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Jisrael Katz, Minister für Geheimdienste und Verkehr, forderte laut The Times of Israel
am Dienstag: »Es gibt nur eine Lösung – die
Todesstrafe für Terroristen.«

Kampf um Würde
- Palästinensische Gefangene im Hungerstreik für
bessere Haftbedingungen
- Gerrit Hoekman -
Am Montag hat in Palästina der größte
Hungerstreik der vergangenen Jahre begonnen.
Rund 1.500 Inhaftierte verweigern seit dem 17.
April, dem alljährlichen Gedenktag für die
Gefangenen, die Nahrung. Sie protestieren damit
gegen die erbärmlichen Verhältnisse in den
israelischen Gefängnissen. Am Hungerstreik sind
Mitglieder aller politischen Richtungen
beteiligt, angefangen von den Islamisten über
Fatah und Volksfront bis hin zur leninistischen
DFLP. Die Forderungen der Hungerstreikenden sind
moderat: mindestens ein zugängliches Telefon in
jedem Gefängnis, zwei Besuche im Monat, auch für
Verwandte zweiten Grades wie Geschwister, Enkel
und Großeltern. Außerdem fordern die Streikenden
die Erlaubnis, Fotos mit ihren Angehörigen
machen zu dürfen.
Das palästinensische Solidaritätsnetzwerk
»Samidoun« berichtete auf seiner Homepage,
Israel habe die Führer des Hungerstreiks in
Isolationshaft verlegt, darunter Marwan
Barghouti, Mitglied des Fatah-Zentralkomitees
und momentan vielleicht populärste
Befreiungskämpfer. Außerdem verweigere Tel Aviv
den Hungerstreikenden, Besuch zu empfangen,
darunter auch ihre Anwälte. Diese haben deswegen
ihre Zusammenarbeit mit den israelischen
Justizbehörden eingestellt, wie die
palästinensische Nachrichtenagentur Ma’an am
Mittwoch meldete. >>>
Israeli minister calls for execution of
Palestinian prisoners - Israel’s minister of
intelligence and communications has called for
the death penalty to be enforced on convicted
Palestinian prisoners. Yisrael Katz said on
social media that Marwan Barghouti, for example,
should have been given the death penalty instead
of being sentenced to life imprisonment. The
popular Fatah personality is currently leading a
hunger strike to improve prisoners’ conditions
in Israeli jails.
“Israeli military law authorises the use of the
death penalty for terrorism,” explained Katz.
His view is supported by several Israeli
officials, including far-right Defence Minister
Avigdor Lieberman who has made the same call in
recent years.
Israel 13 ‘arbitrary’ laws specifically against
Palestinian prisoners
Military courts run by the Israelis administer
their own form of justice across the occupied
Palestinian territories, but only for
Palestinians, including children; Jewish
settlers are subject to Israeli law. The death
penalty is available to the courts on condition
that the judges — senior officers — agree on the
verdict unanimously. >>> |
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Israel
packt sieben Lügen in eine Stellungnahme zum
palästinensischen Hungerstreik
- Amitai Ben-Abba - 18.04.2017 - In seiner
Antwort auf internationale Besorgnis bezüglich
des kürzlich erklärten Massenhungerstreiks
palästinensischer Gefangener erklärte das
israelische Außenministerium: "Die
palästinensischen Gefangenen sind keine
politischen Gefangenen. Sie wurden als
Terroristen und Mörder für schuldig erklärt und
verurteilt. Sie wurden vor Gericht gestellt und
werden korrekt behandelt entsprechend dem
internationalen Recht."
Grafik zum
Vergrößern anklicken
In dieser
Stellungsnahme gibt es nicht weniger als sieben
Lügen:
1. Keine politischen Gefangenen? Das Israeli
Prison Service macht eine klare Unterscheidung
zwischen Palästinensern, die wegen Verbrechen
angeklagt sind, und solchen, die aus
"Sicherheitsgründen" oder in anderen Worten aus
"politischen" Gründen inhaftiert sind, es gibt
sogar für jede der beiden Kategorien völlig
separate Gefängnisse.
2. Terroristen? Terrorismus ist natürlich
ein fließender Begriff, der von der einen Seite
benutzt wird, um die andere zu untergraben, und
von israelischen Amtsträgern verwendet wird, um
so ziemlich alles zu bezeichnen, was ihnen
mißfällt (z.B. wurde die New York Times des
"journalistischen Terrorismus" beschuldigt, weil
sie Marwan Barghoutis Gastartikel [op-ed]
veröffentlicht hat). Wie schon unzählige Male
darauf hingewiesen wurde, kommt nicht die
Bombardierung einer wehrlosen Zivilbevölkerung
wie die wiederholten Luftangriffe auf Gaza
Terrorismus gleich?
3. Mörder? Diese Bezeichnung wird benutzt,
um die Hungerstreikenden zu entmenschlichen,
aber sogar das IPS bestätigt, dass nur 12% der
Sicherheitshäftlinge wegen Verbrechen im
Zusammenhang mit dem Verlust von Menschenleben
verurteilt worden sind. Darüberhinaus ist die
Kompetenz des israelischen Rechtssystems bei der
Schuldig-Erklärung und Verurteilung wegen
solcher Anklagen umstritten, da Israel den
Bewohnern der Westbank offiziell keinen fairen
Prozess bietet (mehr dazu unten). Die meisten
der wegen Sicherheitsdelikten verurteilten
Palästinenser sind auf Grund von politischen
Aktivitäten eingesperrt, einschließlich der
Mitgliedschaft von politischen Parteien (dazu
gehört auch die Regierungspartei Fatah, mit der
sich die IDF täglich abstimmt). Von den
inhaftierten palästinensischen Kindern sind die
meisten wegen nicht-tödlichem Steinewerfen
verurteilt, wofür sie mit bis zu 20 Jahren Haft
rechnen müssen.
4. Vor Gericht bringen (der Gerechtigkeit
zuführen)? - Israel hält ständig hunderte
Gefangene ohne Gerichtsprozess und hunderte
politische Gefangene für unbestimmte Zeit in
Administrativhaft, ohne die (zugrundeliegenden)
Anschuldigungen offen zu legen.
5. Gerechtigkeit?! - Israel richtet
Palästinenser nach einem Rexhtssystem, das man
am besten als ein Apartheids-Rechtssystem
beschreibt, nach dem ein nicht kompetentes
Militärgericht mit einer Verurteilungsquote laut
Zahlen der IDF von sagenhaften 99,74% ins
Gefängnis schickt. Das bedeutet, dass praktisch
jeder Palästinenser garantiert wegen
buchstäblich jedem Delikt verurteilt werden
kann. Das Wort "Gerechtigkeit" ist in diesem
Kontext einfach kafkaesk.
6. Korrekt behandelt?! - Tatsächlich werden
Palästinenser auf vielfache Art schlecht
behandelt, dazu gehört physische und psychische
Folter, Unterlassung medizinischer Behandlung,
Unterbindung von Besuchen von Anwälten und
Familien usw.usw. Wenn Israel tatsächlich einmal
entscheiden wird, sich an das internationale
Recht zu halten, dann könnte es ein Ende des
derzeitigen Hungerstreiks ermöglichen.
7. Internationales Recht (Völkerrecht)?! -
Wie das Gericht im Prozess gegen Marwan
Barghouti offen gelegt hat, wurde die Vierte
Genfer Konvention nie in das israelische
inländische Recht übernommen, und wie der
UN-Sicherheitsrat im vergangenen Dezember
nochmals bestätigt hat, verletzt Israel direkt
das internationale Recht.
In diesem Licht erscheint der aktuelle Skandal,
der über die New York Times hereingebrochen ist,
weil sie die Worte eines sogenannten Terroristen
veröffentlicht hat, bloß als ein Dreh, um
Aufmerksamkeit von den konkreten und rationalen
Forderungen der palästinensischen Gefangenen
abzulenken. Die oben angeführten sieben Lügen
machen es noch wichtiger, dem Volk, das die
Kosten des Widerstandes tragen muss, zuzuhören.
Mir liegt das ganz besonders am Herzen, weil ich
heute meine Schwester Atalya Ben-Abba zu einer
weiteren Gefängnisstrafe begleitet habe, nachdem
sie bereits 50 Tage drinnen war, weil sie sich
weigert, ihren Militärdienst abzuleisten.
Ich identifiziere mich in der Regel nicht mit
Politikern und Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens, aber ich bin berührt von den Worten von
Marwan Barghouti und dem krassen Gegensatz zu
denen des Außenministeriums:
"Unsere Ketten werden zerbrochen werden, weil es
in der menschlichen Natur liegt, dem Ruf nach
Freiheit zu folgen ohne Rücksicht auf die
Kosten," Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
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Marwan
Barghouti - Freiheitskämpfer und ???Terrorist???
-
Marwan Barghouti wird in Palästina als Held
verehrt, in Israel als Mörder gehasst. Nun führt
er den Hungerstreik in Israels Gefängnissen an -
und fordert damit seine Gegner in Jerusalem und
Ramallah heraus.- Dominik Peters - Spiegel
online.
Marwan Barghouti kämpft seit 40 Jahren gegen
Israel. Immer mit Worten, oft auch mit Waffen.
Die Folge: Der palästinensische Fatah-Politiker
aus Ramallah war erst im Untergrund, dann im
Exil, wieder im Untergrund - und ist nun im
Gefängnis. Zu fünfmal lebenslänglich und
weiteren 40 Jahren hat ihn ein israelisches
Gericht wegen mehrfachen Mordes und
Mitgliedschaft in einer terroristischen
Vereinigung verurteilt. Das war 2004, damals war
er einer der Anführer der Zweiten Intifada.
Wenn Israels prominentester politischer Häftling
ruft, dann folgen ihm auch heute noch viele. Am
Wochenende hat der 57-Jährige das bewiesen.
Barghouti rief alle palästinensischen Gefangenen
in Israels Gefängnissen zu einem Hungerstreik
auf. Von den rund 6500 inhaftierten
Palästinensern sollen sich ihm bislang rund 1000
angeschlossen haben. In einem Gastbeitrag in der
"New York Times" hatte Barghouti zuvor die
Beweggründe für seinen Schritt erklärt.
"Jahrzehntelange Erfahrungen haben gezeigt, dass
Israels unmenschliches System der kolonialen und
militärischen Besatzung darauf abzielt, die
Seele der Gefangenen und des Volkes, dem sie
angehören, zu brechen", schrieb der studierte
Politikwissenschaftler und (...). Dies werde
jedoch nicht gelingen, so Barghouti weiter.
Die "New York Times" hatte unter dem Artikel
knapp vermerkt, "Marwan Barghouti ist ein
palästinensischer Führer und Parlamentarier".
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Dr. Izzeddin Musa
- Sehr geehrter Herr Hahn, seit Anfang der
neunziger Jahre, als Dr. Friedemann Greiner die
Evangelische Akademie Tutzing leitete, war ich
dort eine Art Dauergast, wenn es um Themen des
Nahen Ostens ging.
Es fand stets eine offene Diskussion und Dialog
statt. Die freie Meinungsäußerung hatte dort
absolute Priorität, auch wenn des öfteren
heftige Diskussionen stattgefunden haben. Die
Evangelische Akademie in Tutzing war das Mekka
für Intellektuelle und angesehene
Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik,
Wirtschaft und anderen Sparten.
Durch einen Schwerstunfall im Jan. 2008 bin ich
nun verhindert, an Tagungen dort teilzunehmen.
Inzwischen ist Dr. Greiner in den verdienten
Ruhestand gegangen und Sie folgten ihm als
Leiter. Nun höre ich, dass Sie, dem Druck der
Israellobby nachgegeben haben und, eine bereits
geplante Tagung über die Nahost-Problematik,
wieder storniert haben.
Dieses Vorgehen schockierend betrachte ich als
eine massive Schädigung für den Ruf und die
Meinungsfreiheit, die Ihre Akademie stets
hochgehalten und praktiziert hat. Der freie
Dialog zur Verständigung bringt die Menschen
einander näher und wirkt Friedensfördernd. Sie
dürfen solche Tagungen nicht zum Schweigen
bringen. Bitte bewahren Sie das Erbe der
Akademie zur freien Meinungsäußerung und
zerstören Sie sie nicht. Das wäre durch nichts
zu entschuldigen.
Ich hoffe, Sie handeln in diesem Sinne, wofür
ich Ihnen bereits heute danke, wenn Sie den
Druck von Außen, der Rufschädigend wirkt,
widerstehen werden. >>> |
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Das
Fotografenkollektiv, das gesellschaftliche
Veränderung anfacht!
Das neu erschienene, wunderbare Band
“Activestills: Photography as Protest in
Palestine/Israel” (Pluto Press) führt vor Augen,
wie schwer es mittlerweile fällt, sich Protest
in Israel / Palästina ohne die Bilder von
Activestills zu vergegenwärtigen. Die
Demonstrationen gegen die Sperranlage/Mauer in
den palästinensischen Dörfern Bil’in und Ni’lin,
die Räumung des „Armenviertels“ Givat Amal in
Tel Aviv, die sozialen Proteste in Israel 2011.
Das alles fingen die Linsen der
Activestills-Fotograf*innen, und ihre Bilder
fanden sich wieder in Postern & Flyern, den
etablierten & den sozialen Medien, und auch in
großer Zahl auf der Webseite www.rosalux.org.il
des Rosa Luxemburg Stiftung - Israel Office, das
sehr von seinem Partner Activestills profitiert.
Wie bedeutend das
Kollektiv geworden ist, sahen wir zuletzt anhand
des akuten Kampfs gegen Räumung & Abriss des
Beduinendorfs #UmmAlHiran im Süden Israels. Ohne
die Fotografin Keren Manor wäre es
wahrscheinlich bis heute nicht möglich, die
Anschuldigungen gegen den Bewohner Yakub Abu
al-Kiyan, er sei ein ISIS nahe Terrorist, der
vorsätzlich den Polizisten Erez Levi zu Tode
überfahren hatte, aus der Welt zu schaffen.
Heute wissen wir, dass er ein unschuldiges Opfer
der Sicherheitsbehörden ist.
Auch in Israels einziger Qualitätszeitung
Haaretz הארץ (http://www.haaretz.com/israel-news/culture/leisure/.premium-1.783060
– Englische Übersetzung) wird das Band in den
höchsten Tönen gepriesen. Doch gleichzeitig
merkt Autor Shaul Setter an, dass ihm beim
Betrachten des Bands eine frappante Diskrepanz
auffiel - zwischen der eindrucksvollen
Darstellung von Widerstand in den Bildern & der
völligen Handlungsunfähigkeit der israelischen &
palästinensischen Linken. Die fotografische
Arbeit von Activestills bildet also trotz ihrer
unbestreitbaren Qualitäten nicht unbedingt die
Realität ab und führt leider nicht zu einem
politischen Erwachen. Das führt Setter zu der
Frage, welche grundlegende Schwäche in diesen so
starken Bildern liegt und weiter, ob es
überhaupt möglich wäre, Laxheit, die Unfähigkeit
einen Kampf aufzunehmen und den Verlust des
Glaubens am Kämpfen, das Abdriften in die
Isolation oder die Erwartung eines Wunders
abzubilden. |
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Israeli High
Court Plans To Dismiss Charges Against Soldiers
Who Killed Nonviolent Activist Bassem Abu Rahma
In 2009
- April 15,
2017 - Saed Bannoura - Amhad Abu Rahma, the
brother of the late Bassem Abu Rahma, who killed
by a high-velocity tear gas canister fired at
his chest at close range in 2009, spoke with the
IMEMC Friday about the current status of the
family’s court case against the Israeli
military.
The lawyer spoke to the family on Friday and
told them that they have reached the end of the
legal appeals in the case of Bassem’s killing.
The Israeli court admits that Bassem was killed,
and that it was the soldier’s fault. Despite
having one officer and three soldiers called for
questioning, the court claims that it had done
what it could. But the court has said there is
nothing it can do, because they allegedly don’t
know the name of the solider who shot Bassem, or
even the name of the officer.
Court officials told the family’s lawyer that
the file of Bassem Abu Rahma was stolen from the
court, and that for that reason, they have an
incomplete file on the case. >>> |
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Executive
Summary of Addameer’s 2016 Violations Report
- 18
April 2017 - Addameer’s forthcoming Annual
Violations report on 2016 will be released soon,
highlighting systematic violations of the rights
of Palestinian prisoners and detainees in
Israeli detention. The report aims to document
the situation of Palestinian prisoners and
detainees and through 341 interviews conducted
by Addameer attorneys and 65 field visits for
data collection. The report highlights practices
and violations associated with the arrest
process, from the moment of arrest,
interrogation, as well as inhumane detention
conditions.
In 2016, there were approximately 6440 cases of
arrests of Palestinians, including 1332
children. The average daily rate of arrests was
17 per day in 2016. These arrests targeted
journalists, members of the Palestinian
legislative council, women, human rights
defenders, children, as well as university
students.
The report addresses the use of psychological
and physical torture by Israeli forces, as well
as widespread and systematic ill treatment at
the period of arrest and during interrogation.
The report furthermore highlights the use of
“military interrogation”, which involves severe
forms of physical and psychological torture, as
well as inhumane and degrading treatment
prohibited by the Israeli High Court Decision of
1999. Furthermore, the report addresses
discriminatory laws passed by the Knesset in
2016 which have exclusively targeted
Palestinians, including an amendment to the
Juvenile Law which allows custodial sentencing
before a child reaches 14 years old. >>> |
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International Community Urged to Stand With
Palestinian Political Prisoners Hunger Striking
in Israeli Jails - Hiba Zayadin - April 19th,
2017 - In Israeli prisons today, over 6300
Palestinian political prisoners languish in
horrible conditions. For the most part, they
spend years, in near oblivion, enduring
administrative detention, farce trials, solitary
confinement, and torture. Often times, only
their families – mothers, fathers, siblings,
children – are aware of their glaring absence.
According to Addameer, a Palestinian prisoners’
rights group based in Ramallah, almost every
Palestinian family has experienced losing a
loved one to the Israeli prison system.
Every year, on April 17, Palestinians in Israel,
in the Palestinian territories, and in the
diaspora attempt to remind the international
community of the thousands of men, women, and
children wasting away their lives in unjustified
captivity. This year, on the 100th anniversary
of the Balfour declaration, a letter that made
public British support for a Jewish homeland in
Palestine, and on the 50th anniversary of
Israel’s military occupation of the Palestinian
territories, prisoners have taken matters into
their own hands in a massive show of resistance
and protest. >>> |
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Presseinfo Annette Groth:
Hungerstreikenden
Palästinenser*innen endlich ihre Rechte zugestehen!
- „Seit Jahrzehnten verweigern israelische
Behörden, Sicherheitsdienste und Regierungen den Tausenden von
politischen Häftlingen in israelischen Gefängnissen die
elementarsten und völkerrechtlich verbrieften Rechte. Selbst
Kindern wird der Kontakt zu Eltern und Anwält*innen vorenthalten,
sie werden in Isolationshaft genommen und sogar Folter an Kindern
ist laut einer Studie von UNICEF» weit verbreitet, systematisch und
institutionalisiert«“, erklärt Annette Groth,
menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE,
anlässlich des palästinensischen Tags des politischen Gefangenen
und des Beginns eines unbegrenzten Hungerstreiks von weit über 1000
palästinensischen Häftlingen. Annette Groth weiter:
„Ich erkläre meine ausdrückliche
Solidarität mit den Protestierenden, die sich für angemessene und
menschenwürdige Haftbedingungen in israelischen Gefängnissen
einsetzen. Dort begangene Misshandlungen und Folter müssen ein
sofortiges Ende haben, die israelischen Behörden und die
israelische Regierung müssen für eine ordnungsgemäße medizinische
Versorgung und Ernährung der Inhaftierten sorgen, der Zugang zu
Bildung, Haftbesuche der Familien sowie der bedingungslose Verzicht
auf Isolationshaft müssten eigentlich eine Selbstverständlichkeit
sein.“
Abschließend erklärt Annette
Groth: „Die Art, in der Israel die Administrativhaft anwendet –
nämlich oft willkürlich und als Kollektivstrafe – ist
völkerrechtswidrig. Zudem ist die Verbringung von Häftlingen in
israelisches Staatsgebiet ein klarer Verstoß gegen die Genfer
Konventionen. Besonders besorgniserregend ist, dass immer mehr
Kinder in Haft genommen werden, im Mai 2016 stellten die
israelischen Gefängnisbehörden gar die Veröffentlichung der Anzahl
von verhafteten Kindern ein!
Ich fordere die Bundesregierung auf,
sich gegenüber ihren israelischen Partnern mit Nachdruck dafür
einzusetzen, dass die vielmals willkürliche Verhaftung von
Palästinenser*innen ein Ende nimmt und in den Gefängnissen eine
menschenwürdige Behandlung Einzug hält. Insbesondere die Einhaltung
der Kinderrechtskonvention muss hier oberste Priorität
haben!“ Wiebke Diehl Wissenschaftliche Mitarbeiterin -
Annette Groth, MdB - Fraktion DIE LINKE im Bundestag -
Menschenrechtspolitische Sprecherin
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Israelische Funktionäre ergreifen
eine Reihe von Strafaktionen gegen hungerstreikende
Gefangene -
17.04.2017 - Nachdem mehr als 1.600 palästinensische politische
Gefangene am Montag - dem Tag der palästinensischen
Gefangenen - einen unbefristeten Hungerstreik begonnen haben,
haben Funktionäre des Israeli Prison Service (IPS) eine Reihe von
Strafmaßnahmen gegen teilnehmende Gefangene, vor allem gegen
Anführer des Streiks ergriffen.
Das palästinensische Komitee für
Angelegenheiten der Gefangenen veröffentlichte am Montag Abend ein
Statement, das besagt, dass Funktionäre des IPS hungerstreikende
Gefangene zwangsweise in verschiedene (andere) Abteilungen
israelischer Gefängnisse gebracht, ihre persönlichen Gegenstände
und Kleidung konfisziert, "ihre Räume zu Isolationszellen gemacht"
und ihnen das Fernsehen verboten haben.
Auch habe das IPS Marwan Barghouti –
den Vorsitzenden der Fatah-Bewegung und Anführer des Streiks – in
Einzelhaft in das Gefängnis Jalame verlegt. Er soll zur Strafe für
sein op-ed, das laut IPS seine Frau aus dem Gefängnis zur New York
Times geschmuggelt habe und in dem er detailliert über den Kampf
der palästinensischen politischen Gefangenen und ihre
Streikforderungen berichtet, vor "ein Disziplinargericht gestellt"
werden.
Inzwischen hat der IPS auf Anordnung
des israelischen Ministers Sicherheit für Gilad Erdan ein
Feldlazarett speziell für Hungerstreikende im Ktziot-Gefängnis
eingerichtet und gleichzeitig eine zukünftige Verlegung von
Hungerstreikenden in verschlechtertem Gesundheitszustand in
israelische Zivilkrankenhäuser verboten. Israelische Ärzte in
Zivilkrankenhäusern haben nämlich eine Zwangsernährung
hungerstreikender Gefangener entsprechend der internationalen
medizinischen Ethik als eine Form der Folter abgelehnt. Im
Feldlazarett der Militärkrankenhäuser dagegen ist eine
Massenzwangsernährung möglich. Ein Sprecher des IPS war für eine
Stellungnahme nicht sofort zu erreichen.
Tausende Palästinenser marschierten
am Montag, dem Tag der palästinensischen Gefangenen, (an
verschiedenen Orten des) palästinensischen Territoriums;
israelische (Militär- oder Polizei- Kräfte) schlugen in Bethlehem
eine Demonstration nieder und verhafteten bei einer anderen
Demonstration im Distrikt Ramallah vier junge
Palästinenser.
Seit Gründung des Staates Israel 1948
und der späteren Besetzung von Westbank, Ost-Jerusalem und Gaza
1967 haben israelische Behörden etwa eine Million Palästinenser
inhaftiert, wie es in einem gemeinsamen Statement palästinensischer
Organisationen heißt, das am Samstag herausgegeben
wurde.
Palästinensische Rechtsgruppen haben
israelische Amtsträger beschuldigt, Palästinenser in ihren
Gefängnissen zu foltern, zu schikanieren und medizinisch zu
vernachlässigen.
Amnesty International sagte
vergangene Woche, vor dem Hungerstreik, "die Jahrzehnte andauernde
israelische Praxis Palästinenser aus der besetzten Westbank und dem
Gazastreifen in Haftanstalten innerhalb Israels gefangen zu halten
und ihnen regelmäßige Besuche von Familienangehörigen
vorzuenthalten, sei nicht nur grausam, sondern auch eine
gravierende Verletzung des internationalen Rechts".
Anfänglich von Gefangenen, die der
Fatah angehören, aufgefordert, versprachen palästinensische
Gefangene aus dem gesamten politischen Spektrum am Hungerstreik
teilzunehmen; zu Streikbeginn am Montag Morgen schätzten manche die
Teilnehmer auf mehr als 2.000.
Das Büro des palästinensischen
Premierministers veröffentlichte am Montag ein Statement mit der
Zusammenfassung einer langen Liste von Forderungen, die von
Hungerstreikenden unter Anführung von Barghouti aufgestellt haben.
Im Statement heißt es, "ein heute beginnender Massenhungerstreik
fordert Grundbedarf und Grundrechte der Gefangenen und versucht der
Praxis der willkürlichen Administrativhaft, der Folter,
Mißhandlung, unfairen Gerichtsprozessen, Inhaftierung von Kindern,
medizinischen Vernachlässigung, der Isolationshaft, der
unmenschlichen/erniedrigenden Behandlung, dem Entzug grundlegender
Rechte wie Vorenthaltung von Besuchen von Familienangehörigen und
des Rechts auf Bildung ein Ende zu setzen".
Hanan Ashrawi, Mitglied des
Exekutivkomitees der PLO, sagte am Montag, "die gesamte
internationale Gemeinschaft sollte von Israels absichtlichem Bruch
und der Entwertung der Rechte und des Lebens palästinensischer
politischer Gefangener, inbesondere im Hinblick auf Haftstrafen und
Mißhandlungen palästinensischer Männer, Frauen, Kinder und älterer
Menschen alarmiert sein". Quelle
Übersetzung/gekürzt: K.
Nebauer
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Hungern für eine bessere Haft - Ein Massenhungerstreik
palästinensischer Gefangener in Israel bringt ihren Präsidenten
Abbas in Zugzwang. - Inge
Günther - Nichts vermag die Palästinenser derart aufzubringen wie
das Schicksal ihrer Angehörigen, die hinter israelischen Gittern
sitzen. Bereits am Montag, dem ersten Tag des Massenhungerstreiks
von weit über tausend palästinensischen Gefangenen, gingen in
zahlreichen Städten im Westjordanland und auch im Gazastreifen
Anhänger aus nahezu allen politischen Lagern auf die Straße.
Um Rückhalt in der Bevölkerung scheint sich Marwan Barghouti, der
ranghöchste in Israel inhaftierte Fatah-Führer, vorerst nicht
sorgen müssen. Sein Aufruf im Namen von „Freiheit und Würde“ die
Nahrung zu verweigern, hat nicht nur in den Gefängnissen enorme
Resonanz erzeugt. Auch die palästinensische Autonomie-Regierung hat
sich mit den Hungerstreikenden solidarisiert, ebenso Präsident
Mahmud Abbas, allerdings ohne den Namen Barghouti zu erwähnen.
Schon das ist ein Indiz, das Abbas die Aktion politisch nicht
gerade zupasskommt. Er hat am 3. Mai einen Termin im Weißen Haus,
ein Antrittsbesuch bei US-Präsident Donald Trump. Eine eskalierte
Lage daheim macht sich nicht gut, um in Washington Sympathien für
die palästinensische Sache zu gewinnen.
Dazu wird der von Barghouti initiierte Streik in Ramallah zugleich
als eine Art Kampfansage an Abbas verstanden.
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Der Gastartikel (op-ed) des
palästinensischen Führers Marwan Barghouti für die New York Times,
das Israel "moralisches und politisches Versagen" nennt, findet
sich nur in der internationalen Ausgabe
- Philip Weiss - 17.04.2017 - Die New York Times
hatte heute in ihrer internationalen Ausgabe einen aufwühlenden
Artkel von Marwan Barghouti, dem palästinensischen Führer, der zu
15 Jahren Haft verurteilt wurde. Unter dem Titel "Warum wir im
Hungerstreik sind" beschreibt der Artikel Israel als ein
"moralisches und politisches Versagen", dessen Rekord in der
Inhaftierung von 40% der männlichen Palästinenser typisch für
koloniale Besatzerregime sei. Barghouti bezieht sich mehrmals
auf die Inhaftierung von Nelson Mandela und erklärt: "Unsere
Ketten werden zerbrochen werden, weil es die menschliche
Natur ist die Forderung von Freiheit ungeachtet der Kosten ernst zu
nehmen." [...] Der Streik begann mit 700 Teilnehmern und hat sich
inzwischen auf mehrere tausend ausgeweitet.
Leider erscheint Barghoutis Artikel
nur in der internationalen Ausgabe der New York Times, nicht in der
nationalen. Weshalb sollte es für jemanden in Paris wichtiger sein
ihn zu lesen als für jemanden in New York? Das ist (doch) eine
amerikanische Angelegenheit. Die Entscheidung derTimes ist,
vielleicht unterbewußt, ein klarer Versuch Barghoutis eloquenten
Schrei nach Freiheit als zweitrangig zurückzustufen. Aber nichts
kann Barghoutis Bedeutung schmälern. Er wurde am Montag in
Einzelhaft verlegt. "Das Israeli Prison Service (IPS) sagte, es
versuche den Hngerstreik zu brechen", berichtete Ha'aretz. In
seinem op-ed-Artikel berichtet Barghouti von einer "unvorstellbaren
Situation" in israelischen Gefängnissen:
In den vergangenen
fünf Jahrzehnten wurden laut der Menschenrechtsgruppe Addameer mehr
als 800.000 Palästinenser inhaftiert oder verhaftet – was etwa 40%
der männlichen Bevölkerung des palästinensischen Territoriums
entspricht. Heute sind noch immer etwa 6.500 in Haft; unter sind
einige, die den traurigen Weltrekord für die längste Haftdauer
politischer Gefangener halten. Es gibt kaum eine Familie in
Palästina, die nicht unter der Gefangenschaft eines oder mehrerer
Familienmitglieder gelitten hat.
Barghouti
beschreibt die zweierlei Rechtswege für Palästinenser und Israelis
in den besetzten Gebieten als eine "Form von Justiz-Apartheid" und
bemerkt, dass diese Inhaftierungen gescheitert seien, weil sie den
Widerstand gestärkt hätten: Israelische Gefängnisse sind zur
Wiege einer anhaltenden Bewegung für die palästinensische
Selbstbestimmung geworden. Dieser neue Hungerstreik wird einmal
mehr zeigen, dass die Gefangenenbewegung der Kompass für unseren
Kampf, den Kampf für Freiheit und Würde, ist; wir haben den Namen
für diesen neuen Schritt in unserem langen Marsch in die Freiheit
[eine Referenz auf Nelson Mandelas Buch]
gewählt.
Barghouti beobachtet eine wachsende
Unterstützung für die Palästinenser. Ihre Solidarität stellt Israels moralisches und
politisches Versagen bloß. Rechte werden jetzt von einem
Unterdrücker verliehen. Freiheit und Würde sind (aber) universelle
Rechte, die dem Menschsein innewohnen, und sollen von jeder Nation
und allen Menschen genossen werden. Palästinenser werden keine
Ausnahme sein.
Ginge es in diesem Artikel um interne
Politik der Europäischen Union, würde jemand in Paris
interessierter sein als ein Amerikaner. Aber Israel/Palästina
gehört zu den wichtigsten nationalen Angelegenheiten der
US-Außenpolitik. Der Abdruck dieses Artikels in der New York Times
hätte sicher viele Kunden der Zeitung empört. Ohne Zweifel gab es
eine Auseinandersetzung in der Times; viele fürchten Barghoutis
politisches Potential als dem logischen Nachfolger von Yasser
Arafat, der unter Palästinensern jeder politischen Überzeugung
populär ist.
Einstweilen Lob dem Korrespondenten
der Jerusalem Times, Jan Fisher, für die aktuelle Berichterstattung
über den Hungerstreik: "Mehr als 1.000 palästinensische Gefangene
in Israel veranstalten Hungerstreik." Barghouti erhält in diesem
Artikel höchste Aufmerksamkeit, und (auch) Palästinenser erhalten
sehr hohe Beachtung.
Mehr als tausend
Palästinenser in israelischen Gefängnissen beteiligten sich am
Montag an einem Hungerstreik und verlangten bessere
(Haft)Bedingungen in einem Protest, der wegen seines großen
Ausmasses und der Tatsache, dass er von Marwan Baghouti
angeführt wurde, dem prominentesten Gefangenen, der oft als
zukünftiger palästinensischer Führer angesehen wird, ungewöhnlich
ist...
"Israel nimmt (den Streik) ernst,
einfach wegen der möglichen Konsequenzen", sagte Ghassan Khatib,
Professor an der Bir Zeit-Universität und ehemaliger
palästinensischer Amtsträger. "Das Problem der Gefangenen ist ein
sehr emotionales."
Zu oft haben wir in der westlichen
Presse gelesen: Warum greifen Palästinenser zur Gewalt? Wo ist der
palästinensische Gandhi oder Mandela? Direkt vor euren Augen, ist
die Antwort. Nichts könnte friedlicher sein als dieser
Hungerstreik. Gut für die Times, für einen neuen Bericht darüber in
den neuen Kolumnen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
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