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Friedlicher, Gewaltloser Widerstand in Palästina - Seite 6

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 28. Mai 2012

 

Angriff der Armee auf Bil’ins wöchentlichen gewaltlosen Protest - Das Widerstandskomitee “Friends of Freedom and Justice Committee” in Bil’in berichtete am Freitag, dass dutzende von Einwohnern des Dorfes und internationale Unterstützer behandelt werden mussten, nachdem israelische Soldaten den wöchentlichen gewaltlosen Protest gegen die nach internationalem Recht illegale Annexionsmauer und die Siedlungen mit Tränengas beschossen.

Die Demonstration begann nach dem Freitagsgebet im Zentrum des Westbankdorfes und führte in Richtung eines Teiles von Bilins Dorfland, das den rechtmässigen Besitzern nach einem langjährigen Rechtsstreit vor israelischen Gerichten im vergangenen Jahr zurückgegeben wurde. Die israelische Mauer in der palästinensischen Westbank und die illegalen israelischen Siedlungen auf palästinensischem Privatland verwehren den Bauern Zugang zu ihren Feldern und Olivenhainen.

Bei der Ankunft im Abu Lemon Park eröffneten die israelischen Soldaten von ihrem Balkon hinter der Annexionsmauer das Feuer mit Tränengas, gummi-ummantelten Stahlkugeln und versprühten eine Mischung aus Abwasser und Chemikalien. Sanitäter behandelten die Verletzen vor Ort.

In Reaktion auf den Angriff der israelischen Besatzungsarmee warfen einige Jugendliche Steine in Richtung Soldaten, die Tränengas und Schockgranaten auf Demonstranten und die trockenen Felder feuerten, was einige Brände verursachte.

Seit 2005 führt Bil’in wöchentliche Proteste gegen die Annexionsmauer und die israelischen Kolonialsiedlungen in der besetzten Westbank durch. Der Einsatz von disproportionaler Gewalt durch die israelische Armee hat zu hunderten von Verletzungen und einigen Todesfällen auf seiten der Demonstranten geführt.

Zur Niederschlagung des friedlichen Widerstandes von Bil’in, das durch seine gewaltlosen und kreativen Proteste international bekannt wurde , entführte die israelische Armee zahllose Aktivisten, inhaftierte sie und bestrafte sie mit Gefängnis und hohen Geldstrafen.

Nachtrazzien auf Teilnehmer der Demonstrationen und ihre Familien werden regelmässig durchgeführt. Erst am vergangenen Sonntag, den 27. Mai 2012 drangen israelische Soldaten auf der Suche nach Hosam Hamad nachts in seinem Haus in Bil’in ein und überreichten seiner Mutter einen Haftbefehl. Journalisten und Fotografen, die den Vorfall dokumentieren wollten, wurden von den Soldaten aus dem Weg gestossen.

Am Dienstag, den 22. Mai 2012, erklärte ein Sprecher der ranghöchsten Diplomatin der EU, Catherine Ashton, dass die EU das Recht der Palästinenser auf friedliche Proteste gegen den illegalen israelischen Siedlungsbau in der Westbank verteidige.

Saeed Bannoura, Army Attacks Bil’in’s Weekly Nonviolent Protest, 26. Mai 2011, IMEMC; http://www.imemc.org/article/63579

Saeed Bannoura, Soldiers Invade Bil’in, Break Into Home Of Local Peace Activist, 28. Mai 2012, IMEMC; http://www.imemc.org/article/63585

William Temple, EU Defends Right of Palestinians to Peaceful Protest, 23. Mai 2012, IMEMC; http://www.imemc.org/article/63557

 

 

Märsche gegen die Mauer und Siedlungen in der Westbank werden fortgesetzt - Die israelische Besatzungsarmee griff auch am vergangenen Freitag die wöchentlichen friedlichen Märsche gegen die Apartheidmauer und den Ausbau der israelischen Siedlungen an; nach verschiedenen Berichten wurden zahlreiche palästinensische und ausländische Teilnehmer am Freitagnachmittag verletzt.

Israelische Soldaten blockieren nach wie vor die Hauptzugangsstrasse zum Dorf Kufr Quaddoum. Sie feuerten Tränengassalven und gummi-ummantelte Stahlkugeln auf die Demonstranten; zwei Protestteilnehmer mussten wegen ihrer Verletzungen ins Darwish-Krankenhaus in Qalqiliya transportiert werden.

Die Besatzungsarmee griff den Protestmarsch im Dorf Al Ma’sarah an und verursachte zahlreiche Verletzungen unter den Demonstranten.

Teilnehmer am Protest gegen die illegale israelische Mauer in Bil’in erlitten ebenfalls Verletzungen und dutzende von Bäumen fingen Feuer, als israelische Soldaten die Demonstranten mit einem Hagel von Tränengasgranaten, Abwasser und Stahlkugeln beschossen.

Beim Marsch in Nabi Saleh wurden drei Kinder verletzt und dutzende litten unter schwerer Atemnot und anderen Folgen der Tränengasinhalierung.

Am Samstag wurde der wöchentliche friedliche Marsch in Beit Ummar, nördlich von Al-Khalil, von der israelischen Besatzungsarmee aufgelöst. Yousef Abu Mariya, der Koordinator der Widerstandskomitees des Dorfes, berichtete, dass die Soldaten örtliche und ausländische Aktivisten mit Schlagstöcken angriffen und daran hinderten, die von den Dorfbauern bearbeiteten Felder nahe der israelische Siedlung Karmi Tzur zu erreichen. Abu Mariya erklärte, dass sich der Samstagsprotest gegen den israelischen Siedlungsbau, die Konfiszierung on palästinensischem Land und die Behinderungen bei der Kultivierung der Felder richte.

Marches against wall and settlement continue in W.Bank, 26. Mai 2012; http://www.palestine-info.co.uk/En/default.aspx?xyz=U6Qq7k%2bcOd87MDI46m9rUxJEpMO%2bi1s7kwB5e89hMc2lO6ZplH1vBrflkX2%2bCQ43xqBrm6iN%2b%2bxhHBnKWMrIC9WHlaGEKlpzfgm5BcuRbHTMJ7X4dMW%2ftGykJ52mbamloODJXSMYMZ8%3d

http://www.palestine-info.co.uk/En/default.aspx?xyz=U6Qq7k%2bcOd87MDI46m9rUxJEpMO%2bi1s7nitJktOQqLqsVqLfnEww6t7bXXoi7RG99S8Fr5XAZ7Uhy1ZjUgJu%2f7koCgSExjL3gUohofsq3G6Qfei72kvqGNZ0g7Sm%2fK7NkIQn9Uz0plw%3d

 

 

Strafmass für Bassem Tamimi soll am 28. Mai verkündet werden - Nach Berichten von PNN wird ein Militärgericht im Gefängniskomplex Ofer in der Westbank diese Woche das Strafmass für Bassem Tamimi aus Nabi Saleh verkünden.

Tamimi, ein prominenter Aktivist im friedlichen Widerstand seines Dorfes gegen die israelische Besatzung, wurde im vergangenen Monat gegen Kaution freigelassen, nachdem er 13 Monate wegen seiner Beteiligung an der Organisation von wöchentlichen Protesten im Dorf im Gefängnis verbrachte.

Am 20. Mai 2012 befand ein israelischers Militärgericht Tamimi in zwei Teilen der Anklage schuldig: der Organisation und Teilnahme an illegalen Protesten und der Anstiftung zum Steine werfen. Ein Sprecher der EU-Aussenbeauftragten Catherine Ashton kritisierte Tamimis Verurteilung auf der Basis von Aussagen von Minderjährigen, die in Verletzung ihrer Rechte verhört wurden. Die israelische Militärstaatsanwaltschaft plädierte für eine Gefängnisstrafe von mehr als 18 Monaten. Bisher wurde kein Aktivist des friedlichen Widerstands zu mehr als 18 Monaten Gefängnis verurteilt. In den letzten Jahren machte Israel mehreren führenden Organisatoren aus Bil’in und Ni’lin in der Westbank den Prozess und verurteilte sie trotz Protesten der EU und Amnesty International zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen und hohen Geldstrafen. Die wöchentlichen Demonstrationen wurden trotzdem fortgeführt.

Das Verfahren gegen Tamimi beruhte auf den Aussagen von drei Jugendlichen aus dem Dorf. Das Militärgericht wies die Aussagen des 14-jährigen Hauptzeugen der Anklage, Islam Dar Ayyoub, als nicht zulässig zurück und der Hauptanklagepunkt der Anstiftung wurde fallengelassen. Die Militärstaatsanwaltschaft hatte Bassem Tamimi nach dem Verhör von Islam Dar Ayyoub vorgeworfen, dass er Jugendliche des Dorfes in Battaillone einteilte, um die israelische Armee während der Freitagsproteste zu bekämpfen. Die Aussagen des zweiten Zeugen wurden ebenfalls zurückgewiesen, weil die Aufnahmen des Verhörs und das dem Gericht vorgelegte Transkript nicht übereinstimmten.

Die Verurteilung von Tamimi  beruhte deshalb auf dem Zeugnis eines 15-jährigen, dem beim Verhör Milde vor Gericht in Aussicht gestellt wurde, sollte er andere Dorfbewohner belasten.

Die internationale Kritik und das weltweites Interesse im Fall Tamimi konzentrieren sich auf den Einsatz der Militärgerichte zur Niederschlagung des zivilen Widerstandes gegen die Besatzung und auf die Behandlung von palästinensischen Minderjährigen. Tamimi wurde von der EU als Verteidiger der Menschenrechte anerkannt und Amnesty International erklärte ihn zum Gewissensgefangenen. Zahlreiche Diplomaten aus Europa und den USA und Vertreter der UN waren bei der Urteilsverkündung anwesend.

Im Verlauf des Prozesses gegen Tamimi kamen neue Beweise von Israels repressivem Vorgehen gegen den friedlichen Widerstand zutage. Die Aussagen eines örtlichen Kommandeurs bestätigten den routinemässigen Einsatz von unverhältnismässiger Gewalt gegen die Demonstranten. Die Verletzung der Rechte von palästinensischen Minderjährigen wurde weiter belegt durch die Stellungnahme eines Untersuchungsbeamten, der zugab, dass in den 25 Jahren seiner Berufsausübung kein minderjähriger Palästinenser je in der Gegenwart eines Elternteils verhört wurde.

 Sarah Snobar, Bassem Tamimi to Receive Sentence from Military Court, on Tuesday, 28. M ai 2012, IMEMC;

http://www.imemc.org/article/63596

http://english.pnn.ps/index.php/prisoners/1757-military-court-to-sentence-palestinian-activist-bassem-tamimi-on-tuesday

 

 

Palästinensischer Fussballspieler in Lebensgefahr - Nach 70 Tagen im Hungerstreik ist Mahmoud al-Sarsaks Leben in unmittelbarer Gefahr, warnte die Palästinensische Autorität am Sonntag.

Der 25-jährige Fussballspieler im palästinensischen Nationalteam begann am 19. März einen Hungerstreik gegen seine Inhaftierung ohne Verfahren.

Al-Sarsak wurde im Juli 2009 festgenommen, als er den Gazastreifen verliess, um zu seinem Fussballteam in der Westbank reisen. Er wurde 30 Tage lang im Ashkelongefängnis verhört.

Nachdem der israelische Geheimdienst keine Anklage gegen ihn erhob, wurde er als „ungesetzlicher Kombattant“ festgehalten. Al-Sarsak ist der einzige Gefangene in Israel, der unter dem „Gesetz für unrechtmässige Kombattanten“ inhaftiert ist, ein Status, der nach Ansicht der Gefangenenorganisation Addameer weniger rechtlichen Schutz bietet als die Inhaftierung als Administrativgefangener. Israel erklärte sich bereit, Al-Sarsak am 12. Juli freizulassen, aber der Fussballspieler besteht auf eine schriftliche Zusage. Ein früheres Angebot auf eine Freilassung am 1. Juli wurde von Israel zurückgezogen. Nach Auskunft der PA wies Al-Sarsak das Anbeot der Freilassung ins Exil in Norwegen zurück.

Al-Sarsaks Vater appellierte an die internationale Sportwelt, Solidarität mit seinem Sohn zu zeigen. Es sei unerträglich, dass Israel die Ausrichtung der UEFA Fussballmeisterschaften für unter 21-Jährige zuerkannt wurde und das Land an der Olympiade in London teilnehme, während es routinemässig und straflos Palästinenser, darunter Fussballspieler, inhaftiere, foltere und töte, ohne Konsequenzen.

„Das ist kein Fair Play. Im Sport sollte man Solidarität zeigen,” schrieb er.

Während die offizielle Organisationen schweigen, zeigten Fussballfans in Schottland mehr Mut: Am 13. Mai 2012, als eine Abmachung zur Beendigung des Massenhungerstreiks von palästinensischen Gefangenen in Aussicht stand, demonstrierten sie in Glasgow ihre Solidarität für die palästinensischen Gefangenen. Beim letzten Spiel der Saison entfalteten Fans des Celtic Football Club in einer Ecke des Stadiums palästinensische Fahnen und einen Banner mit der Aufschrift: „Die Würde ist kostbarer als Nahrung“.

Prisoners' Health Deteriorates After 70 Days on Hunger Strike, 28. Mai 2012, Ma’an; http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=489608

Siehe Bericht: http://weareallhanashalabi.wordpress.com/2012/05/25/palestinian-youth-statement-thanks-football-ultras-group-in-scotland-for-their-solidarity/

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 11. Mai 2012
 

In sechs Westbankorten protestieren Tausende in Unterstützung der Gefangenen im Hungerstreik - Ein 18-jähriger Palästinenser wurde bei Zusammenstössen zwischen Jugendlichen und israelischen Soldaten im Dorf Aboud nahe Ramallah schwer verletzt, als die israelische Armee eine Solidaritätskundgebung für die palästinensischen Gefangenen im Hungerstreik verhindern wollte. Majed Barghouti wurde vom einer gummi-ummantelten Stahlkugel am Auge getroffen und musste in ein Krankenhaus in Ramallah transportiert werden.

Nach dem Freitagsgebet marschierten Demonstranten in Nabi Saleh in Richtung des annektierten Dorflandes, wurden aber am Dorfeingang von der israelischen Armee blockiert. Soldaten umstellten das Dorf und hinderten eine Ambulanz an der Einfahrt ins Dorf. Einige naheliegende Felder fingen Feuer, als heisse Tränengaskanister im trockenen Gras landeten.

Bil’ins Protestmarsch gegen die israelische Mauer endete ebenfalls mit Bränden auf den umliegenden Feldern. Israelische Soldaten beschossen die Protestteilnehmer, Palästinenser, Israelis und Internationale, mit Tränengas und Abwasser; Sanitäter mussten zahlreiche Teilnehmer wegen Atemnot und anderen Nebenwirkungen des Tränengases behandeln. Als Revanche für den israelischen Beschuss hatten einige Jugendliche Luftballons mit Tierexkrementen gefüllt und schleuderten sie in Richtung Mauer.

In Kufr Qaddoum bei Nablus wurden drei Journalisten des palästinensischen Satellitenkanals beim Solidaritätsmarsch für die palästinensischen Gefangenen verletzt.

In der südlichen Westbank versammelten sich über eintausend Palästinenser und Solidaritätsaktivisten im Dorf Al Walaja, um gegen den Bau der israelischen Mauer zu protestieren und um ihre Verbundenheit mit den palästinensischen Hungerstreikenden auszudrücken. Israelische Soldaten griffen den Marsch mit Tränengas an und dutzende mussten von Sanitätern behandelt werden. Im Nachbardorf Al-Maasara marschierten die Demonstranten von der Moschee zu konfisziertem Dorfland in der Nähe der illegalen Siedlung Efrat bei Bethlehem.Wie in den fünf anderen Westbankprotesten griffen israelische Soldaten den Solidaritätsprotest für die Gefangenen mit Tränengas an.

Am Sonntag, den 13. Mai blockierten Aktivisten des populären Widerstandes den Haupteingang von Ma’ale Adumim, einer der grössten israelischen Siedlungen in der Westbank. Israelische Siedler griffen die Demonstranten an und riefen die israelische Armee und Grenzpolizei um Unterstützung an, als sie die Demonstranten nicht vertreiben konnten. Eine grosse Zahl von Soldaten kam an und ging mit grosser Brutalität gegen die Aktivisten vor; zwei Protestteilnehmer wurden festgenommen.

Siehe: Saed Bannoura, In six West Bank towns, thousands rally in support of hunger striking prisoners, 12. Mai 2012, IMEMC; http://www.imemc.org/article/63474

Heidi Williams, Palestinians, Israelis and Internationals demonstrate in  Ma’ale Adumim Settlement, 14. Mai 2012; http://www.imemc.org/article/63484

 

Wer im Glashaus sitzt...

Steine werfen durch israelische  Agents Provocateurs in Bil’in bestätigt

 

Der Einsatz von israelischen Soldaten in palästinensischem Zivil bei den friedlichen Protesten gegen Israels illegale Mauer in der Westbank wurde kürzlich durch Zeugenaussagen in einem Verfahren gegen den Knessetabgeordneten Mohammed Barakeh bestätigt.

Mohammed Barakeh wird der Angriff auf einen Grenzpolizisten vorgeworfen, als dieser 2005 einen Demonstranten in Bil’in festnehmen wollte.

Soldaten der Sondereinheit „Masada“ infiltrierten als Palästinenser verkleidet eine Grossdemonstration in Bil’in 2005 und fingen an, Steine zu werfen, was der israelischen Armee die Rechtfertigung für den Angriff auf die Demonstranten lieferte, so berichteten Ha’aretz und der israelische Aktivist Haggai Matar Anfang Mai 2012.1)

 

Chaim Levinson schreibt: „Soldaten in Zivil schleuderten Steine in die ‚allgemeine Richtung‘ von israelischen Soldaten als Teil ihrer Massnahmen gegen die wöchentlichen Demonstrationen im palästinensischen Dorf Bil’in, enthüllte der Kommandeur der „Masada“, der Eliteeinheit des israelischen Strafvollzuges [IPS], als er kürzlich im Verfahren gegen ein Mitglied der Knesset, Mohammed Barakeh (Hadash) aussagte.[...]

Mehrere „Masada“Kämpfer waren vor zwei Wochen vor einem Gericht in Tel Aviv im Zeugenstand während des Verfahrens gegen Barakeh. Die Kämpfer sagten hinter einem Vorhang aus und ihre Identität bleibt geheim. Der Hauptzeuge war „Kämpfer 102“, ein Offizier in der „Massada“ [Einheit], der dem Gericht mitteilte, dass ‚wir den Auftrag hatten, den Störungen an der Trennbarriere in Bil’in entgegenzuwirken. Ich war zum ersten Mal undercover. Zwei Männer wurden festgenommen, sie waren Palästinenser.’  

Als Verteidigerin Orna Kohn fragte, ob die Soldaten in Zivil Steine warfen, antwortete “102”, dass sie Steine warfen. Auf die Frage, ob er Steine auf IDF Soldaten geworfen habe, antwortete er ‚in die allgemeine Richtung‘.“2)

Haggai Matar erinnert sich: „Damals glaubte fast niemand den Aussagen der Aktivisten. Das Dorf Bil’in organisierte die erste Massendemonstration gegen den Zaun, der auf seinem Land gebaut wurde, in den ersten Tagen des örtlichen allgemeinen Widerstandes. Die Organisatoren hatten darauf bestanden, dass zu keinem Zeitpunkt während dieser Demonstration im April 2005 Steine auf die Soldaten geworfen würden, selbst wenn die Soldaten zuerst angreifen sollten – was damals und bis heute der Auslöser von Angriffen auf sie ist.

Als sich aber die Demonstration dem Bauplatz des Zaunes näherte, begannen mehrere junge Männer, augenscheinlich Araber, die den Organisatoren nicht bekannt waren und von denen man annahm, dass sie aus den Nachbardörfern kamen, mit dem Steine werfen und gaben so den Soldaten den notwendigen Vorwand, um die Demonstration mit Tränengas aufzulösen und mit den Festnahmen zu beginnen. Nach mehreren Augenzeugenberichten gingen Leiter des populären Widerstandes auf die jungen Männer zu und forderten sie auf, vom Steine werfen abzulassen – worauf die Fremden verdeckte Waffen hervorholten und Handschellen, um die Leute festzunehmen, die sie gebeten hatten aufzuhören. Später wurde bekannt, dass sie Kämpfer der Spezialeinheit Metzada („Massada“) des IPS zur Bekämpfung von Gefängnisaufständen waren, die der Armee zur Verfügung gestellt wurden, um die Demonstrationen zu infiltrieren und sie gewaltsam zu  machen. Trotz allem – die meisten Israelis wollten diese Geschichte nicht glauben.“3)

Im April 2005 berichteteHa’aretz bereits über diesen grossen Protest in Bil‘in: „Die Sicherheitskräfte im Zivil hatten die Polizei und Soldaten dazu provoziert, das Feuer mit Gummimantelgeschossen und Tränengas zu eröffnen. Die Demonstranten sagten, sie hätten keine Steine auf die Soldaten und die Polizei geworfen.[...]

‚Steine werfen durch die undercover Sicherheiskräfte ist Teil ihrer Operationsweise in solchen Fällen,‘ sagten die [Armee]Quellen.“4)

Der Einsatz von “mista’aravim” , als Araber verkleidete Soldaten, führte Ende März 2012 zum Tod eines Palästinensers im Westbankdorf Kafr Ramun. Zwei Mitglieder der Duvdevan-Einheit waren nachts, angeblich als Teil ihres Trainings, in das von zahlreichen Einbrüchen geplagte Dorf gekommen und hatten Bewohner eines Hauses durch ihr verdächtiges Verhalten alarmiert. Bei der Konfrontation zwischen drei Hausbewohnern und den zwei israelischen Soldaten wurde ein Mann tödlich und seine zwei Brüder schwer verletzt. Die Mista‘aravim und die herbeigerufene Verstärkung feuerten 11 Kugeln auf die Palästinenser, die mindestens eine Stund lang blutend auf dem Boden lagen, bis eine wartende Ambulanz schliesslich die Genehmigung zum Transport der Verwundeten erhielt.

Die Mista‘aravim sind vor allem bekannt für den Einsatz in arabischen Ländern und in den besetzten palästinensischen Gebieten, um örtliche politische Fürher zu entführen oder zu ermorden. 1973 wurde Ehud Barak, derzeit israelischer Verteidigungsminster, als Araberin verkleidet nach Beirut gesandt, um einen Anschlag auf drei Palästinenser durchzuführen.

Im Oktober 2009 gab der Shin Bet erstmals öffentlich den Einsatz von Mista‘aravim in Israel zu, die Informationen über die im Land lebenden Palästinenser sammeln.6)

1)Siehe Bericht von Adam Horowitz, Operation Glass Houses: IDF agent provocateurs admit to throwing stones at the IDF in Bilin, 7. Mai 2012; http://mondoweiss.net/2012/05/operation-glass-houses-idf-agent-provocateurs-admit-to-throwing-stones-at-the-idf-in-bilin.html

2)Chaim Levinson, ‘Undercover Combatants threw stones at IDF soldiers in West Bank’, 7. Mai 2012; http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/undercover-israeli-combatants-threw-stones-at-idf-soldiers-in-west-bank-1.428584

3)Haggai Matar, Commander admits: Undercover Israeli officers threw stones at soldiers in Bil’in, 7. Mai 2012; http://972mag.com/commander-admits-undercover-israeli-officers-threw-stones-at-soldiers-in-bilin/44802/

4)Arnon Regular, MK among 10 hurt at anti-fence protest; http://www.haaretz.com/print-edition/news/mk-among-10-hurt-at-anti-fence-protest-1.157284

5)Unnecessary killing in West Bank, Haaretz Editorial, 6. Mai 2012; 
 http://www.haaretz.com/news/national/israel-to-pay-nis-1-2-million-to-palestinian-convict-killed-in-prison-riot-1.427874

http://www.haaretz.com/weekend/week-s-end/in-a-palestinian-village-plagued-by-crime-a-thin-line-runs-between-burglars-and-idf-soldiers-1.428233

6)Siehe Jonathan Cook, Israeli police don Arab Disguises, 22. Oktober 2009;
 
http://www.jkcook.net/Articles3/0432.htm

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand, Hungerstreik der palästinensischen Gefangenen, 4. Mai 2012

 

Khader Adnan: Ihr Schicksal ist in unserer Hand

In einem Dankesbrief für die Unterstützung während der 66 Tage seines Hungerstreiks hat Khader Adnan zu weltweiter Solidarität mit den palästinensischen Gefangenen aufgerufen, die sich zur Zeit im Hungerstreik befinden.

Das Popular Struggle Coordination Committee hat am 3. Mai 2012 eine Briefaktion in Unterstützung der Gefangenen im Hungerstreik begonnen.1) Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barack wird aufgefordert, die vor allem seit der Entführung des israelischen Soldaten Gilad Shalit auferlegten Strafmassnahmen sofort zu beenden. Unter anderem fordern die Gefangenen ein Ende der Isolierhaft, des Systems der Administrativhaft, der Verweigerung von Familienbesuchen, vor allem für Gefangene aus Gaza, und ein sofortiger Stopp der Schikanierung durch häufige Gefängnistransfers, Leibesvisitationen und anderen Massnahmen.

Am 4. März berichtete IMEMC, dass die israelische Strafvollzugsbehörde Gefangenen einen Besuch des Rechtsanwaltes nicht gestattet, wenn diese Gefangenen nicht mehr aufstehen und persönlich einen Besuch beantragen können.2)

Für den 5. Mai 2012 hat die palästinensische Organisation gegen die Apartheidmauer „Stop the Wall“ zur aktiven Unterstützung für die Forderungen der palästinensischen Gefangenen aufgerufen: „Zur Zeit befinden sich etwa 2500 Gefangene seit dem 17. April im Hungerstreik; acht weitere Gefangene sind seit über 50 Tagen im Hungerstreik und ihr Gesundheitszustand ist kritisch. Tha’er Halahleh und Bilal Diab hungern seit dem 29. Februar – über sechzig Tage.“

 

Khader Adnan schreibt:

 Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen,

Gelobt sei Allah und Friede und Segen für den Boten Allahs.

Liebe freie Menschen dieser Welt! Liebe Unterdrückte und Entrechtete in der ganzen Welt! Liebe Freunde unseres Volkes, die bei mir standen mit dem festen Glauben an Freiheit und Würde für mein Volk und unsere Gefangenen, die in den Gefängnissen der Besatzung dahinsiechen!

Liebe freie Frauen und Männer, jung und alt, einfache Menschen ebenso wie intellektuelle Eliten überall – Ich wende mich heute an Euch mit grosser Hoffnung und grossem Mitleid für jeden Palästinenser, der unter der Besatzung seines Lands leidet. Für jeden von uns, der getötet, verwundet oder inhaftiert wurde duch einen Staat des Terrors, der uns jede Schönheit in unserem Leben verweigert, sogar das Lächeln unserer Kinder und Familien. Ich wende mich in meinem ersten Brief nach meiner Freilassung an Euch – und bete, dass es nicht mein letzter ist- nachdem Allah mir Freiheit, Stolz und Würde gewährte. Ich war vier Monate lang ein „Gefangener unter Administrativhaft“ im Besatzungsgefängnis, davon verbrachte ich 66 Tage im Hungerstreik.

Die tägliche Schikanierung und die Verletzung der Rechte meines Volkes durch die israelische zionistische Besatzung bewegten mich dazu, einen unbefristeten Hungerstreik zu erklären. Das Mass war voll nach den fortgesetzten Festnahmen, der gewaltsamen nächtlichen Razzia auf mein Haus, nach meiner brutalen Festnahme, während der ich in die Siedlung „Mavo Dotan“ auf unserem seit 1967 besetzten Land gebracht wurde, nach den Schlägen und Demütigungen während meines ersten Verhörs, und der Behandlung während des Verhörs im Gefangenenlager Jalameh, bei dem die schlimmsten und primitivsten verbalen Angriffe aus dem Lexikon eingesetzt wurden.

Nach dem Verhör wurde ich in Verwaltungshaft genommen, ohne Anklageerhebung, was beweist, dass meine Verhaftung und die Verhaftung anderer nur dazu dient, eine bestimmte Quote von Gefangenen aufrechtzuerhalten, uns zu schikanieren, unsere Freiheit zu beschränken und unsere Entschlossenheit, unseren Stolz und unsere Würde zu untergraben.

Ich schreibe heute, um allen zu danken, die mein Volk, unsere Gefangenen, Hana al-Shalabi und mich so standhaft unterstützt haben. Ich rufe Euch dazu auf, angesichts der Besatzung für Gerechtigkeit, Stolz und Würde einzustehen. Der Angriff auf die Freiheit und Würde der Palästinenser ist ein Angriff auf die freien Völker dieser Erde durch eine kriminelle Besatzung, die die Sicherheit, Freiheit und Würde aller gefährdet, wo auch immer sie [leben].

Bitte, entlarvt die Besatzung weiterhin durch Boykott und internationale Isolierung. Deckt ihr wahres Gesicht auf, das deutlich zu sehen war bei dem Angriff eines israelischen Offiziers auf unseren dänischen Mitstreiter. Anders als bei diesem Angriff, ist der Mord an unseren Menschen ein Verbrechen, dass nicht angesprochen wird und den Linsen der Kameras entgleitet. Unsere Gefangenen sterben im Schweigen. Hunderte von Verteidigern der Freiheit befinden sich im Hungerstreik im Gefängnis, darunter die acht Vorbilder Bilal Diab und Thaer Hlahalh, die sich seit 61 Tagen im Hungerstreik befinden, Hassan Safadi, Omar Abu Shalal, Mahmoud Sarsak, Mahmoud Sarsal, Mohammad Taj, Jaafar Azzedine (der lediglich wegen seiner Solidarität mit mir festgenommen wurde) und Ahmad haj Ali. Ihr Leben ist jetzt in grosser Gefahr.

Wir sind alle verantwortlich und verlieren, wenn wir erlauben, dass ihnen etwas zu leide geschieht. Wir müssen unverzüglich handeln, um für ihre sofortige Freilassung Druck auf die Besatzung auszuüben, ansonsten können ihre Kinder uns nie verzeihen.

Alle frei und revolutionär gesinnte Menschen sollen Hand in Hand gegen die Unterdrückungsmassnahmen der Besatzung zusammenarbeiten und auf die Strassen gehen – vor den Gefängnissen der Besatzung, vor ihren Botschaften und vor allen anderen Institutionen in der Welt, die sie unterstützen.

In tiefer Dankbarkeit, Khader Adnan

 

1) http://www.popularstruggle.org/node/1130

http://popularstruggle.org/content/their-fate-our-hands-call-action-striking-prisoners-khader-adnan

2) http://www.imemc.org/article/63424 

3) http://stopthewall.org/2012/04/30/may-5-mobilize-support-palestinian-political-prisoners

Siehe auch: http://samidoun.ca/

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

 

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 30. April 2012

 

Ni’lin: Israelische Siedler errichten illegalen Aussenposten auf Ni’lins Land - Am 10. April 2012 besetzte eine Gruppe von jungen Siedlern aus den Ni’lin umgendenden israelischen Kolonien Felder im Privatbesitz von Bauern aus Ni’lin und begann mit der Konstruktion eines neuen Aussenposten. Israelische Soldaten konfiszierten bei ihrer Ankunft auf der Baustelle einige Werkzeuge, hinderten die etwa 100 Siedler aber nicht an der Legung des Fundamentes für den Aussenposten mit dem biblischen Namen „Or Hadash“ (Ein Neues Licht). Die Konstruktion von israelischen Siedlungen auf palästinensischem Privatbesitz ist nach internationalem Recht und [teilweise]nach israelischem Recht  illegal. (Siehe u.a.das Urteil des internationalen Gerichshofes in Den Haag zur israelischen Mauer, Juli 2004)

„Wir erklären, dass das Land Israel dem Volk Israels gehört,“ sagte die Siedlerführerin Daniella Weiss, vormals Bürgermeisterin der Siedlung Kedumim, bei ihrer Rede anlässlich der willkürlichen Landbesetzung. Weiss pries die Unterstützung dieser Siedleraktion durch die internationale Organisation „Nachala“, einem Fond zur Förderung des Ausbaus von israelischen Siedlungskolonien in der besetzten palästinensischen Westbank.

Eine kleine Gruppe von jungen Freiwilligen erklärte ihre Breitschaft, eine ständige Präsenz am Bauplatz aufrechtzuerhalten. „Wir verlangen unser väterliches Erbe zurück, das 2000 Jahre lang auf uns gewartet hat,“ kommentierte ein junger Siedler den Landraub, offensichtlich nicht bereit, sich viele Gedanken um die Menschen zu machen, die dieses Land in den vergangenen zwei Jahrtausenden kultivierten.

Die palästinensischen Besitzer des Landes konnten ihre Felder jahrelang nicht erreichen, weil Israels Annexionsmauer seit 2008 aus „Sicherheitsgründen“ auf Ni’lins Land errichtet wurde. Mit dem Beginn der israelischen Besetzung der Westbank im Jahr 1967 verlor das Dorf Ni’lin 50 000 Dunum von den 58 000 Dunum ursprünglich im Besitz der Einwohner. 43 000 Dunum wurden dem Dorf durch die illegale Expansion von fünf israelischen Siedlungskolonien im Osten, Westen und Norden Ni’lins weggenommen. Der Landraub führte zum Wegzug von 7000 Einwohnern Ni‘lins, die das Dorf auf der Suche nach einem besseren Leben verliessen. Die Menschen in Ni’lin sind Bauern und können ihren Lebensunterhalt ohne den freien Zugang zu ihren Feldern nicht verdienen.

Ni’lin ist ein deutliches Beispiel, wie die fortgesetzte israelische Siedlungskampagne die palästinensische Bevölkerung in der Westbank vertreiben wird. Israels Annexionsmauer und die israelische Armee tragen wesentlich zu dieser Entwicklung bei, wie die Ereignisse vom 10. April zeigen. Die Mauer trennt die palästinensische Bevölkerung physisch von ihrem Land  und die Armee beschützt die Siedler, wenn sie das Recht brechen.

Siehe Bericht auf der Webseite des Dorfes vom 24. April 2012;http://www.nilin-village.org/2012/04/24/new-settlement-on-nilins-land/

Hintergrund:

Ni'lin liegt zwischen den beiden Dörfern Budrus und Bil'in, die beide eine zentrale Rolle im gewaltfreien Widerstand in der Westbank spielen. 2004 veröffentlichte die israelische Armee Pläne, den Bau der israelischen Mauer in der Westbank auf Ni’lins Land fortzusetzen. Das Dorf ging vor Gericht und eine Verfügung des Obersten Israelischen Gerichtes brachte die Bauarbeiten eine Zeit lang zum Stillstand. Als die Bulldozer 2008 auf Ni’lins Land zurückkehrten, um eine abgeänderte Route der Mauer zu klären, begannen die Einwohner Ni’lins mit Unterstützung der israelischen Gruppe „Anarchists against the Wall“ und internationalen Solidaritätsaktivisten, wöchentliche gewaltlose Demonstrationen und direkte Aktionen durchzuführen. Die israelische Armee reagierte mit eskalierender Gewaltanwendung und versuchte, die Demonstrationen durch den Einsatz von Tränengas, Blendschockgranaten, gummi-ummantelten Stahlkugeln und scharfer Munition aufzulösen. Als selbst die kollektive Bestrafung des Dorfes durch eine sechstägige Belagerung im Juli 2008 den breiten Widerstand nicht zum Erlahmen brachte, kam es zu den ersten Todesfällen in Ni’lin durch den rücksichtslosen Waffeneinsatz der israelischen Armee.  Am 29. Juli 2008 wurde der 10-jährige Ahmed Mousa durch eine Kugel in den Kopf erschossen und einen Tag später erlitt Yousef Amira tödliche Kopfverletzungen durch zwei gummi-ummantelte Stahlkugeln, die israelische Soldaten auf ihn abfeuerten. Innerhalb eines Jahres wurden insgesamt fünf junge Männer aus Ni’lin von der israelischen Armee getötet und der Amerikaner Tristan Anderson, ein Mitglied der Internationalen Solidaritätsbewegung, schwer verletzt. Zusätzlich versucht die israelische Besatzungsarmee, durch nächtliche Razzien auf das Dorf und die Verhaftung von Demonstrationsteilnehmern und Protestorganisatoren die Unterstützung im Dorf für den friedlichen Widerstand zu untergraben. 2010 wurden drei Aktivisten aus dem Dorf wegen ihrer Aktivitäten im Bürgerkomitee Ni’lin vor einem israelischen Militärgericht zu Haftstrafen und  Geldstrafen verurteilt.

2010 wurde die Annexionsmauer bei Ni’lin fertiggestellt. Die wöchentlichen Freitagsdemonstrationen in Ni’lin werden als Teil des gewaltlosen palästinensischen Widerstandes gegen die israelische Besatzung von palästinensischem Land fortgesetzt.

 

 

Nabi Saleh: Palästinenserinnen organisieren Picknick an der besetzten Dorfquelle - Einer Gruppe von Palästinenserinnen gelang es am 22. April 2012, eine Quelle des Westbankdorfes Nabi Saleh zu erreichen. Vor drei Jahren hatten Siedler aus der nahegelegenen illegalen israelischen Kolonie Halamish die Al-Kaws Quelle, die Nabi Salehs Bürgermeister Bashir Tamimi gehört, besetzt und damit die wöchentlichen Demonstrationen im Dorf ausgelöst. Jeden Freitag machen sich Dorfbewohner, Israelis und internationale Aktivisten aus Protest gegen die willkürliche Inbesitznahme in Richtung Dorfquelle auf und werden jede Woche von der israelischen Armee unter Einsatz von Tränengas, Granaten und scharfer Munition am Dorfausgang blockiert. Im Dezember 2011 wurde der Dorfbewohner Mustafa Tamimi von einem Tränengaskanister getötet, der, wie es oft bei den Protesten geschieht, von einem Soldaten direkt auf ihn abgeschossen wurde.

Das Picknick an diesem Sonntag war ein besonders Erfolgserlebnis, für das Dorf und für Aktivistinnen im friedlichen Widerstand in der Westbank, der oft von Männern dominiert ist. Salwa Deibas vom Women Affairs Centre will durch wiederholte Aktionen die Quelle wieder für alle Dorfbewohner zugänglich machen und anderen Dörfern helfen, ihre vom israelischen Besatzungsregime gestohlenen Resourcen zurückzuerlangen: „We plan on making this a habit.“1)

Die etwa 30 Palästinenserinnen aus Nabi Saleh und Nachbarorten in der Westbank hatten sich in Ramallah getroffen, mit Proviant und einer Trommel. Als die Autos vor der Quelle anhielten, warteten bereits vier israelische Armeejeeps und einige Siedler. Israelische Soldaten waren im Eingangsbereich aufgestellt, hinderten die Frauen aber nicht am Betreten der Quelle. Teilnehmerin Irene Nasser  glaubt, dass die Soldaten diesen Sonntag nicht reagierten, weil sie ausschliesslich Frauen gegenüberstanden und weil die Armeeführung nach der weltweite Kritik am brutalen Vorgehen des israelischen Armeeoffiziers Shalom Eisner allzu öffentliche Gewaltanwendung vermeiden wollte. Eisner hatte einen dänischen Friedensaktivisten mit seinem Gewehrkolben angegriffen und das auf Youtube veröffentlichte Video hatte zu einer ungewöhnlich kritischen Reaktion selbst in Israel geführt.2)

Einige israelischen und internationale Aktivistinnen beteiligeten sich am mehrstündigen ungestörten Picknick. In den kommenden Wochen planen die Frauen weitere Aktionen gegen die fortgesetzte israelische Besatzung und für eine verstärkte Beteilgung der Frauen im Widerstand.3)

In einem vom israelischen Verteidigungsministerium herausgegebenen „Wanderführer“ werden etwa  40 Wanderziele in der Westbank aufgeführt, mit dem Rat, eine Waffe bei Touren in Nachbarschaft „arabischer“ Dörfer mitzuführen. In dieser Liste taucht auch Nabi Salehs Al-Kaws Quelle auf, die von den annektierenden israelischen Siedlern in Meir-Quelle umbenannt wurde.

Das Geschenk an Familien von gefallenen Soldaten wurde von Israelis und Palästinensern scharf kritisiert. Die Gruppe “Bereaved Families Supporting Peace, Reconciliation and Tolerance”wies vor allem die Umbenennung von palästinensischen Orten in der Westbank als Manipulation der Geschichte durch die „Herren des Landes“ zurück. Der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat bezeichnete den israelischen Wanderführer als Aufwiegelung zur Gewalt. Das Buch sei eine Reflexion von Israels offizieller Politik und Denkweise. 4)

Wandertouren durch die militärisch besetzte Westbank, auch in den Zonen unter palästinensischer Kontrolle, finden Interessenten in ganz Israel, berichtete Ynet News im Juni 2011 in Reaktion auf die Tötung von zwei Palästinensern, Yousef Ikhlayl und Uday Qadous , in der Westbank durch bewaffnete Siedler/Wanderer. Die Broschüre einer führenden israelischen Organisation von Touren durch die Westbank formuliert die zionistische Zielsetzung im Einklang mit offizieller israelischer Politik: „Wo der jüdische Wanderer vorbeikommt, da folgt die jüdische Grenze.“ 5)

Die so-genannten Erbschaftstouren von Israelis auf palästinensischem Land werden von den palästinensischen Dorfbewohnern und Bauern als Provokationen und Apartheidtouren gesehen und haben zu zahlreichen Verletzungen und einigen Todesfällen geführt.6)

1)Nabi Saleh picnic: Victory over the Occupation; 23. April 2012, Palestine Monitor; http://www.palestinemonitor.org/?p=4900
 2)http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/israel-schlag-ins-gesicht-11719916.html

3) Haggai Matar, Palestinian women take back spring as settlers, soldiers look on, 26. April 2012, +972 Magazine; http//nabisalehsolidarity.wordpress.com

4)http://mondoweiss.net/2012/04/boots-on-the-ground-israel-wants-hikers-with-guns-to-visit-renamed-hilltops-in-west-bank.html
http://mondoweiss.net/2012/04/israeli-govt-advises-bringing-a-gun-on-west-bank-picnics.html

5)Akiva Novick, Fearless in the West Bank, Israel News, 2. Juni 2011; http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4024789,00.html

6)Lia Tarachansky, In the Land of David, 11. März 2011 http://www.newclearvision.com/2011/03/11/in-the-land-of-david/#more-350

 

 

Bassem Tamimi aus Nabi Saleh freigelassen - Nach dreizehn Monaten in einem israelischen Gefängnis wurde Bassem Tamimi, ein bekannter Aktivist im friedlichen Widerstand seines Dorfes Nabi Saleh gegen die israelische Besatzung, nach Stellung einer Kaution freigelassen. Am 24. April 2012* wies das militärische Berufungsgericht eine Petition der Militärstaatsanwaltschaft auf eine fortgesetzte Inhaftierung von Bassem Tamimi zurück, unterwarf ihn aber gleichzeitig weitreichenden Einschränkungen seiner Bewegungsfreiheit: Tamimi muss in Ramallah wohnen und darf vorerst nicht in sein Dorf zurückkehren. Darüberhinaus steht er donnerstags bis samstags unter Hausarrest, bis das Gericht ein abschliessendes Urteil in seinem Fall trifft, was Mitte Mai erwartet wird.

Bassem Tamimi wurde am 24. März 2011 von der israelischen Armee festgenommen und vor einem Militärgericht angeklagt, illegale Demonstrationen organisiert zu haben. Der Richter hatte seine fortgesetzte Inhaftierung für die Dauer des Porzesses angeordnet, eine Routinevorgehen gegenüber Palästinensern in der Westbank.

Tamimi wurde von der Europäischen Union als Verteidiger der Menschenrechte anerkannt und von Amnesty International zum politischen Gefangenen erklärt. Die Zeugenaussagen eines israelischen Kommandeurs und eines Vernehmungsbeamten im Verlauf des Militärverfahrens gegen Tamimi lieferten weitere Belege, dass die Armee überproportionale Gewalt gegen die Demonstranten in Nabi Saleh einsetzt und dass die Rechte von jungen Palästinensern bei Verhören systematisch verletzt werden.Verfahren gegen palästinensische Aktivisten in den Nachbardörfern, wie Bil’in und Ni’lin, verliefen nach ähnlichem Muster.

Bassem Tamimi erklärte zu Beginn des Verfahrens, dass er das Gericht der Besatzungsmacht nicht anerkenne und als anti-demokratisch ansehe und bestätigte gleichzeitig sein Festhalten am Prinzip des gewaltlosen Widerstandes. Die Militärstaatsanwaltschaft baute die Anklage in der Hauptsache auf den Aussagen von zwei Minderjährigen aus Nabi Saleh auf, die nachts von bewaffneten Soldaten aus ihrem Haus abgefūhrt wurden und anschliessend einem stundenlangen Verhör ohne Rechtsbeistand und in Abwesenheit der Eltern unterzogen wurden.

Vor zwei Wochen verbrachte Bassem Tamimi bereits 48 Stunden in der Freiheit, weil seine 80-jährige Mutter einen Schlaganfall hatte. Seine prompte Rückkehr hat den Militärrichter vielleicht dazu bewegt, Bassem Tamimi vorerst freizulassen. Freunde von Tamimi spekulieren, dass Tamimi im abschliessenden Gerichtsurteil nicht mehr als 13 Monate Haft erhält, wie sein Mitaktivist aus Nabi Saleh, Naji Tamimi, der nach einem Jahr Gefängnisstrafe für die Ausübung seiner Meinungsfreiheit im März diesen Jahres nach Nabi Saleh zurückkehrte.

In den Verfahren der israelischen Militärgerichte gegen Palästinenser wird in 99,74% der Fälle ein Schuldspruch gefällt.

Seit Beginn der Proteste in Nabi Saleh im Dezember 2009 verhafteten die israelischen Sicherheitskräfte mehr als 80 Einwohner, berichtet das Bürgerkomitee Nabi Saleh. Zwei Söhne von Tamimi wurden bei den Protesten von israelischen Soldaten verletzt, seine Frau zwei Mal festgenommen. Israels ziviler Arm der Militärbesatzung hat einen Demolierungsbefehl für Tamimis Haus, Baujahr 1965, ausgestellt.

Haggai Matar, Bassem Tamimi released on bail after 1 year in Israeli military occupation prison, 24. April 2012, +972 Magazine; http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/04/26/bassem-tamimi-release-on-bail-after-1-year-in-israeli-military-occupation-prison/
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/04/26/prisoner-of-conscience-bassem-tamimi-released-on-bail/
http://popularstruggle.org/content/court-orders-release-palestinian-activist-bassem-tamimi-after-13-months-imprisonment

 

 

Freitagsproteste am 27. April 2012 - Zwei Menschen wurden schwer verletzt und dutzende von Demonstranten wegen der Inhalierung von Tränengas behandelt, als israelische Truppen sechs Freitagsproteste in der besetzten Westbank angriffen.

In Nabi Saleh in der zentralen Westbank wurden ein Mann und ein Journalist von einer Tränengasgranate am Kopf getroffen. Soldaten hielten den Protestmarsch zu annektiertem Dorfland am Ortsausgang auf und erzwangen die Umkehr der Demonstranten durch den Beschuss mit Tränengas und Blendschockgranaten.

In den Dörfern Bil’in und Ni’lin begannen die Proteste nach dem Freitagsgebet. Bei der Ankunft vor der israelischen Annexionsmauer schossen die hinter der Betonmauer stationierten israelischen Soldaten Tränengas und Gummimantelgeschosse auf die Protestteilnehmer. In der südlichen Westbank marschierten die Einwohner von Al Ma’ssara und Beit Jala gegen die Mauer. Auch hier setzten die Soldaten Tränengas ein und viele Demonstranten mussten deshalb behandelt werden.

Zwei Demonstranten wurden durch die israelische Besatzungsarmee in Kufr Qaddoum verletzt, einer davon schwer, als die Bewohner des Ortes ihre seit Juni 2011 begonnenen regelmässigen Freitagsproteste fortsetzten. Dutzende von örtlichen und ausländischen Aktivisten litten unter akuten Atembeschwerden als Resultat des Angriffs der israelischen Soldaten mit Tränengas und einem Wasserwerfer, der mit Chemikalien versetztes Abwasser auf die Demonstranten sprühte. Die Demonstration an diesem Freitag war vor allem ein Ausdruck der Solidarität mit den palästinensischen Gefangenen in Israels Gefängnissen.

Dutzende von Bewohnern und internationalen Aktivisten führten nach dem Freitagsgebet ein Sit-in vor einem palästinensischen Haus in Beit Hanina im besetzten Jerusalem durch, nachdem zionistische Siedler das Haus überfielen und in Besitz nahmen. Die Demonstranten hielten palästinensische Fahnen und forderten die Ausweisung der Siedler aus dem Haus.

Saed Bannoura, Israeli troops attack non-violent anti-Wall demonstrations in four West Bank villages, 28. April 2012, IMEMC

http://www.imemc.org/article/63378

http://www.palestine-info.co.uk/En/default.aspx?xyz=U6Qq7k%2bcOd87MDI46m9rUxJEpMO%2bi1s7n6sLU6ZnJ93hxe7H4sq3eYQv6GCAJTd0j2quswgLp2KoEV%2bCmLb%2fTyOluCKHfNHw8Bw1Pogzk9zxV3h4KqQmo%2fXNX1YYafcv2FUbtGCKGLA%3d

 

Beit Ummar: Israelische Besatzungsarmee greift Protest an - Vier Aktivisten wurden am 28. Aprl 2012 verletzt, als die Soldaten der israelischen Besatzungsarmee den wöchentlichen Protest in Beit Ommar gegen die illegalen israelischen Siedlungen angriffen. Einwohner des Dorfes nördlich von Al-Khalil berichteten, dass die Soldaten einen Aktivisten zuerst verprügelten und dann festnahmen. Die Teilnehmer marschierten an diesem Samstag vor allem in Unterstützung der palästinensischen Gefangenen, die sich im unbefristete Hungestreik gegen ihre Inhaftierung unter der Administrativhaft befinden. Sie demonstrierten auch gegen die zahlreichen Festnahmen von palüstinensischen Kindern durch die israelische Armee.

Ein israelischer Aktivist, Kobi, wurde während der Demonstration festgenommen und einen Tag später wieder freigelassen, nachdem ein israelischer Richter entschieden hatte, dass er ein Recht auf freie Meinungsäusserung habe. Hossein Alamy dagegen, ein 14-jähriger Junge aus Beit Ommar, wurde im vergangenen Monat ebenfalls bei einem Samstagsprotest festgenommen, befindet sich immer noch in Haft und ein Rechtsbeistand bei den Verhören wurde ihm verweigert.

http://palestinesolidarityproject.org/2012/04/29/israeli-activist-arrested-during-beit-ommar-weekly-demonstration/

 

 Demonstration in Beit Ommar - 28 April 2012

 

Solidaritätsprotest für politische Gefangene in Ramallah-Abdallah Abu Rahmah aus Bil’in festgenommen - Am Donnerstag wurden vier Palästinenser verletzt, als es bei einer Demonstration ausserhalb des israelischen Gefängniskomplexes Ofer nahe Ramallah zu Zusammenstössen kam.

Israelische Soldaten verschossen Tränengas, Schockgranaten und Gummimantelgeschosse auf die etwa 250 Protestteilnehmer, als Demonstranten Steine auf die Soldaten warfen.

Die Armee nahm Abdallah Abu Rahmah aus Bil‘in, einen führenden Aktivisten im gewaltlosen Widerstand, fest.

Tausende von Palästinenser in israelischen Gefängnissen begannen am 17. April, der Tag der palästinensischen Gefangenen, einen Massenhungerstreik. Ihre Forderungen betreffen u.a. Familienbesuche, die vor allem für Gefangene aus Gaza seit 2007 verweigert werden. Sie fordern auch ein Ende der Einzelhaft und nächtlicher Razzien auf ihre Zellen. Vor allem seit der Gefangennahme des israelischen Soldaten Gilad Shalit hatte die israelische Strafvollzugsbehörde die Bedingungen für Palästinenser drastisch verschlechtert. Mit der Freilassung von Shalit und nach dem Gefangenenaustauch im Herbst 2011 erwarteten Palästinenser eine Aufhebung oder Milderung der Strafmassnahmen. In Reaktion auf die Fortsetzung der Strafmassnahmen organisierten die politischen Gefangenen Streikaktionen im Gefängnis und zwei Hungerstreiker, Kadher Adnan und Hana Shalabi, erreichten durch unbefristete Hungerstreiks ihre Freilassung.

Das Palestinian Center for Human Rights äusserte sich am Donnerstag vor allem besorgt um das Leben von zwei Gefangenen, Bilal Diab, 27, und Thaer Halahla, 34, die sich seit 29. Februar im unbefristeten Hungerstreik befinden. Ein Militärgericht wies einen Antrag auf Freilassung zurück. Im März wurden beide Männer ins Gefängniskrankenhaus in Ramla transportiert. Beide sind in Lebensgefahr.

Die Hungerstreikenden wollen internationale Aufmerksamkeit auf Israels Missbrauch der Administrativhaft lenken. Die sogenannte Verwaltungshaft wird von Israel vor allem in Zeiten grösserer politischen Spannungen gegen Opponenten und Aktivisten eingesetzt, so z.B. vor den palästinensischen Wahlen 2006. Die unter der Administrativhaft festgenommenen Palästinenser werden zu einem Sicherheitsrisiko erklärt und die Beweise gegen sie geheim gehalten. Mehr als 300 Palästinenser sind zur Zeit unter Adminstrativhaft im Gefängnis, darunter der Sprecher und 20 Mitglieder des Palästinensischen Legislativrates.

http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=479968

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

 



 
Friedlicher Widerstand in der Westbank, 16. April 2012

 

Israel reagiert mit Paranoia auf  pro-palästinensische Fly-In Aktion 2012 - 60 Prozent der Teilnehmer am „Welcome to Palestine“ Fly-in konnten nicht nach Tel Aviv fliegen, weil europäische Fluggesellschaften ihre Tickets stornierten, berichten Organisatoren der Kampagne. „Es ist ein Zeichen der Kapitulation und ein Befolgen von illegalen Befehlen der israelischen Regierung, weil europäische Regeln besagen, dass Leute ein Recht zu reisen haben,“ sagte Nicolas Shahshahani von der französischen Delegation von etwa 500 Menschen, die am Sonntag in Tel Aviv ankommen sollten. Die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa strich am Sonntag alle Flüge von Frankreich nach Tel Aviv. Aktivisten berichteten auch, dass die britischen Fluggesellschaften Jet2com., Easy jet und Air France die Tickets von Aktivisten storniertem, nachdem Israel eine No-Fly Liste ausgab und rechtliche Massnahmen androhte, sollten die Fluglinien diese Aktivisten nach Tel Aviv transportieren.

Shashahani sgate, dass die Welcome-to-Palestine Delegationen und ihre Freunde an den französischen Flugplätzen für ihre Recht der ungehinderten Reise nach Palästina demonstrieren würden.

Bis zu 2000 internationale Palästinaaktivisten hatten Flüge nach Tel Aviv gebucht, um eine Woche in der besetzten Westbank zu reisen und sich auf Einladung von 25 örtlichen palätinensischen Organisationen an verschiedenen Solidaritätsaktionen, u.a. dem Renovieren eines Kindergarten und der Wiederherstellung von Wasserbrunnen zu beteiligen. Wie bei der Fly-In Aktion im vergangenen Jahr wollten die Aktivisten bei der Ankunft im Flughafen offen angeben, dass sie nach Palästina reisen wollten.

„Unser Ziel ist, dass wir als Palästinenser besucht werden,“ sagte Mazen Qumsiyeh, der Medienkoordinator für die Welcome-to Palestine Initiative. „Unter der Besatzung ist das Bedürfnis nach Besuch noch (wichtiger). Jeder Gefangene im Gefängnis hat das Recht auf Besuch, deshalb bestehen wir auf unser Recht, Besuche zu erhalten, und auf das Recht der Menschen, uns ungehindert zu besuchen.“

Am Sonntagmorgen standen 650 Polizisten und Sicherheitspersonal bereit, um die Aktivisten abzufangen, und um 10 Uhr morgens hatten die israelischen Autoritäten bereits eine Handvoll Aktivisten gestoppt.

„Die israelische Regierung sagt, dass (die Aktivisten)kommen, um Probleme zu schaffen. Das ist eine Lüge. Wir werden unser Programm durchführen, was auch immer passiert und unabhängig von der Zahl der Leute, die durchkommen,“ sagte Qumsiyeh.1)

2011 wurde 400 Menschen der Flug nach Tel Aviv verweigert. Etwa 125 Aktivisten erreichten Ben Gurion, die meisten wurden verhört, festgenommen und deportiert, nachdem sie offen erklärt hatten, dass sie palästinensisches Gebiet besuchen wollten.

Am Samstag veröffentlichte das Büro des israelsichen Premierministers einen sarkastischen Brief an Aktivisten, in dem das Fingerzeigen auf die „einzige Demokratie im Nahen Osten“ beleidigt zurückgewiesen und auf die wahren Unholde und Menschenrechstverletzer in der Nachbarschaft weitergeleitet wird. „Sie hätten gegen die brutale Niederschlagung der Opposition durch das Regime in Iran protestieren können, aber stattdessen entschieden Sie sich dafür, gegen Israel, der einzigen Demokratie im Nahen Osten, zu protestieren,“ ist in dem Brief zu lesen. „Wir schlagen deshalb vor, dass Sie zuerst die echten Probleme der Region lösen und dann zu uns kommen, um uns Ihre Erfahungen mitzuteilen.“2)

Nach Ansich von Mazen Qumsiyeh zielt Israels Reaktion auf das Fly-In darauf, das Bewusstsein der Realität in Palästina von Menschen ausserhalb des Nahen Ostens zu begrenzen und sich selbst vor internatinalem Druck zu schützen. „Es ist die hysterische Reaktion eines Diebes, der nicht als Dieb entlarvt werden will....Es ist eine Bestätigung, dass Israel uns isolieren und verhindern will, dass wir ein normales Leben führen. Ein Apartheidstaat, der nicht will, dass die Welt herausfindet, dass es ein Apartheidstaat ist,“ sagte Mazen Qumsiyeh.1)

Hanin Zoabi, Mitgield der israelischen Knesset, verurteilte aufs schärfste die israelischen Vorwürfe, dass die Friedensaktivisten Gesetze verletzten und fügte hinzu, dass Israels Paranoia ein Zeichen der Wirksamkeit dieser Kampagne sei. „Israel wird diese Solidaritätwellen nicht aufhalten können. Es wird isoliert dastehen,während die internationale Unterstützung für die legitimen Rechte der Palästinenser zunehmen wird.“3)

Berichte von Passagieren, denen der Flug nach Tel Aviv verweigert wurde, kamen am Sonntag, aus Brüssel, Istanbul, Wien, Rom, London, der Schweiz und Paris.4)

Nach einem Bericht der israelischen Tageszeitung waren von den 1200 Aktivisten auf Israels offizieller Liste 470 keine Aktivisten. Ein Beamter des Aussenministeriums bestätigte, dass die Liste für das vergangene Wochenende erweitert wurde. Haaretz berichtete, dass Lufthansa das Flugticket eines französischen Diplomaten stornierte, der vor Antritt seiner Arbeit in Israel auf Wohnungssuche gehen wollte. 270 Personen auf der Liste wurde die Einreise nach Israel auf 10 Jahre verweigert.5)

1)Jillian Kestler-D'Amours, European Airlines Silence Palestine Protest, 16. April 2012, Inter Press Service; http://original.antiwar.com/kestler-damours/2012/04/15/european-airlines-silence-palestine-protest/

2) http://972mag.com/new-entry-requirement-to-israel-political-opinion-test/41703/

3)Saed Bannoura,  Zoabi: “Israel Violates Freedoms At A Global Level”,15. April 2012, IMEMC; http://www.imemc.org/article/63310

4)Siehe http://www.commondreams.org/headline/2012/04/15-0

5) http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/israeli-official-40-of-names-on-shin-bet-fly-in-blacklist-were-not-activists-1.424470



 

Ist eine politische Erklärung neue Einreisebedingung für Israel? - Eine schwedische Touristin auf längerem Besuch in Ostjerusalem musste bei der Wiedereinreise von Jordanien nach Israel  am 10. April 2012 folgendes Formular unterschreiben:

„Ich, ...,Bürgerin von Schweden und Trägerin eines Passes mit der Nummer...erkläre hiermit folgendes:

Ich verpflichte mich, dass ich nicht Mitglied in allen pro-palästinensischen Organisationen sein kann und nicht in Kontakt mit jedem anderen Mitglied von allen pro-palästinensischen Organisationen sein kann, ebenso werde ich an keinerlei pro-palästinensischen Aktivitäten teilnehmen. Ich verstehe, dass alle relevanten rechtlichen Massnahmen gegen mich ergriffen werden,  sollte ich bei nur einem dieser Dinge erwischt werden, einschliesslich Deportierung und der Verweigerung der Einreise nach Israel. Ich verpflichte mich, Israel am neunzehn[ten] April 2012 zu verlassen.“

Kopie des Formulars und Hintergrund: http://972mag.com/new-entry-requirement-to-israel-political-opinion-test/41703/
 

 

11-jähriger Junge bei Protest für politische Gefangene verprügelt - Soldaten der israelischen Besatzungsarmee verprügelten am Freitag einen 11-jährigen Jungen, der am friedlichen Marsch in Ma’sara, südlich von Bethlehem gegen die Apartheidmauer und in Solidarität mit palästinensischen Gefangenen teilnahm. Mohammed Breijiyeh, ein Sprecher des Bürgerkomitees von Ma’sara, berichtet, dass Obada Breijiyeh auf ein gepanzertes Armeefahrzeug kletterte, was die Soldaten so in Wut versetzte, dass sie brutal auf ihn einschlugen. Obada erlitt leichte Verletzungen und wurde vor Ort behandelt. Mohammed Breijiyeh sagte, dass die Demonstration einen Teil des Dorflandes erreichen wollte, der für den Bau der israelischen Annexionsmauer konfiszierte wurde. Die Demonstranten trugen Fotos von palästinensischen Gefangenen in Israels Besatzungsgefängnissen, die sich im Hungerstreik befinden. Die israelische Besatzungsarmee blockierte den gewaltlosen Marsch brutal und verschoss grosse Mengen von Tränengas.

Freitagsproteste gegen die israelische Besatzung und die illegale Annexionsmauer in der Westbank wurden an diesem Wochenende in sechs palästinensischen Dörfern abgehalten. Die israelische Armee ging gegen die unbewaffneten Demonstranten mit den rountinemässige eingesetzten „Mengen-Kontrollmitteln“ ein: Tränengas, Gaskanister und gummi-ummantelte Stahlkugeln, durch die drei Protestteilnehmer verletzt wurden. Zahllose Teilnehmer litten unter Atemnot und anderen Folgen der Inhalierung der grossen Tränengasmengen, die von der israelischen Armee jedes Wochenende verschossen werden.

Die Proteste in Nabi Saleh, Bil’in, Ni’lin, Ma’sara, Kufr Qaddoum und Beit Jala am 13. April 2012 zeigten vor allem die Solidarität der Palästinenser mit den politischen Gefangenen im Hungerstreik, die gegen die Verletzung der Rechte der palästinensischen Gefangenen und die Praxis der Verwaltungshaft, der Internierung ohne Anklage und Verfahren, protestieren.

In Nabi Saleh drangen israelische Soldaten in das Dorf ein und feuerten Träengaskanister in die Häuser. Bilal al Tamimi, 16, wurde in seinem Haus von einem Kanister am Kopf verletzt. Als Sanitäter ihn ins Krankenhaus transportieren wollten, wurde die Ambulanz von Soldaten angehalten und durfte erst nach einigem Zeitverlust nach Ramallah weiterfahren.

Die Einwohner von Beit Jala marschierten am Karfreitag zu Dorfland, das Israel für den Bau der nach internationalem Recht illegalen Mauer konfiszierte. Der Protest wurde von örtlichen Geistlichen angeführt und endete mit einer kurzen Messe auf dem konfiszierten Land.

11-year old child beaten in pro-prisoner march, 14. April 2012, Palestine Information Centre; http://www.palestine-info.co.uk/en/default.aspx?xyz=U6Qq7k%2bcOd87MDI46m9rUxJEpMO%2bi1s7JpPxOsqXUvhhRhilxSeX234cdtD%2fkeRiaRI5LIZNOU0pDeYco7a%2bXgsU38x6oErmH4FxT7RqlA3iOBtJ3NTczAdeBW0R0Eljqbx6xj1qmYw%3d

George Rishmawi, Three injured by Israeli forces in non-violent anti-Wall demonstrations, 15. April 2012, IMEMC; http://www.imemc.org/article/63306

 

Bil’in: Palästinensischer Menschenrechtsaktivist freigelassen - Am Sonntagabend wurde ein bekannter Aktivist aus Bil’in, Ashraf Abu Rahma, nach sechseinhalb Monaten in israelischer Haft freigelassen. Die israelische Armee hatte ihn nach einem der gewaltlosen Freitagsproteste des Dorfes gegen die illegale Annexionsmauer festgenommen und inhaftiert. Vor einem Militärgericht wurde er wegen „Anstiftung“ und der „Organisation von illegalen Protesten“ angeklagt und zu einer Gefängnisstrafe und der Zahlung von 1000 Schekel verurteilt.

Ashraf Abu Rahma wurde wegen seiner Beteilgung am friedlichen Widerstand in der militärisch besetzten Westbank wiederholt von der israelischen Armee ins Visier genommen: 2008 wurde Ashraf Abu Rahmah  nach einer Demonstration in Nil’in festgenommen. Die israelischen Soldaten fesselten ihn, verbanden seine Augen. Während ein Soldat ihn festhielt, zielte ein anderer Soldat auf seinen Fuss und feuerte. Die Szene wurde von einer jungen Palästinenserin gefilmt, dank einer Initiative der israelischen Menschenrechstorganisation B’Tselem, die zur Dokumentierung von Menschenrechstverletzungen Kameras an Palästinenser in der Westbank verteilte. Das Video verursachte weltweite Verurteilung und der Soldat und sein Kommandeur wurden vor Gericht gestellt. Beide erhielten eine milde Strafe; der Vater der jungen Frau wurde zur Strafe festgenommen.

In Folge eines tätlichen Angriffs von israelischen Soldaten auf Abu Rahma im August 2011 muss er jetzt eine Operation am Ohr vornehmen lassen.

Die Teilnahme am friedlichen Widerstand hatte weitere schwerwiegende Folgen für die Familie von Ashraf Abu Rahma: Ashrafs Bruder Bassem wurde im April 2009 durch ein Hochgeschwindigkeits-Tränengasprojektil getötet, das ein israelischer Soldat bei einem Freitagsprotest auf ihn abzielte. Seine Schwester Jawaher starb am 1. Januar 2011 an den Folgen der Tränengasinhalierung nach der Teilnahme an einem  der wöchentlichen Freitagsproteste des Dorfes Bil’in. Das Dorf Bil’in steht als international bekanntes Beispiel des breiten, gewaltlosen Widerstandes gegen die israelische Besatzung wiederholt im Kreuzfeuer der Armee, die durch Nachtrazzien, Festnahmen und Militärgerichtsprozesse gegen die Aktivisten vorgeht.

Saed Bannoura, Nonviolent Resistance Activist Released, IMEMC & Agencies, 16. April 2012; http://www.imemc.org/article/63314

Bericht/Video von Ashraf Abu Rahmas Festnahme:
http://www.bilin-ffj.org/index.php?option=com_content&task=view&id=378&Itemid=1
 

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank und Gaza, 12. April 2012

 

Gewalttätige Soldaten und Festnahmen während Bil’ins Konferenz in Hebron - Am 11. April 2012 konnten die internationalen Teilnehmer an Bil’ins Konferenz zum friedlichen Widerstand in Hebron eine Kostprobe der Besatzung erleben.

Nach einem netten und friedlichen Mittagessen in der Nähe der Moschee waren zwei internationale Freiwillige vom Palestine Solidarity Project auf dem Rückweg, als drei Mitglieder des Bürgerkomitees Bil’in angehalten wurden. Soldaten teilten ihnen mit, dass sie verhaftet seien. Die Internationalen versammelten sich um sie und forderten die Freilassung der Palästinenser. Die Soldaten konnten die Menge nicht alleine zerstreuen und riefen Verstärkung.

Als die Grenzpolizei eintraf, erzwangen sie sich in brutaler Weise den Zugang zu den drei Palästinensern und nahmen sie fest. Internationale und Palästinenser, die sich ihnen in den Weg stellten, wurden geschlagen. Menschen, alt oder jung, unter ihnen zwei 60-jährige Kanadier vom Christian Peacemaker Team und eine 69-jährige Dänin wurden auf den Boden geworfen. Die Soldaten nahmen vier Internationale und sieben weitere Palästinenser fest. Eine israelische Ambulanz weigerte sich, eine am Arm verletzte Italienerin ins Krankenhaus zu transportieren. Siedler beobachteten das Geschehen und applaudierten bei jeder Festnahme. Drei Palästinenser und zwei Internationale wurden nach einer Stunde freigelassen.1)

Marco Mohamed Abdelaal, ein 32-jähriger Italiener und Mitglied der Internationalen Solidaritätsbewegung [International Solidarity Movement-ISM] befindet sich weiterhin in Haft und will gerichtlich gegen seine drohende Deportierung vorgehen. Die israelischen Behörden werfen ihm vor, einen israelischen Soldaten angegriffen zu haben. Die ISM und das Popular Struggle Coordination Committee verurteilten das aggressive und brutale Vorgehen der isrtaelischen Armee gegen die Teilnehmer an Bil’ins jährlicher Konferenz. Der gestrige Angriff auf Organisatoren und Teilnehmer ist ein weiterer Versuch, die Moblisierung der weltweiten Solidaritätsbewegung mit dem friedlichen Widerstand in der Westbank zu untergraben.

Zwei Palästinenser werden weiterhin festgehalten und Anfang nächste Woche vor ein Militärgericht gestellt. Einer der beiden ist Issa Amro, ein bekannter Aktivist gegen die Besatzung in Hebron, der erst kürzlich fast eine Woche in einem israelischen Gefängnis festgehalten wurde.

Die Kosten für die Anfechtung des Deportierungsverfahrens  gegen Marco belaufen sich auf etwa 3000 Euro. Die ISM bittet um Spenden für die Deckung der Gerichtskosten.2)

1)Violent Soldiers And Arrests During Bil’in Conferance In Hebron, 12. April 2012; http://palestinesolidarityproject.org/

2) http://palsolidarity.org/2012/04/italian-ism-activist-fights-unjust-deportation-your-support-needed/

 


 

Razzia in Nabi Saleh - Was wollt Ihr von einem 5-jährigen Mädchen? - Video von einer nächtlichen Militärrazzia auf das Haus von Bilal al-Tamimi, einem Fotografen aus dem Westbankdorf Nabi Saleh, das seit Dezember 2009 wöchentliche Proteste gegen den Landdiebstahl durch benachbarte israelische Siedler und die militärische Besetzung von palästinensischem Land durchführt.

Nach einem Bericht in Mondoweiss werden israelische Soldaten, die den Befehl geben, ein fünfjähriges Mädchen mitten in der Nacht bei der Razzia aufzuwecken, von der Mutter zur Rede gestellt. Die Mutter gewinnt! Auszüge vom Video:

„Ich habe keine Angst vor euch, ihr seid in meinem Haus und ihr sagt mir, dass ich den Mund halten soll, ihr sollt den Mund halten! Verlasst mein Haus!“

„Was wollt ihr von einem 5-jährigen Mädchen? Gefährdet sie euren Staat? Gefährdert sie eure Sicherheit? Seid ihr zufrieden mit eurem Staat?“

Laut Bericht von der YourTube Seite durchsuchten die Soldaten das Haus von Bilal –al-Tamimi rücksichtslos und zogen sich nach einem Zusammenstoss mit der Dorfjugend und unter einem Hagel von Steinen auf die Armeefahrzeuge zurück.1)

Nachtrazzien auf die Häuser der palästinensischen Bevölkerung werden von der israelischen Armee kontinuierlich durchgeführt. Vor allem Orte des aktiven friedlichen Widerstandes werden Wellen von Nachtrazzien unterworfen, um die Bevölkerung zu terrorisieren, als kollektive Bestrafung und um Aktivisten und Teilnehmer an den Protesten festzunehmen.2)

Seit Beginn der Proteste im Dorf Nabi Saleh führt die israelische Besatzungsarmee eine Einschüchterungs- und Bestrafungskampagne gegen die Organisatoren und Teilnehmer der friedlichen Demonstrationen.

Am 23. März 2012 forderte der Freitagsprotest im Dorf die sofortige Freilassung des Mitbewohners Bassem Tamimi, der vor einem Jahr festgenommen wurde und wegen der Organisation von „illegalen Protesten“ und „Aufwiegelung“ vor einem israelischen Militärgericht steht. Amnesty International erklärte Bassem Tamimi zum politischen Gefagnenen, der lediglich für die Ausübung seines Rechtes auf freie Meinungsäusserung inhaftiert wurde, und forderte seine sofortige, bedingungslose Freilassung. Bassem Tamimis Mitstreiter im friedlichen Widerstand, Naji Tamimi, wurde im März diesen Jahres nach einer einjährigen Haftstrafe für die gleichen Vergehen freigelassen.

Bei diesem Freitagsprotest wurde der 15-jährige Izz al-Abdul Hazfith Tamimi von einem gummi-ummantelten Stahlgeschoss im Gesicht verletzt und Usama Bilal Tamimi, 16, am Bein.

Im Dezember 2011 starb Mustafa Tamimi aus Nabi Saleh an den schweren Gesichtsverletzungen durch einen Tränengaskanister, den ein israelischer Soldat direkt auf ihn abgefeuert hatte.3)

1)http://mondoweiss.net/2012/04/what-do-you-want-from-a-5-year-old-girl-she-threatens-your-state-israel-raids-a-house-in-nabi-salah.html

2)http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/04/02/nabi-saleh-stands-strong-in-the-face-of-nightly-raids/; siehe auch Webseite von Beit Ommar,

3)Ma’an, 24. März 2012, http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/04/02/israeli-military-shoots-14-year-old-protester-in-face-with-rubber-bullet/

 

 

Drei Kinder verbrennen, wenn Kerzen die Lichter in Gaza ersetzen - Gazas Mangel an Brennstoff hat zu drei schrecklichen Todesfällen geführt, berichtet Rami Almeghari am 10. April 2012 aus Deir al-Balah in Gaza. Nadine, 6 Jahre, Farah, 5 und der vierjährige Sabri kamen am 1. April in einem Feuer in ihrem Kinderzimmer ums Leben, nachdem ihre Mutter wegen eines Stromausfalls eine Kerze angezündet hatte. Am Tag des Brandes erlebten Gazas 1, 6 Millionen Bewohner mehrere Stromausfälle.  Die Versorgung des zentralen Elektritätswerkes in Gaza mit Brennstoff war seitbeinahe zwei Monaten unzureichend. Am vergangenen Mittwoch, schreibt Almeghari, konnte das E-werk nach einer neuen Lieferung von Industriebenzin wieder mit der Stromerzeugung beginnen, zu spät für die Kinder der Familie Bashir.

Mutter Nehad erzählt, dass sie bisher nie Kerzen im Kinderzzimmer benutzt hatte, an jenem Abend aber keine Wahl hatte wegen des Stromausfalls. „Sie waren kleine Kinder und hatten Angst vor dem Dunkeln, deshalb musste ich ein bisschen Licht in ihrem Zimmer lassen. Am Sonntag abend, nachdem ich Musik auf dem Kassettenrekorder gespielt hatte und sie dazu fröhlich vor mir tanzten, legte ich sie in ihrem Zimmer schlafen, und ich wollte ebenfalls nach einem langen Tag schlafen gehen. Zwei Stunden später wachte ich zu Schreien in meinem Haus auf.“ Nur einige Kleiderüberreste verbleiben im teilweise verbrannten Schrank im Kinderzimmer. Der Vater Raed, ein Taxifahrer, arbeitete, als das Feuer ausbrach.

„Einige Stunden früher stellte ich fest, dass die elektrischen Lichter nicht funktionierten, deshalb brachte ich zum ersten Mal Kerzen, um das Haus zu erleuchten, als ich zur Arbeit ging. Ich wusste nicht, dass dieses Kerzenlicht den Tod meiner geliebten Kinder verursachen würde,“ sagte Raed.

Raeds Neffe Alaa Bashir berichtet den Ablauf der Ereignisse an jenem Tag: „ Etwa um fünf Minuten nacht acht Uhr abends informierten uns Nachbarn und Passanten, dass ein grosses Feuer im zweiten Stock des Gebäudes entbrannt war, wo mein Onkel seine Wohnung hatte.“ „Aufgrund des Surrens unseres Generatoren und der unserer Nachbarn konnten wir nicht erkennen, was geschah, bis wir oben ankamen und ein Feuer im Kinderzimmer vorfanden. Wir alarmierten die Feuerwehr, aber es war spät, also brachen wir in das Zimmer ein und wickelten die Kinder in Decken.  Drinnen war sehr viel Rauch. Die Kinder erstickten und verbrannten.“

 Die Mutter der Kinder und das Baby Reem wurden über den Balkon aus der Wohnung evakuiert.

Hamas, die regierende Partei in Gaza, forderte die Lieferung von Brennstoff für das E-Werk über Rafah, dem Grenzübergang zwischen Ägypten und Gaza. Ägypten verweigerte das und bot stattdessen an, Brennstoff über von Israel kontrollierte Grenzübergänge zu senden, in Koordinierung mit der Palästinensischen Autorität in der Westbank. Schliesslich haben sich Hamas und Vertreter der PA in Kairo darauf geeinigt, das Benzin durch von Israel kontrollierteGrenzübergänge zu transportieren. Die Teillösung wurde gefunden, nachdem Hamas zustimmte, die PA direkt für das durch Israel gelieferte Benzin zu bezahlen. Hamas wollte die absolute israelische Kontrolle über die Energieversorgung und die seit mehr als fünf Jahren dauernde israelische Blockade von Gaza brechen.

„Ich bete zu Gott, dass meine Kinder die letzten Opfer dieser Situation sind,“ sagte Raed Bahir.

Rami Almeghari, Three children burn to death as candles replace lights in besieged Gaza,The Electronic Intifada, 10. April 2012 (Gekürzte Übersetzung)

 

 

Palästinserinnen zurück an die Spitze - Einen Tag vor Beginn der siebten jährlichen Konferenz in Bil’in fand eine eigene Konferenz von Aktivistinnen im friedlichen Widerstand statt. Die Teilnehmerinnen kamen aus der Westbank, Jerusalem und den 1948er Territorien. Mütter, Rechtsanwältinnen, Journalistinnen und Studentinnen waren nicht nur durch ihre Identität als Frauen geeint, sondern auch durch den Dialog über gemeinsam erlebte Herausforderungen durch die israelische Besatzung und traditionelle Normen der patriarchalischen Gesellschaft, in der sie leben.

Irene Nasser aus Jerusalem sieht die Rolle der Fauen im palästinensischen nationalen Kampf nach dem Ausbruch der Zweiten Intifada stark reduziert. „Frauen haben die weitverbreiteten Widerstandsaktionen in der palästinensischen Geschichte angeführt und daran teilgenommen, wurden aber in den letzten Jahren aus dem Vordergrund verdrängt. Das Treffen am Montag konzentriert sich auf eine strategische Planung, wie man Frauen wieder in den unbewaffneten populären Widerstand zurückbringt.“

Das Treffen konzentrierte sich auf drei Hauptaspekte. Zuerst diskutierten die Frauen ihre Erfahrungen mit der israelischen Besatzungsarmee, von den körperlichen Angriffen, den Festnahmen bis zu strip searches, und wie die palästinensische Gesellschaft auf die weiblichen Opfer mit Verachtung reagiert und sie nicht wie Helden behandelt, eine Haltung, die palästinensischen Männern entgegengebracht wird, die die gleichen Erfahrungen durchgemacht haben.

Im zweiten Teil wurden die verschiedenen Formen des Widerstandes der Bevölkerung jenseits der üblichen wöchentlichen Proteste in verschiedenen Westbankdörfern analysiert, die kreativen Methoden, die nicht nur effektiv sind, sondern auch Frauen zur Teilnahme am Widerstand gegen die israelische Besatzung anregen und eine aktive Rolle verstärken.

Teilnehmerinnen diskutierten zum Abschluss mit grossem Engagement einen Brief über die wichtige Rolle der Frauen im friedlichen Widerstand, der von Nabi Salehs Manal Tamimi am nächsten Tag bei der Konferenz in Bil’in vorgelesen wurde. Im Brief wurde auch eine faire Repräsentation der Frauen im Palestine Solidarity Coordination Committee (PSCC) gefordert, und eine Stimme in den Bürgerkommitees.

Der Workshop war eine Idee von Manal Tamimi, die dem Trend der vergangenen Jahre entgegenarbeiten wollte, dass Palästinenserinnen trotz ihrer wichtigen Rolle in der Gesellschaft und im Widerstand immer weniger Anerkennung finden. „ Eine Frau ist eine Partnerin in allen Formen des Wderstandes, vom friedlichen zum bewaffneten Widerstand, ob sie will oder nicht. Eine Frau ist die Mutter des Gefangenen, die Schwester des Verletzten und die Frau eines Märtyrers und gleichzeitig auch eine Gefangene, eine Verletzte und eine Märtyrerin,“ erklärte Manal Tamimi....“Wir haben eine Rolle und einen Platz im Widerstand, aber wir müssen unsere Gedanken organisieren, unsere Rolle aktivieren und die anderen Frauen miteinbeziehen.“

Der friedliche Widestand wird oft von Männern dominiert, ein Widerspruch zur Formulierung des Widerstandes als weitverbreitet, „populär“. Mitglieder der Widerstandskomitees loben in der Öffentlichkeit gerne die wichtige Rolle der Frauen, halten aber ihre Frauen, Schwestern und Töchter von einer aktiven Teilnahme an den Protesten ab.

Zeinab Abu Zeid, Mitglied der Internationalen Soldaritätsbewegung (International Solidarity Movement) und Mutter von zehn Kindern, beurteilte das Treffen als Erfolg. „Ich wollte ein solches Treffen schon früher haben, fürchtete aber eine geringe Teilnahme. Gott sei dank war die Teinahme gut und es war erfrischend, die auf eine Beendigung der Besatzung gerichteten Meinungen von Frauen jenseit der üblichen männlichen Diskussion zu hören.

Siehe: Bringing Palestinian Women Back to the Frontlines, The Palestine Monitor, 11. April 2012; http://www.palestinemonitor.org/?p=4716

Weitere Artikel zum palästinensischen Widerstand:

Ramzy Baroud, Who Owns the Palestine Solidarity Movement, http://palestinechronicle.com/

Rabab Abdulhadi, Resistance and Liberation, http://www.jadaliyya.com/pages/index/5010/debating-palestine_representation-resistance- and- 1

 

 

Die Oslo-Generation: Beesan Ramadan - Das Institute For Middle East Understanding berichtet in einer Serie über palästinensische Aktivisten, die durch die Phase der Oslo Verträge von 1993 geprägt wurden. Angang März 2012 wurde über Beesan Ramadan, eine 22-jährige Studentin in Nablus und bekannte Ansprechpartnerin für internationale Aktivisten berichtet.

„Nablus lebte 10 Jahre unter einer vollständigen Belagerung. Viele Ausgangssperren, viele Offensiven,“ sagte Ramadan in Erinnerung an ihre Kindheit. Sie selbst durfte die Stadt vier Jahre lang nicht verlassen. Kürzlich wurde ihr die Ausreise aus der Westbank und eine Reise nach Jordanien von israelischen Behörden verboten. Ramadan sagt, dass ihr Aktivismus darauf zielt, eine Akzeptanz der Bedingungen zu verweigern, in die sie hineingeboren wurde. „Ich leben unter einer Besatzung und ich will etwas dagegen unternehmen,“ sagt sie. „Ich beobachte Erwachsene, die eine Tendenz zur Normalisierung ihrer Situation entwickeln und ich wehre mich dagegen; ‚nur weil ich eine Palästinenserin bin, muss ich leiden‘ oder mir wird das Recht zu reisen verweigert.“

Zusätzlich zum Studium der Betriebswirtschaftslehre an der An-Najah Universität in Nablus, engagiert sich Beesan Ramadan u.a. in der Bewegung für Boykott, Desinvestition und Sanktionen und der Research Journalism Initiative, die den Kontakt von jungen Palästinensern mit Studenten in anderen Ländern fördert.

In ihren eigenen Worten: „Was wir zur Zeit durchleben, hat mich dazu motiviert, eine Aktivistin zu werden. Ich lebe nicht weit von Ramallah, kann aber die Strassen nicht benutzen. Ich kann das Meer von meinem Wohnort aus sehen, ohne dass ich zum Strand gehen kann. Ich haben noch nie jemanden aus Gaza getroffen und Gaza wird als Teil des gleichen Landes gesehen. Das Recht zu reisen kann mir jederzeit verweigert werden. Ich kann jederzeit festgenommen werden. Das kann Furcht einjagen, aber auch motivieren.“

„Die Übergriffe der PA [Palestinian Authority] sind ein Resultat des sogenannten Friedensprozesses. Es ist ein Instrument der Besatzung. Also denke ich, dass unser Schwerpunkt nicht die PA selbst sein sollte; es muss die Besatzung sein...“

 

Siehe das IMEU für vollständigen Artikel und weitere Aktivstenprofile: IMEU, Generation Oslo: Beesan Ramadan, 8. März 2012http://imeu.net/news/article0020591.shtml. Siehe auch Interview mit Beesan Ramadan auf Mondoweiss

 

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 5. April 2012

 

Ein nicht ungewöhnlicher Tag in Palästina - Israel eröffnet am 30. März 2012 das Feuer auf den Globalen Marsch nach Jerusalem in Qalandia und ganz Palästina. - Ein Bericht von Rana Hamadeh

Gestern eröffnete die israelische Besatzungsarmee (IOF-Israeli Occupation Army) das Feuer auf die Teilnehmer am Marsch nach Jerusalem aus Anlass des palästinensischen Landtages.

Der Globale Marsch nach Jerusalem ist eine weltweite Initiative, an der sich hunderttausende von Menschen beteiligten. Märsche wurden in Palästina organisiert, in den Territorien von 1948 und in Gaza, in den umliegenden Ländern, in Teilen von Asien, Nordamerika und Europa. Unter anderem forderte der Marsch ein Ende der ethnischen Säuberung von Jerusalem und von ganz Palästina, das Recht auf Rückkehr für alle Flüchtlinge und den Schutz von nicht-jüdischen religiösen Stätten in Jerusalem, die zur Zeit gefährdet sind. Mindestens 200 Menschen wurden von der IOF in Protesten [zum Landtag] in ganz Palästina verletzt und ein junger Mann wurde in Gaza getötet.

Die israelische Armee setzte ein Arsenal von Waffen gegen die unbewaffneten Demonstranten ein, einschliesslich der „Sirene“, die ein ohrenbetäubendes Ringen aussendet, dem „Stinkwagen“, der einen Strahl von Abwasser ähnlicher Flüssigkeit ausstösst, dazu gummi-ummantelte Stahlkugeln, Hochgeschwindigkeits-Tränengas und scharfe Munition.

Als ich beim Protest ankam, rannten die Menschen vor dem abgefeuerten Tränengas weg. Ich lief in Richtung der Soldaten zu der Zone hinter ihnen, wo sich die Journalisten aufgestellt hatten. Die „Sirene“ wurde schon eingesetzt und beim Näherkommen immer unerträglicher. Die Strassen sahen bereits nur wenige Minuten nach dem Beginn des Protestes grimmig aus. Sobald ich die Soldaten erreichte, wurde die „Sirene“ leiser. Die Technik erlaubt der IOF, das Geräusch in eine bestimmte Richtung zu lenken.

Als ich die zahlreichen israelischen Soldaten in der Umgebung fotografierte und die Wandmalereien auf der Apartheidmauer hinter ihnen, fuhr der „Stinkwagen“ nach vorne und feuerte wahllos Abwasser auf die Menschen, Häuser und Läden in Reichweite. Journalisten rannten in Deckung, um ihre Kameras vor Beschädigung zu schützen. Andere liefen davon, weil sie nicht tagelang durch den faulen Geruch auffallen wollten. Eine Wolke wurde zu mir nach hinten getragen und ich musste mich beinahe übergeben. Der Geruch ist stärker und haftet länger als selbst die echte Jauche. Eine junge Frau ging auf den Wagen zu und wurde eingesprüht, aber es gelang ihr, eine palästinensische Fahne darauf anzubringen.

Nachdem sie den Skunk zu genüge eingesetzt hatten, stiegen die Soldaten in ihre Jeeps und rückten, Tränengas schiessend, nach vorne. In Panik rannten die Demonstranten davon, um frische Luft zu finden und um eine Festnahme durch die anrückende Armee zu vermeiden.

Ich lief  hinter ein Gebäude, um Deckung vor dem Hagel von Tränengasgranaten zu finden. Eine Handvoll von Mitdemonstranten folgte mir und wir dachten, dass wir in Sicherheit wären, als der Geruch von Tränengas uns überwältigte. Wir rannten in das Gebäude hinein, kletterten über Abfallhaufen und versuchten, dem Gas entkommen, das unsere Augen und Lungen füllte. Das Gas war in beiden Richtungen. Es gab kein Entkommen. Die meisten fielen um Atem ringend zu Boden und versuchten, bei Bewusstsein zu bleiben. Leute riefen verzweifelt den Namen eines blinden Mädchens, das sie ihm Chaos verloren hatten. Als ich die Augen einen Schlitz öffnen konnte, sah ich, dass die Soldaten in unser Versteck gekommen waren und alle mit Gesten zum Herauskommen aufforderten. Im Chaos des Augenblicks dachte niemand an ein Missachten des Befehls. Sobald wir hervorkamen, nahm sich ein Offizier einen Jungen vor. Eine willkürliche Wahl. Zusammen mit einer anderen Frau stellte ich mich  zwischen die Soldaten und den Jungen, und wir wiesen auf ihre Willkür hin: Was er getan hatte, hatten wir getan. Wir versuchten eine Enthaftung, aber die Soldaten kreisten uns ein und schleppten den um Luft ringenden Jungen in aggressiver Weise weg.

Auf der Strasse gegenüber stiess ich auf eine Gruppe von Soldaten, die auf die Türe eines Apartements einschlugen, um sie aufzubrechen. Die Gesichter von Frauen und Kindern blickten oben aus den Fenstern auf sie herab. Sie brachen das Fenster in der Türe ein und hämmerten so lange auf die Tür, bis sie sich verbog und geöffnet werden konnte.

Als die Türe schliesslich offen war, marschierte eine Gruppe von Soldaten ins Gebäude und die Stufen hoch. Die letzten der Gruppe liefen komischerweise rückwärts, mit den Gewehren auf uns gerichtet, als ob ich oder andere Journalisten sie angreifen würden. Andere Soldaten blieben als Wachen am Eingang zurück. Die Soldatengruppe marschierte durch das Haus und erschien auf dem Dach, von dem sie ein weites Schussfeld haben, um gummi-ummantelte Stahlkugeln auf die Menschen abzuschiessen.

Das Herumstehen mit anderen Journalisten und den Soldaten war frustrierend, deshalb rannte ich unter dem Gewehrfeuer zurück zu den Demonstranten. Aus dieser Perspektive war die Szene viel ernster. In kurzen Abständen riefen Leute nach einem Krankenwagen und die Verwundeten wurden weggetragen.

Man hatte zunehmend den Eindruck, dass der Beschuss mit Gummimantelgeschossen eskalierte und man konnte die Leute nicht mehr mitten auf der Strasse sehen, sondern an die Häuser gepresst und hinter Mauern.

Es war erschöpfend, sich ständig beim Geräusch von Gewehrschüssen zu ducken und die Sanitäter bei der Arbeit an Menschen zu beobachten, deshalb fragte ich schliesslich ein dutzend Menschen, ob sie mit mir zusammen in Richtung Soldaten laufen wollten. Viele stimmten zu und so liefen wir auf die Strasse hinaus, Arm in Arm und mit hochgehaltenen Fahnen, und marschierten los. Die Armee feuerte weiterhin. Ich blickte zurück und sah, dass nur noch ein Mensch bei mir geblieben war. „Keine Angst, Rana,“ ermutigte er mich, „lauf weiter.“

Wir blieben bei unserem Entschluss und es war befreiend, so offen auf die israelischen Soldaten in ihrer militärischer Rüstung und vollem Waffenarsenal zuzulaufen. Beim Geräusch von Gewehrschüssen, drehten wir den Kopf zur Seite, um im Falle einer Verletzung wenigsten unsere Augen zu schützen. Wir zuckten nicht, wenn Soldaten Tränengas über unsere Köpfe feuerten.

Eine Handvoll anderer [Demonstranten]holte uns ein, als wir die Soldaten erreichten. Der Plan war, vor ihnen zu stehen, damit sie nicht auf die Demonstranten hinter uns schiessen konnten. Wir riefen unsere Forderungen wie „Keine Gerechtigkeit-kein Friede“ und „Wir sind friedlich, was seid ihr?“. Zuerst sah ich nicht viele Journalisten, und die Soldaten wurden schnell aggressiv. Ein israelischer Soldat riss mir die palästinensische Fahne aus der Hand und warf sie zu Boden. Eine andere junge Frau und ich wollten sie unbedingt aufheben, aber wir wurden geschlagen und weggestossen.

Wir fassten uns an den Armen und bildeten eine Kette. Wenn die israelische Armee auf eine Seite ging, machten wir das Gleiche. Sie griffen die Gruppe offensichtlich an, um uns auseinanderzubrechen und festzunehmen. Soldaten traten und schlugen die Gruppe. Als eine junge Frau die Arme hoch hielt und rief, dass sie nicht bewaffnet sei, packte ein Soldat einen Stein und schlug ihre Hand damit. Der junge Mann zur Linken wurde weggeschleppt und ich selbst wurde in den Schwitzkasten genommen und zu Boden gedrückt. Körper und Füsse drückten auf mich ein und ich konzentrierte mich im umgebenden Chaos nur noch darauf, dass mein Kopf nicht auf den Asphalt schlug. Ich wurde gezogen, gestossen und geschlagen. Als ich den Kopf heben konnte, sah ich, dass mich der gleiche Freund, der von Anfang an mitgelaufen war, festhielt und mich, da ich bin sicher, vor einer Festnahme schützte.

Später erfuhr ich, dass andere Aktivisten in ähnlicher Weise angegriffen wurden, aber weitere Festnahmen verhindern konnten. Benommen, verletzt und erschöpft standen wir da.

Wir protestierten weiter, als wir uns zurückzogen und zu den anderen Demonstranten zurückkehrten. Nur wenige Meter entfernt begannen sie wieder mit dem Beschuss und wir sahen, dass weitere Verletzte in die Krankenwagen getragen wurden. Im Verlauf des Tages sah ich mehrfach Leute, die von Gummimantelgeschossen verletzt wurden und bluteten, aber niemandem  den Platz in einem Krankernwagen wegnehmen wollten.

Später, als viele gegangen waren und nur noch wenige Demonstranten übrig blieben, standen wir an eine Wand gepresst und drehten unsere Köpfe beim Geräusch von Gewehrfeuer. Plötzlich traf ein Gummimantelgeschoss einen jungen Mann neben uns  im Gesicht. Sein Gesichtsausdruck gefror, als hätte er mit offenen Augen sein Bewusstsein verloren. Wr riefen einen Krankenwagen und er wurde weggetragen.

Diese Erlebnisse sind so weit verbreitet im palästinensischen Kampf, dass man sie normalisiert, um sie zu verkraften. Als Aktivisten kämpfen wir dagegen und trotzdem sind wir von diesen Erfahrungen tief betroffen, egal ob wir noch das Engagement finden, uns dazu zu äussern, oder nicht.

Man muss aber verstehen, dass dies kein ungewöhnlicher Tag war. Das ist die regelmässige Reaktion zu den friedlichen Protesten, die mindestens einmal pro Woche in Palästina stattfinden. Ein junger Mann, der willkürlich für eine Festnahme ausgewählt wird, das hat jede Familie erlebt. Dass die IOF eine Tür einbricht, um ein Dach als militärische Stellung zu benutzen, ist eine weit verbreitete Praxis. Dass die Fenster einer Ambulanz durch Gewehrfeuer zerschlagen werden, dass Journalisten ins Visier genommen werden, auf Häuser und Geschäfte gefeuert wird, das alles kann man direkt miterleben auf einer Reise nach Palästina.

Rana Hamadeh, Israel opens fire on the Global March to Jerusalem in Qalandia and across Palestine, 31. März 2012; http://zaytouni.wordpress.com/2012/04/02/israel-opens-fire-on-the-global-march-to-jerusalem-in-qalandia-and-across-palestine/

Weitere Berichte zum Globalen Marsch nach Jerusalem: http://gm2j.com/main/

 

 

 

 

Danny Ayalon: Landtag – Proteste sind „politischer Terrorismus“ - Israels Vizeaussenminister sagte, dass ein am Wochenende von Palästinensern organisierter jährlicher Protest „politischer Terrorismus“ sei. Danny Ayalon sprach am Samstag in Bat Yam bei Tel Aviv. Er sagte,  die Landtagproteste seien „eine Fortsetzung des diplomatischen Terrorismus, den Abu Mazen (Präsident der Palästinensischen Autorität) in internationalen Foren gegen Israel einsetzt.“

Palästinenser halten Landtag- Demonstrationen seit 1976  ab, um gegen die ihrer Meinung nach diskriminierende israelische Landpolitik zu protestieren.

Am Freitag demonstrierten etwa 2000 arabische Israelis im Norden Israels, wo die meisten Mitglieder der arabischen Minderheit Israels leben. Israelische Soldaten töteten einen Demonstranten im Gazastreifen, und weitere Unterstützer marschierten in Jordanien und im Libanon. 200 Demonstranten marschierten am Samstag in Jaffa, dem historischen arabischen Viertel von Tel Aviv.

http://www.google.com/hostednews/ap/article/ALeqM5jb_fjQQy68-zFOgF1aWrLBIdTrUw?docId=587da8d9d7554738ab4aeb1ed24bd930

 

 

 

 

Nil’in: Am Landtag verschärfen israelische Soldaten die Gewalt - In Erinnerung an den Landtag beteten die Bewohner von Nil’in unter den Oliven auf Dorfland, das durch den Bau der Annexionsmauer [und die Präsenz von israelischen Soldaten und jüdischen Siedlern] gefährdet ist. Nach dem Freitagsgebet begann die grosse Demonstration mit 250 Teilnehmern aus aller Welt mit den Forderungen nach unbehindertem Zugang zum agragischen Land und einem Ende der Behinderung und Schikanierung von Nil’ins Bauern.

Eine überraschende Neuerung erwartete die Demonstranten bei der Ankunft vor der Mauer: Zwei neue, militärische Wachtürme waren als Aussichtsposten für die Scharfschützen errichtet worden. Zusätzlich wurde Stacheldraht vor der Mauer ausgelegt, was die Zahl der Barrieren für Demonstranten und Bauern verdreifacht: Betonmauer, Stacheldraht und elektrischem Zaun.

Die Reaktion der israelischen Armee auf die Demonstration folgte der in der Westbank üblichen Routine und eskalierte vom Tränengas zu den gummi-ummantelten Stahlkugeln und dem Einsatz des „Stunkwagens“ zur Jagd durch israelische Soldaten auf die Demonstranten, zuerst wohl in der Hoffnung auf Festnahmen. Nachdem das Versteckspiel der Soldaten vereitelt wurde, mussten sich diese mit der brutalen Vertreibung der Demonstranten in RichtungDorf begnügen.

Das Bürgerkomitee Ni’lin wies daraufhin, dass die Proteste trotz der Einschüchterungsversuche der israelischen Armee fortgesetzt werden. Es forderte die sofortige und bedingungslose Freilassung von Hana Shalabi, die ihren Hungerstreik beendete, aber ins Exil nach Gaza gezwungen wird. Das Bürgerkomitee sandte die besten Segenswünsche an alle Landtag-Demonstranten in der Westbank, nn Jerusalem und Gaza.

http://www.nilin-village.org/2012/03/31/on-the-land-day-israeli-soldiers-increase-their-violence-against-the-villagers-of-nilinone-journalist-was-hit-and-other-dozens-suffer-from-tear-gas-suffocation/

 

 

Hier sind Fotos zur grossen Pflanzaktion in Ni’lin am 24. März 2012, die das Ziel hat, die 1100 Olivenbäume zu ersetzen, die Ni’lin durch die israelische Besatzung verlor. Das Dorf war berühmt für sein Olivenöl, musste aber durch die systematische Zerstörung von Oliven und die ständigen Behinderungen bei der Feldarbeit grosse Verluste im Bereich der Olivenindustrie hinnehmen.

http://www.nilin-village.org/2012/03/29/in-photos-ni%e2%80%99lin-village-begin-with-the-first-event-of-replanting-olive-trees-24-03-2012/

 

 

 

Dritter palästinensischer Hungerstreiker in ein israelisches Gefängniskrankenhaus gebracht - Omar Abu Shalal, 55, aus Nablus wurde am 28. Tag seines Hungerstreiks in das israelische Gefängniskrankenhaus in Ramla transportiert. Ein Anwalt der palästinensischen “Prisoner Society”. Jawwad Boulous, berichtete am 4. März 2012, dass Abu Shalal seit vier Wochen jede Nahrung verweigert, um gegen seine Inhaftierung ohne Anklage zu protestieren. Abu Shalal teilt sein Krankenzimmer mit Bilal Diab und Thaer Halahla, die sich seit 36 Tagen in einem Hungerstreik befinden. Boulous sagte, dass Halahla unter Magenschmerzen, verschlechterter Sehkraft und schweren Kopfschmerzen leidet. Die Gefangenen würden unter Druck gesetzt, damit sie ihren Hungerstreik beenden. Sie gaben Boulous einen Brief mit einer Botschaft an Freunde und Unterstützer. Sie schreiben:“Wir sehen Eure Unterstützung als Nahrung, die uns Stärke und Entschlossenheit gibt. Wir grüssen Hana Shalabi, die ihren Hungerstreik fortsetzte, und dem nachfolgte, was Khader Adnan begann.“

Hana Shalabi, 29, fastete 43 Tage aus Protest gegen ihre Wiederverhaftung in die Verwaltungshaft, bevor sie ein Übereinkommen mit der israelischen Strafvollzugsbehörde einging, das ihre sofortige Freilassung vorsah, allerdings nicht in ihr Heimatdorf in der nördlichen Westbank, sondern nach Gaza.

Khader Adnan führte seinen Hungerstreik 66 Tage lang durch, bis Israel seiner Freilassung im April zustimmte. Gegen ihn wurde ebenfalls keine Anklage erhoben. Die in den Hungerstreik getretenen palästinensischen Gefangenen protestieren gegen Israels System der Verwaltungshaft, nach dem seit 1967 tausende von Palästinensern ohne Anklage oder Gerichtsverfahren inhaftiert wurden. Ungefär 300 Palästinenser befinden sich in Administrativhaft in Israel, darunter 20 gewählte Parlamentarier. Israels Praxis des Gefangenentransfers aus den besetzten Gebieten nach Israel ist illegal nach internationalem Recht.

Lawyer: 3rd hunger-striker hospitalized in Israeli jail, http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=473967

 

 
 

Anan Tamimi, Palästinenser, 16 Jahre, drei Festnahmen in 40 Tagen - Der 16jährige Anan Tamimi wurde von israelischen Soldaten auf dem Weg in die Schule festgenommnen, berichtete Manal Tamimi am 2. April 2012. Damit hat die zionistische israelische Armee das Kind Anan Naji Tamimi zum dritten Mal innerhalb von 40 Tagen verhaftet.

Anan wurde im vergangenen Monat bei einer Nachtrazzia festgenommen und wegen Teilnahme an einem illegalen Protest und Steine werfen angeklagt. Als Beweis wurde das Foto eines Steine werfenden Jungen vorgelegt, aufgenommen von einem israelischen Soldaten während des wöchentlichen Freitagsprotestes. Der Verteidiger von Adnan konnte beweisen, dass der Junge im Foto der Armee nicht Anan war, und sie liessen ihn gegen eine Kaution von 500 Dollar frei. Der Militärstaatsanwalt droht ihm mit Wiederverhaftung. Nach vier Wochen kamen die Soldaten wieder um zwei Uhr nachts in sein Haus und nahem Anan fest. Sie verhörten ihn zwei Stunden lang, schlugen ihn und zeigten ihm das gleiche Foto. Anan liess sich nicht beirren und erinnerte die Soldaten daran, dass er bereits einmal freigelassen wurde, weil das Foto einen anderen Jungen zeige. Um vier Uhr morgens lud die zionistische IDF ihn mit verbundenen Augen und in Handschellen im Niemandsland ab. Die Soldaten sagten ihm, er solle alleine nach Hause gehen. Nachdem er sich von den Handschellen befreien konnte, lief er eine halbe Meile alleine auf einer Siedlerstrasse. Er berichtet, dass er grosse Angst davor hatte, dass Siedler ihn sehen und zu Tode prügeln würden. Er kam vor Kälte und Angst zitternd zu Hause an.

Eine Woche nach diesem Vorfall befindet sich Anan wieder im Gefängnis in Ofer. Sie sagen, dass sie Beweise haben, dass Anan an illegalen Protesten teilnahm und Steine warf. Dies ist eine Geschichte der Zustände, mit denen unsere Kinder konfrontiert sind und wie sehr sie unter dieser zionistischen Besatzung leiden.

Anan ist das älteste Kind von Naji Tamimi, einem Aktivisten des gewaltlosen Widerstandes in Nabi Saleh. Er wurde erst Anfang März diesen Jahres nach einjähriger Inhaftierung für seine Rolle in der Organisation der Freitagsproteste des Dorfes gegen Israels Besatzung und Kolonisierung der Westbank freigelassen. Die Militärstaatsanwaltschaft hatte Naji Tamimi wegen der Organisation und Teilnahme an illegalen Protesten vor Gericht gestellt.

Zur Zeit steht Bassem Tamimi, ebenfalls ein Organisator der wöchentlichen Proteste in Nabi Saleh, vor einem israelischen Militärgericht. Die Anklage lautet, wie im Falle von Naji Tamimi und zahlreicher palästinensischer Aktivisten in den Nachbardörfern, auf Organisation von illegalen Protesten, Störung der öffentlichen Ordnung und Anstiftung zum Steine werfen. Amnesty International erklärte am 2. März 2012, dass Bassem Tamimi ein politischer Gefangener sei und forderte seine sofortige und bedingungslose Freilassung.

http://stopthewall.org/anan-tamimi-

http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/04/02/16-year-old-anan-tamimi-from-nabi-saleh-was-arrested-by-israeli-soldiers-on-his-way-to-school-this-morning-for-the-3rd-time-in-recent-weeks/

Ausführlicher Bericht zu Bassem Tamimi: http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/03/09/amnesty-calls-for-the-immediate-release-of-bassem-tamimi/

 

 

Israelische Armeerazzia in Kafr Qaddoum - Vor Morgengrauen drangen israelische Soldaten am Donnerstag im Westbankdorf Kafr Qaddoum ein und nahmen 18 Ortseinwohner, darunter vier Minderjährige, und zwei Polizisten fest, berichtete Ma’an am 5. April 2012.

Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte, dass die Bewohner unter dem Verdacht der Teilnahme an“gewaltsamen und illegalen“ Zusammenstössen im Dorf stehen.

Dorfbewohner berichteten Ma’an, dass die israelischen Soldaten bei der rücksichtslosen Durchsuchung mehrere Häuser auch Schmuck im Wert von 11 200 Dollar mitgehen liessen.

Ein israelischer Sicherheitsbeamter sagte, dass eine Unterbrechung der bisherigen Sicherheitskoordinierung angesichts der Verhaftung von palästinensischen Polizisten nicht erwartet wird.

Dienstagnacht nahm die israelische Armee 14 Menschen in Razzien in der zentralen und südlichen Westbank fest, berichtete Ma’an am 4. April 2012.

In Beit Ummar nahe Hebron fuhren nach Angaben des örtlichen Bürgerkomitees 10 Jeeps bei Morgengrauen im Dorf ein. Zwei Dorfbewohner und ehemalige Gefangene  und zwei Teenager wurden von den Soldaten mitgenommen. In Beit Awwa brachen israelische Soldaten in mehrere Häuser, durchsuchten sie und nahmen drei junge Männer fest.

Israeli forces raid Kafr Qaddoum, http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=474155

Israeli forces detain 15 in West Bank overnight;http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=473806

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer


Friedlicher Widerstand in der Westbank, 29. März 2012

100 Jahre ANC: Palästinenser leisten Widerstand gegen das israelische Apartheidsystem

Botschaft von Ahmed Kathrada anlässlich der achten Internationalen Woche zur israelischen Apartheid [International Israeli Apartheid Week] an der Universität Johannesburg – Kathrada verbrachte 18 Jahre als politischer Gefangener auf Robben Island; in dieser Zeit wurde ihm die höchste Würdigung des ANC verliehen, der Isitwalandwe Award. Kathrada war ein politischer Berater von Präsident Nelson Mandela und leitet zur Zeit die Stiftung des Robben Island Museum.

Als ein Südafrikaner, der unter der Apartheid gelebt und gelitten hat und als Erwachsener beinahe dreissig Jahre seines Lebens für die Teilnahme am Widerstand im Gefängnis verbrachte, kann und werde  ich in aller Bescheidenheit darauf hinweisen, dass ich einiges über die Charakteristiken der Apartheid sagen kann. Man reist nicht so weit oder so lange mit führenden Mitgliedern des African National Congress (ANC), mit Govan Mbeki, Walter Sisulu und Nelson Mandela, und erkennt ein Apartheidsystem  nicht, wenn man es sieht und erfährt.

Vor kurzem habe ich am Russell Tribunal zu Palästina teilgenommen und bewegende Zeugnisse von Palästinensern, Israelis und Südafrikanern gehört. Das Tribunal kam zur Schlussfolgerung, dass Israel rechtlich als Apartheidstaat definiert werden kann. Mit schwerem Herzen muss ich aufgrund meines eigenen Durchleidens und, was noch wichtiger ist, aufgrund meine Lernens zugeben, dass ich zutiefst davon überzeugt bin, dass die Palästinenser eine ähnliche – und in vieler Hinsicht viel schlimmere- Erfahrung durchmachen, als wir sie unter der Apartheid in Südafrika erlebten. Dieses Argument wurde ebenfalls überzeugend von Professor John Dugard vorgebracht, einem der angesehensten Juristen in Südafrika.

Israels getrennte Strassen, de-facto Mixed Marriages Act, Verfahren vor Militärgerichten, die unfaire Verteilung von Ressourcen (vor allem Wasser), rassistische Gesetze zur Staatsbürgerschaft, Zuteilung und Verweigerung von Rechten an Menschen auf der Basis ihrer Ethnizität, die Zerstörung der Häuser der indigenen Bevölkerung, die seit Generationen auf dem Land gelebt und es bearbeitet hat, um Platz für Neuankömmlinge zu machen, die vom gleichen Genpool wie die Führungsschicht kommen, die Entwurzlung von Olivenbäumen, Inhaftierung ohne Verfahren, Passgesetze, Reservierung der kleinsten Teile des Landes für die Mehrheit der Bevölkerung...ich weiss kein anderes Wort dafür als Apartheid.

Ich erinnere mich, wie die Verteidiger des Apartheidsystems in Südafrika das Argument vorbrachten, dass die südafrikanische „Situation“ komplizierter sei, als der ANC sie darstelle. Vielleicht hatten sie recht, aber das Argument der Komplexität wurde in den Händen der Mächtigen auch als Waffe eingesetzt, um die Schwachen zu entwaffnen und diejenigen, die in Solidarität mit ihnen handeln.

Ich befürchte, dass zur Zeit wohl das Gleiche geschieht. Nelson Mandela warnte uns bereits vor einiger Zeit, im Jahr 1996: „In unserer Situation besteht die Versuchung, im abgeschwächten Ton zum Thema des Rechtes der Palästinenser auf einen eigenen Staat zu sprechen. Wir können leicht dazu verführt  werden, Versöhnung und Fairness als Gleichstellung zwischen Recht und Unrecht zu interpretieren. Weil wir unsere Freiheit erlangt haben, könnten wir den Fehler machen, angesichts der Schwierigkeiten anderer unsere Hände in Unschuld zu waschen. Aber wir würden an Menschlichkeit verlieren, würden wir so handeln. (4. Dez. 1997)

Manche Leute wollen uns glauben machen, dass die Geschichte in Südafrika nur von Dialog und Versöhnung geprägt ist. Es ging tatsächlich darum. Aber es ging auch um den Kampf gegen die Besatzung und für Gerechtigkeit.

Unsere Befreiungskampf hat viele neue “Bewunderer” – einige davon haben oft mit dem Apartheidregime gemeinsame Sache gemacht. Es überrascht jetzt, dass sie nicht nur in Anspruch nehmen, dass sie Teil des Kampfes waren, sondern auch, dass sie uns belehren wollen, worum es in diesem Kampf ging und wie er auf den palästinensischen Kampf für Gerechtigkeit angewandt werden soll.

Der ANC muss sich jetzt überlegen, wie er den palästinensischen Kampf für Gerechtigkeit und Selbstbestimmung weiter konkret unterstützen kann. Ich glaube, dass wir den Aufruf von Erzbischof Desmond Tutu und von vielen anderen in der Welt ernsthaft berücksichtigen müssen. Als die Universität von Johannesburg (UJ) ein Team mit der Untersuchung beauftragte, ob UJ seine offizielle Beziehung zu Israels Ben-Guron Universität beenden und einen akademischen Boykott beginnen sollte (was auch geschah), schrieb Erzbischof Desmond Tutu:

„Zusammen mit den friedliebenden Menschen dieser Erde verurteile ich alle Formen der Gewalt – aber sicherlich müssen wir erkennen, dass Menschen, die eingesperrt sind, ausgehungert werden und ihrer wichtigsten materiellen und politischen Rechte beraubt wurden, gegen ihren Pharao rebellieren müssen? Sicherlich macht der Widerstand uns menschlich? Palästinenser haben wie wir die gewaltlosen Instrumente des Boycotts, der Desinvestition und der Sanktionen gewählt.“

Unser Aufruf heute abend ist kein Aufruf zur Gewalt – unser Aufruf zielt auf Gewaltlosigkeit und Versöhnung. Historisch gesehen hat der ANC immer eine friedliche Verhandlungslösung angestrebt.

Allerdings sagen wir auch, wenn ihr auf der Strasse der Apartheid verbleibt und wir euch nicht aufhalten können, dann macht ihr das auf jeden Fall ohne unsere Zustimmung, unsere Investitionen, wirtschaftliche, kulturelle und politische Vereinbarungen.

Mitstreiter und Freunde, was die Frage der Gerechtigkeit für die Palästinenser betrifft, unsere Solidarität mit ihnen und das Zusammenleben aller Menschen in dieser Region, so wiederholen wir  am besten die weisen Worte von Nelson Mandela, unserem Führer, der ganz klar sagte:

„Als die Vereinten Nationen 1977 die Resolution zur Einführung des Internationalen Tages der Solidarität mit den Palästinensern verabschiedeten, war dies eine Anerkennung, dass Unrecht und schwerwiegende Menschenrechstverletzungen in Palästina begangen wurden. In dieser Zeit nahm die UN entschieden Stellung gegen die Apartheid und über Jahre wurde ein Konsensus aufgebaut, der zur Beendigung diese schändlichen Systems beitrug. Aber wir wissen nur zu genau, dass unsere Freiheit unvollständig ist ohne die Freiheit der Palästinenser, ohne die Lösung der Konflikte in Osttimor, im Sudan und anderen Teilen der Welt. Südafrika ist stolz darauf, ein Teil des internationalen Konsensus zu sein, der das Recht Palästinas auf Selbstbestimmung und einen Staat bestätigt. Wir verpflichten uns dazu, im Rahmen unserer begrenzten Mittel unseren bescheidenen Beitrag zu leisten,  damit Palästina seine rechtmässige Position in der Welt einnehmen kann.(11. August 1988)

“Südafrikaner können das Leiden der Palästinenser nachvollziehen; Palästinenser leiden weiterhin unter Demütigungen und der wirtschaftlichen Notlage. Diejenigen, die als Flüchtlinge im Exil leben, wurden seit langem durch die Hoffung auf eine Beendigung des Konfliktes und der Anbruch einer besseren Zukunft.“ (25. Nov. 1998)

 Ahmed Kathrada, 100 Years Of The ANC: Palestinians Resisting Israeli Apartheid – OpEd, 26. März 2012; Palestine Chronicle; http://palestinechronicle.com/view_article_details.php?id=19192

Übersetzt von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand: Hana Shalabi; 23. März 2012

 

Die Palästinenserin Hana Shalabi befindet sich seit dem 16. Februar 2012 im Hungerstreik, um gegen ihre Inhaftierung unter der Verwaltungshaft und die entwürdigende Leibesvisitation während ihrer Festnahme zu protestieren. Hana Shalabi wurde  am 18. Oktober 2011 im Rahmen des Gilkad-Shalit Gefangenenaustauschs freigelassen; zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits drei Jahre in israelischer Verwaltungshaft ohne Anklage und Verfahren eingesessen.

Nach ihrer Wiederfestnahme im Februar wurde eine sechsmonatige Verwaltungshaft von Frau Shalabi angeordnet. Am 4. März verkürzte ein Militärrichter ihre Haft auf vier Monate; nach den Regeln der israelischen Verwaltungshaft könnte ihre Inhaftierung nach Ablauf der ersten Verwaltungshaftanordung am 16. Juni 2012 durch eine zweite Anordung verlängert werden. Palästinensische Solidaritätsgruppen und Amnesty International haben ihre sofortige Freilassung gefordert. Hana Shalabi setzt ihren Hungerstreik fort.

 

Hana Shalabi in schlechter Verfassung im Krankenhaus - Der Gesundheitszustand der palästinensischen Gefangenen Hana Shalabi ist besorgniserregend, sagte die palästinensische Gesellschaft für Gefangene [Prisoner’s Society] am Donnerstagmorgen gegenüber der Presse.

Anwalt Jawad Pauls, Direktor der Rechtsabteilung der Gesellschaft sagte nach einem Besuch im Krankenhaus, wo Shalabi behandelt wird, dass sich ihr Herzschlag verlangsamte und sie erheblich an Gewicht verloren hat.

Pauls sagte in einer Pressemitteilung, dass die israelische Gefängnisautorität Shalabi am Dienstag in das Krankenhaus transportierte, weil sich ihre Gesundheitszustand schnell verschlechterte.

In der Pressemitteilung wird berichtet, dass Shalabi in einem kleinen Zimmer isoliert gehalten wird, unter der Bewachung von vier israelischen Polizisten, zwei Männern und zwei Frauen und dass Pauls in ihrem Zimmer Essen riechen konnte. Im Pressebericht wird angenommen, dass die Wachen ihre Essen absichtlich im Zimmer einnehmen, um Druck auf Shalabi auszuüben, ihren Hungerstreik abzubrechen.

Shalabi befindet sich seit ihrer Festnahme in die Verwaltungshaft am 16. Februar im Hungerstreik....

Shalabi begann ihren Hungerstreik, als Khader Adnan sich ebenfalls im Hungerstreik gegen seine Verwaltungshaft befand. Adnan beendete seinen Hungerstreik nach 66 Tagen, nachdem er eine Absprache mit der israelischen Gefängnisbehörde erreicht hatte, dass er am 17. April 2012 freigelassen wird.
 

George Rishmawi, 22. März 2012, Prisoner's Society: Hana Shalabi in Serious Condition in Hospital;
IMEMC & Agencies ; http://www.imemc.org/article/63188

 

Samidoun: Zwei palästinensische Gefangene - Am 16. März 2012 befand sich Hana al-Shalabi seit einem Monat im Hungerstreik. Hana al-Shalabi wurde seit ihrer Wiederverhaftung am 16. Februar 2012 unter der Administrativhaft ohne offizielle Anklageerhebung oder Verfahren festgehalten und hat seitdem ihren Hungerstreik ohne Unterbrechung fortgeführt und damit internationale Solidarität und Aktionen inspiriert.1)

Am 14. März 2006, vor sechs Jahren, wurde das Gefängnis der Palästinensischen Autorität [PA] in Jericho von der israelischen Armee überfallen und Ahmad Sa’adat, der Generalsekretär der Popular Front for the Liberation of Palestine, ein gewähltes Mitglied des palästinensischen Legislativrates und prominenter nationaler Führer, wurde nach einer langen Belagerung zusammen mit fünf seiner Kameraden entführt.

Klicken Sie hier um einen Brief für die Freilassung von Hana al-Shalabi und Ahmad Sa’adat abzuschicken: http://samidoun.ca/2012/03/sixth-anniversary-of-the-raid-on-jericho-one-month-of-hana-shalabis-struggle-take-action-for-palestinian-prisoners/

Sa’adat wird seit drei Jahren isoliert und steht seit März 2009 nach seinen öffentlichen Stellungnahmen unter Einzelhaft, in denen er den palästinensischen Kampf und den Widerstand angesichts des mörderischen Angriffs auf Gaza, Operation Gegossenes Blei, lobte. Hana Shalabi wurde wegen ihres Hungerstreiks vom 23. bis zum 27. Februar mit Einzelhaft bestraft 2), wie 30 von beinahe 5000 palästinensischen politischen Gefangenen, die in Isolierzellen gehalten werden.

Richard Falk, der Uno Sonderberichterstatter, hat Hana Shalabis Mut gewürdigt und das Schweigen von offiziellen internationalen Institutionen verurteilt, einschliesslich der Vereinten Nationen.“Der Entschluss zu einem unbefristeten Hungerstreik... erfordert eine tiefe und kompromisslose Hingabe, um ein als schwerwiegend angesehenes Unrecht zu beenden,“ sagte Falk.3)

Sa’adats eigene Unverwüstlichkeit und Standhaftigkeit ist legendär. Als Veteran im Organisieren von palästinensischen Gefangenen...hat Sa’adat die Hungerstreiks von Gefangenen im September/Oktober 2011 inspiriert und angeführt, in denen eine Beendigung der Isolierung und Misshandlung gefordert wurde, was die Unterstützung von palästinensischen Gefangenen im ganzen besetzten Palästina und international hervorbrachte, eine Solidaritätsbewegung, die durch den Mut zuerst von Khader Adnan und jetzt Hana al-Shalabi gestärkt wurde, die das System der Administrativhaft mit ihren Körpern und ihrem Hunger herausfordern.

Ahmad Sa’adat und Hana al-Shalabi stehen als Symbole des palästinensischen Widerstandes, der Standhaftigkeit, Einheit und Stärke – angesichts eines Besatzers, im fortgesetzten Widerstand gegen alle Hindernisse und Massnahmen der Unterdrūckung.

Vier weitere Häftlinge in Administrativhaft haben nach Berichten von Addameer einen Hungerstreik erklärt und zahlreiche weitere haben sich geweigert, vor Gericht zu erscheinen. Der Kampf weitet sich aus, je mehr Hana Shalabis Leben und Gesundheit gefährdet sind. Die Organisation Physicians for Human Rights berichtete nach der medizinischen Untersuchung: “Die zweite Untersuchung einer Ärztin am 12. März zeigten eine weitere Verschlechterung des Zustandes von Frau Shalabi, zum grössten Teil in der fortgeschrittenen Rückbildung der Muskeln, zusätzlichem Gewichtsverlust, einer deutlichen Reduzierung im Blutzucker, erheblichen Schwindelanfällen und schweren Muskelschmerzen, besonders in der Brust und im Rūcken.“

Die Zurückweisung der Gerichte baut auf Sa’adats langfristiger Zurückweisung einer Teilnahme am Justizsystem der Besatzung auf, in der Erkenntnis, dass es ein Bestandtel der Besatzung ist. „Was Euren Justizapparat betrifft...: Es ist eines der Instrumente der Besatzung, und seine Funktion besteht darin, den Verbrechen der Besatzung den Anschein rechtlicher Legitimität zu geben... Dieser Justizapparat unterstützt auch die Verwaltung dieser Besatzung – die die schlimmste Form von staatlich organisiertem Terrorismus ist- als ob Ihr Euch in einem permanenten Zustand der Selbstverteidigung befändet. Unser legitimer Widerstand wird als Terrorismus gesehen, der bekämpft und ausgelöscht werden muss, und ein Urteil muss über diejenigen gefällt werden, die diesen Widerstand praktizieren oder unterstützen. Und angesichts dieses Widerspruchs zwischen zwei Logiken, muss es eine Verurteilung geben,“ sagte Sa’adat. ...

Hana Shalabi wurde nur vier Monate nach ihrer Freilassung nach einer drei Jahre dauernden Inhaftierung unter dem System der Verwaltungtshaft ohne Anklage und Verfahren. Eine Freilassung in einem Gefangenenaustausch, der vom palästinensischen Widerstand gesichert wurde. Die israelischen Angriffe auf Sa’adat und Shalabi zeigen die fortgesetzten Versuche der israelischen Besatzung,...jeden Schritt in Richtung palästinensischer Freiheit zu blockieren. Gleichzeitig verdeutlicht ihre Isolierung die Erkenntnis der von ihnen ausgehenden Gefahr – die ‚Bedrohung‘ durch das Durchhaltevermögen der Gefangenen, ihre Führungsqualitäten und ihren  Mut, die ihre Mitgefangenen zum Handeln anregen.

Sa’adat und Shalabi haben beide die Widerstandstfähigkeit und Weigerung offengelegt, die Isolierung oder Gefangenschaft zu akzeptieren. Sa’adats Worte werden von zahllosen Palästinensern und Unterstützern von Palästina gelesen, wenn sie den Mauern der Besatzung entkommen....Ähnlich hat Shalabis Isolierung ihre Entschlossenheit nicht geschwächt und internationale Solidarität inspiriert. Ihre Eltern riefen zur Aktion am 17. März auf: „ Der Druck von der palästinensischen Strasse ist unbedingt notwendig, um Hanas sofortige Freilassung zu erreichen und um ihren unbefristeten Hungerstreik zu unterstützen... Als Hanas Familie unterstützen wir weiterhin ihren Hungerstreik und wir wollen unsere Tochter wissen lassen, dass wir sie bei jedem Schritt ihres Hungerstreiks begleiten, bis sie ihre unmittelbare Freilassung aus Israels Besatzungsgefängnissen erreicht.“
 

Für Aktionen in Unterstützung von Ahmad Sa’adat und Hana Shalabi: http://samidoun.ca/

Amnesty International berichtet, dass Hana Shalabi seit ihrer Festnahme ihre Familie nicht sehen durfte. Ihrem Vater durfte bei der Gerichtsverhandlung am 7. März nicht anwesend sein, sodass er keine Gelegenheit hatte, seine Tochter zu sehen.

Nach Angaben der israelischen Strafvollzugsbehörden befanden sich am 31. Januar 2012 insgesamt 309 PalästinenserInnen in Verwaltungshaft. Zu den derzeit in Verwaltungshaft einsitzenden PalästinenserInnen zählen auch 24 Abgeordnete des palästinensischen Parlaments. Ein Gefangener befindet sich mittlerweile bereits seit fünf Jahren in Verwaltungshaft.Siehe 2)

 

1) Vollständiger Text:http://samidoun.ca/2012/03/sixth-anniversary-of-the-raid-on-jericho-one-month-of-hana-shalabis-struggle-take-action-for-palestinian-prisoners/

2) www.amnesty.de/urgent-action/ua-071 ...1/verwaltungshaft-dauert

3) http://samidoun.ca/2012/03/richard-falkhana-shalabi-a-brave-act-of-palestinian-nonviolence/

Siehe auch: http://electronicintifada.net/blogs/linah-alsaafin/call-action-support-hana-al-shalabi-her-health-declines-4-weeks-hunger-strike

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

 

Nabi saleh 23 3 2012

Village of Ni'lin weekly demonstration against the wall 23_3_2012

 

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 16. März 2012
 

Israelische Soldaten hetzen Hund auf Demonstranten in Kufr Qaddoum - Ein Demonstrant wurde von einem Hund am Arm gebissen und ernstlich verletzt;minutenlang hat der Hundeführer die Kontrolle über den Hund verloren, der den Arm von Ahmad Shtawi nicht loslässt.

Bald nach dem Beginn der wöchentlichen Demonstration in Kufer Qaddoum am vergangenen Freitag entwickelten sich Zusammenstösse zwischen der israelischen Grenzpolizei, die Tränengasprojektile und gummi-ummantelte Stahlkugeln abschossen, und örtlichen Jugendlichen, die Steine auf die Streitkräfte warfen. Etwa eine Viertelstunde später erlebten die Protestteilnehmer eine Szene wie aus dem amerikanischen Süden in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Offiziere der Grenzpolizei hetzten einen Polizeihund auf eine Gruppe von Demonstranten in einiger Entfernung. Der Hund rannte auf die unbewaffneten Demonstranten zu und verbiss sich im Arm von Ahmad Shtawi; der Hund  liess mehrere Minuten nicht los, obwohl sein Hundeführer am Schauplatz ankam und wiederholt den Befehl zum Loslassen gab. Die Grenzpolizisten nahmen Shtawi fest, obwohl er am Arm blutete und einen Arzt brauchte. Ein Mitglied des örtlichen Dorfkomitees, Morad Shtawi, der sich für Ahmad Shtawi einsetzte, wurde Pfefferspray ins Auge gesprüht und er wurde ebenfalls festgenommen.

Zwei weitere Dorfbewohner wurden bei der Demonstration durch Projektile verletzt, als die Armee Tränengas direkt in die Menge schoss.

Der wöchentliche Protest in Kufer Qaddoum, westlich von Nablus, war dem Gedenken an Rachel Corrie gewidmet, einer Amerikanerin, die am 16. März 2003, genau vor neun Jahren, von einem israelischen D9 [Caterpillar]Bulldozer getötet wurde.[ Der Bulldozer überfuhr sie, als sie in Rafah, Gaza, das Haus eines palästinensischen Arztes vor der Demolierung schützen wollte.]

Siehe: Popular Struggle Coordination Committee, 16. März 2012; http://popularstruggle.org/content/israeli-soldiers-sic-attack-dog-protesters-qufer-qaddoum

 



Nabi Saleh: Solidarität mit Hana al-Shalabi -
Die Palästinenserin Hana Al-Shalabi ist seit einem Monat im unbefristeten Hungerstreik, um gegen ihre Wiederverhaftung in die Administrativhaft zu protestieren. Im Oktober 2011 wurde sie im Rahmen des Gilad Shalit – Gefangenenaustausches freigelassen und am 16. Februar 2012 wiederverhaftet. Die Bewohner von Nabi Saleh und Palästinenser aus der Umgebung trugen Plakate von Hana Al-Shalabi, als sich die wöchentliche Prozession vom Dorfzentrum aus in Richtung Dorfland aufmachte.

Die Demonstration wurde von den israelischen Besatzungsstreitkräften sofort angegriffen, zuerst mit ‚Stinkwasser“ aus der Wasserkanone, anschliessend mit Tränengassalven aus der Kanone auf einem der Militärjeeps. Israelische Soldaten drangen zu Fuss im Dorf ein und beschossen die Demonstranten direkt mit Gummimantelgeschossen und Tränengaskanistern. Eine israelische Frau wurde dabei am Hinterkopf getroffen und musste zur Behandlung in ein Krankenhaus in Ramallah transportiert werden. Sie wurde inzwischen wieder entlassen; mindestens zwei weitere Demonstranten wurden beim Beschuss durch israelische Soldaten verletzt.

Die Freitagsdemonstration war der Abschluss einer Woche in Nabi Saleh, die von einer intensivierten Einschüchterungskampagne der Israelis gekennzeichnet war: Während vier Nachtrazzien drangen israelische Soldaten in das Dorf ein, durchsuchten mehrere Häuser und führten Jugendliche mit vorgehaltenen Gewehren ab.

Anarchists Against the Wall: 17. März 2012, Nabi Saleh stands in solidarity with Palestinian political prisoner on hunger strike, Hana al-Shalabi

 

 

Nabi Saleh: Fünf Nachtrazzien in neun Tagen - Seit dem 10. März 2012 führte die israelische Armee fünf nächtliche Razzien auf Häuser und Familien im Westbankdorf Nabi Saleh durch. Das Video eines Hausbewohners zeigt die letzte Razzia der israelischen Armee in etwas mehr als einer Woche. Die Soldaten drangen am 18. März in das Haus eines bekannten Aktivisten des friedlichen Widerstandes, Abu Husam Tamimi, ein. In Mondoweiss wird folgende Zusammenfassung auf Englisch gegeben: „Der Kapitän sagt, dass vom Haus aus Steine geworfen wurden. Er fordert, dass alle Mitglieder des Haushaltes herunterkommen und sich in diesem Zimmer versammeln. Der ältere Mann will vom Offizier wissen, ob ein Mitglied seines Haushaltes beim Steine werfen beobachtet wurde. Der Offizier antwortet, dass vom Haus aus Steine geworfen wurden. Sie unterbrechen sich daraufhin gegenseitig. Der Offizier droht, dass er jetzt die Fotos von allen Mitgliedern des Haushaltes habe und falls einer von ihnen bei zukünftigen Angriffen auf seine Soldaten identifiziert werde, dann würde er wieder ‚zu Besuch‘ kommen. ‚Ich mache nur meine Arbeit.‘ Der ältere Mann beschwert sich, dass die Siedler seinen Zugang blockieren.“1)

In der Nacht zum 15. März drangen Soldaten in das Haus von Eyad Tamimi ein und durchsuchten es ohne Durchsuchungsbefehl. Nach einer Stunde, gegen zwei Uhr morgens, verliessen die Soldaten das Haus, ohne eine Festnahme durchzuführen.

Die neueste Welle von Invasionen der israelischen Streitkräfte begann am 10. März 2012. Am Samstag wurde der 16 jährige Anan Tamimi gegen Mitternacht von Soldaten mit gezücktem Gewehr aus dem Bett geholt und zur nächsten Militärbasis transportiert. Um vier Uhr morgens wurde er ohne weitere Erklärung am Eingang der Militärbasis freigelassen – mit verbundenen Augen und in Handschellen.

Am Montag kam die israelische Armee zurück und nahm Mo’ataz Ayoub (19) und Mustafa Tamimi (17) fest. Bis heute befinden sich beide im Gefängnis.

Eine weitere Nachtrazzia fand am Dienstag statt, aber niemand wurde entführt.

Nachtrazzien in Nabi Saleh und den Dörfern der besetzten Westbank, die wöchentliche Proteste organisieren, finden regelmässig statt und terrorisieren Familien und Kinder. Die Razzien sind teil einer systematischen Kampagne, die darauf zielt, dass Dorfbewohner ihre wöchentlichen Demonstrationen aufgeben.2)

1)Siehe Annie Robbins, 19. März, 2012, Refusing to die quietly’: Israel invades home of Popular Committee leader Abu Husam Tamimi in Nabi Saleh;  http://mondoweiss.net/2012/03/refusing-to-die-quietly-israel-invades-home-of-popular-committee-leader-abu-husam-tamimi-in-nabi-saleh.html; Übersetzung und Zusammenfassung des Videos von Leser Elliot

[„Refusing to die quietly“ ist das Motto einer im September 2011 begonnenen Initiative verschiedener Westbankdörfer.Mohammed Khatib vom Popular Struggle Coordination Committee erklärte, dass die Ereignisse in der Vergangenheit zeigten, dass Palästinenser zur Verhinderun von Siedlergewalt selbst die Initiative ergreifen müssten. Auf der Webseite des Bil’in wurde die Kampagne vorgestellt: Mehrere Teams von Freiwilligen, Palästinenser, Israelis und internationale Aktivisten sollten bereitstehen, um Siedlerangriffe zu dokumentieren und um den Opfern dieser Angriffe beizustehen. Eine Telefonzentrale in Ramallah würde Hilferufe entgegennehmen und ein Einsatzteam losschicken. Abu Husam Tamimi beteiligte sich ebenfalls an dieser Initiative.]

http://www.bilin-village.org/english/articles/testimonies/Popular-Committees-to-Launch-a-Documenting-and-Intervention-Campaign-Against-Settler-Attacks.

2) http://popularstruggle.org/content/israeli-army-raids-village-nabi-saleh-4th-time-week

 

 

Beit Ummar Kommitee organisiert wöchentliche Demonstration gegen Karmei Tsur - Am 17. März 2012 marschierten etwa 30 palästinensische, israelische und internationale Aktivisten in Richtung des Zauns, der die israelische Kolonialsiedlung Karmei Tsur nahe Beit Ommar umgibt, als Teil der wöchentlichen friedlichen Demonstration des Bürgerkomitees von Beit Ommar. Karmei Tsu wurde auf palästinensischem Land gebaut, das den Bauern aus Beit Ommar und der Umgebung gestohlen wurde. Viele Einwohner des Dorfes haben aufgrund der Konstruktion des Zauns und der Siedlung- nach der Vierten Genfer Konvention illegal- keinen Zugang mehr zu ihren Feldern. Wir, die Demonstranten, trafen auf mehr als 60 bewaffnete israelische Soldaten, die uns auf felsiges Terrain drängten, um uns zur Rückkehr zu zwingen.

Der Marsch wurde auch in Solidarität mit Hana Shalabi unternommen, die sich seit 31 Tagen im Hungerstreik befindet. Hana Shalabi wurde beim Gilad Shalit Gefangenenaustausch freigelassen und dann wiederverhaftet und befindet sich seither in Administrativhaft. Die vergangenen zwei Tage führte das Bürgerkommitee einen Solidaritätshungerstreik durch.

Der 16. März ist der neunte Jahrestag von Rachel Corries Tod. Rachel Corrie wurde von einem israelischen Bulldozer erdrückt, als sie die Demolierung eines Hauses in Rafah, Gaza verhindern wollte.

Beit Ommar Popular Committee Leads Weekly Demonstration Near Karmei Tsur, 17. März 2012; http://palestinesolidarityproject.org/  http://palestinesolidarityproject.org/2012/03/17/beit-ommar-popular-committee-leads-weekly-demonstration-near-karmei-tsur/Palestinian 

 

 

Nachtrazzia der israelischen Streitkräfte: Festnahme von  5 Jugendlichen aus Beit Ommar  - Am Sonntag, den 11. März 2012 drangen israelische Soldaten in Beit Ommar ein und nahmen fünf Jugendliche während einer nächtlichen Razzia fest: Die Festgenommenen sind:

Bilal Mahmoud Awad, 15
Amer Shawkat Alqam, 16
Ahmad Isa Saleiby, 16
Mohamad Jewdat Ady, 14

Nachtrazzien werden in Beit Ommar regelmässig durchgeführt, um Furcht im Ort zu verbreiten und um die Menschen von der Teilnahme am Widerstand gegen die Besatzung zu entmutigen. Die Einwohner von Beit Ommar werden oft festgenommen, ohne dass eine Anklage gegen sie vorgebracht wird. Trotzdem müssen sie für ihre Freilassung bezahlen, zwischen 1000 und 4000 Schekel.

Wenn Sie mithelfen wollen, die Kosten für diese Festnahmen der Dorfbewohner zu bestreiten, können Sie hier eine Spende geben: http://palestinesolidarityproject.org/donate/

Israeli Forces Arrest 5 Beit Ommar Youths in Night Raid, 13. März 2012; http://palestinesolidarityproject.org/

 

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand, Internationaler Frauentag, 8. März 2012

 

Im Herzen des palästinensischen Kampfes ist ein Bewusstsein, das sie nicht aufgeben wird - Deanna Othman, 8. März 2012

Wenn ich mir den Kampf um Palästina vor Augen führe, sehe ich immer ein weibliches Gesicht.

Nein, ich stelle mir nicht Yasser Arafat vor. Oder Mahmoud Abba. Oder Khaled Mashaal. Das Symbol des palästinensischen Kampfes ist in meinen Augen immer eine Frau.

Vielleicht hat sie keinen berühmten Namen. Oder ein Gesicht, dass jeder kennt. Sie saß an keinem Verhandlungstisch und hat keinem Würdenträger die Hand gegeben, das ist sicher. Aber ihr Einsatz wird den Wendepunkt für den palästinensischen Kampf bringen, um die Fesseln der Besatzung abzuwerfen.

Palästinensische Frauen sind auf keineswegs unterwürfig. Unsere Grossmütter haben Geschichten ertragener Mühsal und erlittener Not an uns weitergegeben, die wir kaum fassen können – Geschichten vom Exil, von Misshandlungen, vom Verlust geliebter Menschen und vom Elend, die alle auf eine Weise verbunden sind mit den verheerenden Auswirkungen der Besatzung. Ob sie weiterhin ein Leben unter Zwang führen oder auf der Suche nach einer besseren Zukunft für ihre Familien in andere Länder ausgewandert sind, so bleiben doch die Narben des Leidens unauslöschlich in ihrer Existenz.

Die ständigen Prüfungen ihrer Seelen, das Heranbilden eines unermütlichen Willens, zu erhalten und zum Wachsen zu bringen, der Widerstandswille angesichts eines grausamen Besatzers, all dies wird von einer Frauengeneration zur nächsten weitergegeben.

Nirgends habe ich das klarer erlebt als bei meinem Besuch in Gaza im September 2010.

Was mir bei den Frauen in Gaza besonders auffiel, war ihr Widerstand dagegen, dass ihr Entschluss zu einem Leben frei von Hoffnungslosigkeit  durch ihre Umstände – Mangel an Resourcen aufgrund einer lähmenden Blockade und die ständige Bedrohung durch Bombenangriffe – beeinträchtigt würde.

Ich traf Frauen im mittleren Alter, die Männer und Söhne verloren hatten und dennoch beschlossen, mehr über ihren Glauben zu lernen, und die den Quran auswendig gelernt hatten. Ich traf junge Mädchen, die sich um halb sechs Uhr morgens zur Schule aufmachten, weil Schulen wegen Überbelegung  in zwei Schichten operieren. Ich traf 20-jährige Witwen, die ihre Kinder ohne die Väter aufziehen, weil ihre Männer bei israelischen Invasionen getötet wurden.  Ich traf ausgelassene Teenager, die vom Luxus einer Auslandsreise träumten, einfach, um das Leben andererorts kennenzulernen.

Obwohl sie von einem geradezu erstickenden Mass an Zerstörung umgeben sind, treiben palästinensische Mütter ihre Kinder an, eine gute Erziehung anzustreben – um zu lernen und zu ihrer Gesellschaft beizutragen, um die nächste Generation heranzuziehen, die vielleicht dazu bestimmt ist, die Besatzung zu beenden. Diese Frauen vermitteln ihren Söhnen und Töchtern das Selbstvertrauen, einem Soldaten ins Auge zu sehen, Demütigungen zu widerstehen, Erniedrigungen zurückzuweisen und die Erwartungen jener zu durchkreuzen, die sie zum Versagen verurteilen wollten. Nein. Auch wenn viele ihr Leben geben mussten, ihren Willen werden sie nicht aufgeben.

Ihr Geist lebt in der amerikanischen Studentin weiter, die friedlich gegen die hasserfüllten Menschen protestiert, die die Palästinenser verunglimpfen.

Ihr Geist lebt in dem Teenager, die bei ihrer Grossmutter sitzt und ihren Geschichten  vom Überleben der Nakba zuhört, um dann alles bis zum letzten Detail aufzuschreiben, damit ihre Geschichte dokumentiert wird.

Ihr Geist lebt in der Frau, die sich weigert, Produkte einzukaufen, deren Profit für die Ausrüstung der abscheulichsten Armee der Welt eingesetzt wird.

Ihr Geist lebt in dem Mädchen, die sich von Herzen nach ihrem Herkunftsland  sehnt und die jeder Chance beraubt wurde, diesen Ort je zu betreten oder zu sehen weil ein Besatzer die Rückkehr ihrer Familie verhindert.

Ihre Geist wird weiterleben und den Anstoss für Veränderung in einer anscheinend hoffungslosen Situation geben.

Obwohl die Welt vielleicht nicht eine palästinensische Frau als das Gesicht des Kampfes sieht,wird sie eines in seinem Herz finden.

 

 

Nariman Tamimi aus Nabi Saleh über den Widerstand gegen Israels Besatzung - Nariman Tamimi aus dem Westbankdorf Nabi Saleh ist eine Aktivistin des friedlichen Widerstandes gegen Israels militärische Besetzung von palästinensischem Land und mit Bassem Tamimi verheiratet. Ihr Mann wurde am 24. März 2011 von der israelischen Armee festgenommen und im Gefängnis Ofer in der Westbank inhaftiert. Seit Juni 2011 steht er wegen der Organisation und Teilnahme an den wöchentlichen Freitagsprotesten seines Dorfes vor einem israelischen Militärgericht. Die Proteste richten sich gegen die Angriffe von Bewohnern der benachbarten israelischen Siedlungskolonie Halamish, die unter dem Schutz der sraelischen Armee einen Brunnen und Felder des Dorfes für ihren Bedarf annektierten. Ein Mitstreiter von Bassem Tamimi wurde ebenfalls im März 2011 festgenommen und aufgrund der erzwungenen Geständnisse von zwei Jugendlichen aus dem Dorf wegen der Organisation von friedlichen Protesten gegen Israels langjährige militärische Besatzung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Am 3. März 2012 feierte das Dorf  die Rückkehr von Naji Tamimi mit einem Fest und Feuerwerk. Naji Tamimi besuchte am gleichen Abend das Grab eines Freundes. Mustafa Tamimi starb am 10. Dezember 2011 an seinen Verletzungen, nachdem ein israelischer Soldat beim Freitagsprotest am Vortag einen Hochgeschwindigkeits-Tränengaskanister direkt in sein Gesicht abgefeuert hatte:

Seit Bassems Inhaftierung wurden zwischen 13 und 15 Gerichtsverhandlungen angesetzt; bis zu fünf Sitzungen wurden verschoben, weil Zeugen nicht rechtzeitig vorgeladen wurden. Nach israelischem Recht muss ein Zeuge 10 bis14 Tage vor dem Termin schriftlich informiert werden. Islams Vater weigerte sich  deshalb, seinen Sohn [der nach einem stundenlangen Verhör gegen Bassem und Naji aussagte] von einem Tag auf den anderen vor das Gericht zu bringen, weil er zur Arbeit gehen muss und Islam zur Schule. Es wird erwartet, dass das Militärgericht im Fall Bassems eine ähnliche Strafe wie für Naji Tamimi verhängen wird, weil die Anklage beinahe identisch ist. Beide erkennen die Legitimität des Militärgerichtes der Besatzer nicht an; Nariman geht dennoch zu den Verhandlungen, um Zeugin diese „Unsinns“ der israelischen Miliärgerichtsverfahrens zu sein. Wie die Diplomaten, internationalen Beobachter und der Vertreter von Menschenrechtsorganisaitonen.

Naji Tamimi entschied sich dagegen, die Vorwürfe der israelischen Armee vor Gericht anzufechten und akzeptierte einen Deal: Im Austausch für sein Schuldbekenntnis erhielt er ein Jahr Gefängnis und vermied weitere Zeitverschwendung in einem Gerichtssystem, dessen Legitimität er nicht anerkennt. Bassem entschied sich, die Vorwürfe der Israelis vor Gericht anzufechten. Weder Bassem noch Naii sind Anführer des Widerstandes; die Israelis bezeichnen sie als Leiter, weil sie dann ein Gerichtsverfahren gegen den Widerstand organisieren können; beide sind ein Teil der Situation; ein Kind, das angeschossen wurde und Schmerzen erlitt, ist ebenfalls ein Führer des zivilen Widerstandes. Die israelische Armee konzentrierte sich auf Bassem und Naji, weil beide Englisch sprechen und Diplomaten ins Dorf brachten. Es gibt keine Anführer, die eine Strategie bestimmen.Wir in Nabi Saleh wollen zu unserer Quelle gehen und solange wir daran gehindert werden, kommen wir immer wieder. Bassem und Naji wurden aufgrund der Aussagen von Moatasem und Islam vor Gericht gestellt. Nach Islams verhaftung, kamen die Klassenkameraden zu Bassem und fragten um Rat; er informierte sie über ihre rechte bei einem Verhör, was von den Israelis als „Anstiftung zur Gewalt“ bezeichnet wurde. Im Unterschied zu Naji wird Bassem zusätzlich vorgeworfen, dass er einer Vorladung des Shin Bet nicht Folge leistete und sich nicht stellte. Bassem wurde von Soldaten festgenommen, nachdem er drei Wochen in Ramallah verbracht hatte. Er ist sehr stark und optimistisch....

Nariman schildert, wie schwer es ist für sie, ihren Mann im Gefängnis zurückzulassen, während sie den Gerichtssaal verlassen kann. Bei einer Sitzung sass sie einfach da und blickte ihrem Mann ins Gesicht. Sie hatte den überwältigenden Wunsch, ihn anzufassen, um nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Händen die Erinnerung an das Gesicht ihres Mannes, Partners und Freundes zu erfrischen. „Nichts wird unsere Entschlossenheit erschüttern, wir werden auf dem Pfad bleiben.“

Auszüge aus dem Video: http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/02/24/interview-with-nariman-tamimi/

 

Zwei Demonstranten verletzt bei den wöchentlichen Protesten gegen Israels Annexionsmauer am 9. März 2012 - Freitagsproteste gegen Israels Besetzung und die Annexionsmauer  in der Westbank fanden in den Dörfern Bil’in, Ni’lin, Nabi Saleh und Al Mas’ara statt. Die Demonstranten forderten die Freilassung von tausenden von palästinensischen Gefangenen in Israels Gefängnissen und zeigten  ihre Solidarität mit Hana Shalabi, die sich seit drei Wochen in einem unbefristeten Hungerstreik befindet.

In Bil’in, westlich von Ramallah, wurde Armee-Tränengas von besondere Stärke eingesetzt und führte zu besonders intensiver Atemnot und erheblichen Beschwerden bei den Teilnehmern des Protestes aus dem Dorf, der Westbank, Israel und dem Ausland. Zwei junge Palästinenser wurden durch gummi-ummantelte Stahlkugeln verwundet.

Das Bürgerkomitee Bil’in gegen die Mauer verurteilte die willkürliche Entscheidung eines Militärgerichts gegen den Photographen Hamza Bornat, der zu 18 Monaten Gefängnis und 5000 Schekel Geldstrafe verurteilt wurde. Hamza Bornat, 19, wurde vor vier Monaten festgenommen und musste für die Dauer des Gerichtsverfahrens im Gefängnis bleiben. Er wurde zum zweiten Mal für seine Teilnahem an den friedlichen Protesten in der besetzten Westbank mit Gefängnis bestraft: Vor zwei Jahren verurteilt ein Miliärgericht den Dorfbewohner aus Bil’in zu neun Monaten Gefängnis und verhinderte so, dass Hamza Bornat seinen Schulabschluss erreichen konnte.

IMEMC, 10. März 2012; http://www.imemc.org/article/63135

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in Gaza und der Westbank, 1. März 2012

 

Westbankdörfer protestieren in Solidarität mit Heborn - Die wöchentliche Demonstrationen in der besetzten Westbank konzentrierten sich am vergangenen Wochenende auf die Forderung nach der Öffnung der historischen Hauptverkehrsader in Hebron, der Shuhadastrasse.

Hunderte von Menschen gingen in Hebron in zwei Massendemonstrationen auf die Strasse, während bei den wöchentlichen Freitagsdemonstrationen gegen die illegale Mauer und die Siedlungen in zahlreichen Westbankorten hunderte ihre Unterstützung für die belagerten Palästinenser in Hebron demonstrieren. Ein 25jähriger Palästinenser, Talat Ramia wurde bei einem Protest in der Nähe des Qalandiacheckpunktes von einem israelischen Soldaten angeschossen. Eine Kugel traf seine Schulter und er erlag wenig später seinen Verletzungen.

In Ma’sara marschierten mehrere dutzend Menschen in Richtung des konfiszierten Dorflandes, wo nach einem Konstruktionsstopp von etwa drei Jahren wieder an der Apartheidmauer gebaut wird. Die Demonstranten trugen Plakate und protestierten lautstark gegen die Politik der Segregierung in Hebron. Sie wurden am Ortsausgang von israelischen Besatzungssoldaten am Weitergehen gehindert.

In Nabi Saleh konzentrierten sich die Demonstration ebenfalls auf den Kampf der Ortsbewohner in Hebron, den Zugang zu ihrer Hauptstrasse wiederzugewinnen. Die Webseite des örtlichen Bürgerkomitees berichtet: „ Die Demonstranten sahen sich nach kurzer Zeit einem Hagel von Tränengaskanistern und Gummimantelgeschossen ausgesetzt. Einge Zusammenstösse brachen nicht weit vom Ortseingang aus und wurden eine Weile fortgesetzt. Zum ersten Mal in Monaten drang eine israelische Armeebrigade ins Dorf ein, um die örtliche Jugend einzufangen und zu verhaften. Während diese Versuche erfolglos waren, blieb die Armee dennoch eine Stunde im Dorf und feuerte grosse Mengen von Tränengas und Gummimantelgeschossen in ein Wohngebiet.“

Demonstrationen fanden ebenfalls in Ni’lin, A-Dik und Qadum statt, wo etwa 200 Palästinenser und israelische Demonstranten von der israelischen Armee abgefangen und unter Einsatz von Tränengas am Erreichen des Dorflandes gehindert wurden.

In Bi’lin gelang es den Demonstranten, einige Meter Stacheldraht entlang der israelischen Annexionsmauer zu durchschneiden. Seit der Rückgabe von annektiertem Land an das Dorf im Juni 2011 hat die israelsiche Armee entlang der neuversetzten Mauer Stacheldrahtrollen auf Bil’ins Seite ausgelegt.

Am Samstag marschierten dutzende von Demonstranten aus Beit Ummar zu den umliegenden israelischen Siedlungskolonien; die Armee zerstreute die Demonstration auch hier.

In israelischen Städten verteilte eine anonyme Gruppe „Artists for Israel Tomorrow“ hunderte von selbstfabrizierten Zeitungen unter dem Namen einer beliebten israelischen Zeitung Israel Havom (Israeli Today), in denen das Ende der Segregierung in Hebron verkündet wurde.

Siehe: Haggai Matar, West Bank villages protest in solidarity with Hebron, 26. Februar 2012; http://972mag.com/west-bank-villages-protest-in-solidarity-with-hebron/36443/

http://palsolidarity.org/2012/02/protester-shot-and-killed-at-a-demonstration-at-qalandya-checkpoint-today-clashes-continue-in-jerusalem-and-the-west-bank/


 

Fadi Quran freigelassen - Am 29. Februar 2012 berichtete Robert Wright, ein Reporter des Atlantic, dass Fadi Quran fünf Tage nach seiner Festnahme bei einem gewaltlosen Protest in Hebron in der Westbank freigelassen wurde. Die israelischen Behörden forderten eine Kaution und werden  ihin den kommenden Tagen möglichereise anklagen.

http://mondoweiss.net/2012/02/did-atlantic-coverage-lead-to-release-of-fadi-quran-after-five-days-in-administrative-detention.html

 
 

Protest gegen die No-go Zone in Gaza - Wie jeden Dienstag in Beit Hanoun, versammelten sich Palästinenser und Internationale, um ihren wöchentlichen Protest gegen die von Israel auferlegte No-go Zone entlang Gazas Grenze durchzuführen. Die Teilnehmer drückten ihre Unterstützung für Khader Adnan aus, der einen 66tägigen Hungerstreik gegen seine Verwaltungshaft, einer Inhaftierung ohne Anklage oder Verfahren, beendete und hoffentlich bald zu seiner jungen Familie zurückkehren kann. Sie sprachen auch von Hana Shalabi, die am 16. Februar einen unbefristeten Hungerstreik gegen ihre Administrativhaft begann. Sabur Zaaneen von der Local Initiative von Beit Hanoun gegen die Pufferzone sprach in seiner kurzen Rede von einem weiteren wichtigen Anlass für die Demonstration, die fortgesetzten Übergriffe von Siedlern und der Polizei auf die Al Aqsa Moschee: “Al Aqsa ist das Zentrum unserer Nation, sie ist das Zentrum unseres Lebens und wir werden sie nicht aufgeben.“ Bald danach begannen die israelischen Soldaten mit dem Beschuss der Demosntranten, sie feuerten scharfe Munition und Tränengas auf die Gruppe, die sich unter dem Beschuss aus derPufferzone zurückzog.

Nathan Stuckey, We Are With Hana Shalabi and Al Aqsa: Demonstration in the No Go Zone in Beit Hanoun, 29. Februar 2012 | International Solidarity Movement, Gaza

 

 

Fotos einsenden für die Befreiung der Shuhadastrasse in Hebron - Ende Februar haben Gruppen in Al Khalil/Hebron eine Reihe von Aktionen durchgeführt, um an das Massaker von Baruch Goldstein vor 18 Jahren zu erinnern und die Wiederöffnung der Shuhadastrasse zu fordern, die früher die wirtschaftliche Hauptschlagader von Al Khalil war, zu der aber seit Goldstones Massaker für Palästinenser der Zutritt verboten ist.

Am 25. Februar 1994 betrat der jüdisch-amerikanische Arzt Baruch Goldstein, von der israelischen Kolonie Kiryat Arba kommend, die Ibrahimi Moschee in Hebron, für Juden das Grab der Patriarchen, und eröffnete das Feuer auf die dort betenden Gläubigen. Er ermordete 29 Menschen, bevor er selbst von den Überlebenden des Massakers getötet wurde. Shuhadastrasse in Hebron ist ein Mikrokosmos der zionistischen Politik: Extremistische Siedler schikanieren und attakieren die palästinensischen Bewohner von Al Khalil, unterstützt von der israelischen Golanibrigade.

Die Bewohner von Al Khalil, palästinensische Aktivisten und die Internationale Solidaritätsbewegung (International Solidarity Movement) bitten deshalb um Unterstützung für ein Projekt, das die internationale Solidarität mit Al Khalil demonstrieren soll: Es wird um die Zusendung von Fotos gebeten, auf denen ein Plakat mit der Forderung nach einer Eröffnung der Shuhadastrasse vor dem Hintergrund örtlicher Sehenswürdigkeiten in den Herkunftsländern der Aktivisten zu sehen ist. Seid kreativ und schickt die Fotos bis 2. April ein.

Für weitere Details siehe: International Solidarity Movement, West Bank, Deadline extended: Submit your photos for the liberation of Shuhada street, 29. February 2012; http://palsolidarity.org/2012/02/call-for-solidarity-submit-your-photos-for-the-liberation-of-shuhada-street/

http://palsolidarity.org/2012/02/thousands-march-to-end-settlements-in-hebron/

 
 

Nabi Saleh: Tränengaskanister als Waffe - Das Bürgerkomitee Nabi Saleh berichtete im Februar 2012 über den rücksichtslosen Einsatz von Tränengaskanistern als Projektile durch israelische Sicherheitskräfte, die direkt auf die Teilnehmer der wöchentlichen Proteste abgeschossen werden und zu teilweise schweren Verletzungen führten, im Einzelfall sogar zum Tod. Obwohl Demonstrationsteilnehmer die Vorfälle in Videos festgehalten haben, werden die Mitglieder der israelischen Sicherheitskräfte nicht zur Rechenschaft gezogen.

Am Freitag, den 3. Februar 2012 feuerte die israelische Grenzpolizei Tränengaskanister in Kopfhöhe direkt auf eine nur 25 bis 30 Metern entfernte Gruppe von Demonstranten, die lediglich ihre Sprechchöre skandierten. Ein Kanister streifte die Kopfseite einer Demonstrantin, traf eine französische Teilnehmerin im Nacken und landete schliesslich auf der Hüfte eines holländischen Aktivisten. Die Grenzpolizei steht bei den Demonstranten im Ruf, militärische Gewalt noch brutaler und unverhältnissmässiger einzusetzen als die Armee. Nariman Tamimi, die regelmässig Nabi Salehs Demonstrationen mit der Kamera dokumentiert, filmte den Vorgang und bestätigt die Aussagen der Betroffenen, während die israelische Armee per Twitter versuchte, einem Steine werfenden Palästinenser die Schuld zuzuschieben. Die verletzte französische Aktivistin blutete stark und wurde in ein Krankenhaus in Ramallah gebracht, wo die Wunde genäht wurde. Nach einigen Untersuchungen konnte sie das Krankenhaus wieder verlassen.

Israelische Sicherheitskräfte benutzen Tränengaskanister systematisch als Projektile, die direkt auf die Teilnehmer der gewaltlosen Proteste in der Westbank abgeschossen werden, manchmal mit tödlichen Folgen. Am 9. Dezember 2011 wurde Mustafa Tamimi aus Nabi Saleh bei einem Freitagsprotest tödlich verletzt, als ein israelischer Soldat einen Tränengaskanister vom Inneren eines gepanzerten Armeejeeps aus direkt auf ihn abfeuerte. Im April 2009 wurde Bassem Abu Rahmah im Westbankdorf Bil’in ebenfalls von einem Tränengaskanister getötet, der von einem israelischen Soldaten in Verletzung der Einsatzregeln der israelischen Armee direkt auf seinen Oberkörper abgefeuert wurde.

Einen Tag später kommentierte die französische Aktivistin den Vorfall in einem Interview: “Es ist wirklich erstaunlich, wie die Dorfbewohner so täglich leben. Die Demonstrationen sind gefährlich, aber das hält dieKinder nicht von der Teilnahem ab. Die Reaktion der israelischen Armee war gestern wirklich aggressiv.“[...] Auf die Frage, wie sie die Situation in fünf Jahren in Palästina sehe, antwortete sie: „In Nabi Saleh...wird sich die Situation meiner Meinung nach verschlimmern. Es tut mir leid, ich weiss, dass du mit etwas Positivem abschliessen wolltest. Aber ich bin bei diesen Dingen pessimistisch. Ich habe den Eindruck, dass sich die Mehrheit der Palästinenser gar nicht mehr (für den Widerstand gegen die Besatzung) interessieren.“...1)

Anfang Februar 2012 kündigte die Israeli Internal Affairs Division (IAD) die Einstellung einer Ermittlung mangels Beweisen an, bei der die Verletzung eines israelischen Demonstranten durch einen Grenzpolizisten untersucht werden sollte. Ben Ronen hatte im vergangenen Mai an der wöchentlichen Demonstration in Nabi Saleh teilgenommen, als ein Grenpolizist ein Tränengasprojektil aus nächster Nähe direkt auf ihn abfeuerte und seine Hand traf. Ronen erlitt mehrfache Knochenbrüche an seiner Hand. Die Entscheidung wurde trotz vorliegender umfassender Videodokumentation des Vorfalles getroffen. Die IAD ist für die Ermittlung von illegalem Verhalten von Ordnungskräften verantwortlich. Von den Demonstranten aufgenommenes Video zeigt, wie israelische Grenzpolizisten eine Gruppe von friedlichen Protestteilnehmern mit Tränengaskanistern beschiessen. Ronen ruft ihnen zu, den Angriff zu beenden. Der Offizier geht zu seinem Kommandeur zurück, der ihm den Befehl gibt, auf Ronen zu schiessen. Der Offizier gehorcht und in Zeitlupe kann man sehen, wie das Projektil auf Ronen zufliegt. Nach Ansicht von Ronens Anwalt Gaby Lasky besteht die Rolle der IAD darin, der israelischen Besatzungsmacht Persilscheine beim Einsatz unverhältnismässiger Gewalt gegenüber Palästinensern und ihren Unterstützern auszustellen.2)

Die militärische Unterdrückung des gewaltlosen Widerstandes wird fortgesetzt: Ende Februar führte die israelische Armee Razzien im Dorf Nabi Saleh durch. (Siehe Video)3)

1)← Interview with Injured French Activist in Nabi Saleh

Nabi Saleh Stands with Khader Adnan →

← Interview with Injured French Activist in Nabi Saleh

Nabi Saleh Stands with Khader Adnan →

http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/02/08/iof-internal-affairs-department-closes-investigation-into-shooting-of-an-israeli-protester-despite-video/

2)Linah Alsaafin,  Interview with Injured French Activist in Nabi Saleh, 5. Februar 2012, Electronic Intifada

 http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/02/08/interview-with-injured-french-activist-in-nabi-saleh/

3)http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/03/01/israeli-occupation-forces-carry-out-night-raids-on-nabi-saleh/
 

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank: Politische Gefangene
28. Februar 2012

 

Studenten an der Universität Stanford fordern die Freilassung von Fadi Quran - Nachdem israelische Streitkräfte den amerikanischen Staatsbürger und gewaltlosen Aktivisten Fadi Quran am 24. Februar mit Pfefferspray besprühten und kidnappten, hat eine Gruppe von Studenten an der Universität Stanford, seiner Alma Mater, eine Kampagne für seine Freilassung begonnen. Fadi Quran hatte sich an einem gewaltlosen Proteste in der Stadt Hebron in der südlichen Westbank beteiligt, der von der Gruppe Youth Against Settlements organisiert wurde. Israelische Soldaten griffen die Demonstranten  mit Tränengas und gummiummanltelten Stahkugeln an und versprühten Pfefferspray aus nächster Nähe auf die Demonstranten. Quran gehört zu denen, die direkt in die Augen gesprüht wurden. Er wurde dann von israelischen Soldaten auf den Boden gestossen; dabei stiess sein Kopf an die Stossstange eines israelischen Militärwagens und er verlor kurzeitig das Bewusstsein. Ein Video über den Protest zeigt, dass Quran sein Bewusstsein einen Augenblick wiedererlangte, nach einem Krankenwagen rief und sagte, dass er nicht atmen könne. Stattdessen wurde er gefesselt und in ein israelisches Militärfahrzeug geladen, das ihn zum Gefängnis Ofer brachte....

US students campaign for release of nonviolent activist Fadi Quran, IMEMC, 27.  Februar 2012; http://www.imemc.org/article/63067

Webseite der Stanfordkampagne:  http://www.freefadi.org/   mit einem offenen Brief von Noam Chomsky und acht Stanford Professoren.

Petition: http://www.change.org/petitions/israeli-government-release-non-violent-palestinian-activist-fadi-quran-from-prison

 

 

Der Arabische Frühling kommt nach Israel: Kommentar von Robert Wright - Heute wurde ein mir bekannter junger Palästinenser bei einer Demonstration in der West Bank festgenommen, in einem Gefängnis bei Ramallah inhaftiert und – nach vorläufigen Berichten von palästinensischen Aktivisten auf Twitter- angeklagt, einen israelischen Soldaten gestossen zu haben. Problematisch daran ist, dass ziemlich gutes Videomaterial zeigt, dass er nicht wirklich festgenommen wurde, weil er einen Soldaten anstiess. Er wurde anscheinend für sein Reden verhaftet - und weil er sein Sprechen sogar mit lebhaften Gesten begleitete, vielleicht auf eine Weise, die den israelischen Soldaten als bedrohlich oder ansonsten übertrieben vorkam.[Siehe Video auf Facebook]...

Fadi Quran ist ein erstaunlicher Mensch. Er wuchs in der Westbank auf, absolvierte zwei Abschlüsse in Physik und Internationalen Beziehungen an[der amerikanischen Universität] Stanford und kehrte in die Westbank zurück. Er arbeitet im Bereich der alternativen Energie und setzt sich für den gewaltlosen Widerstand gegen die israelische Besetzung ein.[...]

Fadis Festnahme erinnert uns daran, wie zwei Hauptelemente des Arabischen Frühlings – digitale Medien und gewaltlose Proteste- das Leben für die Autoritäten komplizieren. Seine Festnahme ist aufgrund von digitalen Videos gut dokumentiert,  und dank Twitter kann man hier seine Geschichte lesen.

Als Resultat wird immer mehr  Menschen ausserhalb Israels bewusst, dass Israel 45 Jahre lang über eine Bevölkerung geherrscht hat, die keine grundlegenden politischen Rechte hat – wie das Recht auf ein ordnungsgemässes Verfahren (Fadi könnte theoretisch Monate im Gefängnis verbringen, ohne dass eine Anklage erhoben wird) oder das Wahlrecht für oder gegen eine Regierung, die letztendlich ihr Leben kontrolliert, obwohl diese Regierung Teil eines demokratischen Staates ist.[...]

Auszüge aus: Robert Wright, The Arab Spring Comes to Israel;
 http://www.theatlantic.com/international/archive/2012/02/the-arab-spring-comes-to-israel/253600/#.T0hrm-jVxgM.twitter

 

 

Unbefristeter Hungerstreik von Hana Ash-Shalabi - Hana Ash-Shalabi, eine palästinensische Gefangene in sogennanter Verwaltungshaft befindet sich seid ihrer Wiederverhaftung am 16. Februar 2012 im unbefristeten Hungerstreik. Seit Sonntag wird sie im israelischen Gefängnis Ha-Sharon in Isolationshaft gehalten.

Im Oktober 2011 wurde Hana Ash-Shalabi, 29, im Gefangenenaustausch zwischen Israel und Hamas aus israelischer Inhaftierung entlassen. Vor ihrer Freilassung wurde sie zweieinhalb Jahre in israelischer Administrativhaft festgehalten, ohne offizielle Anklage oder Gerichtsverfahren. In Solidarität mit ihrer Tochte begannen Hanas Eltern am 23. Februar einen unbefristeten Hungerstreik.

Am Montag, den 27. Januar, marschierten Schulkinder und Lehrer von der Schule in Hanas Dorf Borqeen, nicht weit von Jenin in der nördlichen Westbank, mit Fotos der Gefangenen durch das Dorf und forderten ihre unverzügliche Freilassung. Der Protest endete vor dem Protestzelt der Eltern ausserhalb Ash-Shalabis Zuhause.

Hana wurde nur vier Monate nach ihrer Freilassung wieder festgenommen und wie zuvor wurde keine Anklage gegen sie erhoben – kein Einzelfall, wie das Beispiel von Khader Adnan zeigt, der einen Hungerstreik gegen seine Internierung ohne Verfahren oder Anklage nach 66 Tagen abbrach, nachdem die israelischen Behörden versprachen, ihn nach Ablauf von sechs Monaten Haft im April 2012 freizulassen. Adnan wurde von Israel insgesamt acht Mal in Verwaltungshaft genommen. Khader Adnans Hungerstreik führte zu weltweiten Protesten gegen Israels Behandlung von palästinensischen gefangenen. Amnesty International bezeichnete das Versprechen der israelischen Behörden als „ungenügend“ und forderte eine sofortige Freilassung von Khader Adnan und ein Ende der Verwaltungshaft in israelischen Gefängnissen.

Samidoun, eine Solidaritätsgruppe für palästinensische Gefangene, verweist darauf, dass die sogenannte Verwaltungshaft gegen das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren verstösst und damit gegen den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte.

Im Oktober 2011 beteiligten sich hunderte von palästinensischen Gefangenen an einem 23tägigen Hungerstreik und forderten ein Ende der Isolationshaft, der Verweigerung von Familienbesuchen und der langen Isolierung von prominenten palästinensischen Gefangenen wie Ahmad Sa’adat. Das israelische Versprechen zur Beendigung der Isolierung, um den Massenhungerstreik zu beenden, wurde nicht eingehalten.

Zur Zeit befinden sich mehr als 300 Palästinenser in Verwaltungshaft, einschliesslich 21 gewählter Mitglieder des Palästinensischen Legislativrates.

Aktionen für Hanas Freilassung: www.FreeHana.org

Samidoun Palestinian Prisoner Solidarity Network; http://samidoun.ca/

 http://electronicintifada.net/blogs/ali-abunimah/palestinian-woman-11th-day-hunger-strike-parents-join-her-protest-no-charge

http://electronicintifada.net/blogs/maureen/amnesty-international-calls-israel-immediately-release-khader-adnan

Gassan Bannoura, School Children Organize Solidarity Protest with Detainee Shalabi, IMEMC, 27.Februar 2012; http://www.imemc.org/article/63064
 

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 17. Februar 2011

Briefe an Khader Adnan - Benjamin Doherty ist Mitglied einer Gruppe von Aktivisten, die am 17. Februar eine Briefaktion für den Gefangenen Khader Adnan begannen. Er schreibt:

Heute begann Khader Adnan den 62sten Tag seines Hungerstreiks im Protest gegen seine von Israel auferlegte „Verwaltungshaft“. Im Ziv-Krankenhaus in Safed ist er an sein Bett gekettet,  obwohl er seit einigen Tagen zu schwach zum Laufen ist. In einem Interview mit dem Independent sagte Randa Adnan – seine Frau: “ Ich kenne meinen Mann. Er wird seine Meinung nicht ändern. Ich denke, dass er sterben wird.“

Khader Adnans Kampf hat mit Hilfe von Bloggern und Aktivisten  weltweite Aufmerksamkeit gefunden,   Ich habe zuerst durch Shahd Abusalama von ihm erfahren, der am 21. Januar schrieb:

‚Jeder Palästinenser ist zu einem Leben der Unsicherheit verurteilt, ohne eine Straftat zu begehen. Ein Palästinenser sein ist unser einziges Vergehen. Für Khader ist diese Internierung nicht das erste Mal in einem israelischen Gefängnis. Er ist tatsächlich zum achten Mal im Gefängnis, immer unter Verwaltungshaft. Jedes Mal eine andere Erfahrung, schrittweise immer bitterer.‘

Eine kleine Gruppe von Schriftstellern, Studenten und Aktivisten (ich gehöre dazu) sammelt Briefe in Solidarität und Unterstützung von Khader Adnan und seiner Familie. All diese Briefe werden hier veröffentlicht: http://khaderadnan.posterous.com/

Wenn seine Tortur vorüber ist, werden diese Briefe übersetzt und der Familie übergeben. Wir hoffen, dass Khader und Randa diese Briefe eines Tages zusammen mit ihren Kindern Ma’ali (vier Jahre alt), Bissam (18 Monate alt) und dem Baby lesen, das in einigen Monaten erwartet wird.
 

Beitrag eines Briefes - Sie können einen Brief beitragen, indem Sie ihren Brief per Email an  post@khaderadnan.posterous.com schicken. Schreiben Sie Ihren Namen und Herkunftsort als Betreff. Sie können auf Englisch, Arabisch oder in jeder Sprache schreiben.

Dieses Projekt hat am ersten Tag über 160 Botschaften erhalten und die Briefe kommen aus der ganzen Welt. Kate aus Irland begann ihren Brief so:

‘Was sagt man einem Mann, der mehr gibt, als man sich selbst je geben sieht? Was ich lediglich vorbringen kann ist das Wissen, dass dein Kampf nicht vergebens ist. Unserer Länder haben eine unterschiedliche Geschichte, und die gleiche. Ich kenne deine Geschichten, ich höre sie von überall in der Welt, ich höre sie von meiner Mutter. Sie erzählt mir Geschichten mit Tränen in ihren Augen.‘

Mariam Al-Sheikh beobachtet: ‘Ich habe Schwierigkeiten, die Worte zu finden, die unsere Gefühle in diesem Moment beschreiben, wenn wir zusehen, wie Sie 61 Tage Hunderstreik überlebten. Die Leute haben mir nicht geglaubt, als ich ihnen Ihre Geschichte erzählte. Die Wahrheit ist: Herr Khader, Sie sind ein Held!‘

Chris schrieb: ‚Es ist ein Skandal, dass kein Aufschrei  nach Gerechtigkeit und Rechenschaft in der ganzen Welt zu vernehmen ist. Deine Stimme wird gehört werden und deine Vision wird verwirklicht werden.

Lesen Sie die Briefe selbst und schicken Sie bitte Ihren eigenen Brief in Unterstützung an post@khaderadnan.posterous.com.
http://mondoweiss.net/2012/02/write-a-letter-of-support-and-solidarity-to-khader-adnan-and-his-family.html
 

Bil’in protestiert für Khader Adnan - Heute wurde der siebte Jahrestag der Proteste im Dorf Bil’in  in den besetzten Gebieten begangen. Die Proteste richten sich gegen die israelische Konfiszierung von Dorfland, um Platz für eine jüdische Siedlung zu schaffen. Aber heute konzentrierte sich die Demonstration auf Khader Adnan, den Gefangenen im Hungerstreik.

Adnan befindet sich seit 61 Tagen im Hungerstreik, um gegen seine Verwaltungshaft ohne offizielle Anklageerhebung durch die israelischen Behörden zu protestieren.

Wie man im Video sehen kann, gab es auf dem Hang eine steife Brise – und viel Tränengas und Schockgranaten von den israelischen Soldaten. Aber die Demonstranten trugen das Bild des Aktivisten und Adnanmasken, ein Mann hatte sich zu Ehren Adnan sogar einen Bart angehängt. Eine Gruppe Jugendlicher konnte die Mauer erreichen und malten Adnans Gesicht als Graffiti in schwarzer Farbe auf den Beton.
http://mondoweiss.net/2012/02/khader-adnan-is-honored-at-bilin-protest.html

In Al-jazeera schrieb Richard Falk: Der Fall von Khader Adnan ist ein entlarvender Mikrokosmos der unerträglichen Grausamkeit einer fortgesetzten Besatzung. Er zeigt den Kontrast im Westen auf zwischen der Würde eines israelischen Gefangenen und der entschlossenen Weigerung, auf die Misshandlung von tausenden von palästinensischen Gefangenen zu reagieren, die in israelischen Gefängnissen aufgrund von Gerichtsurteilen oder Verwaltungshaft dahinsiechen.[...]

Haben wir nicht eine Stufe in unserer Wertschätzung der Menschenrechte erreicht, wo wir solche Barbarei durch einen Staat verbieten? Hoffen wir, dass die schreckliche Erfahrung von Khader Adnan nicht mit seinem Tod endet und hoffen wir weiter, dass er einen weltweiten Protest auslöst sowohl gegen Verwaltungshaft als auch gegen dieMisshandlung von Gefangenen. Die Palästinenser haben bereits mehr als genug gelitten.

 

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 10. – 12.  Februar 2012

 

Meitar Checkpunkt: Frauen protestieren gegen Leibesvisitationen - Am 12. Februar 2012 protestierten etwa 100 Demonstranten am Meitar Checkpunkt in Solidarität mit den palästinensischen Gefangenen in der Naqab(Negev)Region. Mitglieder der Palestinian Prisoners Society aus Al-Khalil (Hebron) forderten die Freilassung der politischen Gefangenen und Kriegsgefangenen und politische Anerkennung durch das Internationale Komitee des Roten Kreuzes [International Committee of the Red Cross –ICRC]. Der Protest wurde sofort von der israelische Grenzpolizei umstellt, die Demonstranten liessen sich aber nicht provozieren und der Protest endete friedlich nach eineinhalb Stunden.

Die Soldaten am Meitar Checkpunkt erschweren den Familien von Gefangenen das Passieren durch lange Verhöre und aufdringliche Kontrollen und Durchsuchungen, was die Anreise zum Gefängnis um Stunden verlängern kann. Kürzlich begannen die Soldaten mit Leibesvisitationen der weiblichen Verwandten und die Frauen befürchten, dass diese Prozeduren gefilmt werden. Die Sprecherin der Prisoner Society, Amjad Najjar, sieht die Leibesvisitationen als „Kollektivbestrafung“ für die Massenhungerstreiks und andere vorhergehende Protestaktionen der palästinensischen Gefangenen und sagt, dass die Prisoner Society vor den palästinensischen Vertretungen des ICRC Proteste veranstalten wird, bis ihre Forderung zur Einhaltung des Völkerrechtes gehört wird

Eine junge Palästinenserin, Fadwa, berichtete der Internationalen Solidaritätsbewegung [International Solidarity Movement-ISM], dass sie ihren Bruder Juhad regelmässig besucht, der seit einem Jahrzehnt in israelischen Gefängnissen festgehalten wird. Teil der 12-stündigen Anreise sind die Leibesvisitation und lange Befragung am Meitar Checkpunkt, die im Gefängnis wiederholt werden. Mehrere Male zwangen die Soldaten sie, Schuhe und Jacke im Verhörraum zu lassen und barfuss durch den Checkpunkt zu gehen, selbst bei kaltem Wetter.

Rannas Ehemann Yasser wird seit neun Jahren im Rimongefängnis in der Naqab festeghalten. Bei seiner Festnahme wurde er so schwer verprügelt, dass er ein Auge verlor und die israelischen Behörden weigerten sich, Ranna den Aufenthaltsort ihres Mannes oder die Gründe für seine Festnahme mitzuteilen. Ranna muss die gleichen demütigenden Prozeduren wie Fadwa durchlaufen, wenn sie mit ihren drei Kindern irhen Mann im Rimongefängnis besucht. Ranna sagt, dass Frauen jeden Alters einer Leibesvisitation unterzogen werden, „sogar ältere Frauen“.

Bis zu 5000 Palästinenser werden in Gefängnissen in Israel festgehalten, die überwiegende Mehrzahl in Verletzung des Völkerrechtes, das den Transfer von Menschen aus dem besetzten Gebiet in das Gebiet der Besatzungsmacht verbietet. Viele dieser Gefangenen wurden nie offiziell angeklagt, viele hatten keinen Zugang zu einem Rechtsanwalt. Palästinensische Gefangene und Solidaritätsgruppen haben Proteste gegen Israels systematische Menschenrechtsverletzungen organisiert, die von zahlreiche Menschenrechtsorganisationen wie B’Tselem, Adameer, Amnesty International und Human Rights Watch dokumentiert wurden.

International Solidarity Movement, 12. Februar 2012, Meitar Checkpoint: Women demand an end to strip-searching by Israeli military and prison administration; http://palsolidarity.org/2012/02/meitar-checkpoint-women-demand-an-end-to-strip-searching-by-israeli-military-and-prison-administration/

ALISON WEIR, Israeli Strip Searches, 29. Juli 2008, Counterpunch; http://www.counterpunch.org/2008/07/29/israeli-strip-searches/

 

 

Westbankdorf A-Dik wird Teil des friedlichen Widerstandes gegen Israels Besetzung - Ein weiteres palästinensisches Dorf hat sich den Orten des unbewaffneten Widerstandes gegen die israelische Besetzung zugesellt- neben Bil’in, Ni’ilin, Ma’asara, Nabi Saleh, Beit Umar und Walajeh begann A-Dik in diesem Jahr mit der Durchführung wöchentlicher Demonstrationen gegen die Besetzung von palästinensischem Land und die Kolonisierung durch Israels Siedlunsgbau.

Die Bewohner von A-Dik ertrugen die negativen Auswirkungen der israelischen Besatzung viele Jahre, bevor sie den Entschluss fassten, regelmässige Proteste zu organisieren. Seit etwa 10 Jahren wird die Blockade der Zufahrt zur nächsten Schnellstrasse von der israelischen Armee aufrechterhalten, was die Bewohner zu einem längeren Umweg durch das Nachbardorf Burkin zwingt. Wenn Dorfbewohner die Zementblöcke von der Strasse entfernen, kommt die israelische Armee ein, zwei Tage später und baut die Blockade wieder auf.

Die kürzlich begonnene Konstruktion einer neuen israelischen Siedlungskolonie hat die Situation für die Dorfbewohner verschlechtert; die neue Siedlung wird auf Feldern errichtet, die vom Dorf bisher genutzt wurden, und schliesst eine Lücke zwischen den zwei bestehenden Siedlungen. Nach den Erfahrungen in anderen Teilen der Westbank folgt der neue Siedlungsbau der geplanten Route der israelischen Annexiansmauer.

Seit zwei Monaten demonstrieren die Bewohner von A-Dik an einer von drei Demonstrationsorten: vor der Strassensperre, an der geplanten Route der Mauer oder vor der neuen Siedlungskolonie.

Am 12. Februar machten sich die Demonstranten in Richtung Strassenblockade auf. Israelische Soldaten hatten eine Spirale Stacheldraht etwa 30 Meter vor den Zementblöcken ausgelegt, eine Art Stoppschild fürdie Demonstranten.

Erfahrene Aktivisten rufen den Soldaten zu, dass dies eine friedliche Demonstration sei und heben die Arme in die Luft. Als die Demonstranten die Stacheldrahtrolle entfernen und weiterlaufen, beginnt der Angriff mit Tränengas und Schockgranaten. Bis auf einen Israeli, der festgenommen und abgeführt wird, entkommen die Demonstranten und versammenl sich zehn Minuten später im Dorf. Weil es zu regnen begonnen hat, machen sich die meisten Demonstranten auf den Heimweg; nur einige der Jugendlichen gehen zum Dorfrand, werfen Steine in Richtung der israelischen Soldaten und testen ihre Reaktionsschnelle angesichts des  Hagels von Tränengaskanistern.

Für viele Dorfbewohner, insbesondere die jüngeren, sind die Freitagsproteste die erste Gelegenheit, Israelis kennenzulernen, die nicht Soldaten und nicht Siedler sind. In den traditionellen Widerstandsorten wie Bil’in und Ni’lin hat sich eine Zusammenarbeit mit Inetrnationalen und Israelis eingespielt, die sich in Dörfern wie A-Dik erst entwickeln muss. So gibt es manche Krisen, wenn zum Beispiel ein  Dorfbewohner befürchtet, dass einer der Israelis ein Informant ist, oder wenn debattiert wird, ob Israel als ganzes bekämpft wirdoder nur die Soldaten und Siedler. Die Gegenwart von Israelis, so Mattar, zeigt, dass nicht alle Israelis der Feind sind.

Haggai Mattar, West Bank village A-Dik joins anti-occupation protests, 11. Februar 2012; http://972mag.com/west-bank-village-a-dik-holds-first-anti-occupation-demo/35179/


 

Kufr Qaddoum: Stromsperre als Kollektivstrafe für die Proteste - Dorfbewohner und Internationale versammelten sich nach dem Freitagsgebet im Westbankdorf Kufr Qaddoum, um gegen die Sperrung der wichtigen Strassenverbingung nach Nablus zu demonstrieren. Als Strafe für die fortgesetzten wöchentlichen Proteste hatte die israelische Besatzungsarmee den Strom für das gesamte Dorf abgeschaltet. Auch Frauen und Kinder aus dem Dorf beteiligten sich am Protestmarsch zusammen mit Internationalen und der Presse. Etwa 100 Meter vor einem Truppenkontingent der israelischen Armee hielten die Demonstranten an und forderten die Öffnung der blockierten Verbindungsstrasse. Die Besatzungsarmee feuerte grosse Mengen von Tränengas auf die Menge und viele litten unter den Folgen der Tränengasinhalierung. Nach einer Weile zogen sich die Soldaten in die illegale israelische Siedlung zurück und konzentrierten sich auf das Filmen und Fotografieren der Demonstranten, die jetzt die Chance wahrnahmen und sich unter einem Olivenbaum versammelten, wo vor zwanzig Jahren ein Palästinenser von einem Siedler erschossen wurde. Das Dorf war immer noch ohne Strom, als die nicht-einheimischen Protestteilnehmer  nach Hause gingen.

International Solidarity Movement, 10. Februar 2012, Kufr Qaddoum: Cut off road and electricity does not deter demonstrations; http://palsolidarity.org/2012/02/kufr-qaddoum-road-and-electricity-cut-off-does-not-deter-demonstrations/

 

 Kufr Qaddum friday demo february 10

 

Friedliche Westbankproteste von israelischen Soldaten angegriffen - Dutzende von Palästinensern und internationale Aktivisten litten unter den Folgen der Tränengasinhalierung und einige wurden verletzt, als israelische Soldaten die wöchentlichen Proteste gegen Israels illegale Mauer in der militärisch besetzten Westbank in verschiedenen Dörfern angriffen.

Das Bürgerkomitee Bil’in berichtete, dass die Besatzungsarmee Gummimantelgeschosse und Tränengas auf die Protestteilnehmer feuerte, als sie im Abu Laymun Park vor der Mauer ankamen; zwei Teilnehmer wurden verletzt. Eine Delegation der britischen Labourpartei unter Leitung von Martin Linton beteiligte sich an Bilins Marsch. Die Demonstranten trugen Plakate und Bilder von zwei palästinensischen Gefangenen, Khader Adnan, der sich seit Dezember 2011 im Hungerstreik befindet, und Ashraf Abu Rahma aus Bil’in, der nach einer Freitagsdemonstration in Bil’in festgenommen wurde.

Im Nachbardorf Ni’lin demonstrierten die Dorfbewohner gegen die Apartheidmauer und in Solidarität mit Khader Adnan, einem palästinensischen Gefangenen, der sich an diesem Freitag seit 56 Tagen im Hungerstreik befand, um gegen Israels System der Verwaltungshaft zu protestieren, nach dem Palästinenser ohne offizielle Anklage oder Verfahren für unbestimmte Zeit in israelischer Haft festgehalten werden. Die Demonstranten forderten die Intervention der internationalen Gemeinschaft, um Adnans Leben zu retten.

In Kafr Qaddoum wurden dutzende der Protestteilnehmer durch die Inhalierung von Tränengas verletzt...(Siehe Bericht oben)

Die Besatzungsarmee unterdrückte Freitagsproteste gegen die Mauer im Dorf Masarah bei Bethlehem und in Nabi Saleh westlich von Ramallah.

Die israelischen Soldaten nahm  keine Rücksicht auf die Anwesenheit von Kindern und Frauen bei diesen Demonstrationen und setzten das ihnen zur Verfügung stehende Arsenal ein, Gummimantelgeschosse, Tränengas und Abwasserwerfer. In Nabi Saleh wurden drei Kameramänner vom TRT Satellitenkanal und der New York Times verletzt und ein junger Palästinenser.

Im Dorf Qaryut südlich von Nablus kam es zu gewaltätigen Auseinandersetzungen zwischen Dorfbewohnern und israelischen Soldaten, als Dorfbewohner einige Setzlinge auf ihrem Land einpflanzen wollten, um ihren Rechtsanspruch auf das Land zu demonstrieren.

Im Dorf Beit Ummar wurden bei der wöchentlichen Demonstration gegen die israelische Besetzung zwei Palästineser und zwei Israelis verhaftet. Die Demonstranten trugen Bilder von Khader Adnan und forderten Gerechtigkeit für den palästinensischen Gefangenen im Hungerstreik. Am 13. Februar wurden die zwei palästinensischen Demonstranten gegen Zahlung einer Strafe von je 1500 Schekel freigelassen. Der legale Fonds des Palestine Solidarity Project benötigt Spenden, um für die durch die besatzungsbehörden auferlegten hohen Kosten für den Widerstand aufzukommen.

Am Samstag, den 11. Februar 2012, wurden 16 Palästinenser bei einer Demonstration in Solidarität mit Khader Adnan vor dem Westbankgefängnis Ofer verletzt. Die israelische Armee feuerte Gummimantelgeschosse und Tränengas auf die Demonstranten.

Rateb Jabbour vom Bürgerkomittee Yatta südlich von Hebron berichtet am Samstag, den 11. Februar 2012, dass die Teilnehmer an der wöchentlichen Protestaktion Stacheldraht um palästinensisches Land entfernten, das von israelischen Siedlern gelegt wurde. Israelische Soldaten drängten die Demonstranten zurück; niemand wurde verletzt.

George Rishmawi, Khader Adnan, 59 on hunger strike, starving for freedom; IMEMC, http://www.imemc.org/article/62998

http://occupiedpalestine.wordpress.com/2012/02/11/peaceful-w-bank-marches-violently-attacked-by-israeli-soldiers/

Nilin demonstrates in solidarity with Khader Adnan; http://www.nilin-village.org/

 

2 Palestinians Arrested During Beit Ommar Demonstration in Solidarity with Khader Adnan; Beit Ommar Activists Released From Israeli Jail with 1500 Shekel Fines; http://palestinesolidarityproject.org/

16 Palestinians wounded in confrontations near Ofer prison while protesting in solidarity with Khader Adnan; www.palestine-info.co.uk

Palestinians, Supporters Remove Barbed Wire Settlers put on Arab land; english.wafa.ps

 

Bil'in Weekly Demo 10.022012

Nabi Saleh Demo in Support of Hunger-Striking Prisoner Khader Adnan 10-2-12

 

 

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

 

 

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