Briefe der
Partnerorganisation
von
Flüchtlingskinder im Libanon e.V.
The National Institution
of Social Care and Vocational Training (NISCVT; ehemals BAS Bait
Atfal is-Sumoud) zur Situation im Libanon und in den Lagern
Tag 35
Verhaltene Ruhe hat ihre Flügel
über dem Libanon ausgebreitet: keine Kampfflugzeuge mehr über unseren
Köpfen, keine Angriffe, keine schrecklichen, Tod und Zerstörung
bringenden Raketen mehr und anscheinend schweigen alle Kanonen. In
unseren Herzen hegen wir Zweifel. Sind diese friedlichen Momente von
Dauer angesichts unheilvoller politischer Standpunkte und hitziger
Stellungnahme. Hoffen wir das Beste und auf eine dauerhafte gerechte und
faire Lösung. Aber das Leben ist schwierig hier, und es wird noch viel
schwieriger werden, wenn so nach und nach alle Probleme an die
Oberfläche kommen und wir die wirklichen Ausmaße dieser Nakba
(Katastrophe) erkennen. Der Beiruter Flughafen ist weiterhin gesperrt
und auch die Seeblockade wurde nicht aufgehoben, wodurch die Arbeit der
humanitären Hilfsorganisationen beträchtlich erschwert wird.
Die Menschen sind entschlossen in
ihre Dörfer zurückzukehren, aber auf Grund der nicht explodierten
Munition, die überall in den Kampfgebieten herumliegen kann, ist dies
extrem gefährlich. Durch nicht explodierte Munition sind jetzt schon ein
Kind und vier Erwachsene getötet und 15 Personen verletzt worden.
Tag 33
Gestern um 8:00 Uhr war der Beginn
der Waffenruhe. Während der Autofahrt von unserem Bergdorf hinunter zur
Küstenstraße fragten wir uns, ob sie sich bewahrheiten würde. Unterwegs
fragten wir die wenigen Autofahrer, die wir trafen, ob diese Straße, auf
der sich sonst immer die Fahrzeuge mit Ziel Beirut stauten, auch der
richtige Weg zur Hauptstadt sei.
Als wir die Küstenstraße
erreichten, trauten wir unseren Augen nicht. Wir sahen eine nicht enden
wollende Autoschlange, Die Autos waren voll gepackt mit Frauen, Kindern
alten und jungen Leuten. In den Autos waren mehr Menschen als man sich
vorstellen kann und auf den Dächern ihre Habseligkeiten, die sie von
Hilfsorganisationen bekommen hatten... und sie waren auf dem Weg zurück
in die Heimat im Süden. Hunderte oder vielleicht Tausende Autos, die
verschiedensten Marken und die verschiedensten Größen mit ihrer
menschlichen Fracht: Menschen, die unter allen Umständen nach Hause
zurück wollten, egal ob ihr Haus noch steht oder zerstört ist, denn die
wahre Heimat ist das Land, das niemals zerstört werden kann und das
immer bereit ist sie mit offenen Armen in Empfang zu nehmen, im Leben
wie im Tod.
Als wir die Stadt Damour
erreichten, wurden wir Zeuge der barbarischen Zerstörungswut, denn die
Brücke lag in Trümmern. Wir mussten daher einen Umweg machen durch enge
Wege und Straßen im Stadtinnern, wo sich hunderte von Autos stauten, die
entweder in den Süden oder nach Beirut wollten. Für einen Weg, den man
im Normalfall in fünf Minuten, brauchten wir 1 1/2 Stunden bis zur
Autobahn. Bei dieser unglaublichen Menge Autos gab es auch viele Pannen:
überhitzte Motoren, kein Benzin mehr.
Doch das war kein Problem, jeder
half jedem. Autos wurden zu Seite geschoben, Kühlwasser nachgefüllt, mit
Benzin ausgeholfen. Jeder feierte diese aufregenden Augenblicke wie er
gerade konnte. Geduldig warteten wir bis die Reihe an uns war und wir
auf die Autobahn fahren konnten. Ein unglaublicher Anblick bot sich uns:
Auf 3 km Länge und auf sechs Spuren standen die Autos bis es wieder
weiter ging und es war unglaublich still, bis auf ein gelegentliches
„wohin geht ihr?“ oder „Ist die und die Straße noch zugänglich?“ Bis auf
den Austausch derartiger Informationen herrschte völlige Stille,
vielleicht aus Respekt und Ehrfurcht vor solch einem historischen
Augenblick. Wieder sah ich vor meinem inneren Auge den Trail of Tears
(=Pfad der Tränen - Zwangsumsiedlung der Cherokee), von dem ich Euch
schon erzählt habe, aber dieses Mal waren es Tränen der Freude über die
Rückkehr nach hause. Lieber Gott, müssen wir immer weinen, in traurigen
wie in glücklichen Momenten. Werden die Palästinenser eines Tages den
Pfad der Tränen zurück in ihre Heimat antreten können? Ist der Weg hin
zu diesem Pfad noch sehr lang? Ich sage Euch, von diesem Punkt hier ist
es nicht weit, in weniger als einer Stunde werden die Leute in ihren
Dörfern oder Städten sein – in weniger als einer Stunde werden sie zu
hause sein.
Aber - trotz dieser Freude über die Heimkehr -
wird die Waffenruhe von Dauer sein?
Tag 32
-
Am frühen Abend wurde Beirut
in weniger als 2 Minuten von 20 Detonationen erschüttert. Über den
südlichen Stadtteilen standen dicke Rauchwolken.
-
Elf Wohnhäuser im überwiegend
von Schiiten bewohnten Stadtviertel RWEISS waren Ziele der Angriffe.
Einige Leute waren zu ihren Häusern zurückgegangen, um persönliche
Dinge zu holen.
-
Mindestens drei Personen
wurden getötet, darunter zwei Kinder.
-
Den ganzen Abend über wurde
das Stadtviertel bombardiert.
-
Im Süden wurde mit tausenden
israelischer Soldaten die Bodenoffensive vorangetrieben. Bei Ihrem
Versuch vorzurücken kam es zu heftigen Gefechten mit Hizbollah
Kämpfern.
-
Bei Angriffen auf einen
Stützpunkt der libanesischen Armee östlich von Tyros kamen
mindestens zwei Menschen ums Leben.
-
Das Lager Ein el Helwe wurde
angegriffen. Dabei starb ein Mensch.
-
Das Lager Bourj el Shemale
wurde angegriffen: ein Toter, vier Verletzte.
-
Östlich von Bourj el Shemale
starben fünf Menschen, darunter eine Frau mit ihren drei Kindern und
ein Dienstmädchen aus Sri Lanka.
-
Luftangriffe auf viele Dörfer
in der Bekaa Ebene, mindestens zwei Verletzte.
Geschichten und
Bilder von libanesischen Flüchtlingen in Shatila (PDF 150 KB)
Tag 30
Am Donnerstag wurde Beiruts historischer
Leuchtturm im dicht besiedelten Westteil der Stadt von Bomben getroffen.
Die Bewohner der drei westlichen Vorstädte wurden aufgefordert, diese
sofort zu verlassen, was die Menschen in Angst und Schrecken versetzte.
Auf Flugblättern, die über Beirut abgeworfen
wurden, war zu lesen, alle Operationen der Hizbollah würden auf harte
und schmerzliche Weise beantwortet werden und die Auswirkungen der
Vergeltungsschläge würden nicht auf die Hizbollah beschränkt sein.
Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass die israelischen Streitkräfte
ihre Operationen in Beirut ausweiten würden. Die Bewohner dreier
Stadtviertel (Bourj al Barajneh, Hay Seloum, Al Ahayah) diese Viertel zu
verlassen.
Ein Drittel der Bewohner des Lagers in Bourj al
Barajneh suchten Zuflucht im Lager Mar Elias. Die Nacht verbrachten sie
in der UNRWA Schule.
Gegen 4:45 Uhr am Morgen schossen israelisch
Kampfflugzeuge 17 Raketen auf Beiruter Vororte ab.
«Unser Hilfseinsatz ist wie ein Patient, der
langsam erstickt», sagte der Koordinator des Uno-Welternährungsprogramms
in Libanon, Zlatan Milisic.
Ärzte ohne Grenzen (MSF) weist auf die
katastrophale Lage der Krankenhäuser im Südlibanon hin, die demnächst
keine Nahrungsmittel, kein Öl und keine Medikamente mehr hätten.
Der UN Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan
Egeland sagte: „Es ist wirklich eine Schande. Seit Tagen haben wir nun
keinen Zugang zu den belagerten Menschen im Südlibanon.“
Die Geschichte von vier vertriebenen Familien
in einer Wohnung
Die Großfamilie ASSI kam ins
Zentrum von Shatila aus dem Dorf Babille in der Nähe von Nabatieh. Einer
der Nachbarn war so großzügig ihnen die Wohnung eines Verwandten
anzubieten, der im Golf arbeitet und ihm für den Notfall den Schlüssel
überlassen hatte. Es ist eine Zweizimmerwohnung im 4. Stock, und sie
hatten Glück, dass sie sie bekamen.
Die Großfamilie besteht aus 4
Familien:
1. Familie: Mohamad Assi: Vater,
Mutter, 9 Kinder 11-24 Jahre
2. Familie: Taha Assi : Vater (behindert seit dem israelischen Krieg
1996), Mutter, Tochter, Enkel
3. Familie: Hassan Assi: Vater (beide Beine amputiert seit israelischem
Krieg 1996), Mutter, Mutter (abhängig von Psychopharmaka) 3 Kinder 10–14
Jahre
4. Familie: Haamad Assi: Vater, Mutter 4 Kinder 9-18 Jahre
Hilfe durch BAS:
-
Matratzen, Kleidung,
Lebensmittel Hygieneartikel
-
Ergänzung des Mobiliars für
diese riesige Familie
-
Alle Kinder bis 14 nehmen an
den von BAS angebotenen Aktivitäten teil.
-
Tägliche Besuche, Hilfe bei
der Problemlösung
-
die Familie erhielt von uns
200 $
Der behinderte Hassan sagte: "Als
die Flugzeuge Angriffe auf das Stadtviertel SHIAH flog, in dessen Nähe
das Lager liegt, blieb ich zwei Tage im Erdgeschoss, ich hatte zu viel
Angst und auch keine Energie, wieder nach oben zu kriechen." Freiwillige
Helfer trugen ihn schließlich wieder hinauf.
Gestern hat Mohammad Assi eine Einzimmerwohnung
angeboten bekommen, wohin er jetzt mit seiner Frau und seinen 9 Kinder
umgezogen ist.
Tag 29
Bei einem israelischen Luftangriff
auf das Lager Ein el Helwe in der Hafenstadt Sidon am frühen
Mittwochmorgen sind zwei Menschen getötet und mindestens 15, darunter 5
Kinder, verwundet worden, wie Ärzte sagten.
Es war der erste Angriff auf das
Lager seit dem Beginn der Feindseligkeiten. Ein el Helwe ist das größte
Lager im Libanon, rund 50 000 Menschen leben dort.
Nach palästinensischen Quellen
fielen zwei Bomben in der Nähe des Hauses von Colonel Munir Maqdah, des
Militärchefs der Fatah im Libanon. Das israelische Militär behauptet,
Ziel der Bomben sei das Haus eines Hisbollahkämpfers gewesen.
Ölalarm: Der libanesische
Gesundheitsminister sagte, die Krankenhäuser könnten ihre Funktion nicht
mehr erfüllen, wenn sie in wie bis drei Tagen ihre Ölvorräte
aufgebraucht haben. Zwei Tanker mit 87 000 Tonnen öl liegen vor der
libanesischen Küste hinter der israelischen Schiffsblockade. Sie weigern
sich einen libanesischen Entladehafen anzulaufen ohne eine schriftliche
Sicherheitsgarantie der Israelis. (Reuters)
In den völlig von der Versorgung
abgeschnittenen Süden des Landes kommt jetzt auch keine Hilfe mehr von
humanitären Organisationen, nachdem die Israels gewarnt haben, jedes
rollende Fahrzeug sei ein Ziel.
Tag 28
Eine zehnköpfige Delegation der
italienischen Friedensbewegung und italienischer im Libanon tätigen NROs
besuchten vom 5. bis zum 9. August unsere Zentren in Beirut. Die
Delegierten bekundeten ihre Solidarität mit allen Opfern dieses
Konflikts und verurteilten die ungerechtfertigten israelischen Angriffe
und die wahllose Bombardierung der zivilen Infrastruktur und der
Zivilisten.
Bei einem israelischen Luftangriff
auf das Lager Ein el Hilwe wurden mehr als 15 Personen verwundet,
darunter 5 Kinder. Ein Mensch wurde getötet. Es handelte sich um den
ersten Angriff auf das Lager, seit dem Beginn des Konflikts vor 4
Wochen.
Das Lager ist geöffnet worden für
Libanesen, die vor den israelischen Angriffen fliehen.
Viele Verwandte von Getöteten sind
entweder aus der Region geflohen oder haben zu viel Angst ihre toten
Angehörigen zu beerdigen, während die Israelis ihre Angriffe fliegen.
Mehr als 70 Leichen warten im Krankenhaus von Tyrus darauf, zur letzten
Ruhe gebettet zu werden. Zur Lagerung der Toten ist die
Krankenhausleitung auf Kühl LKWs ausgewichen, die normalerweise
verderbliche Lebensmittel transportieren.
70 ägyptische Funktionäre und
Künstler kamen gestern nach Beirut. Sie führten Gespräche mit dem
Präsidenten, dem Regierungssprecher Nabih Beri und Premierminister Fouad
Siniora. Vor ihrer Abreise besuchten sie Verwundete in Krankenhäusern.
Alle Mitarbeiter unserer Zentren
sind ständig im Einsatz. Unterstützt werden sie von freiwilligen
Helfern.
Ein El Helwe:
Die aufgenommen Flüchtlinge kommen
aus benachbarten Dörfern. Untergebracht wurden sie in
-
6 UNRWA Schulen: 375 Familien,
insgesamt 1614 Personen
-
Privathaushalten: 1612
Familien, insgesamt 7506 Personen
-
In Ein El Helwe arbeitet man
zusammen mit örtlichen NROs. In einer der UNRWA-Schulen leben 49
Familien (216 Personen) in 16 Klassenzimmern.
-
Sie erhielten Matratzen,
Decken, Hygieneartikel, Milch und Unterwäsche.
-
Sie bekommen von uns drei
Mahlzeiten pro Tag.
-
Milch und Windeln.
-
Zusammen mit freiwilligen
Helfern organisieren wir Freizeitaktivitäten für 81 Kinder (3 – 11
Jahre) in den Schulen: Spiele, Basteln, Sport etc
-
Unsere Zahnarztpraxen stehen
den Flüchtlingen offen für kostenlose Behandlung.
-
Der Patient erhält eine Karte
vom Komitee für medizinische Notfälle, auf der Name, Alter und
Adresse vermerkt sind. Mit dieser Karte wird er in der Klinik
behandelt. Bis jetzt zählen wir 243 Patienten.
Schule Elias NASIM / Sidon:
Familien : 24
Personen: 143
35 Kinder unter 16. Dazu kommen 10 weiter Kinder, die aus der nähere
Umgebung stammen.
Unsere Hilfsleistungen:
- Wir helfen bei der Registrierung der
Flüchtlinge, bei der Erstellung von Statistiken, kümmern uns um
chronische und akute Krankheitsfälle und Zahnpatienten.
- Psychische Betreuung von Menschen, die
Familienmitglieder verloren haben.
- Einige der Familien wurden unterstützt beim
Kauf von Kleidern und Schuhen.
Kinderbetreuung: (45 Kinder)
Ziel unserer Aktivitäten:
- die Kinder über die Fakten der derzeitigen
Lage aufklären
- Beschäftigung mit der palästinensischen
Kultur, palästinensischen Sitten. Die Bedeutung des Zusammenlebens
erklären, besonders im Hinblick auf die Tatsache, dass viele der
Flüchtlinge in der Schule Palästinenser sind.
- die Kinder einige
palästinensisch–libanesische Nationallieder lehren
- Volkstänze
- Spielen, Malen, Puzzeln etc.
Wegen des breit gefächerten Angebots bei BAS, baten
andere NROs unsere MitarbeiterInnen, um Anleitung zu gewissen
Aktivitäten, damit die Arbeit gemeinsam weitergeführt werden kann.
Zentrum in Shatila:
- Wir versorgen 57 vertriebene Familien, die
bei Lagerbewohners untergekommen sind.
- Verteilung von 50 Paketen (Hygieneartikel)
- Verteilung von 28 Lebensmittelpaketen
- Verteilung von 48 Lebensmittelpaketen an
bedürftige Familien
- Kostenlose Zahnbehandlung für die neuen
Flüchtlinge an drei Tagen in der Woche
- Betreuung von Kindern (7 – 14 Jahre) auf
Tagesbasis im Zentrum
Tag 27
Die Zahl der libanesischen Flüchtlinge, die in den
palästinensischen Flüchtlingslagern Zuflucht suchen, steigt immer noch.
Die derzeitigen Zahlen sind:
Lager |
Familien in Schulen
|
bei Verwandten und
Freunden |
Total |
Shatila |
|
50 |
50 |
Mar Elias |
|
43 |
43 |
Bourj il-Barajneh
|
|
209 |
209 |
Baddawi |
|
180 |
180 |
Naher il-Bared
|
|
574 |
574 |
Baalbak |
|
87 |
87 |
Ain il-Helwe
|
357 |
1621 |
1978 |
Mieh Mieh |
42 |
98 |
140 |
Rashidiyye |
|
49 |
49 |
Bourj ish-Shmali
|
|
642 |
642 |
il-Bus |
|
600 |
600 |
Beirut pal. Schulen
|
461 |
|
461 |
Summe |
860 |
4153 |
5013 |
5.000 Familien entspricht ungefähr 25.000-30.000
Personen.
Heute hat BAS in Bourj al Barajneh Hygienepäckchen
an 200 Familien verteilt.
Eine weitere Familie hat Aufnahme gefunden in
unserem Zentrum in Bourj al Barajneh. Die Eltern mit drei Kindern kommen
aus dem Dorf Eitaroun im Südlibannon. Es leben jetzt 4 Familien in dem
Zentrum.
Eine italienische Solidaritätsgruppe (5 Personen)
– Freunde von BAS – ist gestern in Beirut angekommen. Sie besuchten die
Zentren in Shatila und in Bourj al Barajneh.
Alle unsere Mitarbeiter sind im Einsatz. Sie
helfen und leiden mit den Menschen. Unsere Zentren sind noch geöffnet
und wir leben noch.
Tag 25
Über die Arbeit freiwilliger
libanesischer Helfer
Neue Helden: Euch, die ihr wahrscheinlich keine Ahnung habt, wie ganz
gewöhnliche Menschen den Flüchtlingen helfen, will ich es beschreiben.
Es begann alles damit, dass ich eine Nachricht von einem Freund meiner
Schwester bekam. Er schrieb, er brauche Hilfe, weil er zwei Schulen mit
Lebensmitteln zu versorgen habe und daher Helfer brauche, die die Tüten
abpackten und in die Schulen auslieferten. Also ging ich hin in dieses
Zentrum, das aus ein paar Räumen besteht. Überall lagen Tüten herum und
jemand sagte zu mir: „Leg in jede Tüte zwei Dosen Thunfisch.“ Das habe
ich dann getan, und so fing alles an. Das Zentrum ist eine Tagesstätte
für Kinder, in der außerschulische Aktivitäten angeboten wurden. An
guten Tagen erhielten die Kinder Chips und Süßigkeiten. Wir füllen
kleinere Tüten mit Tee, Milch und Zucker. Wir sortieren Windeln nach
Größe, Milch und Babynahrung. Immer wieder verbringen wir Stunden mit
nichts anderem als dem Abfüllen dieser Tüten.
Die Stimmung ist richtig gut. Wir
führen keine langen Gespräche, wir sitzen einfach da, füllen unsere
Tüten ab, lachen viel über nichts im besonderen. Wir arbeiten
systematisch, und wenigstens wissen wir, dass wir etwas tun, um all
diesen Flüchtlingen zu helfen. Eigent-lich spricht niemand über den
Krieg – wir alle kennen die Nachrichten, so warum sollten wir sie
wiederholen. Das Schöne an unserer Arbeit ist die bunte Mischung der
Helfer: die Frau, die die Tagesstätte leitete, Hausfrauen, , die ihre
Freundinnen bitten, mitzukommen und zu helfen, die Studenten, die
plötzlich keine Vorlesung mehr haben, Angestellte, die nach der Arbeit
kommen, Mütter, die mit ihren Kindern kommen, junge Flüchtlinge, die
etwas gefunden, was sie in der vielen Freizeit tun können.
In den vergangenen drei Wochen
habe ich Menschen getroffen, die ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen,
um anderen zu helfen und Menschen, die beschlossen haben so
weiterzuleben, als hätte sich nichts geändert. (Der ganze Artikel unter
http://frombeirutwithlove.bloqspot.com/)
Convoy in den besetzten
Südlibanon
Ein Menschenkonvoi in den Südlibanon wird organisiert werden, um durch
unsere Gegenwart unsere Solidarität mit den Dorfbewohnern zu
demonstrieren. Die Organisatoren schreiben: „Angesichts der Drohung und
öffentlichen Ankündigung Israels, noch mehr Städte und Dörfer im
Südlibanon zu zerstören, rufen wir auf zur Solidarität mit den Bewohners
des Südens, die sich entschlossen haben zu bleiben und Widerstand zu
leisten. Mit diesem Aufruf bekräftigen wir unsere Bereitschaft, an ihrer
Seite zu stehen, indem wir in einem Konvoi zu den Dörfern und Städten im
Süden reisen und damit unsere Solidarität mit ihnen und unsere Ablehnung
von Israels derzeitiger Politik der Zerstörung zum Ausdruck bringen. Mit
diesem Aufruf bitten wir Euch, (1) die Zwangsvertreibung zu verurteilen,
(2) das Recht der Einwohner zu verteidigen, auf ihrem Land und in ihren
Häusern im Süden zu leben und (3) Euch unserem Konvoi anzuschließen.
Email: convois.citoyens.sud.liban@qmail
Tag 22
Der Teufelskreis der Gewalt geht
weiter. Heute, jedoch, möchte ich eine kleine Geschichte mit Schauplatz
Qana 1 und Qana 2 erzählen, die in Annahar (liban. Tageszeitung)
veröffentlicht wurde.
Fida’a, ein Mädchen aus Qana war
gerade acht Jahre, als die erste Katastrophe über Qana hereinbrach. Sie
überlebte das Massaker, verlor aber ihre Mutter und vier Geschwister.
Jetzt nach Qana 2 ist Fida’a verschwunden. Niemand weiß, ob sie aus Qana
weggegangen oder immer noch dort ist.
Nach dem ersten Massaker konnte
Fida’a nicht über ihre Leiden sprechen. Nach zweijähriger
psychologischer Behandlung fing sie an, sich in Zeichnungen
auszudrücken. Ihre beiden ersten Zeichnungen waren unglaublich
ausdrucksstark aber entsetzlich. Sie hatte ein Haus inmitten von Bäumen
und bunten Blumen gemalt. In der zweiten Zeichnung kommen israelische
Flieger, die Qana beschießen. Im Haus sieht man zwei Mädchen, das eine
ohne Kopf, das andere mit nur noch einem Arm. Vor dem Haus sitzt eine
Frau, die ihr Baby stillt, doch sie hat keinen Kopf mehr. Neben dem Haus
steht ein verbrannter Baum.
Nachdem sich durch die Zeichnungen
etwas gelöst hatte, fing Fida’a wieder an zu sprechen.
Die meisten überlebenden Kinder
von Qana 1 tragen am Hals kleine Photomontagen mit Bildern ihrer
Angehörigen. Im Verlauf der psychotherapeutischen Behandlung der Kinder
stellte sich heraus, dass sie unter großen Schuldgefühlen leiden, weil
sie am Leben sind, während die anderen starben. Wie werden sie sich
fühlen nach diesem zweiten Massaker in Qana. Werden auch die alten
Wunden wieeder bluten?
Hier kann man nicht mehr von
Kampfhandlungen sprechen, es ist nur noch Zerstörungswille, der sich
gegen die Zivilbevölkerung richtet, gegen ihre Lebensgrundlage, ihre
Behausungen, gegen alles, was ihnen Sicherheit gewähren könnte. Die
Israels entschuldigen sich damit, sie würden Flugblätter abwerfen, in
denen die Zivilisten aufgefordert werden, ihre Dörfer zu verlassen, aber
wir fragen auf was für einer Rechtsgrundlage so etwas erlaubt sein soll.
Vielleicht hat Hussien, das in Qana 2 getötete Baby, jenes Flugblatt
nicht gelesen und seine Mutter auch nicht. Und wie hätten sie fliehen
sollen auf zerstörten Straßen und Brücken und von Jagdfliegern verfolgt.
Vielleicht sind die Aggressoren auch zu dem Schluss gekommen, Hussien
und seine Mutter könnten Raketen zu den Kämpfern bringen.
Tag 21
Libanon verliert immer mehr
Kinder, während die, die am Leben sind, auf ein Wunder warten,
vielleicht ähnlich dem, das Jesus in dem unglücklichen Kana vollbrachte.
Die angebliche 48-stündige Aussetzung der Luftangriffe ging letzte Nacht
zu Ende und jetzt erwarten wir weiteres Töten. Wir bedauern, dass wir
euch mit so schrecklichen Nachrichten strapazieren, aber wir wissen
auch, dass ihr uns begleitet auf diesem „Trail of Tears“ (Zug der Tränen
/ Marsch der 1000 Meilen). Diejenigen, die diese Geschichte nicht
kennen, können sie auf der gleichnamigen Webseite nachlesen. Sie
ereignete sich vor vielen Jahren in Amerika, dem Land der Freiheit, als
man einem Indianerstamm befahl, sein angestammtes Land zu verlassen, um
Platz für neue Siedler zu schaffen. Der Zug war nicht schön anzusehen,
und so musste man vermeiden, dass er durch die Städte der Weisen zog,
was für wiederum die Indianer einen endlos langen Marsch bedeutete auf
einem Weg der getränkt ist mit den Tränen der Mütter, deren Kinder an
Hunger und Kälte starben. Vielleicht wiederholt sich die Geschichte, und
unser Volk muss alle paar Jahre auf einen neuen „Trail of Tears“ in
Palästina und jetzt im Libanon. Im Südlibanon hat man ihnen befohlen
ihre Dörfer zu verlassen, anderenfalls würden sie strengsten bestraft.
Und in der Tat haben sie sich auf einen langen Marsch begeben auf der
Suche nach Sicherheit über zerstörte Straßen und gejagt von
Kriegsfliegern.
Zurück zur Statistik:
-
Tote: 828
-
Verletzte: 3.500
Es ist anzunehmen, dass noch
weitere Todesopfer unter den Trümmern begraben liegen. Auf dem Beiruter
Flugplatz landen Flugzeuge, die Hilfsgüter aus verschiedenen arabischen
Ländern bringen. Es sind nur Militärmaschinen, da der zivile Luftverkehr
nicht erlaubt ist.
Aus Saudi Arabien und Ägypten
trafen zwei Feldlazarette mit medizinischem Personal ein. Weiter Schiffe
aus Europa werden demnächst ankommen.
Verteilung der Hilfsgüter in den
Lagern, durchgeführt von den zusammengeschlossenen NROs:
-
Rashidiyeh: Wasch- und
Reinigungsmittel
-
Shatila: Lebensmittelrationen
für weitere 260 Familien
-
Baalbeck: Lebensmittel für
Flüchtlinge und Lagerbewohner
-
Burj el-Barajneh: Lebensmittel
für Flüchtlinge und Lagerbewohner
Wir müssen daran erinnern, dass
viele Lagerbewohner Freunde und Verwandte aufgenommen haben und dass
deren Mittel äußerst begrenzt sind. Die UNRWA verteilt Hilfsgüter in
El-Buss und in Burj el-Shemale, die beide sehr arm sind und wo jetzt
viele Flüchtlinge untergekommen sind. Die UNRWA wird ihre Arbeit dort
fortsetzen.
Die Tatsache, dass eine Unmenge an
Menschen keiner Arbeit mehr nachgehen können, führt zu immensem Druck
auf allen Ebenen: Bauern , die ihre Dörfer verlassen mussten,
Tage-löhner, Fischer, die nicht mehr aufs Meer dürfen, Arbeiter, deren
Arbeitsplätze zerstört wurden, Beschäftigte der Tourismusbranche (ca.
100 000) und viele andere. Eine äußerst beunruhigende Nachricht ist die
von der Umweltkatastrophe im Mittelmeer. Nachdem Israel ein Kraftwerk an
der Küste von Jiyeh zwischen Saida und Beirut bombardiert hat, sind dort
15 000 Tonnen schweres Heizöl ins Meer gelaufen. 25 000 Tonnen stehen in
Brand, wobei bisher eine 30 km lange Giftwolke entstanden ist. Es
handelt sich hierbei um die größte Umweltkatastrophe, die es je im
Mittelmeer gegeben hat, und sie wird schlimmste Auswirkungen haben nicht
nur auf den Libanon sondern auf alle östlichen Anrainerstaaten
einschließlich Israels. Der Ölteppich ist jetzt 70 km von Libanons 220
km langer Küste und erreicht Haifa und Latakia in Syrien. Die Strände
und Felsen sind überzogen mit Ölschlamm, doch wegen der gefährlichen
Lage kann nicht mit der Reinigung begonnen werden.
Wie immer zählen wir auf eure Solidarität
NISCVT
Tag 20
Obwohl Israel einer 48-stündigen
Aussetzung der Luftangriffe zugestimmt hatte, sind viele Dörfer im Süden
bombardiert worden.
Die Bilder von der Stadt Bint
Jbiel zeigen das unvorstellbare Ausmaß der Zerstörung... es ist als
hätte es diese Stadt nie gegeben. Wir haben herzzerreißende Bilder
gesehen, so schlimm, wie die von Qana, wo alte Menschen aus dem Gebiet
evakuiert wurden, manche von ihnen behindert, manche blind, verwirrt,
manche wussten nicht einmal mehr ihren Namen und erkannten niemanden
mehr. Sie waren nicht in der Lage, die Ambulanzen auf eigenen Füßen zu
verlassen und wurden von den tapferen Helfern des Roten Kreuzes und des
nationalen Sicherheitsdienstes heraus getragen. Reporter erklärten, dass
viele Dörfer in der Umgebung von Bint Jbeil dem Erdboden gleich gemacht
worden sind, dass von streunenden Hunden angefressene Leichen
herumliegen und über allem ein unerträglicher Verwesungsgeruch liegt.
Ein Konvoi von 160 Autos erreichte
gestern Sidon mit Zivilisten aus christlichen Dörfern, die auch
bombardiert wurden und in denen nicht einmal die Kirchen verschont
wurden.
Sidon quillt über vor Menschen auf
der Flucht. Dies ist ihre erste Station, hier müssen sie bleiben bis sie
wissen wie und wohin es weitergehen soll. Und die Todesmaschinerie
arbeitet weiter mit nicht enden wollendem Appetit nach mehr Toten, mehr
Zerstörung mehr Leiden.
Man findet keine angemessenen
Worte mehr, Worte sind leer geworden, sie haben keine Bedeutung mehr,
sie sind außer Kontrolle, wie von einem anderen Planeten.
Denkt man an die 800 Tausend
Flüchtlinge und ihre täglich steigende Zahl, dann erkennt man, dass dies
eine zweite Nakba ist (Katastrophe der Vertreibung und Flucht der
Palästinenser 1948). Obwohl Hilfsorganisationen alles mögliche
versuchen, die Situation zu bewältigen, so ist es doch äußerst schwierig
entfernte Regionen zu erreichen, auch wegen der zunehmenden
Treibstoffverknappung.
In Zusammenarbeit mit anderen NROs haben wir heute
an folgende Familien Lebensmittelrationen verteilt:
- Rashidiyeh 200
- Shatila 1300
- Burj el-Barajneh 2000
Die UNRWA in Burj el-Shemale und El-Buss wird
heute mit der Zuteilung beginnen.
Die Reis- und Zuckervorräte unserer Zentren wurden
ausgeteilt, ebenso alle Matratzen, die wir dort hatten.
Bei den oben genannten Familien
handelt es sich um Flüchtlinge. Zusätzlich zu ihnen erhalten die von uns
gesponserten (palästinensischen) Familien und die Familien unserer ca.
100 Mitarbeiter Lebensmittelrationen. Wir möchten unsere Freunden
außerdem noch mitteilen, dass die meisten der Lagerbewohner jetzt
arbeitslos sind und ihre Geldreserven zu Ende gehen. Sie können sich
daher nicht in sicherere Gebiete zurückziehen, da sie die
Transportkosten, die wegen der hohen Nachfrage und der Bezinknappheit
ins Unermessliche gestiegen sind, nicht bezahlen können. Es hat sich
gezeigt, dass die meisten NROs, genau so wie die UNRWA, den Schwerpunkt
ihrer Arbeit in der Lebensmittelzuteilung sieht. Wir haben daher
beschlossen, jeder von uns betreuten Familie zwischen 75 und 100$
auszuhändigen. Mit der Verteilung wollen wir morgen beginnen.
Tag 18+19
Der letzte Samstag endete mit der
Beisetzung von 31 Todesopfern in einem Massengrab in Tyrus.... und der
Sonntag begann mit den grauenvollen Bildern der Kinder von Qana. Wieder
einmal waren es die schwachen Kinder von Kana, Herr Präsident, denen die
Kinder Israels ihre Geschenke schickten. Ihre intelligenten Systeme
haben die Kinder von Qana entdeckt, wie sie Raketen auf Ihr geliebtes
Israel abfeuerten, und also mordete ein tapferer Kriegspilot mit der
Lizenz zum Töten in wenigen Sekunden 63 Menschen dahin! 37 Kinder.
15 von ihnen behindert.... und wir
haben den Auftrag, unsere Kinder über die so genannten Rechte des Kindes
aufzuklären... oder besser gesagt, sie zu belügen, was diese Rechte
betrifft.
Aber historische Belege zeigen
unseren Kindern etwas anderes. Sie zeigen ihnen eine Folge von Massakern
von Dair Yassin, Quibia, Sabra und Shatila, Baher el-Bakar, Qana 1, Qana
2, und Gott weiß, wo sonst noch, so als ob diese einzige Demokratie des
Nahen Ostens nur durch Massaker und das Töten unschuldiger Kinder
überleben kann. Ja, sie haben die Lizenz zum Töten, und sie sorgen
dafür, dass unsere Kinder sterben, bevor sie erwachsen werden. Man fragt
sich nur, ob jener Pilot auch die Halde voller Kinderleichen in Plastik-
säcken gesehen hat, oder ob der Herr Präsiden sah, wie seine
intelligenten Geschosse Autos jagen, die voll gepackt sind mit Frauen
und Kinder auf der Flucht in die Sicherheit, oder Kurs nehmen auf
Ambulanzen und LKWs, die Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter
geladen haben... und er die Frechheit besitzt, immer noch von
Menschenrechten zu sprechen und davon, der Region die Demokratie zu
bringen. Wie viele Kinder müssen noch sterben, damit wir in den Genuss
dieses Geschenkes kommen. Wie viele Mütter müssen ihre Kinder sterben
sehen und in Dankbarkeit dem versprochenen Paradies auf Erden
entgegensehen. Haben Sie, Herr frommer Präsident, die Bilder von unseren
toten Kindern vor oder nach Ihrem sonntäglichen Gottesdienstbesuch
gesehen? Als Sie Ihr „Hail Mary“ (Gegrüßest seist du Maria) sprachen,
haben Sie da daran gedacht, dass jede einzelne Mutter in Libanon und
Palästina zu einer neuen Maria geworden ist, auf deren Kinder der Hagel
(hail) Ihrer Bomben und tödlichen Raketen fällt. Verstehen Sie endlich,
dass jedes Kind in Libanon und Palästina, egal ob tot oder lebendig, ein
kleiner gekreuzigter Jesus geworden ist. Wir senken unsere Augen voll
Scham über das, was wir sehen, aber wir können die Wut, die unsere
Herzen zerreißt, nicht mehr länger hinunterschlucken. Sind Scham und Wut
die wundertätigen Grundlagen für den kommenden FRIEDEN im NEUEN NAHEN
OSTEN?
Es reicht, doch unglücklicherweise
hört uns niemand, und Ms Rice wartet weiter auf den geeigneten Zeitpunkt
für den Waffenstillstand.
Hier die Liste der Verluste einer Volkswirtschaft,
die versuchte sich von einem langen Krieg zu erholen:
- Tote: 750, ein Drittel davon Kinder
- Verletzte: 3222, auch hier sehr viele Kinder
- Infrastruktur: Schadenssumme 721 Millionen
Dollar
- Wohnhäuser, Läden, Werkstätten, Fahrzeuge:
1.144 Millionen
- Industrieanlagen: 180 Millionen
- Tankstellen: 26 Millionen
Wird gegen dieses winzige Land ein Weltkrieg
geführt?
Tag 17
Die heftigen Kämpfe gehen weiter,
insbesondere im Süden, wo jedes Dorf zum Bombenziel geworden ist, und in
der Bekaa Ebene. Das Gesundheitsministerium beziffert die Zahl der Toten
mit 600, von denen ein Drittel Kinder sind. Zwischen 88 und 100 Tote
sind unter Häusertrümmern begraben und können nicht geborgen werden. Der
Zustrom von Menschen, die versuchen sichere Gebiete zu erreichen, reißt
nicht ab. Gestern konnte die UNIFIL 250 Personen, überwiegend Frauen und
Kinder evakuieren. Die christlichen Dörfer im Süden nehmen viele
Flüchtlinge bei sich auf, so dass sich deren Einwohnerzahl verdreifacht
hat, während die zur Verfügung stehenden Lebensmittel drastisch
abnehmen. Ein Hauptproblem ist die Versorgung mit Trinkwasser. So haben
z. B. Leute angefangen, Wasser aus einem Bassin zu trinken, in dem
Farmer normalerweise ihre Tabakernte waschen. Obwohl die Israelis
behaupten, sie würden den Menschen genau definierte Fristen einräumen,
während der sie ihre Dörfer räumen könnten, attackieren sie weiterhin
die Straßen, die in die Sicherheit führen sollen.
In 600 Schulen sind Flüchtlinge
untergebracht worden, viele sind bei Freunden und Verwandten
untergekommen.
Obwohl gestern zwei Flugzeuge mit
medizinischen Hilfsgütern aus Ägypten und Jordanien auf dem Beiruter
Flugplatz gelandet sind, ist er immer noch geschlossen. Die
Sicherheits-korridore für den Transport humanitärer Hilfe sind eine
Illusion, wie es der Direktor der belgischen Sektion von Médecins sans
Frontières ausdrückte. Der WHO Sprecher in Genf sagte: „Viele Menschen
sind von der Versorgung abgeschnitten und mit dem Ausbruch von Seuchen
muss gerechnet werden.“
Die palästinenischen Lager haben
2000 Familien aufgenommen, allein in den Lagern im Süden sind es
zwischen 8 und 10 Tausend Personen. Die meisten sind im Lager Ein
el-Helwe in Sidon untergekommen. Im Norden haben die beiden Lager Naher
el-Bared und Beddawi 520 Familien aufgenommen, und während ich dies hier
schreibe sind weitere dreißig Familien in Beddawi angekommen. Die
palästinensischen Flüchtlinge teilen ihre Zimmer, ihre Schulen, ihre
Moscheen und ihr Essen mit den libanesischen Familien. Dies führt zu
einer Verknappung von Matratzen, Trinkwasser und Medikamenten. „Bisher
haben wir untereinander eine halbe Kartoffel geteilt. Als die
Flüchtlinge kamen, mussten wir sie noch einmal teilen. Wir haben fast
keine Kartoffeln mehr. Menschen, die nichts besitzen, helfen Menschen,
die nichts besitzen. Das ist die Ironie des Krieges,“ sagte ein Mann aus
dem Lager al-Buss. Ein anderer sagte: „Wir sind jetzt eine Nation, die
der Schmerz und die Not geeinigt haben.“
Einige Familien aus den Lagern in Beirut sind auch
Richtung Norden gezogen, obwohl keines der Lager dort beschossen worden
ist, aber die Erinnerung an frühre furchtbare Erlebnisse versetzen die
Menschen in Panik.
Unsere Mitarbeiter kooperieren mit anderen NROs.
Auf speziellen Formularen werden Informationen über jede Familie
festgehalten, um die Zuteilung der benötigten Hilfe zu erleichtern. Eine
Jugendgruppe hat damit begonnen, den Müll, der sich im Lager angesammelt
hat, zu entsorgen. Andere Gruppen sind dabei, die Schutzräume im Lager
für den Notfall vorzubereiten. Sie müssen gesäubert werden,
Belüftungsvorrichtungen und Licht müssen installiert, Wasser und
Feuerlöscher bereitgestellt werden. Einige Jugendliche wurden in erster
Hilfe ausgebildet, damit sie im Falle eines Angriffs auf die Lager
einspringen können.
Wir nehmen an, dass es noch längere Zeit dauern
wird, bevor die Kämpfe aufhören. Neue Wunden werden in diesem müden Land
aufgerissen, bevor die alten verheilt sind. Wer sagte, in Krieg stecke
Logik?
Eure Solidarität ist die einzige Logik, die in
diesem Wahnsinn übrig geblieben ist.
Tag 16
Jedes einzelne Dorf im Südlibanon und die Stadt
Tyros sind Ziel heftiger Bombardierung aus der Lift und von der See.
Um das Land zu lähmen und noch
mehr Chaos und Leiden zu schaffen, werden vermehrt Lastwagen in den
angeblich sicheren Korridoren angegriffen... Drei mit Gemüse beladene
Lastwagen wurden gestern in der Bergstadt Dhour Chouir bombardiert, auf
der einzigen offenen Straße, die von dieser Region nach Beirut führt. In
der Bekaa Ebenen wurden drei weitere LKWs, die medizinische Hilfe nach
Beirut bringen sollten, beschossen. Einer der Fahrer wurde getötet. „
Israel hat bis jetzt mehr als 450 LKWs beschossen, egal ob sie fuhren
oder geparkt waren“, sagte der Chef der LKW Fahrer-gewerkschaft.
„Gezielt wird alles, vom Pick up mit einer Ladeka-pazität von 300 kg bis
zu großen 40 Tonnern“.
Die Regierung ist in
Verhandlungen, damit UNRWA und CARITAS Fahrzeuge Hilfsgüter in die
verwüsteten Gebiete bringen können, hauptsächlich zu den Menschen, die
in den südlichen Lagern in der Falle sitzen und in die christlichen
Dörfer im Süden, wohin viel Familien geflüchtet sind und die jetzt unter
dem Mangel an Lebensmitteln, Trinkwasser und medizinischer Versorgung
leiden. Obwohl einige Flugzeuge mit Hilfsgütern auf dem Beirutree
Flughafen gelandet sind, ist bis jetzt nicht sichergestellt, dass in den
Sicherheitskorridoren, die Sicherheit auch garantiert ist.
Tausende Opfer und tausende
grauenerregender Geschichten, die jeden mit Wut und Verzweiflung
erfüllen.
Zahra war auf dem Weg ins
Krankenhaus, aber ihr Baby kam vor-zeitig auf dem Rücksitz des Taxis zur
Welt. Das Taxi geriet in einen Luftangriff, in dem Zahras zwei Söhne und
das Neugeborene, das kaum einen Blick auf diese irrsinnigen Welt
erhascht hatte, starben Im Bombenhagel. Die Mutter liegt schwer verletzt
im Krankenhausin Tyrus, das Babyin einem winzigen Plastiksack zusammen
mit anderen Toten in einem Kühl LKW.
Im Beiruter Regierungskrankenhaus
liegt die neunjährige Samah. Eine Splitterbombe hat ihrem kleinen Körper
unzählige schmerzhafte Wunden zugefügt, die sie keine Ruhe finden
lassen. Ihre schwarzen Augen mit den langen Wimpern sind geschlossen,
sie will nicht essen und nicht sprechen. Samah hat eine lange Reise
unter großen Schmerzen hinter sich. Von ihrem Dorf im Süden wurde sie
nach Tyrus ins Krankenhaus gebracht und von dort nach Beirut, wo schwere
Fälle behandelt werden. Samah war im Hof ihres Hauses, als ein Flieger
Bomben abwarf. Die in den Hof stürzende Mutter fand ihren Onkel an Kopf
und Brust getroffen, der Vater hielt Samah in seinen Armen, ihre älteste
Tochter lag blutend auf dem Boden. Der Vater ist mit Samahs drei
Geschwistern im Dorf geblieben, die Mutter ist mit Samah nach Beirut
gegangen.
In einer überfüllten Schule saß
die 80jährige Khadija und sah den Kindern beim Spielen zu, als eine
Nachbarin ihr ein Stück Brot brachte und darauf bestand, dass sie es
esse. Aber Khadija weigerte sich. Sie zeigte auf die Kinder und sagte:
„Sie kommen zuerst dran, sie haben die Priorität.“ Khadija ist
Diabetikerin und am rechten Auge hat sie eine bakterielle Infektion.
Jetzt hat sie keine Medizin mehr. Vielleicht wünscht sie nur noch in
Würde zu sterben und anständig begraben zu werden.
Ein ganzes Land mit allen seinen
Bewohnern und allem, was darauf existiert, ist in Geiselhaft und wird
Tag und Nacht von Bomben wer- fenden Fliegern heimgesucht. Während die
unschuldigen Menschen des Libanons ihr Kreuz zu ihrer Kreuzigung
schleppen, bestehen die USA auf ihrem NEIN zum Waffenstillstand und
verschiffen weiter Waffen nach Israel.
Begreif es wer will. Es gibt nichts mehr zu sagen.
Vielleicht gibt es morgen einen neuen Tag.
Tag 15
Es hat sich nichts grundsätzliches
geändert...Sichere Passagen, worauf die Menschen warten, sind bis jetzt
nicht bestätigt, obwohl einige Schiffe durchkommen, vor allem um
Ausländer zu evakuieren. Gestern sind 3 jordanische Militärmaschinen mit
medizinischem Material in Beirut gelandet. Andererseits wurde ein
Lastwagen aus den Emiraten mit medizinischem Material in der Nähe der
syrischen Grenze getroffen, wobei der Fahrer getötet wurde und die ganze
Ladung verbrannt ist. Die sicheren Korridore sind extrem wichtig, wenn
ausreichend Hilfe die eingeschlossenen Menschen erreichen soll. Die
vorgeschlagenen Korridore sollen über die nördliche Grenze zu Syrien,
die Häfen von Beirut, Tripoli und Tyros und über den Beiruter Flughafen
führen. Wir hören, dass diesen Korridoren zugestimmt worden ist, aber
aber es ist noch immer ungeklärt, wie sie tatsächlich funktionieren
sollen. (Ergänzung: Ein Schiff mit Hilfsgütern liegt noch immer vor
Saida und Israel gibt keine Zustimmung zur Entladung).
Die Opfer unter der
Zivilbevölkerung wachsen täglich und letzte Nacht haben die Flugzeuge
die Stadt Tyrus mit schwerem Beschuss überzogen.
In den südlichen Lagern hält der
Zustrom libanesischer Familien nach Bourj Al-Shemali und Rashidiye an,
während andereseits 30% der dortigen Bewohner in die Camps bei Saida und
Beirut und nach außerhalb des Libanon fliehen. In Rashidiye haben viele
Familien die Frauen und Kinder evakuiert, Lebensmittel sind noch
vorhanden, aber sie nehmen ab und die Vorräte können nicht erneuert
werden. Manchmal riskieren sie es, Lebensmittel nach Bourj Al-Shemali zu
bringen, das unter Lebensmittelmangel leidet, weil es ein sehr armes
Camp ist und es zudem keine Bäckerei im Lager gibt. In Bourj Al-Shemali
sind 118 libanesische Familien untergekommen. Sie wurden von den
palästinensischen Familien aufgenommen, die mit ihnen ihre ohnehin
kärgliche Nahrung teilen. Es gibt kein Strom mehr im Lager und die
Dieselvorräte für die Generatoren sind aufgebraucht, deshalb kann auch
kein Wasser mehr in die Häuser gepumpt werden. Mit Seilen und Eimern
versucht man, sich zu behelfen. Natürlich sind die Luftangriffe rund um
die Lager ununterbrochen und das Bombardement von Tyros gestern Abend
hat die Einwohner total schockiert. Es ist offensichtlich, dass
diejenigen Palästinenser und Libanesen, die zurück bleiben müssen, die
Allerärmsten sind, die über keine Transportmittel verfügen und die hohen
Preise von bis zu 200$ nicht bezahlen können, die manche Fahrer
verlangen.
Flugzeuge fliegen die ganze Nacht
über Beirut und die christlichen Gebiete in den Bergen, was Angst und
Frustration unter den Menschen verbreitet, Krieg ist auch
psychologisch...
Das einzig Positive, was wir
feststellen können, ist die Einheit aller Gruppierungen des
libanesischen Volkes angesichts dieses Elends. Menschen aus allen
Regionen nehmen die Flüchtlingsfamilien auf und helfen, soweit sie
können.
Eure Solidarität gibt uns
Hoffnung; großer Druck ist nötig, um einen Waffenstillstand zu erreichen
und sichere Korridore zu öffnen. NISCVT
Geschichten von menschlichem Leid
machen in diesen Tagen die Runde. Es ist nicht ungewöhnlich, Kinder,
alte Frauen und Kranke entlang allen verfügbaren Straßen von Süden nach
Norden unter den Bäumen schlafen zu sehen, die Glücklichen unter ihnen
sind in Schulen untergebracht. Jede Familie hat schreckliche Geschichten
zu erzählen und die meisten Kinder haben furchtbare Szenen gesehen, die
sich nicht aus ihrem Gedächtnis tilgen lassen. Überall findet man
verschreckte Menschen, die nach Familienmitgliedern fragen, die zurück
geblieben sind, unter Feure gekommen sind, getötet oder verletzt worden
sind während der Flucht. Wir möchten ein bisschen Licht auf diese
Geschichten werfen, vielleicht erzeugen sie den nötigen Druck für
irgendeine Art von Lösung.
Eine unglaubliche Geschichte kam
aus Tyros...einhundert Leichen von Menschen, deren Namen und
Herkunftsorte bekannt waren, lagerten in den Kühlräumen des
Krankenhauses und die Familien konnten nicht hinkommen, um sie zu
beerdigen. So musste das Krankenhaus, das den Platz dringend benötigte,
die Toten im Krankenhausgarten vergraben. Yousef Zien, der sich nach dem
Schicksal seines Bruders Mounir und dessen Familie erkundigte, musste
erfahren, dass die ganze Familie mit 4 Kindern, Vater und Mutter getötet
und an der Stelle begraben worden ist.
„Für 10 Tage haben wir im Auge des
Todes gelebt“, sagt Fatima. Sie floh mit ihrem Mann und 6 Kindern im
Alter von 3-17 Jahren aus ihrem Dorf Qana, wo 1996 200 Menschen bei
einem israelischen Luftangriff getötet wurden, nachdem sie dort bei den
UNIFiL-Truppen Schutz gesucht hatten. Fatima erzählt ihre Geschichte:
„Wir haben versucht, das Haus nicht zu verlassen...10 Tage lang hörte
das Bombardement nicht auf, so wurden viele Häuser rund um uns zerstört.
Ich stellte jedes Kind in eine Ecke des Zimmers, gab ihm, was immer noch
zu essen übrig geblieben war, wobei mir das Herz wie Feuer brannte. Ich
ging ständig von einem zum anderen, drückte es an meine Brust und fragte
mich in großem Schmerz, welches ich als erstes verlieren würde, welches
als erstes vor meinen Augen in Stücke gerissen werden würde, oh Gott,
ich konnte es nicht ertragen, mir das vorzustellen. Schließlich
entschieden wir uns, zu gehen. Draußen trafen wir auf den Milchmann, der
uns anbot, uns in seinem Auto mitzunehmen...Es war die schrecklichste
Reise, die man sich vorstellen kann... auf der Straßen standen brennende
Autos mit Menschen darin...Granaten fielen wie Regen zwischen den
fliehenden Autos und den zu Fuß rennenden Menschen. Es war das reine
Glück, am Leben zu bleiben. Ich kann die Szenen nicht glauben, die ich
gesehen habe. Die schlimmste war ein alter Mann, der auf einem Motorrad
floh und getroffen wurde. Seine Beine wurden abgerissen und er schlug
auf die Straße wie ein geschlachtetes Küken, um Hilfe flehend und kein
Auto traute sich, anzuhalten und ihm zu helfen... sogar das Rote Kreuz
konnte wegen der starken Angriffe nicht halten.“ Fatima umarmte ihre
kleine Tochter, die noch unter Schock stand. „Jetzt sind wir sicher in
Beirut. Ich bitte Gott nur, meine Kinder zu schützen. Bitte nimm alle
meine Habe, aber verschon meine Kinder....“
Man kann nicht aufhören, sich zu wundern, was die
Israelis tun!!! Wenn sie wirklich Frieden wollen, was für einen Frieden
wollen sie dann, wenn sie sich gleichzeitig mit extremem Schmerz, Wut
und Hass umgeben. Kann irgendjemand ein sicheres Leben erwarten, wenn er
von verbrannten Land umgeben ist? Was für eine Logik ist das?
NISCVT
Tag 13
Liebe Freunde,
Dies ist der 13te Tag seit die 4
Millionen starke Bevölkerung des Libanon auf Gnade und Ungnade den
Granaten und Bomben aus der Luft, von der See und dem Land ausgeliefert
ist. Wie ihr wisst besuchte uns gestern Miss Rice und anstatt uns eine
kluge Lösung anzubieten, wie man das Leben unserer Kinder und
unschuldiger Zivilisten retten kann, brachte sie Israel das Versprechen,
dessen militärisches Arsenal mit intelligenten Bomben aufzurüsten, um
sicherzugehen, dass der Tod auch Leute erreichen kann, die in
Luftschutzbunkern Zuflucht suchen. Sie sprachen über sichere Korridore,
um Nahrung und medizinische Ausrüstung zu verteilen, aber bis heute
wissen wir nicht, wo diese sein sollen. Immer noch müssen wir mit
ansehen, wie LKWs beschossen werden, die unter Schwierigkeiten und mit
hohem Risiko versuchen, die eingeschlossenen Menschen mit dem Nötigsten
zu versorgen.
Am 13ten Tag zählen wir mehr als
400 Tote, darunter 175 Kinder. Mehr als 1500 Verletzte werden in
Krankenhäusern behandelt, wo jetzt die Medikamente knapp werden, vor
allem im Süden. Heute hörten wir, dass zwei Ambulanzen des libanesischen
Roten Kreuzes beschossen wurden und ebenso ein Auto mit 9 Zivilisten,
von denen zwei verletzt waren und ins Krankenhaus gebracht werden
sollten.... So viele Geschichten über inhumanes Verhalten , das man nur
als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnen kann, aber ach das
zählt alles nicht mehr und bewegt auch nicht das Gewissen der
Regierungen, die die großen Entscheidungen fällen. 800.000 Menschen sind
auf der Flucht. 500 000, darunter 175.000 Kinder, sind Flüchtlinge im
eigenen Land, während 300.000 Menschen in die Nachbarländer geflohen
sind. Betrachtet man die Schäden, die dieses winzige Land erlitten hat,
so kann man nicht verstehen, warum neben der Sprengung von Strassen und
Brücken, auch Fabriken total zerstört wurden, so z.B. die größte
Molkerei des Landes? Etwa um sicher zu stellen, dass unsere Kinder keine
Milch mehr bekommen? Warum wurden unter anderem eine Glasfabrik, eine
Kartonagenfabrik, eine Schwammfabrik zerstört? Um sicher zu stellen,
dass sich die libanesische Wirtschaft niemals mehr erholen wird? Die
Verluste betragen bis jetzt 9 Milliarden Dollar in einem Land, das
sowieso schon enorm verschuldet ist. Wo steckt die Logik, in dem Land,
das immer als die einzige arabische Demokratie gegolten hat, und das als
einziges arabisches Land seinen Bürgern eine beachtliche Bandbreite von
Freiheiten gewährt, alle TV-Übertragungsstationen zu zerstören. Ist dies
die Art, wie Demokratie liebende Länder die Freiheit der Medien
schützen??? Wenn das oben geschilderte nicht unter dem Begriff
Terrorismus zusammengefasst werden kann, dann lassen Sie uns die wahre
Bedeutung davon wissen, weil keine Logik, keine Gründe und keine
weiteren Fragen oder Antworten übrig bleiben.
Nun zurück zu unserer begrenzten
Arbeit. Familien, die in der palästinensischen Lagern Schutz suchen,
wird von verschiedenen NGOs geholfen (BAS ist Mitglied), In Ain
Al-Helweh hat die Verteilung von Nahrungsmitteln begonnen. Nachdem wir
einige Spenden erhalten haben, haben wir in Beirut uns dazu
entschlossen, Familien mit Unterwäsche und praktischen Trainingsanzügen
zu versorgen. Wir sortieren nun nach Größe, um mit der Verteilung
baldmöglichst beginnen zu können. Wir werden unsere Freunde genau
infomieren über die Zahl der Familien und Einzelpersonen, die in den
Genuss unserer Hilfe kommen.
Es ist wohl nicht nötig zu
erwähnen wie angespannt die Lage ist und je länger sie andauert um so
schlimmer wird diese nationale Katastrophe. Wir hängen von euch ab,
damit unsere Stimmen die Herzen und Köpfe der Menschen erreichen, denen
das Leid anderer nicht gleichgültig ist. Wie ich schon früher sagte, ist
Solidarität genauso wichtig wie Nahrungsmittel und Medikamente und wir
brauchen eine Lösung, die Augen öffnet, um zu sehen, dass wir existieren
und Ohren, die unsere Stimme hören.
Mit freundlichen Grüssen
Hanan im Auftrag von BAS
Quelle: Flüchtlingskinder im Libanon
e.V. |