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 Die auf Henryk M. Broder "Reaktions-Arena"

NICHT DIE OFFIZIELLE HOMEPAGE VON Henryk M. BRODER

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Kurzer Lehrgang in jüdischer Paranoia
Oder: Lustigers lustige Lust
Abraham Melzer


Antwort auf Arno Lustigers Pamphlet in der FAZ vom 18.09.2008
Jüdischer Antisemitismus: Kurzer Lehrgang über den Selbsthass

 

Im Judentum gibt es viele politische und soziologische Strömungen. Das Judentum war schon immer vielseitig und zersplittert. Das war früher so und das ist auch heute so. Man braucht da nur auf den Staat der Juden zu schauen, um zu sehen, wie vielfältig die Gesellschaft gespalten ist, in Parteien und religiösen Richtungen. Man erinnere sich an den jüdisch-israelischen Witz über den ersten Staatspräsidenten Chajim Weizmann, der in China zu Besuch weilte. Mao Tse Tong, der große chinesische Vorsitzende gab damit an, dass er der Präsident von einer Milliarde Chinesen sei. Das hat Weizmann jedoch nicht beeindruckt. Er erwiderte: Ich bin der Präsident von einer Million Präsidenten. Das ist auch so überall dort, wo es größere und kleinere jüdische Zentren gibt, von den USA bis in die Schweiz, wo es drei verschiedene jüdische Gemeinden gibt.

Nur im Nachkriegsdeutschland ist es anders. Hier verteidigt man mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Einheit und der Zentralrat der Juden in Deutschland hat schon immer keine andere Meinung als die des Zentralrats geduldet.

Dabei ist auch die jüdische Gemeinschaft in Deutschland so pluralistisch im Denken, wie es Juden eben überall sind.

 Es gibt keinen größeren Unterschied im Denken und politischen Wirken wie zwischen den zwei gleichaltrigen Auschwitzüberlebenden Dr. Hajo Meyer und Arno Lustiger. Während der eine aus seinem Aufenthalt in Auschwitz die Lehre von Rabbi Hillel zog, nämlich: Tue deinen Nächsten nicht das an, was du nicht willst, dass man es dir antut, eignete sich der andere die Lehre des Samson an:  tue deinen Nächsten das an, was er dir angetan hat. Und da ist er, Arno Lustiger, schon sehr nah bei Henryk M. Broder, der die faschistisch-nazistische Lehre predigt: Täter sein macht Spaß.

„Es gibt keinen ehrbaren Antisemitismus“, zitiert Lustiger den ehrbaren Jean Améry, womit er auch hundertprozentig Recht hat. Es gibt aber auch keine ehrenvolle Paranoia und schon gar nicht, wenn man fortwährend versucht politisch anders denkende zu verleumden, indem man Lügen und Halbwahrheiten über sie verbreitet. Das scheint für Leute wie Lustiger ein psychopathologisches Problem zu sein, wenn sie den Staat Israel verteidigen, wie der Papst die katholischen Dogmen.  Dabei ist keine noch so absurde Idee und Vorstellung für ihn zu schade, als das er sie nicht anwendet. Er vergleicht jüdische Dissidenten und möglicherweise echte Antisemiten, eher aber arme Teufel, wie der berühmte Johannes Pfefferkorn, der im Mittelalter die Judenverfolgung der Kirche unterstützt hat mit heute lebenden, frei, liberal und kritisch denkenden Juden wie Erich Fried, Alfred Grosser u.a. Dabei sagen diese nichts anderes, als viele israelische Intellektuelle, Künstler, Journalisten und Politiker, was zwar nicht unbedingt beweist, dass sie Recht haben, aber auf gar keinen Fall beweist, dass sie antisemitisch seien.

Lustiger verschmäht und beleidigt, weil man seinen Staat Israel mit dem „verbrecherischen Naziregime und die Palästinensergebiete mit Ghettos“ verglichen hat. Da fragt man sich, ob der auf Lebenszeit Ehrenmitglied des ZK der Zionistischen Weltorganisation vielleicht schon ein wenig zu alt ist und autistisch, weil er offensichtlich nicht mehr wahrnimmt, was um ihn herum gesagt und geschrieben wird. Nicht von solch „einschlägig bekannten Antizionisten“ wie Evelyn Hecht-Galinski, Alfred Grosser oder Abraham Melzer, sondern von einschlägig bekannten Zionisten wie den ehemaligen israelischen Botschafter in Deutschland, Avi Primor, den renommierten israelischen Journalisten Tom Segev und erst vor wenigen Tagen, den noch amtierenden israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert, werden diese „einschlägig bekannten“ Kritiker in Schutz genommen. Und nicht von Evelyn Hecht-Galinski stammt der Vergleich des Flüchtlingslagers von Jenin mit dem Warschauer Ghetto, sondern von der Führung der Israelischen Armee. Nach der Definition von Arno Lustiger ist Olmert ein Antizionist und Antisemit, weil er es doch gewagt hat die Attacke radikaler jüdischer Siedler gegen ein palästinensisches Dorf als „Pogrom“ zu bezeichnen.

Arno Lustiger und seine Kumpanen versuchen die Öffentlichkeit seit Jahren darüber zu täuschen, dass es dem Staat Israel ums „Überleben“ geht und dass Kritiker wie Melzer, Galinski, Grosser und Fried nichts anderes wollen, als den „um sein Überleben kämpfenden jüdischen Staat zu zerstören“. Er zitiert den bekannten Literaturhistoriker Hans Mayer, der 1975 schrieb: „Der Staat Israel ist ein Judenstaat. Wer ihn zerstören möchte, erklärtermaßen oder durch eine Politik, die nichts anderes bewirken kann als solche Vernichtung, betreibt den Judenhaß von einst und von jeher.“ Damit steht aber jede Debatte um Israels Politik unter dem Schatten der Antisemitismuskeule. „Man darf Israel kritisieren“, würde Lustiger sagen, aber wer es dann wagt, der ist automatisch ein Judenhaßer, ein Antisemit. Nach Lustigers Definition ist bereits die Behauptung die Palästinensergebiete seien ein Ghetto, ein schweres Vergehen und kann nur mit dem Vorwurf des Antisemitismus geahndet werden. Der Zionismus vergewaltigt damit die Sprache und stellt Ansprüche als wären Worte wie „Ghetto“ oder „Pogrom“ Markenartikel im Besitz des Zionistischen Weltkongresses.

Ehud Olmert hat vor wenigen Tagen erst gesagt, was alle oben erwähnten „einschlägigen Antisemiten“ schon seit Jahren sagen: Israel droht unterzugehen, sollte nicht bald ein Frieden mit einer Zwei-Staaten-Lösung geschlossen werden.

Nichts anderes hat Dr. Hajo Meyer in seinem umstrittenen Buch mit dem Titel „Der Untergang des Judentums“ gesagt und geschrieben. Für Lustiger ist das Grund genug gewesen, Hajo Meyer und seinen Verleger Abraham Melzer als „zwei jüdische Antisemiten und Feinde Israels“ zu verleumden. Dabei behauptet Melzer - der in der israelischen Armee gedient und sein Leben für diesen Staat riskiert hat, und damit immerhin mehr für Israel getan hat als der Ehrenzionist Arno Lustiger - dass er mit Israel sehr schöne Kindheits- und Jugenderinnerungen verbindet und das Land liebt – nicht aber die Politik seiner Generäle. Nach dem Grundgesetzt unserer Republik ist das sein gutes Recht und er sollte deswegen nicht von Berufszionisten a la Lustiger als Antisemit in der FAZ verleumdet werden, zumal es in der Tat keinen von uns darum geht Israel zu zerstören, sondern lediglich darum die Politik Israels zu kritisieren, die wir als falsch und zerstörerisch betrachten. Wir sagen es aber schon seit vielen Jahren und haben Häme und Verleumdungen über uns ergehen lassen müssen, wie zum Beispiel von Berufszionisten wie Lustiger. Ob er auch über Olmert jetzt so herziehen wird? Die Israelis jedenfalls, um die es bei all diesen Debatten geht, kommen gar nicht auf die Idee zu behaupten, Kritik an der Unterdrückung der Palästinenser sei Ausdruck einer antiisraelischen oder antizionistischen oder gar antisemitischen Einstellung. Auf solche Ideen kommen polnische Juden a la Lustiger und Broder, über die Tom Segev schreibt: „Früher betrachteten viele Israelis Menschen wie ihn als Verräter.“ Er meint zwar Broder, es passt aber auch auf Lustiger, auch wenn dieser Ehrenzionist auf Lebzeit ist.

Lustiger empört sich darüber, dass Melzer ihn einen „beleidigenden Brief“ schrieb nachdem er, Lustiger, eine Lesung von Rupert Neudeck in der evangelischen Heilig-Geist-Kirche in Frankfurt verhindert hat. Und wieder schreibt Lustiger vom „einschlägig bekannten jüdischen Antizionisten Abraham Melzer“ und wieder versucht Lustiger die Leser zu täuschen und zu manipulieren. Melzer störte sich nicht daran, dass Lustiger empört war und die Veranstaltung sprengen wollte, was allein für sich schon ein Skandal wäre. Melzer störte sich vielmehr an Lustigers faschistische und nazistische Assoziation  in seinem Aufruf an die Juden zu kommen „und die israelischen Fahnen nicht zu vergessen“. Hajo Meyer schreibt: „ Ich erinnere mich, dass mir schon 1934-mal das Reden durch Roadies mit Hakenkreuzfahnen unmöglich gemacht worden war: Durch die SA, die bei einer Purim Kinderfeier eine Ansprache von mir als zehnjährigem unmöglich machte.

 Das erinnert instinktiv und automatisch an Bilder aus kommunistischen, faschistischen und nazistischen Veranstaltungen, wo es auch darum ging möglichst viele Fahnen zu zeigen. Heute sieht man so was nur noch in China und Nordkorea.

Wie gesagt, Lustigers Zionismus beschränkt sich darin andere Juden nach Israel zu schicken und dafür Belobigungen und Orden zu kassieren, während Melzer den Zionismus in Israel, im Kindergarten, in der Schule, in der paramilitärischen Jugendbewegung und in der Armee erlebt und gründlich kennengelernt hat. Und so wie Broder richtig behauptet, dass wir es beim „Antisemitismus nicht mit einem Vorurteil, sondern mit einem Ressentiment zu tun haben“, so ist es in Israel auch mit dem Verhältnis zu den Arabern im allgemeinen und den Palästinensern im besonderen. Ein Vorurteil zielt auf das Verhalten eines Menschen, ein Ressentiment auf dessen Existenz. Der Israeli nimmt dem Palästinenser nicht übel, wie er ist und was er tut, sondern dass er existiert. Golda Meir, Israels gefürchtete und geachtete Ministerpräsidentin, meinte sogar es gäbe keine Palästinenser. Für sie waren sie nicht existent. Und deshalb meinte man damals in Israel, dass es den Palästinensern nicht helfen würde, selbst wenn sie täglich zum Morgenappell die Hatiqwa singen würden.

Peinlich wird Lustigers Attacke wenn er Professor Alfred Grosser angreift und auf dasselbe Niveau fällt, wie sein Kumpane Henryk Broder. Ausgerechnet der Berufsjude und Berufszionist Arno Lustiger wirft Grosser vor, er würde seine jüdische Herkunft hervorheben. Und schlimmer noch. Lustiger ist sich selber nicht zu schade eines billigen und lächerlichen Kalauers wegen, Alfred Grosser den „chronischen Sohn“ zu nennen, nur um an der „chronischen Tochter“ Henryk Broders anzuknüpfen. Da weiß man nicht ob man lachen oder schon Mitleid haben soll. Alfred Grosser ist Alfred Grosser und Lustiger ist auch nicht mehr und nicht weniger als der Cousin des kürzlich verstorbenen Jean-Marie Kardinal Lustiger. Aber vielleicht liegt hier die Wurzel für Lustigers pathologischen Hass auf kritische Juden. Sein Cousin, der selbst so sehr an jüdischem Selbsthass litt, dass er Katholik wurde. Der Selbsthasser Jean-Marie, der sich so sehr schämte Jude zu sein? Der jüdische Verräter und Nestbeschmutzer? Der jüdische Kardinal, der vom Judentum nichts mehr wissen wollte? Hat das etwa Arno Lustiger geprägt? Was ist denn schlimmer für einen gläubigen Juden: Die Palästinensergebiete als Ghetto zu bezeichnen oder an Jesus als Gottes Sohn zu glauben? Wer hat denn nun „Identitätsprobleme“? Vielleicht ist es am Ende Lustiger selbst?

Es ist schon merkwürdig und unverständlich wieso ausgerechnet Menschen wie Lustiger und Broder, die ihr Leben lang nicht müde wurden darauf aufmerksam zu machen, dass sie Juden und Überlebende sind, anderen Juden und Überlebenden genau das vorwerfen. Broder warf Dr. Hajo Meyer, der das Glück hatte die Hölle von Auschwitz zu überleben, er sei ein „Berufsüberlebender“. Eine völlig neue Stufe der Verleumdung und Beleidigung in der nicht endenden Debatte, eine Stufe, die Lustiger natürlich sofort erklomm. Lustiger gibt ja zu, dass er sein Leben lang nichts anderes war, als Berufsjude. „Vierzig lange Jahre war ich Vorsitzender…“ diverser jüdischer Organisation bis er schließlich bei der Zionistischen Weltorganisation gelandet ist, wo man ihn zum „Ehrenmitglied auf Lebenszeit“ gemacht hat. Ich habe aber niemals gelesen oder gehört, dass Dr. Hajo Meyer oder Professor Alfred Grosser Vorsitzende irgendwelcher jüdischer Organisationen oder Vereine waren.

Wir haben nichts dagegen, wenn dieser Posten Lustiger Spaß macht und auch nicht wenn er damit jüdische und israelische „Täter“ in Schutz nimmt. Er soll aber endlich mit den Schmähungen anders denkender Juden aufhören. Es kann sein, dass wir uns irren. Aber selbst dann sind wir noch lange keine Antisemiten. Lustiger wird nicht müde zu behaupten, dass Juden wie Grosser und Chomsky, Meyer und Erich Fried Antisemiten sind. Leider hat er es aber bisher versäumt oder gar absichtlich unterlassen nachzuweisen, worin sich dieser Antisemitismus Vorwurf manifestiert. Wie gesagt: Gegen die Politik der israelischen Regierung zu sein, genügt nicht. Die kürzlich ausgesprochenen Worte von Israels Premier Olmert lassen uns aber hoffen. Auch die gewonnene Wahl von Zipi Livni, Israels Außenministerin, lässt uns hoffen, dass ein Umdenken stattfindet, langsam aber sicher.

Gemäß seiner Grundgesetze strebt Israel danach, ein jüdischer und demokratischer Staat zu sein. Man kann dieses Ziel in Frage stellen ohne Antisemit zu sein. Eine denkbare Alternative wäre ein gemeinsamer Staat für Juden und Palästinenser. Dieser Gedanke wurde früher von Martin Buber und seinem Brit-Shalom-Kreis vertreten, ohne dass man sie deswegen als Antisemiten verleumdet hat. Zu dem Kreis gehörten damals die führenden Intellektuellen der Hebräischen Universität von Jerusalem. Und Israels erster Ministerpräsident, David Ben-Gurion hat mit ihnen eine heftige Debatte geführt – sie aber niemals als Antizionisten denunziert. Im Denunzieren sind Broder und Lustiger Meister in Deutschland.

Aber so wie Broder und Lustiger das Recht haben ihre extrem chauvinistischen Ideen vorzutragen, ohne einen Maulkorb befürchten zu müssen, natürlich nur solange sie sachlich bleiben, so sollten sie auch Respekt vor der Meinung anders denkender Juden und natürlich auch Nichtjuden haben und nicht immer wie wild gewordene Terrier nach allen Seiten beißen.

„Wenn Menschen auf Grund ihrer Persönlichkeit an den Pranger gestellt werden, sind nicht nur sie, sondern die Demokratie selbst in Gefahr“.

 Dieser Aufruf wurde von mehr als 100 renommierte Journalisten und  Medienschaffende unterzeichnet. Darunter auch Henryk M. Broder. Das sollte man aber auch Arno Lustiger ins Stammbuch schreiben.

 

  

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