His masters Voice
Abraham Melzer
Josef Schuster, der
Vorsitzender des Zentralrats der Juden
in Deutschland und Benjamin Netanjahu,
Israels Ministerpräsident, haben
natürlich das Recht zu behaupten, dass
die israelische Armee die moralischste
Armee der Welt sei oder dass Israel die
einzige Demokratie im Nahen Osten ist
und kein Apartheid Staat, aber wir, ihre
Kritiker, dürfen über solche Aussagen
lachen und wir dürfen auch behaupten,
dass beide an Paranoia leiden. Während
Schuster die Rolle des Knechts spielt,
der seinem Herrn aus dem Munde redet,
als wäre er „his masters voice“, spielt
Netanjahu die Rolle des „Master“,
überheblich, arrogant, selbstgerecht und
zynisch. Mit diesen Eigenschaften will
er alle Juden der Welt vertreten, auch
diejenigen, die ihn verachten und
hassen.
Schuster passt zum
Zentralrat der Juden wie die Faust auf´s
Auge. Ein jämmerlicher Opportunist, der
kein Rückgrat, keine Zivilcourage und
kein Programm hat, wie er die jüdischen
Gemeinden in Deutschland führen soll.
Deshalb macht er Business as usual,
trampelt in den ausgetrampelten Pfaden
seiner Vorgänger, beschwört seine
Verbundenheit mit Israel, die sich in
dämlichen zionistischen Parolen
erschöpft und hat keine Vision und viel
Angst die Juden in Deutschland in eine
Zukunft zu führen, in der sie sich als
deutsche Juden oder jüdische Deutsche
definieren könnten.
Soll die jüdische
Gemeinschaft in Deutschland weiter so
machen? Vielleicht sogar ewig eine
israelische Kolonie bleiben und den
israelischen Interessen dienen, auch
wenn diese noch so absurd, unmenschlich,
undemokratisch und im Gegensatz zu
unserem Grundgesetzt stehen? Wie lange
noch wollen jüdische Gemeinden ein
Fremdkörper in diesem Land sein, der
sich loyal zum Staat Israel bekennt und
nicht zu diesem Staat, in dem sie leben?
Wie lange noch soll uns beim Betreten
einer jüdischen Gemeinde das Porträt des
israelischen Präsidenten anglotzen und
daneben die israelische Flagge? Oder
gibt es auch eine jüdische Gemeinde, die
ich noch nicht besucht habe, wo das
Porträt des deutschen Präsidenten hängt
und daneben die deutsche Flagge?
Wie lange noch will man
in deutschen Synagogen zum Wohle der
israelischen Armee beten? Wie lange will
man mit dieser Heuchelei leben? Und wenn
dann ein nichtjüdischer Deutscher auf
die Idee kommt, dass es sich bei diesen
Juden womöglich gar nicht um Deutsche
handelt, schreien „diese Juden“ im Chor:
Antisemit. Merkt denn keiner von ihnen
wie absurd und ekelhaft dieses Verhalten
ist? Selbst ein Ultrazionist wie Broder
macht sich darüber lustig. Für ihn sind
Schuster und seine Lakaien
„Ghettojuden“, auch wenn er selber auch
ein Ghettojude ist, der sein Ghetto im
Kopf trägt.
Wie lange wollen wir noch
diese unerträgliche Situation ertragen
und eine schöne Miene machen, zu diesem
hässlichen Spiel? Sind die Juden in
Deutschland nur Juden in Deutschland?
Wollen sie sich nicht integrieren?
Wollen sie immer abseits stehen und über
Deutschland reden, als ob sie gar nicht
hier leben? Wollen sie keine Deutsche
sein, obwohl viele von ihnen schon zwei
oder gar drei Generationen hier leben
und die meisten hier bleiben wollen,
weil sie sehr gut wissen, dass es ihnen
nirgends, und am aller wenigsten in
Israel, besser gehen würde.
Israel steht kurz vor
einer dritten Intifada und wenn diese
über kurz oder lang von der moralischen
israelischen Armee niedergeknüppelt
werden wird, dann wird über kurz oder
lang die vierte und fünfte Intifada
kommen. Die Palästinenser werden nicht
aufhören um ihr Land und ihre Freiheit
zu kämpfen bis sie sie erhalten werden.
Werden die Israelis so lange kämpfen
können und wollen. Diejenigen, die eine
Möglichkeit haben ins Ausland zu
fliehen, nach Europa, werden es tun. Und
es sind viele, es ist im Grunde die
Elite des Landes, die über zwei Pässe
verfügen.
Lohnt es sich noch für
ein solches, rassistisches Israel zu
kämpfen? Das fragen sich immer mehr
Israelis und die Antwort darauf ist
Auswanderung nach Berlin, wo die
israelische Gemeinde von Tag zu Tag
wächst. Was soll heute noch einen
Israeli an Tel Aviv reizen? Eine der
teuersten Städte der Welt, teurer als
Zürich, London oder sogar New York. Tel
Aviv kommt gleich hinter Tokio. Tokio
hat aber mehr zu bieten als Tel Aviv,
zumindest mehr Sicherheit.
Es ist wohl zu spät die
Politik zu ändern. Israel marschiert
entschlossen und blind in Richtung des
Abgrunds. Es wird ein chauvinistischer,
nationaler, engstirniger, militärischer
und gnadenloser Staat, der auf
zwölfjährige Kinder schießt, um sie zu
töten, weil sie gegen die Grausamkeit
ihrer Unterdrückung protestiert und
Steine geworfen haben. Ein Staat in dem
Bürger von der Straße verhaftet werden
und ohne Prozess in Administrativhaft
für Jahre landen können. Ein Staat, der
an die dunkelsten Tage der dunkelsten
Regime in Europa und sonst wo erinnert.
Ein Staat, der sich moralischer, besser,
klüger und pragmatischer glaubt, als
seine Nachbarn, aber auch als alle
anderen Staaten auf der Welt. Es ist
diese „jüdische“ Arroganz und
Überheblichkeit, die die Israelis dazu
verführt zu glauben, sie seien besser,
moralischer, vernünftiger, humaner und
klüger als alle ihre Nachbarn, und viel
mehr noch, als alle anderen Völker.
Ist das das Israel, wovon
seine Staatsgründer träumten? Wie oft
müssen sich Herzl, Ben-Gurion, Weizmann
und sogar Begin in ihrem Grab drehen und
stöhnen angesichts dieser politischen
Dummheit und Unvernunft?
Ist das das Israel, das
wir schützen müssen, dessen Sicherheit
deutsche Staatsräson sein soll? Nein,
hinter einem solchen Israel, dass Kinder
tötet, kann Deutschland nicht stehen.
Wir müssen deshalb aufhören Israel zu
kritisieren. Das bringt nicht und
weniger als nichts. Es macht die
Israelis trotzig und verstärkt ihre
Sturheit und ihren Glauben, dass alle
Welt die Juden hasst. Wir müssen sie
ignorieren und unsere Politiker, die
deutschen und die europäischen Politiker
auffordern Israel ebenso zu ignorieren,
zu verachten und wenn es sein muss und
sich die Gelegenheit ergibt,
schonungslos zu kritisieren. Keine
Rücksichten nehmen auf den Holocaust,
denn die Ermordeten des Holocaust, zum
Beispiel meine Familie, für die ich hier
stehe und spreche, hätten das nicht
gewollt. Mein Urgroßvater, der in
Galizien gelebt hat und ein frommer Jude
war, wollte nicht, dass seine Urenkel
Palästinenser wie Sklaven behandeln, ihr
Land rauben und sie in Massen
massakrieren.
Netanjahu missbraucht
aber meinen Urgroßvater und alle anderen
Urgroßväter für seine koloniale Politik.
Mein Urgroßvater und mein Großvater und
selbst mein Vater wollten nicht nach
Palästina auswandern und noch weniger
wollten sie dort Araber aus ihrer Heimat
und aus ihrem Heim vertreiben und sich
selber in diese Heime niederlassen. Dass
es so gekommen ist, ist die Schuld der
Deutschen und deshalb haben Deutschland
und Merkel eine ganz besondere
Verantwortung: Den Juden gegenüber, wie
fliehen mussten aber auch ganz besonders
den Palästinensern gegenüber, die von
diesen Juden vertrieben wurden.
- "Freiheit, Demokratie,
die Würde jedes einzelnen Menschen" sind
gemeinsame Werte von Deutschland und
Israel, so Bundeskanzlerin Merkel im
Interview mit der jüdischen Tageszeitung
Yedioth Ahronoth. Sie wünsche sich, dass
sich junge Deutsche für Israel
interessierten, so die Kanzlerin.
Leider hält sich aber unsere Kanzlerin
nicht daran. Sie schließt Palästina aus
dieser sogenannten „Wertegemeinschaft“
aus. Für Palästinenser soll es keine
Freiheit, keine Demokratie und vor allem
keine Menschenwürde geben. Palästinenser
sind der israelischen Willkür, Ungnade
und Selbstgerechtigkeit ausgeliefert und
Angela Merkel steht abseits und wäscht
ihre Hände in Unschuld. Dabei werden
künftige Generationen ihre Schuld
erkennen und benennen und verurteilen.
Jedermann auf der Straße sieht die Lage
realistischer, deutlicher und vor allem
ehrlicher, als diese unselige Kanzlerin,
mit der uns das Schicksal bestraft. Seit
wann haben Deutschland und Israel
gemeinsame Werte. Schließlich leben wir
im 21. Jahrhundert und nicht mehr im
Dritten Reich. Sollte Merkel Israel und
Nazi-Deutschland vergleichen, dann
könnte man von „gemeinsamen Werten“
sprechen, aber nicht von der
Bundesrepublik mit ihrem Grundgesetz auf
dem wir nur stolz sein können. Nicht
aber auf die Organe, die es verteidigen
sollen. Deshalb müssen wir als Volk
dieses Grundgesetzt verteidigen und den
Politikern den Weg zeigen. Es ist aber
leider inzwischen zu einer
Binsenweisheit verkümmert, dass das Volk
manchmal (oft) klüger ist als seine
Führer.