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Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten aus dem, über das besetzte Palästina - Information statt Propaganda

 Kurznachrichten  -  Archiv  -  Themen  -  Linksammlung -  30. Januar 2024 Facebook  -  Veranstaltungen  - Sponsern Sie  - Suchen


Galt einst als zu extrem fürs Militär: Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir (Mitte) mit Gleichgesinnten (Jerusalem, 28.1.2024)


Der Siedlerstaat tanzt

Gazakrieg: Israels regierende Rechte und Ultrarechte feiern Vertreibung der Palästinenser und »Wiederbesiedlung«

Knut Mellenthin - 30.01.2024

Mehrere tausend Israelis, überwiegend aus der Schnittmenge zwischen strenger religiöser Observanz, araberfeindlichem Chauvinismus und aggressivem Siedlertum, hatten am Sonntag abend ihren Spaß.

Man freute sich auf die mehr oder weniger »freiwillige« Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung aus dem Gazastreifen und dessen »Wiederbesiedlung«. Ausgelassen getanzt wurde auch.

Viele Jugendliche waren gekommen, auch junge Familien mit zahlreichen kleinen Kindern. Von einer »karnevalsartigen Atmosphäre« sprach das Nachrichtenportal Times of Israel am Montag.

»Kritiker nahmen Anstoß daran, dass die Minister der Regierung und der Koalition fröhlich tanzen, während ein Krieg tobt, Zehntausende Israelis vertrieben wurden, Soldaten fast täglich getötet werden und 136 Geiseln immer noch von Terroristen im Gazastreifen festgehalten werden«, so die Zeitung.

Schauplatz war das International Convention Center in Jerusalem, nach eigener Darstellung Israels größtes Kongress- und Konzertgebäude.

Eingeladen hatte die Nachala-Bewegung, die vor allem die Schaffung neuer jüdischer Gemeinden in den besetzten Gebieten durch Ansiedlung junger Paare fördern will, und der auch international sehr aktive sogenannte Samaria-Regionalrat aus dem Westjordanland unter seinem Führer Jossi Dagan, einem Politiker der Likud-Partei von Premierminister Benjamin Netanjahu.

Anwesend waren zwölf Minister und 15 weitere Abgeordnete der Regierungskoalition. Neben fünf Ministern der beiden extrem rechten Regierungsparteien Otzma Jehudit und Tkuma, darunter Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir und Finanzminister Bezalel Smotrich, nahmen auch sechs Kabinettsmitglieder mit Likud-Parteibuch und der Wohnungs- und Bauminister Jitzchak Goldknopf von der orthodoxen Partei Vereinigtes Thora-Judentum teil.


Eingefunden hatten sich außerdem die gesamte Knesset-Fraktion von Otzma Jehudit, zahlreiche Führer der Siedlerbewegung und prominente Vertreter der religiösen Ultrarechten wie der Rabbiner Dov Lior.

Er erklärte den damaligen Premierminister Jitzchak Rabin mit den Bezeichnungen »Rodef« und »Moser« (das meint: für das Judentum existenziell gefährlicher Verräter) praktisch als vogelfrei, hatte Kontakt zu Rabins Mörder und fand für Baruch Goldstein, der 1994 in Hebron 29 Palästinenser beim Gottesdienst er  mehr >>>


 

»Remigrations«-Tänzer
Israel nach dem IGH-Urteil

Arnold Schölzel -  30.01.2024

Gewichtiges Signal: Die Richter des Internationalen Gerichtshofs am Freitag

Die israelischen Faschisten, die am Sonntag in Jerusalem die »Wiederbesiedlung« Gazas mit Tänzen, Hetzreden und »Tod den Arabern!«-Rufen als vollzogen feierten, sind repräsentativ.

Sie legen wieder einmal den Kern des Angebots frei, das der Zionismus den imperialistischen Mächten vor fast 130 Jahren machte.

Theodor Herzl, sein Stammvater, sah in einem »Judenstaat« in Palästina »ein Stück des Walles gegen Asien«. Juden würden dort einen »Vorpostendienst der Kultur gegen die Barbarei leisten«.

Im Selbstverständnis waren Zionisten nie Einwanderer, sondern nur die in Palästina lebenden Araber. »Remigration« war und ist Inhalt der völkisch-chauvinistischen und kolonialistischen Ideologie.


Repräsentativ war der jetzige »Kongress des Sieges« mit der Teilnahme von etwa 15 Ministern der gegenwärtigen Regierung, aber auch für die Mehrheit von deren Wählern und für die Antwort, die der Staat Israel auf die vorläufige Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) zur Klage Südafrikas gegen Israel wegen Völkermord gibt.

Die »Selbstverteidigung« durch wahllose Ermordung von Zivilisten geht weiter, es wurden Karten mit den jüdischen Siedlungen gezeigt, die nach Vertreibung der arabischen Einwohner errichtet werden sollen.   mehr >>>


Der ultrarechte Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir: »Wenn wir keinen weiteren 7. Oktober wollen, müssen wir das Gebiet kontrollieren«

Reaktion der Bundesregierung

Berlin nennt Idee der israelischen Wiederbesiedlung des Gazastreifens »völlig inakzeptabel«


Am Sonntag forderten Tausende in Jerusalem die Rückkehr jüdischer Siedler in den Gazastreifen – darunter Minister aus Netanyahus Regierung. Die Bundesregierung hat diese Forderung nun scharf verurteilt.

29.01.2024

Die Bundesregierung hat Forderungen einiger israelischer Politiker nach einer Wiederbesiedlung des Gazastreifens sowie Überlegungen zur Vertreibung der dortigen palästinensischen Bevölkerung als »völlig inakzeptabel« bezeichnet. Berlin verurteile »die Teilnahme und Äußerungen von Teilen der israelischen Regierung« bei einer Konferenz in Jerusalem zur Besiedlung des Palästinensergebiets »auf das Schärfste«, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Sebastian Fischer.

Die jüngsten Äußerungen »tragen im aktuellen Konflikt zu einer Verschlimmerung der Lage bei und verstoßen ganz klar gegen internationales Recht«. Es dürfe »keine Lösung über die Köpfe der Palästinenser hinweg geben«,    mehr >>>


Die Teilnehmer des Gipfeltreffens in Riad. 11.11.2023

Arabische Staaten wollen PA als Herrscher des Nachkriegs-Gaza: Bericht

Die USA und ihre arabischen Verbündeten sind der Meinung, dass die PA den Gazastreifen regieren sollte, während Israel den Streifen direkt besetzen, die Palästinenser vertreiben und jüdische Siedlungen errichten möchte

News Desk - JAN 29, 2024 - Übersetzt mit DeepL

Hochrangige Sicherheitsbeamte aus Saudi-Arabien, Jordanien, Ägypten und der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) trafen sich Anfang des Monats zu einem Geheimtreffen in Riad, um die Pläne für den Gazastreifen nach dem Krieg zu koordinieren, einschließlich der Einsetzung der PA an der Macht, so drei Quellen, die über das Treffen informiert waren, gegenüber Axios.

Gastgeber des Treffens war der nationale Sicherheitsberater Saudi-Arabiens, Musaed bin Mohammed al-Aiban, an dem auch der Direktor des palästinensischen Geheimdienstes, Majed Faraj, und seine ägyptischen und jordanischen Kollegen teilnahmen, so die Quellen.

Die US-Nachrichtenagentur fügte hinzu, dass die Palästinensische Autonomiebehörde und ihre arabischen Verbündeten zunehmend Pläne für den Tag nach dem Ende des Konflikts erörtern, während die israelische Regierung sich weigert, ihre Pläne für den Gazastreifen zu erläutern, wenn sie ihr Ziel, die Hamas zu besiegen, erreicht.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu ist dagegen, der PA eine Rolle im Gazastreifen zuzugestehen, hat aber öffentlich keine Alternative vorgeschlagen.

Ein vom israelischen Geheimdienstministerium im Oktober herausgegebenes Dokument empfahl Israel jedoch, den Gazastreifen direkt zu besetzen und seine 2,3 Millionen Einwohner auf die ägyptische Sinai-Halbinsel zu verlegen.

Mehrere israelische Kabinettsminister und Mitglieder der Knesset, darunter Itamar Ben Gvir und Bezalel Smotrich, nahmen am 28. Januar an der Konferenz "Rückkehr nach Gaza" teil, um über den Bau jüdischer Siedlungen in Gaza zu diskutieren.

Das Weiße Haus hat behauptet, es wolle, dass die Palästinensische Autonomiebehörde Reformen durchführt und eine Rolle bei der Verwaltung des Nachkriegs-Gazastreifens spielt, hat sich aber bisher in allen Aspekten des Krieges dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu untergeordnet und dabei auch die Tötung einer großen Zahl palästinensischer Zivilisten hingenommen.

Bei dem Treffen in Riad erklärten saudische, ägyptische und jordanische Sicherheitschefs Faraj, dass die Palästinensische Autonomiebehörde ernsthafte Reformen durchführen müsse, so die Quellen.


Der nationale Sicherheitsberater Saudi-Arabiens sagte bei dem Treffen, dass das Königreich nach wie vor die Beziehungen zu Israel normalisieren wolle, "im Gegenzug für praktische und unwiderrufliche Schritte Israels, die den Weg zu einem palästinensischen Staat ebnen würden, auch wenn ein solcher Staat nicht sofort gegründet wird", so Axios.

Das Abkommen von Oslo aus dem Jahr 1993 schuf ebenfalls einen Rahmen für die Gründung eines palästinensischen Staates in der Zukunft. Der damalige israelische Regierungschef Yitzhak Rabin räumte jedoch ein, dass er nie die Absicht hatte, die Gründung eines palästinensischen Staates zuzulassen. Stattdessen forcierte Israel in den Jahren nach Oslo den jüdischen Siedlungsbau im besetzten Westjordanland.  Quelle

Die radikal-islamische Hamas beharrt als Bedingung für eine Freilassung weiterer Geiseln auf ein Ende der israelischen Offensive im Gazastreifen.

Dafür müsse es eine Garantie geben, sagte Sami Abu Suhri, ein ranghoher Vertreter der Palästinenser-Organisation, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Außerdem müsse Israel sämtliche Besatzungstruppen abziehen. Unklar blieb, ob die Hamas bei Erfüllung dieser Voraussetzungen alle oder nur einige der 132 Geiseln freilässt, die sich nach israelischen Angaben noch im Gazastreifen befinden. Die Hamas hatte zu einem früheren Zeitpunkt erklärt, dass eine vollständige Freilassung nur infrage käme, wenn im Gegenzug all die Tausenden Palästinenser entlassen würden, die aus Sicherheitsgründen in israelischen Gefängnissen sitzen.  mehr >>>

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Margrete Auken - 26. 1. 2024 - Übersetzt mit DeepL

Margrete Auken (* 6. Januar 1945 in Aarhus) ist eine dänische Politikerin und Europaparlamentarierin der Sozialistischen Volkspartei

Margrete Auken - Hier ist meine Lesart des IGH-Urteils mit Hilfe meiner engagiertesten nationalen und internationalen Experten.


Der Beschluss des IGH ist historisch und stellt einen Wendepunkt für das palästinensische Volk und darüber hinaus für die globale Gerechtigkeit und den internationalen Schutz der Menschenrechte dar:

1) Der Gerichtshof weist alle von Israel in diesem Stadium des Verfahrens vorgebrachten Argumente zurück, sowohl in Bezug auf das Verfahren als auch auf den Inhalt, und er ist der Ansicht, dass ein "plausibler" Verstoß gegen die Völkermordkonvention durch Israel vorliegt (ia §54, 59). Es stellt fest, dass die israelische Militäroperation "zu einer großen Zahl von Toten und Verletzten, zur massenhaften Zerstörung von Häusern, zur gewaltsamen Vertreibung der großen Mehrheit der Bevölkerung und zu umfangreichen Schäden an der Zivilbevölkerung geführt hat" (§46).

2) Der Gerichtshof weist Israel an, "alle in seiner Macht stehenden Maßnahmen zu ergreifen", um die Tötung von Palästinensern als Angehörige einer durch die Völkermordkonvention von 1948 geschützten Gruppe zu verhindern (§78). Er bestimmt ferner, dass "Israel mit sofortiger Wirkung sicherstellen muss, dass sein Militär keine derartigen Tötungen vornimmt". In der Praxis und ohne jede mögliche Zweideutigkeit bedeutet dies, dass der israelische Militärangriff auf Gaza eingestellt werden muss. Mit anderen Worten, es handelt sich um eine Aufforderung zu einem faktischen, sofortigen und bedingungslosen israelischen Waffenstillstand, da der Beschluss nicht zwischen der Hamas und anderen bewaffneten Gruppen sowie der Zivilbevölkerung des Gazastreifens unterscheidet, so dass es keine "legitimen Ziele" gibt, und der Gerichtshof in keiner Weise auf "Terroristen" oder das "Recht auf Selbstverteidigung" Bezug nimmt.

3) Israel muss sofortige und wirksame Maßnahmen ergreifen, um die Bereitstellung humanitärer Hilfe und grundlegender Dienstleistungen zu ermöglichen, was wiederum einen sofortigen und bedingungslosen israelischen Waffenstillstand voraussetzt, da es für Israel unmöglich ist, dieser vom Gerichtshof angeordneten Maßnahme nachzukommen und gleichzeitig seine Militäroperation fortzusetzen (§ 80)

4) Israel muss die direkte und öffentliche Aufstachelung zum Völkermord verhindern und bestrafen (§79). Hier ist anzumerken, dass der Gerichtshof ausdrücklich die Aussagen des israelischen Präsidenten, des Verteidigungsministers und des Ministers für Energie und Infrastruktur zitiert und damit offen auf einige Personen hinweist, die strafrechtlich verfolgt werden sollten (§51-52).

5) Israel muss wirksame Maßnahmen ergreifen, um die Zerstörung von Beweismaterial zu verhindern und die Sicherung von Beweisen zu gewährleisten, die im Zusammenhang mit Anschuldigungen von Handlungen stehen, die unter die Völkermordkonvention fallen (§71),

6) Das Gericht fordert die sofortige und bedingungslose Freilassung der Geiseln, die während des Angriffs vom 7. Oktober entführt wurden (§85).

Im Rahmen ihrer Verpflichtungen als Vertragsstaaten der Völkermordkonvention und als regionaler Block, der sich für eine regelbasierte internationale Ordnung einsetzt, sollten die EU und die Mitgliedstaaten (MS):

1. Sicherstellen, dass Israel die vorläufigen Maßnahmen des IGH unverzüglich und vollständig umsetzt,

2. eine EU-Überwachungsgruppe einrichten, die die Einhaltung der Maßnahmen durch Israel überwacht (einschließlich regelmäßiger Berichterstattung) und Maßnahmen für den Fall der Nichteinhaltung festlegt,

3. Einrichtung einer EU-Taskforce zur Unterstützung bei der Sammlung von Beweisen im Zusammenhang mit Völkermord, insbesondere durch die Mobilisierung des EU-Völkermord-Netzwerks und von Eurojust,

4. Einleitung von Verfahren in den nationalen Gerichtsbarkeiten der Mitgliedstaaten zur Ermittlung und strafrechtlichen Verfolgung von EU-Bürgern und israelischen Staatsangehörigen (nach dem Grundsatz der universellen Zuständigkeit), die möglicherweise an einem der Verbrechen beteiligt waren, die unter die Völkermordkonvention fallen, im Zusammenhang mit der Militäroperation seit dem 7. Oktober,

5. Gezielte Sanktionen im Rahmen des Globalen Menschenrechtssanktionssystems der EU gegen all diejenigen zu verhängen, die direkt und öffentlich zum Völkermord an Mitgliedern der palästinensischen Gruppe in Gaza aufgerufen haben,

6. Öffentliche Unterstützung für den IGH und die Umsetzung seiner vorläufigen Maßnahmen und entschiedene Reaktion auf jeden Versuch, auch von seinen engsten Verbündeten, die Gültigkeit und Integrität der Institution in Frage zu stellen oder zu untergraben.   Quelle

Um das Video zu sehen, auf das Bild klicken

Palästinensischer Analyst erklärt, warum der IGH großen Ärger für Israel bedeutet - Mouin Rabbini

Owen Jones - 27.01.2024

Dies ist die Wahrheit über das IGH-Urteil gegen Israel, über die die meisten unserer Medien nicht sprechen wollen, mit Mouni Rabbini (englischer Text)

Der Westen, der Süden und das Recht

Die IGH-Anordnung gegen Israel widerlegt die Behauptung Berlins, Südafrikas Klage entbehre „jeder Grundlage“, und bringt erstmals den Globalen Süden vor der Weltjustiz in die Offensive.

29. 1. 2024

DEN HAAG/BERLIN (Eigener Bericht) – Die Bundesregierung muss mit der einstweiligen Anordnung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) in Den Haag im Genozidverfahren gegen Israel einen herben Schlag hinnehmen.

Mitte Januar hatte sie offen behauptet, der gegen Tel Aviv erhobene „Vorwurf des Völkermords“ „entbehrt jeder Grundlage“.

Der IGH hat jetzt Israel zu Maßnahmen verpflichtet, die deutlich machen, dass er konkrete Anhaltspunkte für genozidale Absichten und Handlungen erkennt. Käme er im Hauptverfahren zu dem Schluss, Israel habe sich tatsächlich genozidaler Aktivitäten schuldig gemacht, dann sähe sich Berlin dem Vorwurf ausgesetzt, es habe – etwa mit seinen Waffenlieferungen – Beihilfe dazu geleistet.

Das IGH-Verfahren bringt schon heute gravierende Konsequenzen für Deutschland mit sich.

Bislang konnte sich Berlin sicher sein, dass die internationale Justiz weitgehend im Sinne des Westens funktionierte; so wurden etwa vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) Verfahren ausschließlich gegen nichtwestliche Staaten eingeleitet, während die Kriegsverbrechen des Westens ohne Folgen blieben.

Im aktuellen IGH-Verfahren gehen nun Staaten des Globalen Südens gegen Israel und seine westlichen Unterstützer vor.    mehr >>>


 

Israelismus": Das gelobte Land braucht ein neues Narrativ

Israelism", ein kontroverser neuer Film über die Beziehung zwischen Israel und jüdischer Identität, erzählt eine Geschichte, die wir alle hören müssen.

Myriam Francois
Preisgekrönte französisch-irische Dokumentarfilmerin, Journalistin und Autorin
29. Januar 2024

"Wenn du die Welt verändern willst, musst du deine Geschichte ändern", sagt Michael Margolis, CEO und Gründer von Storied, einer strategischen Beratungsfirma, die sich auf Storytelling for Disruption spezialisiert hat.

Als Filmemacher macht das Zitat für mich absolut Sinn. Geschichten geben uns eine emotionale Nahrung, die die Menschheit aufrütteln, ermutigen und durch ihre komplexesten und schwierigsten Herausforderungen führen kann. Aber im Gegensatz zu bloßen Ideen oder Argumenten sprechen Geschichten das Herz an, einen Raum jenseits verhärteter Missverständnisse, die uns daran hindern können, eine Beziehung zu unserer gemeinsamen Menschlichkeit aufzubauen und uns mit ihr zu verbinden.

In einem neuen, kontroversen Dokumentarfilm mit dem Titel Israelism erleben zwei junge amerikanische Juden, die in bedingungsloser Liebe zu Israel aufgewachsen sind, ein tiefgreifendes und lebensveränderndes Erwachen, als sie Zeuge der Brutalität der israelischen Besetzung Palästinas werden. Die Protagonisten schließen sich einer wachsenden Bewegung junger amerikanischer Juden an, die gegen die alte Garde ankämpfen, um die Beziehung des Judentums zu Israel neu zu definieren, und nehmen uns mit in den Kampf um die Seele der modernen jüdischen Identität.

Der Film wurde auf US-Campus gezeigt, wo seine Veröffentlichung während des laufenden Völkermords im Gazastreifen zu zahlreichen Aufrufen zur Zensur und zur Absage geplanter Vorführungen durch die Campus-Behörden geführt hat. Inmitten einer stark zensierten öffentlichen Debatte über die israelische Besatzung sind die Bemühungen, den Film zu zensieren, ein Spiegelbild der Zeit - selbst die jüdischen Stimmen für den Frieden werden von der Maschinerie ins Visier genommen, die schon so lange versucht, die palästinensischen Rufe nach Befreiung zum Schweigen zu bringen.

Israelism erzählt eine Geschichte, die wir alle hören müssen, nicht zuletzt, weil die Vereinigten Staaten heute die einzige Kraft sind, die den israelischen Extremismus zügeln kann. Es bietet einen kleinen Einblick in die Art und Weise, wie mächtige Interessengruppen in den USA junge Juden dazu bringen, Israel blindlings zu unterstützen, und wie es einigen, wie den Protagonisten, gelingt, dem zu entkommen.

Aber für einen Nicht-Juden wie mich war das fesselndste Element des Films seine offene Darstellung der emotionalen Bindung, die die meisten Juden zu Israel entwickelt haben, und der Schwierigkeiten, die sie erleben, wenn sie versuchen, sich von der mächtigen, vereinigenden Erzählung zu lösen, die diese Bindung aufrechterhält.

Während viele Kritiker, mich eingeschlossen, Israel als ethnisch-nationalistischen, rassistisch überlegenen Schurkenstaat betrachten, der gegen internationales Recht verstößt und ein Apartheidsystem betreibt, wird Juden von klein auf beigebracht, dass der moderne Staat Israel die Verkörperung der jüdischen Selbstverwirklichung und Freiheit ist.

Es ist nicht leicht, dieses Narrativ zu entkräften, denn zum Teil ist es wahr. Nach Jahren der Verfolgung und des Exils haben die Juden endlich eine Heimat. Nur ist es nicht ihre Heimat. Es ist die der Palästinenser. Die Vertreibung der Palästinenser aus ihrem Land, um den zionistischen Mythos eines "Landes ohne Volk für ein Volk mit Land" zu verwirklichen, ist nicht weniger verwerflich als die Verfolgung und das Exil, die den Juden in der Vergangenheit auferlegt wurden.

Während die Hauptfiguren in Israelism erkennen, dass ihr Traum von Israel auf einer Lüge aufgebaut ist, fehlte im Film eine alternative Geschichte.

Der Wissenschaftler Barnett R. Rubin beschreibt die jüdische Erzählung über das moderne Israel in seinem Artikel mit dem Titel Falsche Messiasse" auf poetische Weise: "In jeder Epoche wiederholt, war diese große Erzählung - von der Sklaverei zur Freiheit, vom Exil zur Erlösung - die konstante, wenn auch manchmal kaum hörbare Hintergrundmusik des Verständnisses des jüdischen Volkes über seine Begegnung mit der Geschichte."

Rubin zeichnet ein ergreifendes Bild der jüdischen Geschichte, voll von den Schrecken der antisemitischen Verfolgung in Europa im Laufe der Jahrhunderte, dem Exil und der tiefen Sehnsucht und Hoffnung auf einen Ort der Sicherheit und Geborgenheit. Der politische Zionismus sei nicht aus einem Vakuum heraus entstanden, sondern aus der Unfähigkeit der europäischen Staaten, die Sicherheit des jüdischen Volkes zu gewährleisten, erklärt er. Mit den Pogromen und schließlich dem Höhepunkt rassistisch motivierter Gewalt in Europa in Form des Holocausts Mitte des 20. Jahrhunderts bildet die toxische Schnittmenge von Kolonialismus und Zionismus die Grundlage für unsere aktuelle Krise.

"Israelische Juden sind Siedlerkolonialisten mit einem historischen Gedächtnis indigener Herkunft", schreibt Rubbin. "Sie entwickelten eine Ideologie und eine eher politische als rein religiöse Bewegung der 'Rückkehr'. Aber ihr historisches Gedächtnis wurde von den Bewohnern des Landes nicht geteilt. Das historische Gedächtnis des jüdischen Volkes schuf nicht das Recht oder die Fähigkeit, einen einzigen Dunam Land gegen den Willen seiner Besitzer zu beschlagnahmen oder zu besetzen. Das historische Gedächtnis eines Volkes, wie hartnäckig es auch sein mag, begründet kein Recht, über ein anderes Volk zu herrschen".

Dieses Narrativ von Enteignung, Verfolgung und Triumph ist es, das die Unterstützung für den gegenwärtigen Staat Israel untermauert. Während eine wachsende Bewegung von Kritikern dieses Narrativ demontiert, braucht die nächste Generation der geplagten Bewohner dieses umkämpften Landes dringend eine neue Geschichte der Hoffnung, um es zu ersetzen.

Wie der israelische Gründer und Geschäftsführer von Idealist.org, Ami Dar, schreibt: "Wenn jeder, überall, wirklich akzeptieren würde, dass sieben Millionen Juden und sieben Millionen Palästinenser nirgendwo hingehen und dass jede mögliche Zukunft beide einschließen und umfassen muss, würde sich die gesamte Energie um diesen Konflikt herum verändern."

Damit diese Veränderung eintritt, brauchen wir neue Geschichten. Geschichten, die Ansprüche auf das Land anerkennen und ehren, die zwar als konkurrierend dargestellt werden, aber nicht von Natur aus so sind. Schließlich könnten uns indigene Philosophien zu der Überlegung bringen, dass das Land niemandem gehört und dass die abrahamitischen Verwalter des Landes eine gemeinsame Mission haben, seine heilige Natur zu bewahren und zu schützen und alle seine Bewohner zu ehren.

Rubbin scheint vorzuschlagen, dass ein "entkolonialisierter" Zionismus, der von der korrumpierenden Vorherrschaft des Kolonialismus losgelöst ist und daher eher eine kulturelle Sehnsucht nach einem Ort als einen politischen oder territorialen Anspruch auf ihn darstellt, von der derzeit entfesselten gewalttätigen Siedlerideologie unterschieden werden sollte: "Das Palästina, nach dem sie [die Juden] sich sehnten, war die Verkörperung ihrer Hoffnungen und nicht ein paar Provinzen des Osmanischen Reiches mit arabisch-muslimischer und christlicher Bevölkerung." Und aus diesen Hoffnungen, verbunden mit der Sehnsucht der Palästinenser nach einer Rückkehr in ihr Land, nach Autonomie über ihr Leben und nach Frieden, könnte die nächste Geschichte gewoben werden. Und obwohl es wohl dieselben elementaren Träume sind, die den gegenwärtigen Machtkampf so apokalyptisch erscheinen lassen, machen sie auch eine Geschichte, die sie ehrt, zutiefst überzeugend.

Während der Fokus des Israelismus auf der Notwendigkeit liegt, dass Juden den Frankenstein, der Israels gewaltsame Besatzung ist, abbauen müssen, fehlt es an einer Erzählung der Hoffnung.

Eine wachsende Zahl von Juden schließt sich den Reihen des Antizionismus an, und die Massenproteste der Jewish Voices for Peace und der jüdischen Ältesten haben sich als kraftvolles Gegengewicht zu dem ansonsten angenommenen Konsens über die Unterstützung des derzeitigen israelischen Staates erwiesen. Aber Gegennarrative brauchen mehr als nur Opposition, um zu bestehen.

Die Geschichte, die jungen Juden auf der ganzen Welt verkauft wird, ist tiefgründig, bewegend und äußerst fesselnd. Und das bedeutet, dass jeder Kampf, der Juden von dieser falschen Darstellung des Staates Israel als erlösende Verkörperung jüdischer Selbstverwirklichung befreien soll, zwangsläufig eine ebenso überzeugende, wenn nicht sogar noch überzeugendere Gegenerzählung erfordert. Eine, die den legitimen jüdischen Ängsten vor einer Wiederholung der Geschichte Rechnung trägt, die die Gemeinschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl eines gemeinsamen Traums von kosmischer Dimension vermittelt, aber auch die Befreiung der Palästinenser verspricht.

Wie auch Rubin betont: "Was am Kolonialismus verwerflich ist, ist nicht die Einwanderung oder Ansiedlung einer Bevölkerung anderer ethnischer oder nationaler Herkunft oder von Menschen, die in gewisser Weise nicht einheimisch sind, sondern die Herrschaft einer Gruppe über eine andere. Es ist unmöglich, die Geschichte zurückzuspulen und neu zu schreiben. Aber es ist möglich, ja sogar notwendig, eine Zukunft zu sichern, in der Palästinenser und Israelis gleiche Rechte haben.

Da die Israelis zunehmend von Netanjahu desillusioniert sind, müssen sich jüdische Stimmen innerhalb und außerhalb Israels mit den Auswirkungen der militaristischen Ideologie auf ihre Kultur, Politik und Identität auseinandersetzen. Die Umfrage des Israel Democracy Institute, ein monatliches Stimmungsbarometer zu aktuellen Ereignissen in Israel, ergab, dass der Optimismus in Bezug auf die zukünftige Sicherheit und den demokratischen Charakter des Landes abnimmt. Wenn die nihilistischen TikTok-Videos, die sich über verstümmelte palästinensische Kinder lustig machen, kein Weckruf waren, dann sollten es die Telegrammgruppen sein, in denen sich Tausende über Snuff-Filme freuen, in denen palästinensische Zivilisten gefoltert und getötet werden. Jede Verunglimpfung der Menschlichkeit eines anderen führt zwangsläufig zu einer Herabsetzung unserer eigenen. Dieser Kreislauf der entmenschlichenden Gewalt sollte nicht länger durch Propagandamärchen beschönigt werden.

Der Widerstand gegen den Apartheidstaat muss neben der Würdigung des Erbes von Leid und Exil auch dem Versprechen eines neuen Traums Platz machen. Nelson Mandelas Freiheitsbewegung wurde nicht nur von der Opposition gegen die weiße Vorherrschaft angeführt - sie wurde von einem Traum von Koexistenz, Gleichheit und Gerechtigkeit für alle geleitet. Im Gegensatz zu den Erzählungen über die palästinensische Gegensätzlichkeit hat die palästinensische Führung immer wieder großzügig Platz für die jüdische Präsenz in ihrem Land geschaffen. Es liegt nun an der neuen jüdischen Generation, ihre Geschichte so neu zu gestalten, dass alle Kinder Gottes gleichermaßen geehrt werden - und in dieser neuen Geschichte liegt das wahre gelobte Land.  Quelle


Bild: Hosny Salah

20 NGOs fordern UNRWA weiter zu finanzieren um Leben zu retten!

Freiheitsliebe-Redaktion - 29. Januar 2024


9 Länder haben angekündigt die Finanzierung von neuen Projekten der UNRWA zu stoppen, darunter auch Deutschland und die USA. Die Folgen eines solchen Stopps dürften in Gaza zu noch mehr Leid und Elend führen, wie 20 große Hilfsorganisationen feststellen, die eine gemeinsame Erklärung verfasst haben.

Wir haben die Erklärung ins Deutsche übersetzt:

Als Hilfsorganisationen sind wir zutiefst besorgt und empört darüber, dass einige der größten Geber sich zusammengeschlossen haben, um die Finanzierung des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA), der wichtigsten Hilfsorganisation für Millionen von Palästinensern im Gazastreifen und in der Region, auszusetzen. Dies geschieht inmitten einer sich rasch verschlimmernden humanitären Katastrophe in Gaza.

Die Aussetzung der Finanzierung durch die Geberstaaten wird sich auf die lebensrettende Hilfe für mehr als zwei Millionen Zivilisten auswirken, von denen mehr als die Hälfte Kinder sind und die auf die UNRWA-Hilfe in Gaza angewiesen sind. Die Bevölkerung ist von Hunger, einer drohenden Hungersnot und dem Ausbruch von Krankheiten bedroht, weil Israel den Gazastreifen weiterhin wahllos bombardiert und die Hilfe absichtlich vorenthält.

Wir begrüßen die rasche Untersuchung des UNRWA über die angebliche Beteiligung einiger weniger UN-Mitarbeiter an den Angriffen vom 7. Oktober. Wir sind schockiert über die rücksichtslose Entscheidung, die Lebensader einer ganzen Bevölkerung zu kappen, und zwar ausgerechnet von den Ländern, die eine Aufstockung der Hilfe für den Gazastreifen und den Schutz der humanitären Helfer bei der Ausübung ihrer Arbeit gefordert hatten. Diese Entscheidung erfolgt, nachdem der Internationale Gerichtshof sofortige und wirksame Maßnahmen angeordnet hat, um die humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung in Gaza sicherzustellen.

152 UNRWA-Mitarbeiter wurden bereits getötet und 145 UNRWA-Einrichtungen durch Bombardierungen beschädigt. Das UNRWA ist die größte humanitäre Organisation im Gazastreifen, und die von ihr geleistete humanitäre Hilfe kann nicht durch andere in Gaza tätige Organisationen ersetzt werden. Wenn die Aussetzung der Finanzierung nicht rückgängig gemacht wird, könnte es zu einem völligen Zusammenbruch der bereits eingeschränkten humanitären Hilfe in Gaza kommen.

Angesichts von über einer Million vertriebener Palästinenser, die in 154 UNRWA-Unterkünften untergebracht sind, arbeiten die Organisation und die Hilfsorganisationen unter nahezu unmöglichen Bedingungen weiter an der Bereitstellung von Nahrungsmitteln, Impfungen und Süßwasser. Die Länder, die ihre Gelder aussetzen, riskieren, dass die Palästinenser in der Region weiterhin keine lebenswichtigen Nahrungsmittel, kein Wasser, keine medizinische Hilfe und Versorgung, keine Bildung und keinen Schutz erhalten.

Wir fordern die Geberländer auf, ihre Unterstützung für die lebenswichtige Arbeit des UNRWA und seiner   mehr >>>

Palästinenser füllen ihre Kanister mit Wasser aus einer öffentlichen Wasserentnahmestelle

Verdursten

Khuloud Rabah Sulaiman und Salma Yaseen - 29. Januar 2024 - Übersetzt mit DeepL

Sauberes und sicheres Trinkwasser zu finden, ist in Gaza fast unmöglich geworden.

Aref Abed, 60, lebt im Viertel al-Yarmouk in Gaza-Stadt. Normalerweise füllt Abed sein 1.500-Liter-Fass mit entsalztem Wasser aus einem Entsalzungsfahrzeug.

Doch das ist nicht mehr möglich.

Die Entsalzungsanlagen sind entweder ganz geschlossen oder arbeiten aufgrund von Strom- und Treibstoffmangel mit extrem eingeschränkter Kapazität. Israel hat auch einen Großteil der sanitären Einrichtungen und der Wasserinfrastruktur des Gazastreifens zerstört oder die Wasserleitungen absichtlich unterbrochen.

Abed hatte keine Möglichkeit, sicheres Trinkwasser zu bekommen, also ging er zu einem nahe gelegenen Brunnen. Abed wusste, dass solche Brunnen kein sicheres Trinkwasser liefern und stattdessen für die Bewässerung oder andere Zwecke genutzt werden, aber er war verzweifelt.

Als er an dem Brunnen ankam, war er so durstig, dass er ohne nachzudenken trank.

Er wusste, dass das Wasser schmutzig war, weil es so schmeckte. Als er sich dann die Hände wusch, sah er, dass sie mit Schlamm bedeckt waren.

"Ich sah, dass das Wasser nicht rein war und etwas Schmutz enthielt", sagte er. "Ich denke, es ist unbehandeltes Abwasser und ungeeignet zum Waschen, Reinigen oder sogar zum Baden."

Er erbrach sich von dem Wasser. Dennoch zwang er sich, weiter zu trinken.

Mitte Januar ging Abed dann ins Krankenhaus, weil er hohes Fieber und ständigen Durchfall hatte. Er war stark dehydriert.

Die Ärzte diagnostizierten bei ihm Typhus, eine lebensbedrohliche bakterielle Infektion. Unbehandelt könnte er ein Nierenversagen erleiden.

Sauberes Wasser ist teuer
Die große Mehrheit der Palästinenser in Gaza hat keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser.

Abed erhielt Antibiotika, um seinen Typhus zu behandeln, aber da er ständig verunreinigtes Wasser trank, verbesserte sich sein Zustand nicht.

"Mein Bruder kauft immer Wasser in Flaschen für mich, damit ich geheilt werden kann und er nicht krank wird", sagte er.

Doch diese Option können sich die Brüder kaum leisten. Eine kleine Flasche Wasser mit einem Inhalt von etwa 500 Millilitern kostet jetzt fast 3 Dollar, das ist das Zehnfache des Preises vor Oktober.

"Wasser in Flaschen ist in der Stadt nicht immer erhältlich, und wenn es vorhanden ist, reicht es dann aus? Wie soll ich mein Leben retten, wenn es in der Stadt kein sauberes Wasser gibt?"

Wie kann ich für Wasser sorgen, wenn nicht einmal die UNRWA es kann?
Die meisten der fast 2 Millionen Menschen, die aus dem Gazastreifen vertrieben wurden, befinden sich jetzt im Süden. Der Mangel an sauberem Trinkwasser ist dort besonders akut.

Kanz Sulaiman, 7, ist in einer UNRWA-Schule in der südlichen Stadt Khan Younis untergebracht. Ihre Familie wurde vor zwei Monaten aus Gaza-Stadt vertrieben.

Kanz bekam von ihren Eltern Wasser in Flaschen zu trinken, aber wenn das nicht verfügbar war, trank sie aus dem Wasserhahn der UNRWA-Schule.

"Ich war sehr durstig", sagte sie. "Jedes Mal, wenn ich kein [Wasser] in unseren Flaschen fand, trank ich aus [dem Wasserhahn].

Anfang dieses Monats erkrankte Kanz an Fieber, erbrach sich und hatte mehrere Tage lang starken Durchfall. Im Gesundheitszentrum der Schule wurde bei ihr ein Darmkatarrh diagnostiziert.

Der Arzt riet ihrem Vater, für sauberes Trinkwasser zu sorgen, da der Wasserhahn der Schule verunreinigt sei. Der Arzt sagte, dass der Verzehr des Wassers zu ernsthafteren Erkrankungen wie Cholera oder Typhus führen könnte.

Hamza Sulaiman, der Vater von Kanz, sagte, er habe den Arzt gefragt: "Wie kann ich sie mit sauberem Wasser versorgen, wenn [das UNRWA] nicht in der Lage ist, es für uns in der Schule bereitzustellen?"

Der Arzt hatte keine Antwort. Er wies Hamza an, in die UNRWA-Hauptklinik in Khan Younis zu gehen, um Medikamente zu holen, da die Schule keine mehr habe. Leider waren auch in der Hauptklinik und in den sieben Apotheken, die Hamza aufsuchte, die Medikamente ausgegangen.

Innerhalb einer Woche war die gesamte Familie, einschließlich Hamzas 11-jährigem Sohn Yazan, krank.

Glücklicherweise hatte ein Verwandter die notwendigen Medikamente, und Kanz ging es nach einer Woche Krankheit besser.

"Ich war meinem Verwandten dankbar, dass er meiner Tochter das Leben rettete, als er uns das Medikament gab", sagte Hamza. "Ich hatte Angst, sie zu verlieren, da ich nichts für sie tun konnte."

Dennoch ist der Zugang zu sauberem Wasser ein täglicher Kampf. Hamza füllt ihre Wasserbehälter bei der UNRWA auf, wenn Wasser verfügbar ist, aber das ist oft nicht der Fall.

"Das entsalzte Wasser ist nicht mehr hundertprozentig sauber wie vor dem Krieg", sagt er. "Es hat einen salzigen Geschmack. Ich glaube, es ist nur halb entsalzt, weil es an Treibstoff mangelt."

Umstellung auf Meerwasser

Fadia Waleed und ihre fünf Kinder haben sich für Wasser aus dem Meer entschieden, obwohl sie wissen, dass es durch Abwässer verschmutzt ist.

Sie wäscht ihr Geschirr und ihre Kleidung mit Meerwasser, und ihre Kinder baden im Meer. Sie haben keine andere Möglichkeit, da die UNRWA-Schule, in der sie untergebracht sind, kein Wasser mehr aus den Wasserhähnen liefert.

Doch in diesem Monat erkrankte Fadias Sohn Yaseen an Fieber und Bauchschmerzen. Sie gingen ins Krankenhaus und es wurde bei ihm Hepatitis A diagnostiziert.

Er nahm zwei Wochen lang Medikamente ein, und sein Zustand verbesserte sich allmählich.

"Während dieser 14 Tage hatte ich Angst, ihn zu verlieren", sagte Fadia. "Ich blieb die ganze Nacht über wach, um über seinen Gesundheitszustand zu wachen.

"Ich lieh mir von meinen Nachbarn in der Schule Wasser in Flaschen", sagte sie. Dieses saubere Wasser hat ihm das Leben gerettet.

Nach Yaseens Krankheit hat die Familie aufgehört, Meerwasser für die tägliche Arbeit zu verwenden, aber sie haben immer noch keinen regelmäßigen Zugang zu Wasser.

"Wenn sie aus dem Meer trinken, werden sie sterben, und wenn sie ohne sauberes Wasser durstig bleiben, werden sie ebenfalls sterben. Was ist also die Lösung?"  Quelle



Ägyptische Beamte verlangen von Palästinensern ein hohes Lösegeld, um dem Völkermord in Gaza zu entkommen

Ägyptische Grenzbeamte verlangen von Palästinensern in Gaza Tausende von Dollar, um dem Tod in Gaza zu entkommen. Und selbst diejenigen, die es schaffen, den exorbitanten Preis über GoFundMe-Kampagnen aufzubringen, werden seit Monaten nicht durchgelassen.


SHAHD SAFI 29. JANUAR 2024 - Übersetzt mit DeepL

Am 19. Februar werde ich 23 Jahre alt. Ich habe Angst, dass der Tag kommen wird, an dem der Krieg noch andauert, aber ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich lange genug leben werde, um ihn zu erleben.

Vor dem israelischen Krieg gegen Gaza lebte ich ein friedliches Leben und ging jeden Tag zur Al-Aqsa-Universität, um zu studieren. Meine Schule wurde nun vom israelischen Militär bombardiert, obwohl sie voller vertriebener Palästinenser aus dem nördlichen Gazastreifen war. Die Bombardierung tötete eine Reihe von Vertriebenen und verwandelte den Ort, an dem ich lernte, lachte und Freude empfand, in einen Horrorfilm.


Meine Freundin und Klassenkameradin, Nadia Abd El-Latif, wurde während des israelischen Angriffs durch einen direkten israelischen Luftangriff auf ihr Haus getötet. Das Gleiche geschah mit anderen Freunden und Kollegen - Mahmoud Al-Naouq, Yousef Dawwas und Muhammad Hammo.


Mein Lehrer, Refaat Alareer, wurde auf die gleiche Weise getötet, ebenso wie der Ehemann meiner Cousine und ihr siebenjähriger Sohn. All diese Todesfälle haben mich erschüttert. Nach über hundert Tagen ist Israels Krieg immer noch nicht vorbei, und meine Seele fühlt sich ausgelaugt.

Diese 115 Tage machen 2.760 Stunden aus, in denen wir mit akuter Angst und Sorge leben, ohne zu wissen, ob wir zu den Überlebenden gehören werden oder nicht. Aber seit Beginn der Bombardierung im Oktober habe ich vergeblich versucht, einen Ausweg aus dem Gazastreifen zu finden.

Nur zwei Monate vor dem Krieg hatte ich ein Erasmus-Stipendium erhalten und war in Spanien. Leider war es mein Schicksal, zurückzukehren und diesen unmenschlichen Völkermord zu erleben. Wenn ich noch in Spanien wäre, frage ich mich, wie sich mein Herz fühlen würde. Meine Familie wäre auf jeden Fall hier in Gaza, mit Ausnahme meiner Schwester Rawan, die eine Woche vor mir ins Ausland reiste und seit Januar letzten Jahres in Algerien ist, um ihren Master in internationalem Recht zu machen.

Zu Beginn des Krieges half mir eine Freundin, einen Visumsantrag für Katar zu stellen. Sie hoffte, dass Katar mir ein Visum erteilen würde, was die Ausreise aus dem Gazastreifen etwas erleichtern würde. Sie versprach mir, mich bis zum Ende des Krieges in ihrem Haus aufzunehmen. Zögernd stimmte ich zu, da ich meine Familie nur ungern unter so schlimmen Bedingungen zurücklassen wollte, aber die Sache war umstritten, da Katar mein Visum ablehnte. Ich war sehr enttäuscht, denn ich hatte erwartet, dass Katar zustimmen würde, da es ein arabisches Land mit engen Beziehungen zu Palästina ist.

Nach der Ablehnung suchte ich nach einem anderen Weg, um aus dem Gazastreifen zu entkommen, vor allem, als die israelische Armee ihre Bodeninvasion im Gazastreifen begann. Ich wurde Zeuge der unerträglich grausamen Behandlung palästinensischer Zivilisten durch israelische Soldaten, und ich sah die kalte Reaktion der Außenwelt.

Das war der Moment, in dem ich anfing, still und leise in Panik zu geraten, wie alle anderen hier. Ich verberge meine Angst vor meinen Geschwistern, weil ich ihre Stärke bin, und sie versuchen sogar, ihre Angst vor mir zu verbergen, weil sie wissen, dass sie mich dazu inspirieren, für sie stark zu sein. Aber hinter all dem steckt das Wissen, dass wir alle Angst haben, während wir vorgeben, mutig zu sein.

Ägypten hat seine Grenzen zum Gazastreifen während des Krieges mehrmals geschlossen und den Preis für die Ausreise aus dem Gazastreifen unglaublich hoch angesetzt. Da meine Mutter halb Ägypterin und halb Palästinenserin ist, hat mir das unglaublich das Herz gebrochen. Ägypten ist ein arabisches Land, das an Palästina grenzt und mit dem wir eine gemeinsame Geschichte und Kultur teilen. Wie können sie uns das antun? Es gibt viele Palästinenser in Gaza, die ägyptisches Blut haben und die ägyptische Staatsangehörigkeit besitzen. Doch selbst von diesen ägyptischen Staatsbürgern, die in Gaza leben, wird verlangt, dass sie mindestens 1.500 Dollar zahlen, um durch den Grenzübergang Rafah gelassen zu werden und dem Tod zu entgehen.

Über 80 % der Menschen in Gaza leben unterhalb der Armutsgrenze, und viele wären nicht einmal in der Lage, 100 Dollar zu zahlen. Schlimmer noch: Wer keinen ägyptischen Pass hat, muss derzeit 10.000 Dollar bezahlen, um den Grenzübergang passieren zu können - und selbst dann, wenn man das Geld irgendwie auftreiben kann, muss man noch Tage oder sogar Monate auf die Ausreise warten. Kürzlich behaupteten die Ägypter, den Betrag auf 5.000 Dollar pro Person gesenkt zu haben, doch der Kampf bleibt derselbe.

Einige wenige wohlhabende und einflussreiche Menschen in Gaza können tatsächlich solche Beträge für die Ausreise zahlen. Andere greifen auf Spenden über Crowdfunding-Plattformen wie GoFundMe und LaunchGood zurück, und ich kann es ihnen nicht verdenken. Sie haben keine andere Möglichkeit, dem Bombardement zu entgehen und ihr Leben zu retten.

Viele vertriebene Familien haben während des Krieges im Haus meiner Großeltern Zuflucht gesucht, da wir in Rafah wohnen, wo viele vertriebene Palästinenser jetzt in Zelten leben. Drei dieser Familien konnten in Absprache mit den ägyptischen Behörden den Gazastreifen legal verlassen.

Hala Ihsan Abu Ramadan, 32, wurde zusammen mit ihrer Familie viermal aus dem Norden des Gazastreifens vertrieben, bis sie schließlich Rafah erreichten. Nachdem sie über GoFundMe Geld gesammelt hatte, wandte sich Hala an den ägyptischen "Koordinator", der ein Freund des Managers ihrer Schwester Heba war. Der Koordinator bat um 5.000 Dollar pro Person, für insgesamt sechs Personen - Hala, Heba, Hebas Ehemann Hassan, ihren Bruder Abed und ihre Eltern. Ihr Vater ist Krebspatient und konnte seit Beginn des Krieges wegen der Überfüllung der Krankenhäuser in Gaza keine medizinischen Untersuchungen oder Chemotherapien erhalten.

"Mein Vater muss den Gazastreifen verlassen", sagte mir Hala. "Sein Leben steht auf dem Spiel. Wenn mein Vater nicht behandelt wird, wird sich der Krebs in seinem ganzen Körper ausbreiten. Wenn die Situation so bleibt, wird er sehr bald sterben. Wir haben uns mit dem ägyptischen Koordinator in Verbindung gesetzt, und er hat uns bestätigt, dass der Fall meines Vaters als dringend eingestuft wurde."

Hala fügte hinzu, dass der Name ihres Vaters bis heute auf keiner ägyptischen Liste von Personen aufgetaucht ist, die den Gazastreifen verlassen dürfen. "Ich meine, wenn der Fall meines Vaters dringend ist und er seit dem 30. Dezember wartet, wie viel Zeit brauchen dann dringende Fälle?" fragt mich Hala. Die ägyptischen Koordinatoren erhöhten den von Hala und ihrer Familie geforderten Preis mehrmals, zunächst auf 6.000 $, dann auf 7.000 $, 8.000 $ und schließlich auf 10.000 $ pro Person. Erschreckenderweise durfte zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts noch keines ihrer Familienmitglieder den Gazastreifen verlassen.

Halas Cousin Saleem Abu Hamdah, dessen Mutter Ägypterin ist, durfte nicht nach Ägypten einreisen, obwohl er 1.200 Dollar bezahlt hat. Seine Frau und seine drei Kinder durften jedoch nach Ägypten einreisen, nachdem sie dieselben so genannten "Koordinationskosten" gezahlt hatten, ebenso wie seine Eltern - er blieb allein in Gaza zurück.

Eine andere Frau, mit der ich sprach, Samar, bat darum, dass ihr Nachname zu ihrer eigenen Sicherheit nicht genannt wird. Sie hat eine ägyptische Schwiegermutter und wurde aufgefordert, 4.000 Dollar zu zahlen, während Samar 2.000 Dollar zahlen sollte. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts wurde keiner der beiden aus dem Gazastreifen herausgelassen, obwohl sie seit Beginn des Krieges mit den Koordinatoren in Kontakt stehen. Nur Samars ägyptische Schwiegermutter hat die Erlaubnis erhalten, den Gazastreifen zu verlassen, aber sie weigert sich, ihre beiden Söhne, deren Frauen und Kinder sowie ihre Tochter und die Kinder ihrer Tochter zurückzulassen.

"Die Wohnung meiner Eltern wurde bombardiert", sagte mir Samar. "Gott sei Dank wurde keines meiner Familienmitglieder verletzt. Aber die Bombardierung selbst hat mich sehr ängstlich und verzweifelt gemacht, so dass ich Gaza verlassen wollte. Was wir heute erleben, ist viel grausamer und intensiver als alle Kriege, die jemals zuvor in Gaza stattgefunden haben."

Was mich betrifft, so kann ich Gaza nicht verlassen. Die finanzielle Situation meiner Familie kann solch hohe "Koordinations"-Kosten nicht decken. Ich zögere, eine GoFundMe-Kampagne zu starten, weil ich so viele Geschichten gehört habe - keiner der Menschen, die ich kenne, die Koordinationskosten für die Reise nach Ägypten bezahlt haben, war wirklich in der Lage, Gaza zu verlassen. Wenn eine der Familien, die bei uns Schutz suchen, tatsächlich die Erlaubnis zur Ausreise bekäme, würde ich vielleicht meine eigene Spendenkampagne in Erwägung ziehen. Bis dahin glaube ich nicht, dass es einen wirklichen Ausweg gibt, und ich sehe nicht, dass die Außenwelt Druck auf Israel ausübt, um einen Waffenstillstand zu erreichen.  Quelle

Palästinenser laufen durch die Trümmer von Gaza-Stadt und tragen Säcke mit Mehl, die von einem Hilfslieferwagen geliefert wurden

Tag 115 der "Operation Al-Aqsa-Flut":
Israel drängt die Bewohner des Gazastreifens weiter nach Süden; die USA drohen mit weiterer regionaler Gewalt


Nach einem Drohnenangriff, bei dem drei amerikanische Soldaten in Jordanien getötet wurden, droht die US-Regierung mit weiterer regionaler Gewalt. Menschenrechtsgruppen kritisieren, dass die Länder die Gelder für das UNRWA gestrichen haben, da die Palästinenser in Gaza von Hunger und Auszehrung bedroht sind.

Leila Warah - 29. Januar 2024 - Übersetzt mit DeepL

 

Todesopfer
 

26.422+ Tote* und mindestens 65.087 Verletzte im Gazastreifen.

387+ getötete Palästinenser im besetzten Westjordanland und Ostjerusalem

Israel revidiert seine Schätzung der Todesopfer vom 7. Oktober von 1.400 auf 1.147.
557 getötete israelische Soldaten seit dem 7. Oktober und mindestens 3.221 Verletzte.

*Diese Zahl wurde vom Gesundheitsministerium in Gaza bestätigt. Einige Menschenrechtsgruppen schätzen die Zahl der Toten auf mehr als 33.000, wenn man die mutmaßlich Toten mit einbezieht.
** Diese Zahl wird vom israelischen Militär veröffentlicht.
Wichtige Entwicklungen



Besetztes Westjordanland: Israelische Streitkräfte erschießen ein palästinensisches Kind südöstlich von Bethlehem und einen palästinensischen Mann westlich von Jenin.

Hochrangige israelische Politiker nehmen an der "Konferenz zur Rückkehr nach Gaza" teil, um die Umsiedlung zu planen.
Human Rights Monitor: Israelische Streitkräfte töten 373 Palästinenser, darunter 345 Zivilisten, 48 Stunden nach dem Zwischenurteil des Internationalen Gerichtshofs.

UNICEF: Mehr als 16.000 Kinder laufen Gefahr, Routineimpfungen zu verpassen, wodurch sie Krankheiten wie Masern, Lungenentzündung und Polio ausgesetzt sind.

PCRS: Israelischer Beschuss und schweres Geschützfeuer in der Nähe des belagerten Al-Amal-Krankenhauses in Khan Younis.

CENTCOM: Drei US-Soldaten getötet, 25 verletzt bei Drohnenangriff des Islamischen Widerstands im Irak im Nordosten Jordaniens.

Gesundheitsministerium in Gaza: 7.000 Verletzte und Kranke müssen den Gazastreifen verlassen, um lebensrettende medizinische Versorgung zu erhalten.

Jordanien, die Türkei, Amnesty International und die WHO fordern die Länder auf, die Mittel für das UNRWA wieder einzustellen.

UNRWA: Nur 4 von 22 Gesundheitszentren in Gaza aufgrund von Bombardierungen und Zugangsbeschränkungen betriebsbereit

Jemenitische Ansar Allah senden mit einem Musikvideo eine Botschaft des Trotzes an Israel und seine Verbündeten.
Japan und Österreich schließen sich rund einem Dutzend Ländern an, die ihre Gelder für das UNRWA aussetzen.

Gesundheitsministerium in Gaza: Im Al-Nasser-Krankenhaus und in Khan Younis stapeln sich angesichts der militärischen Belagerung medizinische und nichtmedizinische Abfälle "überall".



Seit dem Urteil des Internationalen Gerichtshofs wurden Hunderte von Menschen getötet und Krankenhäuser angegriffen

In den 48 Stunden nach dem Zwischenurteil des Internationalen Gerichtshofs (IGH) gegen Israel, das den Staat wegen Völkermordes vor Gericht stellt, hat das Militär die Angriffe auf den Gazastreifen mit voller Kraft fortgesetzt.


In den letzten zwei Tagen wurden mindestens 373 Palästinenser, darunter 345 Zivilisten, getötet und mindestens 643 verwundet, berichtet Human Rights Monitor (HRM).


Die gesamte Stadt Khan Younis, der zweitgrößte südliche Bezirk des Gazastreifens, wird von israelischem Bombardement getroffen.

Das Al-Amal-Krankenhaus in der Stadt ist seit mehreren Tagen unter militärischer Belagerung, in der medizinisches Personal, Patienten und Vertriebene eingeschlossen sind.

"Israelischer Beschuss und schweres Geschützfeuer halten in der Nähe des PRCS Al-Amal-Krankenhauses an", meldete die Palästinensische Rothalbmondgesellschaft (PRCS) am Montagnachmittag.

Der PRCS gab außerdem bekannt, dass drei Menschen im Innenhof des Al-Amal-Krankenhauses beigesetzt wurden, da es aufgrund der anhaltenden Blockade des Krankenhauses schwierig war, sie zu einem offiziellen Friedhof zu transportieren".

Am Sonntag veröffentlichte PRCS ein Video aus dem Krankenhaus, auf dem zu sehen ist, wie zwei Mitarbeiter der medizinischen Hilfsorganisation ein Kind ablenken, während um sie herum Kämpfe toben. In dem Video erzählte das junge Mädchen, dass es davon träumt, nach Hause und in die Schule zurückzukehren, und dass es Zahnärztin werden möchte.

In der Zwischenzeit ist das Al-Nasser-Krankenhaus, das sich ebenfalls in der Stadt Khan Younis befindet, in ähnlicher Weise einer brutalen Blockade ausgesetzt, bei der sich medizinische und nicht-medizinische Abfälle "überall" auftürmen, so das Gesundheitsministerium von Gaza.

Die medizinischen Abfälle, die giftig sein könnten, könnten zur Ausbreitung von Krankheiten beitragen, da sich die Gesundheitssituation im südlichen Gazastreifen bereits verschlechtert hat.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Leichen auf dem Krankenhausgelände stapeln, weil israelische Militärfahrzeuge den Zugang versperren, so dass die Bürger die Friedhöfe in der Stadt nicht erreichen können, berichtete Al Jazeera.

Mitarbeiter und Bewohner des Krankenhauses sind dabei, ein Massengrab auf dem Krankenhausgelände auszuheben, um die Leichen zu bestatten. Mindestens ein weiteres Massengrab wurde bereits auf dem Gelände ausgehoben.
Palästinenser im Gazastreifen weiter nach Süden gedrängt

Immer mehr Palästinenser sind gezwungen, aus ihren Häusern und Unterkünften in Khan Younis zu fliehen, da die Armee sie weiter in den Süden nach Rafah, dem letzten verbleibenden Ort für Palästinenser, drängt.

"Tausende von Menschen wurden zur Evakuierung aufgefordert und müssen durch Sicherheitskontrollpunkte mit Gesichtserkennungstechnologie gehen. Frauen und Kinder werden von den Männern getrennt. Eine große Anzahl von Menschen wurde festgenommen und während des Prozesses entmenschlicht", berichtete Hani Mahoud aus Rafah für Al Jazeera.

"Sie zwingen verschiedene Gruppen von Menschen, ihre Ausweise hochzuhalten, wenn sie diese Militärkontrollpunkte passieren. In vielen Fällen wurden palästinensische Männer vom israelischen Militär entführt und verhaftet, und andere wurden zu Untersuchungen mitgenommen", fügte Al Jazeera hinzu.

Die vertriebenen Zivilisten fliehen vor den israelischen Angriffen auf Khan Younis, um dann in den ohnehin schon überfüllten Bezirk Rafah zu gelangen, wo die Menschen auf der Straße und in Zeltlagern schlafen, die wegen des rauen Wetters mit Abwässern überflutet sind.

"Die Szenen, in denen Menschen gewaltsam vertrieben werden, sind eine Schande für die Menschheit", erklärte das palästinensische Außenministerium in einer Erklärung.

"Mehr als eine halbe Million Palästinenser in Khan Younis wurden von den Besatzungstruppen angewiesen, ihre Häuser zu evakuieren, darunter auch Krankenhäuser und Gesundheitszentren, was eine grausame Ausweitung und Vertiefung der Zwangsvertreibung aus den südlichen Regionen darstellt", so das Ministerium weiter.

"Israel hat seine Bemühungen verstärkt, [Palästinenser] auszuhungern und sie aus ihren Häusern im Streifen zu vertreiben", so Human Rights Monitor.

"Unter Missachtung des Urteils des höchsten Gerichts der Welt und unter Verletzung seiner eigenen internationalen Verpflichtungen, einschließlich des Völkerrechts und der internationalen Grundsätze, begeht Israel weiterhin ungeheuerliche Verstöße, die Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen, einschließlich Völkermord am palästinensischen Volk", so die humanitäre Gruppe weiter.

Gazaner hungern, weil die Weltmächte dem UNRWA die Mittel streichen


Japan und Österreich sind die jüngsten Länder, die sich den rund ein Dutzend anderen Ländern anschließen, die angekündigt haben, die Finanzierung des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA), der wichtigsten Organisation für humanitäre Hilfe im Gazastreifen, auszusetzen.

Die Länder warten auf das Ergebnis einer Untersuchung der Vorwürfe, dass 12 Mitarbeiter an der Hamas-Operation vom 7. Oktober teilgenommen und dabei die Bevölkerung des Gazastreifens kollektiv bestraft haben.

Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA), das die fast zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens schon vor dem 7. Oktober mit medizinischer Grundversorgung versorgt hat, bricht bereits unter den israelischen Militärangriffen zusammen und hat Mühe, die soziale und medizinische Grundversorgung in der belagerten Enklave sicherzustellen.

Nach Angaben der humanitären Organisation sind aufgrund der israelischen Bombardierung und der Zugangsbeschränkungen nur vier von 22 ihrer Gesundheitszentren in Gaza betriebsbereit.

"Das UNRWA ist die Lebensader für mehr als zwei Millionen Palästinenser, die im Gazastreifen vom Hunger bedroht sind", sagte Ayman Safadi, jordanischer Außenminister und stellvertretender Premierminister, in einem Beitrag auf X und betonte, dass die mögliche Beteiligung von 12 Mitarbeitern keine Maßnahmen rechtfertige, die eine ganze Nation aushungern.

"Das UNRWA sollte nicht kollektiv bestraft werden, nur weil 12 seiner 13.000 Mitarbeiter beschuldigt werden. Das UNRWA hat verantwortungsvoll gehandelt und eine Untersuchung eingeleitet. Wir fordern die Länder, die die Mittel ausgesetzt haben, dringend auf, diese Entscheidung rückgängig zu machen", so Safadi weiter.

Agnes Callamard, die Generalsekretärin von Amnesty International, nannte die Kürzungen eine "herzlose Entscheidung" einiger der reichsten Länder der Welt, "die schwächste Bevölkerung der Welt wegen der angeblichen Verbrechen von 12 Personen zu bestrafen".

"Direkt nach dem Urteil des Internationalen Gerichtshofs, das die Gefahr eines Völkermordes feststellt. Das ist widerlich", fügte Callamard hinzu.

Auch der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, sagte, dass die Einstellung der Finanzierung des UNRWA in diesem "kritischen Moment" nur "die Menschen in Gaza verletzen würde, die dringend Unterstützung brauchen".

"Wir appellieren an die Geber, die Finanzierung des UNRWA in diesem kritischen Moment nicht auszusetzen", so Ghebreyesus.
Israelische Politiker diskutieren Pläne zur "Umsiedlung" des Gazastreifens

Während die Bevölkerung des Gazastreifens weiterhin systematisch von Israel ausgelöscht wird, planen hochrangige israelische Kabinettsminister und Parlamentsmitglieder die Wiederansiedlung der belagerten Enklaven mit jüdischen Israelis.

Am Sonntag nahmen die Politiker an der "Return to Gaza Conference" in Jerusalem teil. Auf der Konferenz wurden Pläne für die Wiederansiedlung von 15 israelischen Siedlungen und die Errichtung von sechs neuen Siedlungen auf den kürzlich zerstörten palästinensischen Gemeinden vorgestellt.

Die Tatsache, dass israelische Beamte "ein hochrangiges Treffen einberufen, um einen Akt der Aggression zu planen - den Erwerb von besetztem Gebiet und dessen Besiedlung - ist ein frühes Anzeichen für die Absicht, gegen die vom IGH angeordneten vorläufigen Maßnahmen zu verstoßen", so der israelische Anwalt für humanitäre Angelegenheiten Itay Epshtain.

Auch die Hamas hat eine Erklärung veröffentlicht, in der es heißt, die Konferenz verstoße gegen die vorläufigen Entscheidungen des Internationalen Gerichtshofs (IGH) zum Krieg im Gazastreifen, indem sie auf der Konferenz offen zur "freiwilligen Migration" der Palästinenser aufrufe.

"Wir fordern die internationale Gemeinschaft und die UNO auf, eine entschlossene Haltung einzunehmen ... und die Konferenz eindeutig als faschistische Konferenz zu verurteilen, die auf der Idee der ethnischen Säuberung beruht", erklärte die Hamas.
Die USA drohen mit einer Eskalation der regionalen Gewalt

Das Zentralkommando der Vereinigten Staaten (CENTCOM) gab bekannt, dass am Sonntag bei einem Drohnenangriff auf die im Nordosten Jordaniens nahe der syrischen Grenze stationierten US-Streitkräfte drei Soldaten getötet und 34 verwundet wurden, was zu einer weiteren Eskalation der regionalen Gewalt führen dürfte.

"Während wir noch dabei sind, die Fakten dieses Angriffs zu sammeln, wissen wir, dass er von radikalen, vom Iran unterstützten militanten Gruppen verübt wurde, die in Syrien und im Irak operieren", sagte Präsident Joe Biden kurz danach, ohne jedoch Beweise zu nennen.

Pentagon-Chef Lloyd Austin sagte, er sei "empört und tief betrübt" über die Tötung der drei Soldaten.

"Der Präsident und ich werden keine Angriffe auf amerikanische Streitkräfte dulden, und wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Vereinigten Staaten, unsere Truppen und unsere Interessen zu verteidigen", sagte er in einer Erklärung.

Der Iran bestritt später seine Beteiligung an dem tödlichen Drohnenangriff. Das iranische Außenministerium gab eine Erklärung ab, in der es hieß, die "unbegründeten Anschuldigungen", die das Land mit dem Angriff in Verbindung brächten, zielten darauf ab, die Flammen des Krieges zu schüren.

"Dies ist eine Verschwörung derjenigen, die ihre Interessen darin sehen, die USA erneut in einen neuen Konflikt in der Region hineinzuziehen", sagte der iranische Sprecher Nasser Kanani, wie Al Jazeera zitiert.

"Die Widerstandsgruppen in der Region lassen sich in ihren Entscheidungen und Handlungen nicht von der Islamischen Republik Iran leiten. Und obwohl der Iran eine Ausweitung der Kämpfe in der Region nicht begrüßt, mischt er sich auch nicht in die Entscheidungen der Widerstandsgruppen ein, wie sie die palästinensische Nation unterstützen oder sich selbst und die Völker ihrer Länder gegen jegliche Verletzungen oder Besatzung verteidigen", so Kanani weiter.

Später am Montag bekannte sich der Islamische Widerstand im Irak zu dem Drohnenangriff und erklärte, er sei "eine Reaktion auf die Massaker der zionistischen Organisation an unserem Volk in Gaza".

Der Al Jazeera-Analyst Marwan Bishara sagt, dass die USA "erkennen", dass sie sich in einer Art "Stellvertreterkonflikt mit dem Iran" befinden, und stellt fest, dass dies das erste Mal ist, dass amerikanische Truppen seit Beginn des Gaza-Krieges getötet wurden.

"Das ist wichtig, denn dies ist ein weiterer wichtiger Tag, an dem wir eine Eskalation, eine Ausweitung des Krieges erleben. Es ist klar, dass sich Amerika langsam, aber sicher im Nahen Osten festfährt."

"Dies ist der Präsident, der bekanntlich sagte, wir müssten die "ewigen Kriege" beenden, und jetzt droht er damit, die Täter und Verantwortlichen zu bestrafen. Amerika ist bereits an einer Reihe von - ich bin mir nicht sicher, ob wir ein Dutzend Angriffe gegen den Jemen erreicht haben - beteiligt. Es hat seine modernsten Flugzeugträger im östlichen Mittelmeer eingesetzt", so Bishara weiter.

Viele rechtsgerichtete US-Politiker haben auf die Angriffe mit der Forderung nach militärischen Vergeltungsmaßnahmen reagiert, darunter der Republikaner Tom Cotton.

"Die einzige Antwort auf diese Anschläge muss eine verheerende militärische Vergeltung gegen die iranischen Terrorkräfte sein, sowohl im Iran als auch im gesamten Nahen Osten. Alles andere würde Joe Biden als einen Feigling bestätigen, der es nicht wert ist, Oberbefehlshaber zu sein", sagte Cotton in einer Erklärung.

David Des Roches, ehemaliger Pentagon-Direktor für Angelegenheiten der arabischen Halbinsel, sagte gegenüber Al Jazeera, dass die Reaktion der USA auf den Drohnenangriff, bei dem drei Soldaten ums Leben kamen, "eine bedeutende sein wird".

"Ich glaube nicht, dass sie sich nur gegen Stellvertreter richten wird; ich denke, es wird etwas sein, das in der Hierarchie der iranischen Interessen höher steht und zerstört wird", sagte er.

"Das ist ein Kalkül, das sehr schwer zu bewerkstelligen ist und das mit Gefahren verbunden ist. Die größte Gefahr besteht darin, dass beide Seiten eine unerwünschte Dynamik in Richtung einer Konfrontation erzeugen, die keine der beiden Seiten wirklich will", so Roches abschließend.

Trita Parsi, geschäftsführende Vizepräsidentin des Quincy-Instituts, hält es jedoch für wahrscheinlich, dass die Interessen der USA auch ohne ein Ende des Gaza-Krieges weiterhin bedroht sind.

"Es ist wichtig festzuhalten, dass es in den sechs Tagen zwischen dem 24. und 30. November, als in Gaza Waffenruhe herrschte, keine Angriffe gab", sagte Parsi gegenüber Al Jazeera und fügte hinzu, dass die Regierung Biden offenbar bereit ist, US-Soldaten in Gefahr zu bringen, damit Israel den Krieg fortsetzen kann.

"In der Tat wird das Gemetzel in Gaza jetzt immer deutlicher. Es stellt eine Bedrohung für die Interessen der USA dar, denn wir sehen, wie es die USA im Roten Meer bedroht", sagte Parsi.

"Wir sehen jetzt die Opfer an der syrischen Grenze. Es könnte auch zu einem Krieg zwischen Israel und dem Libanon kommen und in der Folge zu einer neuen Nuklearkrise mit dem Iran. Biden verfolgt nicht die Interessen der USA, wenn er zulässt, dass dies so weitergeht. Wenn er den Krieg wirklich beenden und die US-Truppen schützen will, muss es eine Deeskalation geben, und eine Deeskalation beginnt mit einem Waffenstillstand im Gazastreifen", so Parsi abschließend.

Auch der US-amerikanische National Iranian American Council (NIAC) ist der Ansicht, dass die USA und der Iran "durch den Strudel der Gewalt", der durch den Konflikt in Gaza ausgelöst wurde, näher an den Rand eines ausgewachsenen regionalen Krieges gerückt sind.

"Präsident Biden muss Führungsstärke zeigen und erkennen, dass es keine militärische Lösung für diese Krise gibt, die durch die militärische Eskalation und den Mangel an Diplomatie nur ausgeweitet und verlängert wurde", so NIAC auf X.  Quelle

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