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Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten aus dem, über das besetzte Palästina - Information statt Propaganda

 Kurznachrichten  -  Archiv  -  Themen  -  Linksammlung -  22. Januar 2024 Facebook  -  Veranstaltungen  - Sponsern Sie  - Suchen

»Amtsenthebung jetzt«: Auch Proteste in Israel wollen Netanjahu zur Verantwortung ziehen (Tel Aviv, 20.1.2024)

Netanjahu will alles

Israels Premier erteilt Zweistaatenlösung abermals Absage,
Tausende protestieren gegen Regierung. Angriffe in Syrien, Irak und Libanon

Gerrit Hoekman - 22.01.2024


Ein sofortiger und dauerhafter Waffenstillstand sowie Benjamin Netanjahus Rücktritt und Neuwahlen, das waren die Forderungen von Tausenden israelischen Demonstranten am Sonnabend in mehreren Städten in Israel. Proteste fanden in Tel Aviv, Haifa und vor der Residenz des Ministerpräsidenten in Jerusalem statt. Viele der Menschen waren aus Sorge um die Geiseln auf die Straßen gegangen, denn ihre Rückkehr wird mit dem weiteren Fortschreiten des Krieges immer unwahrscheinlicher. »Ich denke, wir müssen feststellen, dass es unmöglich ist, die Geiseln in naher Zukunft lebend zurückzubringen, ohne ein Abkommen zu schließen«, zitierte dpa den Exgeneralstabschef Gadi Eisenkot, der dem israelischen Kriegskabinett angehört.

Dennoch wollen Netanjahu und ein Großteil seiner Regierung den Krieg bis zur kompletten Vernichtung der Hamas fortsetzen. Mehr noch hatte der israelische Ministerpräsident am Sonnabend erneut eine Zweistaatenlösung ausgeschlossen. »Bei der vollständigen israelischen Sicherheitskontrolle über das gesamte Gebiet im Westen des Jordans werde ich keine Kompromisse eingehen – und das steht im Widerspruch zu einem palästinensischen Staat«, schrieb er auf X. Damit fiel er dem US-Präsidenten Joseph Biden in den Rücken, der laut CNN am Freitag angedeutet hatte, der israelische Ministerpräsident könne einem unabhängigen palästinensischen Staat zustimmen. UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte Netanjahu daraufhin erneut scharf: »Die Weigerung, eine Zweistaatenlösung für Israelis und Palästinenser zu akzeptieren, und die Verweigerung des Rechts auf Staatlichkeit für das palästinensische Volk sind inakzeptabel.« Das scheint das israelische Kabinett nicht beeindruckt zu haben. Am Sonntag wurde bekannt, dass Israel eingefrorene palästinensische Steuergelder vorerst nicht an die Palästinenser-Regierung im besetzten Westjordanland auszahlen will. Das Kabinett hatte  mehr >>>

 

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VIDEO - Gaza und die Folgen:

Michael Lüders - 21.01.2024

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BIP-Aktuell #288:

Deutschland hat selbst Völkermord begangen und verteidigt Israel jetzt in Den Haag

Deutschland unterstützt Israels Verteidigung vor dem Internationalen Gerichtshof
 

  1. Deutschland hat selbst Völkermord begangen und verteidigt ihn jetzt

  2. Wenn es sich nicht um einen Völkermord in Gaza handelt, was ist es dann?

Die deutsche Regierung stellt sich beim Internationalen Gerichtshof (IGH) gegen Südafrika und verteidigt Israel damit gegen den Vorwurf des Völkermordes. Die Nichteinhaltung der internationalen Konvention zur Verhinderung von Völkermord durch Deutschland, einem Land, das im 20. Jahrhundert Völkermord an mehreren Völkern begangen hat, rief heftige Kritik aus Namibia, Bosnien, Frankreich und Palästina hervor.
 
Am 11. Januar begründete Südafrika in Den Haag seine Klage gegen den Staat Israel, und am 12. Januar gab Israel seine Antwort. Die Bedeutung dieses Falles wurde in BIP-Aktuell 287 erörtert. Kurz nach der Klage Südafrikas vor dem Gerichtshof erklärte die deutsche Regierung, dass sie beabsichtigt, in dem Gerichtsverfahren Israel zu verteidigen mit der Begründung,  Israel habe im Gazastreifen kein Verbrechen des Völkermords  begangen (siehe BIP-Aktuell #285).
 
Der Zeitpunkt der deutschen Erklärung ist wichtig. Indem Deutschland seine einseitige Unterstützung für Israel nach dem Plädoyer der israelischen Anwälte vortrug, unterstützt es deren Erklärung. Israel behauptet, dass die Aufrufe zur Vernichtung der Zivilbevölkerung in Gaza nicht als Aufrufe zum Völkermord gelten können, weil sie in der Hitze des Gefechts geäußert wurden. Israel habe sich nicht des Völkermordes schuldig gemacht, weil den Palästinensern über Twitter Anweisungen gegeben wurden, wohin sie sich begeben müssen, um zu überleben. Diese Begründung ist widersinnig, denn Israel hatte das Internet und den Strom im Gazastreifen abgeschaltet und damit den Bewohnern den Zugang zu Twitter verwehrt, die Palästinenser konnten die Anweisungen  also gar nicht erhalten haben.
 
Es stellt sich daher die Frage, welches Interesse die deutsche Regierung hat, Israel zu verteidigen und damit das Verbrechen des Völkermordes zu leugnen. Die deutsche Regierung behauptet, die Konvention zur Verhinderung des Verbrechens des Völkermordes zu respektieren, entscheidet sich dann aber dafür, den Text der Konvention, die systematische Diskriminierung und Entrechtung der Palästinenser durch die israelischen Behörden und die vorsätzliche Tötung von Zivilisten durch das israelische Militär zu ignorieren. Diese Begründung ist zynisch und schizophren:  Kann denn angesichts   mehr >>>


 

Netanyahu will ein Israel vom Jordan bis zum Mittelmeer*


Das überschuldete Ägypten ist erpressbar. Je länger die humanitäre Katastrophe in Gaza anhält, desto grösser wird der Druck, die Grenzen zu öffnen. Dann kommt Israel dem jetzt offiziellen Ziel näher, ein Grossisrael vom Mittelmeer bis zum Jordan zu errichten.

Jetzt sind es nicht nur seine Minister, sondern auch Netanyahu, der einem palästinensischem Staat eine endgültige Absage erteilt.

Urs P. Gasche  -  21.01.2024

Am Abend des 18. Januar machte Netanyahu an einer von Medien direkt übertragenen Pressekonferenz klar, dass es nach seinem Willen nie einen souveränen palästinensischen Staat geben werde. Er fügte an: «Israel muss die Sicherheitskontrolle über das gesamte Gebiet westlich des Jordans erlangen.» Er bezog sich auf das historische Palästina, zu dem das Westjordanland und der Gazastreifen gehören, von denen die Palästinenser hoffen, dass sie eines Tages zu ihrem unabhängigen Staat werden.

«Der Premierminister muss in der Lage sein, unseren Freunden eine Absage zu erteilen», fügte Netanyahu hinzu und sagte, dass er dies auch gegenüber den USA klargemacht habe. Die US-Regierung erklärte bis heute stets, es gäbe keine andere Lösung als eine Zweistaatenlösung. Noch am 18. Januar erklärte der Sprecher des US-Aussenministeriums an einer Pressekonferenz: «Es gibt keine Möglichkeit, [Israels] langfristige Herausforderungen zu lösen und eine dauerhafte Sicherheit zu gewährleisten […] ohne die Gründung eines palästinensischen Staates.» Um diese nach aussen stets vertretene Politik durchzusetzen, unternahmen die USA jedoch wenig.

Die Erklärung Netanyahus bestätigt die kürzlichen Aussagen von Peter Beinart, Professor für Politikwissenschaft an der City University of New York: «In den letzten Tagen wird immer lauter über einen Bevölkerungstransfer aus Gaza geredet».

Genozidforscher über Gaza
:„Jeder Genozid ist anders“

Der Historiker Omer Bartov über den Vorwurf, Israel begehe in Gaza einen Völkermord, über Nazi-Vergleiche und über Deutschlands Rolle in dem Konflikt.

Daniel Bax - 19. 1. 2024

wochentaz: Herr Bartov, Südafrika klagt Israel vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Genozids an. Was halten Sie davon?

Omer Bartov: Ich sehe das positiv. Ein internationales Gremium aus angesehenen Juristinnen und Juristen aus unterschiedlichen Ländern wird darüber beraten – und zwar auf Grundlage der Völkermordkonvention der Vereinten Nationen. Südafrika hat das Gericht außerdem gebeten, Maßnahmen anzuordnen, um die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen zu schützen. Das könnte helfen, die humanitäre Katastrophe zu beenden, die wir dort gerade erleben.

Wie unabhängig ist das Gericht?


Es gehört zur Struktur der Vereinten Nationen. Die Idee ist, dass es alle Regionen der Welt vertritt, nicht nur die Großmächte oder den Westen. Auch wenn die Richter Koryphäen sind und ihren eigenen Kopf haben, sind sie doch mit den Staaten verbunden, aus denen sie stammen. Deren Interessen sind nicht immer transparent oder konsistent. Man wird sehen.

Was hätte es für Folgen, wenn das Gericht Israel wegen Völkermords verurteilt?


Omer Bartov, ist israelischer Historiker und gehört zu den weltweit führenden Holocaust-Forschern. Er lehrt an der Brown University in Providence, Rhode Island, USA. Im August gehörte er zu den Verfassern der Petition „The Elephant in the Room“, die ein Ende der israelischen Besatzung forderte und von mehr als 2800 meist jüdischen und israelischen Wissenschaftlern unterzeichnet wurde, darunter Saul Friedländer, Meron Mendel und Eva Illouz.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen müsste sich damit befassen, und zumindest die USA würden wahrscheinlich ein Veto einlegen. Aber viele Länder – auch die USA – haben Gesetze, die es ihnen verbieten, Waffen und Munition an Länder zu liefern, die im Verdacht stehen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder gar einen Genozid zu begehen. Das würde den Druck erhöhen, zu einer Lösung der aktuellen Krise zu kommen, und das wäre eine gute Sache.

Für westliche Regierungen wäre ein solches Urteil sehr peinlich.

Peinlich ist, dass der Westen nichts gegen die humanitäre Katastrophe unternimmt, die sich vor unseren Augen ereignet. Über 24 000 Menschen wurden dort   mehr >>>


 

Israel-Krieg: Folgen für die deutsche Wirtschaft

Ganz früher, als die Welt noch nicht miteinander vernetzt war, bedeutete ein Krieg im fernen Ausland keine größere Gefahr für Deutschland. Heute haben Kriege auf der anderen Halbkugel direkte wirtschaftliche Auswirkungen bei uns, wie der aktuelle Nahostkonflikt zeigt.

Sofia Delgado - 20.01.2024

Israel-Krieg hinterlässt seine Spuren bei der deutschen Wirtschaft

Alles ist miteinander verwoben, die Wirtschaftswelt funktioniert nur global gedacht. Und das merkt man besonders, wenn es Unruhen gibt oder es zu Störungen kommt. Die Corona-Pandemie hat es uns deutlich vor Augen geführt, was es bedeutet, von Partnern abhängig zu sein, die plötzlich nicht mehr liefern können. Eine globale Destabilisierung trat ein. Bestimmte Medikamente wurden in Deutschland knapp, der Besitz und Verkauf medizinischer Masken entpuppte sich eine Zeitlang als Goldgrube. Die Welt ist ein Warenlager, ein Tauschhandel und das wird es auch immer bleiben. Nur werden die Bedingungen immer schwieriger und unkalkulierbarer mit Zunahme von unvorhergesehenen Unwetterkatastrophen oder menschgemachten Einflüssen wie Kriege. Nicht nur kurzfristig lassen diese wirtschaftlichen Eruptionen ihre Spuren. Eine starke Verunsicherung bleibt zurück und es dauert sehr lange bis die Folgen behoben sind, wie im Ahrtal zu sehen.

Auch der aktuelle Nahostkonflikt hinterlässt seine Spuren in der deutschen Wirtschaft. Zuerst traf es die Finanzmärkte und den Ölmarkt im vergangenen Jahr. Risikobehaftete Anlagen erfuhren Rückschläge, der Deutsche Aktienindex (DAX) sank um mehr als 500 Punkte. Eine Zuspitzung der geopolitischen Spannungen in der Region könnten auch Folgen für den Ölhandel und den Preis dieses Vorprodukts haben. Das Institut der Deutschen Wirtschaft rechnet vor, was ein erneuter Ölpreisschock für Deutschland bedeuten würde. Ein Anstieg des Ölpreises auf 150 US-Dollar pro Barrel führe innerhalb von zwei Jahren zu einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung im Land in Höhe von etwa 1 Prozent und einem Anstieg der Verbraucherpreise um 1,3 Prozent. Doch das Risiko hierfür wird eher als unwahrscheinlich eingestuft, da die Ölintensität der gesamtwirtschaftlichen Produktion in den letzten Jahrzehnten stark gesunken ist und Europa und die USA inzwischen deutlich weniger abhängig von Öllieferungen aus dem Persischen Golf sind. Die unsichere geopolitische und wirtschaftliche Lage bremst aber die Investitionstätigkeit vieler Unternehmen aus. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) rechnet daher mit einer Stagflation im Jahr 2024. Im Sommer vergangenen  mehr >>>

Eine Frau mit zwei Kleinkindern nach dem Grenzübertritt auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs Rafah

Krieg gegen Gaza: Palästinenser zahlen Vermittlern Tausende von Dollar für die Flucht nach Ägypten

Angesichts der strengen Sicherheitsvorkehrungen am Grenzübergang Rafah zahlen verzweifelte Palästinenser Vermittlern - von denen einige mit ägyptischen Sicherheitskräften in Verbindung stehen - bis zu 10.000 Dollar, um den Gazastreifen zu verlassen

Shahenda Naguib - 19. Januar 2024 - Übersetzt mit DeepL


Auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs Rafah im Gazastreifen sind Dutzende von Hilfslieferwagen geparkt, die darauf warten, in die palästinensische Küstenenklave übergesetzt zu werden.

Die Lkw-Fahrer versammeln sich um ein Feuer, um sich zu wärmen, während ägyptische Soldaten einen von ihnen losschicken, um Lebensmittel und Snacks zu kaufen. Ab und zu sind am Grenzübergang Jubel und Gesang zu hören, wenn Palästinenser Familienmitglieder begrüßen, denen die Flucht aus dem Gazastreifen gelungen ist.

Als Mahmoud in der Silvesternacht zusammen mit seinen beiden Kindern, seinem Bruder und seiner schwer verletzten Frau aus dem Gazastreifen nach Ägypten einreiste, hatte er das Gefühl, endlich etwas aufatmen zu können.

"Wir hören immer noch das Geräusch der Luftangriffe und verstecken uns vor Angst", sagte der 39-jährige Palästinenser, der früher als Ladenbesitzer arbeitete, gegenüber Middle East Eye.

Bevor er es über die Grenze schaffte, verlor Mahmoud sieben Mitglieder seiner Familie durch den anhaltenden israelisch-palästinensischen Krieg, darunter seinen Vater, seine Stiefmutter und zwei Onkel.

Um die Grenze von Rafah zu passieren, zahlte er 15.000 Dollar an einen "Vermittler" in Gaza. Weder er noch seine Frau haben die doppelte Staatsbürgerschaft, und keiner von ihnen war als Schwerverletzter registriert, was bedeutete, dass sie den Gazastreifen nicht verlassen durften, es sei denn, ihre Namen standen auf den täglichen Listen der Palästinenser, die nach Ägypten einreisen durften.

"Mit der Hilfe von Familienmitgliedern und Verwandten in Deutschland und Schweden konnte ich das Geld für mich und meine Familie sammeln, um ausreisen zu können", sagte Mahmoud gegenüber MEE.

Da der Krieg im Gazastreifen weiter wütet, versuchen viele Palästinenser verzweifelt, an einen sicheren Ort zu gelangen. In Rafah leben mehr als eine Million der 1,9 Millionen Palästinenser, die durch den Krieg vertrieben wurden (die Gesamtbevölkerung des Gazastreifens beläuft sich auf 2,3 Millionen), wobei die Zivilisten in Schulen, Fabriken und behelfsmäßigen Stoffzelten Schutz suchen.

Da die Grenze die meiste Zeit geschlossen ist, konnte seit dem 7. Oktober, als der Krieg nach dem tödlichen Angriff der Hamas auf Israel begann, nur eine begrenzte Zahl von Palästinensern den Gazastreifen verlassen. Einige konnten jedoch genug Geld auftreiben, um sich den Weg nach draußen freizukaufen.

Diese Situation hat "Vermittlern" die Möglichkeit eröffnet, inmitten des Gemetzels zu profitieren. Mehreren Quellen zufolge liegen die vereinbarten Honorare derzeit zwischen 2.000 Dollar für Kinder und 5.000 bis 7.000 Dollar für Erwachsene. Alle Geschäfte werden in bar abgewickelt.

Sicherheitsnetzwerke

Schon vor dem Krieg waren diese Betreiber als gut vernetzte Personen bekannt, die enge Beziehungen entweder zur Hamas, zu ägyptischen Geheimdienstmitarbeitern oder zu beiden unterhielten und in der Regel die Ausreise von Palästinensern erleichterten, die den Gazastreifen verlassen wollten, um zu studieren, auszuwandern, die Hadsch-Pilgerreise anzutreten oder eine spezielle medizinische Behandlung zu erhalten.

Als Nachrichten über Palästinenser, die für den Grenzübertritt zahlen müssen, im Internet auftauchten und Wut auslösten, wandte sich Diaa Rashwan, der Leiter des ägyptischen Staatlichen Informationsdienstes (SIS), gegen "unbegründete Behauptungen, die in den sozialen Medien und in bestimmten Nachrichtenkanälen kursieren, wonach von Palästinensern am Grenzübergang Rafah, der den Gazastreifen mit Ägypten verbindet, zusätzliche Gebühren erhoben werden".

MEE sprach jedoch mit fünf verschiedenen Familien - persönlich und am Telefon - die alle bestätigten, dass sie Tausende von Gebühren, meist in US-Dollar oder Euro, an Vermittler gezahlt hatten, die ihnen dann die Ausreise aus dem Gazastreifen ermöglichten.

Während Mahmouds Vermittler in Gaza war, befand sich Besans Familie in Ägypten, in Suez.

Der 41-Jährigen gelang es im November, mit ihrem verletzten Ehemann die Grenze zu überqueren. Durch ihre Beziehungen zahlte sie 4.000 Dollar, um ihrer Mutter ebenfalls die Überfahrt zu ermöglichen.

"Wir haben unseren Vermittler in Suez getroffen", erzählte sie MEE am Telefon. "Er sagte uns, dass er mit der ägyptischen Sicherheitsbehörde zusammenarbeitet und dass er alles tun würde, um den Namen unserer Mutter auf die Liste zu setzen."

Nach drei Wochen in einem undichten Zelt mit 60 anderen Frauen konnte Besans Mutter die Grenze nach Ägypten überqueren. "Gott weiß, was ich tun musste und was ich verkaufen musste, um dieses Geld zu bekommen, aber das alles ist es wert, um unsere Familie zu retten - oder das, was von unserer Familie übrig ist", sagte Besan.

MEE wandte sich an denselben Vermittler, der auch Besan geholfen hatte. Nach mehreren Anrufen meldete sich der Mann, der eine Privatnummer hatte und sich als "Major Ali" bezeichnete.

Er sagte, er arbeite mit einem "Exekutivapparat" und fügte hinzu, dass "die Preise jetzt bis zu 10.000 Dollar betragen, weil die Grenze überwacht wird". Er weigerte sich, weitere Informationen preiszugeben.

Während Mahmouds Familie und Besans Mutter durchkamen, sind andere Palästinenser Opfer von Betrügern geworden.

Dieses Schicksal ereilte die Familie al-Shamy im Dezember, als ein Ägypter, der sich als Offizier ausgab, 100.000 ägyptische Pfund (3.330 US-Dollar) von ihnen einkassierte und ihnen versprach, im Gegenzug die Passage von zwei ihrer Cousins zu sichern.

Die Familie war 2012 nach der syrischen Revolution nach Kairo gekommen und hatte die Erfahrung gemacht, betrogen zu werden, als sie versuchte, ihr vom Krieg gezeichnetes Heimatland zu verlassen. Da sie Verwandte in Gaza haben, hofften sie, ihnen eine sichere Ausreise zu ermöglichen.

"Der Mann verschwand mit unserem Geld, und es stellte sich heraus, dass es ein Betrug war. Wir haben versucht, zur Polizei zu gehen, aber man hat uns abgewiesen und uns gedroht, uns der Veröffentlichung falscher Nachrichten zu bezichtigen", so die Familie gegenüber MEE.

Eine Quelle aus dem Sicherheitsbereich, die mit dem ägyptischen Militär zusammenarbeitet, erklärte gegenüber MEE, dass die verschiedenen Seiten, die die Grenzen kontrollieren und überwachen, also die israelische, die palästinensische und die ägyptische Seite, die Vermittlung nutzen, um das Leben der Bürger des Gazastreifens zu erleichtern und alle Bedrohungen zu überwachen, die von dort ein- oder ausgehen.

Die Quelle bestritt, dass das Militär direkt involviert ist, sagte aber, dass einzelne Akteure die Situation ausnutzen könnten.

Eine pensionierte Sicherheitsquelle, die früher für den ägyptischen Militärgeheimdienst im Nordsinai tätig war, bestätigte jedoch die Existenz eines Netzwerks von Vermittlern, die mit verschiedenen Teilen des staatlichen Sicherheitsapparats verbunden sind und die Einreise von Ausländern von den östlichen Grenzen Ägyptens aus erleichtern.

MEE sprach auch mit zwei anderen Familien, die bestätigten, dass ihre Vermittler ägyptische Beamte waren. Beide Familien, eine mit US-amerikanischer und die andere mit kanadischer Staatsangehörigkeit, sagten, sie hätten für jedes Familienmitglied rund 10.000 Dollar bezahlt, um den Gazastreifen zu verlassen, nachdem sie von den Botschaften der USA und Kanadas in Kairo keine Hilfe erhalten hätten.

Die Familien sagten, sie warteten immer noch darauf, dass ihre Verwandten, die in Gaza festsitzen, die Grenze überqueren.

Augen auf dem Sinai

Mahmoud sagte, er sei vom militärischen Geheimdienst festgenommen und 16 Stunden lang über seine Beziehung zu seinem Cousin, der Mitglied der Hamas ist, verhört worden. Er fügte hinzu, er habe eine Einladung erhalten, mit den Geheimdienstlern zusammenzuarbeiten, um "Hamas-Mitglieder" und "dschihadistische Elemente" zu identifizieren.

Der ägyptische Militärgeheimdienst, der im Nord- und Südsinai arbeitet, hat sich seit dem Nahostkrieg von 1973 häufig auf Palästinenser innerhalb und außerhalb der Halbinsel konzentriert.

In den letzten Jahren war der Sicherheitsapparat mit Kämpfern beschäftigt, die der Gruppe Islamischer Staat (IS) angehören. Eine Handvoll Palästinenser wurde bei Kämpfen an der Seite radikaler Kämpfer im Sinai gefangen genommen oder getötet.

Die aktive Sicherheitsquelle erklärte gegenüber MEE, dass ägyptische Beamte "sehr besorgt" über die Bildung kleinerer paramilitärischer Gruppen sind, die von der Hamas oder dem Palästinensischen Islamischen Dschihad unterstützt werden und die dann für Angriffe auf Israel oder die Überschreitung seiner Grenzen eingesetzt werden könnten.

Neben der Bezahlung von Vermittlern werden Palästinenser, die den Grenzübergang Rafah passieren, manchmal auch erpresst oder auf andere Weise betrogen.

Wael, ein 54-jähriger Palästinenser, überquerte im Dezember mit seiner Familie die Grenze. Sie wurden dann dazu gebracht, eine Wohnung im Kairoer Stadtteil Nasr City zu mieten, und mussten feststellen, dass diese bereits belegt war.

"Die Wohnung befand sich in einem Gebäude, das dem ägyptischen Militär gehört, und deshalb zog die Verwaltung andere ägyptische Mieter uns vor, obwohl wir mehr bezahlt hatten", so Wael.

Der optimistische Mann mittleren Alters scherzte, dass es "hundertmal besser ist, von einem Ägypter betrogen zu werden, als von einem Israeli bombardiert zu werden", und fügte hinzu, dass er sich trotz allem "in Ägypten zu Hause" fühle.

Die Familie kam in Kairo inmitten einer Welle einwanderungsfeindlicher Stimmung an, die von Staatsbefürwortern in den sozialen Medien angeheizt wurde und die das wirtschaftliche Versagen der Regierung von Präsident Abdel Fattah el-Sisi auf syrische, sudanesische und andere afrikanische Flüchtlinge schiebt.  Quelle

Palästinenser begraben die Leichen von 110 durch israelische Angriffe getöteten Menschen in einem Massengrab auf dem Friedhof von Khan Younis, 22. November 2023.

Tag 107 der "Operation Al-Aqsa-Flut":
Israel bombardiert zwei weitere Krankenhäuser im Gazastreifen,
die offizielle Zahl der Todesopfer übersteigt 25.000

Das Gesundheitsministerium des Gazastreifens gab bekannt, dass bei israelischen Angriffen seit dem 7. Oktober mindestens 25.105 Palästinenser getötet und 62.681 verletzt wurden, da die israelischen Streitkräfte weiterhin die Krankenhäuser Al-Amal und Al-Nasser im südlichen Gazastreifen angreifen.


MUSTAFA ABU SNEINEH 21. JANUAR 2024 - Übersetzt mit DeepL
 


Todesopfer

25.105+ Tote* und mindestens 62.681 Verletzte im Gazastreifen.

387+ getötete Palästinenser im besetzten Westjordanland und Ostjerusalem

Israel revidiert seine Schätzung der Todesopfer vom 7. Oktober von 1.400 auf 1.147.
531 getötete israelische Soldaten seit dem 7. Oktober und mindestens 3.221 Verletzte.

*Diese Zahl wurde vom Gesundheitsministerium des Gazastreifens am 16. Januar bestätigt. Einige Menschenrechtsgruppen schätzen die Zahl der Todesopfer auf über 32.000, wenn man die mutmaßlichen Toten mit einbezieht.
** Das israelische Militär hat die Zahl der Opfer nach dem 17. Januar von 547 auf 531 Soldaten gesenkt.

 

 

Wichtige Entwicklungen
Der Sprecher des Gesundheitswesens im Gazastreifen sagt: "Das medizinische Personal ist nicht in der Lage, die hohe Anzahl und Art der täglichen Verletzungen zu behandeln. Die Anhäufung der Fälle und die fehlenden Möglichkeiten, sie in den Krankenhäusern zu behandeln, führen zum Verlust von Menschenleben".

Die israelischen Streitkräfte bombardieren die Umgebung des Al-Amal-Krankenhauses in Khan Younis mit einer Reihe von Luftangriffen und Artilleriebeschuss.

Der Palästinensische Rote Halbmond erklärt: "Die humanitären Bedingungen im Gazastreifen und den nördlichen Gouvernements sind tragisch... 800.000 Palästinenser leiden dort unter einem großen Mangel an grundlegenden Materialien."

Al-Jazeera Arabic berichtet, dass intakte Häuser in Gaza nun zu Notunterkünften werden, während Israel weiterhin das Al-Nasser-Krankenhaus angreift, das "die höchste Anzahl an Betten, Ärzten und Operationssälen" im gesamten Gazastreifen hat.

Israels Netanjahu bekräftigt seine Ablehnung einer Zwei-Staaten-Lösung und sagt: "Ich werde keine Kompromisse eingehen, wenn es um die vollständige israelische Sicherheitskontrolle über das gesamte Gebiet westlich von Jordanien geht."

Der britische Verteidigungsminister sagt: "Die Palästinenser verdienen einen souveränen Staat, Israel verdient die volle Fähigkeit, sich selbst zu verteidigen, seine eigene Sicherheit."

Mustafa al-Barghouti, Vorsitzender der Nationalen Initiative, bezeichnet Bidens Aussage über die Unterstützung einer Zwei-Staaten-Lösung als "Unsinn".

Tausende Israelis demonstrieren in Tel Aviv und fordern die Freilassung der von der Hamas gefangen gehaltenen Israelis, den Rücktritt Netanjahus und vorgezogene Wahlen.

Das Wall Street Journal berichtet, dass die Hamas-Kämpfer unverwüstlich sind und über genügend Munition verfügen, um monatelang zu kämpfen.

Israel genehmigt die Überweisung von Steuereinnahmen der Palästinensischen Autonomiebehörde durch Norwegen, zum ersten Mal seit Oktober.

Israelische Streitkräfte zerstören die Wohnungen von Nasr und Abdul Qadir al-Qawasmi in Hebron.

Das Gesundheitsministerium in Gaza sagt, dass Israel "absichtlich Gesundheitseinrichtungen erstickt".

Israel hat seit Oktober mehr als 25.000 palästinensische Märtyrer im Gaza-Streifen getötet.

Das Gesundheitsministerium des Gazastreifens gab am Sonntag bekannt, dass 25.105 Palästinenser durch die israelische Aggression getötet und 62.681 verletzt wurden.

In den vergangenen 24 Stunden verübte Israel nach Angaben des Ministeriums 15 Massaker in verschiedenen Gebieten des Gazastreifens, wobei mindestens 178 palästinensische Märtyrer getötet und 293 Menschen verletzt wurden.

"Die israelische Besatzung erstickt und zerstört absichtlich die Gesundheitseinrichtungen und setzt ihre Verwüstung fort". Dr. Ashraf Al-Qudra, der Sprecher des Ministeriums, sagte am Sonntag.

"Das medizinische Personal ist nicht in der Lage, die hohe Zahl und Art der Verletzungen täglich zu behandeln. Die Anhäufung der Fälle und die mangelnden Möglichkeiten, sie in den Krankenhäusern zu behandeln, führen zum Verlust von Menschenleben", fügte er hinzu und zeichnete ein düsteres Bild des Gesundheitssektors im Gazastreifen, der systematischen israelischen Angriffen ausgesetzt ist.

Seit Oktober haben die israelischen Streitkräfte 337 palästinensische Mediziner getötet und 99 weitere verhaftet, 203 medizinische Zentren und Kliniken bombardiert, 121 Krankenwagen zerstört und 30 Krankenhäuser beschädigt, so dass sie ihren Betrieb komplett einstellen mussten.

Israelische Streitkräfte beschießen Al-Amal und Al-Nasser Krankenhäuser in Khan Younis
Die Nachrichtenagentur Wafa meldete, dass bei einem israelischen Luftangriff auf ein Fahrzeug am Samstagabend drei Palästinenser getötet wurden, die im Viertel Souq Al-Yarmouk in Gaza-Stadt unterwegs waren. Bei einem weiteren israelischen Luftangriff auf ein Haus im Stadtviertel Al-Zaytoun in Gaza wurden mehrere Palästinenser getötet und verletzt.

Die israelischen Angriffe und die Bombardierung des nördlichen Gazastreifens waren intensiv, wobei Dutzende von Palästinensern getötet und verletzt wurden, obwohl Israel in der vergangenen Woche erklärt hatte, die "intensive Phase" in diesem Gebiet zu beenden.

Am Samstagnachmittag wurden bei israelischen Angriffen auf das Flüchtlingslager Jabalia fünf Palästinenser getötet und weitere verwundet, als ein Haus im Stadtteil Al-Sika bombardiert wurde.

Weitere fünf Palästinenser wurden bei israelischen Angriffen in der südlichen Stadt Rafah und in der zentralen Stadt Al-Bureij getötet, als vier Menschen bei einem Luftangriff auf ein Fahrzeug in Rafah und ein fünfter bei einem Angriff im Flüchtlingslager Al-Bureij ums Leben kamen.

Ein israelischer Luftangriff auf eine Wohnung im Flüchtlingslager Al-Nuseirat tötete mindestens vier Palästinenser, während drei Palästinenser in der Gegend von Al-Sultan, westlich und nördlich des Flüchtlingslagers Beit Lahia, getötet wurden, berichtete Wafa.

In den letzten Tagen haben die israelischen Streitkräfte die beiden Krankenhäuser Al-Amal und Al-Nasser angegriffen, die für Tausende von Palästinensern nicht nur eine Lebensader für die Behandlung, sondern auch einen Zufluchtsort vor den wahllosen israelischen Bombenangriffen auf Gaza darstellen.

Über Nacht haben die israelischen Streitkräfte die Umgebung des Al-Amal-Krankenhauses in Khan Younis mit einer Reihe von Luftangriffen und Artilleriebeschuss bombardiert.

Der Palästinensische Rote Halbmond (PRCS), der das Al-Amal-Krankenhaus betreibt, erklärte, die humanitäre Lage im Gazastreifen und in den nördlichen Gouvernements sei aufgrund der anhaltenden israelischen Blockade, die die Lieferung von Hilfsgütern verhindere, tragisch, da 800.000 Palästinenser dort unter einem großen Mangel an grundlegenden Materialien litten.

Wafa berichtete, dass medizinisches Personal nach einem israelischen Bombardement die Leichen von drei Palästinensern unter den Trümmern des Dorfes Abasan Al-Kabira östlich von Khan Younis geborgen hat. Mindestens 7.000 Palästinenser werden in allen Gebieten des Gazastreifens vermisst oder sind unter den Trümmern begraben.

Israelische Artillerie beschoss nach Angaben von Wafa auch mehrere Stunden lang die Umgebung des Al-Nasser-Krankenhauses in Khan Younis. Die Besatzungstruppen bombardierten das Viertel Al-Manara in Khan Younis, das Lager Al-Shati westlich von Gaza-Stadt und den Küstenstreifen von Deir al-Balah.

Hisham Zaqout, Korrespondent von Al-Jazeera Arabic, sagte am Sonntagmorgen, dass die israelischen Bombardierungen im Gazastreifen in den letzten 24 Stunden nicht aufgehört hätten.

"Das einzige Mal, dass die israelischen Streitkräfte den Gazastreifen nicht bombardiert haben, war während des [10-tägigen] Waffenstillstands", sagte Zaqout.

Er fügte hinzu, dass die israelische Bombardierung des Gazastreifens seit Oktober nur wenige palästinensische Häuser intakt gelassen hat, die nun zu überfüllten Unterkünften für vertriebene Palästinenser geworden sind, aber weiterhin Gefahr laufen, bombardiert zu werden.

"Das Al-Nasser-Krankenhaus ist das wichtigste Krankenhaus im gesamten Gazastreifen, nachdem die Krankenhäuser im Norden und im Zentrum des Gazastreifens zerstört und beschädigt wurden", sagte Zaqout.

"Al-Nasser ist derzeit das größte Krankenhaus und verfügt über die meisten Betten, Ärzte und Operationssäle... Patienten aus Rafah, Deir Al-Balah und den Flüchtlingslagern im Zentrum des Gazastreifens sind auf die Behandlung im Al-Nasser angewiesen", fügte er hinzu.

"Ich lehne einen palästinensischen Staat ab. Immer!"
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hatte seine Ablehnung der Gründung eines palästinensischen Staates im besetzten Westjordanland, in Ostjerusalem und im Gazastreifen bekräftigt.

Sein Regierungsminister Itamar Ben-Gvir war sogar noch schärfer und schrieb auf der X-Plattform: "Ich lehne einen palästinensischen Staat ab. Immer!"

Netanjahu schrieb am Samstag auf X: "Ich werde keine Kompromisse eingehen, wenn es um die volle israelische Sicherheitskontrolle über das gesamte Gebiet westlich von Jordanien geht - und das steht im Gegensatz zu einem palästinensischen Staat."

Sein Kommentar erfolgte nach einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden, dem ersten seit fast einem Monat. Biden bestätigte die unerschütterliche Unterstützung der USA für Israel und sagte, Netanjahu habe während des Telefonats "nicht gesagt", dass er gegen eine Zwei-Staaten-Lösung sei.

Netanjahu hat die Gründung eines palästinensischen Staates, die viele westliche Staats- und Regierungschefs und Beamte inzwischen als einzige Hoffnung zur Eindämmung der Konflikte im Nahen Osten und in Westasien sehen, stets klar abgelehnt.

Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps sagte der BBC am Sonntagmorgen: "Wenn Sie keine Zwei-Staaten-Lösung anstreben, sehe ich wirklich keine andere Lösung."

Shapps fügte hinzu, Netanjahus Widerstand sei "sehr enttäuschend", aber "es ist in gewisser Weise keine Überraschung, [Netanjahu] hat seine gesamte politische Karriere gegen eine Zweistaatenlösung verbracht".

"Die Palästinenser verdienen einen souveränen Staat, Israel verdient die volle Fähigkeit, sich zu verteidigen, seine eigene Sicherheit", fügte er hinzu.

"Der palästinensische Staat ist nicht nur ein Name ohne Inhalt".
Das Vereinigte Königreich, die USA und die EU weigern sich nach wie vor, einen Waffenstillstand im Gazastreifen zu fordern. Einige palästinensische Beamte betrachten solche Äußerungen über die Zweistaatenlösung als ähnliche Lippenbekenntnisse wie seit 1993, als die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) ein Friedensabkommen mit Israel unterzeichnete.

Der palästinensische Vorsitzende der Nationalen Initiative, Mustafa al-Barghouti, bezeichnete Bidens Aussage über die Unterstützung einer Zweistaatenlösung als "Unsinn".

"Der palästinensische Staat ist nicht nur ein Name ohne Inhalt, Grenzen, Souveränität und Kontrolle über Land, Wasser, Luftraum und Grenzen", sagte Barghouti.

"Er kann nicht ohne die Beseitigung der Besatzung, der Siedlungen und der Siedler erreicht werden", fügte er hinzu.

US-Senator Bernie Sanders sagte, dass "trotz der illegalen und unmenschlichen Handlungen der Netanjahu-Regierung Präsident Biden Israel bisher bedingungslos unterstützt hat. Das muss sich ändern."

Frankreichs Außenminister sprach sich ebenfalls für die Gründung eines palästinensischen Staates aus, während der UN-Chef Antonio Guterres sagte, dass "das Recht des palästinensischen Volkes, einen eigenen Staat zu errichten, von allen anerkannt werden muss.

"Die Weigerung, die Zwei-Staaten-Lösung für Israelis und Palästinenser zu akzeptieren, und die Verweigerung des Rechts auf Staatlichkeit für das palästinensische Volk sind inakzeptabel", sagte Guterres am Samstag.

In der UN-Generalversammlung erkennen derzeit 139 der 193 Mitgliedsstaaten Palästina als Beobachtermitglied an.

WSJ berichtet, dass die Hamas-Kämpfer widerstandsfähig sind und über Munition für einen monatelangen Kampf verfügen
Tausende Israelis demonstrierten am Samstag in Tel Aviv und forderten die Freilassung der von der Hamas in Gaza gefangen gehaltenen Israelis, den Rücktritt der Regierung Netanjahu und vorgezogene Neuwahlen.

Yair Lapid, der Oppositionsführer, sagte, Israels Priorität sollte es sein, die Gefangenen aus dem Gazastreifen zurückzubekommen und dann die Hamas auszurotten.

"Wenn man die Hamas ausrotten will, muss man zuerst die Entführten ausschalten", sagte er.

Lapid, der 2022 für kurze Zeit Premierminister war, sagte, er stehe "voll und ganz hinter jedem Abkommen, egal wie schmerzhaft es auch sein mag. Und wenn der Preis eine Einstellung der Feindseligkeiten ist, dann soll das der Preis sein".

Abgesehen von der schieren Zerstörung und Verwüstung des Gazastreifens und der Tötung Zehntausender unschuldiger Palästinenser hat Israel seine Ziele im Gazastreifen noch nicht erreicht.

Die US-Geheimdienste schätzten, dass das Ziel, die Hamas zu zerstören, schwer zu erreichen sein wird, wie das Wall Street Journal berichtet.

Laut WSJ tötete Israel etwa 20 bis 30 Prozent der Hamas-Kämpfer, doch die Widerstandsbewegung ist nach wie vor widerstandsfähig und verfügt über genügend Munition, um monatelang zu kämpfen.

US-Militäranalysten erklärten gegenüber dem WSJ, dass die Hamas-Kämpfer ihre Taktik angepasst haben, in kleineren Gruppen operieren und sich zwischen den Angriffen auf israelische Truppen verstecken, während einzelne Kämpfer wahrscheinlich mehr Aufgaben übernehmen, um die Verluste ihrer toten Kameraden auszugleichen".

Israelische Streitkräfte zerstören die Häuser von zwei Palästinensern in Hebron
Israel genehmigte am Sonntag die Überweisung von Steuereinnahmen der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) durch Norwegen, die erste derartige Überweisung seit Oktober.

Israels Finanzminister Bezalel Smotrich hatte Forderungen der USA zurückgewiesen, die Gelder der Palästinensischen Autonomiebehörde freizugeben, die für die Bezahlung der Gehälter im öffentlichen Dienst und der Mitarbeiter der Sicherheitsdienste im besetzten Westjordanland unerlässlich sind.

Gemäß den Vereinbarungen mit der Palästinensischen Autonomiebehörde ist Israel für die Einziehung der Steuern im Namen von Ramallah zuständig und überweist monatlich rund 190 Mio. USD, davon fast 75 Mio. USD für die Bezahlung von Gehältern und Stromrechnungen im Gaza-Streifen.

Israel hat die Steuereinnahmen der Palästinensischen Autonomiebehörde bei mehreren Gelegenheiten einbehalten, z. B. als es die Gelder während der Trump-Administration einfror, um die Palästinensische Autonomiebehörde unter Druck zu setzen, die US-Friedensinitiative, das so genannte Abraham-Abkommen, zu akzeptieren.

Ben-Gvir sprach sich am Sonntag gegen die Überweisung von Steuergeldern aus, da er argumentierte, es gebe keine Zusicherung, dass das in Norwegen hinterlegte Geld nicht nach Gaza transferiert werde.

Über Nacht verhafteten israelische Streitkräfte Dutzende von Palästinensern aus mehreren Städten im Westjordanland, darunter Arura, Bethlehem, die Flüchtlingslager Shufa'at und Qalandia sowie das Dorf Maithalun südlich von Jenin.

Am Sonntagmorgen zerstörten israelische Streitkräfte die Wohnungen von Nasr und Abdul Qadir al-Qawasmi in Hebron.

Wie Wafa berichtete, stürmten israelische Streitkräfte die Stadtteile Ras al-Jura und Bir al-Mahjar.

Im November griffen der 18-jährige Nasr und der 26-jährige Abdul Qadir al-Qawasmi zusammen mit dem 28-jährigen Hassan Mamoun Qafisha einen israelischen Militärkontrollpunkt südlich des besetzten Jerusalem an, wobei ein Soldat getötet und sieben weitere verletzt wurden. Die drei Palästinenser wurden bei dem Angriff der israelischen Streitkräfte getötet.  Quelle


 

Israelisches Hauptquartier befiehlt Truppen, israelische Gefangene am 7. Oktober zu erschießen


Im November stapelten sich die Fahrzeuge in der Nähe der südisraelischen Stadt Netivot in der Nähe des Gazastreifens. Sie wurden zerstört, kurz nachdem palästinensische Kämpfer am 7. Oktober mit der Gefangennahme begonnen hatten. Eine neue Untersuchung israelischer Journalisten ergab, dass 70 solcher Fahrzeuge durch israelisches Feuer in die Luft gesprengt wurden.

Asa Winstanley - The Electronic Intifada - 20 Januar 2024 - Übersetzt mit DeepL

Am Mittag des 7. Oktober befahl Israels oberstes Militärkommando allen Einheiten, die Gefangennahme israelischer Bürger "um jeden Preis" zu verhindern - auch durch Beschuss.

Das Militär "wies alle seine kämpfenden Einheiten an, die Hannibal-Direktive in der Praxis auszuführen, obwohl es diesen Namen nicht ausdrücklich nannte", wie israelische Journalisten am vergangenen Wochenende enthüllten.

Die Enthüllungen stammen aus einem neuen investigativen Artikel von Ronen Bergman und Yoav Zitun, zwei Journalisten mit umfangreichen Quellen innerhalb des israelischen Militär- und Geheimdienstapparats.

Sie enthüllten auch, dass "etwa 70 Fahrzeuge" palästinensischer Kämpfer, die in den Gazastreifen zurückkehrten, von israelischen Kampfhubschraubern, Drohnen oder Panzern gesprengt wurden.

In vielen dieser Fahrzeuge befanden sich israelische Gefangene.

Die Journalisten schrieben, dass "zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar ist, wie viele der Gefangenen durch den Einsatz dieses Befehls" an die Luftwaffe, die Rückkehr nach Gaza um jeden Preis zu verhindern, getötet wurden.

"Zumindest in einigen Fällen wurden alle Insassen des Fahrzeugs getötet", erklären die Journalisten.

Der hebräische Artikel wurde von seinem Herausgeber, Yedioth Ahronoth, einer Zeitung, die viele ihrer Artikel übersetzt, nicht ins Englische übersetzt. Sie können die vollständige englische Version von The Electronic Intifada, übersetzt von Dena Shunra, unten lesen.

Die geheime "Hannibal"-Doktrin ist nach einem antiken karthagischen General benannt, der sich lieber vergiftete, als sich lebendig vom Römischen Reich gefangen nehmen zu lassen.

Der Befehl soll verhindern, dass Israelis von Widerstandskämpfern gefangen genommen werden, die sie später als Druckmittel bei Gefangenenaustauschgeschäften einsetzen könnten.

"Überwältigt"
Die jüngsten Enthüllungen bestätigen die Berichte von The Electronic Intifada seit dem 7. Oktober, dass viele - wenn nicht sogar die meisten - der an diesem Tag getöteten israelischen Zivilisten von Israel selbst und nicht von palästinensischen Kämpfern getötet wurden.

Ursprünglich hieß es, dass bei dem am 7. Oktober begonnenen palästinensischen Angriff 1.400 Israelis von der Hamas getötet worden seien. Israel hat diese Zahl jedoch wiederholt nach unten korrigiert, so dass sie jetzt bei "über 1.000" liegt.

Außerdem war von Anfang an klar, dass es sich bei Hunderten von Toten in Wirklichkeit um israelische Soldaten handelte.

Die Hamas behauptet, sie hätten Militärbasen und Außenposten angegriffen und ihr Ziel sei es gewesen, israelische Zivilisten gefangen zu nehmen, anstatt sie zu töten, und israelische Soldaten zu töten oder gefangen zu nehmen.

In dem neuen Artikel, der sich auf Interviews mit Anwesenden stützt, heißt es, dass hochrangige Offiziere in Israels unterirdischem Militärhauptquartier in Tel Aviv am 7. Oktober schockiert erklärten, dass "die Gaza-Division überwältigt wurde".

Eine Person, die an diesem Tag anwesend war, sagte den Journalisten unter Verweis auf frühere israelische Schocks wie den überraschenden Gegenangriff Ägyptens und Syriens im Oktober 1973: "Wir dachten, dass so etwas nie wieder passieren könnte, und dies wird eine Narbe bleiben, die sich für immer in unser Fleisch einbrennt."
Neben dem, was sie als "Heldentum" bezeichnen, enthüllt die Untersuchung von Bergman und Zitun, was sie als "eine lange Reihe von Versäumnissen, Pannen und Chaos in der Armee" beschreiben, einschließlich "einer Befehlskette, die fast vollständig versagte".

Palästinensische Widerstandskämpfer hätten erfolgreich die Kommunikationsinfrastruktur angegriffen und 40 Prozent der Kommunikationsanlagen an der Grenze zum Gazastreifen zerstört, darunter Türme und Relaisantennen.

Die israelische Führung war daher stundenlang über das Ausmaß des Angriffs im Unklaren.

Um dies zu kompensieren, "wandten sie sich dem Fernsehen und den sozialen Medien zu, vor allem Telegram, israelischen Kanälen, aber vor allem Hamas-Kanälen."

1.000 Drohnenziele innerhalb Israels
Im November berichtete The Electronic Intifada über Bildmaterial der israelischen Luftwaffe sowie über Interviews mit Kampfhubschrauberpiloten, aus denen hervorging, dass diese den Befehl erhalten hatten, auf alles zu schießen, was sich zwischen den israelischen Grenzsiedlungen und dem Gazastreifen bewegte.

In dem israelischen Artikel heißt es, dass "in den ersten vier Stunden ... Hubschrauber und Kampfflugzeuge etwa 300 Ziele angegriffen haben, die meisten auf israelischem Gebiet".

In dem neuen Artikel von Bergman und Zitun heißt es, dass am Ende des Tages allein das Drohnengeschwader 161 (das die Hermes-450-Drohne von Elbit fliegt) "nicht weniger als 110 Angriffe auf etwa 1.000 Ziele durchführte, von denen die meisten innerhalb Israels lagen."

Wie The Electronic Intifada zum ersten Mal in englischer Sprache berichtete, zeigten israelische Nachrichtenmedien im vergangenen Monat Aufnahmen von Panzerfahrern, die während der Kämpfe mit dem palästinensischen Widerstand am 7. Oktober israelische Häuser innerhalb der Kibbuzes beschossen.
Die Electronic Intifada war auch die erste, die im Oktober die Aussage von Yasmin Porat, einer der beiden einzigen Überlebenden eines israelischen Angriffs auf ein Haus im Kibbuz Be'eri, in dem sich rund ein Dutzend Gefangene palästinensischer Kämpfer befanden, auf Englisch veröffentlichte.

Porat erklärte gegenüber israelischen Medien, dass die Palästinenser sie "menschlich" behandelt hätten, die israelische Armee jedoch eine Pattsituation mit den Kämpfern beendet habe, indem sie absichtlich das gesamte Haus mit Panzergeschossen beschoss, obwohl die Gefangenen noch anwesend waren.

Später führte sie aus, dass unter den Opfern des israelischen Angriffs auch der 12-jährige israelische Gefangene Liel Hatstroni war. Das Foto von Hatstroni wurde später von israelischen Beamten in der Propaganda verwendet, die fälschlicherweise behaupteten, sie sei von der Hamas bei lebendigem Leibe verbrannt worden - "weil sie Jüdin ist", wie der ehemalige Premierminister Naftali Bennett log.

Letzten Monat berichtete The Electronic Intifada auch über einen Oberst der israelischen Luftwaffe, der zugab, dass der 7. Oktober ein "hannibalisches Massenereignis" war und dass ihre Drohnen an diesem Tag israelische Häuser in die Luft gesprengt hatten.
Bergman und Zitun erklären, dass die ursprüngliche Hannibal-Richtlinie 1986 nach der Gefangennahme von zwei israelischen Soldaten im damals besetzten Südlibanon durch die libanesische Widerstandsorganisation Hisbollah im Geheimen erstellt wurde.

In ihrem neuen Artikel heißt es, dass die ursprüngliche Hannibal-Direktive den israelischen Streitkräften befahl, "die gefangennehmenden Kräfte um jeden Preis aufzuhalten" und dass "im Verlauf einer Gefangennahme die Hauptaufgabe darin besteht, unsere Soldaten vor den Gefangenen zu retten, selbst um den Preis, dass unsere Soldaten getroffen oder verletzt werden".

Zwei Jahre nachdem sie von Journalisten während des Gaza-Krieges 2014 aufgedeckt wurde, wurde die Doktrin angeblich widerrufen oder zumindest "präzisiert". Aber Bergman und Zitun bestätigen in ihrem neuen Artikel, dass das israelische Militär am Mittag des 7. Oktobers "beschlossen hat, zu einer Version der Hannibal-Direktive zurückzukehren."
Sie schreiben, dass "die Anweisung lautete, jeden Versuch von Hamas-Terroristen, in den Gazastreifen zurückzukehren, 'um jeden Preis' zu unterbinden, wobei eine Sprache verwendet wurde, die der ursprünglichen Hannibal-Direktive sehr ähnlich war, trotz wiederholter Versprechen des Verteidigungsapparats, dass die Direktive annulliert worden sei".

Der neue Artikel erklärt, dass das Hauptquartier allen Einheiten befahl, die Hannibal-Direktive auszuführen, kurz nachdem die ersten Videos der israelischen Gefangenen aufgetaucht waren.

"Feuer frei"
Seit dem 7. Oktober mehren sich die Hinweise, dass Israel für eine große Zahl von Todesopfern unter der israelischen Zivilbevölkerung an diesem Tag verantwortlich sein könnte - angesichts der jüngsten Enthüllungen wahrscheinlich sogar für die Mehrzahl der Opfer.

Diese Beweise wurden von den westlichen Mainstream-Medien geflissentlich ignoriert.

Unabhängige Medien, darunter The Electronic Intifada, The Grayzone, The Cradle und Mondoweiss, haben auf Englisch darüber berichtet.

Die beiden erstgenannten Publikationen sind sogar Gegenstand einer geplanten Hetzschrift der Washington Post, und zwar genau wegen ihrer sachlichen Berichterstattung über die Ereignisse des 7. Oktober.

Letzten Monat gab das israelische Militär zu, dass es am 7. Oktober zu einer "immensen und komplexen Anzahl" von Vorfällen kam, die es als "friendly fire" bezeichnete.
Vor diesem neuen Artikel deutete also alles darauf hin, dass Israel die Hannibal-Richtlinie heimlich reaktiviert hatte - wie The Electronic Intifada seit dem 7. Oktober berichtet.

Aber der neue Artikel von Bergman und Zitun ist das erste Mal, dass bestätigt wird, dass die Befehle dazu von ganz oben in der israelischen Militärhierarchie kamen.

Dennoch scheint es, dass noch vor Mittag, am Morgen der brutalen und wahllosen israelischen Reaktion auf den palästinensischen Militärangriff, lokale Offiziere die Dinge selbst in die Hand nahmen und beschlossen, Hannibal selbst zu reaktivieren.

Gegen 8 Uhr morgens beschloss das Drohnengeschwader 161, "dass es für sie keinen Sinn hat, auf Befehle des Luftwaffenkommandos oder der Gaza-Division zu warten." Das Divisionshauptquartier in der Siedlung Re'im wurde zu diesem Zeitpunkt von palästinensischen Kämpfern heftig angegriffen. Dennoch gelang es dem Geschwader, es zu erreichen, und es bat darum, "dass alle Verfahren, Befehle und Vorschriften in den Papierkorb geworfen werden", berichten Bergman und Zitun.

Die Antwort kam vom Divisionskommando: "Sie haben die Befugnis, nach Belieben zu schießen."

Auf Befehl junger Offiziere aus der so genannten mobilen Kommandozentrale "Fire Canopy" wurde auch den Kampfhubschrauberpiloten mitgeteilt: "Sie haben die Erlaubnis [das Feuer zu eröffnen] bis auf weiteres - und zwar auf dem gesamten Gebiet."
Der Artikel enthüllt auch die Tatsache, dass Dutzende von Mitarbeitern des israelischen Folter- und Mordgeheimdienstes Shin Bet an den Kämpfen vom 7. Oktober beteiligt waren.

Direktor Ronen Bar befahl persönlich "jedem, der eine Waffe tragen kann", sich zu mobilisieren und sagte, dass "alle Mitarbeiter mit Kampftraining, die Waffen haben, nach Süden gehen und bei den Kämpfen helfen sollten".

Dem Artikel zufolge wurden an diesem Tag 10 Shin Bet-Mitarbeiter getötet.

Wenn dies zutrifft, ist es wahrscheinlich, dass weitere 10 der Zivilisten, die als israelische Opfer genannt wurden, bewaffnete Shin Bet-Mitarbeiter waren.

In der von der israelischen Zeitung Haaretz geführten Opferdatenbank werden drei dieser Shin Bet-Offiziere immer noch als Yossi Tahar, Smadar Mor Idan und Omer Gvera bezeichnet.

Idan wird als "Zivilist" bezeichnet, während Tahar und Gvera nur als Angehörige der "Rettungsdienste" aufgeführt sind. Alle drei werden auch als "Opfer des 7. Oktober" eingestuft.

Der Artikel von Bergman und Zitun scheint in der israelischen Gesellschaft Wellen zu schlagen, wo die Familien der verbleibenden israelischen Gefangenen im Gazastreifen versuchen, Druck auf die Regierung auszuüben, damit diese einem Gefangenenaustausch mit der Hamas zustimmt.

Bergman ist ein besonders prominenter israelischer Journalist. Er schreibt nicht nur für Yedioth Ahronoth, sondern auch für das New York Times Magazine und ist Autor mehrerer sympathischer Bücher über israelische Spionageagenturen, darunter Rise and Kill First.

In einem Gespräch mit dem Haaretz-Podcast in dieser Woche schloss sich Asa Kasher, der Autor des "Ethik-Kodex" der israelischen Armee, dem Chor an, der eine Untersuchung des Einsatzes der Hannibal-Doktrin am und kurz nach dem 7. Oktober fordert.

"Kasher stimmte den Familien nachdrücklich zu, dass eine Untersuchung sofort notwendig ist", schrieb Haaretz, und dass diese nicht bis zum Ende des Krieges in Gaza warten sollte.

Doch Kasher ist alles andere als eine ethische Stimme. "40 Zivilisten" in Gaza auf einen Schlag zu töten, sei "vernünftig", sagte er 2014 gegenüber The Electronic Intifada.

Am Morgen des 7. Oktober wurden einige der beeindruckendsten Geschichten von Heldentum und Selbstaufopferung in der Geschichte des Landes geschrieben, aber auch eine lange Reihe von Misserfolgen, Pannen und Chaos in der Armee. Diese 7-Tage-Recherche skizziert die ersten Stunden des Schwarzen Sabbats und deckt auf: Der Kommandobunker unter der Kirya [in Tel Aviv] war im Dunkeln und musste seine Informationen aus den Telegrammkanälen der Hamas beziehen. Das Südkommando veröffentlichte antiquierte und irrelevante Befehle. Die IDF beschlossen, eine der Hannibal-Direktive ähnliche Direktive anzuwenden, in deren Verlauf sie auch auf Fahrzeuge schossen, in denen sich möglicherweise Gefangene befanden. Kommando-Kämpfer gingen ohne Visier auf ihre Waffen und ohne kugelsichere Westen ins Feld. Und das ist nur der Anfang. Der IDF-Sprecher: "Die IDF werden eine detaillierte und gründliche Untersuchung durchführen."

* * *

In der Nacht des 7. Oktober, während die Hamas bereits letzte Vorbereitungen für den am Morgen geplanten Anschlag traf, hielten hochrangige Vertreter des israelischen Sicherheitsdienstes (Shin Bet) und der IDF einige Telefonkonferenzen ab. Der Hauptgrund für diese Telefonate war, dass der israelische Geheimdienst kurz nach Mitternacht einige wichtige Hinweise erhalten hatte. Diese Hinweise folgten auf einige frühere Hinweise, die in den Tagen und Wochen zuvor aufgetaucht waren.

Das Problem bei diesen Hinweisen war, dass keiner von ihnen einen eindeutigen Kriegsalarm darstellte: Sie konnten Kampfbereitschaft bedeuten, aber auch Training, das Kampfbereitschaft simuliert. Einige dieser Signale waren bereits in der Vergangenheit empfangen worden und hatten tatsächlich zu Trainingsmanövern geführt.

Aber die Häufung all dieser Signale löste in den hohen Rängen des Sicherheitsapparats ein gewisses Maß an Besorgnis aus, und die Leiter des Militärs und des Shin Bet riefen sich gegenseitig zur Beratung an. Der Leiter des Shin Bet, Ronen Bar, kam persönlich in sein Hauptquartier, und der Befehlshaber des Südkommandos brach seinen Wochenendausflug ab und fuhr in Richtung Süden. Gegen drei oder vier Uhr morgens wies Bar die Tequila-Truppe, eine Spezialeinheit des Shin Bet und der Anti-Terror-Einheit Yamam, an, nach Süden zu fahren. Dies war ein höchst ungewöhnlicher Schritt, der für das Szenario einer Infiltration durch mehrere einzelne Gruppen von Terroristen über einen oder zwei Durchbruchspunkte gedacht war, um Bürger und Soldaten zu ermorden oder gefangen zu nehmen.

Trotz dieser Befürchtungen stellte ein hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter um 3.10 Uhr fest, dass "wir immer noch glauben, dass Sinwar nicht auf eine Eskalation abzielt", mit anderen Worten, es handelt sich offenbar um ein weiteres Hamas-Training.

Diese Signale beunruhigten auch den Kommandeur der Gaza-Division, der militärischen Einheit, die für den Schutz der Frontlinie an der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen zuständig ist, Brigadegeneral Avi Rosenfeld, der an diesem Wochenende als Kommandeur der Division im Einsatz war. Er beschloss, seine hochrangigen Kommandeure zu alarmieren, darunter die Kommandeure der beiden regionalen Brigaden - der nördlichen und der südlichen - sowie den Nachrichtendienst der Division, den militärtechnischen Offizier und andere. Als sie in ihrer Kommandozentrale auf dem Stützpunkt Re'im eintrafen, leiteten sie einige Maßnahmen ein, um die Wachsamkeit an der Grenze zu erhöhen.

Einigen hochrangigen Vertretern des Südkommandos zufolge wollten der Divisionskommandeur und seine Offiziere zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um die Wachsamkeit in den Stützpunkten und Außenposten der Division entlang der Grenze und in der Nähe der Siedlungen, die sie schützen sollten, zu erhöhen, aber aufgrund der Informationen, die ursprünglich die Bedenken hervorgerufen hatten, wurden sie von Vertretern des IDF-Kommandos gebeten, keine "lauten" Schritte zu unternehmen. Andererseits sagen andere Personen im Sicherheitsapparat, dass das Divisionskommando viele Schritte hätte unternehmen können, die auf der anderen Seite nicht registriert worden wären.

Tief unter dem Kirya-Gebäude in Tel-Aviv, an einem Ort, der offiziell Mizpeh (IDF-Oberkommandoposition) heißt, aber von allen nur "die Grube" genannt wird, gingen die ersten Informationen über die Anzeichen ein. Daraufhin wurde der Leiter der Southern Arena in der Operationsabteilung dringend in die Grube gerufen, damit ein ranghoher Offizier anwesend sein konnte, der befugt war, wichtige Anweisungen zu geben. Gegen 4:00 Uhr morgens wies dieser Offizier die Luftwaffe an, ein weiteres unbemanntes Luftfahrzeug (UAV) vom Typ "Zik" [Elbit Hermes 450] in Bereitschaft zu bringen. Dabei handelte es sich jedoch um ein unbewaffnetes Zik, das ausschließlich zu Aufklärungszwecken eingesetzt wurde, und auch dieser Schritt deutete darauf hin, dass man sich nur um ein örtlich begrenztes Eindringen sorgte.

Doch die besorgniserregenden Signale häuften sich, und schließlich, wenige Minuten vor 6.30 Uhr, wurde in einem Gespräch zwischen dem Shin Bet und den IDF beschlossen, das verschlüsselte Telefon des Militärsekretärs des Premierministers, Generalmajor Avi Gil, anzurufen, um ihn über die Entwicklungen zu informieren und vorzuschlagen, den Premierminister zu wecken. Gil teilte dem ranghohen Geheimdienstoffizier, der ihn kontaktiert hatte, mit, dass er Netanjahu sofort anrufen würde, doch noch während sie miteinander sprachen, ertönten in ganz Israel Alarmsirenen. Die Uhr in der Grube zeigte 6:26 Uhr an. Gil und der ranghohe Geheimdienstoffizier erkannten sofort, dass es sich angesichts der Uhrzeit und des Ausmaßes des Angriffs um ein Ereignis anderer Größenordnung handelte, anders und aggressiver, da die Hamas wusste, dass der Abschuss von Tausenden von Raketen und Flugkörpern zu einer israelischen Reaktion führen würde. Keiner von ihnen wusste, wie anders und aggressiv diese ausfallen würde.

Premierminister Netanjahu wurde noch während des Ertönens der Sirenen über die Ereignisse informiert, und es wurde beschlossen, dass er sofort nach Kirya kommen würde. In der Grube waren die folgenden und kritischsten Stunden sehr verworren, umhüllt von Kriegsnebel und Informationsmangel. "Ein Überblick über die Situation ist das wichtigste Element für einen Kriegsraum wie den Pit", sagte eine hochrangige Persönlichkeit, die sich seit Jahren mit den Produkten aus dem IDF-Kommandobunker beschäftigt. "Aber wenn man nicht genau weiß, wohin man sie schicken soll oder mit welcher Ausrüstung und wer und wo und wie groß der Feind ist, auf den sie auf der anderen Seite treffen werden, ist man dazu verdammt, für seine Blindheit teuer zu bezahlen."

Und tatsächlich wusste niemand in der Grube wirklich viel. Deshalb gab es einen fast totalen Schock in der Grube, als ein hoher Offizier ein paar Worte sagte, wie man sie seit dem Jom-Kippur-Krieg [Oktober 1973] nicht mehr gehört hatte: "Die Gaza-Division wurde überwältigt."

In dem mit Technik und riesigen blinkenden Bildschirmen gefüllten Raum herrschte Stille. "Diese Worte lassen mich immer noch erschaudern", sagte eine Person, die sie in diesem Moment hörte. "Es ist unvorstellbar. Es ist wie die Altstadt von Jerusalem im Unabhängigkeitskrieg oder die Außenposten entlang des Suezkanals während des Jom-Kippur-Krieges. Wir dachten, dass so etwas nie wieder passieren könnte, und dies wird eine Narbe bleiben, die für immer in unser Fleisch eingebrannt ist."

* * *

In jenen Stunden, in den brennenden Sicherheitsräumen von Nir Oz und Be'eri, in den Unterkünften unter freiem Himmel bei der Re'im-Party, in den verschlossenen Häusern in Sderot und Ofakim, auf der blutverschmierten Straße 232, ja, im ganzen Land, hallte überall eine Frage wider: Wo ist die IDF?

Und das ist die Frage, die im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht: Wo waren die israelischen Verteidigungskräfte in den ersten Stunden des Morgens des 7. Oktober?

In den vergangenen Monaten haben wir mit Dutzenden von Offizieren und Kommandeuren gesprochen, von denen einige sehr hohe Positionen in den IDF innehaben. Wir haben versucht, anhand ihrer Erzählungen und interner Sicherheitsdokumente zu skizzieren, was in den ersten Stunden jenes Morgens wirklich geschah, um eine Zeitleiste der Stunden zu zeichnen, die das Land für immer veränderten.

Wir wollen es gleich vorwegnehmen: An diesem Schwarzen Sabbat gab es eine Menge Initiative, eine Menge Mut, eine Menge Selbstaufopferung. Zivilisten, Soldaten und Offiziere, Polizisten und Mitarbeiter des Shin Bet stürzten sich aus eigenem Antrieb in die Kampfhandlungen; sie beschafften sich Waffen, erhielten teilweise Informationen, beteiligten sich an der komplexen Kriegsführung und gaben manchmal ihr Leben. Sie haben einige der schönsten und heldenhaftesten Kapitel in der Geschichte Israels geschrieben. Aber die 7-Tage-Untersuchung zeigt, dass in denselben Stunden auch einige der schwierigsten, peinlichsten und ärgerlichsten Kapitel in der Geschichte der Armee geschrieben wurden. Dazu gehören eine Befehlskette, die fast vollständig versagte und völlig überrumpelt wurde; Befehle, das Feuer auf Terroristenfahrzeuge zu eröffnen, die in Richtung Gaza rasten, selbst wenn die Sorge bestand, dass sie Gefangene enthielten - eine Art erneuerte Version der Hannibal-Direktive; Kämpfer, die aufgrund mangelnder Kommunikation Luftunterstützung mit ihren Handys dirigieren mussten; Kriegsreservelager, die Kämpfer mit Waffen in den Kampf schickten, denen Zielfernrohre fehlten und die keine kugelsicheren Westen hatten; veraltete und unangemessene Befehle, die kopiert und auf das Schlachtfeld geschickt wurden; Kampfflugzeuge, die in den kritischen Momenten des Angriffs ohne Führung durch die Luft flogen; Offiziere, die zu dem Schluss kamen, dass es keine Alternative zur Beschaffung von Hubschraubern auf Umwegen gab, um ihre Truppen von Ort zu Ort zu bewegen; und sogar Betreiber unbemannter Flugzeuge, die sich den WhatsApp-Gruppen der Kibbuz-Bewohner anschließen mussten, um sich von belagerten Zivilisten bei der Erstellung einer Liste von Zielen helfen zu lassen. Und alles war so verrückt, chaotisch, improvisiert und planlos, dass man es lesen muss, um zu glauben, dass es tatsächlich so passiert ist. Und nein, wir müssen nicht auf eine offizielle Untersuchungskommission warten, die sicherlich eingerichtet wird und sich mit all dem befassen wird, was wir hier dargelegt haben: Einige Dinge müssen hier und jetzt korrigiert werden.

So sah es aus, Stunde für Stunde, an diesem schrecklichen Morgen:

6:26

Massiver Beschuss mit Raketen und Flugkörpern. Der Angriff der Hamas beginnt.

6:30

Abgesehen von Iron Dome, das sofort in Betrieb genommen wurde, bestand die erste militärische Reaktion der IDF in der Mobilisierung von zwei F-16I (Sufa)-Flugzeugen des Kampfgeschwaders 107 auf dem Luftwaffenstützpunkt Hatzerim, der an diesem Samstag in Abfangbereitschaft war. Über die spärliche und konfuse Reaktion der Luftwaffe am Morgen des Schwarzen Sabbats gab es zahlreiche Beschwerden. Die Untersuchung von 7 Days zeigt, dass selbst die Luftwaffe, die als die ordentlichste und am besten organisierte der IDF gilt, Schwierigkeiten hatte, das Ausmaß des Ereignisses zu begreifen, und dass die Reaktion, zumindest in den ersten Stunden, unvollständig und spärlich war.

Die Piloten und Navigatoren der Sufa-Flugzeuge sahen auf ihrem Weg nach Israel die Kondensstreifen der vielen Raketen, aber laut Befehl haben die ersten Abfangjäger, die in die Luft steigen, die Aufgabe, strategische militärische und zivile Einrichtungen zu schützen. In den ersten Stunden gab es niemanden, der diesen Befehl änderte und die Flugzeuge in die angegriffenen Regionen lenkte, wo sie wirklich gebraucht wurden, und aus 20.000 Fuß Höhe ist es fast unmöglich, Ziele ohne Bodenunterstützung zu identifizieren. So kam es, dass etwa 45 kritische Minuten lang bewaffnete Kampfflugzeuge am Himmel kreisten, ohne irgendetwas zu unternehmen. Erst gegen acht Uhr, als die Piloten landeten und Berichte vom Boden erhielten, erfuhren sie, was nur wenige Kilometer entfernt geschehen war. Ihre Frustration und Wut waren groß. "Wenn sie es gewusst hätten, hätten sie zumindest in niedriger Höhe fliegen können, um die Hamas-Terroristen zu erschrecken, indem sie laut über ihre Köpfe hinweg fliegen", sagte ein ranghoher Offizier der Flugstaffel. "Aber sie wussten einfach nicht, was vor sich ging. So oder so hoben diese Piloten mit ihren Kollegen wieder ab, in erster Linie, um Ziele in Gaza anzugreifen.

Wenige Minuten nach den F-16 starteten zwei Tarnkappenflugzeuge des Geschwaders 140 F-35 (Modell Adir) vom Stützpunkt Nevatim, die ebenfalls auf Abruf bereitstanden. Auch ihre Piloten wussten nicht, was am Boden geschah, obwohl es ihnen gelang, in geringerer Höhe zu fliegen und Brände in der Region um den Gaza-Streifen zu erkennen. Daraufhin handelten die Piloten nach einem Notfallplan für Angriffe auf Ziele im Gazastreifen. Es gab niemanden, der ihnen sagte, dass diese Angriffe jetzt unwirksam seien und dass sie zu diesem Zeitpunkt an einem ganz anderen Ort gebraucht würden.

6:37

Zwei bewaffnete Zik-Drohnen wurden vom Geschwader 161 auf dem Stützpunkt Palmachim abgezogen, das an diesem Samstag in Alarmbereitschaft war. Dies geschah als direkte Reaktion auf die "Code Red"-Sirenen, die wenige Minuten nach ihrer Auslösung ertönten. In den folgenden Stunden mussten die Zik-Operatoren improvisieren und unabhängig operieren. Weder sie noch das Zentralkommando der Luftwaffe waren in der Lage, das Gesamtbild zu verstehen. So oder so, wie es an diesem Samstag häufig geschah, leiteten die Offiziere am Boden von sich aus Maßnahmen ein, und das Geschwader wartete nicht auf einen ordnungsgemäßen Befehl und wies drei weitere bewaffnete Ziks an, sich in die Lüfte zu erheben und in den Kampf zu ziehen.

6:50

Kurz vor 7:00 Uhr wurde auch das erste Paar Apache-Hubschrauber in den Gazastreifen entsandt. Die beiden Apache-Kanonenboote gehören zur Flugstaffel 190, deren Heimatbasis in Ramon liegt, 20 Flugminuten vom Gazastreifen entfernt. Aufgrund von Haushaltskürzungen in den vergangenen Jahren befanden sich die Hubschrauber an jenem Samstag jedoch auf dem Stützpunkt Ramat David im Norden in der Nähe des Libanon, eine Flugdistanz, die viele Minuten ohne Luftabdeckung in der Region Gaza Envelope zur Folge hatte.

In den letzten Jahren hat die Luftwaffe ihren Bestand an Kampfhubschraubern in der Annahme verringert, dass Israel gegen den Iran mehr Tarnkappenflugzeuge und weniger dieser "fliegenden Panzer" benötigt. Der 7. Oktober soll auch dieses Verständnis ändern.

7:00

Gegen 6:45 Uhr fand das erste Gespräch zwischen dem Pit und einem Einsatzoffizier des Südkommandos statt, in dem der Generalstab zunächst darüber informiert wurde, dass es sich nicht nur um Raketenbeschuss handelte, sondern dass auch der Zaun durchbrochen und ein Teil der Beobachtungsinfrastruktur beschädigt worden war. Dies war einer der Gründe dafür, dass der Pit de facto im Stich gelassen wurde: Die drei großen Beobachtungsballons, die den südlichen, zentralen und nördlichen Gazastreifen beobachten sollten, waren in den Tagen vor dem Angriff abgestürzt. Die Hamas zielte auch direkt auf Kameras und andere Beobachtungsinfrastrukturen, unter anderem mit "Selbstmorddrohnen".

Aber nicht nur die Beobachtungsinfrastruktur wurde in Mitleidenschaft gezogen. Eine in den letzten Tagen durchgeführte vorläufige Untersuchung der Kommunikationskapazitäten der Gaza-Division ergab, dass etwa 40 Prozent der Kommunikationseinrichtungen wie Türme mit Relaisantennen, die die Telekommunikationsabteilung in den letzten Jahren in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen aufgestellt hatte, am Morgen der Invasion von der Hamas zerstört wurden. So hat die [Hamas] Nukhba Force [Anmerkung der Redaktion: "nukhba" ist arabisch für "Elite"] nicht nur die "see and shoot" Raphael-Turmsysteme und die Beobachtungsinfrastruktur entlang des Zauns direkt beschädigt, sondern auch versucht, die grundlegenden Funkkommunikationsmöglichkeiten zu manipulieren. Die Terroristen brachten auch Sprengsätze in der Nähe der Turmsockel am unteren Teil der Antennen an, also an Stellen, die offensichtlich gegen diese Art von Angriffen ungeschützt sind. Diese Explosionen waren teilweise erfolgreich: einige der Türme stürzten ein, andere kippten lediglich.

In der Grube in der Kirya wurde versucht, Berichte aus dem Kriegsraum der Gaza-Division zu erhalten, aber wie bereits erwähnt, war dieser Kriegsraum fast völlig blind, und außerdem wurde kurz vor 7.00 Uhr morgens ein heftiger Angriff in Re'im von Terroristen gestartet, die in die Kommandobasis der Division eingedrungen waren. Der Gefechtsstand der Division war zwar besetzt und einsatzbereit, hatte aber große Schwierigkeiten, seinen Hauptzweck zu erfüllen: Informationen über die aktuelle Lage vor Ort zu erhalten, die Kräfte entsprechend zu mobilisieren und das Kommando Süd und den Pit in der Kirya über neue Entwicklungen zu informieren.

Dies führte dazu, dass die Grube in der Kirya bereits kurz nach Beginn des Angriffs einige ständige vorläufige Befehle für den Fall einer vermuteten Infiltration aus dem Gazastreifen in Kraft setzte. Diese Verfahren spiegelten immer noch den Gedanken wider, dass der Angriff an einem oder wenigen Punkten stattfand und dass er von begrenztem Ausmaß war. Ein Militäroffizier, der in jenen Stunden im Kommandobunker in Tel Aviv anwesend war, berichtet, dass man in der Grube verstanden hatte, dass es sich um ein weitaus bedeutenderes Ereignis als eine punktuelle Infiltration handelte, dass man sich aber aufgrund der Blindheit vor Ort dem Fernsehen und den sozialen Medien zuwandte, vor allem Telegram, israelischen Kanälen, aber vor allem Hamas-Kanälen, die Texte, Bilder und Videos der Ereignisse enthielten. Daraus schlossen sie, dass es sich um einen ausgedehnten Vorfall handelte, aber sie hatten immer noch Schwierigkeiten, sich ein Gesamtbild von allem zu machen, was geschah. Dieser Moment, in dem die Pit, das Allerheiligste der israelischen Sicherheitsbehörden, ahnungslos blieb und sich darauf beschränkte, in den Telegrammen der Hamas zu surfen, um zu verstehen, was innerhalb des Staates Israel geschah, ist ein Moment, den man nicht so schnell vergessen wird.

Wie groß das Durcheinander war, kann man zum Beispiel aus den Erfahrungen der Duvdevan-Kämpfer in jenen Stunden lernen. An jenem Wochenende war Duvdevan eigentlich in Alarmbereitschaft für eine Geiselnahme, aber das geschah weit weg in der Region Judäa und Samaria [Westjordanland]. Gegen 7:00 Uhr morgens erhielt der Kommandeur von Duvdevan, Oberstleutnant D, einen Anruf. Es handelte sich nicht um einen offiziellen Anruf, sondern um den eines Freundes, eines Offiziers des Südkommandos, der ihm beunruhigt mitteilte, was in seinem Sektor vor sich ging. D. verschwendete keine Zeit und rief seine Kompanie aus der Region Judäa und Samaria an und wies sie an, sich zu bewaffnen, in die Fahrzeuge der Einheit zu steigen und in Richtung der Region Gaza Envelope zu eilen. Unterwegs erhielten sie keine neuen Informationen über Überfälle an Straßenkreuzungen, weil es niemanden gab, der sie darüber informieren konnte. Doch durch reines Glück entdeckte D. ein ungepanzertes Savannah-Fahrzeug der Tequila-Einheit, das zuvor mit Kugeln beschossen worden war, und hielt den Konvoi an. Er wies seine Leute an, alle regulären Fahrzeuge zu verlassen, sich den gepanzerten Jeeps anzuschließen, die Kreuzung zu umfahren und in die Schlacht bei Kfar Azza einzugreifen.

Erst 60 Stunden und Dutzende getöteter Terroristen später verließen sie den Ort. Der Kommandeur einer anderen Duvdevan-Kompanie, der nach einer Möglichkeit suchte, seine Männer in die Region um den Gazastreifen zu bringen, und vom Kommando keine Antwort erhielt, rief einfach einen guten Freund bei der Luftwaffe an und besorgte einen Hubschrauber, der seine Männer zum Kampf bei Nir Yitzchak bringen sollte.

7:14

Der Gaza-Division gelang es, der Zik-Staffel eine Bitte zu übermitteln: einen Angriff am Grenzübergang Erez. Die UAV-Operatoren sahen auf ihren Bildschirmen unglaubliche Bilder: Der Übergang war zu einer belebten Autobahn für Terroristen geworden. Die Operatoren berichteten uns, dass sie zumindest in den ersten zwei Stunden das Gefühl hatten, die Kontrolle zu verlieren, und in vielen Fällen entschieden sie sich eigenständig für einen Angriff. Am Ende dieses verfluchten Tages führte das Geschwader nicht weniger als 110 Angriffe auf etwa 1.000 Ziele durch, von denen die meisten innerhalb Israels lagen.

Während dieses ganzen Schlamassels mussten die Operateure in erhöhter Alarmbereitschaft sein: 7 Days wurde über mindestens einen kritischen Fall informiert, als ein Offizier, der in der Nähe des Kibbuz Nir Am kämpfte, fünf Terroristen ausmachte, die von einer nahe gelegenen Baumgruppe in Richtung Sderot unterwegs waren. Dem Offizier gelang es, mit den Zik-Betreibern Kontakt aufzunehmen und sie an die Einheit zu verweisen. Der UAV-Operator hatte das Ziel bereits im Visier, aber von seinem tragbaren Gerät in Palmachim aus erkannte er, dass es sich nicht um verkleidete Terroristen handelte, sondern um fünf IDF-Soldaten, die den Ort erkundeten. Sie waren nur einen Knopfdruck vom sicheren Tod entfernt.

7:30

Die beiden Apache-Hubschrauber, die in Ramat David gestartet waren, trafen in der Region Be'eri ein und meldeten dem Geschwader ein Chaos und Rauchpilze. Der Kommandeur des Geschwaders 190, Oberstleutnant A., beschloss, seinen Stellvertreter anzurufen, und befahl allen Piloten, schnell aus ihren Häusern zu kommen, noch bevor er von der Operationszentrale der Luftwaffe dazu aufgefordert wurde. Die beiden Apache-Hubschrauber über Be'eri begannen, außerhalb der Kibbuzim zu schießen, um die Ankunft weiterer Terroristen zu verhindern.

Unterdessen gingen die Kämpfe um den Stützpunkt Re'im, wo sich das Hauptquartier der Gaza-Division befindet, mit voller Kraft weiter, und Dutzende von Terroristen griffen das Gelände an. Dem Kommandeur der Division, Brigadegeneral Avi Rosenfeld, gelang es, mit vielen seiner Soldaten in den befestigten Kriegsraum einzudringen, von wo aus er versuchte, sowohl den Kampf der Division als auch den Kampf um den Stützpunkt zu leiten. Nach der Aussage einer Offizierin wollte Rosenfeld selbst den Kriegsraum verlassen und angreifen. Doch draußen waren die Voraustrupps der Nukhba überall. Erst um 13.00 Uhr gelang es Kämpfern der "Shaldag"-Einheit 5101 und anderen Einheiten, den Stützpunkt mit Hilfe eines Kampfhubschraubers wieder zu besetzen.

All dies machte das, was die IDF als "Kommando und Kontrolle" bezeichnet, sehr schwierig. Wenn das Divisionshauptquartier überrumpelt und angegriffen wird, erhält auch das Hauptquartier des Südkommandos keine ausreichenden Informationen, ebenso wenig wie der Kommandobunker in der Kirya. Dies führte dazu, dass Kommandeure, die bereits aus den Medien oder von Freunden erfahren hatten, dass etwas im Gange war, und sich auf den Weg zum Gaza-Umschlag gemacht hatten, keine Antwort von ihren Vorgesetzten erhielten. "Ich kam mit meinem Privatfahrzeug zur Yad-Mordechai-Kreuzung, nachdem ich zu Hause in den Nachrichten das Video von den Nukhba-Terroristen auf einem Pick-up-Truck in Sderot gesehen hatte", erzählt ein Brigadekommandeur im regulären Dienst. "Während der gesamten Fahrt versuchte ich, mit meinen Freunden in der Gaza-Division und im Südkommando in Kontakt zu treten, um zu erfahren, wo ich am besten zuerst hingehen sollte und um von ihnen zu erfahren, was vor Ort geschah und wohin ich meine Soldaten schicken sollte. Als sie schließlich abnahmen, hörte ich vor allem Geschrei auf der anderen Seite der Leitung, und als ich um so etwas Elementares wie eine Beschreibung der aktuellen Lage bat, sagte mir die Gaza-Division: "Wir haben keine Beschreibung der aktuellen Lage. Finden Sie einen Brennpunkt der Kämpfe und sagen Sie uns, wie die Lage ist. Und hier bin ich, komme von zu Hause, meine Brigade ist in anderen Sektoren verstreut oder übt im Norden, und wie viele andere sehe ich bereits Terroristen am Grenzübergang Erez, und ich bin mir sicher, dass der Vorfall genau dort stattfindet, wo ich bin." Übrigens, dieses Gefühl, dass jeder Kommandeur dachte, dass das zentrale Gefecht genau dort stattfand, wo er sich befand, ohne zu wissen, dass ein paar Kilometer weiter sein Kollege eine ähnliche Schlacht kämpfte, war vielen der Offiziere, mit denen wir sprachen, gemein. Keiner von ihnen wusste, dass es in diesen Stunden in Wirklichkeit etwa 80 verschiedene Kampfpunkte gab.

7:43

Einem Offizier des Südkommandos zufolge rief der Kommandeur der Gaza-Division, Brigadegeneral Avi Rosenfeld, erst gegen 7:30 Uhr, also mehr als eine Stunde nach Beginn des Angriffs, in Tel Aviv an und berichtete, dass der Stützpunkt der Division in Re'im und das gesamte Gebiet unter schwerem Beschuss stünden. Er teilte mit, dass er das Ausmaß und die Einzelheiten des Angriffs noch nicht beschreiben könne, und bat den diensthabenden Kommandeur, ihm alle verfügbaren IDF-Kräfte zu schicken.

Um 7:43 Uhr erließ das Kommando in Tel Aviv den Pleshet-Befehl: Der erste Einsatzbefehl, demzufolge sich alle Einsatzkräfte und alle Einheiten in der Nähe der Grenzregion zum Gazastreifen sofort nach Süden begeben müssen. [Anmerkung des Übersetzers: Pleshet - פלשת - ist ein Wortspiel. Es ist der biblische Name von Palästina und verwendet die Verbwurzel für Invasion: פ.ל.ש.]. Der Befehl erwähnte jedoch nicht, was weder im Südkommando noch im Pit in Tel Aviv klar war, nämlich dass es sich um eine breit angelegte Invasion handelte, deren Ziel es war, Teile des Südens des Landes zu besetzen und dabei auch Knotenpunkte für Hinterhalte einzunehmen und Verstärkungen zu neutralisieren. Dies hatte zur Folge, dass ein großer Teil der Truppen, die sich auf den Weg machten, nicht wusste, dass sie auf dem Weg zu der Siedlung oder dem Stützpunkt, zu dem sie geschickt wurden, auf feindliche Truppen stoßen könnten.

Es gab noch ein weiteres Problem mit dem Pleshet-Befehl: Er war eigentlich dazu gedacht, Israel vor einer ganz anderen Art von Übergriffen zu schützen. Bis zur Errichtung der "Sperranlage" bestand die Hauptbedrohung darin, dass Terroristen über ein Netz von Tunneln nach Israel eindrangen und von dort aus versuchten, die Siedlungen zu erreichen. Der Pleshet-Befehl sollte vor dieser Art von Bedrohung schützen und konzentrierte sich auf Regionen innerhalb Israels, so dass Terroristen, die aus Tunneln innerhalb Israels auftauchen würden, neutralisiert werden konnten. Mit anderen Worten: Der Befehl konzentrierte sich weder auf den Schutz des Grenzzauns vor der Infiltration durch Hamas-Terroristen, die überirdisch operieren müssten, noch auf die Bedrohung durch Tausende von Terroristen, die über mehr als 30 Durchbruchsstellen fast ungehindert nach Israel eindringen könnten. Die IDF hatten sich ein solches Szenario nicht ausgemalt und ihre Befehle nicht darauf vorbereitet. Dieses Versäumnis ist umso merkwürdiger, als die IDF den "Jericho Wall"-Kampfplan der Hamas erhalten hatte, der genau diese Art von Angriff beschrieb, und dennoch den Pleshet-Befehl nicht widerrief oder ihre Verteidigungspläne aktualisierte.

8:00

Der Generalstab versammelte sich gegen 8:00 Uhr in der neuen Einsatzzentrale in der Kirya in Tel Aviv, und Generalstabschef Herzl "Herzi" Halevi traf ein. Niemand verstand, dass Israel bereits seit anderthalb Stunden unter einem umfassenden Angriff der Hamas stand.

8:10

Die Offiziere der Drohnenstaffel verstehen, dass es für sie keinen Sinn hat, auf Befehle des Luftwaffenkommandos oder der Gaza-Division zu warten. Es gelingt ihnen, mit der Division in Kontakt zu treten, und sie fordern, dass alle Verfahren, Befehle und Vorschriften auf den Müll geworfen werden. "Sie haben die Befugnis, nach Belieben zu schießen", wurde den Zik-Operatoren von der Division mitgeteilt. Mit anderen Worten: Schießen Sie auf alles, was bedrohlich oder wie ein Feind aussieht.

Aber wen sollte man angreifen? Ohne einen ordentlichen Befehl versuchten die Drohnenpiloten, auf eigene Faust eine "Zielbank" zu erstellen. Auch hier wurde schnell improvisiert: Die meisten Bediener sind junge Offiziere, die Freunde und Verwandte haben, die in diesem Moment am Boden kämpfen. Es wurde beschlossen, eine weitere eiserne Regel außer Kraft zu setzen: Niemals ein Handy in die Einsatztasche lassen. Die Operatoren telefonierten regelmäßig mit ihren Kollegen vor Ort: "Siehst du das Gebäude mit dem dunklen Dach? Also, der Turm daneben", um ihnen den Weg zu weisen. Und im Extremfall traten andere Operatoren den Whatsapp-Gruppen des Kibbutz Kfar Azza und anderer Siedlungen bei und ließen sich von belagerten Zivilisten sagen, worauf sie zielen sollten.

8:32

Den beiden einsamen Apache-Hubschraubern in der Luft, die bisher auf eigene Faust operierten, gelang es, einen ersten Funkkontakt mit dem Kommandanten einer der Kompanien am Boden herzustellen. Dieser Kontakt, der für die Luftstreitkräfte so wichtig ist, um von den Bodentruppen ein Lagebild zu erhalten und zum Ziel geleitet zu werden, kam erst etwa eineinhalb Stunden nach Beginn des Angriffs zustande. Der Kompaniechef bat um Feuer zu seinen Gunsten und erhielt es auch. Nach dem Beschuss richteten die Apache-Piloten die Hubschrauber nach Westen aus, und es bot sich ein beängstigender Anblick: ein gewaltiger Strom von Menschen, der durch die Lücken in Richtung der Siedlungen im Süden floss. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um die zweite Welle von Eindringlingen - die erste Welle hatte hauptsächlich aus Terroristen der Nukhba und des Palästinensischen Dschihad bestanden - und diese zweite Welle umfasste auch bewaffnete Zivilisten und Zehntausende von Plünderern.

Der Pilot beschloss, wahllos zwei Raketen auf die Bewaffneten sowie Dutzende von Granaten aus der Kanone des Hubschraubers abzuschießen, um sie zurück nach Gaza zu jagen. Später bemerkten die Hubschrauber eine große Lücke im Grenzzaun in der Nähe von Nahal Oz und griffen die Menschenmengen an, die diese Lücke passierten. In beiden Fällen war der Erfolg begrenzt, weil es einfach zu viele Terroristen und zu wenig Geschosse gab: Jeder Hubschrauber trägt sechs Raketen und 500 Kanonengeschosse. Die beiden Hubschrauber waren gezwungen, den Stützpunkt zu verlassen, um sich neu zu bewaffnen, und kehrten gegen 10:20 Uhr zum Stützpunkt zurück.

8:58

Weitere Apache-Hubschrauber starteten, diesmal vom Stützpunkt Ramon aus, und operierten hauptsächlich in den Regionen, in denen der Zaun durchbrochen wurde. Dies sollte bis zum Mittag ihre Haupttätigkeit sein. Die Luftwaffe war immer noch verwirrt und vom Nebel des Krieges betroffen. "Schießt auf jeden, der in unseren Luftraum eindringt, ohne auf eine Genehmigung zu warten", befahl der Geschwaderkommandeur Oberstleutnant A. seinen Untergebenen in der Luft, während er selbst in Richtung des Gazastreifens abhob. Einer der Hubschrauber wurde durch Handfeuerwaffenbeschuss beschädigt, setzte aber den Kampf fort.

9:00

Ronen Bar, der Direktor des Shin Bet, weist seine Leute an: Jeder, der eine Waffe tragen kann, muss nach Süden gehen. Wie bereits erwähnt, hatte Bar in der vorangegangenen Nacht mehrere Signale über ein Ereignis in der Region des Gazastreifens erhalten, aber er war der Meinung, dass es sich, selbst wenn die Hamas etwas plante, um eine begrenzte und örtlich begrenzte Aktion handeln würde, weshalb er nur die Tequila Force schickte. Die Kämpfer der Tequila Force gehörten zu den ersten, die auf die eindringenden Terroristen trafen, kämpften tapfer gegen sie und konnten dem Shin Bet-Hauptquartier Bericht erstatten. Aber selbst zu diesem Zeitpunkt war weder dem Shin Bet noch [den Generälen] in der Grube unter der Kirya klar, dass es sich um einen umfassenden Angriff handelte. Erst gegen 9:00 Uhr morgens, als die Berichte seiner Untergebenen durch andere Berichte und die Medienberichterstattung bestätigt wurden, wies Bar alle Mitarbeiter mit Kampftraining und Waffen an, nach Süden zu gehen und bei den Kämpfen zu helfen. Nach Angaben einer Person, die mit den Ereignissen dieses Morgens vertraut war, handelte es sich bei den Personen, die sich auf den Boden begaben, um Koordinatoren, Ausbilder der Kampfschule, Leibwächter des Sicherheitspersonals, Personen, die Einrichtungen sichern, und Personen, die Aktionen vor Ort absichern. Insgesamt waren Dutzende von Shin Bet-Mitarbeitern beteiligt, die Dutzende von Terroristen töteten und Hunderte von Bewohnern der Gaza Envelope Region retteten. Shin Bet-Kämpfer, die in den Siedlungen im Süden leben, zogen schon vor dem Befehl in den Kampf und schlossen sich danach den anderen Kräften an, die in dem Gebiet eintrafen. Im Verlauf der Kämpfe wurden zehn Mitarbeiter der Organisation getötet.

9:30

Während zahlreiche Verstärkungen nach Süden strömten, war man sich in der Gaza-Division, im Südkommando und im Pit in Tel Aviv noch nicht darüber im Klaren, dass die Nukhba-Terroristen diese Verstärkungen vorausgesehen und die strategischen Knotenpunkte wie Gama, Magen, Ein Habesor und Shaar Hanegev eingenommen hatten, wo sie die Kräfte erwarteten. Der erwartete Befehl, die Knotenpunkte vor der Ankunft der Verstärkung zu sichern, war noch nicht ergangen, und an diesen Knotenpunkten wurde viel Blut vergossen, sowohl von Soldaten als auch von Zivilisten.

Aber es gab einige, die es verstanden hatten. Das Bataillon 450 der Zugführerschule war an jenem Samstag für die Gaza-Division im Einsatz, und Bataillonskommandeur Oberstleutnant Ran Canaan mobilisierte seine Kämpfer relativ früh am Morgen vom Stützpunkt bei Yerucham. Dem Bataillon wurde mitgeteilt, dass es sich auf dem Weg in die Region um den Gazastreifen befand, aber es wurde nicht darauf hingewiesen, dass die Kreuzungen auf dem Weg dorthin zu Orten für tödliche Hinterhalte geworden waren. Etwa 50 Kämpfer stiegen in einen normalen Bus mit voller Ausrüstung und fuhren los. Plötzlich leitete der Fahrer zwischen Tze'elim und Kerem Shalom eine Vollbremsung ein und hielt an. Einige Polizisten kamen auf den Bus zu und winkten mit den Händen. Einige waren verletzt. Sie berichteten dem Kompaniechef mit großer Sorge, dass an der nächsten Kreuzung, etwa drei Kilometer von ihnen entfernt, Terroristen mit einem schweren Maschinengewehr und Panzerabwehrwaffen auf sie warteten. Der Truppenkommandeur verstand, dass eine Maschinengewehrsalve gegen die Seiten des ungepanzerten Busses diesen zu einer Todesfalle für seine Soldaten machen würde. "Die Nukhba stellte an den Kreuzungen auf dem Weg zum Gazastreifen Trupps mit Panzerfäusten, Scharfschützen, Maschinengewehren und immensen Mengen an Munition für stundenlange Gefechte auf", so Oberstleutnant Canaan, der bei den Kämpfen verwundet wurde und erst nach einigen Tagen in den Kampf zurückkehrte. "Der Kommandant der Kompanie traf eine Entscheidung: zu Fuß weiter in Richtung Gaza Envelope und den Bus zurücklassen. Alle stiegen aus und gingen zu Fuß weiter, damit der Bus nicht von einer Panzerabwehrrakete oder einem Maschinengewehr getroffen wurde. Die Kämpfer gingen um die Kreuzungen herum und sicherten sie, räumten die Brücke über den Besor-Bach, die die Terroristen in ihre Gewalt gebracht hatten, und all das taten sie zu Fuß, kilometerweit.

Gegen 9:30 Uhr gelang es der belagerten Gaza-Division schließlich, die Angriffszelle Hupat Esh [Feuerdach] zu besetzen und zu betreiben. (Anm. d. Red.: Nach israelischen Presseberichten handelt es sich dabei um einen geheimen mobilen Kommandoraum). Es handelt sich dabei um ein von Stabschef Kohavi eingeführtes System, das in der Division eingesetzt wird. Die Idee ist, dass an einem Ort Informationen über Ziele, die Kontrolle und Planung von Angriffen auf diese Ziele sowie die entsprechenden Operationen der Luftstreitkräfte gesammelt werden. So könnte eine einzige Hupat-Esh-Angriffszelle beispielsweise einen Brandballon abschießen oder einen Luftangriff auf eine Mörsergranatenabschussanlage durchführen. Das Hupat-Esh-System war jedoch nicht für die gleichzeitige Bewältigung einer derartig großen Anzahl von Zielen ausgelegt.

Die Offiziere standen vor einem Dilemma, bei dem es um Leben und Tod ging: Wohin sollten sie die Kampfhubschrauber und das Zik zuerst lenken? Zu den Dutzenden von Löchern im Zaun, durch die die Terroristen weiterhin eindrangen? Auf die Posten, die derzeit von den Nukhba-Terroristen besetzt sind, wo sie Hunderte von Soldaten töten und andere als Gefangene zurück nach Gaza bringen? Oder sollte es in Richtung Sderot oder Kibbuzim gehen, wo die Zivilbevölkerung vergewaltigt wurde? Schließlich erteilten die Kommandeure der Hupat Esh-Angriffszellen, von denen einige 22 Jahre alt waren, den Apache-Piloten einen Befehl, der in keinem Dauerbefehl auftaucht: "Ihr habt bis auf weiteres die Erlaubnis - und zwar für das gesamte Gebiet."

Ein ähnlicher Mechanismus für den Einsatz von Feuerkraft wurde im Laufe des Vormittags auch im Hauptquartier des Southern Command in Beer Sheva in Gang gesetzt. Ein erfahrener Offizier im sechsten Lebensjahrzehnt traf gegen Sonnenuntergang aus seinem Haus im Norden im Kommando ein und stand schockiert vor den Bildschirmen, auf denen die Ziele flimmerten. "Wir haben uns auf viele Szenarien der Infiltration aus dem Gazastreifen vorbereitet und geübt", sagte er gegenüber 7 Days. Aber wenn der Offizier aus der Ausbildungsverwaltung im Hauptquartier ein Szenario wie das vom 7. Oktober für eine bevorstehende Übung geschrieben hätte, hätten wir ihn sofort in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen."

10:00

Die Kämpfe am Boden nahmen zu und forderten viele Opfer. In vielen Fällen mussten die Kämpfer auf eigene Faust Informationen sammeln, um sich zu orientieren. Der Kommandeur der Division 36, Brigadegeneral Dado Bar Khalifa, wartete beispielsweise nicht auf Befehle, sondern eilte direkt von seinem Haus zum Ort des Geschehens und kam gegen 10.00 Uhr in Netiv Haasara an. Er nahm einem der verletzten Polizisten eine Waffe, eine kugelsichere Weste und einen Helm ab. Dann fotografierte er einige der Nukhba-Terroristen, die er neutralisiert hatte, um diese Fotos an die Geheimdienste zu schicken, und verzichtete darauf, einige von ihnen absichtlich zu töten. Bar Khalifa erwischte zwei von ihnen nachweislich, indem er sie auf den Feldern zwischen Yad Mordechai und dem besetzten Erez-Posten körperlich verprügelte, sie entkleidete, um sich zu vergewissern, dass sie keine Sprengladungen bei sich hatten, und sie an Ort und Stelle verhörte. Bei diesem Verhör, das unter Beschuss stattfand, erfuhr Bar Khalifa, in welche Richtung die Invasion von Nukhba ging, wo sich einige ihrer Leute in einem Hinterhalt versteckt hielten, und ganz allgemein über den Umfang des Ereignisses, zumindest im nördlichen Teil des Sektors, in der Nähe von Sderot. Offensichtlich wusste er zu diesem Zeitpunkt schon viel mehr, als sie im Pit wussten.

11:30

Wie andere Kampfbrigaden mobilisierte sich auch die Brigade 890 um 7:00 Uhr morgens von ihrem Stützpunkt Nabi Mussa bei Jerusalem aus und machte sich auf den Weg in Richtung des Gaza-Umschlags. Ein Teil der Kämpfer der Brigade traf zu den Kämpfen im Kibbutz Be'eri ein. In der Zwischenzeit gelang es dem Kommandeur der Brigade, Oberstleutnant Yoni Hacohen, einen Hubschrauber vom Typ Sikorsky CH-53 Sea Stallion "Yasur" zu ergattern, um einige Dutzend seiner Kampfflugzeuge in das Gebiet zu bringen. Um 11.30 Uhr, kurz vor der Landung in der Nähe des Kibbutz Alumim, wurde der Hubschrauber direkt von einer Panzerfaust getroffen - ein seltenes Ereignis -, doch bevor er in Flammen aufging, gelang es dem Piloten, ihn sicher zu landen, und die Kämpfer stiegen aus und nahmen direkt am Kampf im Kibbuz teil.

Die Kämpfe, an denen sie teilnahmen, einige davon im bebauten Gebiet, ließen die Kämpfer der Einheit 890 sehr bedauern, dass sie ohne Splittergranaten angereist waren. Auch andere Brigaden haben diese wichtige Waffe nicht erhalten. Der Grund: Die IDF lagern Granaten aus Sicherheitsgründen in Bunkern. Wann werden sie verteilt? Nur bei entsprechenden Übungen oder bei Einsätzen im Feindesland. Wenn Streitkräfte kurzfristig mobilisiert werden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Granaten erhalten, nicht sehr hoch.

Viele der Offiziere und des Bodenpersonals, mit denen wir gesprochen haben, beklagten fehlende oder ungeeignete Kampfausrüstung. Es mag verständlich sein, warum die Notreservelager nicht bereit waren, die aus dem Norden eingetroffenen Kämpfer im Süden auszurüsten, aber hier ist die Geschichte eines Reservistenbataillons der Division 98, einer ausgewählten Kommandoeinheit. Man hätte annehmen können, dass für ein solches Bataillon, das eindeutig die Speerspitze der Kämpfe bilden sollte, alles im Voraus vorbereitet sein würde. Aber nein. Kämpfer, die am späten Vormittag die Reservelager erreichten, berichteten über fehlende Ausrüstung. "Natürlich waren die Waffen nicht geeicht, und wir schossen einige Stunden lang in der Region um den Gazastreifen herum, ohne irgendwelche Terroristen zu treffen", berichtete einer der Kämpfer. "Unsere Scharfschützen waren ohne die auf den Waffen montierten Visiere unterwegs, und dann waren da noch die kugelsicheren Westen. Mindestens einer von uns wurde an diesem Samstag getötet, als eine Kugel seinen Bauch traf, weil er keine solche Weste hatte."

Übrigens waren die Infanteriekämpfer nicht die einzigen, denen es an Ausrüstung mangelte. Auch das Panzerkorps entdeckte dies sehr schnell. Die Reservisten der Division 252 zum Beispiel wurden am Samstagmorgen relativ früh mobilisiert, aber als sie ihr Versorgungszentrum in Tze'elim erreichten, mussten sie feststellen, dass die ersten Panzer, die ihnen zur Verfügung standen, Merkava III-Panzer waren - und selbst diese waren nicht in einem beeindruckend gut gewarteten Zustand, einige von ihnen waren mehr als 20 Jahre alt. Aber sie hatten keine andere Wahl, also stiegen sie in die Merkava-Panzer, beteten, dass die Motoren anspringen würden, und rasten über die Straßen in Richtung Gaza-Umgebung. Diese Panzer waren einige der ersten, die meldeten, was in den Kommandozentralen noch niemand verstanden hatte: dass die Nukhba-Terroristen an wichtigen Punkten Hinterhalte gelegt hatten, um Verstärkungseinheiten anzugreifen.

11:59

Das Chaos und die Verwirrung hielten noch viele Stunden lang an. In der Lagebeurteilung gegen Mittag wurde dem Südkommando bereits klar, dass ihre Einschätzung bis zum Morgen, wonach die Hamas nicht in der Lage sei, "die Barriere" zu durchdringen, außer vielleicht an einem oder zwei Punkten, völlig zusammengebrochen war und dass es der Hamas gelungen war, an mehr als 30 Punkten durchzudringen (siehe die Karte der Durchbruchspunkte auf diesen Seiten) [Anmerkung der Redaktion: Die Karte zeigt 48 rote Punkte auf dem Zaun um Gaza mit der Legende: "Durchbruchstelle im Zaun/Tor durchbrochen."]

Selbst fast sechs Stunden nach dem Vorfall war der Nebel, der diese Lagebeurteilung verhüllte, enorm. Das Hauptquartier verstand nicht, welche Ziele die Hamas verfolgte, wo ihre Streitkräfte stationiert waren und wie sie operierten, die Kontrolle der Kreuzungen, die gleichzeitigen Angriffe auf Posten und zivile Siedlungen. Zu diesem Zeitpunkt glaubte das Hauptquartier, dass es bis zur Dunkelheit die Kontrolle über den gesamten Süden des Landes zurückgewinnen könnte. In der Praxis würde dies noch drei Tage dauern, und selbst dann wäre das Gebiet noch nicht vollständig von Hamas-Leuten geräumt.

In der Zwischenzeit trafen jedoch die ersten Videos über Gefangene ein, und das Hauptquartier begriff, dass es sich zumindest in dieser Hinsicht nun um ein völlig anderes Ereignis handelte. Dies war der Moment, in dem die IDF beschlossen, zu einer Version der Hannibal-Richtlinie zurückzukehren.

1986, nach der Gefangennahme und Ermordung von zwei IDF-Soldaten durch die Hisbollah, führten die IDF eine neue, geheime und umstrittene Richtlinie ein. Unter dem Abschnitt "Aufgabe" enthielt sie die Anweisung: "Sofortige Feststellung eines 'Hannibal'-Vorfalls, Verzögerung/Halt der gefangennehmenden Truppe um jeden Preis und Freilassung der Gefangenen." Der ursprüngliche Befehl lautete: "Bei einer Gefangennahme besteht die Hauptaufgabe darin, unsere Soldaten von den Gefangenen zu befreien, selbst um den Preis, dass unsere Soldaten getroffen oder verletzt werden." Veröffentlichungen zufolge wurde der Befehl 2016 geändert, abgeschwächt und sein Name geändert. Der aktuelle Wortlaut wurde nicht veröffentlicht, aber es wurde eine Klarstellung eingeführt, dass Handlungen zu vermeiden sind, die mit hoher Wahrscheinlichkeit das Leben des Gefangenen gefährden würden.

Die Untersuchung von 7 Days zeigt, dass die IDF am Mittag des 7. Oktober alle ihre Kampfeinheiten angewiesen hat, die Hannibal-Direktive in der Praxis anzuwenden, ohne jedoch den Namen ausdrücklich zu nennen. Die Anweisung lautete, jeden Versuch der Hamas-Terroristen, nach Gaza zurückzukehren, "um jeden Preis" zu unterbinden, wobei eine Formulierung verwendet wurde, die der ursprünglichen Hannibal-Direktive sehr ähnlich war, obwohl der Verteidigungsapparat wiederholt versprochen hatte, die Direktive sei aufgehoben worden.

In der Praxis bedeutet der Befehl, dass das Hauptziel darin bestand, den Rückzug der Nukhba-Agenten zu verhindern. Und wenn sie Gefangene als Geiseln mitnahmen, dann auch dann, wenn dies die Gefährdung oder Schädigung des Lebens von Zivilisten in der Region, einschließlich der Gefangenen selbst, bedeutete.

Mehreren Zeugenaussagen zufolge operierte die Luftwaffe in diesen Stunden unter der Anweisung, Bewegungen von Gaza nach Israel und die Rückkehr von Israel nach Gaza zu verhindern. Schätzungen zufolge wurden in dem Gebiet zwischen den Siedlungen am Gaza-Rand und dem Gazastreifen etwa tausend Terroristen und Infiltratoren getötet. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht klar, wie viele der Gefangenen durch den Einsatz dieses Befehls am 7. Oktober getötet wurden. In der Woche nach dem Schwarzen Sabbat untersuchten Soldaten von Eliteeinheiten auf Initiative des Südkommandos etwa 70 Fahrzeuge, die in dem Gebiet zwischen den Siedlungen des Gaza-Umschlags und dem Gaza-Streifen verblieben waren. Es handelte sich um Fahrzeuge, die den Gazastreifen nicht erreichten, weil sie auf dem Weg dorthin vom Feuer eines Kampfhubschraubers, einer Drohne oder eines Panzers getroffen worden waren, wobei zumindest in einigen Fällen alle Insassen des Fahrzeugs getötet wurden.

12:30

Gegen Mittag dieses Samstags, etwa sechs Stunden nach Beginn des Hamas-Angriffs, schätzte die IDF aufgrund der unvollständigen Informationen immer noch, dass nur etwa 200 Nukhba-Terroristen nach Israel eingedrungen waren, während die tatsächliche Zahl fast zehnmal so hoch war. 7 Days hat herausgefunden, dass die IDF zu diesem Zeitpunkt immer noch die Lageeinschätzungen in dem vom Southern Command erstellten Schlachtplan verwendete, obwohl klar war, dass diese nicht mehr relevant waren. Peinlicherweise wurde der Inhalt des Plans weiterhin recycelt und kopiert, einschließlich der kategorischen Aussage, dass die Hamas eine "sehr geringe" Fähigkeit habe, den Zaun zu überwinden.

Israel hatte Zugang zu dem Hamas-Invasionsplan "Mauern von Jericho", der sich am 7. Oktober als fast völlig realistisch erwies. Aber niemand dachte daran, dass man vielleicht im Voraus Befehle für dieses Szenario vorbereiten sollte. Das Ergebnis: Sechs Stunden nach dem Angriff, als der Süden mit über 2.000 Terroristen überschwemmt war, war der einzige verfügbare Befehl derjenige, der auf der Annahme beruhte, dass die Fähigkeit der Hamas, den Zaun zu überwinden, "sehr gering" sei.

13:00

Die Luftwaffe konzentriert sich seit dem Morgen auf die Hauptaufgabe: die Übergriffe über den Zaun zu stoppen. Am Mittag weiteten sie die Luftangriffe auf die besetzten Siedlungen und Lager aus, die von Eliteeinheiten wie der Flottille 13 und dem Nahal-Kommando angefordert worden waren. Da kein ständiger Kontakt mit dem Kommando der Luftwaffe bestand, führten die Piloten direkte Telefongespräche mit Offizieren und Kämpfern am Boden und erhielten die Anweisung, die Turnhalle und den Fitnessraum der Gaza-Division im Lager Re'im anzugreifen, nachdem sich sieben der Nukhba-Terroristen dort verschanzt hatten. Später griffen sie auch den Speisesaal im belagerten Außenposten Sufa an.

Zu diesem Zeitpunkt waren zehn Kampfhubschrauber in der Luft (von 28, die an jenem Morgen turnusmäßig an den Kämpfen teilnahmen), aber selbst in diesem Stadium war die Kommunikation mit den Luftstreitkräften, wie bereits erwähnt, meist improvisiert. So rief beispielsweise der zweite Befehlshaber der Division 80, Oberst A, der die Zitrushaine in der Nähe von Kerem Schalom stürmen wollte, persönlich den Kommandeur der Hubschrauberstaffel, Oberstleutnant A, an und bat um massiven Beschuss der Zitrushaine. Normalerweise beträgt der Sicherheitsabstand zwischen den Bodentruppen und dem Bombardement aus der Luft bei solchen Vorfällen etwa 300 Meter. Diesmal betrug die Entfernung nur einige Dutzend Meter. Ein paar Tage später erzählte ein Geheimdienstoffizier dem Geschwaderkommandeur A, dass die Nukhba-Terroristen angewiesen worden waren, an diesem Morgen nicht zu rennen, weil sie wussten, dass die Piloten denken würden, dass es sich um Israelis handelte, die zu Fuß unterwegs waren und nicht flüchteten, und dann zögern würden, auf sie zu schießen. So ist das, wenn der Feind viel mehr über dich weiß als du über ihn.

Antwort des IDF-Sprechers: "Die IDF bekämpft derzeit die mörderische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen. Die IDF werden eine gründliche, detaillierte und eingehende Untersuchung der Angelegenheit durchführen, um die Details vollständig zu klären, sobald die operative Situation dies zulässt, und werden ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit bekannt geben."   mehr  >>>

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