Kinder, in der gesamten Westbank, einschließlich Ostjerusalem. Außerdem wurden zwei Palästinenser aus der Westbank getötet, während sie einen Angriff in Israel am 30. November verübten. Von diesen 370 Todesopfern, wurden 360 von den israelischen Streitkräften getötet, acht durch israelische Siedler und zwei entweder durch israelische Streitkräfte oder Siedler. Ein anderer Palästinenser wurde am 7. Januar von Palästinensern getötet, Berichten zufolge, weil sie glaubten, er sei ein Siedler. Die Anzahl der getöteten Palästinenser in der Westbank, darunter Ostjerusalem, in 2023 (507) kennzeichnet die höchste Zahl getöteter Palästinenser in der Westbank, seitdem OCHA begann, die Opfer in 2005 zu verzeichnen. Bis heute in 2024 ( bis zum 31. Januar) wurden 61 Palästinenser, darunter mindestens 13 Kinder, getötet.

• Seit dem 7. Oktober 2023 und bis 31. Januar 2024 wurden sechs Israelis, darunter vier Mitglieder der israelischen Streitkräfte, bei Angriffen der Palästinenser in der Westbank, darunter Ostjerusalem, getötet. Außerdem wurden vier Israelis bei einem Angriff, der von Palästinensern aus der Westbank in Westjerusalem verübt wurde (einer der vier wurde von israelischen Streitkräften getötet, die ihn falsch identifizierten) am 30. November 2023. Eine andere israelische Frau wurde bei einem weiteren Angriff der Palästinenser in Israel am 15. Januar 2024 getötet. Die Zahl der in der Westbank und Israel in 2023 bei Angriffen von Palästinensern aus der Westbank getöteten Israelis (36) war die höchste, seitdem OCHA begann, Opfer zu verzeichnen in 2005.

• Seit dem 7. Oktober bis zum 28. Januar 2024 wurden 4.387 Palästinenser, darunter 660 Kinder, in der Westbank, einschließlich Ostjerusalems, verletzt. Von ihnen wurden 4.250 durch israelische Streitkräfte verletzt, 116 durch Siedler und 21 entweder durch israelische Streitkräfte oder Siedler. Von allen Verletzungen wurden 54 Prozent im Zusammenhang mit Durchsuchungs- und Verhaftungs- und anderen Operationen verzeichnet, 34 Prozent bei Demonstrationen und 8 Prozent bei Siedlerangriffen gegen Palästinenser. Etwa 33 Prozent dieser Verletzungen wurden durch scharfe Munition verursacht, im Vergleich mit 9 Prozent in den ersten neun Monaten von 2023.

Siedlergewalt


• Seit dem 7. Oktober 2023 bis zum 31. Januar 2024 hat OCHA 494 israelische Siedlerangriffe gegen Palästinenser verzeichnet, die zu palästinensischen Opfern (49 Vorfälle), Schäden an palästinensischem Eigentum (388 Vorfälle), oder sowohl Opfer als auch Schäden am Eigentum führten (57 Vorfälle).

• Am 31. Januar versuchten Siedler aus der Nahliel-Siedlung einen Wassertank von einem palästinensischem Haus im Dorf Beitillu in Ramallah gestohlen. Die Bewohner versuchten, die Siedler vom Stehlen des Tanks abzuhalten, woraufhin sie von den Siedlern mit Pfefferspray besprüht wurden und brutal geschlagen wurden und einer von ihnen verletzt wurde.

• Ein Drittel der Siedlerangriffe gegen Palästinenser nach dem 7. Oktober beinhalteten Feuerwaffen, Schießereien und Bedrohungen mit Schusswaffen. In fast der Hälfte aller verzeichneten Vorfälle nach dem 7. Oktober wurden die Täter entweder von israelischen Streitkräften begleitet oder unterstützt.

• In 2023 führten 1.264 Vorfälle, in die israelische Siedler in der Westbank, darunter Ostjerusalem (mit oder ohne israelische Streitkräfte) involviert waren, zu palästinensischen Opfern, Schäden am Eigentum oder beides. Etwa 945 dieser Vorfälle führten zu Schäden, 165 zu Opfern und 154 zu beidem. Das ist die höchste Anzahl von Siedlerangriffen gegen Palästinenser in all den Jahren, seitdem OCHA begann, die Vorfälle, in die Siedler involviert waren, in 2006 aufzuzeichnen.


Vertreibung (Westbank)

• Seit dem 7. Oktober 2023 bis zum 31. Januar 2024 wurden zumindest 198 palästinensische Haushalte, die aus 1.208 Personen bestehen, darunter 586 Kinder, vertrieben inmitten von Siedlergewalt und Zugangsbeschränkungen. Die vertriebenen Haushalte stammen aus mindestens 15 Hirten-/Beduinengemeinschaften. Mehr als die Hälfte der Vertreibungen geschah am 12., 15. und 28. Oktober und betraf sieben Gemeinden. Die Vertreibungsquote seit dem 7. Oktober entspricht 78 Prozent aller verzeichneten Vertreibungen aufgrund von Siedlergewalt und Zugangsbeschränkungen seit dem 1. Januar 2023 (1.539 Menschen, darunter 756 Kinder).


• Am 30. Januar wurde eine palästinensische Familie zur Selbstzerstörung ihres Wohnhauses im Jabal al Mukabbir-Viertel von Ostjerusalem gezwungen, aufgrund einer fehlenden Genehmigung. Vier Menschen, darunter zwei Kinder, wurden vertrieben.

• Seit dem 7. Oktober 2023 bis zum 31. Januar 2024 wurden 499 Palästinenser, darunter 248 Kinder, infolge der Zerstörung ihrer Häuser aufgrund fehlender, von Israel ausgestellter Genehmigungen in Zone C und Ostjerusalem vertrieben, die so gut wie unmöglich zu erhalten sind.

• Mehr als 100 palästinensischer Häuser wurden aus diesen Gründen zwischen dem 7. Oktober und bis zum 31. Januar 2024 zerstört. Bei einem Vorfall am 30. Januar in Qalandiya (Jerusalem) zerstörten die israelischen Behörden einen Reitstall auf einer Fläche von acht Dunum mit zehn Gebäuden, alle von ihnen, weil die Genehmigung fehlte.

• Insgesamt 22 Häuser wurden strafrechtlich zerstört und 105 Palästinenser, darunter 45 Kinder, seit dem 7. Oktober 2023 bis zum 31. Januar 2024. Die Zahlen überschritten diejenigen, die in den ersten neun Monaten in 2023 verzeichnet wurden, bei denen 16 Häuser strafrechtlich zerstört und 78 Menschen in diesem Rahmen vertrieben wurden.

• Seit dem 7. Oktober 2023 bis zum 31. Januar 2024 wurden 744 Palästinenser, darunter 311 Kinder, infolge der Zerstörung von 117 Häusern bei anderen Operationen, die die israelischen Streitkräfte in der gesamten Westbank durchführten, vertrieben. Circa 95 Prozent der Vertreibung wurde in dem Flüchtlingslager von Jenin, Nur Shams und Tulkarm verzeichnet. Das entspricht 82 Prozent aller Vertreibungen aufgrund der Zerstörung von Häusern bei Operationen des israelischen Militärs seit Januar 2023 (908 Personen).

Finanzierung


• Bis zum 31. Januar haben die Mitgliedstaaten 700,4 Millionen US-Dollar auf den aktualisierten Blitzaufruf hin bereitgestellt, den die UN und ihre Partner erließen, um ihren Reaktionsplan zur Unterstützung der 2,2 Millionen Menschen im Gazastreifen und von 500.000 in der Westbank umzusetzen. Das macht fast 57 Prozent der 1,2 Milliarden, die

Private Spenden werden durch den Humanitären Fonds gesammelt. Eine private Stiftung in Australien hat 2,2 Millionen US-Dollar gespendet. Seit dem 7. Oktober hat der Humanitäre Fonds ca, 55 Millionen US-Dollar ausgezahlt.  Quelle

(übersetzt von Inga Gelsdorf)

Vertriebene Palästinenser fliehen an israelischen Panzern vorbei, nachdem das Militär befohlen hat, Khan Younis in Richtung Rafah nahe der ägyptischen Grenze im südlichen Gazastreifen zu verlassen, 26. Januar 2024. (Foto: Haitham Imad)
 

Operation Al-Aqsa-Flut" Tag 119:
Israel schwört, weiter nach Rafah vorzudringen und den Palästinensern keine Fluchtmöglichkeit mehr zu lassen

Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärt, die israelische Bodeninvasion werde bis nach Rafah fortgesetzt, wo derzeit 1,9 Millionen Zivilisten Schutz suchen. Ein Palästinenser sagte gegenüber Reuters: "Wenn die Panzer hereinstürmen, wird es ein Massaker wie nie zuvor geben."


ANNA LEKAS MILLER - 2. FEBRUAR 2024 - Übersetzt mit DeepL
 

Todesopfer

Mehr als 27.131 Tote* und mindestens 66.287 Verwundete im Gaza-Streifen.

112 Palästinenser wurden in den letzten 24 Stunden getötet und 148 verletzt

387+ getötete Palästinenser im besetzten Westjordanland und Ostjerusalem

*Diese Zahl wurde vom Gesundheitsministerium des Gazastreifens am 2. Februar bestätigt. Einige Menschenrechtsgruppen schätzen die Zahl der Toten auf mehr als 33.000, wenn man die mutmaßlich Toten mit einbezieht.


Wichtige Entwicklungen

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant: "Der Sieg wird erst dann vollständig sein, wenn das Militär nach Rafah vordringt."

1,9 Palästinenser sind derzeit in Rafah untergebracht, dem letzten Ort im Gazastreifen, der zur "sicheren Zone" erklärt wurde. Die Palästinenser befürchten ein Massaker, wenn die israelische Armee dort einmarschiert.

UNICEF: 1 Million Kinder in Gaza benötigen psychische Unterstützung

UN: Israels Angriff auf Gaza ist zum tödlichsten Konflikt für Journalisten in der Geschichte geworden

Palestinian Prisoners Society: 25 Palästinenser wurden gestern Abend bei einer Reihe von Razzien im Westjordanland festgenommen. Die Zahl der seit dem 7. Oktober inhaftierten Palästinenser beträgt nun 6.485

Laut einer neuen Umfrage ist die Hälfte der erwachsenen US-Bürger der Meinung, dass Israel in seinem Krieg gegen Gaza zu weit gegangen ist.

US-Präsident Joe Biden unterzeichnet einen Erlass, der Sanktionen gegen israelische Siedler vorsieht, die Gewalttaten begehen, die die Sicherheit im Westjordanland untergraben.

Arabische Amerikaner protestieren in Michigan gegen Joe Biden und starten in den sozialen Medien die Kampagne #AbandonBiden, um auf die Art und Weise aufmerksam zu machen, wie der US-Präsident die arabisch-amerikanische Gemeinschaft mit seinem Vorgehen in Gaza im Stich gelassen hat.

OCHA: 372 Palästinenser, darunter 94 Kinder, wurden im besetzten Westjordanland durch konfliktbedingte Gewalt (einschließlich extremistischer Siedlerangriffe) getötet.

Belgien hat seinen Botschafter einbestellt, nachdem das Büro der belgischen Entwicklungshilfeorganisation in Gaza zerstört wurde.

Vertriebene Palästinenser sitzen in der Falle, während der israelische Verteidigungsminister verspricht, in Rafah einzurücken
Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hat offiziell erklärt, dass "der Sieg erst dann vollständig sein wird, wenn das Militär nach Rafah vordringt", der südlichsten Enklave des Gazastreifens, in der derzeit rund 1,9 Millionen Palästinenser leben.
 


"Die Khan Younis-Brigade der Hamas-Organisation ist aufgelöst, wir werden die Mission dort beenden und nach Rafah weiterziehen", schrieb er in einem Beitrag auf der Social-Media-Plattform X.

"Der große Druck, den die Streitkräfte auf die Ziele der Hamas ausüben, bringt uns der Rückkehr der Entführten näher als alles andere. Wir werden bis zum Ende weitermachen, es gibt keinen anderen Weg."

Zwar würden die meisten Palästinenser lieber nach Hause gehen, als den Gazastreifen vollständig zu verlassen, doch selbst diejenigen, die den Gazastreifen verlassen möchten, können dies nicht ohne Weiteres tun; die ägyptische Regierung hat die Grenze faktisch geschlossen, weil sie befürchtet, dass eine Öffnung der Grenze einen künftigen palästinensischen Staat untergraben könnte.

Infolgedessen können Palästinenser, die den Gazastreifen verlassen wollen, dies nur durch Bestechung ägyptischer "Fixer" mit Verbindungen zum Geheimdienstapparat tun, die derzeit von verzweifelten Palästinensern bis zu 10.000 Dollar pro Kopf als "Koordinationsgebühr" für jeden verlangen, der den Gazastreifen über den Rafah-Übergang verlassen will. Viele Palästinenser - darunter auch palästinensische US-Amerikaner, die versuchen, ihren Familien zu helfen, da die Regierung Biden keine Unterstützung anbietet - wenden sich an GoFundMe, um Geld für die Kosten des Grenzübertritts zu sammeln.

"Die Leute, die in Gaza auf der Liste stehen, sind leider nur die Reichen", sagte Fatima, ein Flüchtling aus Gaza, deren Familie 20.000 Dollar auf GoFundMe sammelte, um ihre Mutter und zwei Schwestern aus Gaza herauszubringen, gegenüber The Daily Beast.

Für die meisten einfachen Palästinenser ist das nicht machbar - und sie fürchten sich davor, was passiert, wenn israelische Panzer kommen und es keinen Ausweg gibt.

"Der größte Teil der Bevölkerung von Gaza lebt in Rafah", sagte Emad, ein 55-jähriger Geschäftsmann, der Nachrichtenagentur Reuters. "Wenn die Panzer hereinstürmen, wird es ein Massaker geben, wie es in diesem Krieg noch nie vorgekommen ist."

Die einzige Hoffnung, die israelischen Panzer davon abzuhalten, Rafah zu stürmen, scheint ein Waffenstillstand zu sein, dessen Entwurf von der Hamas nach den Treffen mit ägyptischen und katarischen Vermittlern in dieser Woche in Kairo noch geprüft wird. Der aktuelle Vorschlag sieht eine 40-tägige Einstellung der Feindseligkeiten vor, die es ermöglicht, humanitäre Hilfe in die Enklave zu bringen, die Menschen in ihre Häuser zurückkehren zu lassen und alle verbleibenden zivilen israelischen Geiseln freizulassen.

"Wir haben den in Paris ausgearbeiteten Vorschlag erhalten, aber wir haben noch keiner der Parteien eine Antwort gegeben", sagte Taher Al-Nono, Medienberater der Hamas gegenüber Reuters.

"Wir können nicht sagen, dass der derzeitige Stand der Verhandlungen gleich Null ist, und gleichzeitig können wir nicht sagen, dass wir eine Einigung erzielt haben."

Es herrscht jedoch weitgehende Uneinigkeit darüber, was nun folgen wird. Israel hat erklärt, dass die Hamas ausgerottet werden muss, bevor es seine Truppen aus dem Gazastreifen abzieht oder palästinensische Gefangene freilässt, aber die Hamas weigert sich, sich aufzulösen oder ein Abkommen zu unterzeichnen, solange das israelische Militär nicht abgezogen ist. Viele befürchten, dass dies zu einer längeren Pattsituation führen könnte, die wiederum zu mehr Gewalt führt.

In der Zwischenzeit setzt sich die humanitäre Krise im Gazastreifen fort, da Regenwasser die Zelte in Rafah überflutet und Lebensmittel, medizinische Hilfsgüter und andere lebenswichtige humanitäre Hilfsgüter weiterhin an der Grenze zurückgehalten werden. UNICEF hat davor gewarnt, dass die jüngste Entscheidung der USA und mehrerer anderer Länder, der UNWRA die Mittel zu entziehen, die Situation noch verschärfen könnte.

Nach Angaben von UNICEF wurden 17.000 Kinder während des Konflikts von ihren Familien getrennt, und fast alle Kinder in der Enklave benötigen psychologische Unterstützung.

"Sie zeigen Symptome wie extrem starke, anhaltende Angstzustände und Appetitlosigkeit", sagte der UNICEF-Kommunikationschef Jonathan Crickx.

"Sie können nicht schlafen, haben emotionale Ausbrüche oder geraten jedes Mal in Panik, wenn sie einen Bombenangriff hören."

Razzien im Westjordanland, US-Sanktionen gegen Siedler, Wut unter arabischen Amerikanern.
Unterdessen führen die israelischen Streitkräfte weiterhin Razzien im gesamten Westjordanland durch und nahmen allein in der vergangenen Nacht 25 Personen fest, womit sich die Gesamtzahl der seit dem 7. Oktober festgenommenen Palästinenser auf 6.485 Personen erhöht.

Israelische Siedler fackelten gestern Abend ein Auto ab und griffen mehrere Häuser in Nablus an, nur wenige Stunden nachdem US-Präsident Joe Biden eine Exekutivanordnung unterzeichnet hatte, mit der Sanktionen gegen vier israelische Siedler verhängt wurden, die gewalttätige Angriffe verübt haben sollen, die die "Sicherheit" im Westjordanland zu untergraben drohen.

Dies ist jedoch nur ein Bruchteil derjenigen, die Gewalttaten begangen haben. Seit dem 7. Oktober hat OCHA 477 Angriffe israelischer Siedler auf Palästinenser im Westjordanland und in Ostjerusalem registriert, bei denen 48 Palästinenser ums Leben kamen.

Während fortschrittliche jüdische Gruppen in den Vereinigten Staaten die Ankündigung begrüßten, behaupten einige Analysten wie der Assistenzprofessor Basil Faraj von der Birzeit-Universität, dass sie "zu wenig zu spät" komme und eine leere Geste sei, um palästinensische und arabisch-amerikanische Gemeinschaften zu beschwichtigen.

Nichtsdestotrotz sind die Zustimmungswerte von Präsident Biden unter den arabischen Amerikanern auf einem historischen Tiefstand, während sich palästinensische und andere arabische Amerikaner in Michigan versammelten, einem Bundesstaat, der nach Ansicht vieler für Bidens Wahlkampf entscheidend ist.

"Es gibt nichts, was mich dazu bringen würde, jemals für einen völkermordenden Präsidenten zu stimmen", sagte ein Demonstrant, der sich als Hawraa identifizierte, gegenüber Al Jazeera. "Nicht nur ich, sondern alle anderen. Meine gesamte arabische Gemeinschaft wird niemals für diesen Mann stimmen". Einige Wähler haben in den sozialen Medien eine #AbandonBiden-Kampagne gestartet, von der sie hoffen, dass sie sich in den umkämpften Staaten durchsetzen wird.

Mehrere andere palästinensisch-amerikanische Gemeindeleiter lehnten kürzlich ein Treffen mit US-Außenminister Antony Blinken ab, bei dem die humanitäre Lage in Gaza erörtert werden sollte.

"Wo soll ich anfangen, mich mit jemandem zu treffen, der meiner Meinung nach hauptverantwortlich für die Tötung meiner gesamten Familie ist und der vier Monate Zeit hatte, die Tötung meiner Familie zu verhindern? sagte Tariq Haddad, ein Kardiologe aus Virginia, der 90 Familienmitglieder durch den israelischen Angriff auf Gaza verloren hat, gegenüber der Huffington Post.

Regionales Chaos

Das US-Militär führt weiterhin Drohnenangriffe auf Ansar Allah im Jemen durch und plant Vergeltungsschläge gegen iranische Ziele im Irak und in Syrien, nachdem Anfang des Jahres drei US-Soldaten in Jordanien von einer iranischen Drohne getötet wurden. Dies ist der erste Fall von getöteten US-Soldaten seit dem 7. Oktober, und viele befürchten, dass dies zu einem regionalen Krieg eskalieren könnte, wenn sich immer mehr Länder einmischen.  Quelle

Beiträge geben nicht unbedingt und in allen Aussagen  die Meinung der Redaktion wieder.

 

Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache

AUCH WENN OFT JEDEN TAG SICH DIE MELDUNGEN ÄHNELN - ES SIND JEDEN TAG AKTELLE NEUE MELDUNGEN
TAG FÜR DIE GLEICHEN VERBRECHEN AM ANDEREN ODER GLEICHEN ORTEN MIT DEN GLEICHEN ZIELEN UND ABSICHTEN DAHINTER:

IMEMC News
International Middle East Media

Waffa News Agency
(Englisch)

Palestine Chronicle

Waffa News Agency
(Franösich)


Archiv
Dort findet man die Startseiten chronologisch gespeichert >>>.

 

Kontakt | Impressum | Haftungsausschluss | Datenschutzerklärung  | Arendt Art  | oben  | Facebook

Das Palästina Portal gibt es seit dem 10.4.2002