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Professor Avi Shlaim (Oxford University) in London Anfang November 08 zum Thema :
What happened to the zionist dream?

 

Israelis haben ihren  60ten Geburtstag in düsterer Stimmung gefeiert.

Warum so düster? Trotz der spektakulären Erfolge und Errungenschaften der ersten 60 Jahre gab es ein herausragendes Versäumnis:

Das Versäumnis, den Konflikt mit den arabischen Nachbarn friedlich zu lösen.

 

Meine Position dazu ist klar und unzweideutig: Ich habe nie die Legitimität des Staates Israel in den Grenzen vor 1967 in Frage gestellt. Was ich kompromisslos ablehne ist das zionistische Kolonialprojekt jenseits der "Grünen Linie" (Grenzen vor dem Juni 1967).

 

Der zionistische Traum war realisiert worden. Der Krieg im Juni 1967 hat alles verändert. Er hat den Verlauf der zionistischen Geschichte zum Entgleisen gebracht. Er hat (erstens) die Frage der territorialen Ziele des Zionismus wieder aufgeworfen und zweitens war Israel zum ersten Mal in der Lage,  seinen Nachbarn etwas für den Frieden anzubieten: Land.

Nach dem spektakulären militärischen Sieg aber interessierten sich Israelis mehr an Land als an Frieden, besonders an der östlichen Grenze.

Religiöser Messianismus  kombiniert mit sekularem Nationalismus führten zur Groß-Israel-Bewegung "Gush Eminim" und zum Bau der Siedlungen in den besetzten Gebieten.

Hier möchte ich klar feststellen: Alle Siedlungen sind illegal. Und sie sind das größte Hindernis auf dem Weg zum Frieden.

 

Zionismus hat sich immer mit universellen Werten und mit Land beschäftigt

Nach 1967 entwickelten die Israelis eine Besessenheit in Bezug auf Land und Gebiete. Es wurde zum alles überragenden Ziel.

 

1993 ergriff Izhak Rabin die Initiative und unterzeichnete den Oslo-Vertrag mit der PLO und besiegelte den historischen Kompromiss durch einen recht zögerlichen Händedruck mit Yassir Arafat im weißen Haus.

Rabin wurde ermordet und der Friedensprozess entgleiste. Der Oslo-Prozess brach zusammen. Warum? Den Hauptgrund für den Zusammenbruch des Oslo-Prozesses kann ich in einem Wort zusammenfassen: Siedlungen.  

Man kann nicht politisch Fortschritte machen in Richtung einer Vereinbarung mit den Palästinensern und gleichzeitig immer mehr von ihrem Land stehlen. Landraub und Frieden machen vertragen sich einfach nicht.

 

Ariel Sharon war fünf Jahre lang an der Macht, in denen keine Verhandlungen mit der palästinensischen Autonomiebehörde für eine endgültige Friedensvereinbarung stattfanden.   

Er war der Champion gewaltsamer Lösungen, der jüdische Rambo.

Sein Ziel war in einem Wort: Politizid der Palästinenser, er wollte den Palästinensern jegliche Existenz in Palästina verweigern.

Er wollte unilateral die Grenzen von Groß-Israel neu ziehen. Die Mauer und auch der Rückzug aus Gaza waren Teil dieser unilateralen Herangehensweise.  

 

Ehud Olmert folgte in Ariel Sharons Fußstapfen. Seine Politik war ein manifester Fehlschlag.  Dies führte die israelische Gesellschaft in die Sackgasse.  Es gibt heute kein Licht am Ende dieses Tunnels. Er machte Israel schließlich zu einem Apartheid-Staat. Weil Israel zu einem Apartheid-Staat wurde, verlor es kontinuierlich mehr und mehr internationale Sympatien.

Ich stimme in dieser Sache sehr mit Hanna Ahrend überein.  

 

Das entscheidende Problem heute ist also die Besatzung. Sogar Ehud Omert hat dies, nach drei Jahren an der Macht, erkannt. Im letzten Monat gab er in der Zeitung "Yediot Achronot" ein wichtiges Interview, in dem er sagte:

Wir täuschen uns, wenn wir denken, wir könnten Frieden mit den Palästinensern erreichen ohne Rückzug von allen oder fast allen besetzten Gebieten. Gebiete, die wir behalten, müssen wir eins zu eins tauschen mit Gebieten aus dem israelischen Staatsgebiet.

Olmert verkörpert die Bewegung des rechten Flügels des zionistischen Traums.  Wenn also Olmert sagt, die Besatzung muss enden und wir müssen alle Gebiete zurückgeben, dann ist der Moment wirklich gekommen.

 

In einem Punkt bin ich anderer Meinung als Ehud Olmert:

Ich denke Israel sollte den Palästinensern alle Gebiete zurückgeben, nicht als Konzession, nicht um ihnen einen Gefallen zu tun, sondern um sich selbt einen Gefallen zu tun. Wie Karl Marx schon sagte: Ein Volk, das ein anderes unterdrückt,  kann selbst nicht frei bleiben.

 

Was ist also passiert mit dem zionistischen Traum? Meine Antwort:

Der zionistische Traum wurde zerstört durch rücksichtlosen israelischen Landraub und das Bauen Israels auf militärische Gewalt.

 

Ich möchte dennoch meine Worte nicht pessimistisch beschließen. Auf lange Sicht bin ich nicht pessimistisch, sondern optimistisch. Ich bin optimistisch, weil ich glaube, Nationen  wie Individuen sind fähig, vernünftig zu handeln,  –  nachdem sie alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft haben.

 

http://www.haaretz.com/hasen/spages/1039411.html   

(dt. Weichenhan-Mer)

 

 

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