Vom
Geheimdienst gehirngewaschen
Akiva Eldar, Haaretz, 13.2.06
Amerikanische und
israelische Eltern fanden in letzter Zeit heraus , dass ihre Regierungen
ihre Söhne zum Töten und Getötet-werden in unnötige Kriege geschickt
haben. Paul Pillar – bis vor kurzem der nationale
CIA-Geheimdienstoffizier für den Nahen Osten und Südasien – erklärte
öffentlich, dass Präsident Bush Beurteilungen an den Ohren
herbeigezogen hat, um den Krieg im Irak zu rechtfertigen. Fast am selben
Tag veröffentlichte der israelische Kanal 10 Teile eines Referates, in
dem der Shin Bet-Sicherheitschef Yuval Diskin erklärte, dass der
Aufstand in den besetzten Gebieten nicht voraus geplant war und dass es
auch keinen von Arafat ausgedachten Plan gab, den Aufstand auszulösen.
Diese Statements
untergraben die Behauptungen von politischen und militärischen
Offiziellen, die Intifada sei ein Teil des Planes des Präsidenten
Arafat gewesen, um die Oslo-Abkommen abzubrechen, um dann Israel zu
zerstören. Diskins Statements lassen auch einigen Zweifel über die
Behauptung aufkommen, die PLO sei niemals ein Verhandlungspartner
gewesen und Israel habe seit September 2000 einen gerechten und
unvermeidlichen Krieg geführt.
Pillars Statements wollen nicht aus den Schlagzeilen kommen. Sie
schütteten geradezu Öl ins Feuer der Kritik von Kongressmitgliedern
hinsichtlich des Irakkrieges. Die Medien hören auch nicht auf, wenn es
um die falsche Darstellung des irakischen Nuklearprogramms geht. Und
auch in Israel ist die Opposition eifrig dabei, mit dem rechten Flügel
eine Entscheidung durchzuboxen, damit eine parlamentarische Untersuchung
stattfindet, die untersuchen soll, ob einige Polizisten ihre Nerven
verloren haben, als es darum ging, eine gewalttätige Demonstration von
Torah-gefütterten Rowdies in Amona zu zerstreuen.
Man muss darüber
nicht viele Worte verlieren, dass die Regierung und die
Regierungspartei, die sich großartig auf der Nicht-Partner-Theorie
entwickelte, nicht groß Krach schlugen, als der Shin Bet-Chef die Bombe
fallen ließ. ...
Diskin ist nicht der Erste, die Grundprämisse herauszufordern, auf
der Israels Friedens- und Sicherheitspolitik seit Ariel Sharons Besuch
auf dem Tempelberg geruht hat. Ihm voraus war Generalmajor (Res.) Amos
Malka, Chef des militärischen Geheimdienstes, gegangen, und zwar gleich
zu Beginn der Intifada. Im Juni 2004 erzählte Malka Haaretz, dass MI (?)
nicht die geringste Spur von Beweisen hatte, dass Arafat den Aufstand
initiierte. ...Arafat wollte ein Abkommen auf der Basis der 1967
Grenze erreichen.
Wenn Diskin und die anderen die Wahrheit reden, gründet sich Sharons
Strategie auf einer Lüge. Wenn sie recht haben, sollte jemand erklären,
warum Israel der PLO und der Palästinensischen Behörde den Rücken
zugekehrt und sich entschieden hat, einseitig voranzugehen. Wenn sie
recht haben, heißt es, dass hochrangige Offiziere des Geheimdienstes –
vor allem der Generalstabschef Shaul Mofaz und Moshe Yaalon mit der
großzügigen Hilfe des Generalmajors Amos Gilad ( der irrte und täuschte,
was das irakische Nuklearproblem betraf) - die Öffentlichkeit einer
Gehirnwäsche unterzogen haben d.h. ihr falsche Informationen zukommen
ließ. Und dies geht bis heute weiter und bestimmt die öffentliche
Meinung in bezug auf die Politik der Absperrungen, der gezielten
Tötungen, des Trennungszaunes und einseitiger Abtrennungen.
Die
Gehirnwäsche ist so erfolgreich gewesen, dass sogar Hamas Aufstieg aus
den Ruinen des palästinensischen Lagers von Oslo keine Fragen über die
Politik der Trennung von Arafat und seiner Nachfolger aufwirft.
Eine grundsätzliche Überprüfung der „Fakten“, mit denen die
Öffentlichkeit mehr als 5 Jahre lang leben musste, ist nicht weniger
wichtig als eine Untersuchung des Mordes an Chaim Arlosoroff viele Jahre
nach seinem Tod. Wenn herauskommt, dass es keinen Grund zur Behauptung
gibt, dass Arafat und sein Lager nicht an einem annehmbaren Kompromiss
interessiert waren und sind, dann muss Kadima ihre Positionen neu
überdenken. Falls jedoch Unterstützung für ein Komplott gefunden
wird, Israel zu zerstören – dann weiter mit der einseitigen Trennung
von der Westbank. Dann sollen sie zusammen mit Hamas im Bett liegen, das
sie sich gemacht haben.
Es
ist schon merkwürdig, dass die USA, die Tausende Meilen vom Nahen Osten
entfernt liegt, darauf besteht, ihre Regierung für die Lügen und
Irrtümer hinsichtlich Irak verantwortlich zu machen. Wir dagegen, denen
die Erde unter den Füßen brennt, sollen uns mit Russland aus einander
setzen.
(dt. und
geringfügig gekürzt: Ellen Rohlfs)
(Dt. Ellen Rohlfs) |