Israelischer Oberster
Gerichtshof : Gezielte Tötungen zulässig.
Von Aviram Zino, ynetnews, Donnerstag, 14 Dezember 2006
Die Richter des Obersten
Gerichts, angeführt vom scheidenden Präsidenten des Obersten
Gerichts Aharon Barak, haben Donnerstagmorgen die Petition
zurückgewiesen, die verlangt hatte, den israelischen
Streitkräften die Politik der gezielten Tötungen zu untersagen.
Die Entscheidung legt
fest, dass Auflagen und Einschränkungen der Politik überlassen
werden müssen, und zwar so, dass jede Instanz gründlich geprüft
wird.
In der Begründung der
Entscheidung des Gerichtshofs steht, dass "nicht im Voraus
bestimmt werden könne, ob jede gezielte Tötung gemäß
internationalem Recht verboten werden müsse, genauso wie es
nicht im Voraus bestimmt werden könne, ob jede gezielte Tötung
nach internationalem Recht zulässig sei."
Richter Barak schrieb im
Urteil, dass "die Demokratie zuzeiten mit einer Hand kämpft, die
ihr an den Rücken gebunden ist. Trotzdem behält die Demokratie
die Oberhand, weil das Bewahren von Rechtsstaatlichkeit und die
Anerkennung individueller Freiheiten ein wichtiger Bestandteil
ihres Position an Sicherheit ist. Am Ende des Tages stärken sie
ihren Geist und sie selbst und erlauben ihr so, ihre
Schwierigkeiten zu überwinden."
Die Präsidentin des
Obersten Gerichtshofes, Dorit Beinish, fügte hinzu: "Ich glaube
auch, dass nicht in einer allumfassenden Weise gesagt werden
kann, dass der Einsatz von gezieltem Töten verboten ist."
Beinish knüpfte eine
Bedingung an ihre Stellungnahme und setzte fest, dass
"angesichts der extremen Natur der gezielten Tötung, diese nicht
nach Einschränkungen und Restriktionen, wie sie in der
Entscheidung beschrieben sind, eingesetzt werden soll."
In ihrer Entscheidung
bezogen sich die Richter des Höchstgerichts auch auf die Antwort
des Staats auf die Petition, in der festgestellt wurde, dass die
Frage des gezielten Tötens nicht justifizierbar sei. Den
Richtern zufolge, finden überall dort, wo durch Politik
Menschenrechte verletzt werden, Untersuchungen durch
internationale Gerichtshöfe und Tribunale statt, deshalb können
diese genauso auch durch nationale Gerichte untersucht werden.
'Israel muss die
Verletzungen von Zivilpersonen minimieren'
Am Ende des Urteils
stellten die Richter fest, dass in einem demokratischen Staat
auch der Krieg gegen den Terror Gegenstand von Gesetzen ist, und
dass Israel internationale Prozeduren befolgen muss, die auf
einer Balance zwischen Sicherheitsbedürfnissen und individuellen
Rechten beruhen.
Sie fügten hinzu, dass ein
grundlegendes Prinzip des internationalen Rechts des bewaffneten
Konflikts das Prinzip der Unterscheidung zwischen Kämpfenden und
Zivilpersonen ist. Richter Barak schrieb, dass eine
Schlüssel-Überlegung, die diese Balance beeinflusse, die
Identität der in der Konfrontation verletzten Person ist.
Die Richter betonten, dass
zivile Ziele nicht zu Gegenständen militärischer Offensiven
gemacht werden dürfen und stellten fest, dass Israel dazu
verpflichtet ist, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die
Verletzungen der Zivilbevölkerung während der Angriffe so gering
wie möglich zu halten.
Die Richter urteilten,
dass "der Schutz für Zivilpersonen in Übereinstimmung mit
internationalem Recht dann nicht zur Anwendung kommt, wenn
Zivilpersonen direkt an Feindseligkeiten teilnehmen."
Zu dieser Kategorie
zählten die Richter eine Zivilperson, die Waffen trägt (offen
oder versteckt), die auf dem Weg zu einem Ort ist, wo sie diese
verwenden wird, oder die die Waffen benützt, oder die auf dem
Rückweg von so einem Ort ist, dann handelt es sich um eine
Zivilperson, die direkt an Feindseligkeiten teilnimmt, ebenso
wie jene, die über Terrorhandlungen entscheiden oder sie planen
und solche, die andere anwerben, sie anleiten und sie zum
Durchführen terroristischer Handlungen aussenden.
AntragstellerInnen der
Petition: Israel hat kein Recht, Menschen das Leben zu nehmen
Die Petition wurde vom
"Öffentlichen Komitee gegen Folter in Israel" (Public Committee
Against Torture in Israel) eingereicht. Die AntragstellerInnen
bestanden darauf, dass der Staat Israel kein Recht dazu hat,
Menschen das Leben zu nehmen, falls sie nicht direkt die
Durchführung eines Terroranschlags geplant haben.
Vor etwa einem Monat haben
Hunderte Intellektuelle, Nobelpreisträger, ehemalige Generäle,
politisch links stehende Gruppierungen und
Menschenrechtsorganisationen eine Petition beim Obersten
Gerichtshof eingereicht und verlangt, dass dieser so schnell als
möglich über die Petition, die sich mit den gezielten Tötungen
beschäftigt, urteilen und - wie es hieß - keinerlei "weitere
Pfuscherei" gestatten solle.
Das letzte und
abschließende Hearing über die Petition hatte im Februar
stattgefunden.
"Wir können nicht weiter
warten. Jede weitere Verzögerung verursacht den Tod von noch
mehr unschuldigen Menschen," verlangten links stehende
Organisationen vergangenen Monat nach den Geschehnissen in Beit
Hanoun.
Übersetzung: Tina Salhi
Meldung am 14. Dezember 2006
im Mittagsjournal auf Ö1:
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Israeli High Court Rules:
Targeted killing permissible. By Aviram Zino, ynetnews, December
14, 2006
Petitioners claim State of
Israel has no right to take human life, asks judges to prohibit
IDF's 'assassination policy.' Court rejects petition, rules 'it
cannot be determined in advance that every targeted killing is
prohibited according to customary international law, just as it
cannot be determined in advance that every targeted killing is
permissible according to customary international law'
High Court Judges, headed
by retiring Supreme Court President Aharon Barak, on Thursday
morning rejected the petition to prohibit the Israel Defense
Forces' targeted killing policy.
The ruling established
that restrictions and limitations must be put on the policy,
such that each instance will be thoroughly examined.
In its justification of
the ruling, the court wrote that "it cannot be determined in
advance that every targeted killing is prohibited according to
customary international law, just as it cannot be determined in
advance that every targeted killing is permissible according to
customary international law.
Justice Barak wrote in the
ruling that "at times democracy fights with one hand tied behind
her back. Despite that, democracy has the upper hand, since
preserving the rule of law and recognition of individual
liberties constitute an important component of her security
stance. At the end of the day, they strengthen her and her
spirit, and allow her to overcome her difficulties.
Supreme Court President
Dorit Beinish added, "I also believe that it cannot be said in
an all-embracing way that using targeted killing is forbidden."
Beinish put a condition on
her opinion, and established that "in light of the extreme
nature of target killing, it must not be used in accordance with
the limitations and restrictions delineated in the ruling."
In their decision, the
High Court judges also referred to the State's reply to the
petition, in which it claimed that the targeted killing issue is
not justiciable. According to the judges, in any place where the
policy harms human rights it is examined by international courts
and tribunals, and therefore can also be examined by national
courts.
'Israel must minimize harm
caused to civilians'
At the end of the ruling
the judges noted that in a democratic state, war on terror is
also subject to laws and that Israel must abide by international
procedures based on balancing between security needs and
individual rights.
They added that a
fundamental principle of the customary international law of
armed conflict is the principle of distinction between
combatants and civilians. Justice Barak wrote that a key
consideration affecting the balance is the identity of the
person hurt in the confrontation.
The judges stressed that
civil targets must not be subject to a military offensive, and
noted that Israel is obligated to do all it can in order to
minimize the harm caused to the civil population while launching
the offensives.
The judges ruled, however,
that "the protection accorded by international law to civilians
does not apply at the time during which civilians take direct
part in hostilities.
In this category the
judges included a civilian bearing arms (openly or
concealed) who is on his
way to the place where he will use them, or is using arms, or is
on his way back from such a place, is a civilian taking a direct
part in hostilities, as well as those who decide on terrorist
acts or plan them, and those who enlist others, guide them and
send them to commit terrorist acts.
Petitioners: Israel has no
right to take human life
The petition was filed by
the Public Committee Against Torture in Israel. The petitioners
claimed that the State of Israel has no right to take human
life, unless they had planned to carry out an immediate terror
attack.
About a month ago,
hundreds of intellectuals, Nobel Prize laureates, former
generals, left-wing and human rights organizations petitioned
the High Court of Justice, demanding that it rule as soon as
possible on a petition dealing with the targeted killings and
not allow any "additional fudging," according to them.
The last and final hearing
on the petition was held in February.
"We cannot wait anymore.
Any additional delay causes the deaths of more innocent people,"
the left-wing organizations claimed following last month's Beit
Hanoun incident.
Sources: