Die falschen Freunde Israels

 

 

Reiner Bernstein wird von Arye Sharuz Shalicar verleumdet.

 

Brief an Herrn Dr. Felix Klein
Beauftragter der Bundesregierung für
jüdisches Leben in Deutschland
Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
Alt-Moabit 140 - 10557 Berlin

Reiner Bernstein - München, 08. Mai 2019

Sehr geehrter Herr Dr. Klein,

ich höre, dass Sie die Vortragsrunde von Herrn Arye Sharuz Shalicar in der Bundesrepublik finanziell fördern. Ihre Entscheidung löst bei mir äußerste Betroffenheit aus.

Ich bin 1968 an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über den Antisemitismus in der Weimarer Republik promoviert worden. Seit 2005 war ich der deutsche Vertreter der israelisch-palästinensischen Genfer Initiative, dem Modell für die Zwei-Staaten-Lösung. Außerdem habe ich sechs Jahre lang die Bürgerinitiative Stolpersteine für München e.V. geleitet.

Ich nehme an, dass Ihnen bewusst ist, dass die Kriminalisierung der BDS-Kampagne, die ich aus verschiedenen Gründen nicht unterstütze, darauf abzielt, die internationale Diplomatie und Öffentlichkeit auf die Annexion „Judäas und Samarias“ nach Ost-Jerusalem einzustimmen. Hierauf habe ich vor kurzem auch die Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel aufmerksam gemacht. Seit einigen Monaten liegt mein jüngstes Buch „Wie alle Völker…?“ zur Rezeption des israelisch-palästinensischen Konflikts seitens unserer Politik vor.

Meine Ehefrau Judith Bernstein wurde als Tochter deutsch-jüdischer Eltern in Jerusalem geboren, ihre Großeltern mütterlicherseits wurden Anfang März 1943 aus Erfurt nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Wer hierzulande den Namen Bernstein trägt, braucht keine Belehrungen über die Reichweite und die Tiefenwirkung fortwährender antijüdischer Ressentiments.  mehr >>>

(Kommentar - E. Arendt - Eine Vortragsrunde von Arye Sharuz Shalicar finanziell zu fördern ist so, als würden man dem AFD Strategen Björn Höcke fördern.)

 

 

 

„Lebt mit der Angst!“

 Reiner Bernstein - 1.  .5 2019 -

Im November 2018 stellte Arye Sharuz Shalicar, ehemals Sprecher der israelischen Armee und seit 2017 Mitarbeiter des Ministeriums für Transport und Geheimdienste, in der Münchner Israelitischen Kultusgemeinde sein Buch „Der neu-deutsche Antisemit“ vor. Im Werbetext der Gemeinde – wer trägt dafür die Verantwortung? – wurde darauf hingewiesen, dass der Reservemajor beruflich „auf deutsche Spitzenpolitiker, Vertreter von NGOs, Journalisten, Polizisten, Bundeswehrsoldaten, Akademiker und Pilgergruppen“ trifft. Er selbst wandte sich an seine Gegner mit einer Drohung, welche die Tageszeitung „Die Welt“ übernahm:

„Die Message dieses Artikels geht auch raus an all diejenigen in Deutschland, die denken, dass sie den Davidstern öffentlich verbrennen können, ohne dafür bestraft zu werden. WIR wissen, WER ihr seid, WO ihr seid und WIE WIR EUCH zur Rechenschaft ziehen können. WIR bestimmen Zeitpunkt und Ort. Lebt mit der Angst!

Shalicar, 1977 in Göttingen in eine jüdisch-iranische Familie geboren, definiert einen rechtsfreien Raum in Deutschland, in dem die israelische Regierung nach eigenem Gutdünken frei schalten und walten kann, und liefert somit die in Jerusalem bevorzugte Interpretation der besonderen israelisch-deutschen Beziehungen.

Ich bin ihm nie begegnet. Ich vermute, dass er nie einen Text von mir gelesen hat oder eine meiner Veranstaltungen besucht hat. Wer also waren seine Zuträger über jenen Kölner antideutschen Schauspieler Gerd Buurmann hinaus, der mich vor einem Jahr maßlos angegriffen hat, ohne dass auch er mich kannte? In Shalicars Buch finden sich folgende Passagen:

„Reiner Bernstein liebt tote Juden in Deutschland und ehrt sie mit Stolpersteinen, aber mit lebendigen Juden in Israel hat er ein Problem, weshalb er eine Organisation unterstützt, die zum Boykott lebendiger Juden und jenen, die mit ihnen in Frieden leben, aufruft. E Bernstein will wahrscheinlich auch nicht anders sein als die Münchner Elite und tut alles, um noch Israel-kritischer bzw. antisemitischer aufzutreten als alle anderen, um nicht nur wie alle anderen gekleidet zu sein, zu sprechen und sich zu benehmen, sondern auch mit dem Zeigefinger auf den gemeinsamen Feind, den Juden und seinen kriminellen Staat, zu deuten. Er lebt in einer Fantasiewelt. Bernstein ist Jude und wird Jude bleiben ganz gleich, wie sehr er es hasst, Jude zu sein. Keine Anti-IsraelAktion, die er unterstützt, wird ihn unjüdischer und somit in den Augen der Antisemiten ‚menschlicher‘ machen.“

Hermann Göring lässt grüßen: „Wer Jude ist, bestimme ich!“


Im Gefolge seiner Rufmord-Kampagne gegen mich hat Shalicar die „Münchner Elite“ gleich mit zu den Antisemiten gerechnet. Welcher Veranstalter hat den Mut, einen solchen Mann zu einer Lesung einzuladen? Welche Verantwortung trägt der Berliner Verlag Hentrich & Hentrich, der das Buch im Handel für 16,90 Euro vertreibt? Lassen sich Shalicars Drohungen und Pöbeleien mit Hinweis auf die Meinungsfreiheit gemäß Artikel 5 GG rechtfertigen?

Wie weit diese in Israel selbst unter die Räder geraten ist, bejubelte der Nachrichtendienst-Mitarbeiter, der laut „Wikipedia“ in Berlin mit zwei AusländerGangs liiert war und nach Auskunft israelischer Gewährsleute eine Aufpasser-Rolle im Ausland einnehmen soll, mit folgendem Satz: „Interessanterweise haben sowohl Moshe Zimmermann“ – emeritierter Historiker der Hebräischen Universität – „und Avi Primor“ – einstiger Botschafter in Berlin – „in Israel nichts zu melden.“

Auch der Tel Aviver Historiker Moshe Zuckermann bleibt nicht verschont: „Wie sich gutes Geld mit jüdischer Hetze gegen den jüdischen Staat verdienen lässt, braucht man auch Moshe Zuckermann nicht zu erklären.“ Fällt Shalicar auf, dass er Juden rasenden Selbsthass unterstellt und gleichzeitig das antisemitische Klischee vom raffgierigen Juden bedient, der die nichtjüdische Welt ausbeutet? Lässt sich dieses Doppelspiel so erklären, dass er einst in Deutschland alles tat, um wie „meine muslimischen Mitbürger“ zu sein? Gehörte er einst zu jenen, die Davidsterne verbrennen?

Es ist höchste Zeit, solchen Leuten und ihren Hintermännern und -frauen öffentlich und juristisch das Handwerk zu legen. Übrigens und nicht nebenbei: Hat das Kulturreferat der Landeshauptstadt den Auftritt Shalicars finanziell gefördert, und wie wäre dann das vorauseilende Verbot der Filmvorführung von Mohammed Alatar über die Debatten von 2004 im Internationalen Strafgerichtshof über den israelischen Mauerbau zu verstehen, weil am Rande das Thema BDS hätte vorkommen können? Wurde das Verbot der Stolpersteine auf öffentlichem Grund nicht mit der Furcht begründet, dass auf den Ermordeten nochmals herumgetrampelt würde?

München ein Hort des Antisemitismus seit eh und je? Ist der Stadt das Prinzip der Einheit des Verwaltungshandelns bekannt? Auch der Verlag wird sich äußern müssen.

 

 

 

 

Offener Brief an Angela Merkel
27. Juli 2020

Mehr als sechzig Intellektuelle protestieren in einem offenen Brief gegen das Abwürgen der Kritik an der israelischen Regierungspolitik.

Mehr als sechzig Akademiker und Intellektuelle haben einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgesetzt, in dem sie gegen die Unterdrückung legitimer Kritik an der israelischen Regierungspolitik protestieren. Sie schreiben: "Unsere Sorge gilt der drohenden Annexion palästinensischer Gebiete durch Israel sowie dem inflationären, sachlich unbegründeten und gesetzlich unfundierten Gebrauch des Antisemitismus-Begriffs, der auf die Unterdrückung legitimer Kritik an der israelischen Regierungspolitik zielt. Unsere Sorge ist besonders groß da, wo diese Tendenz mit politischer und finanzieller Unterstützung des Antisemitismusbeauftragten gefördert wird."

Insbesondere die Schmähung des Historikers und Publizisten Reiner Bernstein macht ihnen Sorgen.
Bernstein ist derzeit im rhetorischen Fadenkreuz des israelischen Spitzenbeamten Arye Sharuz Shalicar. Der veröffentlichte vor zwei Jahren das Buch "Der neu-deutsche Antisemit" im Verlag Hentrich & Hentrich. Laut dem Brief an Merkel wird Bernstein in dem Buch als Antisemit beschrieben, obwohl er sich schon lange für eine gerechte Lösung des Nahost-Konfliktes einsetze.

Kritischer Dialog notwendiger denn je
- "Wir fragen uns, welchen Kräften im heutigen Israel die Unterstützung der Bundesregierung gilt"  mehr >>>

Unterschrieben haben unter anderen die Friedenspreisträger Jan und Aleida Assmann, der Politologe Johano Strasser, der ehemalige Verleger Michael Krüger, der Historiker Moshe Zimmermann und der Autor Sten Nadolny.

 

 

 

Ein neues Gespenst geht um in Deutschland

July 16, 2019 - von Ilana Hammerman

„Schließlich bin ich im Wedding aufgewachsen und war Offizier in der IDF. Wollen wir sehen, wer den längeren Atem hat", hat Arye Sharuz Shalicar via Facebook nach dem Bericht „Gezielte Kampagne" im „Spiegel" (Nr. 29/13.7.2019, S. 46 ff.) angekündigt, wobei er – wie die „Jerusalem Post" berichtet hatte –in Berlin als „Kleinkrimineller" aufgefallen war und nach seiner Auswanderung nach Israel in seiner Selbstdarstellung damit gedroht hatte, seine Gegner zu finden, wo auch immer sie sich versteckt hielten.

Seitdem die Tageszeitung „Haaretz" am 05. Juli unter dem genannten Titel den Kommentar der renommierten israelischen Publizistin und Schriftstellerin Dr. Ilana Hammerman in hebräischer Sprache veröffentlicht hatte und am 14. Juli die englische Version nachgereicht wurde, sind in deutschen sozialen und weit rechts stehenden Printmedien und von Seiten des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland heftige Anwürfe laut geworden, die in Anklagen gipfelten, die Autorin gebe dem Klischee einer jüdischen Weltverschwörung neue Nahrung. Einige Verfasser wie Shalicar verglichen den „Spiegel“ mit dem „Stürmer“ und rückten die Bundesrepublik sogar in die Zeit des „Dritten Reichs". Dass die ARD am 10. Juli die Dokumentation über die israelische Rechtsanwältin Leah Tsemel ausstrahlte, veranlasste ihn zu der Klage, den Sender des Antisemitismus zu zeihen.

In hebräischen Einträgen sind in „Haaretz“ viele zustimmende Kommentare zu Hammermans Beitrag erschienen. Andere haben sich den Schmähungen der Kritiker angeschlossen. Die Chefredaktion des „Spiegel“ sah sich veranlasst, die Vorwürfe mangelnder Recherche und Förderung antijüdischer Ressentiments in einer Stellungnahme zurückzuweisen:

https://www.spiegel.de/plus/anmerkungen-zu-unserer-recherche-fuer-den-artikel-gezielte-kampagne-a-0960bc5e-2bc4-485d-8dde-5ff0cdded5db

Noch ist ungewiss, ob und welche Konsequenzen die Bundesregierung zieht. Bei Lichte besehen, kann sie nicht hinnehmen, dass die Bundesrepublik in die Nähe der Jahre seit 1933 gerückt wird. Außerdem wird ihr Beauftragter für jüdisches Leben in Deutschland und gegen Antisemitismus Felix Klein überlegen müssen, ob er an der finanziellen Förderung der Arbeit Shalicars festhält – und ob er politisch nicht überfordert ist, wenn er die Lobbyarbeit von Gruppen und Organisationen, die der Politik Benjamin Netanjahus nahestehen, als „vollkommen legitim“ verteidigt. Dabei hatte der „Spiegel“ aus dem MV-Protokoll des „Nahost-Friedensforums“ die dort vermerkte Genugtuung zitiert, es sei diesem „durch eine gezielte Kampagne“ gelungen, auf den Koalitionsvertrag von Union und SPD einzuwirken. Was war dort im Februar 2018 festgehalten worden? Der Vertrag distanzierte sich von der Siedlungspolitik und wiederholte die besondere Verantwortung gegenüber Israel als einem jüdischen und demo­kratischen Staat. Ist mehr „Ausgewogenheit” ohne weiteren Gesichtsverlust möglich?    Reiner Bernstein



„Der neu-deutsche Antisemit" heißt ein kürzlich in Deutschland erschienenes Buch. Sein Autor Arye Sharuz Shalicar ist jetzt unterwegs, um für sein Werk in ganz Deutschland zu werben. Die Reise wird von der Bundesregierung finanziert, genauer gesagt von ihrem Beauftragten für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus. Dieses Amt, das solch einen eigenartigen Titel trägt – das wahre jüdische Leben in Deutschland, das seinerzeit so vielfältig war, wurde vor siebzig Jahren brutal vernichtet –, wurde vor etwas mehr als einem Jahr eingerichtet. So bekam ich neulich während meines Besuchs in Berlin ein wenig von dem zu spüren, was als heutiges „jüdisches Leben" ausgegeben wird, mittels offener oder verdeckter Interventionen der israelischen Regierung und ihrer Institutionen. Ich besuchte einen Abend zu Ehren des Buches, der an der Humboldt-Universität stattfand.


Shalicar ist israelischer Staatsbürger, Major der Reserve, ehemaliger Armeesprecher und auch heute in leitender Position: Leiter der Abteilung für auswärtige Angelegenheiten im „Ministerium für Nachrichtendienste". Auf der offiziellen Website dieses Ministeriums – ebenfalls ein relativ neues Produkt im Geiste der Zeit – heißt es, dass „das Ministerium als aktiver Partner in Israels nachrichtendienstlichem und sicherheitspolitischem System fungiert … als Basis eines Apparats, dessen Ziel es ist, 'schwache Signale' und 'aufkommende Trends' in der Welt und in der Region frühzeitig zu erkennen“ Aber in der Humboldt-Universität stellte sich Shalicar als Privatmann vor: „Arye, ich bin Arye.“

Arye ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und schreibt und spricht fließend Deutsch, gewürzt mit aktuellen Floskeln der Umgangssprache. In diesem fließenden Deutsch hat der Mann vor seinen deutschen Zuhörern eine lange Hetz- und Propagandarede gehalten – eine arrogante, giftige und rassistische Hetze vor allem gegen Muslime, aber auch gegen bestimmte Juden und eine billige Propaganda zum Lob Israels und seiner Politik. Seine Worte wurden vom Publikum mit Genugtuung und Applaus aufgenommen.

In der Einladung hieß es, dass eine Diskussion vorgesehen sei. Also meldete ich mich zu Wort, um meine jüdisch-israelische Sichtweise zum Ausdruck zu bringen. Ich wollte die Tatsachen richtigstellen, was Deutschland und Israel betrifft, und habe besonders immer wieder gegen die Verteidigungsmauer des „Privatmannes" protestiert, hinter der sich der Vortragende verschanzte.

Ich erhielt feindselige Reaktionen: Weder der Vortragende, noch der Moderator, noch das Publikum waren an einer Diskussion interessiert. Ich wurde mit bösen Blicken fixiert und aufgefordert zu schweigen. Arye beklagte sich, ich störe so sehr, dass er nach dem Abend eine entspannende Massage brauche. So sagte er es und grinste das Publikum kokett an, das mit einem Lächeln der Zuneigung und des Verständnisses reagierte. Es war offensichtlich, dass er ein Mann nach ihrem Geschmack war, dieser dreiste Israeli, der gegen Muslime im Allgemeinen und in Deutschland insbesondere predigt und für die Notwendigkeit plädiert, mit starker Hand gegen sie vorzugehen. Ausdrücklich gegen sie und nicht gegen den deutschen Rechtsextremismus, der laut jüngsten Berichten für eine erheblich zunehmende Zahl durch Hass motivierter Verbrechen verantwortlich ist. Anfang Juni fand sogar ein politischer Mord statt: Der Kasseler Regierungspräsident wurde vor seinem Haus wegen seines Engagements für die Flüchtlinge in Deutschland ermordet.

Ich verließ den Raum gequält von einer Last, die ich bei meinen früheren Besuchen in Deutschland so nie gespürt hatte.

Ein heißer Sommer hat von Berlin Besitz ergriffen. Der ganze Himmel strahlt in blauer Farbe. Und doch lief ich unter ihm gebeugt und mit düsteren Gefühlen umher, als ob die Wolken der Vergangenheit am Himmel wieder aufziehen, unvorhersehbar, hinterhältig – eine erstickende Feindseligkeit hüllt sich in ein Gewand von allumfassender Liebe, und dieses Gewand wird immer dicker.

Veranstaltungen, bei denen Kritiker der israelischen Politik, Juden und Nichtjuden, sprechen wollen, bekommen keine öffentlichen Räume mehr. Der Münchner Stadtrat hat beschlossen, keine Räume in kommunalen Einrichtungen für Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, die die BDS-Bewegung unterstützen, nicht einmal für Veranstaltungen, die sich mit der Bewegung befassen (!). Der farbige Rapper Talib Kweli aus New York, der planmäßig zu einem Festival in Düsseldorf eingeladen worden war, wurde vom Direktor des Festivals aufgefordert, seine Position gegenüber der BDS-Bewegung schriftlich klarzustellen. Als sich der Künstler weigerte, dies zu tun, wurde seine Beteiligung abgesagt. Am 17. Mai wurde im Bundestag mit überwältigender Mehrheit eine Resolution verabschiedet, in der definiert wurde, was Antisemitismus sei, und behauptet, dass diese Definition auf die BDS-Bewegung zutreffe. Peter Schäfer, Direktor des Jüdischen Museums Berlin, ein Judaist ersten Ranges, musste unter dem Druck der Kritik zurücktreten; die Pressesprecherin des Museums wurde freigestellt, nachdem auf der Homepage des Museums auf einen Zeitungsartikel hingewiesen wurde, in dem eine Petition jüdischer Akademiker aus Israel und außerhalb Israels gegen den Beschluss des Bundestags zitiert wurde. Eine große Bank in Berlin hat das Konto der „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ endgültig geschlossen, nachdem vor einigen Monaten die Universität Göttingen und der Oberbürgermeister ihre Patenschaft beim etablierten jährlichen Göttinger Friedenspreis zurückgezogen hatten, weil die Jury den Preis an diese Organisation für ihren Einsatz für Menschenrechte verliehen hatte. Der haltlose Grund für diese Entscheidung war die Unterstützung der BDS-Bewegung seitens der „Jüdischen Stimme", also „Antisemitismus“.

Aus dieser immer längeren Liste wird klar, gegen wen die Deutschen sind: gegen die BDS-Bewegung. Diese Bewegung wurde für sie, die Deutschen, zu einem Sündenbock unter dem Deckmantel eines neuen eigenartigen politischen, von Interessen geleiteten Kampfes gegen den Antisemitismus. Dazu soll hier klar festgestellt werden (und dies tue ich, obwohl ich mit einigen BDS-Positionen nicht einverstanden bin), dass diese Bewegung nichts mit Antisemitismus zu tun hat: Sie ist einzig und allein aus dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern entstanden.

Wen nun unterstützen die Deutschen? Die Veranstaltung an der Humboldt-Universität und Shalicars Buch gaben mir eine traurige Antwort: Sie unterstützen mit öffentlichen Geldern den neuen israelisch-jüdischen Rassisten, den der Autor und sein Buch in all seiner Hässlichkeit verkörpert. Shalicar hält in Deutschland nicht nur die Fahne des Rassismus gegen Araber, Muslime und Einwanderer aus muslimischen Ländern hoch, sondern auch die Fahne des Rassismus gegen Juden, die Kritik an der Politik der israelischen Regierung üben, und sogar gegen Deutsche, denen er eine jüdische Identität zuschreibt.

Einer der Menschen, auf die es Shalicar in seinem Buch besonders scharf und grob abgesehen hat, ist Dr. Reiner Bernstein. Bernstein, geboren 1939, wohnhaft in München, widmete seine Doktorarbeit dem Studium des Antisemitismus in der Weimarer Republik; er ist ein Wissenschaftler und Publizist, eine Person, die sich am öffentlichen und politischen Leben beteiligt. Eine zentrale Rolle in seinem Engagement spielt die gründliche Beschäftigung mit dem Konflikt zwischen dem Staat Israel und dem palästinensischen Volk. Bernstein hat in Deutschland die Genfer Initiative vertreten, steht also für die Zwei-Staaten-Lösung. Sein Weg ist nicht der der BDS-Bewegung. Seit vielen Jahren bemüht er sich, den Stimmen der israelischen und palästinensischen Friedensaktivisten und Menschenrechtsorganisationen im deutschen Diskurs Gehör zu verschaffen – eine zunehmend schwierige Aufgabe in der heutigen Zeit.

Ein weiterer Meilenstein in Bernsteins Arbeit ist seine Beteiligung am Gedenkprojekt „Stolpersteine". Sechs Jahre lang stand er in seinem Wohnort München an der Spitze dieses beeindruckenden Projekts, dessen Ziel es ist, die Erinnerung an die Opfer der Nazis mit eingelassenen Gedenksteinen auf den Gehwegen wachzuhalten. Dies ist eine der kreativen und eindrucksvollen Initiativen, die dazu führen, dass die Auseinandersetzung mit den Verbrechen Nazideutschlands an ihren richtigen Ort gebracht wird: in die Öffentlichkeit. Die Verfolgung jüdischer Bürger fand ja vor aller Augen statt, und so wurde die gesamte deutsche Gesellschaft zu einem Partner im Verbrechen – durch aktive Beteiligung und durch passives Hinschauen.

Aber siehe da, auch in diesem Zusammenhang ist Shalicar auf Bernstein wütend, so unglaublich es klingen mag: Reiner Bernstein, so steht es in Shalicars Buch, „liebt tote Juden in Deutschland und ehrt sie mit Stolpersteinen, aber mit lebendigen Juden in Israel hat er ein Problem, weshalb er eine Organisation unterstützt, die zum Boykott lebendiger Juden aufruft... Bernstein ist ein selbsthassender Jude, ich glaube, dass er es hasst, Jude zu sein und insgeheim sich wünscht, er wäre kein Jude. Bernstein lebt in einer Fantasiewelt. Er ist Jude und wird Jude bleiben, ganz gleich, wie sehr er es hasst, Jude zu sein." So schreibt dieser unverschämte Israeli über einen moralisch aufrechten Mann, der vor achtzig Jahren als Sohn deutscher protestantischer Eltern geboren wurde und kein Jude ist.

Nun aber lassen wir Shalicar mit seinem Rassismus und seinen Lügen beiseite. Denn mit den Deutschen habe ich eine Rechnung offen: Der Höhepunkt dieses Kapitels auf deutscher Seite war das Urteil des Landgerichts Berlin, das gerade in diesen Tagen eine Klage Bernsteins gegen Shalicar und den Verlag, der das Buch veröffentlicht hat, wegen Rufmords und Verleumdung zurückgewiesen hat. Das Urteil besagt, dass die Äußerungen in dem Buch „eine zulässige kritische Meinungsäußerung" nicht überschritten. Dafür lieferten Bernsteins Ansichten eine sachliche Grundlage. Zum Selbsthass, den Shalicar dem „Juden" Bernstein vorwirft, und zu der falschen Behauptung, Bernstein sei Jude, sagt das Gericht, dass diese Aussagen als eine noch legitime „subjektive Einschätzung“ gälten, die sogar durch die politische Einstellung Bernsteins und seiner Frau (sie ist tatsächlich Jüdin) bestätigt würden. Es ist wichtig anzumerken, dass sich das Urteil auch auf die öffentliche Meinung in Deutschland stützt, die unter dem Einfluss der politischen Führung des Landes Kritik an der Politik Israels als eine Form des Antisemitismus ansieht. In ihrem Urteil bezieht sich die Richterin ausdrücklich auf den neuen Beschluss des Bundestages, der dieser Position seinen staatlichen Segen verliehen hat.

In einem offenen Brief haben sich die Kulturwissenschaftler Jan und Aleida Assmann, die letztes Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden sind, für den zurückgetretenen Direktor des jüdischen Museums Peter Schäfer eingesetzt: „Ein neues Gespenst geht um in Europa: das ist der Antisemitismus-Vorwurf.“ Er stelle „uns Europäer, insbesondere Deutsche, unter Generalverdacht und ruft im Stil der McCarthy-Ära zu einer Hexenjagd auf jeden auf“, der die Politik Israels nicht unterstütze und denunziere ihn als Antisemiten.

„Wir haben Angst", sagen mir immer wieder Gesprächspartner in Deutschland, die die gefährlichen Entwicklungen in Israel mit Bedauern und Besorgnis betrachten und sich fürchten, dies zum Ausdruck zu bringen. Diese Angst wächst immer weiter, denn das ist heute nach dem Bundestagsbeschluss die offizielle Position, die seit einigen Jahren im öffentlichen Leben und in Gerichtsurteilen vorherrscht: Die Kritik an der israelischen Politik gilt als Antisemitismus und wird juristisch verfolgt – auch wenn gerade diese Politik Millionen Juden (und Nichtjuden), die in dem von Israel kontrollierten Gebiet leben, in eine völlig ausweglose Situation bringt.

In der Tat geht in Deutschland ein neues böses Gespenst um. Die Drahtzieher sitzen in Israel, es sind die israelische Regierung, der Auslandgeheimdienst und der Inlandsnachrichtendienst, die ein Vermögen für diese Tätigkeiten ausgeben. Aber die Schuldigen an diesem neuen Gespenst, Politiker aller Schattierungen, sitzen in Deutschland. Ich glaube nicht an die Unschuld und Ehrlichkeit jener, die sich von diesem Garn einwickeln lassen. Ich verdächtige sie der Heuchelei und Scheinheiligkeit. Bewusst oder unbewusst oder weil sie die Tatsachen nicht wissen wollen, bedienen sie sich einer neuen Art von Rassismus, zu der auch eine völlige Gleichgültigkeit gegenüber unserem Schicksal hier in Israel gehört. In diesem Sinne verfolgen sie auch uns, Mitglieder des Friedenslagers in der israelischen Gesellschaft. Unser Spielraum wird immer weiter verengt. „B'tselem“ und „Breaking the Silence“ sind hier sicherlich keine gern gesehenen Gäste. Die Warnungen seitens israelischer Historiker und israelischer Faschismus- und Nationalsozialismus-Forscher vor dem aktuellen Weg der israelischen Regierung können nach der neuen Definition des Antisemitismus in Deutschland sanktioniert werden. Wenn die international hochgeschätzte Tageszeitung „Haaretz“, die diesen Stimmen eine wichtige Plattform bietet, eine deutsche Zeitung wäre, würden ihre Redakteure heute ganz sicherlich auf der Anklagebank sitzen.   Quelle

 

 

 

 

lrich Kammer -  4. Juli 2021 - An: kontakt@chrismon.de

Betreff: Shalicar

Sehr geehrte Frau Horst,
sind Sie naiv und uninformiert? Schauen Sie sich bitte im Internet das Interview der „Ruhrbarone“ mit Shalicar an unter dem Titel „Ich bin denen ein Dorn im Auge“. Wer ist „denen“? Hauptsächlich der kürzlich verstorbene Dr. Reiner Bernstein, der sich jahrzehntelang für jüdisches Leben, Gedenken durch Stolpersteine  und Frieden in Nahost eingesetzt hat. Die verlogene Polemik gegen ihn ist unterste Schmutzpropaganda. Was er „stark“ nennt, ist in praxi menschenrechtsverachtende Brutalität. Bei seinen Auftritten gibt er sich als netter Kumpel mit den Besuchern seiner Propagandaveranstaltungen, läßt sich mit lieben Kleinen auf dem Arm fotografieren. Im gleichen Atemzug leugnet er, Kritiker Israels als Antisemiten zu bezeichnen, zieht sie in den Dreck, in dem er diese Kritiker zugleich lächerlich macht. Ich bin so alt, daß ich noch die Propaganda-Maschen des Dr. Goebbels mitbekommen habe. Der machte es ähnlich. Herausgegriffen: „Zimmermanns und Zuckerbergs“. Moshe Zimmermann ist jüdisch israelischer Wissenschaftler und Kritiker israelischer Politik, aber Zuckerberg? Doch wohl der Facebook-Mogul. Er meint Zuckermann, der in Frankfurt bei Adorno promoviert wurde und Israel so kritisiert, daß die israelbegeisterte Stadtregierung von Frankfurt  Vorträge von ihm verbieten wollte. Mit solchen Mätzchen macht er begründete Kritik lächerlich, und die Dummen fallen drauf rein. Gehören die Autoren und Leser von Chrismon wirklich dazu? Wenn ja, ist das Niveau dem von BILD vergleichbar. Chrismon will ein progressiv christliches Medium sein. Für christlich halte ich eine Gesinnung, die sich Menschen zuwendet, besonders solchen, die leiden. Hierfür gäbe es bei genauem Hinsehen nach Nahost genug Gelegenheit.
Mit freundlichen Grüßen von Dr. Ulrich Kammer

 

 

 Judith Bernstein  -  2. Juli 2021 -  An: kontakt@chrismon.de

 Betreff: Im Kino "Heißes Pflaster"


 
 Sehr geehrte Damen und Herren,

 mit Erstaunen und Entsetzen bin ich auf Ihre Empfehlung auf Seite 32 Ihres Heftes gestoßen.

 Hierzu kann ich Ihnen nur dringend empfehlen, sich die Beiträge zu Shalicar auf dem Palästina-Portal anzusehen. Als integre Institution kann man sich von so einer Person nur distanzieren.

 https://www.palaestina-portal.eu/Arye_Sharuz_Shalicar_Hasbara_Israel.htm

 Auch die liberale israelische Zeitung Haaretz hat einen Beitrag von Frau Dr. Ilana Hammerman zu Herrn Shalicar veröffentlicht, der im FREITAG erschienen ist.

 Herr Shalicar betreibt seit mehreren Jahren israelische Propaganda in Deutschland. Er benutzt die sozialen Medien wie Facebook und Twitter, um seine Propaganda unter seinen „Fans“ zu verbreiten.

 Seine Hetze richtet sich u.a. auch gegen deutsche Politiker wie dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier

 Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel

 und vor allem den deutschen UN-Botschafter Dr. Christoph Heusgen

 Mit seinem Hass und seiner Verleumdung der hier lebenden Muslime, und vor allem mit seiner Diffamierung der Palästinenser, versucht er, die deutsche Bevölkerung zu manipulieren und zu spalten.

 Mit freundlichen Grüßen  Judith Bernstein

 

 

Pressemitteilung, 10.06.2020
June 25, 2020
Der lange Arm Netanyahus in Deutschland und die Berliner Justiz:

Meinungsfreiheit oder ehrverletzende Verleumdung?

von Rainer Ratmann, Hünstetten

Kürzlich hat das Berliner Kammergericht ein fragwürdiges und anscheinend politisch motiviertes Urteil gefällt. Worum geht es? Da gibt es einen in Göttingen geborenen und in Berlin aufge-wachsenen 43-jährigen israelischen Staatsbürger namens Arye Sharuz Shalicar. Seit 2017 ist er Mitarbeiter der israelischen Regierung, und zwar Abteilungsleiter mit besonderen Aufgaben im Jerusalemer Außenministerium. Zuvor leitete er die Abteilung für auswärtige Angelegenheiten im Ministerium für Nachrichtendienste. Dann war er Presseoffizier bei der israelischen Armee und seinerzeit aufgrund seiner Muttersprache Deutsch vor allem für die deutschsprachigen Länder zuständig. Der Major der Reserve Shalicar ist auch Buchautor; so erschien vor zwei Jahren im Berliner Hentrich und Hentrich Verlag sein Buch "Der neu-deutsche Antisemit: Gehören Juden heute zu Deutschland? Eine persönliche Analyse." Mit finanzieller Unterstützung von Felix Klein, dem "Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen den Antisemitismus", so die vollständige Bezeichnung, fördert er seitdem seine Publikation in deutschen Landen. So weit, so gut?

Denn da gibt es auch den 81-jährigen Nahost-Historiker und Publizisten Reiner Bernstein aus München. Sein ganzes Berufsleben und bis heute beschäftigt ihn der israelisch-palästinensische Konflikt und die jüdische Geschichte. Seine Promotion galt 1968 dem Abwehrkampf der deutschen Juden gegen den Antisemitismus in der Weimarer Republik. Seine wissenschaftliche Expertise in diesen Themenbereichen ist unbestritten. Obwohl sein Familienname es nahelegen mag, ist er kein Jude; er ist jedoch mit einer in Jerusalem geborenen Jüdin verheiratet, Enkelin von Shoah-Opfern.

Was haben nun die beiden Personen miteinander zu tun, und warum kommt hier die Justiz ins Spiel? Neben anderen Personen greift Shalicar in seiner Publikation auch Bernstein heftig an: „Bernstein liebt tote Juden in Deutschland und ehrt sie mit Stolpersteinen, aber mit lebendigen Juden in Israel hat er ein Problem, weshalb er eine Organisation unterstützt, die zum Boykott lebendiger Juden aufruft… Bernstein ist ein selbsthassender Jude, ich glaube, dass er es hasst, Jude zu sein und insgeheim sich wünscht, er wäre kein Jude.“ Dagegen und gegen des Autors Behauptung, er sei Antisemit, ist Bernstein juristisch vorgegangen und hat sich gegen Rufmord und Verleumdung verwahrt.

Nun hat das Berliner Kammergericht in zweiter Instanz Bernsteins Klage mit der Begründung abgewiesen, Shalicars Unterstellungen seien nicht zu beanstanden und Bernsteins Persönlich-keitsrechte würden nicht verletzt. Es handele sich bei den angegriffenen Buchpassagen um zulässige Meinungsäußerungen, die ungeachtet ihrer teilweise scharfen Polemik die Grenze zur Schmähkritik nicht überschreiten würden. Das Gericht hat sich dabei u.a. auf die Anti-BDS-Erklärung der Bundestagsmehrheit vom 17. Mai 2018 berufen. Die Entscheidung der Richter steht im Gegensatz zu einem Urteil ihrer Kollegen am Stuttgarter Landgericht, das 2019 die "Deutsch-Israelische Gesellschaft Stuttgart" in ihrem juristischen und publizistischen Feldzug gegen Bernstein gestoppt und dessen Unterlassungsklage stattgegeben hatte. Dabei ging es ebenfalls um ähnlich üble Verleumdungen Bernsteins durch die DIG Stuttgart.

Das Berliner Urteil ist ein Skandal, weil unter Berücksichtigung der Vorgeschichte und der Gesamtumstände, welche die Richter kennen und bei der Urteilsfindung hätten berücksichtigen müssen, hier ein zugegebenermaßen langjähriger Kritiker der israelischen Siedlungspolitik, ein dem Staat Israel aber zweifellos in kritischer Solidarität verbundener engagierter Demokrat nun auch juristisch mundtot gemacht werden soll, indem man ihm mit dem Verdikt des Antisemitismus den Garaus machen will. Das Urteil gegen Reiner Bernstein ist im Zusammenhang mit einer breit angelegten politischen Kampagne zu sehen, die alle kritischen Äußerungen zur israelischen Regierungspolitik als antisemitisch zu brandmarken sucht, und die letztlich direkt aus dem Büro des Jerusalemer Regierungschefs orchestriert wird. Mit der Konstruktion von Reiner Bernstein zum Feind Israels und der Juden wird über seinen Fall hinaus ein Klima der Einschüchterung geschaffen, das geeignet ist, die Freiheit der Meinungsbildung zu untergraben. Das darf gerade auch hinsichtlich kontrovers geführter öffentlicher Diskurse zu anderen brisanten Themen hierzulande keinesfalls hingenommen werden.

Rainer Ratmann, M. A., Hünstetten, ist Sozialwissenschaftler und Referent für politische Bildung (ehemals Bistum Limburg) und seit 1983 intensiv mit den Themen isr.-paläst. Konflikt, Shoah, Antisemitismus, Judentum befasst. Im Rahmen des deutsch-israelischen Jugendaustausches für Multiplikatoren hat er über viele Jahre Studienseminare für deutsche Fachkräfte in Israel sowie in den besetzen Gebieten und für israelische Fachkräfte in Deutschland organisiert und geleitet. In Kooperation mit einer Landeszentrale für politische Bildung hat Ratmann ähnlich Aufenthalte in Israel mit organisiert und vorbereitet; gleiches gilt bis heute für Studienreise-Gruppen einer Akademie.   Quelle


Diesen Pressetext haben sich außerdem zu eigen gemacht:


Prof. Dr. Sumaya Farhat-Naser, Bir Zeit; palästinensische Naturwissenschaftlerin, Autorin, Frauenrechtlerin und Friedensvermittlerin; ehemalige Dozentin an der University of Bir Zeit und Ex-Leiterin des Jerusalem Center for Women

Prof. Dr. Efrat Gal-Ed, Köln, israelische Literaturwissenschaftlerin, Übersetzerin und Malerin

Dr. Ulrich Kusche, Göttingen, ev. Theologe, Mitgründer des Deutsch-israelischen Arbeitskreises für Frieden im Nahen Osten (DiAk)

Prof. Dr. Gert Krell, Hofheim, Politikwissenschaftler, em. Professor für internationale Politik an der Universität Frankfurt und der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), Frankfurt

Ala Nuseibah, MA, Ost-Jerusalem, wissenschaftliche Mitarbeiterin & Lehrbeafutragte Projekt- und Innovationsmanagement an einer deutschen Hochschule, Doktorandin an der Universität des Baskenlandes

Adrian Paukstat, MA, Augsburg, Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft und politische Theorie der Universität Augsburg (WS 2019/20 Visiting Research Fellow am Franz Rosenzweig-Minerva Zentrum der Hebräischen Universität Jerusalem)

Christian Sterzing, Rechtsanwalt, Edenkoben, ehem. Vorstandsmitglied des DiAk und MdB (Bündnis 90/Die Grünen), ehem. Leiter des Büros der Heinrich Böll-Stiftung in Ramallah

 

 

 

Ein falsches Urteil gegen Reiner Bernstein

June 23, 2020

Der DIAK -Deutsch-Israelische Arbeitskreis für Frieden im Nahen Osten ( Israel | Palästina | Deutschland – zusammen denken) wendet sich gegen das Urteil des Berliner Kammergerichts, die Unterlassungsklage des Münchener Historikers und Publizisten Dr. Reiner Bernstein zurückzuweisen.

Bernstein setzt sich seit Jahrzehnten gegen Antisemitismus und Rassismus und für die universelle Bedeutung der Menschenrechte ein. Er gehörte in München zu den Initiatoren der Aktion Stolpersteine, war Mitbegründer des DIAK.Er war die hiesige Stimme der israelisch-palästinensischen Genfer Initiative für eine Friedensregelung auf der Basis der Zwei-Staaten-Lösung. Wegen seines Eintretens für Verhandlungen mit den Palästinensern, einem gerechten Frieden im Nahen Osten und einer kritischen Haltung gegenüber der israelischen Besatzung und Siedlungspolitik, wird er von den Befürwortern dieser Politik als Antisemit verunglimpft.

Bernstein konnte sich im August 2018 vor dem Landgericht Stuttgart gegen den Vorwurf des Antisemitismus durch die dortige Deutsch-Israelische Gesellschaft erfolgreich zur Wehr setzen. Vor dem Kammergericht Berlin ist ihm dies jetzt nicht gelungen. 2019 klagte Bernstein gegen eine Veröffentlichung des Autors Arye Sharuz Shalicar, Der neu-deutsche Antisemit des Hentrich & Hentrich Verlages, in dem er des Antisemitismus bezichtigt wird.

Bernstein, selbst kein Jude, wird darin als ‚Alibi-Jude‘ und als ein selbsthassender Jude mit antisemitischer Sichtweise bezeichnet. Seine Klage lautete auf Streichung dieser Behauptung wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Das Urteil vom 19. Mai 2020 weist die Beschwerde gegen die Ablehnung der Klage zurück mit der Begründung, es sei auch ohne Tatsachenbeweise zulässig, ihn als Judenhasser zu bezeichnen und ihm eine antisemitische Sichtweise zuzuschreiben.

Dieses ‚Schandurteil‘, so Micha Brumlik, dehnt das Recht auf freie Meinungsäußerung inflationär aus und öffnet verleumderischen Äußerungen Tür und Tor. Mit der Einschätzung, diese Beleidigungen seien keine dem Beweis zugänglichen Tatsachenbehauptungen, wird jegliche rational begründete Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus desavouiert.

Während der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg Einschränkungen der Meinungsfreiheit wegen des Vorwurfs antisemitischer und wirtschaftlicher Diskriminierung am 11. Juni dieses Jahres gerügt hat, halten deutsche Gerichte und politische Instanzen daran fest, Kritik an völkerrechtswidrigen Praktiken der israelischen Regierung in den besetzten Gebieten ins demokratische Abseits zu stellen.

Im August vorigen Jahres haben mehr als 120 deutsche und israelische Engagierte aus Wissenschaft und politischer Bildung, aus Publizistik und Kirchen Reiner Bernstein ihre Solidarität erklärt, unter ihnen der israelische Historiker Moshe Zimmermann, die Kölner Jiddistik-Professorin Efrat Gal-Ed und der frühere Präses der Rheinischen Kirche und Vorsitzende der EKD Manfred Kock.

Mit ihnen treten wir weiterhin dafür ein, dass die notwendige Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in geschichtsbewußter Verantwortlichkeit geschieht, ohne die einseitigen Interpretationen israelischer Regierungsvertreter zum Maßstab des Denkens und Handelns zu nehmen.

Verabschiedet vom Vorstand des DIAK am 18. Juni 2020

Initiiert und mitgetragen von:


Dr. Ulrich Kusche, Göttingen, Gründungsmitglied des DIAK, Pastor i.R.
RA Christian Sterzing, Edenkoben, ehem. Vorstandsmitglied des DIAK
Jörn Böhme, Berlin, ehem. Vorstandsvorsitzender des DIAK
Erstunterzeichner*innen:
Mohammad Alatar, Ramallah
Prof.Dr. Dieter Becker, Bielefeld
Dr. Johannes M. Becker, Friedens- und Konfliktforschung, Marburg
Hildebrecht Braun, MdB a.D., München
Prof.Dr. Micha Brumlik, Berlin
Tsafrir Cohen, Berlin/Tel Aviv/London
Prof.Dr. Johannes Feest, Bremen
Prof.Dr. Gideon Freudenthal, Jerusalem
Thomas Gebauer, Frankfurt am Main
Dr. Ilana Hammerman, Jerusalem
Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München
Prof.Dr. Gert Krell, Hofheim
Wolfgang Killinger, Humanistische Union Bayern, Gauting
Prof.Dr. Karin Kulow, Berlin
Andreas Lesser, München
Dr. Hanno Loewy, Hohenems
Nazih Musharbash, Präsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, Bad Iburg
Rainer Ratmann, Hünstetten
Prof.Dr. Sebastian Scheerer, Hamburg
Dr. Tilman Spengler, München
Khalil Toama, Offenbach
Dr.Dr. Peter Ullrich, Berlin
Hans Well, „Wellbappn”, Türkenfeld
Prof.Dr. Lothar Zechlin, Essen
Prof.Dr. Moshe Zimmermann, Jerusalem
Prof.Dr. Moshe Zuckermann, Tel Aviv

 

 

"Ein Skandal ohne Ende"

Reiner Bernstein - June 7, 2020

Das Kammergericht Berlin hat am 25. Mai 2020 beschlossen, dass die Invektiven des israelischen Autors und Abteilungsleiters im Jerusalemer Auswärtigen Amt Arye Sharuz Shalicar in seinem Buch „Der neu-deutsche Antisemit“ (Leipzig 2018), ich sei Antisemit und würde tote Juden lieben, weil ich die Bürgerinitiative „Stolpersteine für München” aufgebaut habe, nicht zu beanstanden seien und meine Persönlichkeitsrechte nicht verletzen würden. Das Gericht hatte sich dazu auch auf die Anti-BDS-Erklärung im Bundestag vom 17. Mai 2018 berufen.

Die Autorin Ilana Hammerman, eine der führenden Frauen in der israelisch-jüdischen Friedensszene, hat in einem Beitrag mit dem Titel „Abgeordnete des Bundestages, ich bin eine Antisemitin“ für die Tageszeitung „Haaretz“ am 29. Mai 2018 gegenüber dem Bundestag eingestanden, dann sei auch sie wohl eine Antisemitin:

„Dass du, Deutschland, die Familie meiner Mutter umgebracht hast und dazu noch Millionen weitere meines Volkes gibt dir nicht das Recht zu entscheiden, was Antisemitismus ist. Und dieses Recht hast du dir mit dem scheinheiligen Bundestagsbeschluss vom 17. Mai herausgenommen. … Der Beschluss geht in keiner Weise auf die Prozesse ein, die der Staat und die Gesellschaft Israels in den letzten Jahren durchlaufen haben und die das Land an den Rand von Ausweglosigkeit und Verderben gebracht haben, und zwar für alle seine Bewohner, Jüdinnen und Juden, Nicht-Jüdinnen und Nicht-Juden.“

Schon früher hatten der ehemalige Sprecher der Knesset Avraham Burg und der Künstler Dani Karavan ihrer Intervention die Überschrift „Deutschland düpiert den Kampf gegen den Antisemitismus“ gegeben.

Der Titel meiner Zusammenfassung ist die Reaktion eines Münchner Rechtsanwalts auf den Beschluss des Berliner Kammergerichts.

Von Ilana Hammerman liegen u.a. in deutscher Sprache die ihrem verstorbenen Ehemann Jürgen Nierand gewidmete Biographie „Ich wollte, daß du lebst. Eine Liebe im Schatten des Todes“ (Berlin 2005) und in hebräischer Sprache „Eine einsame Frau” (2016) vor. Von Avraham Burg sind in deutscher Sprache „Hitler besiegen. Warum Israel sich endlich vom Holocaust lösen muss“ (Frankfurt am Main 2009) sowie in englischer Sprache „In Days to Come. A New Hope for Israel“ (New York 2018) erschienen.

Die Zitatstellen von Hammerman und Burg sind meinem in Vorbereitung befindlichen Traktat „Ist Gott Zionist? Religion und Rechtsstaat in Israel“ entnommen. Quelle

 

 

 

Filmtipp S. 32 in chrismon 07/08 2021 Sabine Horst
Ulla Philipps-Heck   - An kontakt@chrismon.deAdd contact
 Datum Dienstag

 Sehr geehrte Frau Horst,
 sehr geehrtes Chrismon-Redaktionsteam,

 stets schaue ich mir Chrismon interessiert an und lese auch einiges. Im aktuellen Heft hat mir u.a. der Beitrag über Streetworker in Stuttgart gut gefallen.

 Ihren Filmtipp auf S. 32 habe ich jedoch mit sehr gemischten Gefühlen gelesen. Und bei der Kombination Ihres lächelnden Gesichts, Frau Horst, und der Filmbeschreibung habe ich gedacht: Hat sie den Film im Vorfeld gesehen? Und was weiß sie über Arye Shalikar?

 Zu Ihrer Information: Arye Shalikar hat in seinem Roman sein eigenes Leben als Heranwachsender in Berlin verarbeitet - natürlich ein legitimer Ansatz. Er ist als Erwachsener nach Israel gegangen und hat dort seinen Armeedienst absolviert - bis hierher alles völlig in Ordnung. Inzwischen ist er seit vielen Jahren Mitarbeiter des Ministeriums für Sicherheitsdienste Israels. Als solcher ist er nach Deutschland zurückgekommen. Seine Rolle in Deutschland ist in den vergangenen Jahren sichtbar die gewesen, nicht so sehr tatsächlichen Antisemitismus zu bekämpfen (ein wichtiges und richtiges Anliegen!), sondern Menschen, die für gleiche Rechte von Juden und Palästinensern eintreten, zu verleumden und in der Öffentlichkeit als "neo-Antisemiten" zu denunzieren - bis zum Rufmord.

 Ein herausragendes Beispiel unter etlichen so Verleumdeten ist der im Februar 2021 verstorbene Reiner Bernstein, der Mitgründer des "deutsch-israelischen Arbeitskreises für Frieden im Nahen Osten" und Mitinitiator der "Stolpersteine" in München zum Gedenken an in der NS-Doktatur ermordete Juden. Shalikar hat ihn in seinem Buch "Der neu-deutsche Antisemit" in übelster Weise verleumdet: „Reiner Bernstein liebt tote Juden in Deutschland und ehrt sie mit Stolpersteinen, aber mit lebendigen Juden in Israel hat er ein Problem, weshalb er eine Organisation unterstützt, die zum Boykott lebendiger Juden und jenen, die mit ihnen in Frieden leben, aufruft. … " Mit dieser "Organisation" ist BDS gemeint, zu der R. Bernstein ein kritisches Verhältnis hatte, aber als Demokrat gleichwohl der Ansicht war, dass es möglich sein müsse und nötig sei, die Anliegen dieser Organisation in der Öffentlichkeit kontrovers zu diskutieren.

 Reiner Bernstein ist Zeit seines Lebens gegen Antisemitismus und für das Existentzrecht des Staates Israel aufgestanden. Im Kontext des Israel-Palästina-Konflikts ist er stets eingestanden für Sicherheit und Frieden für beide Völker. Genau deshalb hat er das Friedensdorf Neve Shalom/Wahat al-Salam in Israel unterstützt, in dem seit über 40 Jahren jüdische und palästinensisch-arabische Israelis vorleben, dass ein friedliches Leben in gegenseitigem Respekt und produktiver Partnerschaft tatsächlich möglich ist.

 Ihr Text, Frau Horst: Der Film "ist politischer Kommentar, Coming-of-Age-Geschichte und dynamisches Großstadtportrait in einem Paket" mit Ihrem lächelnden Gesicht daneben verleiht dem Film eine Qualität, die er vielleicht hat - oder aber eben auch nicht. Auf jeden Fall werben Sie so für einen Autor, der als politischer Kommentator höchst einseitig und verleumderisch tätig (gewesen) ist.

 Dies möchte ich Sie wissen lassen. Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn Chrismon einmal über das Friedensdorf Neve Shalom/Wahat al-Salam, sein Gesellschaftsmodell und seine friedenspädagogischen Bildungseinrichtungen berichten würde. Für Fragen und Materialien stehe ich gern zur Verfügung.
 Ihnen alles Gute für die kommende Zeit. Mit freundlichen Grüßen
 Ulla Philipps-Heck  stellv. Vorsitzende der  Freunde von Neve Shalom/Wahat al-Salam

 

 

 
 

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