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„Ein anständiger Mensch kann nicht mehr Zionist sein!“

Wenn zwei kritische Israelis über ihr Land und Deutschland sprechen…

Moshe Zuckermann und Moshe Zimmermann diskutieren in einem höchst aktuellen Buch über den Holocaust, Zionismus, Antisemitismus und die deutsche Israel-Politik

Arn Strohmeyer - 19. 11. 2023

Zimmermann, Moshe/ Zuckermann, Moshe: Denk ich an Deutschland ...
Ein Dialog in Israel
Frankfurt/ Main 2023, 24 Euro

Wenn zwei intellektuelle Schwergewichte aus Israel – der Sozialwissenschaftler Moshe Zuckermann und der Historiker Moshe Zimmermann – zu einem (schriftlichen) Dialog über das Thema Deutschland – Israel zusammenkommen, dann verspricht das aufklärerische Spannung als Resultat, denn beide sind äußerst kritische Geister dem eigenen Staat wie auch Deutschland gegenüber. Beide haben enge biographische Anbindungen an Deutschland. Zuckermann ist der Sohn von Holocaust-Überlebenden, wuchs in Frankfurt auf, wurde geistig stark von der Frankfurter Schule (Adorno/ Horkheimer) geprägt, ging aus Sympathie für den Zionismus nach Israel und machte dort akademische Karriere. Zimmermann stammt aus einer jüdischen Familie in Hamburg, studierte in Israel und widmete sich als Historiker besonders der deutschen Geschichte und vertritt linksliberale Positionen.

Die Beiden greifen in ihrem Dialog viele Themen so ausführlich auf, dass man sich als Rezensent auf einige Hauptthemen konzentrieren muss. Aber die haben es in der Tat in sich. Da ist zunächst die Einstellung zum Zionismus. Zuckermann ist vom ursprünglichen Anhänger der israelischen Staatsideologie zu ihrem radikalen Kritiker geworden. Entscheidend für seine Wende war der Libanonkrieg 1982, den er als einer der „unnotwendigen Kriege“ bezeichnet, die Israel geführt hat. Dann kamen die Unmenschlichkeiten der israelischen Besatzung hinzu, die ihn zum Umdenken veranlassten. Er sieht den zionistischen Staat heute auf dem Weg zu „einer beschleunigten Faschisierung“, zudem sei Israel von staatlichem Rassismus wie auch von einem grassierenden Alltagsrassismus durchwirkt. „Ich bin heute kein Zionist mehr“, schreibt er, „weil mir klar geworden ist, dass der Weg, den das zionistische Israel, in das ich als Zionist remigrierte, beschritten hat, ein schlechter, ein verbrecherischer und abstoßender Weg ist.“

Zuckermann lässt es nicht bei einer solchen Feststellung, sondern erhebt eine scharfe Anklage gegen den zionistischen Staat und bringt dabei auch gleich Deutschland ins Spiel: „Weiß man in Deutschlands politischer Klasse wirklich nichts von der jahrzehntelangen Barbarei des israelischen Okkupationsregimes und seinen Auswirkungen auf Palästinenser und jüdische Israelis? Weiß man nicht, dass man sich mit einem Land solidarisiert, das Kriegsverbrechen begeht, das Völker- und Menschenrecht systematisch übertritt, das schon längst zu einem Apartheidstaat verkommen ist? Und wenn man das weiß, meint man nicht, die notwendige Verurteilung dieser barbarischen Praxis in irgendeiner Weise artikulieren zu sollen?“ Zuckermann folgert aus dem Gesagten: „Ein anständiger Mensch kann nicht mehr Zionist sein.“

Moshe Zimmermann geht nicht ganz so hart mit dem Zionismus ins Gericht. Er sieht in den historischen Anfängen dieser Bewegung durchaus positive Ansätze und gesteht, dass er noch „am Zionismus hängt“. Er meint, dass sich der Zionismus nicht notwendigerweise zum Apartheidstaat von heute hätte entwickeln müssen, auch die Gegenrichtung – eine alternative Lösung der Palästina-Frage – sei möglich gewesen. Auch heute bestehe noch die Chance, die Ideale eines aufgeklärten Zionismus zu verwirklichen. Aber der Weg zu einer Alternative, das gibt er zu, ist blockiert. Angesichts des hartnäckigen Versuchs des israelischen Establishments, Kritik an der israelischen Politik als Antisemitismus zu verunglimpfen, sei eine Wende um 180 Grad eher unwahrscheinlich. Und etwas resignierend, aber überaus ehrlich bekennt er: „So gehöre ich mit meiner hartnäckigen Hoffnung auf eine Wende vielleicht doch noch zu den Unanständigen. Das ist für mich selbstverständlich eine wenig erfreuliche Nachricht.“

Keine Differenzen, was naheliegt, gibt es zum Holocaust. Beide stimmen darin überein, dass Israel den Genozid an den europäischen Juden „in zynischer Weise“ instrumentalisiert. Zuckermann sieht das israelische Holocaust-Gedenken als völlig degeneriert an, als einen missbräuchlichen Akt der Instrumentalisierung für „fremdbestimmte Zwecke“ und zwar für materielle, ideologische, politische und mentale Ziele. Diese Instrumentalisierung habe Israel so weit getrieben, dass der inflationäre Missbrauch dieser Erinnerung zur „Praxis der Nicht-Erinnerung“, „zur schauerlichen Verwirklichung des Nicht-Gedenkens“ geworden sei. Zuckermann wirft Israel vor allem vor, mit seiner Art der Erinnerung eine politische Ideologie zu rechtfertigen, die immer mehr Opfer hervorbringt, womit er natürlich das Vorgehen dieses Staates gegen die Palästinenser meint.

Zimmermann teilt diese Ansicht und weist darauf hin, dass die Palästinenser in der Tat die Opfer der Zionisten geworden seien, doch der neue Täter, der zionistische Judenstaat, sein Handeln dadurch rechtfertigt, dass er für sich die historische Rolle des Opfers in Anspruch nimmt. Israel instrumentalisiert also den Holocaust und benutzt den Antisemitismus als Vorwand, um jede Kritik an seinem Tun „abzuschmettern“.

Was Zuckermann durch die Anmerkung ergänzt, wie widersprüchlich die Haltung des Zionismus zum Antisemitismus sei. Denn einerseits war der Antisemitismus die zentrale Antriebskraft dieser Ideologie, ohne ihn würde es keinen zionistischen Staat geben. Andererseits musste der Zionismus den Antisemitismus bewahren, um seine Erscheinungen gemäß den ideologischen und propagandistischen Interessen instrumentalisieren zu können. Der Zionismus muss also etwas bekämpfen, dessen er unbedingt bedarf. Der Antisemitismus ist für den Zionismus nicht zuletzt deshalb äußerst nützlich, „um von den sich häufenden und systematisch begangenen Verbrechen des israelischen Okkupationsregimes abzulenken“, so Zuckermann.

Wobei die Diskutanten bei der Besatzung sind. Auch hier gibt es keine großen Differenzen, ihre Argumentation unterscheidet sich nur in der Setzung von Akzenten. Wegen der nun schon seit Jahrzehnten andauernden Okkupation der palästinensischen Gebiete und der brutalen Unterdrückung der Menschen dort nennt Zuckermann Israel einen „Apartheidstaat“ und attackiert vor allem die israelische Armee, den Hauptverursacher des Leids von Millionen Palästinensern.

Er schreibt: „Der israelische Militarismus zeigt sich heute vor allem im Verkommen der IDF [Israel Defence Forces] zum brutalen und verbrecherischen Apparat des Staates, der zur Verwaltung des Okkupationsregimes und Verinnerlichung dieses Zustandes durch das Gros der israelischen Bevölkerung dient, ihn für etwas Selbstverständliches, für einen natürlichen Dauerzustand hält. Die ‚moralischste Armee der Welt‘ verübt alltäglich und allnächtlich Kriegsverbrechen (nach der Haager Konvention), tötet Palästinenser und unterstützt (direkt und indirekt) jene, die sie schikanieren und terrorisieren [damit sind die Siedler gemeint] – und es gibt keine staatliche Institution, die diese Perversion öffentlich thematisiert. Warum sollte es auch eine solche geben, die Verbrechen finden ja unter der Schirmherrschaft des Staates statt.“

Zimmermann geht in diesem Zusammenhang auf die abgrundtiefe Verachtung der Palästinenser durch die Zionisten ein: „Es gibt Wege, Kriegstoten gegenüber eine entfremdete Kälte zu entfalten, wenn ein angeblich gerechtes Ziel im Vordergrund steht. Am Rand bemerkt: Bei uns werden die gegnerischen Opfer nicht einmal statistisch erwähnenswert. Wir haben uns angewöhnt, die steigende Zahl der Opfer auf der palästinensischen Seite zu ignorieren. (…) Ich sage es zum wiederholten Mal: Im Vergleich zur Shoa gilt jedes Opfer als ‚erträglich‘“. Eine Anmerkung, die gut zu Israels brutalem Überfall auf den Gazastreifen passt, wo auch palästinensische Menschenleben keine Rolle spielen.

An einen Frieden glauben Beide nicht. Zuckermann begründet seinen Pessimismus mit der Überzeugung, dass Israel eine Lösung des Konflikts mit den Palästinensern ablehnt: „Ich bin der Überzeugung, dass der Konflikt nicht gelöst wird, weil Israel an einer Lösung gar nicht interessiert ist. Ich glaube mittlerweile, dass es nie an ihr interessiert war; und es ist kein Zufall, dass derjenige, der vielleicht den Friedensprozess wirklich voranzutreiben bereit gewesen ist, ermordet wurde.“ Er meint natürlich Jitzhak Rabin. Er ergänzt seine Aussage mit dem Satz: „Ich bin mir sicher, dass Israel den Frieden nicht mehr will.“ Es kann mit dem Status quo sehr gut leben, und die Schicksale der Palästinenser sind ihm ohnehin gleichgültig, kann man zu Zuckermanns Feststellung hinzufügen.

Auch Zimmermann sieht keine Chance für einen friedlichen Ausgleich in der Zukunft: „Bei uns ist der Preis für den Kriegszustand verhältnismäßig niedrig, während der Preis des Friedens für zu teuer gehalten wird: der Verlust an Territorium, Herrschaft, Abschreckung etc. Deshalb scheint der Friedenszustand bedrohlicher als der Zustand der ‚Undurchschaubarkeit‘ zu sein, der den Rahmen für das ‚Management‘ des Konflikts absteckt.“

Da beide Gesprächspartner eine enge Beziehung zu Deutschland haben, sind die Ausführungen zu diesem Thema besonders interessant und aufschlussreich. Einig sind sie sich in der Feststellung, dass das deutsche Judentum mit dem Holocaust untergegangen ist. Das damalige Judentum sei bei seinen intellektuellen Vertretern der Aufklärung und dem universalistischen Denken verpflichtet gewesen, während die Juden, die intellektuell im heutigen Deutschland den Ton angeben, zumeist treue Anhänger des zionistischen Israel, also eines partikularistisch-nationalistischen Denkens sind.

Über die Institution des „Zentralrats der Juden in Deutschland“ finden sie nur abwertende Worte, denn die Vertreter dieser Institution kenne in Israel niemand und deshalb sei ihr Einfluss dort gleich Null. Und da der Zentralrat und die israelische Botschaft vor allem mit dem Ziel zusammenarbeiteten, von Israels verbrecherischem Verhalten gegen die Palästinenser abzulenken, sei das deutsche Judentum nur der „nützliche Idiot der israelischen Politik“. (Zuckermann)

Da die deutsche Politik sich eng an Israel und seine zionistische Staatsideologie angeschlossen hat, um Sühne für die Nazi-Verbrechen zu erlangen, akzeptiert sie auch die israelische Selbstdarstellung, das eigentliche Opfer zu sein (Selbstviktimierung). Was daraus folgt, beschreibt Zuckermann so: „Und Deutschland, unser ‚treuer Verbündeter‘, kooperiert im Sinne dieses verlogenen Musters der Manipulation aus Gründen, die es auch ihm leicht machen, mit seinem ‚Gewissen‘ klarzukommen – denn es geht um die viel beschworene Aufarbeitung der Vergangenheit. Zwei neurotische Entitäten treffen hier aufeinander, symbiotisch aneinandergebunden, und betrügen sich gegenseitig wie sich selbst.“

Zimmermann betont in diesem Zusammenhang, wie sehr die Angst vor dem Antisemitismusvorwurf die deutsche Politik bestimmt, und Israel diesen Vorwurf als Waffe im Umgang mit der deutschen Politik und der deutschen Öffentlichkeit benutzt. Zimmermann gebraucht für dieses Druckmittel Israels gegenüber Deutschland sogar das Wort „Erpressung“. Denn um sich politische Vorteile zu verschaffen, reiche für Israel in der Regel die unschlagbare Formel „wegen der Shoa“ aus, um Deutschland auf Israels Interessen einzulenken, so Zimmermann.

Wie Recht Zimmermann hat, belegen die Lieferungen von atomwaffenfähigen U-Booten an Israel. Als deutsche Militärs Einwände gegen diese Lieferungen erhoben, weil Israel damit eine gefährliche Zweitschlagskapazität erhalte, würgte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl die Debatte mit dem überlieferten Satz ab: „Wenn Israel die U-Boote haben will, bekommt es sie!“

Was den Dialog der beiden Israelis für den deutschen Leser so überaus reizvoll macht, ist die Tabulosigkeit, mit der sie ihre Themen angehen. Sie fühlen sich weder dem zionistischen Dogma noch dem deutschen Israel-Katechismus (eine Formulierung des Historikers Dirk A. Moses), also der deutschen „Staatsräson“ verpflichtet. Die Ideologie der deutschen Antisemitismus-Beauftragten interessiert sie nur als Gegenstand der Analyse eines „falschen Bewusstseins“. Sie können frei argumentieren und tun das aus einem zutiefst humanistisch-universalistischen Ethos heraus, das der Aufklärung verpflichtet und deshalb schwer angreifbar ist.

Gerade in einer Zeit, in der der Anschlag der Hamas auf Israel diesem Staat einen willkommenen Vorwand geliefert hat, die Sache der Palästinenser noch mehr zu verunglimpfen und zu diskreditieren, liefern die beiden Diskutanten Belege aus erster Hand, wie ungerecht und unmenschlich die israelische Politik diesem Volk gegenüber ist. Sie verstehen es in brillanter Weise, diesen Konflikt historisch richtig eizuordnen und ideologisch-politisch zu decouvrieren.

Es ist eine sehr interessante Entwicklung, dass sich immer mehr israelische bzw. jüdische Intellektuelle, die dem Zionismus distanziert gegenüberstehen oder ihn sogar völlig ablehnen, sich hierzulande kritisch zu Wort melden und den Deutschen eine humane Sicht der Dinge in Bezug auf die NS-Vergangenheit, ihre Aufarbeitung und die Beziehung zu Israel aufzeigen, die sie eigentlich selbst vertreten müssten, aber wegen ihrer engen „neurotischen“ Symbiose mit Israel nicht vorbringen können und dürfen. Es ist zu hoffen, dass diese universalistisch denkenden jüdischen Intellektuellen zu Geburtshelfern einer anderen und neuen Sicht auf den Holocaust und den zionistischen Staat werden, die nicht von einer verfehlten Ideologie, sondern von den Realitäten ausgeht, so wie Zuckermann und Zimmermann sie sehen. Ihr Buch nimmt in der Annahme dieser Herausforderung einen wichtigen Platz ein.

 

Ministerin schlägt «freiwillige Umsiedlung» von Bewohnern des Gazastreifen vor

Die israelische Geheimdienstministerin Gila Gamliel hat die internationale Gemeinschaft am Sonntag dazu aufgerufen, anstelle eines Wiederaufbaus des Gazastreifens eine «freiwillige Umsiedlung» der Palästinenser aus dem Küstengebiet in andere Länder zu fördern. Anstatt Geld für den Wiederaufbau des Gazastreifens oder das «gescheiterte» UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) bereitzustellen, «kann sich die internationale Gemeinschaft an den Kosten für die Umsiedlung beteiligen» und den Bewohnern des Gazastreifens helfen, «sich ein neues Leben in ihren neuen Gastländern aufzubauen», schrieb Gamliel am Sonntag in der Zeitung «Jerusalem Post».

Nach dem Krieg sei es eine «Option», «die freiwillige Umsiedlung von Palästinensern in Gaza ausserhalb des Streifens zu fördern, aus humanitären Gründen», erklärte die Politikerin der Likud-Partei des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu.   Quelle

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Ist es zu viel verlangt, die Palästinenser als

Menschen zu betrachten?

Arwa Mahdawi -  THE GUARDIAN  - 7. November 2023

Ich möchte nie wieder hören, wie die westlichen Demokratien den Rest der Welt über Menschenrechte belehren.

Während ich diese Zeilen schreibe, sind mehr als 10 000 Palästinenser durch Israels Bombardierung des Gazastreifens getötet worden - fast die Hälfte von ihnen Kinder. Alle 10 Minuten wird in Gaza ein Kind getötet. Bei diesen Zahlen handelt es sich wohlgemerkt nur um die Kinder, die als direkte Folge von Israels wahllosen Bombardierungen sterben. Die Kinder, die das "Glück" hatten, bei einem Luftangriff sofort zu sterben. Und die, die nicht so viel "Glück" hatten: unschuldige Kinder, die unter Trümmern begraben sind und einen schmerzhaften und langwierigen Tod sterben, während sie unter den ausgeweideten Überresten ihres Hauses ersticken.

Nicht mitgezählt sind dabei die Kinder, die langsam an Hunger und Durst sterben. Die Kinder, die krank werden, weil sie Abwässer und Meerwasser trinken.  Nicht mitgezählt die krebskranken Kinder, die nicht mehr behandelt werden können, da die israelische Belagerung das einzige Krebskrankenhaus in Gaza gezwungen hat, den Betrieb einzustellen. Nicht mitgezählt  die Kinder, die an völlig vermeidbaren Krankheiten sterben werden, weil die Krankenhäuser in Gaza nicht mehr funktionieren. 

Diese Zahlen zählen einfach nicht, Punkt. Es sind Palästinenser. Und wie die letzten Wochen überdeutlich gezeigt haben, zählen palästinensische Leben nicht. Für viele in den Medien, die den palästinensischen Tod in der Passivform  beschreiben, zählen sie nicht. Die Medien, die nicht zu rechtfertigende Todesopfer rechtfertigen. Die sich sehr für das Völkerrecht interessieren, wenn es von Staaten wie Russland verletzt wird, aber nicht so sehr, wenn Israel der Täter ist. Die über alles, was die israelische Regierung sagt, sofort berichten, während sie die Stimmen der Palästinenser durch eine ständige Linse des Misstrauens betrachten. Besser sie alle töten, um sicher zu sein.

Für den Präsidenten der Vereinigten Staaten zählen diese Zahlen gewiss nicht. Dabei ist der Mann, der gerne ein großes Lied davon singt, was für ein anständiger Kerl er ist, doch der oberste Mitfühlende. Joe Biden sagte ganz offen: Wir glauben den Palästinensern ihre Totenzahlen nicht.

Es wäre lustig, wenn es nicht so verdammt schrecklich und so verdammt beleidigend wäre. Es tut mir leid ... was glaubt Biden denn, was genau passiert? Er weiß sehr wohl, dass die Zahlen des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen sich in der Vergangenheit  immer wieder als korrekt herausgestellt haben.

Dabei wird es immer schwieriger, unsere Todesfälle zu verifizieren. Ein Journalist nach dem anderen wird in Gaza ermordet oder mit dem Tod bedroht. Und anstatt sich für die Bedeutung der Presse einzusetzen, versuchen die USA aktiv, die Berichterstattung über die Hölle in Gaza zu unterdrücken. Vor zwei Wochen forderte der US-Außenminister Antony Blinken Katar auf, die Berichterstattung von Al Jazeera über den Krieg Israels gegen die Hamas zu mäßigen. Es kann nicht sein, dass zu viel Wahrheit ans Licht kommt; zu viel Wahrheit ist eine schreckliche Sache.

Aber, Arwa, was ist mit der Hamas?  Werden Sie jetzt vielleicht sagen. Wirst du die Hamas nicht verurteilen? Natürlich werde ich die Hamas, die am 7. Oktober unschuldige israelische Zivilisten massakriert und Geiseln genommen hat, auf das Schärfste verurteilen. Und lassen Sie uns hier ganz klar sein: Auch wenn nichts, was die Hamas am 7. Oktober getan hat, gutgeheißen werden kann, haben ihre Aktionen nicht in einem Vakuum stattgefunden. Dieser Konflikt hat nicht am 7. Oktober begonnen. Seit Jahrzehnten werden Palästinenser getötet, vertrieben, gedemütigt und unrechtmäßig inhaftiert. Fragen Sie sich selbst: Wissen Sie, wie viele Palästinenser im vergangenen Jahr von israelischen Streitkräften und Siedlern getötet wurden? Wissen Sie, wie viele Palästinenser von Siedlern im Westjordanland - wo die Hamas nicht das Sagen hat - aus ihren Häusern vertrieben werden? Wissen Sie, wie viele palästinensische Kinder von den israelischen Streitkräften ohne Gerichtsverfahren oder Anklage für "Verbrechen" festgehalten werden, die so geringfügig sein können wie das Schwenken einer palästinensischen Flagge?

Ich werde die Hamas auf jeden Fall verurteilen, aber ich bitte darum, dass die absolute Verurteilung in beide Richtungen geht. Für alles, was die IDF tun, gibt es eine Art Rechtfertigung, eine Erklärung; Gewalt durch Palästinenser ist niemals zu rechtfertigen.

Und was den gewaltlosen Widerstand angeht? Auch das ist nicht erlaubt. Die USA versuchen schon lange, die friedliche Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung BDS zu kriminalisieren. Aufrufe zum Boykott des Eurovision Song Contest 2019, der in Tel Aviv stattfand, wurden als "Waffe der Spaltung" bezeichnet und dämonisiert. Die Teilnahme an einem pro-palästinensischen Marsch wird als antisemitisch verunglimpft - selbst wenn die Hälfte der Marschierenden mutige Juden in Organisationen wie Jewish Voices for Peace sind.

Was sollen die Palästinenser also tun, frage ich Sie? Das ist eine rhetorische Frage, denn die letzten drei Wochen haben die Antwort auf diese Frage glasklar gemacht: Wir sollen die Klappe halten und sterben.

In der Tat macht Israel im Moment keinen Hehl aus seinen Absichten gegenüber den Palästinensern. Craig Mokhiber, ein hochrangiger Menschenrechtsbeauftragter der Vereinten Nationen, der letzte Woche zurückgetreten ist, schrieb in seinem Rücktrittsschreiben, dass es sich bei dem, was geschieht, um einen "Völkermord wie aus dem Lehrbuch" handelt.

Sagen Sie das der US-Regierung. Sagen Sie das auch der feigen und heuchlerischen US-Presse. In zwanzig Jahren, wenn es für den Journalismus viel zu spät ist, um noch etwas zu ändern, wird jemand einen Pulitzer-Preis dafür gewinnen, dass er die Wahrheit über diesen Moment gesagt hat. Sie werden dafür gefeiert werden, dass sie  Worte benutzt haben, für die heute Menschen ihren Job verlieren oder für die sie von Hasskampagnen verfolgt werden: Besetzung, Völkermord, ethnische Säuberung. Erst wenn jeder einzelne Palästinenser tot oder vertrieben ist, wird es akzeptabel sein, uns als Menschen zu behandeln.    Quelle und Links >>>

Übersetzung: DeepL / leicht gekürzt und  korrigiert von A. G. S.

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Was die Menschen in Gaza über die Hamas denken

Bis zu den Anschlägen hielten die meisten von ihnen die Terrororganisation für korrupt und erkannten das Existenzrecht Israels an. Und jetzt?  Von Samiha Shafy

Was für ein absurder Zufall, dass Amaney Jamals jüngste Studie über die politischen Haltungen der Menschen in Gaza am 6. Oktober endete – einen Tag vor dem Anschlag der Hamas auf Israel, der alles verändert hat. Die Ergebnisse der palästinensisch-amerikanischen Politikprofessorin aus Princeton sind gerade erst publiziert worden und schon vom Krieg überholt. Und dennoch lohnt es sich, die Studie genauer anzuschauen.

Denn die Daten widerlegen so manches Vorurteil über die Bevölkerung von Gaza, die seit 2007 von den Terroristen der Hamas regiert wird. Über diese Menschen wird oft gesprochen, als seien sie eine undifferenzierte Masse – mehr als zwei Millionen Frauen, Männer und Kinder, die unter dem Verdacht stehen, die Weltanschauung der Hamas zu teilen. Israels Staatspräsident Izchak Herzog etwa sagte, »eine ganze Nation« sei verantwortlich für die Taten der Hamas: »Sie hätten sich erheben können, sie hätten gegen das teuflische Regime kämpfen können.« Noch krasser formulierte es der israelische Verteidigungsminister Joaw Galant, als er die »totale Blockade« des Gazastreifens ankündigte: »Wir bekämpfen menschliche Tiere, und wir handeln entsprechend.«

Ein Video-Anruf bei Amaney Jamal in Princeton. Sie ist 52 Jahre alt, geboren in Oakland, Kalifornien. Als sie zehn Jahre alt war, beschlossen ihre Eltern, dass sie ihre palästinensischen Wurzeln kennenlernen sollte. Bis dahin war sie noch nie im Nahen Osten gewesen, nun zog die Familie nach Ramallah im Westjordanland. Dort besuchte Jamal eine englischsprachige Schule. Zum Studium ging sie zurück in die USA, lehrte an der Columbia University in New York sowie in Princeton und wurde 2021 Dekanin der Princeton School of Public and International Affairs.

Ihre Studie über Gaza ist der Versuch einer Differenzierung. Sie entstand im Rahmen der regelmäßigen repräsentativen Meinungsumfragen, die Jamal und ihr Team des internationalen Forschungsnetzwerkes Arab Barometer seit 2006 in 16 arabischen Ländern durchführen. Zunächst einmal zeigen die Ergebnisse, wie elend das Leben der Menschen schon vor dem Krieg – dem fünften seit 2008 – war. »75 Prozent gaben an, dass sie nicht genug zu essen hätten«, berichtet Jamal. 2021 seien es noch 51 Prozent gewesen, fast ein Viertel weniger. Die Blockade, die Israel und Ägypten nach der Machtübernahme der Hamas in Gaza errichtet hatten, trug dazu bei, dass die meisten Einwohner nur mit humanitärer Hilfe überleben konnten. Inflation und steigende Preise verschlimmerten die Lage. Die Bevölkerung wuchs, immer mehr Menschen drängten sich auf dem Küstenstreifen, der halb so groß ist wie Hamburg; rund die Hälfte von ihnen ist jünger als 20 Jahre.

Für ihre Not machten die Befragten in Jamals Studie aber nicht in erster Linie Israel verantwortlich – sondern die Hamas. 44 Prozent sagten, sie hätten »gar kein Vertrauen« in die Hamas, 23 Prozent hatten »nicht viel Vertrauen«. Fast drei Viertel waren der Ansicht, dass die Regierungsinstitutionen mäßig korrupt bis sehr korrupt seien. Am schlechtesten schnitt die Hamas bei den ärmsten Palästinensern ab. »So wenig Unterstützung für die Hamas hatten wir lange nicht mehr gesehen«, sagt Jamal. Mehr als zwei Drittel der Befragten glaubten allerdings auch, dass friedlicher Protest gegen die Hamas gefährlich wäre.


Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA), die im besetzten Westjordanland regiert und die – in einem von den USA favorisierten Zukunftsszenario – nach dem Krieg auch den Gazastreifen verwalten könnte, ist in den Augen der Menschen ähnlich korrupt und unfähig wie die Hamas. 52 Prozent sagten, die PA sei eine Bürde für das palästinensische Volk, und 67 Prozent wünschten sich, dass der 88-jährige Präsident der PA, Mahmud Abbas, zurücktrete. »Die Palästinenser fühlen sich ökonomisch erstickt, politisch rechtlos, und sie haben diese Regierungen, die beide ineffektiv sind«, sagt Jamal. Ein Großteil der Bevölkerung von Gaza habe grundsätzlich das Vertrauen in die Politik verloren.

In die Politik, aber nicht in den Friedensprozess – dies ist ein überraschendes Ergebnis der Studie. Eine Mehrheit der Befragten befürwortete bis zum 6. Oktober immer noch die lange totgesagte Zweistaatenlösung – und erkannte, anders als die Hamas, das Existenzrecht des Staates Israel an. 73 Prozent sprachen sich für eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts aus. Eine Minderheit von 20 Prozent plädierte für bewaffneten Widerstand.
       Quelle

Um das Video zu sehen, auf das Bild klicken

Israels staatlicher Sender Kan hat dieses Lied auf X (ehemals Twitter) hochgeladen, in dem israelische Kinder die Massenvernichtungsaktion der israelischen Armee gegen die Palästinenser in Gaza feiern und unterstützen.
Die süßen Kindergesichter passen nicht zu den völkermordenden Texten.

Israelische Kinder singen "Wir werden alle vernichten" in Gaza

Ali Abunimah - 19. November 2023 - Übersetzt mit DeepL


"Die Herbstnacht fällt über den Strand von Gaza, Flugzeuge bombardieren, Zerstörung, Zerstörung", singen die Kinder mit engelsgleichen Stimmen. "Innerhalb eines Jahres werden wir alle auslöschen, und dann werden wir zurückkehren, um unsere Felder zu pflügen".


Der Text wurde von dem unabhängigen Autor und Filmemacher David Sheen für The Electronic Intifada übersetzt. Ein Video mit Untertiteln des Liedes können Sie oben oder im Tweet unten sehen:


Sie können den gesamten Text unten lesen.
Aufstachelung zum Völkermord ist ein Verbrechen


Der israelische Fernsehsender Kan stellte das vollständige Video des Liedes am Sonntag auf seinen X-Account, löschte es aber kurze Zeit später nach einem Aufschrei israelischer und anderer Nutzer.

Einige äußerten die Befürchtung, dass es die "Hamas-Propaganda" unterstützen würde, während andere sich über die gewalttätigen und völkermörderischen Botschaften des Videos empörten.

Eine archivierte Kopie des inzwischen gelöschten Kan-Tweets ist immer noch online zu finden. Kan löschte auch eine Seite mit dem Lied von seiner Website, aber auch diese ist archiviert.

Die inzwischen gelöschte Seite auf der Website von Kan trug die Überschrift "Liebe durch Blut geheiligt: Die Kinder des Gaza-Umschlags nehmen das Lied der Freundschaft neu auf".

Es ist unklar, warum Kan das Video entfernt hat, aber es ist möglich, dass jemand dort besorgt war, dass es den Sender zum Komplizen eines Völkermordes machen könnte.

Vor zwei Jahrzehnten wurden Mitarbeiter von Radio Télévision Libre des Mille Collines von einem internationalen Gericht wegen Anstiftung zum Völkermord verurteilt, weil sie in Sendungen die Ausrottung der Tutsi in Ruanda neun Jahre zuvor unterstützt hatten.

Das Lied und das Video wurden ursprünglich von Ofer Rosenbaum, einem so genannten "Krisenkommunikationsexperten", der eine PR-Firma namens Rosenbaum Communication leitet, entwickelt.

PR-Firma für ethnische Säuberer
Das Video wurde von "The Civil Front" veröffentlicht, einer von Ofer Rosenbaum geleiteten Organisation, die vorgibt, die israelische Heimatfront zur Unterstützung des Krieges gegen Gaza zu mobilisieren.

Im Jahr 2020 war Rosenbaum für eine Plakatkampagne in Tel Aviv verantwortlich, auf der der Führer der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, und der Hamas-Führer Ismail Haniyeh mit verbundenen Augen auf dem Boden kniend abgebildet waren, unter dem Slogan "Frieden wird nur mit besiegten Feinden geschlossen".

Auftraggeber dieser Kampagne war das Israel Victory Project, ein Ableger des Middle East Forum, der Organisation des berüchtigten antimuslimischen Hetzers Daniel Pipes.

Das Israeli Victory Project wirbt derzeit für die ethnische Säuberung des Gazastreifens.

Rosenbaum nahm auch Malka Leifer als Klientin auf, eine ehemalige Direktorin einer jüdischen Mädchenschule in Melbourne, die jahrelang versuchte, die Auslieferung aus Israel nach Australien zu vermeiden, um sich dort einer Anklage wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu stellen.

Rosenbaum behauptete später, diese Entscheidung zu bedauern, allerdings erst, nachdem die Bemühungen, Leifers Auslieferung zu verhindern, 2021 gescheitert waren.

Im August wurde Leifer von einem Gericht in Melbourne wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs von zwei Mädchen zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.

Kinder zu benutzen, um eine Botschaft des Völkermords zu verbreiten, ist eine weitere Form des Missbrauchs.


"Das Freundschaftslied 2023"
Text von Ofer Rosenbaum und Shulamit Stolero

Erste Strophe:

Herbstnacht fällt über den Strand von Gaza
Flugzeuge bombardieren, Zerstörung, Zerstörung
Schau, die IDF überschreitet die Grenze
um die Hakenkreuzträger auszulöschen
In einem weiteren Jahr wird es dort nichts mehr geben

Und wir werden sicher in unsere Häuser zurückkehren
Innerhalb eines Jahres werden wir alle vernichten

Und dann werden wir zurückkehren, um unsere Felder zu pflügen

Refrain:

Und wir werden uns an alle erinnern
die Hübschen und die Reinen
Wir werden unsere Herzen nie vergessen lassen
eine Freundschaft wie diese vergessen
Liebe mit Blut geheiligt
Du wirst zurückkehren und unter uns blühen

Zweite Strophe:

Uns sind die Worte ausgegangen
Unsere Seele schreit noch immer
Unsere Seele singt nicht nur
Heute kämpft unsere Seele auch
Ein Volk
Das Volk für immer und ewig
Wir werden nicht aufhören, unsere Heimat zu schützen
Wir werden nicht schweigen
Wir werden der Welt zeigen
wie wir heute unseren Feind vernichten

Wiederholung des Refrains


Gaza ohne Zuflucht

Massaker bei israelischem Angriff auf Schule. Berichte über Gefangenenaustausch

Gerrit Hoekman -  20.11.2023

Bei einem israelischen Luftangriff auf eine von der ­UN-Flüchtlingsorganisation UNRWA in Gaza betriebene Schule sind am Sonnabend laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA Dutzende Zivilisten getötet worden, die meisten Frauen und Kinder. In der Fakhura-Schule im Flüchtlingslager Dschabalija hatten Hunderte Familien Zuflucht gesucht, in der falschen Annahme, die israelischen Bomber würden eine UN-Einrichtung verschonen.

Die angeblich weit mehr als einhundert Verletzten wurden in das Indonesische Krankenhaus im Norden des Küstenstreifens gebracht. Die meisten Kliniken in Gaza sind nicht mehr in Betrieb, auch die Indonesische Klinik ist an der Grenze ihrer Kapazität angelangt. Die israelische Tageszeitung Haaretz berichtete am Sonntag, die israelische Armee sei mit zwei Panzerdivisionen erstmals in das Lager Dschabalija und Stadtteile von Gaza-Stadt – Saitun, Rimal und Scheich Adschlin – eingedrungen.

Eine Delegation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnte am Samstag für eine Stunde das von der israelischen Armee gestürmte Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt inspizieren und nannte es eine »Todeszone«. Am Eingang des Krankenhauses gebe es ein Massengrab mit mehr als 80 Leichen. In den vergangenen zwei bis drei Tagen musste die medizinische Versorgung aufgrund der Belagerung weitgehend eingestellt werden. Derzeit befänden sich laut WAFA noch 25 Ärzte und Pfleger sowie 291 Patienten im Schifa-Krankenhaus. »Das Leid in Gaza erfordert eine sofortige und konkrete humanitäre Reaktion«, zitierte WAFA einen Sprecher der Delegation.

Hamas-Kämpfer hätten sich unter die Patienten gemischt und unter dem Krankenhaus eine Kommandozentrale eingerichtet, rechtfertigte die israelische Armee ihren Angriff auf Al-Schifa.
(E. Arendt - Ich denke, in dem Krankenhaus könnten durchaus auch verletzte Hamas-Kämpfer behandelt worden sein...) Sie präsentierte den Medien einen Tunnelschacht (E. Arendt - Fahrstuhlschacht)  und militärische Ausrüstung, um ihre Behauptung zu untermauern. Der US-Sender CNN verglich Filmmaterial, das die israelische Armee am 15. November im Internet veröffentlicht hatte, mit dem, was später von den Medien publiziert wurde. Auf den Aufnahmen von BBC und Fox News seien mehr Waffen zu sehen als im Material der israelischen Armee, schloss CNN am Sonnabend. Das lege die Vermutung nahe, die Waffen seien nachträglich drapiert worden. Der Vorwurf, sie manipuliere die Medien, sei falsch, reagierte die Armee auf Nachfrage von CNN. »Wir agieren mit voller Transparenz und wahren gleichzeitig die Sicherheit und Einsatzbereitschaft unserer Truppen.«

Einem Bericht der Washington Post vom Samstag zufolge sollen Verhandlungen zwischen Katar, Israel, den USA und der Hamas über einen temporären Waffenstillstand weit fortgeschritten sein. Im Austausch für eine fünftägige Waffenpause wolle die Hamas demnach mindestens 50 der etwa 240 Geiseln freilassen, vor allem Frauen und Kinder. Die Washington Post beruft sich auf anonyme Quellen, die an den Verhandlungen beteiligt seien. Nach Informationen von Haaretz sollen auch 150 palästinensische Frauen und Minderjährige, die in israelischen Gefängnissen einsitzen, freigelassen werden.    mehr >>>

Hauptsächlich gegen Netanjahu richten sich die Protestaktionen für die Befreiung der 240 Menschen,
 

260 Millionen Dollar pro Tag

Nahostkonflikt: Mehr als 12.000 Palästinenser getötet. Für Israel wird Krieg vor allem finanziell und für Netanjahu politisch teuer

20.11.2023 - Knut Mellenthin

Sorge um das Schicksal der entführten Angehörigen: Protestmarsch gegen Netanjahu erreicht Jerusalem (18.11.2023)
In Israel steigt in Kriegszeiten traditionell die Unterstützung der Bevölkerung für den Premierminister. Aber gegen diese Regel ist die Zustimmung für Benjamin Netanjahu seit Beginn des neuen Gazakriegs stark gesunken. Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage würde die Koalition aus Netanjahus Likud und einer Allianz extrem rechter Parteien gegenwärtig nur noch 45 von 120 Abgeordnetensitzen in der Knesset erhalten. Gegenwärtig hat die Regierungskoalition dort mit 64 Sitzen die Mehrheit. Hauptverlierer wäre der Likud, der laut Umfrage statt 32 nur noch 17 Mandate bekäme.

Stärkste Partei würde die Nationalunion des früheren Verteidigungsministers Benjamin Gantz, die sich von derzeit zwölf auf 36 Sitze verbessern könnte. Jesch Atid, die liberale Partei des parlamentarischen Oppositionsführers Jair Lapid, hätte nur noch 15 statt 24 Sitze. Insgesamt ergäbe sich für die politischen Kräfte, die zwischen dem 13. Juni 2021 und dem 30. Juni 2022 die Regierung unter Premierminister ­Naftali Bennett stellten, eine Mehrheit von 70 Sitzen. Fünf Mandate würden dem arabischen Parteienbündnis ­Chadasch-Taal zufallen, das keinen der beiden großen Blöcke unterstützt. In einem direkten Vergleich der Hauptkandidaten für das Amt des Premierministers ergäbe sich der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage zufolge eine Mehrheit von 41 zu 25 Prozent für Gantz, der seit dem 12. Oktober als Minister ohne Geschäftsbereich einer breiten Notstandsregierung angehört.

Hauptsächlich gegen Netanjahu richten sich die Protestaktionen für die Befreiung der 240 Menschen, die am 7. Oktober von Mitgliedern palästinensischer Widerstandsorganisationen in den Gaza­streifen verschleppt wurden und dort als Geiseln für einen Gefangenenaustausch festgehalten werden. Initiiert von Familienangehörigen der Verschleppten, fand in der vergangenen Woche ein fünftägiger Marsch von Tel Aviv nach Jerusalem statt, der in der Umgebung von Netanjahus Residenz endete. Nach Schätzung israelischer Medien beteiligten sich rund 30.000 Menschen an der letzten Etappe des Marsches. Oppositionsführer Lapid war persönlich bei der Protestaktion zugegen, Gantz traf anschließend in Tel Aviv mit Angehörigen der Verschleppten zusammen. Viele von ihnen werfen Netanjahu vor, sie bei seinen militärischen Entscheidungen nicht einzubeziehen und keine Rücksicht auf die Geiseln zu nehmen.

Letztlich sind sich alle maßgeblichen israelischen Politiker einschließlich des parlamentarischen Oppositionsführers Lapid einig, dass der Krieg im Gazastreifen bis zur vollständigen »Vernichtung« der Hamas und anderer von dort aus aktiver Widerstandsorganisationen fortgeführt werden müsse. Bis dahin können allerdings nach übereinstimmenden Schätzungen der Militärführung noch mehrere Monate vergehen, vielleicht sogar ein ganzes Jahr.   mehr >>>


 

Warnungen ignoriert

Krieg in Nahost: Israel nahm Hinweise auf Offensive nicht ernst.
Neue Erkenntnisse zu Musikfestival

Gerrit Hoekman - 20.11.2023

In der Gemeinde Kfar Azza an der Grenze zu Gaza sollen Hamas-Kämpfer ein Massaker begangen haben (5.11.2023)
Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat am Sonnabend in einer von Palestine TV übertragenen Fernsehansprache den US-Präsidenten Joseph Biden erneut aufgerufen, sich für einen Waffenstillstand in Gaza einzusetzen und »diese humanitäre Katastrophe, diesen Völkermord zu stoppen«. Abbas verlangte auch, die Angriffe der israelischen Streitkräfte und der Siedler »gegen unser Volk im Westjordanland und in Jerusalem« zu verhindern. Biden drohte am selben Tag, israelische Extremisten, die Zivilisten in der Westbank angriffen, würden kein Visum mehr für die USA erhalten. Die Ankündigung dürfte Abbas nur mäßig zufriedenstellen.

Außerdem kamen am Wochenende neue Informationen über den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober an die Öffentlichkeit. Immerhin fragen sich die Welt und vor allem natürlich die Israelis: Wie konnte sich die immer wachsame israelische Armee so überrumpeln lassen? Einem Bericht des israelischen Senders N12 von Sonnabend zufolge hatte die Armeeführung Warnungen von Ausguckposten an der Grenze zum Gazastreifen in den Wind geschlagen. Mehr noch: Die Vorgesetzten drohten den Soldaten mit dem Militärgericht.

Die Ausguckposten hatten offenbar schon in den Monaten zuvor von verdächtigen Bewegungen und ungewöhnlichen Aktionen im Gazastreifen berichtet, die nach Kampftraining aussahen. Die Vorgesetzten hätten aber nichts von den Bedenken hören wollen, so N 12. Ein Posten habe sich daraufhin direkt an einen Oberbefehlshaber gewandt und bekam als Antwort: »Ich möchte nicht noch einmal von diesem Unsinn hören. Wenn Sie uns alle noch einmal mit diesen Dingen belästigen, werden Sie vor ein Militärgericht mehr >>>


 

Tag 44 der "Operation Al-Aqsa-Flut": Laut WHO hat Israel das Al-Shifa-Krankenhaus in eine "Todeszone" verwandelt; Tausende Palästinenser werden auf ihrer Flucht in den südlichen Gazastreifen "gedemütigt

Ein Konvoi von Ärzte ohne Grenzen wurde von Israel unter Beschuss genommen, während Palästinenser die "humanitäre" Fluchtroute in den Süden als "Korridor des Todes und der Demütigung" beschreiben. Israelische Streitkräfte stürmen Dschenin und Bethlehem.

MUSTAFA ABU SNEINEH - 19. NOVEMBER 2023 - Übersetzt mit DeepL

Todesopfer
12.012 Tote*, darunter 4.900 Kinder, und 32.300 Verwundete in Gaza
215 getötete Palästinenser im besetzten Westjordanland und in Ostjerusalem
Israel revidiert seine Schätzung der Todesopfer vom 7. Oktober von 1.400 auf 1.200.

*Diese Zahl bezieht sich auf die Opfer vom 7. Oktober bis zum 16. November. Aufgrund des Zusammenbruchs der Kommunikationsnetze im Gazastreifen (insbesondere im nördlichen Gazastreifen) war das Gesundheitsministerium im Gazastreifen nicht in der Lage, die Zahl der Opfer regelmäßig zu aktualisieren.

Wichtige Entwicklungen

Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnete das Al-Shifa-Krankenhaus, das letzte Woche von israelischen Streitkräften gestürmt und von fast allen Patienten, medizinischem Personal und vertriebenen Zivilisten geräumt wurde, als Todeszone".

Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen wurde ein Konvoi, der 137 palästinensische Mitarbeiter und ihre Familien evakuierte, am Samstag von israelischen Truppen angegriffen, wobei ein Angehöriger getötet und ein weiterer verletzt wurde.

Palästinenser, die verletzt waren, älter waren oder Kinder hatten, wurden gezwungen, aus den Fahrzeugen auszusteigen und durchschnittlich 10 Stunden für 14 km zum Kontrollpunkt in der Salah Al-Deen Straße zu laufen.

Es gab schreckliche Berichte über Frauen, die belästigt wurden, junge Männer, die sich vor der Menge nackt auszogen, Ärzte und Journalisten, die verhaftet und verhört wurden, und Menschen, die am Kontrollpunkt in der Salah Al-Deen-Straße in ein Loch im Boden gesteckt wurden.

Am 11. November befanden sich noch 807.000 Palästinenser in den Gebieten des nördlichen Gazastreifens, nachdem im ersten Kriegsmonat schätzungsweise 400.000 Menschen in den Süden des Gazastreifens geflohen waren.

Jordanien richtet ein Feldlazarett in der Stadt Nablus ein, was in Erwartung einer weiteren Verschlechterung der Lage im besetzten Westjordanland Alarm auslöst.

Der israelische Gefängnisdienst verhängt Strafmaßnahmen gegen palästinensische Gefangene, darunter minderwertige und unzureichende Nahrung, Verweigerung des Zugangs zum Hof, tägliche Stromausfälle, medizinische Vernachlässigung und Einschränkung von Familienbesuchen.
Al-Shifa-Krankenhaus verwandelt sich in "Todeszone", da fast 400.000 Palästinenser aus dem nördlichen Gazastreifen fliehen
Die WHO bezeichnete das Al-Shifa-Krankenhaus, das in der vergangenen Woche von israelischen Streitkräften gestürmt und fast vollständig von Patienten, medizinischem Personal und vertriebenen Zivilisten geräumt wurde, als "Todeszone".

"Anzeichen von Granatenbeschuss und Gewehrfeuer waren offensichtlich. Das Team sah ein Massengrab am Eingang des Krankenhauses und erfuhr, dass dort mehr als 80 Menschen begraben sind", so das WHO-Team, das eine Stunde im Al-Shifa verbrachte.

Am Sonntag erklärte Mohammed Al-Zaqout, der Direktor des Krankenhauses im Gazastreifen, gegenüber Al-Jazeera Arabic, dass vier Frühgeborene im Al-Shifa gestorben seien, das die Aufnahme von Patienten gestoppt und sie zur Behandlung in das indonesische Krankenhaus geschickt habe.

Zaqout sagte, das medizinische Personal des Al-Shifa sei in Gesprächen mit der WHO, um die verbleibenden 32 Frühgeborenen in den Inkubatoren zu evakuieren. Am Sonntagmorgen befanden sich noch 25 medizinische Mitarbeiter und 291 Patienten im Al-Shifa, zwei davon auf der Intensivstation und 22 in der Dialyseabteilung.

"Der Mangel an sauberem Wasser, Treibstoff, Medikamenten, Lebensmitteln und anderen lebenswichtigen Hilfsgütern in den letzten sechs Wochen hat dazu geführt, dass das Al-Shifa-Krankenhaus im Wesentlichen nicht mehr als medizinische Einrichtung funktioniert", erklärte die WHO.

"Die Korridore und das Krankenhausgelände waren mit medizinischem und festem Abfall gefüllt, was das Infektionsrisiko erhöhte. Die Patienten und das medizinische Personal, mit dem sie sprachen, hatten Angst um ihre Sicherheit und Gesundheit und baten um eine Evakuierung", so die Organisation weiter.

Israel behauptete, dass Hamas-Kämpfer über eine Kommandozentrale und ein Netz von Tunneln unter Al-Shifa verfügten, während die USA auf der Grundlage nachrichtendienstlicher Quellen erklärten, dass das Krankenhaus als Knotenpunkt für die Operationen der Hamas fungierte. Die Hamas und die palästinensischen Widerstandsgruppen wiesen diese Behauptungen vehement zurück und forderten wiederholt, dass internationale Untersuchungsteams die Einrichtung inspizieren sollten.

Fast eine Woche nach der brutalen Belagerung und Razzia in Al-Shifa am 15. November haben die israelischen Streitkräfte noch immer keine Beweise für Hamas-Tunnel oder Waffenlager in Al-Shifa veröffentlicht. Die Besatzungstruppen veröffentlichten ein Video, auf dem einige Gewehre, Munitionsmagazine und kugelsichere Westen zu sehen sind, und behaupteten, diese seien von Hamas-Kämpfern in Al-Shifa zurückgelassen worden. Das Video wurde vom Netz genommen und dann erneut veröffentlicht, nachdem ein Abschnitt entfernt worden war, in dem ein Laptop als Beweis für die Anwesenheit der Hamas in Al-Shifa gezeigt wurde.

Der politische Analyst von Al Jazeera, Marwan Bishara, kommentierte das Video der israelischen Streitkräfte mit den Worten: "Ich bin verblüfft, warum die Hamas immer wieder Waffen 'hinterlässt', die das israelische Militär als Beweis für ihre Anwesenheit unter Krankenhäusern 'findet'!"

"Oh ja, lasst die Waffen da, nehmt die Cannolis", schrieb er in Anspielung auf eine Szene aus Der Pate.

Konvoi von Ärzte ohne Grenzen angegriffen

Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen teilte am Samstagabend mit, dass seit dem 7. Oktober 12.012 Palästinenser durch israelische Bombardements und Luftangriffe ums Leben gekommen sind und rund 32.300 verwundet wurden.

Bis zum 17. Oktober wurden 3.750 Menschen vermisst oder lagen unter den Trümmern, darunter 1.750 Kinder. Bei israelischen Bombardierungen wurden 4.900 Kinder, 3.155 Frauen und 690 ältere Menschen getötet.

Zwei Drittel der Krankenhäuser im Gazastreifen sind nicht mehr in Betrieb, und medizinische Organisationen wie der Palästinensische Rote Halbmond (PRCS) haben Mühe, auf Aufrufe zur Evakuierung der Verwundeten oder zur Rettung der unter den Trümmern eingeschlossenen Menschen zu reagieren.

Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen (MSF) wurde ein Konvoi, der 137 palästinensische MSF-Mitarbeiter und ihre Familien evakuierte, am Samstag von israelischen Streitkräften angegriffen, wobei ein Verwandter eines MSF-Mitarbeiters getötet und ein weiterer verletzt wurde.

"Ärzte ohne Grenzen verurteilt diesen vorsätzlichen Angriff aufs Schärfste", erklärte die Organisation.

Ärzte ohne Grenzen informierte die israelischen Streitkräfte über ihre Bewegung in Richtung des südlichen Gazastreifens. Der Konvoi bestand aus fünf Fahrzeugen, die alle mit dem Emblem von Ärzte ohne Grenzen auf dem Dach gekennzeichnet waren. An Bord befanden sich 137 Menschen, darunter 65 Kinder, die seit fast einer Woche in Gaza-Stadt festsitzen.

Sie konnten jedoch den überfüllten israelischen Kontrollpunkt in der Salah Al-Deen Straße nicht passieren und mussten 7 km nach Norden in den Gazastreifen zurückfahren, als sie in der Al-Wehda Straße beschossen wurden.

"Ärzte ohne Grenzen ruft erneut dazu auf, dringend die Evakuierung unserer Mitarbeiter sowie Tausender anderer Menschen zu ermöglichen, die durch die Kämpfe eingeschlossen sind und unter extrem schlechten Bedingungen im nördlichen Gazastreifen leben. Wir fordern einen sofortigen Waffenstillstand, denn nur so können Korridore eingerichtet werden, die eine sichere Evakuierung der eingeschlossenen Zivilisten ermöglichen", heißt es in einer Erklärung.

Kontrollpunkt in der Salah Al-Deen Straße: "Der Korridor des Todes und der Demütigung".

In der vergangenen Woche waren israelische Panzer und Streitkräfte östlich und westlich der Salah Al-Deen-Straße stationiert, die den nördlichen Gazastreifen in zwei Hälften teilt. Palästinenser, die die von heftigen Kämpfen betroffenen Gebiete in Gaza-Stadt, Sheikh Ridwan, Beit Lahia, Jabalia und Beit Hanoun verlassen wollten, mussten einen israelischen Militärkontrollpunkt passieren. Die Wafa-Korrespondentin Aseel Al-Akhras, die am Wochenende das Al-Shifa-Krankenhaus verließ, gehörte zu den Tausenden von Menschen, die sich zu Fuß auf den gefährlichen Weg in den Süden machten.

Sie bezeichnete die "humanitäre Route", die Israel für Zivilisten zur Flucht in den Süden vorgesehen hat, als "Korridor der Erniedrigung und des Todes". Akhras sagte, dass Palästinenser, die verletzt waren, ältere Menschen oder Kinder hatten, gezwungen waren, aus den Fahrzeugen auszusteigen und durchschnittlich 10 Stunden die 14 km nach Süden zum Kontrollpunkt in der Salah Al-Deen Straße zu laufen, der von Panzern umstellt war."

Sie sagte, sie sei mehr als eineinhalb Stunden am Kontrollpunkt festgehalten worden.

"Die vertriebenen Mädchen und Frauen wurden schikaniert, und einer von ihnen wurde ihr Gold gestohlen. Einige der Vertriebenen wurden gezwungen, sich in der Kälte und vor unseren Augen vollständig auszuziehen", sagte sie.

Akhras berichtete, dass israelische Panzer die Wartenden mit einer Wolke aus Erde und Schmutz bedeckten. Sie wurden aufgefordert, ihre Ausweise vorzuzeigen, und einige von ihnen wurden in ein Loch gebracht, das in der Nähe des Kontrollpunkts gegraben worden war.

"Wir wurden von den Besatzungssoldaten verhört, und ich wurde von meiner Familie getrennt. Auch Ärzte und Mitarbeiter des Roten Halbmonds wurden verhört und verhaftet... wir sahen, wie sie einen jungen Mann erschossen, dessen Schicksal wir noch nicht kennen. Sie zwangen auch sechs junge Männer mit vorgehaltener Waffe, vor der [israelischen] Besatzungsflagge niederzuknien", sagte sie.

Nach Angaben des palästinensischen Zentralbüros für Statistik lebten am 11. November etwa 807 000 Palästinenser in den Gebieten des nördlichen Gazastreifens. Schätzungsweise 400.000 sind in den Süden des Gazastreifens in die Gebiete von Khan Yunis, Dier al-Balah und Rafah geflohen.

Im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNRWA) 183.000 Zwangsvertriebene in 154 UNRWA-Einrichtungen untergebracht.

Am Sonntagmorgen gab Russland bekannt, dass es 550 Menschen mit palästinensischer und russischer Doppelstaatsbürgerschaft aus dem Gazastreifen evakuiert hat, darunter 230 Kinder.

In den vergangenen 24 Stunden hat Israel Krankenhäuser, Schulen, Moscheen und Wohnhäuser in verschiedenen Gebieten des Gazastreifens bombardiert. Am Sonntag traf eine Granate die Kinderabteilung des Kamal Adwan Krankenhauses in Beit Lahia, wie Al Jazeera Arabic berichtete. In der Al-Nafaq-Straße in Gaza flogen israelische Kampfflugzeuge am Samstagabend einen Luftangriff auf ein Haus, während im zentralen Gazastreifen mindestens 31 Menschen bei Bombardierungen getötet wurden. Im Lager Nuseirat und in Khan Yunis im Gazastreifen wurden am Sonntagmorgen 15 Menschen getötet. Al Jazeera Arabic berichtete, dass die israelischen Streitkräfte vier Moscheen im Flüchtlingslager Jabalia zerstörten, womit sich die Zahl der vollständig zerstörten Moscheen auf 76 und die der angegriffenen Kirchen auf drei erhöhte.

Der jordanische König Abdullah II. rief bei einem Treffen mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, zu einem Waffenstillstand im Gazastreifen auf, um die humanitäre Krise zu beenden, die durch den "hässlichen Krieg gegen Zivilisten" entstanden ist.

"Wenn Israel seinen abscheulichen Krieg gegen den Gazastreifen und seine illegalen Übergriffe im Westjordanland und in Jerusalem fortsetzt, wird sich die Lage in der gesamten Region explosionsartig verschlechtern", sagte König Abdullah.

US-Präsident Joe Biden betonte am Samstag in einem Gastbeitrag in der Washington Post, dass es keinen Waffenstillstand geben wird, bevor die Hamas die am 7. Oktober entführten israelischen Gefangenen freilässt.

"Solange die Hamas an ihrer Ideologie der Zerstörung festhält, ist ein Waffenstillstand kein Frieden", schrieb Biden.

Hakan Fidan, türkischer Außenminister und ehemaliger Spionagechef, warnte vor dem andauernden Krieg gegen den Gazastreifen und behauptete, Israels Besitz von Atomwaffen könne ein Wettrüsten in der westasiatischen Region auslösen.

"Der fortgesetzte Besitz von Atomwaffen durch Israel in Verbindung mit dem Versäumnis, die Region zu denuklearisieren, wird das nukleare Wettrüsten eskalieren und zu einer verstärkten Nuklearisierung in der Region führen. Dies ist weder für die Region noch für die Welt eine günstige Situation", sagte Fidan in einem Interview mit Al Jazeera Arabic.

Bis Sonntagmorgen wurden 215 Palästinenser im Westjordanland von israelischen Streitkräften und Siedlern getötet.

In Dschenin wurde Issam Al-Fayed, 46, ein Mensch mit besonderen Bedürfnissen, am Sonntagmorgen durch israelisches Feuer in der Nähe des "Pferde"-Kreisels am Eingang des Flüchtlingslagers von Dschenin getötet. Omar Al-Laham, 20, aus dem Flüchtlingslager Dheisheh wurde getötet, als israelische Streitkräfte das Lager stürmten. Ein dritter Palästinenser wurde in Aida, einem anderen Flüchtlingslager bei Bethlehem im südlichen Westjordanland, getötet. Am Sonntag war Thaer Samih Abu Assab, 38, der sechste palästinensische Gefangene, der seit dem 7. Oktober in israelischem Gewahrsam starb.

Qaddoura Fares, die Leiterin der Kommission für Gefangene und ehemalige Gefangene, erklärte gegenüber Wafa, Abu Assab stamme aus der Stadt Qalqilya und sei im berüchtigten Wüstengefängnis Negev gestorben. Abu Assab wurde im Mai 2005 verhaftet und zu 25 Jahren Haft verurteilt. Die Kommission bezeichnete den Tod von Abu Assab als "vorsätzliche Ermordung".

Letzte Woche starb Ahmad Muhammad Mari, 33, im Gefängnis von Megiddo. Am 6. November starb Majed Ahmad Zaqoul, 32, aus dem Gazastreifen, ebenfalls in diesem Gefängnis. Im Oktober starben die Gefangenen Omar Daraghmeh, 58, aus Tubas, und Arafat Hamdan, 25, aus Ramallah, in israelischer Obhut. Ein weiterer palästinensischer Gefangener aus dem Gazastreifen, dessen Identität von der Kommission noch nicht festgestellt werden konnte, wurde ebenfalls für tot erklärt.

Die Kommission stellte fest, dass der israelische Gefängnisdienst Strafmaßnahmen gegen palästinensische Gefangene verhängt hat, darunter unzureichendes und minderwertiges Essen, Verweigerung des Zugangs zum Hof, tägliche Stromausfälle, Vernachlässigung der medizinischen Versorgung und Einschränkungen bei Familienbesuchen.

Nach Angaben der Gefangenenrechtsgruppe Addameer befanden sich am 6. November 7.000 palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen. Fast 2.070 von ihnen befinden sich in Verwaltungshaft, einer Politik, mit der Israel Palästinenser ohne Anklage oder Gerichtsverfahren auf unbestimmte Zeit festhält.   Quelle




Live - Israel-Palästina live: Zwangsexodus in den südlichen Gazastreifen geht weiter, während der Geiseldeal ins Stocken gerät


Frühgeborene aus dem Al-Shifa-Krankenhaus nach Ägypten evakuiert   Quelle

Palästinenser, die aus dem nördlichen Gazastreifen fliehen, fahren auf einem von Tieren gezogenen Karren in Richtung Süden, während israelische Panzer tiefer in die Enklave eindringen, 9. November 2023

In Gaza ersetzen die Menschen Autos durch von Tieren gezogene Karren, da es keinen Treibstoff gibt

Karren sind für die Zivilbevölkerung zum wichtigsten Transportmittel geworden, um sich auf der Suche nach Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs oder auf der Flucht vor israelischem Bombardement durch die Gebiete zu bewegen

 Maha Hussaini in Gaza, besetztes Palästina - 19 November 2023 - Übersetzt mit DeepL


Noch vor wenigen Wochen waren von Eseln und Pferden gezogene Karren ein seltener Anblick im Gazastreifen.

Verkäufer von Lebensmitteln und anderen Produkten zogen auf der Suche nach Kunden durch die Straßen, auf denen es normalerweise von Autos wimmelt.

Doch als das israelische Militär den Gazastreifen verwüstete und das bereits blockierte Gebiet belagerte, wurde es für die Menschen aufgrund des Treibstoffmangels unmöglich, sich in ihren Autos fortzubewegen.

Die Menschen sahen sich plötzlich gezwungen, sich auf von Tieren gezogene Karren als Haupttransportmittel zu verlassen.

Auf einer der normalerweise belebteren Straßen von Deir al-Balah im zentralen Gazastreifen sind nur selten Autos zu sehen. Stattdessen sieht man Dutzende von Karren, die Einwohner und Vertriebene transportieren.

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Seit Beginn seines groß angelegten Krieges hat Israel die Treibstoff- und Gaslieferungen in die Enklave unterbrochen, so dass die meisten Autos in der siebten Woche des Angriffs unbrauchbar geworden sind.

"Tag für Tag geht mehr Autobesitzern der Treibstoff aus und sie finden kein anderes Transportmittel. Diese Karren werden von Tieren gezogen; da sie weder Treibstoff noch Benzin benötigen, ist dies für uns ein wichtiger Weg geworden, um die derzeitige Situation zu überwinden", sagte Abu Mohammed Azaiza, Besitzer eines Karrens und eines Pferdes, gegenüber Middle East Eye.

"Vor dem Krieg benutzten wir praktisch nur Karren, um durch die Gegend zu fahren und Gemüse, Obst und bestimmte Produkte zu verkaufen. Heute brauchen die Menschen sie als Transportmittel, da wir einen Punkt erreicht haben, an dem es keine Taxis mehr gibt und die Autobesitzer keinen Treibstoff mehr finden."

Menschen transportieren die Leichen von Palästinensern, die bei israelischen Angriffen getötet wurden, während ihrer Beerdigung in Khan Younis am 27. Oktober 2023 auf einem Pferdewagen, da der Treibstoff knapp ist (Reuters)
Menschen transportieren die Leichen von Palästinensern, die bei israelischen Angriffen getötet wurden, auf einem Pferdewagen, während ihrer Beerdigung in Khan Younis, 27. Oktober 2023 (Reuters)


Der 34-jährige Bewohner des zentralen Gazastreifens sagt, dass er in den letzten Wochen mehr Gewinn gemacht hat als in den letzten vier Jahren.

"Wenn man mich vor die Wahl stellen würde, mein ganzes Geld aufzugeben, um den Krieg zu beenden, würde ich mich dafür entscheiden", sagte Azaiza.

Azaiza erinnerte an vergangene Treibstoffkrisen, die durch israelische Kriege, insbesondere 2009 und 2014, und Grenzschließungen verursacht wurden, aber, so sagt er, die Situation habe selten den Punkt erreicht, an dem es fast keine Autos auf den Straßen gab.

"Ich glaube, dass es dieses Mal am schwierigsten ist, weil es schon mehr als 40 Tage her ist und niemand weiß, wie lange die Situation andauern wird, nicht einmal die Besatzungsmacht [Israel] weiß es", sagte er.

Karren-Taxis
Vor dem Angriff galten Karren als lokales Transportmittel, das nur von den Ärmsten und Ausgegrenzten genutzt wurde. Heute sind alle Gesellschaftsschichten auf sie angewiesen.

"Vor zwei Wochen habe ich einen Arzt auf meinem Wagen ins Krankenhaus gebracht. Er erzählte mir, dass er ein Auto hatte, das er in den ersten drei Wochen des Krieges benutzt hatte, bevor ihm der Treibstoff ausging und er es nirgends mehr finden konnte", sagte Azaiza.

"Er musste alle paar Tage zwischen dem Krankenhaus und seinem Haus hin- und herfahren und konnte keinen anderen Weg als die Karren finden."

Verfolgen Sie die Live-Berichterstattung von Middle East Eye über den Krieg zwischen Israel und Palästina

Während die Bewohner des nördlichen Gazastreifens und von Gaza-Stadt ihre Häuser nicht verlassen können, da die israelischen Panzer die wichtigsten und lebenswichtigsten Straßen belagern, können sich die Bewohner des mittleren und südlichen Gazastreifens noch zwischen den beiden Gebieten bewegen, allerdings unter dem hohen Risiko, von Militärflugzeugen oder Kanonenbooten beschossen zu werden.

Der Souq (Markt) in Deir al-Balah ist tagsüber überfüllt, vor allem mit Vertriebenen, die aus ihren Häusern in Gaza-Stadt geflohen sind, ohne ihre Kleidung, Decken oder die Lebensmittel mitzunehmen, die sie zu Beginn der Bombardierung eingekauft hatten.

Um auf dem Souq das Nötigste zu kaufen, kommen die Menschen aus verschiedenen Gebieten des zentralen Gazastreifens mit "Karren-Taxis".

"Ich bin noch nie in meinem Leben auf einen Karren gestiegen, und die Vorstellung, sich in einem von einem Esel gezogenen Karren fortzubewegen, war anfangs komisch, aber jetzt habe ich schon mehrmals ein Karren-Taxi genommen, seit wir in Deir al-Balah angekommen sind", sagte Mona Aklouk, eine vertriebene Bewohnerin von Gaza-Stadt, gegenüber MEE.

"Andernfalls müssten wir sehr weite Strecken laufen, um Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen. Vor zwei oder drei Wochen war es noch nicht so üblich, dass so viele Karren als Transportmittel durch die Straßen fuhren. So musste ich jeden Tag etwa fünf Kilometer laufen, um den Gemüsemarkt zu erreichen.

Treibstoff als Kriegswaffe
Seit der ersten Woche der israelischen Offensive sind alle Gas- und Tankstellen im Gazastreifen geschlossen worden.

Israel hat die Einfuhr von Treibstoff aus Ägypten verboten und damit gedroht, alle Treibstoff- oder Hilfsgütertransporte, die ohne vorherige Genehmigung über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen gelangen, anzugreifen.

Das Verbot der Treibstoffzufuhr verursachte nicht nur eine Transportkrise und behinderte die Arbeit der Hilfsorganisationen in dem verwüsteten Streifen, sondern führte schließlich auch zu einer Krise, die alle Aspekte des täglichen Lebens der Bewohner betrifft.


Israelisch-palästinensischer Krieg: Die harte Realität behinderter Menschen, die versuchen, den Krieg zu überleben
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Nachdem das Gas zum Kochen ausgegangen ist, sind die meisten Bewohner nun auf Kohle und Holz angewiesen, um Feuer zum Kochen zu machen.

"Alles hat sich in unserem täglichen Leben verändert. Wir haben unsere Häuser verlassen und alles Normale mit ihnen zurückgelassen. Ich habe Kochgas in meinem Haus in Gaza-Stadt, aber wer kann jetzt zurückkehren und es holen?" sagte Aklouk. "Die Panzer umzingeln unser Viertel".

"Wir haben vergessen, wie einfach unser Leben im Vergleich zu jetzt war. Während die Welt Autos als selbstverständlich ansieht, gibt es für uns keine anderen Transportmittel als Karren, und statt mit Gas kochen wir jetzt mit Holz und Kohle."

Am Mittwoch teilte das Hilfswerk der Vereinten Nationen (Unrwa) mit, dass es unter strengen Auflagen der israelischen Behörden 23.027 Liter Treibstoff aus Ägypten erhalten hat.

Die Menge werde ausschließlich für den Transport von Hilfsgütern von Rafah in andere Gebiete des Gazastreifens verwendet, so Unrwa.

Die UN-Organisation fügte hinzu, dass diese Menge nur etwa neun Prozent ihres täglichen Bedarfs ausmache, um ihre lebensrettenden Aktivitäten im Gazastreifen fortzusetzen.

"Der Einsatz von Treibstoff als Kriegswaffe muss sofort aufhören", hieß es.  Quelle

 

 

 

Foto: Ein gemeinsames humanitäres Bewertungsteam der UN besucht das Shifa-Krankenhaus in Gaza Stadt am 18. November 2023. Das Team bestand aus Experten des öffentlichen Gesundheitswesens, Logistikern und Sicherheitspersonal von OCHA, UNDSS, UNMAS/UNOPS, UNRWA und der Weltgesundheitsorganisation, die das Team leitete. Foto der WHO

Feindseligkeiten im Gazastreifen und Israel

Flash Update #43 - 18. Nov. 2023

KERNPUNKTE

Am 18. November verließen etwa 2.500 Binnenvertriebene (IDPs) mit einer Reihe von mobilen Patienten sowie Krankenhausmitarbeitern das Shifa-Krankenhaus in Gaza Stadt. Das erfolgte auf Befehle des israelischen Militärs, das seine Operationen innerhalb des Geländes den vierten Tag in Folge fortsetzte. Der Weltgesundheitsorganisation nach (WHO) verblieben am Nachmittag 25 Mitarbeiter des Gesundheitswesens und 291 Patienten in dem Krankenhaus. Unter ihnen sind 32 Babys im kritischen Zustand, zwei Patienten auf der Intensivstation ohne Beatmung und 22 Dialysepatienten. Das Krankenhaus ist nicht länger in Betrieb und nimmt keine neuen Patienten auf.

Ein gemeinsames humanitäres UN-Bewertungsteam, unter der Leitung der WHO besichtigte am 18. November Shifa, um die Lage vor Ort zu begutachten und führte eine schnelle Situationsanalyse durch,  beurteilte medizinische Prioritäten und erstellte logistische Optionen für weitere Aufgaben.  Das Team wurde aufgefordert, Mitarbeiter des Gesundheitswesens und Patienten in andere Einrichtungen zu evakuieren. Die WHO und ihre Partner entwickeln eiligst Pläne zur sofortigen Evakuierung der verbliebenen Patienten, der Mitarbeiter und ihrer Familien.

Krankenhäuser und medizinisches Personal werden unter dem humanitären Völkerrecht (IHL) besonders geschützt, und alle Konfliktparteien müssen ihren Schutz sicherstellen. Krankenhäuser dürfen nicht als Schutzschild militärischer Ziele vor Angriffen eingesetzt werden. Jede Militäroperation um Krankenhäuser herum oder in deren Innern muss Maßnahmen beinhalten, um die Patienten, das mediznische Personal und andere Zivilpersonen zu verschonen und zu schützen. Alle realisierbaren Vorkehrungen müssen getroffen werden, darunter effektive Warnungen, die die Fähigkeit von Patienten, medizinischem Personal und anderen Zivilpersonen  berücksichtigen, sicher zu evakuieren.

In den letzten 24 Stunden wurden Berichten zufolge drei Schulen, die den IDPs im Norden von Wadi Gaza (im Folgenden: der Norden) als Unterkunft dienten, getroffen, was zu vielen Todesopfern führte. In der Tal Az Za’atar-Schule, in Beit Lahia, wurden mehr als 50 Menschen am 18. November Medienberichten nach getötet. Am selben Tag wurden Personen, darunter auch Kinder, in  der Al Fakhouri-Schule der UNRWA in Jabalia, die mehr als 4.000 IDPs beherbergt hatte, getötet.  Am 17. November wurde eine weitere UNRWA-Schule im Az Zaitoun-Viertel von Gaza Stadt ebenfalls getroffen. Zwischen dem 7. Okober und 16. November wurden mindestens 71 IDPs getötet und 573 verletzt, während sie in UNRWA-Einrichtungen im gesamten Gazastreifen Zuflucht suchten. 

Am 18. November beklagte der Nothilfekoordinator, Martin Griffiths, die Nachrichten über Kinder, Frauen und Männer, die sich in der Al Fakhouri-Schule befunden hatten, und erinnerte: “Unterkünfte sind ein Ort für Sicherheit, Schulen sind ein Ort zum Lernen.“ Er fügte hinzu: „Zivilpersonen können und sollten das nicht länger ertragen müssen.“

 Am 18. November kamen 123.000 Liter Treibstoff aus Ägypten nach Gaza.  Die israelischen Behörden bestätigten, dass sie eine Genehmigung für den Transport einer Menge pro Tag von ca. 70.000 Liter Treibstoff aus Ägypten erteilten, was deutlich unter dem Minimum liegt, das für lebenswichtige humanitäre Maßnahmen erforderlich ist. Der Treibstoff wird durch die UNRWA zur Unterstützung der Lebensmittelverteilung und für den Betrieb von Generatoren in Krankenhäusern, Wasser- und Sanitäreinrichtungen, Unterkünften und anderen wichtigen Diensten eingesetzt.

In der Nacht vom 17.-18. November wurden die Telekommunikationsdienste in Gaza wieder nach und nach hergestellt, nachdem die Provider eine begrenzte Menge an Treibstoff erhalten hatten. Der Ausfall der Dienste hielt etwa 30 Stunden an und brachte die bereits gefährdete Lieferung humanitärer Hilfe fast gänzlich zum Stillstand, auch die lebensrettende Hilfe für Verletzte oder Menschen, die unter den Trümmern aufgrund von Luftangriffen und Kämpfen eingeschlossen sind. 

 

Kämpfe und Opfer (Gazastreifen)

Intensive Bodenkämpfe zwischen israelischen Streitkräften und bewaffneten palästinensischen Gruppen wurden in und um Gaza Stadt, sowie in mehreren Gebieten im Gouvernement Nord-Gaza, und auch in Khan Younis und im Osten von Rafah (im Süden) fortgesetzt.  Luftangriffe und Granatenbeschuss der israelischen Streitkräfte gingen auch in zahlreichen Gebieten in ganz Gaza weiter.  Die israelischen Bodentruppen hielten die effeketive Trennung des Nordens vom Süden entlang Wadi Gaza aufrecht, mit Ausnahme des “Korridors” zum Süden hin.

Die folgenden Angriffe gehören zu den tödlichsten, die in den letzten 24 Stunden berichtet wurden, außer denen, die die drei oben genannten Schulen betreffen:  Am 18. November um 1:15 wurde ein Apartment in Hamad Stadt, Khan Younis, getroffen. Berichten zufolge wurden 28 Menschen getötet und 23 weitere verletzt; am selben Tag, um die Mittagszeit, wurden mindestens 10 Menschen getötet, als ein Gebäude im An Nuseirat-Lager getroffen wurde; am 17. November, um circa 06:00  wurde ein Gebäude im Al Qarara-Gebiet, nordöstlich von Khan Younis, getroffen, wobei Berichten zufolge 14 getötet und 20 weitere verletzt wurden; am selben Tag, um circa 8:00, wurde ein Gebäude im Osten von Rafah getroffen. Laut Berichten wurden neun getötet und 10 andere verletzt.

Seit dem 11. November hat das Gesundheitsministerium in Gaza (MoH) die Opferzahlen nach dem Zusammenbruch der Dienste und Kommunikationen in den Krankenhäusern im Norden. nicht mehr aktualisiert. Am 10. November um 14:00 Uhr (letztes verfügbares Update) war der Stand der Todesopferrate bei 11.078, unter ihnen sollen 4.506 Kinder und 3.027 Frauen sein.  Mehr als 2.700 weitere, darunter etwa 1.500 Kinder, wurden als vermisst gemeldet und könnten unter den Trümmern eingeschlossen oder tot sein und auf ihre Rettung oder Bergung warten.  Weitere 27.490 Palästinenser sind Berichten nach verletzt.

Dem Palästinensischen Journalistenverband in Gaza zufolge wurden 45 palästinensische Journalisten seit dem 7. Oktober getötet.  Laut dem MoH wurden mehr als 198 palästinensische medizinische Mitarbeiter getötet. Der palästinensische Zivilschutz gibt an, dass mindestens 12 seiner Mitglieder getötet wurden, und laut der UNRWA wurden 103 ihrer Mitarbeiter seit dem 7. Oktober getötet. 

 In den letzten 24 Stunden, bis 18:00 heute, wurden sechs israelische Soldaten in Gaza offiziellen israelischen Quellen zufolge getötet, was die Gesamtzahl der seit Beginn der Bodenoperationen getöteten Soldaten auf 62 steigen lässt.  

 Am 18. November verkündete das israelische Militär eine “taktische Einstellung der militärischen Aktivitäten“ aus humanitären Grünen im Ash Shabura-Gebiet von Rafah.

 

Vertreibung (Gazastreifen)

Am 18. November forderte das israelische Militär die Bewohner im Norden weiterhin auf, zu evakuieren und gen Süden durch einen „Korridor“, entlang der Hauptverkehrsader, der Salah Ad Deen-Straße, zwischen 7:00 und 16:00 zu gehen. OCHAs Beobachtungsteam schätzt, dass circa 10.000 Menschen während des Tages fortzogen, viele von ihnen kamen in Wadi Gaza mit Eselskarren und Bussen an, einige auch zu Fuß.

Die israelischen Streitkräfte haben einige der Menschen, die durch den „Korridor“ gingen, verhaftet. Die IDPs, die von OCHA befragt wurden, berichteten, israelische Streitkräfte hätten einen unbemannten Kontrollpunkt errichtet, wo Menschen aus der Ferne angewiesen werden, durch zwei Strukturen zu gehen, wo die Installation eines Überwachungssystems vermutet wird. Den IDPs wird befohlen, ihre Ausweise vorzuzeigen, und werden dann anscheinend einem Gesichtswiedererkennungsscan unterzogen. Unter den Flüchtlingen wurden immer mehr unbegleitete Kinder sowie getrennte Familien beobachtet.

Mehr als 1,6 Millionen Menschen in Gaza wurden schätzungsweise binnenvertrieben, darunter circa  830.000 IDPs, die in mindestens 154 UNRWA-Unterkünften bleiben. Die UNRWA-Unterkünfte nehmen weit mehr Menschen auf als ihrer Kapazität entspricht und können keine Neuankömmlinge mehr beherbergen. Ersten Berichten zufolge sind Tausende von IDPs auf der Suche nach Schutz und Sicherheit, indem sie an den Wänden der Unterkünfte im Süden unter freiem Himmel schlafen.

Die Überfüllung trägt zur Ausbreitung von Krankheiten bei, darunter Atemwegserkrankungen, Diarrhöe, was Sorgen um die Gesundheit und Umwelt aufkommen lässt. Im Durchschnitt gibt es eine Duscheinheit für 700 Menschen und eine einzige Toilette für 150 Menschen. Aufgrund dieser Überfüllung ist die UNRWA nicht in der Lage, effektiv und rechtzeitig Dienste zu leisten. 

   

Humanitärer Zugang (Gaza Strip)

Abgesehen von den drei Treibstoff-LKWs kamen keine humanitären Lieferungen mehr aus Ägypten nach Gaza am 18. November bis 18:00. In den letzten Tagen kam es zu Staus und Überlastungen, da der für den Betrieb der Gabelstapler und LKWs für die Warenannahme erforderliche Treibstoff ausgeschöpft war, außer logistischen und sicherheitstechnischen Herausforderungen, in Verbindung mit dem Ausfall der Telekommunikationen und anderen Faktoren. Seit dem 21. Oktober kamen 1.139 LKWs mit humanitären Gütern über Ägypten nach Gaza, mit Ausnahme von Treibstoff.

 Am 17. November wurde die ägyptische Grenze zur Evakuierung von 689 Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft und Ausländern sowie 41 Verletzten geöffnet. Zwischen dem 2. und 17. November verließen fast 6.500 Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft und Ausländer Gaza nach Ägypten. 

Der Kerem Shalom-Übergang nach Israel, der vor den Kämpfen der Haupteingangspunkt für Güter war, bleibt weiterhin geschlossen. Medienberichten zufolge haben die israelischen Behörden Forderungen der Mitgliedsstaaten, diesen Übergang in Betrieb zu nehmen, um die Einfuhrmengen an humanitären Hilfsgütern zu erhöhen, abgelehnt. 

 

Elektrizität

Seit dem 11. Oktober herrschte im Gazastreifen ein totaler Stromausfall, nachdem die israelischen Behörden die Stromzufuhr gesperrt hatten und die Treibstoffreserven für Gazas einziges Kraftwerk erschöpft waren. 

 

Gesundheitsversorgung, einschließlich Angriffen (Gazastreifen)

 Am 17. November um circa 21:15 wurde das Wafa Geriatrie-Krankenhaus in  An Nuseirat, Mittelgebiet (im Süden von Wadi Gaza) Berichten zufolge von einem Luftangriff getroffen, wobei zwei Menschen getötet wurden, darunter auch der Direktor, und 15 weitere verletzt wurden.

 Am 18. November erklärte die Gesellschaft des Palästinensischen Roten Kreuzes (PCRS), dass ihre medizinischen Notfallteams weiterhin im Al Ahli Baptist-Krankenhaus in Gaza Stadt den dritten Tag in Folge inmitten heftiger Bombardierungen und Beschuss durch Maschinengewehre gefangen sind. Die Teams können sich nicht nach draußen bewegen und diejenigen, die verletzt sind, sicher erreichen.  Dem WHO zufolge waren am 17. November 25 von 36 Krankenhäuser in Gaza nicht in Betrieb wegen des Mangels an Treibstoff, wegen Schäden, Angriffen und der Unsicherheit. Die anderen 11 Krankenhäuser sind nur teilweise in Betrieb und nahmen Patienten zu äußerst begrenzten Dienstleistungen auf.

 

Wasser und Sanitär (Gazastreifen)

In den letzten paar Tagen ohne Treibstoff wurde der Betrieb bei öffentlichen Abwasserpumpstationen, 60 Wasserbrunnen im Süden, einer Entsalzungsanlage im Mittelgebiet,  zwei Hauptabwasserpumpen im Süden und die Rafa-Abwasseraufbereitungsanlage, eingestellt. Die Meerwasser-Entsalzungsanlage in Khan Younis ist in Betrieb zu 5 Prozent seiner Kapazität (etwa 300 Kubikmeter pro Tag). In Verbindung mit der Einstellung der kommunalen Sanitärarbeit, stellt das eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar, indem die Gefahr einer Wasserkontamination und des Ausbruchs von Krankheiten besteht.

Die Hauptquelle für Trinkwasser im Süden sind zwei Pipelines aus Israel, die zusammen circa 1.100 Kubikmeter pro Stunde liefern.

Im Norden ist die Lage sogar noch schlimmer. Man befürchtet Dehydrierung und durch Wasser bedingte Krankheiten aufgrund der Wasserkonsumierung aus unreinen Quellen. Die Wasserentsalzungsanlage und die israelische Pipeline funktionieren nicht. Seit einer Woche wurden keine Flaschen mit abgefülltem Wasser unter den IDPs in den Unterkünften verteilt, was große Befürchtungen in Bezug auf Dehydrierung und durch Wasser bedingte Krankheiten aufgrund der Wasserkonsumierung aus unreinen Quellen aufkommen lässt. 

 

Ernährungssicherheit

Das Welternährungsprogramm (WFP) hat über eine Zunahme von Dehydrierungs- und Mangelernährungsfällen berichtet und vor dem drohenden Hungertod gewarnt, da die Nahrungskette zusammengebrochen ist und nicht genügend Hilfslieferungen ankommen. Nur 10 Prozent der notwendigen Nahrungslieferungen sind in Gaza seit Beginn der Feindseligkeiten eingetroffen.

 Im Norden waren seit dem 7. November keine Bäckereien mehr in Betrieb aufgrund des Mangels an Treibstoff, Wasser und Weizenmehl sowie der strukturellen Schäden. Weizenmehl ist nicht länger auf dem Markt verfügbar. Mitglieder des Ernährungssicherheitssektors waren nicht in der Lage, Hilfe in den Norden zu liefern, da der Zugang weitgehend abgeschnitten wurde. Es gibt Anzeichen von negativen Bewältigungsmechanismen, darunter Auslassen oder Reduzieren von Mahlzeiten und unsichere und ungesunde Methoden, ein Feuer anzuzünden. Die Menschen greifen auf unkonventionelles Essen zurück, wie zum Beispiel das Konsumieren einer Mischung aus rohen Zwiebeln und ungekochten Auberginen.

 

Feindseligkeiten und Opfer (Israel)

Das willkürliche Abfeuern von Raketen durch bewaffnete palästinensische Gruppen auf israelische Ballungszentren ging in den letzten 24 Stunden weiter, keine Todesopfer wurden verzeichnet. Insgesamt wurden mehr als 1.200 Israelis und Ausländer in Israel getötet. Wie die Medien die israelischen Behörden zitieren, die meisten von ihnen am 7. Oktober. Am 15. November wurden die Namen von 1.162 Todesopfern in Israel veröffentlicht, darunter 859 Zivilpersonen und Polizeibeamte. Unter denen, deren Alter bekannt ist, sind 33 Kinder.

Den israelischen Behörden zufolge werden 237 Menschen in Gaza gefangen gehalten, darunter Israelis und Ausländer. Medienberichte besagen, dass 30 der Geiseln Kinder sind. Bis jetzt wurden von der Hamas vier zivile Geiseln freigelassen, ein israelischer Soldat wurde von israelischen Streitkräften befreit und drei Leichen von Geiseln wurden laut Berichten von israelischen Streitkräften gefunden. Am 17. November wiederholte der Notfallkoordinator der UN, Martin Griffiths, seine Forderung nach sofortiger und bedingungsloser Freilassung aller Geiseln.

 

Gewalt und Opfer (Westbank)

Am 18. November töteten israelische Streitkräfte sechs Palästinenser bei zwei verschiedenen Vorfällen, wobei ein weiterer Palästinenser den Verletzungen, die er am 9. November erlitten hatte, erlag. Fünf dieser Todesopfer, darunter ein Kind, wurden im Balata-Flüchtlingslager (Nablus) während einer Militäroperation verzeichnet, bei der es neben israelischen Luftangriffen zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit Palästinensern kam. Dabei kam es auch zu massiven Schäden an Häusern und Infrastruktur.  Ein weiterer Todesfall wurde bei Konfrontationen während Durchsuchungs- und Verhaftungsoperationen in Tubas Stadt verzeichnet.

 Seit dem 7. Oktober wurden 198 Palästinenser, darunter 52 Kinder, von israelischen Streitkräften getötet und weitere acht, darunter ein Kind, wurden von israelischen Siedlern in der Westbank, einschließlich Ostjerusalems, getötet. Vier Israelis wurden bei Angriffen von Palästinensern getötet.

Die Zahl der in der Westbank seit dem 7. Oktober getöteten Palästinenser macht 43 Prozent aller palästinensischer Todesopfer in der Westbank im Jahr 2023 aus (439).  Circa 66 Prozent der Todesfälle geschahen seit dem 7. Oktober bei Konfrontationen, die auf israelische Durchsuchungs- und Verhaftungsoperationen folgten, vor allem in den Gouvernements Jenin und Tulkarm; 24 Prozent standen im Zusammenhang mit Demonstrationen in Solidarität mit Gaza; sieben Prozent wurden getötet, während sie tatsächlich oder angeblich israelische Streitkräfte oder Siedler angriffen; zwei Prozent wurden bei Siedlerangriffen gegen Palästinenser getötet, und ein Prozent im Rahmen strafrechtlicher Zerstörungen.

Seit dem 7. Oktober haben die israelischen Streitkräfte 2.778 Palästinenser, darunter mindestens 347 Kinder, verletzt, über die Hälfte von ihnen im Zusammenhang mit Demonstrationen. Weitere 74 Palästinenser wurden von Siedlern verletzt. Etwa 33 Prozent jener Verletzungen wurden durch scharfe Munition verursacht.

Seit dem 7. Oktober hat OCHA 253 Siedlerangriffe gegen Palästinenser verzeichnet, die zu palästinensischen Opfern führten (31 Fälle), Schäden an palästinensischem Eigentum (186 Fälle), oder beidem, sowohl Opfern, als auch Schäden am Eigentum (36 Fälle). Das spiegelt einen Durchschnitt von sechs Fällen pro Tag wider, im Vergleichzu dreien seit Jahresbeginn. Mehr als ein Drittel dieser Fälle schloss Bedrohungen mit Waffen ein, einschließlich Schießereien. Bei der Hälfte aller Fälle haben die israelischen Streitkräfte die Angreifer entweder begleitet oder aktiv unterstützt.

 

Vertreibung (Westbank)

 Keine neuen Vertreibungen wurden in den letzten 24 Stunden verzeichnet. Seit dem 7. Oktober wurden mindestens 143 palästinensische Haushalte, die aus 1.014 Menschen bestanden, darunter 388 Kinder, inmitten von Siedlergewalt und Zugangsbeschränkungen vertrieben. Die vertriebenen Haushalte stammen aus 15 Hirten-/Beduinengemeinden.

Des Weiteren wurden 143 Palästinenser, darunter 72 Kinder seit dem 7. Oktober infolge von Zerstörungen aufgrund fehlender Genehmigungen in Zone C und Ostjerusalem vertrieben, und 48 Palästinenser, darunter 24 Kinder, wurden im Rahmen strafrechtlicher Zerstörungen vertrieben.

 

Finanzierung

Bis 17. November haben die Mitgliedsstaaten auf den aktualisierten Blitzaufruf der UN und ihren Partnern 146,6 Millionen US-Dollar gespendet, um deren Reaktionsplan zur Unterstützung der 2,2 Millionen Menschen im Gazastreifen und 500.000 in der Westbank umzusetzen. Das sind lediglich circa 12 Prozent der geforderten 1,2 Milliarden US-Dollar. Zusätzliche 250 Millionen US-Dollar wurden zugesagt, die, wenn sie ausgezahlt würden, den Finanzierungslevel des Blitzaufrufs auf 32 Prozent erhöhen würden.

Private Spenden werden über den Humanitären Fonds gesammelt.     Quelle              (übersetzt von Inga Gelsdorf)



Lauter Fragezeichen: Die Hilflosigkeit war dem Panel ins Gesicht geschrieben (v. l. n. r.: Heinz Bude, Nicole Deitelhoff, Meron Mendel, Kassel, 17.11.2023)

Wie hältst du’s mit Israel?

Nur nicht zu empathisch werden: Ein Symposium in Kassel über die Documenta 15 diskutierte die Kunst und den Gazakrieg

Ulrich Schneider - 20.11.2023

Am 17./18. November fand unter dem Titel »Die Documenta ­fifteen als Zäsur? Kunst, Politik, Öffentlichkeit« in Kassel ein mit reichlich medialer Aufmerksamkeit bedachtes Symposium zur letzten Documenta statt. Das klingt positiv, gäbe es da nicht die gebetsmühlenartig wiederholte Forderung, die Documenta müsse ihren Antisemitismusskandal aufarbeiten. Überlagert wurde die Veranstaltung von einem herben Rückschlag in der Vorbereitung der Documenta 16, die vom 12. Juni bis 19. September 2027 stattfinden soll. Waren in den Tagen zuvor mit dem indischen Schriftsteller Ranjit Hoskoté und der israelischen Künstlerin Bracha L. Ettinger zwei Mitglieder der Findungskommission für die Auswahl des zukünftigen Kurators zurückgetreten, erklärten am gleichen Tag die verbliebenen Mitglieder Simon Njami, Gong Yan, Kathrin Rhomberg und María Inés Rodríguez ebenfalls ihren Rückzug. Die internationalen Kunstexperten beklagten, dass das politische Klima in der BRD gegenwärtig eine breite und offene Diskussion unmöglich mache: »An die Stelle von Debatte und Diskussion treten so allzu leicht Vereinfachungen und Vorverurteilungen.« Daraus zogen sie die Konsequenzen: »Wir glauben nicht, dass es unter den gegenwärtigen Umständen in Deutschland einen Raum für einen offenen Gedankenaustausch und die Entwicklung komplexer und differenzierter künstlerischer Ansätze gibt, die Documenta-KünstlerInnen und KuratorInnen verdienen. Wir glauben nicht, dass kurzfristig akzeptable Bedingungen geschaffen werden können.«

Die Begrüßung durch die noch geschäftsführende hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen) am Freitag abend lieferte eine Bestätigung der Kritik, sprach sie doch nur von Antisemitismus auf der Documenta, ohne darauf näher einzugehen. Andreas Hoffmann (Documenta und Museum Fridericianum gGmbH) wies die Vorwürfe pauschal zurück und kündigte an, den Findungsprozess für die Documenta 16 vollständig neu aufzusetzen, aber erst, wenn die Beschlussfassung über die veränderten Strukturen abgeschlossen sei, was   mehr >>>

Museum Folkwang in Essen
 

Deutsches Museum sagt Ausstellung eines Kurators wegen pro-palästinensischer Äußerungen ab

Al Mayadeen - 15. November 2023 - Übersetzt mit DeepL

Laut dem Museumsdirektor brachte der Künstler das Museum "in eine Situation, in der das Museum als Unterstützer antisemitischer Tendenzen und Stimmen, die das Existenzrecht des Staates Israel in Frage stellen, angesehen werden könnte".

Das Museum Folkwang in Essen, Deutschland, hat einen Teil einer geplanten Gruppenausstellung abgesagt, nachdem sich ein Kurator mit pro-palästinensischen Inhalten in den sozialen Medien auseinandergesetzt hatte. Anaïs Duplan, Schriftstellerin, Professorin und Kuratorin, postete auf Instagram Screenshots einer E-Mail des Direktors des Museum Folkwang, Peter Gorschlüter, aus der hervorging, dass die Institution beschlossen hatte, seine "Zusammenarbeit" auszusetzen.

In der E-Mail heißt es: "Uns ist aufgefallen, dass Sie auf Ihrem Instagram-Kanal eine Reihe von Beiträgen geteilt und kommentiert haben, die sich auf die aktuelle Situation in Israel und Gaza beziehen. Aus unserer Sicht sind einige dieser Beiträge inakzeptabel. Diese Posts erkennen den terroristischen Angriff der [Hamas] nicht an und betrachten die israelische Militärbesetzung in Gaza als Völkermord."

Laut Gorschlüter hat Duplan das Museum "in eine Situation gebracht, in der man annehmen könnte, dass das Museum antisemitische Tendenzen und Stimmen unterstützt, die das Existenzrecht des Staates Israel in Frage stellen."

Die für den 24. November geplante Ausstellung mit dem Titel "We is Future" sollte von Künstlern und Kuratoren besucht werden, um "historische und aktuelle" Ideen "für alternative Formen des Zusammenlebens" zu Themen wie Klimawandel, Wohnungskrise usw. vorzustellen.

Ein Vertreter des Museum Folkwang erklärte gegenüber ARTnews: "Im Herbst 2022 hat das Museum Folkwang Anaïs Duplan eingeladen, ein Kapitel über 'Afrofuturismus' für [die Ausstellung] zu kuratieren. Die in den USA lebende Kuratorin, Autorin und Literaturprofessorin verfügt über eine anerkannte Expertise in diesem Themenbereich. Seit dem 18. Oktober 2023 hat Duplan auf seiner Instagram-Seite verschiedene Beiträge zur aktuellen Situation in Israel und Gaza geteilt und kommentiert. Am 10. November erschien auf diesem Account ein Beitrag, der zur Unterstützung des BDS-Netzwerks aufrief. Der Deutsche Bundestag hat dieses Netzwerk als antisemitisch eingestuft."   Quelle

Beiträge geben nicht unbedingt und in allen Aussagen  die Meinung der Redaktion wieder.

 

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