SEQ CHAPTER \h \r 1VOR KRIEGEN WIRD DAS SCHWEIGEN DER
SPRACHE TOTALITÄR
5. Oktober 2006
Die International
Crisis Group (Hauptsitz in Brüssel:
www.crisisgroup.org) veröffentlicht den Middle-East Report. Das einzige, umfassend
dargestellte Thema: THE ARAB-ISRAELI CONFLICT. Zuvor - am 4.
Oktober - platziert sie in der New York Times und der
Financial Times aus dem Anhang C einen Text unter der
Überschrift
GLOBAL LEADERS STATEMENT
Darin heißt es, jeder
weitere Tag würde die Aussichten auf eine dauerhafte, friedliche
Lösung unterminieren. “So lange dieser Konflikt anhält, wird er
Instabilität und Gewalt in der Region und darüber hinaus erzeugen.”
Eingefordert wird die Einhaltung der UN-Resolutionen 242 aus dem
Jahr 1967, und 338 aus dem Jahr 1973, die Camp David Vereinbarungen
von 1978, die Clinton-Maßstäbe von 2000, die Initiative der
Arabischen Liga von 2002 und die Roadmap von 2003, vorgelegt vom
Quartett UNO, USA, EU und Russland. “Das Ziel muss die Sicherheit
und volle Anerkennung des Staates Israel in den international
anerkannten Grenzen sein, ein Ende der Besatzung des
palästinensischen Volkes in einem lebensfähigen, unabhängigen,
souveränen Staat und die Rückgabe des verlorenen Landes an Syrien.”
Verlangt wird eine internationale Konferenz, idealerweise möglichst
bald - an ihr sollten alle relevanten Spieler teilnehmen, die eine
umfassende Friedensvereinbarung mit detaillierten Verhandlungen
ausarbeiten und verabschieden. Die Global Leaders
umreißen dies in vier Schwerpunkten - da die Quellen leicht zu
beziehen sind, erspare ich mir die Wiedergabe. Sie sind klar und
realistisch; sie sollen wohl eine Alternative zum Kriegskurs der
gegenwärtigen US-Regierung und ihrer engsten Verbündeten in Europa -
Deutschland und Frankreich - aufweisen. Zu
den “Globalen Anführern” gehören 124 Persönlichkeiten aus allen
Kontinenten, samt und sonders ehemalige führende Staatsmänner,
darunter befinden sich:
SHLOMO BEN-AMIN ,
CARL BILD, BOUTROS BOUTROS-GHALI, JIMMY CARTER, ZBIGNIEW BRZEZINSKI,
FRANK CARLUCCI, WESLEY CLARK, JACQUES DELORS, RUTH DREYFUSS, ROLAND
DUMAS, JOSCHKA FISCHER, FELIPE GONZALES MÁRQUEZ, MICHAIL
GORBATSCHOW, BOB HAWKE, JOHN HUME, LIONEL JOSPIN, F W DE KLERK, WIM
KOK, ALEKSANDR KWASNIEWSKI, JOHN MAJOR, ROBERT MCNAMARA, JEWGENI
PRIMAKOW, MALCOLM RIFKIND, MICHEL ROCARD, MARIO SOARES, DESMOND
TUTU, HUBERT VÉDRINE, RICHARD VON WEIZSÄCKER
Die führenden
Politiker der Großen Koalition, Bundestag und Bundesrat, die Medien
Fernsehen, Funk, Presse hüllen sich bis heute in Schweigen. Das
grenzt an totalitäres Verhalten. Niemand kann behaupten, er habe
davon nichts gehört oder gelesen - am allerwenigsten die Chefs der
Süddeutschen Zeitung - die “Tochter” der New York
Times in München. Haben sich Deutschlands Leaders für den
neuen großen Krieg entschieden, weil der Aufmarsch - mit deutschen
Truppen - schon begonnen hat?
6. Oktober 2006
Michel Chossudovsky
warnt vor den Kriegsvorbereitungen im Mittleren Osten und betont, es
sei dringend nötig, dass Menschen in ganz Amerika und aller Welt die
Kriegsvorbereitungen gegen den Iran und im östlichen Mittelmeer zur
Kenntnis nehmen, der US-Militär-Agenda widerstehen und den Gang der
Dinge umkehren.
“Die Welt ist am
Kreuzweg und in der ernsthaftesten Krise der modernen Geschichte.”
Alle schon zuvor detailliert beschriebenen Vorgänge der US-geführten
NATO-Armada werden von Chossudovsky noch brisanter dargestellt und
die Monster der Zerstörungen abgebildet. Vergleiche:
http://www.globalresearch.ca/PrintArticle.php?articleId=3407
Chossudovsky,
Verfasser des Buches “America’s War on Terrorism”, fordert alle auf,
die “Verschwörung des Schweigens” zu durchbrechen, die “Lügen der
Medien und die Verzerrung der US-Administration und der sie
unterstützenden Regierungen” aufzudecken - die “Sicherheits- und
Kriegsagenda” entspricht schon jetzt Konturen eines Polizeistaates.
“Das US-Kriegsprojekt
muss in den Vordergrund der öffentlichen politischen Debatte gerückt
werden - besonders in Europa. Politische und militärische Führer,
die gegen den Krieg opponieren, müssen einen festen Standpunkt gegen
ihre Institutionen einnehmen. Bürgerinnen und Bürger müssen
individuell und kollektiv gegen den Krieg aufstehen.”
“Die Konzerne und
Sponsoren, die den Krieg und die Kriegsverbrechen unterstützen,
müssen ins Visier genommen werden, auch die finanziellen
Institutionen und die Konzernmedien, die zu deren Propagandamaschine
gehören.”
“DIE ROLLE DER
MEDIEN-DESINFORMATION ZUR ABSTÜTZUNG DER MILITÄRAGENDA IST EIN
KERNPROBLEM: Wir werden in unseren Anstrengungen nicht erfolgreich
sein, wenn der Propagandaapparat nicht geschwächt wird. Es ist
erforderlich, unsere Mitbürger über Ursachen und Folgen der
ausufernden Kriegsverbrechen und Grausamkeiten zu informieren, die
von den Medien routinemäßig verdunkelt werden.”
Michel Chossudovsky
nennt ein Dutzend Beispiele von Kriegsmanövern in der näheren und
weiteren Region, die sich auf den US-geführten NATO-Aufmarsch zur
See vorbereiten. Alle Kriegsspiele erstreckten sich auf den Zeitraum
vom 19. August bis zum 4. Oktober 2006. Sie umfassten die Manöver
für den Ernstfall durch folgende Staaten: Iran, Russland,
Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan, China.
Am 6. Oktober 2006
verweist Eric Rosenberg im San Francisco Chronicle auf die
Möglichkeit eines Atomkrieges aus Zufall, vor dem US-Experten
warnen. Auch Russlands Präsident Putin äußert sich in diesem Sinn.
Postol, Podvig und andere Experten meinen, dass bei einem Einsatz
von Raketen mit Mininuklearköpfen das russische Frühwarnsystem nicht
unterscheidet. “Die Vereinigten Staaten und Russland haben die
Möglichkeit eingeräumt, dass Russlands Geräte einen Angriff [auf ein
anderes Land wie Iran oder Nordkorea] irrtümlich als Nuklearangriff
der Vereinigten Staaten auf Russland registrieren.” Die Russen, so
Podvig, haben keine Möglichkeit der Unterscheidung zwischen Raketen,
die von U-Booten abgefeuert werden und bis zu 20.000 Fuß pro Sekunde
in den Raum hochschießen - dies würde einen Gegenschlag mit
Interkontinentalraketen auf Amerika auslösen können. (http://www.truthout.org/docs_2006/printer_100706X.shtml)
Aufmerksamkeit
verdienen auch die Konflikte zwischen Georgien und Russland. In
Georgien ist eine Elite an der Macht, deren Handlungen mit der
Bush-Administration abgestimmt sind. Kenner der Szene in und um den
Krisenherd im Kaukasus (Tschetschenien, Ossetien, Abchasien, die
Pipeline von Aserbaidschan durch die Türkei bis zum Mittelmeer) gilt
als heißer Brennpunkt für den Krieg gegen den Iran und Syrien. Sie
fragen sich auch, warum die Ermordung der kritischen russischen
Journalistin, Anna Polikowskaja, ausgerechnet jetzt erfolgte. Da
sich die deutschen Journalisten, die in der Verdunkelung jüngster
und bevorstehender Kriegsverbrechen geübt sind, Bundeskanzlerin
Merkel in diesem Zusammenhang ermahnen, Präsident Putin beim Besuch
in Dresden danach zu fragen, wird man ja schon in ein paar Tagen
vielleicht mehr wissen. Wie wäre es, wenn das bei der Einweihung des
Dostojewski-Denkmals in Dresden am 10. Oktober 2006 geschähe?
Merkels Beratern im Auswärtigen Amt (oder doch eher bei der
Bertelsmann-Stiftung) wäre zu empfehlen, sich mit dem neuen
Positionspapier zu befassen, das Ex-Botschafter und
Deutschlandexperte, Valentin Falin, und Gennadi Jewstafiew, ein
hoher ehemaliger Experte des Auslandsnachrichtendienstes, verfassten
- über die russländisch-amerikanischen Beziehungen in allernächster
Zeit. Für die Bundeswehrsoldaten in Georgien und deren Vorgesetzten,
Verteidigungsminister Jung, lohnt sich die Lektüre der
Literaturnaja Gaseta, No. 41 (4.-10. Oktober 2006), die darüber
ein Interview mit Alexander Wladimirow, Militärexperte und
Generalmajor, veröffentlicht hat - aus deutschen Medien erfahren sie
sowieso fast nichts mehr.
Wolfratshausen, 9.
Oktober
2006
FRIEDRICH HITZER
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