Erzbishof Tutu: die Araber zahlen den Preis für die deutschen Verbrechen
Akiva Eldar
„Die
Lektion, die Israel aus dem Holocaust lernen muss, ist, dass es nie
Sicherheit durch Zäune, Mauern, Waffen bekommen kann,“ sagte Erzbischof
Emeritus Desmond Tutu aus Südafrika am Donnerstag zu Haaretz.
Tutu
kommentierte damit Ministerpräsident Netanyahus Statement in
Deutschland: die Lektion aus dem Holocaust sei, dass Israel sich immer
selbst verteidigen müsse. Er sagte außerdem: „In Südafrika versuchte man
Sicherheit mit Hilfe von Waffen zu bekommen. So bekam man sie nicht. Man
erhielt die Sicherheit erst, als die Menschenrechte aller anerkannt und
respektiert wurden.“
Der
Friedensnobelpreisträger sprach in Jerusalem zu Haaretz, während die
Organisation The Elders durch Israel und die besetzten
Gebiete reiste. Er sagte, der Westen verzehrt sich wegen des Holocaust
vor Schuld und Bedauern gegenüber Israel – und tut damit das Richtige.
„Doch
wer muss die Strafe bezahlen? Die Strafe wird von den Arabern, von den
Palästinensern bezahlt. Ich traf einmal einen deutschen Gesandten, der
sagte, Deutschland macht sich zweier Straftaten schuldig: das eine ist
das, was es gegenüber den Juden tat – und nun das Leiden der
Palästinenser“.
Er
beschimpfte auch die jüdischen Organisation in den USA: sie schüchtern
jeden ein, der die Besatzung (Israels) kritisiert und klagen ihn schnell
des Antisemitismus an. Er erinnerte sich auch, wie solche Organisationen
Druck auf Universitäten in den USA ausüben, um sein Erscheinen auf
deren Campus zu verhindern.
„Das
ist nicht gut, weil meine eigene Position tatsächlich auf der Tora
beruht. Sie wissen doch, dass sie nach dem Ebenbild Gottes geschaffen
sind. Und wir haben einen Gott, der sich um die Unterdrückten kümmert.“
Tutu
kommentierte auch Prof. Dr. Neve Gordons Aufruf zu Sanktionen
gegenüber Israel.
„Ich
sage den Leuten immer, dass die Sanktionen im Falle Südafrikas wichtig
waren. Wir hatten einen Sportboykott und da wir ein sport-versessenes
Land sind, traf es gewöhnliche Leute. Der Boykott war also das
psychologisch mächtigste Instrument.
„
Außerdem hat er tatsächlich die Finanzen der südafrikanischen Regierung
getroffen, als wir einen Waffenembargo und den wirtschaftlichen Boykott
hatten.“
Er
sagte auch, als F.W.de Klerk Präsident wurde, habe er ihm telefonisch
gratuliert. Das erste, was er mir sagte, war ‚Werden Sie nun die
Sanktionen aufheben lassen? Obwohl die Regierung immer so tat, als
würden diese Dinge sie nicht berühren. Das stimmt nicht.
„ Ein
anderer wichtiger Grund war, dass der Boykott unserm Volk Hoffnung gab,
die Welt kümmere sich um uns. Es war eine Art der Identifizierung
(mit uns).
Vormittags hatte Tutu und seine Delegation das Dorf Bilin besucht, wo
jede Woche (gewaltfreie) Proteste gegen die Trennungsmauer
stattfinden, die auf dem Land des Dorfes gebaut wurde ( und 60% des
Landes raubt).
„Wir
nahmen unsere Kinder mit nach Swaziland und mussten durch
Grenzkontrollpunkte gehen und waren in etwa mit demselben Verhalten
der Polizisten konfrontiert und auf deren Gnade angewiesen. Sie konnten
entscheiden, wann man weitergehen durfte. Oder sie schickten einen wegen
irgend etwas zurück. Andrerseits gab es bei uns aber keine kollektive
Bestrafung. Es gab keine Hauszerstörung wegen des Verdachts, dass eines
der Familienmitglieder ein Terrorist sein könnte.“
Er
sagte, die Aktivisten in Bilin erinnerten ihn an Ghandi, dem es gelang,
die britische Kolonialregierung über Indien mit gewaltfreien Mitteln zu
stürzen, und an Martin Luther King Jr., der sich für eine Frau
einsetzte, die zu müde war, in einem Bus nach hinten zu gehen ( wie es
die Rassentrennung in den USA damals forderte).
Er
betonte seine Überzeugung, dass keine Situation hoffnungslos wäre und
lobte den Erfolg des Nordirischen Friedensprozesses. Der Prozess war
durch Senator George Mitchell vermittelt worden, der nun als
US-Sonderbeauftragter für den Nahen Osten ernannt wurde.
Als
er über die Kontroversen im Petah Tikva gefragt wurde, wo mehrere
Elementarschulen sich weigern äthiopische Kinder aufzunehmen, sagte
Tutu: „Ich hoffe, dass sich Ihre Gesellschaft entwickelt.“
28.8.09 ( http://www.haaretz.com/hasen/spages/1110762.html)
(dt.
Ellen Rohlfs)
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