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Ich schreibe diesen
Karfreitagsgruß in einer noch hoffnungsloseren
Stimmung als im vorigen Jahr.
Reuven Moskovitz
Zurück in Israel nach der AMOS-Preisverleihung in
Stuttgart, wurde ich und mit mir alle
friedensliebenden
Menschen mit neuen Untaten, die wenig Raum für
Hoffnung lassen, konfrontiert.
Am 29. März beteiligte ich mich bei Beer Sheba an
der Kundgebung zum „ Tag des Landes“. Dort wurde das
Beduinendorf Arakib, das schon vor der Gründung des
Staates Israel existierte, zum 22. Mal von
Israelischen Bulldozern dem Erdboden gemacht.
In Bill’in demonstrieren die Einwohner und
Menschenrechtler seit mehr als 5 Jahren gewaltlos -
um immer wieder gewalttätig und erbarmungslos mit
Gas und Knüppeln angegriffen zu werden.
Mutwillig wird die Judaisierung von Ostjerusalem und
der Westbank fortgesetzt, während Frau Merkel sehr
freundlich Nethanjahu empfängt.
Urteile des Obersten Gerichtes gegen rechtswidrige
Bauabschnitte der Mauer werden arrogant von der
Armee und Regierung ignoriert.
So wächst der Fanatismus von beiden Seiten und wird
durch den grausamen Mord an einer jüdischen
Siedler-Familie, die Ermordung von Giuliano Mehr
Chamis in Jenin und von Vittorio Arrigani in Gaza –
beide mutige Friedensmenschen, bestätigt.
Dazu der absurde Angriff in Libyien anstatt UN-
Truppen nach Gaza und Westbank zu schicken.
Wie
kann man unter solchen Umständen von Hoffnung reden?
Und wenn sich endlich 30 prominente israelische
Preisträger entschließen, genau an dem Ort, wo der
Staat Israel ausgerufen wurde, zum Ende der
Besatzung und zur Errichtung eines befreiten
Palästinas aufzurufen, wird diese würdige Initiative
von einer Bande von Hooligans gesprengt, ohne dass
die Polizei es wagt zu intervenieren. Warum? Weil
Israel von einer nationalistischen, rassistischen,
klerikalen faschistischen Koalition regiert ist,
die ausschließlich mit der Vorbereitung der
kommenden Kriege beschäftigt ist und keinen Hauch
von Friedenspolitik hat.
Nethanjahu schickt in Panik Botschafter in
verschiedene Länder um zu verhindern, dass die
UNO-Vollversammlung die Gründung eines
palästinensischen Staates in den Grenzen von 1967
beschließt. Zu Zeit besucht er persönlich England,
Frankreich und Deutschland, um zum wiederholten Mal
die Solidarität für die hoffnungslose
Anti-Friedenspolitik einzuholen.
Was muss noch passieren, damit die demokratisch und
friedensorientierten Staaten verstehen, das die
Sache des Friedens nicht in den Händen Nethanjahus
und seiner Regierung gelassen werden kann!
Noch gibt es Schimmer von Hoffnung und in Israel
ist nicht alles verloren:
Außer der erwähnten Initiative der Preisträger gibt
es noch einiges an Menschlichkeit. In
Krankenhäusern, Universitäten zum Beispiel, oder
beim Verein der „ Ärzte für Menschenrechte“ werden
Patienten oder Studenten gleichberechtigt und ohne
Diskriminierung behandelt oder gepflegt.
Im politischen Bereich aber muss etwas Radikales
kommen, hauptsächlich von außen,
mit der Bundesrepublik als Speerspitze. Noch hat die
Bundesrepublik die Verantwortung, ja die Pflicht,
mitzuwirken bei der Befreiung der Palästinenser -
die letzten noch leidenden und unterdrückten Opfer
der unsäglichen nationalsozialistischen Herrschaft.
Ich rufe zum wiederholten Male alle demokratischen
und friedensgesinnten Deutschen auf, die Angst als
Antisemiten verunglimpft zu werden, abzulegen. Bitte
kehrt um!! Kehrt um zu den ruhmreichen Traditionen
des humanistischen Deutschlands aller Generationen,
kehrt um zu dem Mut vom Menschen in München wie
Dresler, Geschwister Scholl und viele andere! Zeigt,
dass ihr nicht vergessen habt die zeitgenössischen
Helden, wie die Gräfin Dönhoff sie aufgerufen hat:
"ZIVILISIERT DEN KAPITALISMUS!! KEHRT WIEDER ZURUECK
ZUM AUFSCHREI; SAGT „NEIN“SAGT NEIN DEM KRIEG, DEM
RASSISMUS, DER UNTERDRÜCKUNGEN VON MENSCHEN UND
VÖLKERN UND DEN KANIBALISCHEN FANATISMUS UND
KAPITALISMUS!“
Frohe Ostern wünscht euch Ruwen Moskovitz, der trotz
Skepsis und fast Hoffnungslosigkeit, bis zum letzten
Atemzug für Liebe und gegen Hass aufschreien wird.
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