TRANSLATE
Kommentar 1
des Monats September 2011
für: "Das Palästina
Portal"
von Abraham Melzer
Der Antisemitismus
globalisiert sich – die
jüdische Chuzpeh und
Dummheit auch
Immer
wenn Israels Hasbara,
also Propaganda, nicht
mehr weiß, was man gegen
die zunehmende Kritik an
Israels Politik und an
der israelischen
Unbeweglichkeit in der
Palästinafrage machen
soll, holt man die alte,
bewährte Geschichte, das
Märchen von der
„Delegitimierung
Israels“ und von der
„Globalisierung des
Antisemitismus“ aus der
Mottenkiste.
Man beauftragt
drittklassige
Propagandisten, die Welt
wieder einmal zu
erschrecken. Und so
warnt der Zentralrat der
Juden in Deutschland als
einer der aktivsten
zionistischen
Propagandaaußenposten
nun zum unzähligen Mal
vor einem sich „weltweit
ausbreitenden
Antisemitismus“ –,
nebbich. Doch die Welt
erschreckt das nicht.
Denn alle Statistiken,
die in den letzten
Jahren von ernsthaften
Institutionen erstellt
worden sind, belegen im
Gegenteil, dass der
weltweite Antisemitismus
abgenommen hat und
weiter abnimmt. Wenn
man, so wie ich, in
diesem Land , in
Deutschland, lebt, dann
braucht man gar keine
solchen Statistiken zu
Rate zu ziehen. Denn man
merkt in der
Gesellschaft täglich,
dass Antisemitismus
politisch absolut nicht
mehr relevant und
korrekt ist. Wenn man
jedoch berechtigte
Kritik an Israel mit
Antisemitismus
verwechselt und jeden,
der Israels Politik
kritisiert, gleich als
Antisemiten abstempelt,
kann es leicht
passieren, dass man die
Welt voller Antisemiten
sieht.
Der
Staat Israel hat in
seinem jüdischen und
demokratischen Anspruch
seine Identität noch
nicht gefunden. Als
jüdischer Staat
praktiziert er
zwangsläufig
Unterdrückung seiner
nicht-jüdischen
einheimischen
Bevölkerung. Er ist in
der Geiselhaft seiner
nationalistischen
Siedlungspolitik und in
der Geiselhaft der
national-religiösen
rechten Siedler
innenpolitisch gespalten
und international
isoliert. Es ist
kurzsichtig und
schwachsinnig, dies
nicht zu sehen und
stattdessen immer auf
die zu zeigen, die es
sehen, und sie als
Antisemiten zu
diffamieren. Der Staat
Israel grenzt mit seiner
jüdischen Identität
seine nichtjüdische
Bevölkerung, von
immerhin mehr als 20 %,
aus und verleugnet damit
auch seine eigene
Gründungscharta, die
Unabhängigkeitserklärung
von 1948.
Als
Staat wollte Israel
demokratisch und säkular
sein, und „ein Licht für
die Völker“. Was daraus
geworden ist, sehen wir
dagegen jeden Tag: Eine
Schande für die Juden
und das Judentum. Es ist
eben das Dilemma des
Staates Israel, zugleich
ein jüdischer und ein
demokratischer Staat
sein zu wollen.
Religion, mit dem allein
selig machenden Anspruch
auf das Land und damit
mit dem alleinigen
Anspruch auf Rechte und
Vergünstigungen,
verträgt sich nicht mit
Demokratie, die allen
Bürgern die gleichen
Rechte verspricht. Und
wenn es in Israel
Menschen gibt, die das
sehen und darauf
aufmerksam machen, dann
sind sie „jüdische
Selbsthasser“, und wenn
es keine Juden sind,
dann sind sie eben
Antisemiten.
Die
israelische
nationalreligiöse
Rechte, und mit ihr
viele Vertreter
jüdischer Gemeinden im
Ausland, ist der
Auffassung, dass um der
Heiligkeit des Landes
willen und weil wir
Juden das absolute Recht
auf ewig für uns
gepachtet haben,
Verletzungen der
Menschenrechte und des
Völkerrechts erlaubt, ja
sogar geboten sein
können. Sie ist der
Meinung, dass jeder, der
das nicht so sieht und
sich mit seiner Meinung
dagegen auflehnt, ein
Antisemit ist.
Es
reicht! Wie lange sollen
wir uns diesen
Schwachsinn denn noch
anhören?. Wie oft noch
will ein gewordener
Jude, der mit seinem
Übertritt nur seine
Karriere vorangeschoben
hat, solches Gift
verspritzen und solche
Warnungen aussprechen,
die nur peinlich und
beschämend sind?.
Die
israelische Propaganda
steht vor einer Mauer
des Unverständnisses und
des Misstrauens
gegenüber Israel. Und
das ist auch gut so.
Daher
greift man inzwischen zu
den absurdesten Mitteln,
indem man z.B. die
Deutsch-Israelische
-Gesellschaft (DIG) für
die israelische
„Hasbara“ einsetzt. So
bietet die DIG in Bremen
ein
„Hasbara“-Propaganda-Programm
für Schulen an und ist
daran interessiert, den
Schulen eigene,
ausgewählte und
ausgebildete
ReferentInnen kostenlos
zur Verfügung zu
stellen.Hierbei bietet
man einen „großen
Vortrag“ von (45 Minuten
Länge) zum Thema „Die
Geschichte Israels von
Abraham bis heute“,
einen „kleinen Vortrag“
von (30 Minuten Länge)
zum Thema „Die Gründung
Israels – Zionismus und
Staatswerdung“, eine
„Gesprächsrunde“ zum
Thema Antisemitismus
und, speziell für junge
Schülerinnen und
Schüler, eine
altersgemäße
„Information“ über den
Staat Israel an.
Schließlich kann die
Gehirnwäsche nicht früh
genug beginnen, und man
sollte auch wissen, dass
dieses Angebot den a
Kultusministern aller
Bundesländer gemacht
worden ist. Natürlich
ist jeder, der sich
dagegen empört und
protestiert, ein
verkappter Antisemit,
oder zumindest ein
Antizionist, was für die
Propagandisten von der
DIG und von der
israelischen Botschaft
ohnehin dasselbe ist.
Natürlich schweigt Herr
Kramer zu solch
offensichtlicher
Propaganda und
Gehirnwäsche und einer
derart unverschämten
Einmischung in die
Kulturhoheit der Länder
und schließlich des
Staates.
Es
wäre interessant, zu
wissen, wie der
Zentralrat sich
verhalten hätte, wenn
Palästinenser ein
ähnliches Programm über
ihre Sicht gestartet
hätten. Allerdings
wissen wir es schon,
denn die Reaktionen der
DIG und auch des
Zentralrats, zumindest
vieler jüdischer
Gemeinden, zur
Nakba-Ausstellung in
2010 und 2011 in
Frankfurt, Düsseldorf,
Freiburg und Aachen war
sehr deutlich und
unübersehbar. Doch auch
wenn man das Gleiche
tut, ist es noch lange
nicht gleich. Es gibt
eben immer solche, die
für sich selbst
Sonderrechte in Anspruch
nehmen wollen, und es
gibt Esel, die ihnen
diese Sonderrechte
gewähren.
Der
Zentralrat warnt, und
überall gehen die roten
Lichter an. In allen
deutschen Redaktionen
fühlt man sich moralisch
dazu verpflichtet, die
Warnung zu
veröffentlichen, um den
Zentralrat und seinen
Esel lächerlich zu
machen, denn dank der
vielen Warnungen in den
letzten Jahren und
Jahrzehnten, dank der
Vorarbeit von
berufsmäßigen Warnern,
Antisemitenjägern und
anderer Berufsjuden, ist
der Antisemitismus dort
gelandet, wo er für
anständige Menschen
schon immer hingehört
hat, nämlich auf dem
Misthaufen der
Geschichte. In den
Köpfen einiger
unbelehrbarer Neonazis
und Reaktionäre, auch
wenn diese Juden sind,
steckt er freilich immer
noch. Wann wird Kramer
endlich die Israelis
davor warnen, ihren
Staat – besoffen vom
primitiven Nationalismus
– in den Abgrund zu
fahren?.
Wann
wird er selbst sehen,
dass hinter diesem
Abgrund von ihnen selbst
eine Mauer errichtet
wurde, die sie niemals
überspringen können?.
Wann wird er erkennen,
dass die Israelis ihre
eigenen Gefangenen sind
und sie mit ihrer
Propaganda nun
versuchen, uns als
Geiseln zu nehmen?. Im
Jahre 1950, während der
Debatte über die
Wiedergutmachung im
israelischen Parlament,
der Knesset, war sich
die israelische
Regierung vollkommen im
Klaren darüber, dass sie
nicht das jüdische Volk
vertrat, sondern nur die
Juden, die in Israel
lebten. Das jüdische
Volk in der Diaspora
wurde vom Jüdischen
Weltkongress vertreten.
Damals sagte Mosche
Scharett, der damalige
Außenminister Israels,
darüber hinaus
Folgendes: „Mir ist
vollkommen klar, dass
wenn wir unsere
Forderung nach
Entschädigung vorlegen,
bei den Amerikanern und
den anderen Mächten die
Frage nach
Entschädigungszahlungen
unsererseits an die
Araber auftreten kann.
Wir könnten darauf
antworten: Wenn wir eine
Entschädigung von den
Deutschen bekommen, wird
uns das ermöglichen, die
Araber großzügig zu
entschädigen. Wir
ignorieren nicht unsere
moralische
Verpflichtung, den
Arabern Wiedergutmachung
zu zahlen.“
In
den 60 Jahren, die
seitdem vergangen sind,
ist das eine oder andere
davon vergessen worden.
Heute tut Israel so, als
ob es alle Juden der
Welt verträte, und von
der Zahlung einer
Entschädigung an die
Araber ist gar keine
Rede mehr. Wie wäre es,
wenn der Zentralrat sich
hier engagierte und die
israelische Regierung
und das israelische Volk
daran erinnerte?. Es ist
etwas faul im Staate
D..., a Aber nein, es
stinkt nur im Zentralrat
der Juden, und es ist
der alte Gestank des
Antisemitismus, den man
sich wünscht, bevor er
endlich schnell
verschwindet. Denn womit
wird man die Gojim in
Zukunft schlagen, wenn
die Keule des
Antisemitismus
verschwunden sein wird?
Heute gibt es hier und
dort sicher noch lebende
Antisemiten. Neulich
sagte bei einer
Mahnwache zugunsten
Palästinas eine hübsche,
blonde Frau zu mir: „Ich
bin Polin und
Antisemitin!“. Früher
wäre ich vielleicht zu
Tode erschrocken, doch
heute antworte ich
hierauf vollkommen
emotionslos: „Wenn es
Ihnen Spaß macht, habe
ich nichts dagegen.
Jeder hat ein Recht auf
seine Meinung.“
Sorgen würde ich mir
erst machen, wenn Frau
Merkel das sagen und es
zur deutschen
Staatsräson erklären
würde. Davon sind wir
aber Gott sei Dank weit
entfernt. Zur deutschen
Staatsräson gehört
jedoch „Antisemitismus“
gegenüber
Palästinensern.
Zur absurd-krummen Logik
der Kanzlerin gehört es
auch, für eine
„Zweistaatenlösung“ zu
sein, aber den zweiten
Staat, Palästina, nicht
anerkennen zu wollen.
Wie lange noch?
Vielleicht sollte man
Frau Merkel auf die
israelische
Unabhängigkeitserklärung
aufmerksam machen, die
in Israel eine
ordentliche Verfassung
seit mehr als sechzig
Jahren ersetzt.
Dort kann man lesen:
„Gleich allen anderen
Völkern, ist es das
natürliche Recht des
jüdischen Volkes, seine
Geschichte unter eigener
Hoheit selbst zu
bestimmen.“ Und warum
sollte das
palästinensische Volk
dies nicht auch dürfen?
Leider war diese
Forderung, wie alles
andere seitdem, aber
immer nur für das
jüdische Volk gültig,
niemals auch für andere
Völker, und so ist auch
der folgende Auszug aus
dieser israelischen
„Verfassung“ verlogen,
heuchlerisch und
zynisch: „Wir wenden uns
an die in Israel
lebenden Araber mit dem
Aufruf, den Frieden zu
wahren und sich aufgrund
voller bürgerlicher
Gleichberechtigung und
entsprechender
Vertretung in allen
provisorischen und
permanenten Organen des
Staates an seinem Aufbau
zu beteiligen.“ Dieser
Erklärung vom 15. Mai
1948 folgte die
Vernichtung von mehr als
400 Dörfern und
Gemeinden und die
Vertreibung von mehr als
700 000 Palästinensern
aus ihren Häusern,
Wohnungen und von ihrem
Grundbesitz. Ist es
nicht endlich an der
Zeit, dass sich jüdische
Funktionäre auch damit
beschäftigen und für die
Anerkennung des Unrechts
eintreten, das man den
Palästinensern angetan
hat?.
Ist es nicht endlich an
der Zeit, dass jüdische
Funktionäre, wenn sie
sich schon mit dem
Nahostkonflikt und der
Legitimierung Israels
beschäftigen müssen, die
Israelis an ihre eigenen
Verprechen erinnern:
„Der Staat Israel wird
seinen Bürgern ohne
Unterschied von
Religion, Rasse und
Geschlecht, soziale und
politische
Gleichberechtigung
verbürgen.“? Dieses
Versprechen in der
Unabhängigkeits-erklärung
wurde schon längst
gebrochen, und es werden
in Israel tägliche neue
rassistische und
undemokratische Gesetze
erlassen. Wie lange noch
Der Semit"
- Heft 4 August/September
3. Jahrgang >>>
Inhalt
>>>
|