Die
Probleme an einem Reaktor bringen
die nukleare Geheimhaltung Israels
wieder auf den Tisch
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29.04.2016
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Ein Bericht, der mehr
als 1.500 Probleme am wichtigsten
Forschungsreaktor Israels aufzeigt,
hat die israelische Geheimhaltung
bezüglich seines nuklearen Arsenals
wieder auf den Tisch gebracht.
Israel ist die einzige Macht im
Nahen Osten, die über Atomwaffen
verfügt, hat dies aber gegenüber der
internationalen Gemeinschaft niemals
zugegeben.
Die Tageszeitung
Ha'aretz hat am Dienstag über eine
Studie berichtet, die auf die
Defekte am Atomreaktor von Dimona in
der Negev-Wüste aufmerksam macht.
Der Bericht versichert, diese
Probleme in einer (Reaktor)Zentrale,
die vor Jahrzehnten errichtet worden
ist, seien nicht schwerwiegend und
die Gefahr eines atomaren Unfalls
sei minimal. Aber die Enthüllung
läßt die Diskussion darüber, ob
Israel ein neues Forschungszentrum
errichten und letztlich zugeben
muss, dass es Atomwaffen besitzt,
wieder aufleben.
Nach Schätzungen des
US-amerikanischen Instituts für
Wissenschaft und internationale
Sicherheit besitzt Israel 115
atomare Sprengköpfe, während es sich
aber dagegen stellt, dass dies auch
Iran gelingt. Premierminister
Benjamin Netanyahu ist einer
härtesten Kritikers des
Nuklear-abkommens zwischen dem Iran
und den Weltmächten, das im Januar
in Kraft getreten ist und das zur
Aufhebung der internationalen
Sanktionen gegen Teheran geführt
hat.
Offiziell ist Dimona
eine Forschungsanlage und liefert
Strom. Aber in den 1980er Jahren hat
ein ehemaliger Angestellter des
Zentrums, Mordechai Vanunu,
gegenüber einer britischen Zeitung
versichert, in Dimona würden auch
Atomwaffen produziert. Für diese
Enthüllungen wurde Vanunu zu 18
Jahren Haft verurteilt.
Einer der ältesten
Reaktoren der Welt -
Das Herz des Reaktors
von Dimona wurde Ende der 1950er
Jahre von Frankreich geliefert und
ging Jahre später in Betrieb.
Normalerweise hält dieser Reaktortyp
mit einem Aluminiumherz etwa 40
Jahre, auch wenn die Dauer mit
Veränderungen verlängert werden
kann.
Uzi Even, ein
Chemieprofessor an der Universität
von Tel Aviv, der an der Errichtung
des Reaktors beteiligt war, ist
wegen der Sicherheit der Anlage
besorgt und führt seit einem
Jahrzehnt erfolglos eine Kampagne
für den Abbau (des Reaktors). "Es
ist einer der ältesten Reaktoren der
Welt, die noch in Betrieb sind",
sagte er.
Auch Michal Rozin,
eine Angeordnete der linken Partei
Meretz hat eine weitreichende
Revision der Atompolitik des Landes
gefordert. "Der Atomreaktor steht
ausschließlich unter der Kontrolle
der Atomenergiekommission von
Israel", erklärt Rozin in einem
Brief an das parlamentarische
Komitee für Außenpolitik und
Verteidigung. "Wir müssen keine
Katastrophe abwarten, um etwas zu
verändern", fügt sie in dem Brief
hinzu, der auch von AFP eingesehen
werden konnte.
Die Kommission für
Atomenergie von Israel versicherte
in einer Erklärung, das Land verfüge
bezüglich der Sicherheit über die
"höchsten internationalen Standards"
und viele Reaktoren könnten mehr als
40 Jahre halten.
'Politische
Angelegenheit' -
Es sei zwar
schwierig, aber nicht unmöglich,
einen Atomreaktor abzuschalten und
einen neuen in Betrieb zu nehmen,
erklärte Arthur Motta, Professor für
Nukleartechnologie an der
Universität von Pensilvenia
gegenüber AFP.
"Technisch gesehen
ist es nicht schwierig", sagte er.
"Die Atomenergie ist so dicht, dass
das Volumen eines Reaktors, der eine
ganze Stadt mit Energie versorgt,
die Größe eines Gebäudes hat. Es ist
viel eher eine politische
Angelegenheit." Es gibt zahlreiche
politische Gründe, weswegen die
Anlage in Betrieb blieb, vor allem
die tausenden Arbeitsplätze, die
gefährdet wären", sagte Even. Der
Bau eines neuen Reaktors würde
Israel vielleicht zwingen zuzugeben,
dass es Atomwaffen besitzt.
"Ich glaube nicht,
dass wir allein die Kapazität für
den Bau eines neuen Reaktors haben",
sagte Even. "Und niemand wird uns
einen verkaufen, wenn wir zuvor
nicht den Atomwaffensperrvertrag
unterzeichnen", was impliziert, sich
den regelmäßigen Kontrollen durch
die internationale
Atomenergiekommission zu
unterwerfen.
Quelle
- Übersetzung: K. Nebauer |