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VERRÜCKTES LAND
Eine
Ehrengarde
Adam Keller, 25.Mai 2010
Die Flotille ist schon auf ihrem
Weg an die Küste des Gazastreifens. Hunderte von Aktivisten aus
Irland und den USA, der Türkei, Griechenland und Schweden, sogar
ein paar israelische Bürger. Neun Schiffe mit medizinischen
Geräten, Schulmaterial und Baustoffen.
Heute morgen verkündete die
Yedioth Achronot, welche besondere Ehre der Staat Israel sich
entschlossen hat, den segelnden Aktivisten zu gewähren: der
Kommandochef unserer Marine, Admiral Eliezer Marom wird ihnen
seine volle und ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Der Admiral
persönlich – kein Untergebener oder ein Vertreter - wird das
Kommando bei der „Operation Seewinde“ haben. Das ist der
Codenamen für die Operation, um die Boote voller Hilfsgüter
vor Gazas Küste zu blockieren, wegzuschleppen und jeden
einzelnen der Aktivisten gefangen zu nehmen, zu fesseln und sie
in das neue Haftzentrum zu befördern, das an der Küste von
Ashdod errichtet wurde.
Wie in der Zeitung bemerkt wird,
ist es eine schwierige und komplizierte Operation für die Marine
des Staates Israel, die verhältnismäßig klein ist und einen
winzigen Teil des Verteidigungsbudget erhält. Zweifellos eine
schwierige und komplizierte Operation, aber die zähen Burschen
des Marinekommandos warten auf den Befehl, an Bord zu gehen. Die
Chefs der bewaffneten Kräfte fürchten, „die Aktivisten auf den
Booten werden versuchen, sich den Kommandos, die sie übernehmen
wollen, entgegen zu stellen, die entstehenden Ausschreitungen
aufzunehmen, und Israel in Verlegenheit zu bringen.
Das ist wirklich nicht sehr nett.
Ist das die Art und Weise, wie sich Friedensaktivisten benehmen?
Und eine etwas selektive Erinnerung
Es war einmal eine Zeit – noch gar
nicht so lange her – als es in Israel fast unmöglich war, zu
erwähnen, dass auch das armenische Volk einen Völkermord
durchgemacht hat. Als armenische Bürger Israels und Bewohner
Ost-Jerusalems eine stille Mahnwache vor der türkischen
Botschaft halten wollten, wurde ihnen dies von der Polizei
strikt verboten. Und als ein linker Bildungsminister mit Namen
Yossi Sarid versuchte, den armenischen Genozid in die
Schulbücher israelischer Schüler zu bringen, wurde diese
unverantwortliche Initiative sofort abgesagt.
All dies war natürlich in einem
anderen Zeitalter – in der Zeit, als die Türkei ein
strategischer Verbündeter Israels war. Aber heute? Wenn diese
Bastarde von Türken es wagen, an die Küste des Gazastreifens zu
segeln? Nun ist die Zeit für jeden patriotischen und
selbst-achtenden Israeli gekommen, um von den Dächern zu
schreien und der Welt zu erzählen, was den Armeniern geschah.
(dt. Ellen Rohlfs)
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