
GÖAB-Newsletter Analysen/Dokumente
Nr. 40/2017 - Fritz Edlinger Generalsekretär - 28.12.2017
- Donald Trump und die
Israellobby
- Die Entscheidung
von US-Präsident Donald Trump, die US-Botschaft
in Israel nach Jerusalem zu verlegen, hat neben
Israel die größte Begeisterung bei einer religiösen
Gruppe in den USA, die man gemeinhin als Evangelikale
bezeichnet, ausgelöst. Darunter versteht man eine
Gruppe unterschiedlicher protestantischer Kirchen
und Glaubensgemeinschaften, die im Laufe der letzten
Jahrzehnte sowohl in den USA als auch weltweit großen
Zulauf gewonnen hat. Vereinfacht handelt es sich
um eine Gruppe von Kirchen, im 17. und 18. Jahrhundert
in England und Deutschland entstanden, welche sich
als äußerst bibeltreu versteht und sich daher stark
von liberaler Theologie und Säkularismus abgrenzt.
Die relativ junge Bezeichnung evangelikal bedeutet
„auf das Evangelium zurückgehend“. Manche dieser
Gemeinschaften halten die Bibel für das Wort Gottes
und legen es daher wörtlich aus. Die evangelikalen
Protestanten sind in gesellschaftspolitischen Fragen
als ziemlich konservativ zu bezeichnen und betreiben
auch eine starke Missionierung. Die weltweiten Mitgliederzahlen
schwanken zwischen 330 und 600 Millionen AnhängerInnen,
wobei die letztere Angabe von der internationalen
Dachorganisation, der World Evangelical Alliance
(www.worldea.org), stammt. Die größte nationale
Gruppe dürfte jedenfalls jene in den USA sein, für
die eine Mitgliederzahl von ca. 80 Millionen angenommen
wird.
Die weltweite Allianz ist politisch eindeutig als
konservativ bis ultra-konservativ einzustufen und
nimmt auch starken Einfluss auf internationale und
nationale Politik.
Während sie dem katholischen Christentum sehr ablehnend
gegenüberstehen zeichnet sie unter den Weltregionen
ein besonderes Naheverhältnis zum Judentum aus.
Eine den Evagelikalen zugeordnete Organisation „Internationale
Christliche Botschaft“ ist Teil des internationalen
Netzwerkes Christliche Zionisten. Sie hat nach eigenen
Angaben Vertretungen in 90 Staaten und unterhält
seit 1980 eine eigene und äußerst aktive Vertretung
in Jerusalem (https://de.icej.org). Diese äußerst
aktive zionistische Organisation ist gewissermaßen
die Speerspitze der internationalen evangelikalen
Israelfreunde.
Die nicht nur zahlenmäßig sondern auch politisch
stärkste Ländergruppe ist – wie bereits erwähnt
- zweifellos jene in den USA, welcher der gegenwärtige
Vizepräsident Mike Pence und der frühere Präsident
George W. Bush angehören. Umfragen zufolge haben
bei den letzten Präsidentschaftswahlen 81% der Evangelikalen
Donald Trump gewählt . Das ist zweifellos die stärkste
Anhängerschaft von Trump und – neben den jüdisch-zionistischen
Lobbyorganisationen wie AIPAC (American Israel Public
Affairs Committee, www.aipac.org) – die stärkste
pro-israelische Pressuregroup in den USA. In der
Beilage übermittle ich eine von einer ultrakonservativen
israelischen Webplattform (BreakingIsraelNews) erstellte
Liste der 20 einflussreichsten US-amerikanischen
Israel-Lobbyisten.
Man sollte daher weiter nicht besonders überrascht
über die jüngsten Maßnahmen und aggressiven Stellungnahmen
der US-Administration sein. Diese stellen gewissermaßen
nur den vorläufigen Höhepunkt einer jahrzehntelangen
Lobbytätigkeit israelischer und zionistischer Organisationen
dar. Wir haben es hier mit einer äußerst aufwendigen
und planmäßigen Informations- und Desinformationskampagne
zu tun, die auch vor Erpressung und Bestechung nicht
zurückschreckt. Leider wird die offene Auseinandersetzung
mit dieser Politik und ihren Methoden dadurch erschwert,
dass jegliche Kritik sehr rasch mit dem Vorwurf
des Antisemitismus konterkariert und damit gewissermaßen
politisch kriminalisiert wird. Es geht hier aber
nicht um Antisemitismus und Rassismus sondern darum,
dass man sich gegen Methoden der Lüge und der Erpressung
zur Wehr setzt, wer auch immer dafür verantwortlich
sein mag.
Ich bin mir dessen bewusst, dass ich mich mit diesem
heutigen Newsletter weit vorwage, aber die Ereignisse
der jüngsten Wochen haben mich zu dem Entschluss
gebracht, Zusammenhänge, die seit Jahren und Jahrzehnten
bekannt sind, über die aber öffentlich kaum mehr
berichtet wird, wieder einmal offen zu legen.
PS: Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch gerne
auf die kommende Konferenz „The Israel-Lobby and
American Policy 2018“ verweisen (
http://israellobbyandamericanpolicy.org/
).
Awata village- VIDEO
>>>

Was geschieht, wenn ein israelischer
Siedler einen Rabbiner angreift, der Palästinenser
schützt?
- Ein junger Siedler hat mit einem Messer und Steinen
den Rabbiner Arik Ascherman, Gründer von „Rabbiner
für die Menschenrechte“, angegriffen, als er Palästinensern
bei der Olivenernte half. Das geschah im Oktober
2015 und wurde erst jetzt verhandelt.
Der Siedler griff mit seinen 17 Jahren einen älteren
Mann , der ihm nichts getan hat mit Messer und Steinen
an und bekommt als Strafe 150 Arbeitsstunden. Die
Richterin meinte dazu, der inzwischen Volljährige
hätte "gute Chancen zur Rehabilitierung und "es
sei schade, ihn vom Militärdienst auszuschließen“.
Seit vielen Jahren greifen Siedler der Kolonie d’Itamar
Dörfer in der Umgebung von Nablus während der Olivenernte
an; sie kommen dann von oben gerannt, um die Ernte
verhindern. Deshalb werden Freiwillige zum Schutz
der palästinensischen Erntehelfer gebraucht. Da
die „Rabbiner für Menschenrechte“ seit langer Zeit
diesen Schutz bieten, werden sie angegriffen…Mit
einer Geldstrafe von 1400 Dollars an Arik Asherman
kam der Angreifer davon!
Wie soll man das verstehen, verglichen mit der 16
jährigen Ahed Tamimi im Gefängnis, weil sie Soldaten
weggestoßen hat, als sie ihr Haus besetzten und
den Vetter bewusstlos geschlagen haben….?
>>>

Der Rechtsstaat in Israel "funktioniert" - Demonstration
'Marsch der Schande' in Tel Aviv
- Seit Wochen gehen die Menschen in Tel Aviv gegen
Korruption auf die Straße. - Noch betrachtet Israels
politische Klasse Korruption als Kavaliersdelikt,
doch der Aufstand der Bürger zeigt erste Folgen.
Premier Benjamin Netanjahu muss sich auf harte Zeiten
einstellen. - Kommentar von Alexandra Föderl-Schmid,
Tel Aviv
Aufstehen, wenn es genug ist! Zehntausende Israelis
setzen derzeit jeden Samstagabend ein eindrucksvolles
Zeichen des Bürgerprotests, indem sie sich in Tel
Aviv zu einem "Marsch der Schande" versammeln. Was
als einzelner Aufruf in sozialen Medien begann,
wurde zur machtvollen Demonstration gegen die grassierende
Korruption in Israel. Die Wucht des Protests hat
sowohl die Organisatoren als auch die Politiker
überrascht.
Der Aufstand der Bürger hat sogar schon etwas bewirkt.
Das sogenannte Empfehlungsgesetz, das die Knesset
mit knapper Mehrheit in der Nacht zum Donnerstag
beschlossen hat, wurde nicht im Eiltempo durchgepeitscht
und in einem entscheidenden Punkt geändert: Die
neue Regel, dass die Polizei nach Ermittlungen keine
Empfehlungen mehr zur Anklageerhebung veröffentlichen
darf, wird zumindest nicht auf bereits laufende
Verfahren angewandt. Denn es war allzu durchsichtig,
dass mit dem "Lex Bibi" genannten Gesetz vor allem
der Ministerpräsident Benjamin "Bibi" Netanjahu
geschützt werden sollte.
"Bibi, geh nach Hause" - Zehntausende Menschen
demonstrieren in mehreren israelischen Städten gegen
die Korruption im Land. Das Hauptziel ihrer Empörung:
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, gegen den
gerade zwei Ermittlungsverfahren laufen. Von Alexandra
Föderl-Schmid mehr ...
Aber nicht nur gegen ihn und Sozialminister Haim
Katz laufen derzeit Ermittlungen. Seit sich das
Parlament mit dem Gesetz befasst, kamen noch zwei
weitere prominente Fälle dazu: Der Koalitionskoordinator
in der Knesset, Netanjahus Vertrauter David Bitan,
musste zurücktreten, er soll Geld von kriminellen
Vereinigungen angenommen haben. Und auch gegen Innenminister
Arye Deri wird ermittelt, er saß bereits einmal
eine dreijährige Haftstrafe wegen Korruption ab.
>>>
Maulkorb für die Polizei - Die Knesset beschließt
ein umstrittenes Gesetz, das Korruptionsermittlungen
erschwert
- laut Kritikern soll
es Politiker vor Verfolgung schützen. Die laufenden
Ermittlungen gegen Ministerpräsident Netanjahu sollen
nicht beeinflusst werden. - Alexandra Föderl-Schmid
Die Opposition ließ sich einiges einfallen, um die
Abstimmung in der Knesset über das sogenannte Empfehlungsgesetz
zu verzögern. 1280 Änderungsanträge und 43 Stunden
Dauerdebatte hatte sie durchgesetzt, die Zeit musste
gefüllt werden. So wurden Auszüge aus Shakespeares
Richard III. zum Besten gegeben, Whatsapp-Nachrichten
von Bürgern mit Kritik an dem Gesetz vorgelesen
und Bibelzitate singend vorgetragen.
Auch in den Nachtstunden ging es weiter. Wer schlafen
wollte, musste dies in einem Hotel in der Nähe des
Parlaments tun, um zur Abstimmung rasch herbeieilen
zu können: In der Nacht zum Donnerstag wurde schließlich
mit 59 zu 52 Stimmen jenes Gesetz beschlossen, das
als "Lex Bibi" bekannt geworden und kontrovers diskutiert
worden ist.
Nach Massenprotesten der Bevölkerung wurde das Gesetz
in einem Punkt geändert: Es darf nicht auf bereits
laufende Verfahren angewandt werden. Gegen Ministerpräsident
Benjamin Netanjahu, genannt "Bibi", laufen derzeit
in zwei Fällen Ermittlungen wegen Korruption. Sieben
Mal hat ihn die Polizei mehrere Stunden befragt.
Es geht um den Verdacht der Geschenkannahme und
der Beeinflussung. In einem Verfahren ist Netanjahu
nur Zeuge, bei dem es um den Verdacht der Korruption
in Zusammenhang mit dem Kauf deutscher U-Boote geht.
Vor kurzem wurde bekannt, dass die Polizei auch
gegen Innenminister Ayre Deri ermittelt, gegen Sozialminister
Haim Katz laufen schon länger Untersuchungen. Der
Initiator des Gesetzes, Koalitionskoordinator David
Bitan, musste vergangene Woche just wegen Korruptionsermittlungen
zurücktreten. Sein Nachfolger David Amsalem, gegen
den ebenfalls ermittelt worden ist, hat bereits
einen Gesetzesentwurf in der Schublade, der dem
jetzigen Premierminister Netanjahu Immunität garantieren
soll.
>>>
Glanz und Elend - Nachrichten aus
der Vierten Welt: In Hinterzimmern in Gaza und Bars
in der Westbank hinterfragen Palästinenser ihre
Situation.
Von Riad Othman. - In letzter Zeit häufen sich Nachrichten
über die Unterdrückung kritischer Stimmen in den
palästinensischen Gebieten. Ohne die Perspektive
einer politischen Lösung droht offenbar auch in
der palästinensischen Gesellschaft eine Zerreißprobe
zwischen einem zunehmend militarisierten Nationalismus
und dem politischen Islam. Dazwischen drohen die
zerrieben zu werden, die mit dem arabischen Frühling
auch einen Aufbruch in den palästinensischen Gesellschaften
erhofft hatten.
Wenige Tage vor meiner Reise riss bei der Anmeldung
in einem Frankfurter Hotel in meinem Pass die Kunststoffseite
mit dem Bild fast vollständig aus. Da das schon
bei der Einreisekontrolle am Flughafen in Tel Aviv
Schwierigkeiten bringt, mache ich auf dem Weg nach
Gaza die israelische Grenzerin in Erez bewusst darauf
aufmerksam. Sie arbeitet schon ein paar Jahre hier.
Ich kenne ihr Gesicht und den russischen Akzent.
Nach einem Anruf bei ihren Vorgesetzten verkündet
sie: „Heute ist es okay. Beim nächsten Mal nicht
mehr.“ Besorgt um den Zustand meines Passes, sage
ich auch zum Grenzposten der Palästinensischen Autonomiebehörde
(PA): „Sei bitte vorsichtig damit, der ist ein bisschen
kaputt.“ Da lacht mich der Beamte an: „Wallah, hier
ist eh alles kaputt.“
Die Reise mit meinem Kollegen Dieter Müller, der
das medico-Büro in Israel und Palästina leitet,
beginnt im Süden des Streifens, in Khan Younis.
Dort erzählt Murad Abu Daqa von dem medico-Partner
Culture and Free Thought Association: „Im Krieg
2014 haben wir sehr gelitten. Ich musste einen sicheren
Ort für 52 Personen aus meiner erweiterten Familie
organisieren. Bei Kriegsende starb mein Vater. Trotzdem
würde ich Gaza niemals den Rücken kehren.“ Murad,
der bei CFTA die Finanzen verantwortet, glaubt,
dass dieses Leben so für ihn bestimmt sei. „Das
bin eben ich, mit all diesen Problemen. Ich will
ein guter Mensch sein, möchte eine Zukunft für meine
Kinder aufbauen.“ Wenn er könnte, würde er Gaza
für einen Kurztrip verlassen. Aber er würde zurückkehren.
„Ich möchte in Gaza leben, am Meer. Ich möchte gehört
werden, damit die Leute verstehen, dass auch wir
Träume haben, Familien gründen und reisen wollen,
dass wir gute Nachbarn sein und funktionierende
Gemeinschaften haben wollen.“ Murads Kollegin Majeda
Al Saqqa ergänzt: „Gaza ist für mich wie ein Kind.
Ein hyperaktives Kind. Zwischendurch brauchst du
mal eine Pause.“
Wie eine bedrängte Katze - Doch eine Pause gibt
es für die meisten Menschen nicht, denn ein Ende
der vor nunmehr zehn Jahren von Israel verhängten
Abriegelung, an der sich auch Ägypten aktiv beteiligt
hat, ist nicht abzusehen. Gleichzeitig wird die
Möglichkeit zu bleiben angesichts der sich verschlechternden
Lebensbedingungen, Umweltschäden und humanitären
Katastrophen immer schwieriger. „Wenn du eine Katze
in die Ecke drängst, wird sie zum Tiger“, sagt Murad
über die Folgen der Blockade. „Öffne ihr die Tür
und du wirst sie streicheln können.“
>>>
Palestine
Update Nr. 98 – 21. Dezember 2017 -
Von der Krippe
zum Kreuz
- (...)
Dieses
ist die Weihnachtsausgabe von Palestine Update.
Das Thema lautet „Von der Krippe zum Kreuz“ - Ranjan
Solomon, Herausgeber
Gastbeitrag
von Aruna Gnanadason, Indien
-
(...)
Weihnachten,
die Zeit der Reife “aller unserer Hoffnungen und
das Ende aller unserer Ängste“ ist bei uns! Das
Ereignis der Geburt von Jesus Christus wird für
mich lebendig in diesem einfachen Lied, ebenso wie
die „kleine Stadt“ Bethlehem, die ich besuchen durfte
– der Ort, an dem Jesus geboren wurde. Das Evangelium
berichtet, wie Maria, die Mutter Jesu, ihr Kind
in einem Stall mitten unter politischen Unruhen
und Drohungen des Herodes, des Herrschers in dieser
Zeit, gebar. Er konnte die Geburt des „Christuskindes“
natürlich nicht begrüßen, denn in diesem Kind sah
man eine politische Bedrohung für die Macht des
Herodes, die Macht eines Königs, der von dem mächtigen
römischen Imperium gekrönt worden war. Jesus wurde
von den drei Magiern, die einem Stern folgten und
weite Wege gereist waren, um diesem König ihre Ehrfurcht
zu erweisen, „König der Juden“ und „der Gesalbte“
(= der Christus) genannt. Sie legten ihre Geschenke
Gold, Weihrauch und Myrrhe vor ihn nieder. – Herodes
befahl, alle Kleinkinder in Bethlehem zu töten,
um die Bedrohung seiner Herrschaft durch dieses
winzige Neugeborene abzuweisen. Josef, dem Vater
des Kindes Jesus, fiel die Aufgabe zu, die Flucht
von Mutter und Kind aus seinem Herrschaftsbereich
nach Ägypten zu organisieren.
Diese Szene erinnert
mich an eine Frau, die ich in Palästina traf. Teresa
(Name geändert), deren Leben durch den täglichen
Kampf unter israelischer Besetzung von Palästina
belastet ist. Unter der Belagerung von Bethlehem
2002 ein Spital zu erreichen, war durch die Ausgangsperre
eine schreckliche Erfahrung. Während der kurzen
Aufhebung der Ausgangsperre hat man sie gerade rechtzeitig
ins Spital gebracht. Das notwendige lebensrettende
Medikament schien unerreichbar weit weg zu sein.
Würde sie das Spital rechtzeitig für die Entbindung
erreichen, indem sie auf Schleichwegen die Ausgangsperre
umging? Teresa hat ihre Zwillinge sicher entbunden.
Teresa verbringt ihr
Leben in einem Hin und Her von quälenden historischen
Belastungen. Israel entwickelt einen immer engeren
Zugriff auf das Land und die Menschen in Palästina,
und das palästinensische Land ist jetzt reduziert
auf die Westbank und Gaza – das macht weniger als
22 % des historischen Palästina. Und dass wir nicht
vergessen: In Palästina leben in Gaza und in der
Westbank 50.000 Christen – davon geschätzt 30.000
in Bethlehem.
Um sich „zu schützen“
vor angenommenen palästinensischen Angriffen hat
Israel 2002 eine „Trennungsmauer“ zu bauen angefangen
– und damit das Völkerrecht ignoriert. Man sagt
vorher, dass nur 13 % der Mauer entlang der Grünen
Linie verlaufen werden, die übrigen 87% auf dem
Terrain der verbleibenden Westbank. Damit wird gesichert,
dass Israel Zugang zum besten Land hat und zu den
natürlichen Bodenschätzen Palästinas. Die internationale
Gemeinschaft ist still und tut wenig, um diese unilaterale
Verbiegung des Völkerrechts zu überprüfen, die durch
den Bau einer Mauer geschieht, der ins Leben und
in die Ländereien des palästinensischen Volkes einbricht.
Wird dieses Weihnachten
einem Volk Frieden bringen, das in seiner Heimat
keinen Frieden erfährt? Die Verletzungen des Völkerrechts
und das Abwürgen der Rechte des palästinensischen
Volkes gehen ungehindert weiter. Neue Bedrohungen
der Region sind aufgeflammt durch die Drohung mit
dem Status von Jerusalem. Die einseitige Erklärung
der USA, ihre Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem
zu verlegen, anerkennt Jerusalem als die Hauptstadt
Israels. Aufruhr kommt auf in der belagerten Region
von Palästina. Diese Bewegung trägt in sich Gewalt
und Krieg, und macht Jahre der Diplomatie und Bemühungen
um den Frieden zu Schande. Die Gefühle und Ängste
des palästinensischen Volkes und der anderen mehrheitlich
muslimischen Nationen in der Region sind verwundet.
Die Hoffnungen des palästinensischen Volkes für
Gerechtigkeit und eine friedlichen Existenz wurden
zertrampelt durch einen arroganten Streich der Macht.
Und indem wir alle
Formen von Solidarität und Aktion bedenken, die
von uns gefordert sind, lasst uns dieses unser Gebet
sein: „Gib Gerechtigkeit und Frieden eine Chance
in Palästina zu dieser Weihnacht und im Leben von
uns allen!“
„Dies
ist der Stern, dem wir folgen und wir werden unsere
Hoffnung nicht aufgeben“ - Nora Carmi, palästinensische
Christin
- Wie alle Augen
und Herzen sich der kleinen Stadt Bethlehem in Palästina
in dieser Advents- und Weihnachtszeit zuwenden,
bereiten auch wir palästinensischen ChristInnen
uns darauf vor, uns an die Geburt des Friedens-fürsten
in der Krippe zu erinnern. Aber: Versteht die Welt
wirklich die Botschaft von der Liebe Gottes, Mensch
geworden in der Geburt von Jesus Christus? Wie wird
diese schmerzvolle Reise von der Krippe bis zum
Kreuz zur Befreiung führen und zu einem wirklichen
Salaam/Schalom/Frieden für die treuen Nachkommen,
die in Spannung und Geduld von Menschen auferlegte
Unterdrückung und Ungerechtigkeit ertragen, indem
sie Herz und Gemüt verwandeln, um zur Wiederherstellung
der Humanität zu gelangen – wenn Spiritualität,
moralische Werte und die Anwendung des Völkerrechts
ignoriert werden?
So lange es Typen
wie Herodes gibt, die glauben, sie haben die Macht,
gewaltsam zu herrschen und zu regieren – und wir
sind vor kurzem Zeugen geworden von der Entscheidung
des „neuen amerikanischen Herodes“, die Sehnsucht
und Hoffnung der Palästinenser durch die Zerstörung
ihres rechtmäßigen Anspruchs auf ihre Stadt Jerusalem
zu vernichten – wird der Kampf der Unterdrückten
in Palästina und anderswo, wo sie die Gerechtigkeit
suchen, nicht aufhören, denn unsere schmerzvolle
Reise von der Krippe wird nicht am Kreuz enden,
sondern sich vom Kreuz ins Leben erheben. Das ist
der Stern, dem wir folgen, und wir werden unsere
Hoffnung nicht aufgeben.
„Ich
stehe heute und immer mit dir Schulter an Schulter
und freue mich auf den Tag, an dem wir sagen können,
Palästina ist frei!“ - Allie Jayne, UK
-
(Allie Jayne ist ganz
links auf dem Bild im englischen Text zu sehen.)
Liebe Brüder und Schwestern!
Versucht mit all eurer Macht, hoffnungsvoll zu bleiben.
Mein Herz ist voller Liebe und Mitleid mit euch;
ich fühle euren Schmerz. Von Zeit zu Zeit übermannt
mich Traurigkeit, wenn ich die täglichen Artikel
über die unterdrückerische und zerstörerische Natur
der Besetzung lese, so dass ich manchmal das Bedürfnis
empfinde, wegzutreten und eine Pause von meinem
Aktivismus zu nehmen. In einer solchen Situation
frage ich mich, was Jesus tun würde. Ich weiß, er
würde an dem Fall dranbleiben, immer gegen Ungerechtigkeit
kämpfen und er würde nie an seinem Volk zweifeln
und weggehen; so kann ich es auch nicht. Ich wende
meine Gedanken wieder dem Kreuz zu und erinnere
mich an meinen Lieblings-Vers im Philipperbrief:
„Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht,
Christus“ (Phil. 4,13). Ich stehe heute und immer
mit euch Schulter an Schulter und freue mich auf
den Tag, an dem wir sagen können, Palästina ist
frei! Möget ihr an diesen Weihnachten SEINEN Segen
erfahren!
„Lasst
uns furchtlos dem Beispiel Jesu folgen, der in seiner
Reise von der Krippe bis zum Kreuz die gute Nachricht
für alle Menschen offenbart hat!“ - Wendy Gichuru,
Kanada -
„Und sie
gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln
und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst
keinen Raum in der Herberge“.
Für jeden, die/der
ein Kind geboren hat oder ein Neugeborenes in den
Armen hielt, weckt die Beschreibung der allersten
Momente von Jesu Leben ein Gefühl der absoluten
Verletzbarkeit des winzigen Kindes. In einer Futterkrippe
liegend war das Baby Jesus vom ersten Atemzug an
in eine römische Militärbesetzung geboren und schon
durch den König Herodes mit dem Tod bedroht, der
versuchte, sich an der imperialen Macht zu halten.
Dieses mit Möglichkeiten und Potential erfüllte
brandneue Leben kam in eine Welt, die in der Wirklichkeit
vom Tode bedroht war, ja, den Kreuzestod vor sich
hatte. Dennoch verkündete der Engel den Hirten:
„Fürchtet euch nicht! Ich bringe euch die gute Nachricht
einer großen Freude“. Auch angesichts der Besetzung
und des drohenden Todes.
Millionen Menschen
rund um die heutige Welt leben unter Umständen,
die denen der Geburt Jesu ähnlich sind. Zu Weihnachten
in diesem 21. Jahrhundert kommen Kinder auf die
Welt, zitternd vor Kälte und Schrecken, und können
nur in abgerissene Fetzen zerrissener Kleidung gewickelt
werden. Es gibt keinen Schutz für ihre zerbrechlichen
Körper. Für viele sind die ersten Momente auf Erden
nicht erfüllt von der „guten Nachricht einer großen
Freude“, und keine himmlischen Zeichen veranlassen
weise Fremde zum Überbringen ihrer Geschenke. Stattdessen
erleiden sie und die sie lieben vom Augenblick ihrer
Geburt an Hunger, Krankheit, Krieg, Besetzung und
den immer gegenwärtigen Tod.
Wenn wir diese Weihnachtszeit
feiern, eintauchen in Kaufwut, Flitter und Lichterglanz,
können wir dann Verkünder der guten Nachricht für
diejenigen sein, die in die Unterdrückung unserer
Zeit geboren sind? Beachten wir die Worte des Engels
der ersten Weihnacht, folgen wir ohne Angst dem
Beispiel Jesu, der in seiner Reise von der Krippe
bis zum Kreuz die gute Nachricht für alle Menschen
verkündet hat, dass „alle in der Fülle leben mögen“!
Frohe Weihnachten!
Inmitten
von Menschen, die immer die Frage stellen: „Was
bedeutet das für mich?“ versorgt uns die Bibel mit
einer Perspektive von Widerstand und Hoffnung. -
Ulrich Duchrow, Deutschland
-
Wenige Menschen realisieren,
dass die berühmte Erzählung über das Leben der Gemeinde
der Jesus-Nachfolger in Jerusalem nach Pfingsten
eine sensationelle theologische These enthält (Apostelgeschichte
4,3ff): Eigentum in einer Gemeinde teilen heißt
Zeugnis geben für die Auferstehung Christi. Für
heute heißt das: Inmitten des imperialen Kapitalismus,
inmitten des Landdiebstahls in Palästina und anderswo,
und inmitten von Menschen, die immer die Frage stellen
„Was bedeutet das für mich?“ versieht uns die Bibel
mit einer Perspektive von Widerstand und Hoffnung.
Das kann nicht nur in entsprechend orientierten
Gemeinden der Fall sein, sondern auch in der Politik.
Menschen können mobilisiert werden gegen die Privatisierung
von Grundbedürfnissen und -leistungen – Wasser,
Energie, Transport, Bildung, Gesundheit. Besonders
politische Gemeinden können hier Allianzpartner
sein.
In diesem Jahr gab
es eine hervorragende Hoffnungsgeschichte – gegen
„intellektuelles Privateigentum“. Nach dem Bürgerkrieg
in El Salvador kam die frühere Guerilla an die Macht
(FMLN). Sie fingen an, die Bauern beim Anbau ihrer
eigenen Saaten zu unterstützen und sie hatten Erfolg.
Die Regierung der USA kam, um die Regierung (El
Salvadors) zu bedrohen: „Ihr seid Mitglieder der
Welt-Handelsorganisation“ (WTO). Daher ist es euch
verboten, eure Bauern zu unterstützen. Ihr müsst
zur Gänze innerhalb offener Märkte agieren.“ So
musste Monsato mit seiner tödlichen Mischung von
genmanipuliertem Saatgut, Kunstdünger und Unkraut-vernichtungsmitteln
hereinkommen. Aber die Bauern wurden so effizient,
dass sie günstigere Preise anbieten konnten als
Monsato. So gewann El Salvador wieder seine Nahrungsmittel-Souveränität.
Das Leben hat sich als stärker als der Tod erwiesen!
(Anm. der Übers.:
Der deutsche Theologe gehört zu den ersten, die
das Thema „Bewahrung der Schöpfung“ in die Diskussion
gebracht haben.)
„Bist
du der einzige Fremde in Jerusalem, der nicht weiß,
was in diesen Tagen in der Stadt geschehen
ist?“ (Luk 24) - Katherine Cunningham, USA
-
(Bild:Mitte:
Katherine Cunningham, an ihrer linken Seite Rifat
Kassis, Koordinator von Kairos Palestine, an ihrer
rechten Rev. Jeff DeYoe, Moderator von IPMN = Israel/Palestine
Mission Network – USA)
Eine biblische Anfrage
klingt uns mit seufzender Klarheit in dieser Zeit
aus dem letzten Kapitel aus dem Evangelium des Lukas
wider: Zwei aus der Schar der Jünger Jesu gehen
von Jerusalem weg und lassen die Ereignisse der
letzten Tage an sich vorüberziehen, wie sie aus
ihrer Bestürzung und ihrer Trauer hochkommen. Sie
treffen auf einen Wanderer, der sein Interesse zeigt
an dem intensiven Gespräch. Einer von ihnen, Kleopas,
antwortet dem Fremden auf seine Frage: „Bist du
der einzige Fremde in Jerusalem, der nichts weiß
von den Dingen, die dort in diesen Tagen geschehen
sind?“ (Lukas 24/18).
Die Geschichte sagt
uns, dass dieser Fremde Jesus ist, bekannt durch
das Brotbrechen und von seiner Auslegung der Bibelworte,
auch der Propheten. Der christliche Glaube liest
die Gute Nachricht von hinten nach vorn, vom Ende
her zum Anfang.
Der Gekreuzigte ist
das Kind, das in Bethlehem geboren ist, weil der
Kaiser forderte, dass Josef und Maria wegen der
kaiserlichen Kopfsteuer dort zu erscheinen hätten.
Maria konnte nicht einmal in ihrem eigenen Haus
gebären. Jesus erklärt den beiden Jüngern die Botschaft,
die Gottes Liebe und Gerechtigkeit für die ganze
Menschheit bereit hat. Die Engel sangen bei seiner
Geburt: „Friede auf Erden“. Wegen dieser guten Botschaft
musste er sein Leben verlieren.
Das Leben Jesu begann
und endete nach den Forderungen und durch das Imperium,
und die Zusammenstöße mit der Besetzung. Jerusalem
war für Jesus der Gipfel der Konfrontation mit dem
Imperium. Er hat Jesus alles gekostet. Jerusalem
regiert immer noch mit Brutalität und Unterdrückung.
Lesen Sie die Geschichte
rückwärts von der Auferstehung zur Krippe. Der Schatten
des Kreuzes in Jerusalem fiel auf die Hirtenfelder
in Bethlehem, wo er immer noch hinfällt. Aber erfahren
Sie auch von Jesus von der Macht des Festhaltens
an Gottes Friedensevangelium. Das Lied der Engel
ist gedämpfter, aber es klingt immer noch durch.
(...)
„Ich
bin ein Fremder und Zugereister bei euch; gebt mir
ein Erbbegräbnis bei euch, dass ich meine Tote hinaustrage
und begrabe.“ (1. Mose 23,4) - Solomuzi Mabuza,
Südafrika
-
Faktum ist, dass Abraham
nie das Land der Kanaaniter besetzte. Wir lesen
in Genesis 23,1-20
wie Abraham - der
Vater der monotheistischen Glaubensvorstellungen
und/oder Religionen –mit den Hethitern verhandelte
(V.4), dass sie ihm ein Stück Land als Begräbnisstelle
verkaufen mögen, damit er seine geliebte Frau Sarah
zur Ruhe legen könne. Er nahm sich zurück auf den
Status eines Fremden in dem Land von Milch und Honig.
Wegen seines Verhaltens und seiner Menschlichkeit
diskriminierten die Menschen in diesem Land ihn
nicht, oder behandelten ihn sonst wie schlecht.
Sie stritten sogar um zu verstehen, warum er Land
kaufen wollte, wo er doch seine Lieben ohne ein
rotes Bändchen begraben hätte können. So war der
Charakter von Abraham, sodass sogar die Leute in
dem Land ihn und seine Familie nicht diskriminieren
konnten. So ist der Charakter der Menschen in Palästina
seit undenklichen Zeiten und bis heute. Sie sind
gastfreundliche Menschen, die die Gemeinschaft lieben
und alles von ihrer Scholle mit ihren Gästen und
Nachbarn teilen.
Gott wählte zuerst
Palästina als Plattform für seinen Erlösungsplan
zur Rettung der Menschheit von der Sünde und zur
Rückkehr der Menschen zu seinem ursprünglichen Plan
der Gemeinschaft mit Gott in Ewigkeit. Kein Land
der Welt, keine Stadt in dieser Welt kann den Rechtsanspruch
auf die Krippe erheben außer Palästina – außer Beit
Le Hem – woher das Brot für die Welt kommt. Es gibt
keine Weihnacht, die authentisch ist, wenn diese
einfache Wahrheit – ein Geschenk Gottes – nicht
festgemacht und anerkannt wird. Der Kapitalismus
mag die Weihnachtsbotschaft für den Zweck des Konsumismus
verändern, aber kein wirtschaftliches System kann
in die sakrosankte Mission von Weihnachten eindringen:
dass alles in Palästina begann.
Heute, während ich
diese Botschaft an meine Gemeinde unten in Südafrika
schreibe – östlich von Johannesburg in einer Township
namens Kwa-Thema – ist diese Wahrheit bestätigt.
Durch Gottes Gnade haben wir drei „Ecumenical Accompaniers“
(EAs) gefunden, die am EAPPI-Programm des Weltkirchenrates
teilgenommen haben, um über die Situation in den
besetzten palästinensischen Gebieten zu hören, so
dass sie dieses Wissen mit den „Massen“ (= den Zuhörern
in den Gemeinden in SA) am Ort teilen können. Dadurch
reden wir nicht von Gemeinsamkeit wie jene, die
die schmerzliche Situation des Kampfes der einheimischen
Bewohner von Jerusalem nicht verstehen. Wie befriedigend
war es am 2. Adventsonntag – 10. Dezember 2017 –
unsere Laienmitarbeiter als Gottesdienstleiter von
sich aus Zeugnis geben zu hören, wobei Jerusalem
vom Prediger mindestens viermal im Kontext erwähnt
wurde. Palästina wurde in einer kurzen Ansprache
von unserem Gemeindepfarrer erwähnt und unser Liturg
nahm es in seine Fürbitte auf. Das ist ein Zeichen
dafür, dass sich die Botschaft langsam von der Krippe
zum Kreuz ausdehnt und sich schnell überträgt auf
unsere Zeit.
Ich wiederholte am
2. November 2017 beim Strategie-Austausch-Gipfel
des Welt-YMCA – abgehalten in Litomysl, tschechische
Republik – bei meiner Andacht die Worte vom Sohn
von Beit Le Hem – Mitri Raheb – dass Lord Balfour
vor 100 Jahren das Land Palästina der europäischen
jüdischen Gemeinde in der Diaspora versprach. Es
war nicht der Herrgott, der dieses tat! Da wir uns
langsam Weihnachten nähern, ist unsere Botschaft
aus dem Süden sehr einfach. Es gibt keinen Weg,
dass Palästina verändert werden kann, um das zu
werden, was der Staatspräsident der USA und viele
Mächte der Finsternis sich wünschen. Jerusalem bleibt
die Stadt Gottes und aller Menschen in Palästina.
Aus der Krippe musste das kleine Baby Jesus Herodes
den Großen besiegen und als Flüchtling nach Ägypten
gehen. Später würde er zurückkommen zum Kreuz in
Jerusalem und besiegte damit den Tod.
Widersteht jeder Kraft,
die versucht, die Geschichte von Abraham und Gottes
Versprechen an die Israeliten nachzuerzählen. Zionismus
ist kein göttlicher Plan; eher kann man ihn als
Kolonisationsprojekt betrachten, das besiegt werden
wird. Palästina wird als Sieger hervorgehen – in
der von Gott bestimmten Zeit.
Von
Jerusalem nach Bethlehem - Jerusalem wird der Ort
sein, an dem wir die Auferstehung bezeugen: Leben,
das den Tod überwindet! - Filipe Gustavo Koch Butteli,
Brasilien
-
Die Hoffnung bewegt
sich wieder auf Bethlehem zu. Der liturgische Kalender
der christlichen Tradition bezeichnet die Auferstehung
als den zentralen Teil im christlichen Jahr. Jerusalem
ist das Zentrum christlicher Hoffnung. Nicht nur,
weil es der Ort ist, von wo aus der christliche
Glaube sich in alle Ecken der Welt verbreitet hat.
Die Geographie der christlichen Hoffnung ist also
die geographische Bewegung von Bethlehem nach Jerusalem,
wo sie ihre tiefere Wirklichkeit, ihren Höhepunkt
erreicht. Jedoch wurde den Christen, besonders den
Palästinensern, von denen wir die christliche Botschaft
der Hoffnung geerbt haben, Jerusalem weggenommen.
Jedes Jahr beobachten wir mehr und mehr die Einschränkungen
des Besuchsrechtes für Jerusalem während der Osterfeiern,
noch zusätzlich zum seit langem verhängten Einreiseverbot
nach Jerusalem für Christen aus der Westbank. Die
vor kurzem erlassene Erklärung von Präsident Trump,
unterstützt von christlichen Zionisten, die Botschaft
der USA nach Jerusalem zu übersiedeln anerkennt
die illegale Besetzung und Unterstützung der Annexion
von Jerusalem als Teil und Hauptstadt Israels, was
von der Internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt
wird. Jerusalem ist die Hauptstadt von Palästina.
Aber wieder bewegt sich die christliche Hoffnung
zur Krippe hin, nach Bethlehem. Wieder nähern wir
uns der Krippe in Verzweiflung in einer langen Nacht
der Verlassenheit. Wieder finden wir uns in der
Unkenntnis, was als nächstes auf uns zukommt, und
von woher können wir Hoffnung erwarten. Da kommt
uns wieder die Botschaft der weihnachtlichen Hoffnung
für alle Christen in der Welt entgegen, ganz besonders
natürlich für die Palästinenser, die wie Jesus im
Kontext der imperialen Tyrannei leben. Hoffnung
wird wieder sichtbar werden, und diese kommt von
Bethlehem. Wir wissen, das wird uns durch die
via sacra führen, aber nach all dem wird Jerusalem
der Ort sein, an dem wir die Auferstehung bezeugen
können: Leben besiegt den Tod!
Übersetzung und
Erklärung: Gerhilde Merz - Ich habe in der Übersetzung
immer wieder die Vokabel „Imperium“ und „imperiale
Macht“ benutzt; diese Unterscheidung zwischen der
weltlichen Macht und dem Denken aus dem Glauben
verdanke ich vor allem Mitri Raheb, der sich als
Palästinenser sehr intensiv mit „Glauben unter imperialer
Macht“ (Buchtitel) auseinander-setzt.
The ‘New Anti-Semitism’
- Neve Gordon -
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Not long after the eruption of the Second Intifada
in September 2000, I became active in a Jewish-Palestinian
political movement called Ta’ayush, which conducts
non-violent direct action against Israel’s military
siege of the West Bank and Gaza. Its objective isn’t
merely to protest against Israel’s violation of
human rights but to join the Palestinian people
in their struggle for self-determination. For a
number of years, I spent most weekends with Ta’ayush
in the West Bank; during the week I would write
about our activities for the local and international
press. My pieces caught the eye of a professor from
Haifa University, who wrote a series of articles
accusing me first of being a traitor and a supporter
of terrorism, then later a ‘Judenrat wannabe’ and
an anti-Semite. The charges began to circulate on
right-wing websites; I received death threats and
scores of hate messages by email; administrators
at my university received letters, some from big
donors, demanding that I be fired.
I mention this personal experience because although
people within Israel and abroad have expressed concern
for my wellbeing and offered their support, my feeling
is that in their genuine alarm about my safety,
they have missed something very important about
the charge of the ‘new anti-Semitism’ and whom,
ultimately, its target is.
The ‘new anti-Semitism’, we are told, takes the
form of criticism of Zionism and of the actions
and policies of Israel, and is often manifested
in campaigns holding the Israeli government accountable
to international law, a recent instance being the
Boycott,
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