The Muslim Story - 27. 11. 2018 - STELLUNGNAHME - zu den Vorwürfen von Ahmad Mansour, Hamed Abdel-Samad und Constantin Schreiber

Die Muslim Story hat am 11. Oktober im Rahmen einer Einführungswoche an der Deutschen Journalistenschule ein Seminar zum Thema "Wie eine faire Islamberichterstattung aussehen könnte" abgehalten. Als Zusammenschluss von muslimischen und nicht-muslimischen Journalisten, Designern und Programmierern setzen wir uns eben dafür ein.

Seit Jahren warnen renommierte Forscher davor, dass die Medien-Berichterstattung über den Islam stark einseitig auf Negativ-Themen fokussiert ist. Eben diese einseitige Betrachtung führt dazu, dass Ressentiments gegenüber Muslimen zunehmen und sich immer häufiger auch in tätlichen Übergriffen auf Muslime und ihre Einrichtungen ausdrücken. Auch deshalb glauben wir, dass den Medien in politisch aufgeheizten Zeiten bei der Berichterstattung über Minderheiten eine besondere Verantwortung zukommt. Das bedeutet aber nicht, dass eine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam nicht ebenfalls stattfinden muss. Wir selbst kritisieren in unseren Workshops immer wieder, dass es auch auf muslimischer Seite eine Tendenz gibt, sich in Pauschalisierungen zu flüchten: Nämlich immer dann, wenn von „den Medien“ die Rede ist, die gegen „die Muslime“ sind. Eben solche Vorurteile versuchen wir mit unserer Arbeit aufzubrechen.

Wir haben – anders als nun von Hamed Abdel-Samad, Ahmad Mansour und Constantin Schreiber behauptet – während unserer Präsentation an der DJS nicht vor diesen drei Personen gewarnt oder gar Fotos von ihnen gezeigt. Erst in der anschließenden Diskussion kam das Gespräch auf sie, als wir mit den Schülern darüber diskutierten, wer in der deutschen Medienlandschaft als Islamexperte gilt und gelten sollte. Wir sehen kritisch, dass die Debattenbeiträge bekannter Islamkritiker die Islamdebatte zu dominieren scheinen und ihre Bücher mit großen medialen Echo besprochen werden – während renommierte Wissenschaftler, die auch Zwischentöne zulassen, entsprechend weniger Gehör finden. Diese Dynamik führt dazu, dass Debatten nicht versachlicht, sondern zugespitzt werden. Dennoch haben wir in der Diskussion danach noch mehrfach betont, dass auch von den genannten Islamkritikern wichtige Debattenbeiträge geliefert werden – die allerdings nur eine Seite der Medaille sind.

Gerade weil wir uns für eine offene, differenzierte Berichterstattung einsetzen, wollen wir keine Stimme unterdrücken, sondern sind dafür, dass viele verschiedene muslimische und nicht-muslimische Positionen zu Wort kommen. Wir verstehen uns nicht als „Islam-Lobbyisten“ – für wen sollten wir als nicht-organisierte Muslime und Nichtmuslime auch Lobby machen? – sondern fordern eine Berichterstattung mit Augenmaß, die auch nach den Ursachen von komplexen sozialen und kulturellen Problemen fragt und diese Frage nicht immer reflexhaft mit „dem Islam“ beantwortet. Gerade weil wir uns nicht als Vertreter „einer Seite“ verstehen, sind wir für den Dialog mit Islamkritikern offen, um gemeinsam darüber zu diskutieren, wie eine konstruktive Islamberichterstattung aussehen könnte. Kritik an den eigenen Äußerungen als vermeintliches Sprechverbot zu diffamieren – ohne die Details des Gesagten zu kennen – ist der gewünschten Auseinandersetzung sicherlich nicht förderlich. Wer medial so präsent ist, muss auch damit rechnen, kritisiert zu werden.

Constantin Schreibers „Moscheereport“ kam zur Sprache, als wir mit den Schülern diskutierten, ob Journalisten bei der Recherche zu Minderheiten – die ohnehin schon Anfeindungen und Vorurteilen ausgesetzt sind – eine besondere Sorgfaltspflicht zukommt. Auch hier warnten wir nie vor Herrn Schreiber als Person, sondern diskutierten anhand seines „Moscheereports“ Phänomene, die wir häufig beobachten: konkret die unnötige Verengung des „Moscheereports“ – der mit dem Titel „Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird“ ja einen gewissen repräsentativen Anspruch erhebt – auf das Negative. Zudem enthielt die Recherche an mindestens zwei Stellen Übersetzungsfehler, mit teils weitreichenden Folgen.

Die Leiterin der Deutsche Journalistenschule hat Herrn Schreiber in Antwort auf seine an sie gerichtete Beschwerde eine persönliche Aussprache angeboten. Herr Schreiber hat dieses Angebot nicht angenommen, sondern gemeinsam mit Herrn Samad und Herrn Mansour stattdessen den Weg der Skandalisierung über die sozialen Medien gesucht. Keiner der drei Herren hat das Gespräch mit uns gesucht, versucht, die Behauptungen zu verifizieren oder um eine Erklärung gebeten. Auch wurden wir vorab nicht von dem Aufruf in Kenntnis gesetzt. Dennoch sind auch wir gerne zu einem sachlichen Austausch bereit, um möglicherweise entstandene Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Wann, wo und in welchem Format das am besten gelingen kann, werden wir mit allen Beteiligten gerne an anderer Stelle weiterdiskutieren.  Quelle face book

 

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