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B'Tselem - Das ist Apartheid
Der Bericht von B'Tselem
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Ein Regime jüdischer Vorherrschaft, vom
Jordanfluss bis zum Mittelmeer:
Das ist Apartheid
12. Januar 2021 Bt’selem
Über 14 Millionen, etwa die Hälfte von ihnen Juden und die
andere Hälfte Palästinenser, leben zwischen dem Jordan Fluss
und dem Mittelmeer unter einer einzigen Herrschaft. Die
allgemeine Wahrnehmung im öffentlichen, politischen,
rechtlichen Diskurs ist, dass zwei getrennte Regime Seite an
Seite in diesem Gebiet operieren, getrennt von der Grünen
Linie. Ein Regime, innerhalb der Grenzen des souveränen
Staates Israel, ist eine dauerhafte Demokratie mit einer
Bevölkerung von über neun Millionen, alle israelische
Staatsbürger. Das andere Regime in den Gebieten, die Israel
1967 aneignete, deren Endstatus in zukünftigen Verhandlungen
bestimmt werden soll, ist eine vorübergehende
Militärbesatzung, die etwa fünf Millionen palästinensischen
Untertanen auferlegt wurde.
Mit der Zeit entsprach die Unterscheidung zwischen den
beiden Regimen immer weniger der Realität. Diese Situation
existiert nun seit mehr als 50 Jahren – doppelt so lange,
wie der Staat Israel ohne existierte. Hunderttausende
jüdischer Siedler wohnen nun in Dauersiedlungen im Osten der
Grünen Linie und leben dort so, als ob sie westlich davon
lebten. Ostjerusalem wurde offiziell an Israels souveränes
Gebiet angegliedert, und die Westbank wurde praktisch
annektiert. Das Wichtigste dabei ist, dass die
Unterscheidung die Tatsache verschleiert, dass das gesamte
Gebiet zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan nach einem
einzigen Prinzip organisiert wurde: die Vormachtstellung
einer Gruppe voranzubringen und zu festigen – Juden – über
eine andere - Palästinenser. All das führt zu der
Schlussfolgerung, dass diese keine zwei parallele Regime
sind, die lediglich dasselbe Prinzip wahren. Es gibt ein
Regime, das das gesamte Gebiet und die Menschen, die in ihm
leben, beherrscht, basierend auf einem einzigen
Organisationsprinzip.
Als B’Tselem 1989 gegründet wurde, begrenzten wir unsere
Aufgabe auf die Westbank (einschließlich Jerusalems) und den
Gazastreifen, und unterließen es, uns um Menschenrechte
innerhalb des im Jahre 1948 gegründeten Staates Israel zu
kümmern, beziehungsweise das gesamte Gebiet zwischen Jordan
und dem Mittelmeer. Jedoch, die Situation hat sich geändert.
Das Organisationsprinzip des Regimes ist in den letzten
Jahren zum Vorschein gekommen, wie zum Beispiel im
Grundgesetz: Israel –der Nationalstaat des jüdischen Volkes,
das 2018 verabschiedet wurde, oder offene Reden über die
formelle Annexion von Teilen der Westbank im Jahr 2020.
Nimmt man alle zuvor aufgeführten Fakten, so bedeutet das,
dass das, was in den besetzten Gebieten geschieht, nicht
länger von dem getrennt werden kann, was sich tatsächlich in
dem gesamten Gebiet unter Israels Herrschaft abspielt. Die
in den letzten Jahren benutzten Bezeichnungen, um die
Situation zu beschreiben – wie „verlängerte Besetzung“ oder
„ Ein-Staat-Realität“ passen nicht länger. Um effektiv
Menschenrechtsverstöße zu bekämpfen, ist es wichtig, das
Regime, dass das gesamte Gebiet beherrscht, zu überprüfen
und zu definieren.
Dieses Dokument analysiert, wie das israelische Regime
arbeitet, um seine Ziele in der gesamten Region unter
seiner Kontrolle voranzubringen. Wir verschaffen keinen
historischen Rückblick und nehmen auch keine Bewertung der
palästinensischen oder jüdischen Nationalbewegungen vor,
noch des ehemaligen Regimes in Südafrika. Obwohl dies
wichtige Fragen sind, geht es über den Bereich einer
Menschenrechtsorganisation hinaus. Dieses Dokument
präsentiert weniger die Prinzipien, die das Regime leiten,
sondern stellt dar, wie es sie umsetzt und betont die
Schlussfolgerung, die sich aus allem ergibt, wie das Regime
definiert werden sollte und was das für die Menschenrechte
bedeutet.
Teilen,
trennen, herrschen
Im gesamten Gebiet zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan
setzt das israelische Regime Gesetze um, verwendet Praktiken
und setzt Staatsgewalt ein, um die Vormachtstellung einer
Gruppe – der Juden – über eine andere – die Palästinenser
einzumeißeln. Eine Schlüsselmethode zur Verfolgung dieses
Ziels ist die unterschiedliche Raumgestaltung für jede
Gruppe.
Jüdische Bürger leben so, als ob das gesamte Gebiet ein
einziger Raum wäre (mit Ausnahme des Gazastreifens). Die
Grüne Linie hat für sie keinerlei Bedeutung: ob sie im
Westen von ihr leben, innerhalb Israels souveränem
Territorium, oder im Osten von ihr, in Siedlungen, die nicht
offiziell an Israel annektiert wurden, ist irrelevant für
ihre Rechte oder ihren Status.
Andererseits ist lebenswichtig, wo Palästinenser leben. Das
israelische Regime hat das Gebiet in mehrere Einheiten
geteilt, die es unterschiedlich definiert und beherrscht und
räumt den Palästinensern in jeder Einheit unterschiedliche
Rechte ein. Die Teilung ist nur für die Palästinenser
relevant. Der geografische Raum ist bei den Juden
zusammenhängend, jedoch ein fragmentiertes Mosaik bei den
Palästinensern:
·
Palästinenser, die auf dem Land leben, das 1948 zum
israelischen souveränen Gebiet definiert wurde (manchmal
arabisch-israelisch genannt) sind israelische Bürger und
machen 17 % der Staatsbürger aus.Obwohl dieser Status ihnen
viele Rechte einräumt, genießen sie nicht dieselben Rechte
wie jüdische Bürger, weder per Gesetz, noch in der Praxis –
wie in diesem Dokument weiter ausgeführt wird.
·
Ungefähr 350,000 Palästinenser leben in Ostjerusalem,
das eine Fläche von etwa 70.000 Dunams hat [1 Dunam = 1,000
Quadratmeter], das Israel zu seinem souveränen Territorium
1967 annektiert hat. Sie werden als dauerhafte Bewohner
Israels bezeichnet, ein Status, der ihnen ermöglicht, in
Israel ohne erforderliche Sondergenehmigungen zu leben und
zu arbeiten, um Sozialleistungen und eine
Krankenversicherung zu erhalten, und um bei Kommunalwahlen
zu wählen. Aber dauerhaftes Wohnrecht kann im Gegensatz zur
Staatsbürgerschaft jeder Zeit nach freiem Ermessen des
Innenministers widerrufen werden. Unter bestimmten Umständen
kann es auch ablaufen.
·
Obwohl Israel nie offiziell die Westbank annektierte,
behandelt es das Gebiet, als ob es sein eigenes wäre. Über
2.6 Millionen palästinensische Untertanen leben in der
Westbank in Dutzenden von nicht miteinander verbundenen
Enklaven unter harter Militärherrschaft und ohne politische
Rechte. In etwa 40% des Territoriums hat Israel etwas
zivile Macht an die Palästinensische Autorität (PA)
übertragen. Dennoch ist die PA immer noch Israel
untergeordnet und kann seine limitierte Macht nur mit
Zustimmung Israels ausüben.
·
Der Gazastreifen
ist die Heimat von etwa zwei Millionen Palästinenser, denen
auch politische Rechte verwehrt werden. 2005
zog Israel seine Streitkräfte vom Gazastreifen ab, löste die
Siedlungen, die es dort gebaut hatte auf und lehnte jede
Verantwortung für das Schicksal der palästinensischen
Bevölkerung ab. Nach der Übernahme durch die Hamas 2007
verhängte Israel eine Blockade über den Gazastreifen, die
immer noch in Kraft ist. In all den Jahren hat Israel
weiterhin fast jeden Lebensaspekt in Gaza von außerhalb
kontrolliert.
Israel gewährt den Palästinensern in jeder dieser Einheiten
ein unterschiedliches Paket von Rechten – von denen alle im
Vergleich zu den Rechten, die jüdischen Bürgern gewährt
werden, minderwertig sind. Das Ziel der jüdischen
Vormachtstellung wird in jeder Einheit unterschiedlich
vorangebracht, und die sich daraus ergebende Formen der
Ungerechtigkeit unterscheiden sich: die Lebenserfahrung von
Palästinensern im mit der Blockade versehenen Gaza ist nicht
dieselbe wie die der Palästinenser in der Westbank, der
ständigen Bewohner Ostjerusalems oder der palästinensischen
Bürger innerhalb des souveränen israelischen Territoriums.
Dennoch sind es Variationen der Tatsache, dass alle unter
israelischer Herrschaft lebenden Palästinenser
unterpriviligiert sind, im Hinblick auf Rechte und Status,
im Gegensatz zu den in genau demselben Gebiet lebenden
Juden.
Nachfolgend sind vier Hauptmethoden, die das israelische
Regime einsetzt, um die jüdische Vormachtstellung zu
fördern. Zwei werden ähnlich im gesamten Gebiet eingesetzt:
die Beschränkung der Einwanderung von Nicht-Juden und die
Konfiszierung von palästinensischem Land, um Gemeinden „nur
für Juden“ aufzubauen, wohingegen die Palästinenser in
kleine Enklaven verbannt werden. Die anderen beiden werden
vorwiegend in den besetzten Gebieten praktiziert:
drakonische Einschränkungen in Bezug auf die
Bewegungsfreiheit von Palästinensern, die keine
Staatsbürgerschaft besitzen, und die Verweigerung ihrer
politischen Rechte. Die Kontrolle über diese Lebensaspekte
liegt gänzlich in Israels Händen: in dem gesamten Gebiet
besitzt Israel die alleinige Befugnis über das
Bevölkerungsregister, die Landzuteilung, Wählerlisten und
über das Recht (oder die Verweigerung) in Bezug auf das
Reisen innerhalb - sowie über die Ein- und Ausreise in/aus
irgendeinem Teil des Gebietes.
A.
Einwanderung – nur
für Juden:
Jeder Jude weltweit und seine oder ihre Kinder, Enkel und
Ehepartner sind berechtigt, jederzeit nach Israel
einzuwandern und erhalten die israelische Staatsbürgerschaft
mit all den dazugehörenden Rechten.Sie erhalten diesen
Status auch dann, wenn sie sich entscheiden, in einer
Westbank-Siedlung zu wohnen, die nicht offiziell an Israels
souveränes Territorium annektiert wurde.
Im Gegensatz dazu haben Nicht-Juden kein Recht auf einen
legalen Status in von Israel beherrschten Gebieten. Das
Gewähren eines Status liegt fast im gänzlichen Ermessen der
Amtspersonen – des Innenministers (innerhalb des souveränen
Staates Israel) oder des Militärkommandeurs (in den
besetzten Gebieten). Trotz dieser offiziellen Unterscheidung
bleibt das Organisationsprinzip dasselbe: Palästinenser, die
in anderen Ländern leben, können nicht in das Gebiet
zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan einwandern, auch dann
nicht, wenn sie, ihre Eltern oder Großeltern dort geboren
wurden und dort gelebt haben. Der einzige Weg, dass
Palästinenser in von Israel beherrschte Gebiete einwandern
können, ist, indem sie einen Palästinenser heiraten, der
bereits dort lebt – als Bürger, Einwohner oder Untertan –
sowie eine Reihe Bedingungen erfüllen und Israels
Genehmigung erhalten.
Israel behindert nicht nur palästinensische Einwanderungen,
sondern verhindert auch den Umzug der Palästinenser zwischen
den Einheiten (Enklaven), wenn der Umzug – in der
Wahrnehmung des Regimes – ihren Status aufwerten würde. Zum
Beispiel können palästinensische Bürger Israels oder
Einwohner von Ostjerusalem leicht in die Westbank umsiedeln
(obwohl sie ihre Rechte und ihren Status riskieren, wenn sie
das tun). Palästinenser in den besetzten Gebieten können
keine israelische Staatsbürgerschaft erhalten und auch nicht
in das israelische souveräne Territorium umsiedeln, mit
Ausnahme sehr seltenen Umständen, was von der Genehmigung
der israelischen Beamten abhängt.
Israels Politik der Familienzusammenführung zeigt dieses
Prinzip. Seit Jahren hat das Regime für Familien, bei denen
jeder Ehepartner in unterschiedlichen geografischen
Einheiten leben, zahlreiche Hindernisse aufgestellt. Mit der
Zeit hat dies verhindert und vorgebeugt, dass Palästinenser
einen Palästinenser in einer anderen Einheit geheiratet
haben, einen Status in dieser Einheit erworben haben. Das
Ergebnis dieser Politik war, dass zehntausende Familien
nicht zusammenleben konnten. Wenn ein Ehepartner Einwohner
des Gazastreifens ist, erlaubt Israel der Familie, dort
zusammenzuleben, aber wenn der andere Ehepartner ein
Einwohner der Westbank ist, verlangt Israel, dass sie
dauerhaft nach Gaza umziehen. 2003 verabschiedete die
Knesset einen temporäre Anordnung (noch in Kraft), die die
Ausstellung der israelischen Staatsbürgerschaft oder das
permanente Wohnrecht für Palästinenser aus den besetzten
Gebieten, die Israelis heiraten, verbietet - im Gegensatz
zu Bürgern aus anderen Ländern. In Ausnahmefällen, die vom
Innenminister gebilligt wurden, kann Palästinensern aus der
Westbank, die Israelis heiraten, in Israel ein Status
eingeräumt werden – jedoch ist er nur vorübergehend und
berechtigt sie nicht, Sozialleistungen zu empfangen.
Israel
unterwandert auch das Recht der Palästinenser in den
besetzten Gebieten – einschließlich Ostjerusalems –
weiterhin dort zu leben, wo sie geboren wurden. Seit 1967
hat Israel den Status von etwa 250.000 Palästinensern in der
Westbank (einschließlich Ostjerusalems) und dem Gazastreifen
widerrufen, in einigen Fällen mit der Begründung, sie hätten
länger als drei Jahre im Ausland gelebt. Das schließt
tausende Einwohner aus Ostjerusalem ein, die nur wenige
Meilen in den Osten ihrer Heimat in Teile der Westbank
umgezogen sind, die offiziell nicht annektiert wurden. All
diese Menschen wurden des Rückkehrrechts in ihre Häuser und
zu ihren Familien beraubt, wo sie geboren wurden und
aufgewachsen sind.
B.
Land konfiszieren für Juden, Palästinenser hingegen in
Enklaven pferchen
Israel praktiziert eine Politik der „Judaisierung“
des Gebietes, die auf der Denkweise basiert, dieses Land sei
eine Ressource, was bedeutet, dass sie exklusiv zum Wohle
der jüdischen Öffentlichkeit dient. Das Land wird genutzt,
um vorhandene jüdische Gemeinschaften zu entwickeln und zu
erweitern, während die Palästinenser enteignet werden und in
kleinen, überfüllten Enklaven eingepfercht werden. Diese
Politik wurde in Bezug auf das Land innerhalb des souveränen
israelischen Territoriums seit 1948 und bei den
Palästinensern in den besetzten Gebieten seit 1967
praktiziert. 2018 wurde das zugrundeliegende Prinzip in dem
Grundgesetz verankert: Israel – der Nationalstaat des
jüdischen Volkes, der festlegt, dass „der Staat die
Entwicklung jüdischer Siedlungen als nationalen Wert
betrachtet und dass er Maßnahmen erg reifen wird, die
Errichtung und Stärkung solcher Siedlungen zu ermöglichen
und zu fördern“.
Innerhalb seines souveränen Territoriums hat Israel
diskriminierende Gesetze in Kraft gesetzt, vor allem das
Abwesenheits-Eigentum-Gesetz, das ihm erlaubt, große Flächen
von Land, das Palästinensern gehört, zu enteignen, darunter
Millionen von Dunams in Gemeinden, deren Einwohner 1948
vertrieben wurden oder geflohen sind und denen die Rückkehr
verweigert wird. Israel hat auch die Gebiete, die für
palästinensische Räte und Kommunen bestimmt waren, deutlich
reduziert, die nun Zugang zu weniger als 3 % der gesamten
Fläche des Landes haben. Der größte Teil des Landes ist
bereits mit Bauten übersättigt. Das Ergebnis ist, dass sich
über 90 % des Landes in Israels souveränem Territorium nun
unter der Herrschaft des Staates befinden.
Israel hat dieses Land benutzt, um Hunderte von Gemeinden
für jüdische Bürger aufzubauen – jedoch nicht eine einzige
für palästinensische Bürger. Die Ausnahme ist eine Handvoll
Städte und Dörfer, die erbaut wurden, um die
Beduinenbevölkerung zu konzentrieren, der die meisten
Eigentumsrechte entzogen wurden. Ein Großteil des Landes,
auf dem Beduinen lebten, wurde enteignet und als Staatsland
registriert. Viele Beduinengemeinschaften wurden als „ nicht
anerkannt“ und ihre Bewohner als „Eindringlinge“ bezeichnet.
Auf dem Land, das historisch von Beduinen besiedelt war,
errichtete Israel Gemeinden, „ausschließlich für Juden“.
Das israelische Regime schränkt die Bebauung und Entwicklung
auf dem kleinen verbleibenden Rest in palästinensischen
Gemeinden innerhalb ihres souveränen Territoriums ein. Es
verzichtet auch auf die Erstellung von Masterplänen, die die
Bedürfnisse der Bevölkerung widerspiegeln und hält die
Zuständigkeitsbereiche dieser Gemeinschaften virtuell
unverändert trotz des Bevölkerungswachstums. Das Ergebnis
sind kleine, überfüllte Enklaven, wo die Einwohner keine
Wahl haben, als ohne Genehmigung zu bauen.
Israel hat auch ein Gesetz verabschiedet, wonach Gemeinden
mit Zulassungsausschüssen, von denen es Hunderte im gesamten
Land gibt, palästinensische Antragsteller aus Gründen von
„kultureller Unvereinbarkeit“ ablehnen können. Das
verhindert wirksam, dass palästinensische Bürger in
Gemeinschaften leben, die für Juden bestimmt sind. Offiziell
kann jeder israelische Bürger in jeder Stadt des Landes
leben; in der Praxis tun das nur 10 % der Palästinenser.
Sogar dann werden sie in getrennte Stadtteile abgeschoben,
da Bildungseinrichtungen sowie religiöse und andere Dienste
fehlen, Kosten für den Kauf eines Hauses in anderen Teilen
der Stadt unerschwinglich sind oder diskriminierende
Praktiken beim Grundstücks- oder Häuserverkauf angewandt
werden.
Das Regime hat dasselbe Organisationsprinzip in der Westbank
seit 1967 (einschließlich Ostjerusalems) angewandt.
Hunderttausende von Dunams, einschließlich Ackerland und
Weideland, von palästinensischen Untertanen wurden unter
unterschiedlichen Vorwänden enteignet und unter anderem
benutzt, um Siedlungen zu errichten und zu erweitern,
einschließlich Wohnvierteln, Farmland und Industrizonen.
Alle Siedlungen werden geschlossene Militärzonen, die
Palästinenser ohne Genehmigung nicht betreten dürfen. So
weit hat Israel über 280 Siedlungen in der Westbank
(einschließlich Ostjerusalems) errichtet, die nun die Heimat
von mehr als 600,000 Juden ist. Mehr Land wurde enteignet,
Hunderte von Kilometer für den Bau von Umgehungsstraßen für
die Siedler.
Israel
hat ein separates Planungssystem für Palästinenser in der
Westbank eingerichtet, hauptsächlich bestimmt, um das Bauen
und die Entwicklung zu verhindern. Große Landstriche sind
nicht bebaubar, da sie zu Staatsland, einer Schießzone,
einem Naturschutzgebiet oder einem Nationalpark erklärt
wurden. Die Behörden unterlassen es, adäquate Masterpläne zu
entwerfen, die die gegenwärtigen und zukünftigen Bedürfnisse
der palästinensischen Gemeinden in dem wenigen Land, das
verschont wurde, widerspiegeln. Das separate Planungssystem
konzentriert sich auf Abriss von Strukturen, die ohne
Genehmigungen gebaut wurden, auch hier gab es keine andere
Wahl. All das hat die Palästinenser in Dutzende von
dichtbevölkerten Enklaven eingeschlossen, wobei die
Entwicklung außerhalb dieser – ob zu Wohnzwecken oder
öffentlichen Zwecken, einschließlich der Infrastruktur –
fast vollständig verhindert wurde.
C.
Einschränkung der Bewegungsfreiheit für Palästinenser
Israel erlaubt seinen israelischen und palästinensischen
Bürgern und Einwohnern, durch das Gebiet frei zu reisen.
Ausnahmen sind das Verbot, den Gazastreifen zu betreten, den
es als „feindliches Gebiet“ bezeichnet und das Verbot (meist
formell) Gebiete zu betreten, die angeblich unter der
Verantwortung der PA stehen (Zone A). In seltenen Fällen ist
es palästinensischen Bürgern oder Einwohnern erlaubt, Gaza
zu betreten.
Israelische Bürger können auch das Land zu jeder Zeit
verlassen und wieder einreisen. Im Gegensatz dazu besitzen
die Einwohner von Ostjerusalem keine israelischen Pässe, die
verbieten, Gebiete zu betreten, die angeblich unter
PA-Verantwortung stehen.
Israel schränkt routinemäßig die Bewegung der Palästinenser
in den besetzten Gebieten ein. Generell verbietet es ihnen,
sich zwischen den Einheiten zu bewegen. Palästinenser von
der Westbank, die nach Israel, Ostjerusalem oder in den
Gazastreifen einreisen wollen, müssen bei den israelischen
Behörden einen Antrag stellen. In dem Gazastreifen, über den
seit 2007 eine Blockade verhängt wurde, wird die gesamte
Bevölkerung eingesperrt, da Israel fast jede Bewegung in
ihn und aus ihm verbietet – mit Ausnahme von seltenen
Fällen, die es als humanitär bezeichnet. Palästinenser, die
Gaza verlassen wollen oder Palästinenser aus anderen
Einheiten, die einreisen wollen, müssen auch bei den
israelischen Behörden einen speziellen Antrag für eine
Erlaubnis stellen. Die Genehmigungen werden sparsam
ausgestellt und können nur durch einen strikten
willkürlichen Mechanismus oder ein Genehmigungssystem
erhalten werden, dem Transparenz und klare Regeln fehlen.
Israel behandelt jede einem Palästinenser ausgestellte
Genehmigung als einen Gnadenakt, anstatt als Erfüllung eines
verbrieften Rechts.
In der Westbank kontrolliert Israel sämtliche Straßen
zwischen den palästinensischen Enklaven. Das erlaubt dem
Militär, fliegende Checkpoints aufzustellen, Zugänge zu
Dörfern abzusperren, Straßen zu blockieren und die
Durchfahrt durch Checkpoints beliebig zu stoppen. Weiterhin
baute Israel den Trennzaun in der Westbank und bezeichnete
palästinensisches Land, darunter Ackerland, das zwischen dem
Zaun und der Grünen Linie eingeschlossen ist, als
„Nahtzone“. Die Palästinenser in der Westbank dürfen diese
Zone nicht betreten, die demselben Genehmigungssystem
untergeordnet ist.
Die
Palästinenser in den besetzten Gebieten benötigen ebenso
eine israelische Genehmigung, um ins Ausland zu reisen. In
der Regel erlaubt Israel ihnen nicht, den internationalen
Flughafen Ben-Gurion zu nutzen, der in seinem souveränen
Territorium liegt. Die Palästinenser aus der Westbank
mussten über Jordaniens internationalen Flughafen fliegen –
aber können das nur, wenn Israel ihnen erlaubt, die Grenze
nach Jordanien zu überqueren. Jedes Jahr lehnt Israel
tausende von Anträgen, die Grenze zu überschreiten, ohne
Erklärung ab. Die Palästinenser aus Gaza müssen den von
Ägypten kontrollierten Rafah-Übergang passieren,
vorausgesetzt, er ist offen, lassen die ägyptischen Behörden
ihn durch und sie können die lange Reise über das ägyptische
Territorium antreten. In seltenen Ausnahmen erlaubt Israel
Gazanern, durch sein souveränes Territorium in einem
eskortierten Shuttle zu reisen, um die Westbank zu erreichen
und von dort weiter nach Jordanien und bis zu ihrem
Bestimmungsort zu gelangen.
D.
Verbot des palästinensischen Rechts auf Beteiligung an der
Politik
Wie ihre jüdischen Gegenspieler können palästinensische
Bürger Israels politische Maßnahmen ergreifen, um ihre
Interessen zu vertreten, einschließlich Wählen und ein Amt
ausüben. Sie können Repräsentanten wählen, Parteien gründen
oder Mitglied bei vorhandenen Parteien werden. Das heißt,
palästinensische Mandatsträger werden ständig verunglimpft –
ein Gefühl, das politische Schlüsselfiguren propagieren –
und das Recht der politischen Beteiligung palästinensischer
Bürger steht unter ständigem Angriff.
Die etwa fünf Millionen Palästinenser, die in den besetzten
Gebieten leben, können sich nicht an dem politischen System,
das ihr Leben steuert und ihre Zukunft bestimmt, beteiligen.
Theoretisch sind die meisten Palästinensern berechtigt, bei
den PA-Wahl zu wählen. Jedoch da die Macht der PA begrenzt
ist, selbst, wenn die Wahlen regelmäßig stattfinden (die
letzten im Jahr 2006), würde das israelische Regime das
Leben der Palästinenser weiterhin beherrschen, da es die
wichtigen Bereiche der Regierung der besetzten Gebiete
behalten hat. Dazu gehören die Kontrolle über die
Einwanderung, das Bevölkerungsregister, der Planung und
Landstrategien, Wasser, Kommunikation, Infrastruktur, Import
und Export und die Kontrolle durch das Militär über Land,
Meer und Luftraum.
In Ostjerusalem sind die Palästinenser zwischen einem Felsen
und schwierigen Ort gefangen. Als permanente Einwohner
Israels können sie bei kommunalen Wahlen ihre Stimme
abgeben, jedoch nicht bei Parlamentswahlen. Andererseits
erschwert Israel ihnen die Teilnahme an PA-Wahlen.
Politische Beteiligung umfasst mehr als die Abstimmung oder
die Kandidatur für ein Mandat. Israel verweigert
Palästinensern politische Rechte, wie Meinungsfreiheit und
Versammlungsfreiheit. Diese Rechte ermöglichen Menschen,
Regime zu kritisieren, gegen Politik zu protestieren,
Vereinigungen zu bilden, um ihre Ideen voranzubringen und
generell tätig zu werden, um für einen sozialen und
politischen Wandel zu werben.
Eine
Reihe von Gesetzen, wie das Boykott-Gesetz und das
Nakba-Gesetz, hat die Freiheit der Israelis, Politik zu
kritisieren, die sich auf Palästinenser in dem gesamten
Gebiet bezieht, eingeschränkt. Die Palästinenser in den
besetzten Gebieten werden sogar mit strengeren
Einschränkungen konfrontiert: sie dürfen nicht mehr
demonstrieren; viele Vereine wurden verboten; und fast jede
politische Äußerung wird als Aufhetzung betrachtet. Diese
Beschränkungen werden von den Militärgerichten eifrig
durchgesetzt, die Hunderttausende der Palästinenser
verhaftet haben und einen Schlüsselmechanismus zur
Aufrechterhaltung der Besetzung bilden. In Ostjerusalem
arbeitet Israel daran, jegliche soziale, kulturelle oder
politische Aktivität zu verhindern, die mit der PA in
irgendeiner Weise in Verbindung steht.
Die Raumteilung erschwert auch einen vereinten
palästinensischen Kampf gegen die israelische Politik. Der
Unterschied in Gesetzen, Verfahren und Rechten bei den
geografischen Einheiten und die drakonischen Einschränkungen
der Bewegung haben die Palästinenser in verschiedene Gruppen
geteilt. Diese Fragmentierung hilft Israel nicht nur, die
jüdische Vormachtstellung zu fördern, sondern vereitelt auch
Kritik und Widerstand.
Nein zur Apartheid: Das ist unser Kampf
Das israelische Regime, das das gesamte Gebiet zwischen dem
Jordan und dem Mittelmeer kontrolliert, strebt danach, die
jüdische Vormachtstellung in dem gesamten Gebiet
voranzubringen und einzuzementieren. Um das zu erreichen,
hat es das Gebiet in mehrere Einheiten geteilt, jede mit
einem verschiedenen Paket von Rechten für die Palästinenser
– immer den Rechten der Juden untergeordnet. Als Teil dieser
Politik werden den Palästinensern viele Rechte verwehrt,
darunter auch das Recht auf Selbstbestimmung.
Diese Politik wird auf verschiedene Art vorangebracht.
Israel hat das gesamte Gebiet mit Gesetzen und Anordnungen
versehen, die jedem Juden oder dessen Angehörigen weltweit
ermöglichen, die israelische Staatsangehörigkeit zu
erhalten, aber den Palästinensern diese Möglichkeit fast
gänzlich verwehren. Es hat das gesamte Gebiet physikalisch
entwickelt, indem es Millionen Dunam Land konfisziert und
Gemeinschaften „ausschließlich für Juden“ errichtet hat,
wohingegen es die Palästinenser in kleine Enklaven getrieben
hat. Die Umsiedlung wurde durch Einschränkungen für die
palästinensischen Untertanen herbeigeführt und politisches
Engineering schließt Millionen Palästinenser von der
Teilnahme an Prozessen aus, die ihr Leben und ihre Zukunft
bestimmen, und hält sie unter Militärbesatzung.
Ein Regime, das Gesetze, Praktiken und organisierte Gewalt
einsetzt, um die Vormachtstellung einer Gruppe über eine
andere zu festigen, ist ein Apartheidregime. Die israelische
Apartheid, die die Vormachtstellung von Juden über
Palästinenser fördert, entstand nicht an einem Tag oder
durch eine einzige Rede. Es ist ein Prozess, der gewachsen
ist, immer mehr institutionalisiert und explizit, mit
Mechanismen, die mit der Zeit in Gesetze und Praxis
eingeführt wurden, um die Vormachtstellung der Juden zu
gewährleisten. Diese akkumulierten Maßnahmen, ihre
Durchschlagskraft in der Gesetzgebung und der politischen
Praxis sowie die öffentliche und juristische Unterstützung,
die ihnen zuteil wurde – all das bildet die Grundlage für
unsere Schlussfolgerung, dass die Voraussetzungen, um das
israelische Regime als Apartheid zu kennzeichnen, erfüllt
sind.
Wenn das Regime sich mit den Jahren entwickelt hat, weshalb
wird dieses Dokument erst 2021 veröffentlicht? Was hat sich
geändert? In den letzten Jahren konnte man sehen, dass die
Motivation und die Bereitschaft israelischer Beamten und
Institutionen, die jüdische Vormachtstellung in Gesetz zu
verankern und ihre Absichten offen zu äußern, zugenommen
hat. Die Erlassung des
Basic Law: Israel – the
Nation State of the Jewish People (Grundgesetz:
Israel – der Nationalstaat des jüdischen Volkes), der
angekündigte Plan, offiziell Teile der Westbank zu
annektieren, haben die Fassade, die Israel bemüht war, seit
Jahren aufrechtzuerhalten, erschüttert.
Das Nationalstaat-Grundgesetz, das 2018 in Kraft trat,
verankert das Recht des jüdischen Volkes auf
Selbstbestimmung unter Ausschluss aller anderen. Basierend
auf dieser Unterscheidung erlaubt das Gesetz institutionelle
Diskriminierung zugunsten der Juden bei der Ansiedlung, bei
dem Wohnungsbau, der Landentwicklung, Staatsbürgerschaft,
Sprache und Kultur. Es entspricht der Wahrheit, dass das
israelische Regime weitgehend diese Prinzipien bereits zuvor
verfolgte. Jedoch war die jüdische Vormachtstellung noch
nicht im Grundgesetz verankert, was sie zu einem
verbindlichen Verfassungsgrundsatz macht – im Gegensatz zu
gewöhnlichem Recht oder Praktiken der Behörden, die man
anfechten kann. Das signalisiert allen staatlichen
Institutionen, dass sie nicht nur die jüdische
Vormachtstellung im gesamten Gebiet unter israelischer
Kontrolle unterstützen können, sondern unterstützen müssen,
Israels Plan, offiziell Teile der Westbank zu annektieren,
schließt auch die Lücke zwischen dem offiziellen Status der
besetzten Gebiete, der von leerer Rhetorik über
Verhandlungen über seine Zukunft begleitet ist, und die
Tatsache, dass Israel tatsächlich den größten Teil der
Westbank bereits lange zuvor annektiert hat. Israel hat
seinen Erklärungen der offiziellen Annexion nach dem Juli
2020 keine Taten folgen lassen und verschiedene Beamte haben
widersprüchliche Äußerung bezüglich des Plan s verlauten
lassen seitdem. Unabhängig davon, wie und wann Israel die
offizielle Annexion auf die ein oder andere Art voranbringt,
wurde seine Absicht, die permanente Kontrolle über das
gesamte Gebiet zu erzielen, öffentlich von den höchsten
Regierungsmitgliedern erklärt.
Die Argumentation des israelischen Regimes und die zu deren
Umsetzung ergriffenen Maßnahmen erinnern an das
südafrikanische Regime, das die Vormachtstellung über weiße
Bürger erhalten wollte, teilweise durch die Aufteilung der
Bevölkerung in Klassen und Unterklassen und durch die
Zuordnung verschiedener Rechte für jeden. Selbstverständlich
gibt es Unterschiede zwischen den Regimen. Zum Beispiel
basierte die Teilung in Südafrika auf Rasse und Hautfarbe,
wobei sie in Israel auf Nationalität und Ethnik basiert. Die
Trennung in Südafrika wurde im öffentlichen Raum
manifestiert, in Form einer kontrollierten, offiziellen,
öffentlichen Trennung zwischen Menschen, die auf der
Hautfarbe basierte – eine Transparenz, die Israel gewöhnlich
vermeidet. Jedoch im öffentlichen Diskurs und nach
internationalem Recht ist die Apartheid keine genaue Kopie
des ehemaligen südafrikanischen Regimes. Kein Regime wird
jemals identisch sein. „Apartheid“ war lange eine
unabhängige Bezeichnung, in internationalen Konventionen
verwurzelt, dass es sich auf das Organisationsprinzip eines
Regimes bezieht: systematische Förderung der Dominanz einer
Gruppe über eine andere und daran arbeiten, diese zu
festigen.
Das israelische Regime muss sich nicht selbst zu einem
Apartheidregime erklären, um als solches definiert zu
werden, noch ist es von Bedeutung, dass Repräsentanten des
Staates weitgehend behaupten, eine Demokratie zu sein. Was
Apartheid definiert sind keine Äußerungen sondern das
Praktizieren. Während Südafrika sich selbst als
Apartheidregime erklärte 1948, ist es nicht sinnvoll, zu
erwarten, dass andere Staaten angesichts der historischen
Konsequenzen folgen werden. Die Reaktion der meisten Länder
auf Südafrikas Apartheid ist eher, Länder davon abzuhalten,
ein ähnliches Regime zuzulassen. Es ist ebenso klar, dass
das, was 1948 möglich war, heutzutage nicht länger möglich
ist, sowohl aus rechtlichen Gründen, aber auch im Hinblick
auf die öffentliche Meinung.
So schmerzlich es sein mag, der Realität ins Auge zu sehen,
so ist es bedeutend schmerzhafter unter einem Stiefel zu
leben. Die brutale hier beschriebene Realtität kann
weiterhin zerstören, wenn neue Praktiken eingeführt werden –
mit oder ohne Gesetzgebung. Nichtsdestotrotz schufen die
Menschen dieses Regime und Menschen können es schlimmer
machen – oder daran arbeiten, es zu ersetzen. Diese Hoffnung
ist die treibende Kraft hinter diesem Positionsdokument. Wie
können Menschen gegen Ungerechtigkeit kämpfen, wenn sie
nicht beim Namen genannt wird? Apartheid ist das
Organisationsprinzip, jedoch das zu erkennen, bedeutet
nicht, aufzugeben. Im Gegenteil: Es ist der Aufruf zu einer
Änderung.
Heutzutage ist der Kampf um eine Zukunft, die auf
Menschenrechten, Freiheit und Gerechtigkeit basiert,
besonders lebenswichtig. Es gibt verschiedene politische
Wege zu einer gerechten Zukunft hier, zwischen dem Jordan
und dem Mittelmeer, aber für uns alle muss es zu allererst
heißen: „Nein zur Apartheid!“, zu sagen.
Quelle
(übersetzt von Inga Gelsdorf)
B’Tselem: Regime der jüdischen Vorherrschaft zwischen Jordan und
Mittelmeer - Das ist Apartheid
Palästinensische Mission - 5.01.2021
In einem neuen
Bericht beschreibt die NGO B’Tselem die harte Realität zweier
Systeme zwischen Jordan und Mittelmeer, basierend auf dem
israelischen Prinzip der Organisation und gestützt durch die
israelische Gesetzgebung. In der Hoffnung, die dokumentierten
Ungerechtigkeiten und Praktiken Israels zu bekämpfen, ruft die
NGO abschließend dazu auf, sich der Apartheid entgegenzustellen.
Mehr als 14 Millionen Menschen, darunter die Hälfte Juden und
die andere Hälfte Palästinenser, leben unter einem einzigarten
Rechtssystem zwischen Jordan und Mittelmehr. Zwei getrennte
Systeme, die durch die sog. Grüne Linie voneinander getrennt
sind, bestehen nebeneinander. Zum einen gibt es ein System im
Staat Israel mit einer Bevölkerung von etwa neun Millionen
Bürgern, allesamt israelische Bürger und ein anderes System in
den von 1967 von Israel besetzten palästinensischen Gebieten.
Etwa fünf Millionen Menschen müssen hier unter einer
Militärbesatzung leben, der endgültige Status der besetzten
Gebiete soll bei künftigen Verhandlungen festgelegt werden.
In seinem Bericht kritisiert die NGO scharf, dass sich im Laufe
der Zeit die Unterscheidung der beiden Systeme von der Realität
gelöst hat. Dieser Zustand besteht nun seit mehr als 50 Jahren,
d.h. doppelt so lange, wie der Staat Israel ohne es existierte.
Heute leben Hundertausende jüdische Siedler dauerhaft in
Siedlungen östlich der Grünen Linie. Sie leben so, als wären sie
westlich davon. Ost-Jerusalem wurde offiziell dem Hoheitsgebiet
Israels angegliedert und die Westbank de facto annektiert. All
dies dient einem einzigen Prinzip, nämlich der Festigung der
Vorherrschaft einer Gruppe – der Juden – über die andere – die
Palästinenser. Es handelt sich nicht um zwei parallele Systeme,
sondern um ein System, das das gesamte Gebiet mit den darin
lebenden Menschen regiert, basierend auf einem einzigartigen
Prinzip der Organisation.
Als die NGO B’Tselem im Jahr 1989 gegründet wurde, beschränkte
sie ihren Fokus auf die Westbank mit Ost-Jerusalem und den
Gaza-Streifen. Menschenrechte in dem von 1948 gegründeten Staat
Israel waren nicht Bestandteil der Arbeit, auch nicht einen
umfassenden Ansatz zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer zu
suchen. Dies hat sich inzwischen geändert, denn in den
vergangenen Jahren hat sich das Prinzip der Organisation
geändert und an Sichtbarkeit gewonnen. Dazu beigetragen hat etwa
das Nationalstaatgesetz Israels im Jahr 2018, aber auch die
offene Ankündigung der formellen Annexion von Teilen der
Westbank im vergangenen Jahr. Damit kann das, was in den
besetzten Gebieten passiert, nicht länger als das durch Israel
kontrollierte Gebiet behandelt werden. Auch sind Begriffe, wie
„anhaltende Besatzung“ oder „Ein-Staaten-Realität“, die bisher
verwendet wurden, nicht länger treffend.
B’Tselem analysiert in seinem Bericht, wie die israelische
Regierung tätig wird, um seine Ziele in dem von ihm
kontrollierten Gebiet voranzutreiben. Dabei werden Grundsätze
vorgestellt, die das Regime leiten und zeigen, wie es diese
umsetzt. B'Tselem formuliert eine sich daraus ergebene
Schlussfolgerung, wie dieses Regime definiert werden sollte und
was es für die Menschenrechte bedeutet.
Quelle
Israel wurde als "Apartheid-Regime" bezeichnet -
dies wird für gewöhnliche Palästinenser keine Neuigkeit sein
Das von B'Tselem veröffentlichte Positionspapier muss die
Debatte über die Realität der Situation in Israel/Palästina
angesichts einer orchestrierten Schweigekampagne eröffnen
Dr. Rafeef Ziadah - 12 1. 2021 - Übersetzt mit
DeepL
"Ein Apartheid-Regime" - so lautet das Fazit eines neuen
Positionspapiers der israelischen Menschenrechtsorganisation
B'Tselem, das die Auswirkungen und das Ziel der israelischen
Politik und Gesetze gegenüber den Palästinensern zwischen Jordan
und Mittelmeer zusammenfasst.
Das Positionspapier stellt fest, dass von israelischer Apartheid
zu sprechen, "keine exakte Kopie des früheren südafrikanischen
Regimes bedeutet". Das ist wahr - Israel zeigt nicht die
offensichtlichen Formen der kleinlichen Apartheid, die es in
Südafrika gab, wie z.B. Schilder, die eine grobe Segregation im
öffentlichen Raum erzwingen.
Aber das ist nur so, weil Israel ein weitaus ausgefeilteres
System der Diskriminierung und Kolonisierung durch eine Matrix
von Vorschriften und Infrastrukturen perfektioniert hat, die
jeden Aspekt des palästinensischen Lebens regeln. Die Praktiken
sind nicht weniger verwerflich oder entmenschlichend als die
kleinliche Apartheid.
Ihre Ursprünge liegen in der ethnischen Säuberung Palästinas in
den Jahren 1947-1948, die zur Flucht von mehr als drei Vierteln
der palästinensischen Bevölkerung führte. Dies ist nicht einfach
eine schmerzhafte historische Erinnerung; es bleibt eine
andauernde gelebte Realität.
Sie zeigt sich heute in der Segregation der Palästinenser im
Westjordanland und im Gazastreifen, in verstreute
Bevölkerungszentren, die durch israelische Siedlungen,
militärische Kontrollpunkte und ausschließlich israelische
Autobahnen getrennt sind. Diejenigen Palästinenser, die auf
ihrem Land blieben und israelische Staatsbürger wurden, sind
gezwungen, als Menschen zweiter Klasse in einem Staat zu leben,
der auf der Zerstörung ihrer nationalen Identität aufgebaut ist.
Palästinensischen Flüchtlingen wird das Recht auf Rückkehr
verweigert, während die Staatsbürgerschaft und die Ansiedlung
für jeden jüdischer Abstammung beschleunigt wird.
Die Aufrechterhaltung dieser Kontrolle über die Palästinenser
und die Privilegierung der jüdischen Bevölkerung geschieht nicht
willkürlich, sondern ist durch Gesetz und Praxis verankert. Das
kann man deutlich daran sehen, wie die palästinensische
Wirtschaft in einem Zustand des kontrollierten Zusammenbruchs
gehalten wird. Jahrzehntelange Rückentwicklungspolitik hat die
produktive Basis des besetzten Westjordanlandes und des
Gazastreifens zerstört; militärische Angriffe zerstören die
Infrastruktur; die Militärpolitik zementiert sowohl die
geographische als auch die wirtschaftliche Fragmentierung.
Eine Reihe von Barrieren teilt das Westjordanland in
unzusammenhängende Inseln, die von etwa 600 militärischen
Kontrollpunkten, Toren und anderen Hindernissen kontrolliert
werden, sowie von Straßen, die für israelische Siedler gebaut
wurden. Die palästinensische Wirtschaft ist über eine Zollunion
an die israelische gebunden, die keinen Raum für eine
unabhängige Politik lässt - was die Palästinenser als eine
gefangene Wirtschaft beschrieben haben.
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Darüber hinaus kassieren die Behörden in Israel im Auftrag der
Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) Gewerbesteuereinnahmen,
die sie eigentlich weiterleiten sollen, aber als Druckmittel
regelmäßig zurückhalten. Fast alle palästinensischen Importe und
Exporte laufen über israelische Häfen und Grenzübergänge, an
denen Verzögerungen und Sicherheitsmaßnahmen die Kosten in die
Höhe treiben können.
Zusammen mit dem Verlust von Land und natürlichen Ressourcen
durch die Siedlungsexpansion im Westjordanland befindet sich die
Wirtschaft des Gazastreifens in einem katastrophalen Zustand.
Nach 13 Jahren Belagerung sind nun über 80 Prozent der
Bevölkerung auf Hilfe angewiesen, und die Arbeitslosigkeit, vor
allem unter der akademisch gebildeten Jugend, schießt in die
Höhe.
Die israelischen Restriktionen, z.B. welche Gegenstände und
Technologien frei in das Westjordanland und den Gazastreifen
eingeführt werden dürfen, betreffen alle Bereiche des
palästinensischen Lebens, einschließlich des Gesundheitssektors.
Viele Experten haben die nachteiligen Auswirkungen der
israelischen Politik analysiert, wenn es um die Fähigkeit der
Palästinenser geht, die Covid-19-Pandemie zu bekämpfen,
einschließlich der Ungleichheiten, die durch Israels
Impfprogramm aufgedeckt werden.
Die Schlussfolgerung des Positionspapiers von B'Tselem ist für
Palästinenser keine Neuigkeit. Es ist etwas, was
palästinensische und südafrikanische Gelehrte und Aktivisten
seit Jahrzehnten sagen. Die Bedeutung der Publikation liegt
jedoch darin, die Debatte über die Realität der Situation in
Israel/Palästina angesichts einer orchestrierten
Schweigekampagne zu eröffnen, die versucht, die Debatte
abzuschotten, bevor sie überhaupt begonnen hat. In diesem Sinne
ist es von Bedeutung, dass eine israelische
Menschenrechtsorganisation ausgesprochen hat, was Palästinenser
seit Jahren behaupten.
Jenseits der Benennung des Problems stellt sich jedoch die
dringlichere Frage, wie diese Ungerechtigkeit behoben werden
kann. Zwei Jahrzehnte nach den Osloer Verträgen und vielen
Lippenbekenntnissen zur Idee einer Zwei-Staaten-Lösung sieht die
Situation für die Palästinenser düster aus. Es ist klar, dass
der Trump-Plan keine Rücksicht auf die Palästinenser nahm und
darauf abzielte, mit wirtschaftlichem Druck eine Duldung einer
beschnittenen Autonomie zu erzwingen. Die Europäische Union hat
mit ihrem Schweigen oder ihrer kleinmütigen Kritik an Israels
Menschenrechtsverletzungen nur dazu beigetragen, den Status quo
aufrechtzuerhalten, während sie großzügige wirtschaftliche und
"Sicherheits"-Partnerschaften verfolgt.
Inspiriert von der südafrikanischen Anti-Apartheid-Bewegung und
jahrzehntelangem palästinensischem Graswurzel-Aktivismus hat die
palästinensische Zivilgesellschaft daher zu internationaler
Solidarität in Form von Boykott, Desinvestition und Sanktionen
(BDS) aufgerufen. Die BDS-Kampagne ermöglicht es
Studentengruppen, Gewerkschaften, kulturellen und religiösen
Organisationen und lokalen Gemeinschaften, eine populäre
Weigerung zu demonstrieren, sich an den Strukturen der
Rassendiskriminierung und Unterdrückung zu beteiligen und diese
aufrecht zu erhalten. BDS hält das einfache Prinzip aufrecht,
dass die Palästinenser Anspruch auf die gleichen Rechte haben
wie der Rest der Menschheit.
Ein Apartheid-Regime erfordert Rechenschaft - und wir
Palästinenser können uns keine israelische Straffreiheit mehr
leisten.
VIDEO -
Israel ist keine Demokratie, sondern ein "Apartheid Regime",
sagt eine Menschenrechtsgruppe
Sam Kiley, leitender internationaler Korrespondent, CNN
- 12. Januar 2021 - Übersetzt mit DeepL
Israel ist nicht
länger eine Demokratie, sondern ein "Apartheid-Regime", das sich
der Zementierung der Vorherrschaft der Juden über die
Palästinenser verschrieben hat, sagte die bekannteste
Menschenrechtsgruppe des Landes in einem am Dienstag
veröffentlichten Bericht.
B'Tselem, die ihre Arbeit bisher auf die Untersuchung von
Menschenrechtsfragen in den palästinensischen Gebieten
beschränkt hat, hat nun beschlossen, auch das, was sie Israels
"Regime" zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer nennt, zu
betrachten.
"Mehr als 14 Millionen Menschen, etwa die Hälfte von ihnen Juden
und die andere Hälfte Palästinenser, leben zwischen dem Jordan
und dem Mittelmeer unter einer einzigen Herrschaft", so B'Tselem
in einer neuen Analyse mit dem Titel: "Ein Regime jüdischer
Vorherrschaft vom Jordan bis zum Mittelmeer: Das ist Apartheid."
Die Menschenrechtsgruppe sagt, dass die traditionelle Sichtweise
Israels als eine Demokratie, die Seite an Seite mit einer
temporären israelischen Besatzung in den Gebieten operiert, "die
etwa fünf Millionen palästinensischen Untertanen auferlegt wird
... von der Realität abgekoppelt ist."
"Am wichtigsten ist, dass die Unterscheidung die Tatsache
verschleiert, dass das gesamte Gebiet zwischen dem Mittelmeer
und dem Jordan nach einem einzigen Prinzip organisiert ist: die
Förderung und Zementierung der Vorherrschaft einer Gruppe - der
Juden - über eine andere - die Palästinenser", so B'Tselem in
seiner kontroversen Analyse.
Jahrelange Ungerechtigkeit gegen Palästinenser, die in Gesetzen
gipfelte, die die Diskriminierung verfestigt haben, bedeuten,
dass "die Messlatte für die Bezeichnung des israelischen Regimes
als Apartheid erreicht ist", so B'Tselem.
Die Behauptung, Israel sei ein "Apartheidstaat", wurde von
rechten Israelis und ihren Unterstützergruppen oft als
antisemitisch abgetan. Aber dieses Argument wird nun schwieriger
zu machen sein, da Israel von einer so angesehenen israelischen
Institution so bezeichnet wurde, auch wenn diese in ihrem
Heimatland nur eine Minderheitenunterstützung genießt.
Israels Botschaft in London wies den Bericht als "nicht auf der
Realität basierend, sondern auf einer verzerrten ideologischen
Sichtweise" zurück.
"Die Tatsache, dass B'Tselem den Bericht nicht der israelischen
Regierung zur Stellungnahme vorgelegt hat, beweist, dass es sich
um nichts anderes als ein Propagandawerkzeug handelt. Israel
weist die falschen Behauptungen in dem sogenannten Bericht
zurück ... Israel ist eine starke und lebendige Demokratie, die
allen ihren Bürgern volle Rechte zugesteht, unabhängig von
Religion, Rasse oder Geschlecht. Die arabischen Bürger Israels
sind in allen Zweigen der Regierung vertreten - im israelischen
Parlament, in den Gerichten (einschließlich des Obersten
Gerichtshofs), im öffentlichen Dienst und sogar im
diplomatischen Korps, wo sie den Staat Israel in der ganzen Welt
vertreten."
Während des letzten Jahrzehnts gab es zunehmende Bedenken unter
Israels traditionellen Verbündeten, besonders in Europa, dass
der unerbittliche Verlust palästinensischen Territoriums an
jüdische Siedlungen im Westjordanland, die nach internationalem
Recht illegal sind, nicht nur einen langfristigen
Friedensprozess, sondern auch Israels moralisches Ansehen
untergraben würde.
Diese Bedenken wurden mit der Verabschiedung des "Grundgesetzes"
im Jahr 2018 in den Mittelpunkt gerückt: Israel - der
Nationalstaat des jüdischen Volkes" - das Israel dauerhaft als
jüdischen Staat in seiner Verfassung verankert - und durch
Versprechen von Israels Politikern, insbesondere von
Premierminister Benjamin Netanjahu, große Gebiete der Westbank
einseitig zu annektieren, verstärkt.
Israel hat das Westjordanland und den Gazastreifen 1967 erobert
und besetzt. Die Osloer Verträge zwischen Israel und der
Palästinensischen Befreiungsorganisation, von denen der erste
1993 unterzeichnet wurde, sollten zu einer "Zwei-Staaten-Lösung"
führen, die einen unabhängigen palästinensischen Staat an der
Seite Israels etablieren sollte.
Achtundzwanzig Jahre später gibt es keine Anzeichen für dieses
Ergebnis.
B'Tselem argumentiert, dass Israel stattdessen die
Diskriminierung von Nicht-Juden in den von ihm kontrollierten
Gebieten verfestigt hat.
Dazu gehören weniger Rechte für in Israel lebende Palästinenser
mit israelischer Staatsbürgerschaft (17% der Bevölkerung). Das
offensichtlichste Beispiel, sagt B'Tselem, ist die Tatsache,
dass Nicht-Juden nicht nach Israel auswandern können.
Palästinenser, die einen Israeli heiraten, brauchen eine
offizielle israelische Erlaubnis, um nach Israel zu ziehen.
Im Westjordanland werden ständig jüdische Siedlungen gebaut,
während eine Baugenehmigung für Palästinenser in Gebieten, die
offiziell unter israelischer Sicherheitskontrolle stehen, fast
unmöglich zu bekommen ist und "illegale" Bauten häufig mit
Bulldozern niedergewalzt werden.
Auch die Versammlungs- und Meinungsfreiheit sei für
Palästinenser im Westjordanland stark eingeschränkt,
argumentiert die Menschenrechtsgruppe, während sie für Juden
weitgehend ungehindert möglich sei.
B'Tselem-Exekutivdirektor Hagai El-Ad: "Israel ist keine
Demokratie, der eine vorübergehende Besatzung angehängt ist: Es
ist ein einziges Regime zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer,
und wir müssen das Gesamtbild betrachten und es als das sehen,
was es ist: Apartheid. Dieser ernüchternde Blick auf die
Realität muss nicht zur Verzweiflung führen, sondern ganz im
Gegenteil. Er ist ein Aufruf zur Veränderung. Schließlich haben
die Menschen dieses Regime geschaffen, und die Menschen können
es ändern."
Zwischen 1948 und 1994 war Südafrikas Apartheidsystem der
Rassentrennung und "getrennten Entwicklung" darauf ausgerichtet,
Nicht-Weiße in "selbstverwaltete Bantustans" zu sperren, sie
ihrer Staatsbürgerschaft zu berauben und sie unter die
Verwaltung von Marionettenregimen zu stellen, die
unzusammenhängenden Tintenklecksen auf einer Landkarte glichen.
Die Palästinensische Autonomiebehörde, die unter Oslo gegründet
wurde, verwaltet die Mehrheit der Palästinenser im
Westjordanland, aber sie sind größtenteils auf städtische
Gebiete beschränkt, die durch Gebiete unter israelischer
Kontrolle getrennt sind, und meist daran gehindert, auf Straßen
zu fahren, die überwiegend für jüdische Siedler und andere
Israelis bestimmt sind.
B'Tselem-Vertreter sagten, dass sie wollen, dass die
internationale Gemeinschaft wegen Israels Politik gegenüber den
Palästinensern "etwas unternimmt".
Aber sie weigerten sich, sich dazu zu äußern, ob "Maßnahmen"
Forderungen nach internationalen wirtschaftlichen und
kulturellen Sanktionen beinhalten, wie sie gegen das
Apartheid-Südafrika verhängt wurden, bevor es mit einer Reihe
von Schritten, die zur Wahl von Nelson Mandela 1994 führten, die
Freiheit erlangte.
Quelle
Führende Menschenrechtsgruppe nennt Israel einen
"Apartheid"-Staat
Von Joseph Kraus - 12. 1. 2021
Eine führende
israelische Menschenrechtsgruppe hat damit begonnen, sowohl
Israel als auch die von ihm kontrollierten palästinensischen
Gebiete als ein einziges "Apartheid"-Regime zu bezeichnen und
dabei einen brisanten Begriff zu verwenden, den die israelische
Regierung und ihre Unterstützer vehement zurückweisen.
In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht sagt B'Tselem,
dass die Palästinenser zwar unter verschiedenen Formen der
israelischen Kontrolle im besetzten Westjordanland, im
blockierten Gazastreifen, im annektierten Ost-Jerusalem und
innerhalb Israels selbst leben, aber im gesamten Gebiet zwischen
Mittelmeer und Jordan weniger Rechte haben als Juden.
"Einer der Schlüsselpunkte in unserer Analyse ist, dass dies ein
einziges geopolitisches Gebiet ist, das von einer Regierung
regiert wird", sagte B'Tselem-Direktor Hagai El-Ad. "Das ist
nicht Demokratie plus Besatzung. Das ist Apartheid zwischen dem
Fluss und dem Meer."
Die Tatsache, dass eine angesehene israelische Organisation
einen Begriff verwendet, der lange Zeit sogar von vielen
Kritikern Israels als Tabu angesehen wurde, deutet auf eine
breitere Verschiebung in der Debatte hin, da die ein halbes
Jahrhundert andauernde Besatzung des vom Krieg gewonnenen Landes
anhält und die Hoffnungen auf eine Zwei-Staaten-Lösung
schwinden.
Peter Beinart, ein prominenter jüdisch-amerikanischer Kritiker
Israels, verursachte letztes Jahr eine ähnliche Aufregung, als
er sich für einen einzigen binationalen Staat mit gleichen
Rechten für Juden und Palästinenser aussprach. B'Tselem nimmt
keine Position dazu ein, ob es einen Staat oder zwei geben
sollte.
Israel präsentiert sich seit langem als eine blühende
Demokratie, in der die palästinensischen Bürger, die etwa 20%
der 9,2 Millionen Einwohner ausmachen, gleiche Rechte haben.
Israel hat im Krieg von 1967 Ost-Jerusalem, das Westjordanland
und den Gazastreifen erobert - Gebiete, in denen fast 5
Millionen Palästinenser leben und die die Palästinenser für
einen zukünftigen Staat wollen.
Israel zog 2005 seine Truppen und Siedler aus dem Gazastreifen
ab, verhängte aber eine Blockade, nachdem die militante
Hamas-Gruppe dort zwei Jahre später die Macht übernommen hatte.
Es betrachtet das Westjordanland als "umstrittenes" Gebiet,
dessen Schicksal in Friedensgesprächen geklärt werden sollte.
Israel annektierte Ost-Jerusalem im Jahr 1967 in einem
international nicht anerkannten Schritt und betrachtet die
gesamte Stadt als seine vereinigte Hauptstadt. Die meisten
Palästinenser in Ost-Jerusalem sind israelische "Einwohner",
aber keine Bürger mit Wahlrecht.
B'Tselem argumentiert, dass Israel durch die Aufteilung der
Gebiete und die Verwendung verschiedener Mittel zur Kontrolle
die zugrunde liegende Realität verschleiert - dass etwa 7
Millionen Juden und 7 Millionen Palästinenser unter einem
einzigen System mit sehr ungleichen Rechten leben.
"Wir sagen nicht, dass der Grad der Diskriminierung, den ein
Palästinenser ertragen muss, der gleiche ist, wenn man Bürger
des Staates Israel ist oder wenn man in Gaza belagert wird",
sagte El-Ad. "Der Punkt ist, dass es keinen einzigen
Quadratzentimeter zwischen dem Fluss und dem Meer gibt, in dem
ein Palästinenser und ein Jude gleich sind."
Israels schärfste Kritiker verwenden seit Jahrzehnten den
Begriff "Apartheid", der an das System der weißen Herrschaft und
Rassentrennung in Südafrika erinnert, das 1994 beendet wurde.
Der Internationale Strafgerichtshof definiert Apartheid als ein
"institutionalisiertes Regime der systematischen Unterdrückung
und Beherrschung durch eine rassische Gruppe."
"Es gibt kein Land auf der Welt, das seine Apartheidpolitik
deutlicher macht als Israel", sagte Nabil Shaath, ein
hochrangiger Berater des palästinensischen Präsidenten Mahmoud
Abbas. "Es ist ein Staat, der auf rassistischen Entscheidungen
basiert, die darauf abzielen, Land zu konfiszieren, die
einheimische Bevölkerung zu vertreiben, Häuser abzureißen und
Siedlungen zu errichten."
In den letzten Jahren, als Israel seine Herrschaft über das
Westjordanland weiter gefestigt hat, haben israelische
Schriftsteller, desillusionierte ehemalige Generäle und
Politiker, die gegen die rechtsgerichtete Regierung sind, den
Begriff zunehmend übernommen.
Aber bis jetzt hatte B'Tselem, das 1989 gegründet wurde, ihn nur
in bestimmten Zusammenhängen verwendet.
Israel lehnt den Begriff vehement ab und sagt, die
Beschränkungen, die es im Gazastreifen und im Westjordanland
verhängt, seien vorübergehende Maßnahmen, die für die Sicherheit
notwendig seien. Die meisten Palästinenser im Westjordanland
leben in Gebieten, die von der Palästinensischen
Autonomiebehörde verwaltet werden, aber diese Gebiete sind von
israelischen Kontrollpunkten umgeben und israelische Soldaten
können sie jederzeit betreten. Israel hat die volle Kontrolle
über 60% des Westjordanlandes.
Itay Milner, ein Sprecher des israelischen Generalkonsulats in
New York, wies den B'Tselem-Bericht als "ein weiteres Werkzeug
für sie, um ihre politische Agenda voranzutreiben" zurück, die,
wie er sagte, auf einer "verzerrten ideologischen Sicht"
basiere. Er wies darauf hin, dass arabische Bürger Israels in
der gesamten Regierung, einschließlich des diplomatischen Korps,
vertreten sind.
Eugene Kontorovich, Direktor für internationales Recht beim in
Jerusalem ansässigen Kohelet Policy Forum, sagt, die Tatsache,
dass die Palästinenser ihre eigene Regierung haben, mache jedes
Gerede von Apartheid "unzutreffend" und nennt den
B'Tselem-Bericht "schockierend schwach, unehrlich und
irreführend".
Die palästinensischen Führer stimmten der gegenwärtigen
territorialen Aufteilung in den Osloer Verträgen in den 1990er
Jahren zu, und die Palästinensische Autonomiebehörde wird von
Dutzenden von Nationen als Staat anerkannt. Das, so Kontorovich,
sei weit entfernt von den Gebieten, die für schwarze
Südafrikaner unter der Apartheid bestimmt waren - bekannt als
Bantustans - mit denen viele Palästinenser die von der PA
verwalteten Gebiete vergleichen.
Kontorovich sagte, dass die Verwendung des Wortes "Apartheid"
stattdessen darauf abzielt, Israel auf eine Art und Weise zu
dämonisieren, die "mit rassistischen Empfindlichkeiten und
Debatten in Amerika und dem Westen in Einklang steht".
Alon Pinkas, ein ehemaliger israelischer Generalkonsul in New
York, lehnt den Begriff ab. "Besatzung, ja. Apartheid, absolut
nicht."
Aber er räumte ein, dass Kritiker Israels, die den Begriff nicht
benutzt hatten oder ihn benutzt hatten und angegriffen wurden,
"jetzt bequemerweise sagen werden: 'Hey, wisst ihr, die Israelis
sagen es selbst.'"
Rabbi Rick Jacobs, Leiter der Union für Reformjudentum, die ihre
Reichweite auf mehr als 1,5 Millionen Menschen in 850 Gemeinden
in ganz Nordamerika schätzt, sagt, die Situation im
Westjordanland und Gaza sei ein "moralischer Schandfleck" und
eine "Besatzung", aber keine Apartheid.
"Was damit einhergeht, ist, dass viele in der internationalen
Gemeinschaft sagen, dass Israel deshalb kein Recht hat zu
existieren", sagte er. "Wenn der Vorwurf Apartheid lautet, ist
das nicht nur eine starke Kritik, sondern eine existenzielle
Kritik."
El-Ad verweist auf zwei jüngste Entwicklungen, die das Denken
von B'Tselem veränderten.
Die erste war ein umstrittenes Gesetz, das 2018 verabschiedet
wurde und Israel als den "Nationalstaat des jüdischen Volkes"
definiert. Kritiker sagen, es degradiere Israels
palästinensische Minderheit zur Bürgerschaft zweiter Klasse und
formalisiere die weit verbreitete Diskriminierung, der sie seit
der Gründung Israels 1948 ausgesetzt sind. Befürworter sagen,
dass es lediglich Israels jüdischen Charakter anerkennt und dass
ähnliche Gesetze in vielen westlichen Ländern zu finden sind.
Das zweite war Israels Ankündigung im Jahr 2019, bis zu einem
Drittel des besetzten Westjordanlandes zu annektieren,
einschließlich aller jüdischen Siedlungen, in denen fast 500.000
Israelis leben. Diese Pläne wurden als Teil eines
Normalisierungsabkommens, das letztes Jahr mit den Vereinigten
Arabischen Emiraten erreicht wurde, auf Eis gelegt, aber Israel
hat gesagt, die Pause sei nur vorübergehend.
B'Tselem und andere Rechtsgruppen argumentieren, dass die
Grenzen zwischen Israel und dem Westjordanland schon vor langer
Zeit verschwunden sind - zumindest für israelische Siedler, die
frei hin- und herreisen können, während ihre palästinensischen
Nachbarn eine Genehmigung benötigen, um Israel zu betreten.
Seit mehr als einem Jahrzehnt hat es keine substanziellen
Friedensgespräche mehr gegeben. Die Besatzung, vor der Kritiker
seit langem gewarnt haben, dass sie unhaltbar ist, hält seit 53
Jahren an.
"Fünfzig Jahre plus, das ist nicht genug, um die Dauerhaftigkeit
der israelischen Kontrolle über die besetzten Gebiete zu
verstehen?" sagte El-Ad. "Wir denken, dass die Menschen in der
Realität aufwachen müssen und aufhören müssen, in der Zukunft
über etwas zu reden, das bereits geschehen ist."
Quelle
Der Bericht von B'Tselem
Ein Regime der jüdischen Vorherrschaft vom Jordan bis zum
Mittelmeer:
Das ist Apartheid
12. Januar 2021 - Übersetzt mit DeepL
Mehr als 14
Millionen Menschen, etwa die Hälfte davon Juden und die andere
Hälfte Palästinenser, leben zwischen dem Jordan und dem
Mittelmeer unter einer einzigen Herrschaft. Die gängige
Wahrnehmung im öffentlichen, politischen, rechtlichen und
medialen Diskurs ist, dass in diesem Gebiet, getrennt durch die
Grüne Linie, zwei getrennte Regime nebeneinander agieren. Das
eine Regime, innerhalb der Grenzen des souveränen Staates
Israel, ist eine permanente Demokratie mit einer Bevölkerung von
etwa neun Millionen, alles israelische Staatsbürger. Das andere
Regime, in den Gebieten, die Israel 1967 übernommen hat und
deren endgültiger Status in zukünftigen Verhandlungen festgelegt
werden soll, ist eine vorübergehende militärische Besatzung, die
etwa fünf Millionen palästinensischen Untertanen auferlegt
wurde.
Im Laufe der Zeit hat sich die Unterscheidung zwischen den
beiden Regimen von der Realität entfremdet. Dieser Zustand
besteht seit mehr als 50 Jahren - doppelt so lange, wie der
Staat Israel ohne ihn existierte. Hunderttausende von jüdischen
Siedlern leben heute in permanenten Siedlungen östlich der
Grünen Linie und tun so, als ob sie westlich von ihr wären.
Ost-Jerusalem wurde offiziell dem souveränen Territorium Israels
angegliedert, und die Westbank wurde in der Praxis annektiert.
Am wichtigsten ist, dass diese Unterscheidung die Tatsache
verschleiert, dass das gesamte Gebiet zwischen Mittelmeer und
Jordan nach einem einzigen Prinzip organisiert ist: die
Vorherrschaft einer Gruppe - Juden - über eine andere -
Palästinenser - zu fördern und zu zementieren. All dies führt zu
der Schlussfolgerung, dass es sich nicht um zwei parallele
Regime handelt, die einfach zufällig das gleiche Prinzip
hochhalten. Es gibt ein Regime, das das gesamte Gebiet und die
darin lebenden Menschen regiert, basierend auf einem einzigen
organisierenden Prinzip.
Als B'Tselem 1989 gegründet wurde, beschränkten wir unser Mandat
auf das Westjordanland (einschließlich Ost-Jerusalem) und den
Gazastreifen und verzichteten darauf, die Menschenrechte
innerhalb des 1948 gegründeten Staates Israel zu thematisieren
oder einen umfassenden Ansatz für das gesamte Gebiet zwischen
dem Jordan und dem Mittelmeer zu wählen. Doch die Situation hat
sich geändert. Das Organisationsprinzip des Regimes hat in den
letzten Jahren an Sichtbarkeit gewonnen, was sich im Grundgesetz
widerspiegelt: Israel - der Nationalstaat des jüdischen Volkes,
das 2018 verabschiedet wurde, oder das offene Gerede über die
formelle Annexion von Teilen des Westjordanlandes im Jahr 2020.
Zusammen mit den oben beschriebenen Tatsachen bedeutet dies,
dass das, was in den besetzten Gebieten geschieht, nicht mehr
als getrennt von der Realität im gesamten Gebiet unter
israelischer Kontrolle behandelt werden kann. Die Begriffe, die
wir in den letzten Jahren verwendet haben, um die Situation zu
beschreiben - wie "verlängerte Besatzung" oder eine
"Ein-Staat-Realität" - sind nicht mehr angemessen. Um die
Menschenrechtsverletzungen weiterhin effektiv zu bekämpfen, ist
es unerlässlich, das Regime, das das gesamte Gebiet beherrscht,
zu untersuchen und zu definieren.
Dieses Papier analysiert, wie das israelische Regime arbeitet,
um seine Ziele in dem gesamten Gebiet unter seiner Kontrolle
durchzusetzen. Wir geben keinen historischen Rückblick oder eine
Bewertung der palästinensischen und jüdischen Nationalbewegungen
oder des früheren südafrikanischen Regimes. Dies sind zwar
wichtige Fragen, aber sie liegen außerhalb des Aufgabenbereichs
einer Menschenrechtsorganisation. Vielmehr stellt dieses
Dokument die Prinzipien vor, die das Regime leiten, zeigt auf,
wie es sie umsetzt und weist auf die Schlussfolgerung hin, die
sich aus all dem ergibt, wie das Regime zu definieren ist und
was das für die Menschenrechte bedeutet.
Teilen, trennen, herrschen - KarteIm gesamten Gebiet
zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan setzt das israelische
Regime Gesetze, Praktiken und staatliche Gewalt ein, die darauf
abzielen, die Vorherrschaft einer Gruppe - der Juden - über eine
andere - die Palästinenser - zu zementieren. Eine
Schlüsselmethode bei der Verfolgung dieses Ziels ist die
unterschiedliche Gestaltung des Raums für jede Gruppe.
Jüdische Bürger leben so, als wäre das gesamte Gebiet ein
einziger Raum (mit Ausnahme des Gazastreifens). Die Grüne Linie
bedeutet so gut wie nichts für sie: Ob sie westlich davon,
innerhalb des souveränen Territoriums Israels, oder östlich
davon, in Siedlungen, die nicht formell an Israel angegliedert
sind, leben, ist für ihre Rechte oder ihren Status irrelevant.
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