Palestine Update Nr. 53, 30. Juni 2017 –
Website:
http://palestineupdates.org -
Gaza auf
steinigen Wegen – aber auch in dem Rest von
Palästina ist es hart
-
Meinung - Ranjan Solomon, Redakteur - Es ist
einfach verachtend, wie die Menschen in Gaza
heutzutage sowohl von Israel wie auch von der PA
(Palestinian Authority) entwürdigt werden.
Israel schürt die Flammen dieser Entwürdigung
kräftig und hat eine Kohorte in Ramallah, die
ihr folgt in der Person von Mahmoud Abbas. Wenn
man die Kalamität analysiert, in der Gaza sich
jetzt befindet, wundert man sich, wie Mahmoud
Abbas sein eigenes Volk aushungern und
traumatisieren lässt, einfach, weil es von einer
politischen Autorität regiert wird, die er
verabscheut. Abbas selbst ist Präsident, der
ohne wirkliches Mandat die PA regiert. Dieses
Mandat war 2009 zu Ende.
Hamas, müssen wir erinnern, gewann die Wahlen
2006 nicht wirklich, weil sie die ideologische
Schlacht gewonnen hatte und ihre politische
Agenda als ideal genug für jene darstellen
konnte, die sie zur Macht wählten. Die Leute
waren im Großen und Ganzen die institutionelle
Korruption unter Fatah müde. Die Wähler
investierten neue Hoffnungen in Hamas.
Der
palästinensische Bürgerkrieg zwischen Fatah und
Hamas hatte das Splittern der Palästinensischen
Autorität 2007 zur Folge. Der politische Wille
zur Versöhnung war seit damals nie stark genug
gewesen. Das sind bis heute zehn lange Jahre.
Während Fatah und Hamas im Streit lagen,
blockierte Israel den Gazastreifen und ließ ein
ganzes Volk wirtschaftlich aushungern
Ein
zorniges Volk neigt zur Revolte. Israel bläst
die Flammen der Unzufriedenheit an bis zu dem
Punkt, an dem Hamas Israels militärische und
institutionelle Gewalt mit seiner eigenen Art
von Miliz bekämpfte. Weil Gaza die militärisch
schwächere Seite ist, machten die drei Kriege,
die seit dem Beginn der Blockade ausgebrochen
waren, Gaza noch elender. Das Elend in Gaza
wächst mit jedem Tag, der vorübergeht.
Das
afrikanische Sprichwort sagt: „Wenn Elefanten
raufen, wird das Gras niedergetrampelt“. Das
trifft so gut auf die Situation in Gaza zu. Die
Leute müssen hilflos zuschauen und suchen nach
Hilfe und Erleichterung, während Hamas-Fatah und
Israel sie mit dem Bulldozer niederfahren.
Dennoch, sie geben ihre Würde nicht auf! Es ist
traurig festzustellen, dass sie nur zum
politischen Unterpfand reduziert wurden. Zwei
Millionen Menschen werden seit mehr als einem
Jahrzehnt als Geiseln gehalten. Die
Partnerschaft von Fatah und Israel bei dieser
Blockade ist kriminell.
Gaza
ist ein winziger Flecken Erde mit einer extrem
dichten Bevölkerung, größtenteils Flüchtlingen,
und eingezwängt zwischen Land, Luft und Meer.
Kein Wunder, dass man es oft als das größte
Open-Air Gefängnis der Welt bezeichnet. Gemeine
Armut und erschreckende Arbeitslosenzahlen
charakterisieren die Lebensbedingungen der
Leute. Noch schlimmer, die Blockade hat
westliche Unterstützung zurückgehalten, weil
auch sie die Hamas entmachtet sehen wollen.
In
dieser Hinsicht mögen die Gazaer darüber
grübeln, ob die Wahl für Hamas sich ausgezahlt
hat. Kriege, Blockade, die vollständige Trennung
von der Westbank und internationaler Bann wurden
über sie verhängt und haben ein extrem
menschliches Leiden mit tödlichen Konsequenzen
verursacht. Drei tödliche Kriege, einer an den
Fersen des anderen (2008-2009, 2012 und 2014)
haben die Lebensbedingungen für die Menschen
signifikant verschlechtert…
Die
kürzlich erfolgte Stromverknappung für fast den
ganzen Tag hat sich ausgewirkt auf die
Gesundheitsvorsorge, die Bildung, die Produktion
von entkeimtem Wasser, die Arbeit grundlegender
Elektrogeräte wie Kühlschränke, besonders bei
der brütenden Sommerhitze, und auf
Wirtschaftsaktivitäten. Israels Aktionen
widersprechen dem internationalen Recht und
ihren eigenen Gesetzen.
Yossi
Mekelberg bringt es auf den Punkt: „Dem
Druckkochtopf Gaza Hitze zuzuführen kann nur zur
Implosion führen, und außer wenn Israel an einer
weiteren Runde von Feindseligkeiten interessiert
ist, kann die Kürzung der Stromversorgung sich
nur als großer Fehltritt erweisen“. Hamas könnte
ihren Zugriff auf die Macht verstärken und an
Popularität wachsen. Israels oberste
Sicherheitsbehörden warnen ständig, dass der
Mangel an Entwicklungsmöglichkeiten in Gaza nur
zu noch mehr Reibung führen kann und schließlich
zu Krieg und Blutvergießen. Aber die politische
Absurdität hat Vorrang und die Beständigkeit des
Volkes mit der Hamas wird letzten Endes zu ihrem
politischen Sieg führen. Das Volk neigt viel
mehr dazu, sich gegen seinen Unterdrücker zu
erheben.
Drakonische Maßnahmen sind keine Konfliktlösung.
Die palästinensischen politischen Gruppen stehen
zusammen gegen die gemeinsamen politischen
Feind. Je weniger Israel und seinen westlichen
Alliierten Raum zum Eingreifen gegeben wird,
desto besser ist es für die Zukunft der
Palästinenser. Auf kurze und auf lange Frist,
das Volk von Gaza verdient die Verbesserung
seines alltäglichen Lebens, und das kann nur
durch Dialog und Zusammenarbeit passieren. Wenn
das nicht gelingt, liegt das Risiko auf der
Hand, die Jugend zu verärgern, und darauf könnte
Extremismus folgen. Israel ist wie der Vogel
Strauß, der in seiner Angst den Kopf im Sand
versteckt. Aber warum sollte sich jemand
fürchten vor einem gerechten und authentischen
Frieden?
Israels
Bemühungen, Palästinenser aus dem Blickfeld zu
nehmen, hindern junge amerikanische Juden nicht,
genauer hinzuschauen
- Wenige
Bücher über die Geschichte der Palästinenser
werden Bestseller. Aber eines mit dem Titel
„Eine Geschichte des palästinensischen Volkes:
Vom Altertum bis in die Moderne“ hat es
geschafft, diesen Monat an die Spitze der Amazon-Rechnung zu kommen. Sein Autor, Assaf
Voll, ein israelischer Akademiker, fordert für
sich, tausende Quellen durchforstet zu haben, um
„den einmaligen Anteil des palästinensischen
Volkes zur Welt und zur Menschheit“ zu erklären.
Als
Amazon jedoch realisierte, dass alle 130 Seiten
des Buches leer waren, nahm es den Titel eilig
heraus – aber nicht, bevor hunderte Kunden fast
10 $ gezahlt hatten, um sich an dem kindischen
Witz zu erfreuen. Als Voll in Radio Israel
sprach, bemerkte er: „Irgendjemand muss ihnen
(den Palästinensern) die Wahrheit sagen, auch
wenn es wehtut. Eine Geschichte des
palästinensischen Volkes hat berühmte Vorgänger.
1969 hat die damalige Premierministerin Golda
Meir der Welt bereits erklärt: „Palästinenser
hat es nie gegeben“.
Lesen Sie mehr in News Arabia
>>>
Ein
offener Brief an Netanyahu: „Sind 50 Jahre nicht
genug gewesen?“ - Von Dr. Alan Ben-Meir,
Professor für internationale Beziehungen am
Zentrum für globale Angelegenheiten an der
Universität New York. Er gibt Kurse für
internationalen Handel und Mittelost-Studien -
Sehr geehrter Herr Netanyahu! Sie haben die 50.
Wiederkehr des Sieges nach dem Sechstagekrieg
gefeiert; haben Sie darüber nachgedacht, was
dieser Triumph für das palästinensische Volk
bedeutet hat, und was das für den moralischen
Charakter des Staates Israel bedeutet? Ich weiß
nicht, wie hart die Geschichte Ihr Vorgehen
beurteilen wird, eines aber ist sicher: Ich wie
Millionen Juden rund um den Erdball glauben ganz
sicher, dass kein Premierminister Israels mehr
Schaden für die Sicherheit der Zukunft Israels
und seines Wohlergehens angerichtet hat wie Sie.
Die traurige Ironie ist, dass für Sie die offen
daliegenden Fakten aus Ihrem moralisch
verdrehten Universum einfach ausgeblendet werden
können. Lesen Sie den ganzen Brief in
„Pakistan heute“ >>>
Israels
unmenschliche Reiserestriktionen gehen bis zu
einer „Kriegserklärung an Gaza“.
- Ashraf
Al-Qudra, ein Sprecher des
Gesundheitsministeriums im Gazastreifen sprach
gegenüber „Sputnik Arabic“ über die sich
verschlechternde Situation in Gaza nach Israels
immer restriktiveren Reiseregeln für Gazaer, die
medizinische Behandlung außerhalb der
Küstenenklave benötigen, verglich diese mit
einer Kriegserklärung gegen kranke Palästinenser
und nannte die ganze Schikane ein Verbrechen
gegen die Menschlichkeit.
„Seit
Anfang dieses Jahres hat Israel die
Regulierungen für eine Ausreise aus
medizinischen Gründen noch restriktiver gemacht.
Seit April ist es praktisch unmöglich, die
Enklave zu verlassen; das hat bereits zum Tod
von 11 Menschen geführt“, sagte Ashraf Al-Qudra
zu „Sputnik Arabic“.
Der
Sprecher des Gesundheitsministeriums im
Gazastreifen verglich dieses Vorgehen mit einer
Kriegserklärung gegen kranke Palästinenser. Er
forderte die Aufhebung des Banns, der ganz klar
internationale Gesetze verletzt und könnte als
Verbrechen gegen die Menschlichkeit betrachtet
werden.
Lesen Sie mehr in „Sputnik News“
>>>
Unwillig
oder unfähig: Israelische Restriktionen für die
Reise nach und von Gaza für Arbeiter im
Menschenrechtsbereich.
- Israel blockiert den
Zugang nach und vom Gazastreifen für Mitarbeiter
im Menschenrechts- bereich, um deren
Dokumentation von Missbräuchen zu unterlaufen;
ein Bericht von Human Rights Watch sagt, dass
die Regierung den Aussagen der
Menschenrechtsorganisationen nicht vertraut und
Informationen über Untersuchungen von
Kriminalisten im Falle von schweren, von IDF
(Israelis Defence Force) begangenen Verbrechen
in Frage stellt.
Die
Human Rights Watch
(HRW) dokumentiert in einem 47seitígen Bericht
den systematischen Ausschluss von
Menschenrechtsmitarbeitern von Reisen nach oder
von Gaza, selbst wenn die Sicherheitsdienste
gegen diese als Individuen keine Bedenken haben.
Als Ergebnis forderte HRW den Staatsanwalt des
Internationalen Strafgerichtshofes (ICC) auf,
die Restriktionen im Kontext der einleitenden
Prüfungen der palästinensischen Situation ins
Auge zu fassen. Lesen Sie mehr in
„Sputnik News“ >>>
Hebron
ist die nächste Kampfstätte zwischen Israel und
Palästina an der UNESCO
- Vom palästinensischen
Standpunkt aus negiert die Heiligkeit von Hebron
für das jüdische Volk keineswegs das Recht der
Palästinenser, auf ihren politischen Rechten und
ihrer Souveränität über den Ort des
Weltkulturerbes zu bestehen.
In
vergangenen Jahren steht immer, wenn UNESCO
bereit ist, über Orte des Weltkulturerbes zu
sprechen, Israel-Palästina im Rampenlicht.
Üblicherweise zentrieren sich die Spannungen
rund um die Altstadt von Jerusalem, die 1982 zu
einem UNESCO-Weltkulturerbe in Gefahr ernannt
wurde. In letzter Zeit allerdings begann das
israelische Außenministerium eine Kampagne gegen
die Nominierung der Stadt Hebron zum Ort eines
Weltkulturerbes durch die Palästinenser. Obwohl
Hebron nicht Jerusalem ist, klingen die
Forderungen an den Platz ziemlich gleich: eine
nationale und religiöse Verbindung mit der Höhle
der Patriarchen, die sich auf den Status der
Stadt als einem heiligen Platz aus biblischen
Zeiten bezieht. Namen wie Abraham und König
David – der Hebron für sieben Jahre zu seiner
ersten Hauptstadt Gemacht hatte, ehe er
Jerusalem eroberte – werden in Zusammenhang mit
der Stadt mit überzeugendem Pathos zitiert.
Lesen Sie mehr auf „972 mag“
>>>
Israels
illegitime Taktiken gegen bewaffnetem Widerstand
der Palästinenser versus globale
Sicherheitsfragen
- Israel verfolgt seine
„Sicherheit“ als jüdisch-zionistisches Volk auf
dem ganzen Mandatsgebiet Palästina, indem es
palästinensische Araber dämonisiert und diese
seit langem einer rassistischen Kampagne
unterwirft, die Widerstand, sowohl gewaltlosen
wie auch durch Gewalt, als Antisemitismus
einerseits wie auch als Terrorismus andererseits
definiert.
Israel zeichnet ein hässliches Bild der
palästinensischen Araber, und legitimiert
zugleich heftigen Terror durch Juden in der
Westbank. „Die Juden sind unser Unglück“ war die
Nazi- Erklärung, die aus einem virulenten
Antisemitismus hervorging, der zu desaströsen
Konsequenzen führte, aber die Phrase ist in
Palästina wörtlich und objektiv richtig, wo das
jüdisch-zionistische Volk es sich bequem macht,
indem es aktiv ein brutales
Siedlerkolonie-Regime praktiziert. Der
palästinensische Widerstand gegen Israel wird
weder durch Antisemitismus noch durch den
„islamischen“ Terror angetrieben.
Lesen Sie mehr in „Counter Punch“ >>>
Übers.: Gerhilde Merz |