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Das Experiment Gaza
Shir Hever - 05.01.2012
Die wirtschaftliche Ausbeutung stellt
ein Schlüsselelement der israelischen Besatzung in den besetzten
palästinensischen Gebieten dar, wie es z.B. in der jüngsten
Entscheidung des Obersten Gerichtshofs augenscheinlich wurde, die
israelischen Unternehmen erlaubt, Steinbrüche im Westjordanland
aufzumachen, Rohstoffe auszuführen und mit Gewinn zu verkaufen: ein
schlichter Akt der Ausbeutung.
Der Gazastreifen scheint dafür ein
Gegenbeispiel zu sein. Die israelische Politik scheint auf die
Ausbeutung der Wirtschaft des Gazastreifens verzichtet zu haben.
Ende 2005 zerstörte Israel die Farmen und Gewächshäuser, Eigentum
der (israelischen) Siedler in Gaza, die die Ressourcen Boden und
Wasser des Gazastreifens ausbeuteten, und zog etwa 8.000 Siedler aus
Gaza ab. Die Siedler entließen tausende schlecht bezahlte
palästinensische Arbeiter. Die israelischen Behörden gaben keine
Genehmigungen mehr für Palästinenser aus, die in Israel Arbeit
suchten, und die Arbeitgeber ersetzten die Palästinenser schnell
durch Arbeitsimmigranten. Auch die in israelischem Besitz
befindlichen Steinbrüche im Gazastreifen wurden geschlossen.
Auch wenn die israelischen Unternehmen
durch den Verkauf von - unter anderem - Wasser, Elektrizität,
Benzin, Gas zum Kochen, Konsumgütern und Lebensmitteln an Gaza
Gewinne erzielen, beschränken die harten Restriktionen durch die
israelische Armee doch die Mengen und die Art der Dinge, die die
Palästinenser importieren dürfen.
Bedeutet das, dass Israel die Kontrolle
über den Gazastreifen wirklich aufgegeben hat? Natürlich nicht! Die
israelische Kontrolle über Gaza dauert an und umfasst eine
Dauerpräsenz im Luftraum, das Eindringen in die Küstengewässer, die
strikte Kontrolle der Grenzen und über denjenigen, der sie
überschreiten darf und darüber, wer sie überschreiten darf. Jedes
Baby, das in Gaza geboren wird, wird im Bevölkerungsregister Israels
eingetragen. Die Bombardierungen und Tötungen sind einer der
direktesten Methoden, Kontrolle auszuüben.
Diese neue Politik Israels hat den
Gazastreifen zum größten Ghetto der Welt oder größten
Freiluftgefängnis gemacht, in dem die israelische Armee unzählige
Experimente mit neuen, von israelischen Rüstungsfirmen entwickelten
Waffen durchführt. Das Technion (Israel Institut of Technology,
Universität Haifa) entwickelte ferngesteuerte Bulldozer, die bei den
Hauszerstörungen während des israelischen Einmarschs 2008/2009
benutzt wurden. Nach diesem Angriff führte die israelische Armee
eine Messe durch, um die während des Angriffs eingesetzten neuen
Technologien vorzustellen, speziell die Roboter, die Kameras in
Gebiete bringen, die man als zu gefährlich für die Soldaten hält.
Die von der Rüstungsfirma Rafael entwickelten unbemannten Schiffe
patrouillieren entlang der Küste Gazas.
Und das Wichtigste: die israelische
Luftwaffe setzt unbemannte Flugzeuge ein, die von IAI (Israel
Aerospace Industries), Elbit Systems und anderen israelischen
Rüstungsfirmen entwickelt wurden, um so häufig im Luftraum des
Gazastreifens zu patrouillieren, dass die Einwohner von Gaza dafür
den Ausdruck "zenana" ("Summen") gefunden haben, um das
Dauergeräusch zu beschreiben, das die besagten unbemannten Flugzeuge
verursachen. Sie werden sowohl zur Überwachung als für den Abwurf
von Raketen benutzt.
Nach dieser Aufzählung ist es eindeutig,
dass von israelischen Unternehmen entwickelte und im Gazastreifen
getestete militärische Technologie auf einen Punkt hinausläuft: für
die Soldaten Risiko und Einsatz zu reduzieren, während man die
vollständige Kontrolle über das Territorium von Gaza behält. Die
Reduktion des menschlichen Faktors bei den Besatzungskräften führt
dazu, dass die Besetzung des Gazastreifens auf lange Zeit politisch
leichter durchzusetzen ist.
Die Gewinne dieses Unternehmen rühren
nicht aus der direkten Ausbeutung der Wirtschaft Gazas (oder dessen,
was davon übrig ist), sondern vom Verkauf dieser Technologie an
andere Länder. Die westlichen Länder sind sehr an Technologien
interessiert, die ihnen die Beherrschung eines Entwicklungslandes
erlauben, um "nicht erwünschte" Bevölkerungsgruppen in riesige
Ghettos einzusperren oder wirtschaftliche Unternehmungen im Süden
durch eine Angstherrschaft zu sichern, und das alles mit einer
minimalen Beteiligung von Soldaten, die sterben oder das bezeugen
könnten, was sie sehen, (und zwar) jeweils dort wo ein Aufstand
entstehen und die Herrschaft des Westens in Gefahr bringen könnte.
Technologien, die (im Einsatz) gegen die
Bevölkerung von Gaza perfektioniert worden sind, werden bereits von
Armeen (USA, Kanada, Großbritannien, Deutschland) in Afghanistan,
von südeuropäischen Ländern zur Eindämmung der Immigration aus
Nordafrika und von Brasilien bei den Vorbereitungen für die
Austragung der Fußballweltmeisterschaft 2014 eingesetzt.
Quelle:
http://www.rebelion.org/noticia.php?id=142625&titular=el-experimento-Gaza
bzw.
http://www.alternativenews.org/castellano/index.php/topics/economy-of-the-occupation
Aus dem Spanischen übersetzt von K.
Nebauer
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