Dr. Viktoria Waltz wurde 70
Jahre jung - 2014
Viktoria Waltz: Ein Leben für Freiheit und Würde des
Menschen
Dr. Ludwig Watzal
„Raumplanung“ hört sich zwar auf den ersten Blick
harmlos, langweilig und unverfänglich an, ist aber
hochgradig politisch. Dieses Fach hat Viktoria Waltz von
1973 bis 2007 an der Universität Dortmund unterrichtet.
Die planerischen Vorgänge in einem geographischen Raum
haben sie nicht nur unter einem räumlichen,
wirtschaftlichen oder sozialen Aspekt interessiert,
sondern immer auch von einem gesellschafts- und
geopolitischen Blickwinkel aus, bei letzterem spielte
die Kolonisierung eine wichtige Rolle, die heute wieder
en vogue ist. Bei diesem Stickwort kommt die
zionistische Kolonisierung Palästinas ins Spiel.
Schon während ihres Architekturstudiums an der
Technischen Universität Berlin war der Konflikt
Israel/Palästina eines ihrer Interessenschwerpunkte. Der
SDS sprach sich 1967 als einzige Organisation gegen den
imperialistischen Krieg aus, den Israel im Juni führte;
Waltz war Mitglied dieses Studentenverbandes. Ganz
anders der „SS-Mann“ Günter Grass: Er rief die
Studenten/innen der HBK (Hochschule für Bildende Künste)
auf, Socken für die israelischen Soldaten zu stricken!
Ihr wissenschaftliches Interesse galt aber nicht nur
Palästina, sondern sie hat sich umfassend in Forschung
und Lehre mit den Themenbereichen „Soziale Stadt“ sowie
„Migration und Stadt“ auseinandergesetzt, wie zuletzt in
dem Aufsatz „Migranten und Migrantinnen im Blickfeld der
Stadt- und Raumplanung“, der in dem Sammelband
„Zielgruppen in der räumlichen Planung. Konstruktionen,
Strategien, Praxis“ 2014 erschienen ist. Letztere
Themenfelder hat sie über Jahre auch als Lehrbeauftragte
in Kurdistan/Irak unterrichtet.
Die planerischen Aspekte der zionistischen Kolonisierung
Palästinas gehörten bereits früh zu ihren
unterschiedlichen Interessensgebieten. Eine These, die
ihre Arbeiten über Palästina von Anfang an durchzogen
hat, ist, dass in Sachen Landraub nichts zufällig
geschehen sei, sondern alles minutiös geplant worden
ist. In ihrem Buch „Monopoly“ weist sie nach, dass in
Palästina von Seiten Israels nichts planlos geschieht.
>>>
„es geht uns einfach
an“ - Das Palästina Portal - Nach dem
Studium engagierte sie sich in Palästina Komitees in
Berlin und vor allem in Dortmund, wo sie 1973 die Arbeit
als Dozentin an der Universität in der Abteilung
Raumplanung aufnahm.
Es folgte die Unterstützung von
‚Soli-Projekten‘, wie die Sammlung für einen Inkubator
für das Shiffa-Krankenhaus in Gaza, eine Sammlung für
die Einrichtung einer Dorfpraxis in Deir Samed südlich
von Hebron oder die Unterstützung von politischen
Gefangenen. Eindrücke der nun fast jährlich folgenden
Reisen hielt sie in vielen Artikeln und Buchbeiträgen
fest, wo es um 3. Welt, Planung in armen Regionen oder
den Nahen Osten ging. Selbst in der Frankfurter
Rundschau erschien seinerzeit von ihr eine Doppelseite
über das Besetzte Jerusalem und die Hintergründe. Vielen
palästinensischen Studierenden an den großen
Universitäten der Bundesrepublik war und ist sie bis
heute in Erinnerung wegen ihrer inhaltsreichen,
aktuellen Vorträge, die sie zu einem Symbol für die
Palästina Solidarität machten.
Nicht nur der Rolle der Raumplanung
in Israel/Palästina galt ihr Interesse: mehrmals
organisierte sie Tourneen für das Ost-Jerusalemer
Hakawati Theater. Doch ihr zentrales Thema blieb und ist
der Aspekt der Raumplanung in dem Konflikt. Es ist ihr
Verdienst, den Begründungszusammenhang des ‚Projektes
Israel’ aus der moralischen Verpflichtungskausalität
herauszuheben und den langen zionistischen Plan anhand
von Dokumenten, Karten und Zitaten zionistischer Planer
aufzudecken. Ihre Dissertation – mit einem Kollegen
veröffentlicht– ist das zentrale Werk dazu, als Buch
1986 erschienen unter dem Titel ‚Die Erde habt ihr uns
genommen - 100 Jahre Zionistische Siedlungspolitik in
Palästina‘.
Palästina war nicht ihr einziges
Thema. In Lehre und Forschung war sie schwerpunktmäßig
im Bereich ‚Soziale Stadt‘ und ‚Migration und Stadt‘
engagiert, wovon viele Veröffentlichungen zeugen.
Sie bereiste allem mit ihren
Studenten, z.B. China, Indien, Dominikanische Republik,
Tansania neben Spanien, Türki, Italien, Griechenland und
als es sie noch gab: SU und DDR.
Nach den Beweggründen für ihr
Engagement gefragt, sagt sie: „es geht uns einfach an“
und schrieb uns die folgenden Zeilen.
"Ich lese in Iris Radischs Biographie
über Camus und finde meine jugendlichen Aufzeichnungen
in der Gallimard-Ausgabe ‚Le Mythe de Sisyphe – Essai
sur L’absurde‘ von 1942 wieder, die mit den
aufgeschnittenen Blättern nach altem Papier und Paris um
1960 riecht, als ich es erwarb. Ein Blatt in
Schülerhandschrift über Prometheus (BB) und Sisyphos
(AC) mit dem finalen Satz: „Mensch muß handeln (ändern!)
in Hinblick auf Volk, Geschichte“. Literatur prägt.
Der Widerspruch zwischen der
Forderung „Gut zu sein (gegen andere und sich selbst)
und wirtschaftlich“ (BB), und sich zugleich dem
„universalen Irrsinn“ (AC) stellen zu müssen, mag eine
der literarischen Triebfedern für alle Etappen meines
Lebens sein. Darüber ist nicht viel mehr zu sagen, als
dass ich in vielen ‚linken‘ Bewegungen ‚gelebt‘ habe,
ohne den Widerspruch – wie auch – zwischen ‚Gut sein‘
und ‚Handeln/Ändern müssen‘ lösen zu können.
Wirtschaftlich ging es mir immer ausreichend gut, im
Irrsinn zu leben erzwingt Kompromisse.
Noch immer bin ich überzeugt – und
angesichts des wieder erstehenden Deutschen Geistes für
Europa umso mehr - dass ich, wir, die immer noch gültige
Aufgabe haben gut zu sein und handeln zu müssen. Wobei
das Maß die Würde des Menschen ist, seine Freiheit zu
leben und die Schönheit der Natur zu bewahren."
Vorträge
Viktoria
Waltz Der Vortrag am 9. März 2011 in Basel
[publicsolidarity]
Karlsruhe - israelischer Siedlungsbau - Viktoria Waltz
Blog von Viktoria Waltz - zionismus +
raumplanung: between nile + eufrat? >>>
Das Palästina Portal präsentiert, online zu
lesen, drei Bücher von Viktoria Waltz
Bücher
von Dr. Viktoria Waltz
Vorwort - Dr. Ludwig Watzal
- Die Entstehungsgeschichte Israels hat weder etwas mit
den biblischen Legenden vom „auserwählten Volk“ noch mit
den Versprechen Gottes an Abraham zu tun; dies sind
religiöse Legenden, wissenschaftlicher Rationalität
nicht zugänglich und bloße Glaubenspostulate. Auch wurde
Israel nicht gegründet, weil der deutsche
eliminatorische Antisemitismus unter der Nazi-Barbarei
ein kolossales Menschheitsverbrechen am europäischen
Judentum begangen hat. Viel wichtiger war jedoch die
Diplomatie der zionistischen Bewegung, die sich auf dem
Ersten Zionistischen Kongress 1897 in Basel eine
politische Organisationsform gegeben hat.
Wer das Buch der ehemaligen
wissenschaftlichen Mitarbeiterin am Institut für
Raumplanung an der Universität Dortmund, Viktoria Waltz,
liest, erlebt eine völlig andere Entstehungsgeschichte
des Staates Israel. Ihrer zentralen These folgend, ist
das „Projekt Israel“ einem schlichten Planungsprozess
geschuldet, der bis heute noch nicht abgeschlossen ist.
Er konzentriert sich auf das Land eines anderen Volkes,
des palästinensischen, dessen Existenz im Begriff ist ,
völlig zerstört zu werden. Es geht um die Schaffung
eines „reinen jüdischen Staates“, in dem kein Platz für
die indigene Bevölkerung ist, weil sie als „fünfte
Kolonne“ und als „existentielle Bedrohung“ wahrgenommen
wird.
Das „Expropriationswerk“, wie es
einst der Gründungsvater des Zionismus, Theodor Herzl,
genannt hat, läuft nicht im Geheimen, sondern vor den
Augen der Weltöffentlichkeit ab. Jeder sieht es, aber
niemand protestiert dagegen, obgleich dieser Vorgang
nichts mit Demokratie, Rechtsstaatlichkeit oder
Völkerrecht zu tun hat. Der Westen, der immer wieder
eine gemeinsame Wertebasis zwischen ihm und Israel
betont, sollte einmal hinter die Kulissen dieser
rhetorisch-politischen Luftblasen schauen. >>>
Viktoria
Waltz
Monopoly ohne Grenzen.
Israel. Politische Raumplanung,
Ethnozentrismus, Rassismus,
"Israel - Monopoly ohne Grenzen"
- Dr. Ludwig Watzal - (...) Für
die Expertin in Sachen
Raumplanung geschieht nichts
planlos. Dies trifft auch für
das zionistische
Kolonisierungsprojekt in
Palästina zu. Dass die
„Besiedelung“ der Westbank nicht
planlos erfolgt ist, hat kein
geringerer als der ehemalige
israelische Ministerpräsident
Ariel Sharon selber bestätigt.
Keine Kolonie sei aus einer
Laune heraus entstanden, sondern
deren Lage sei von Beginn an
minutiös geplant gewesen. Genau
dies hat Waltz in ihrem Buch
beschrieben, für das ich
folgendes Vorwort im September
2011 verfasst habe: „Die
Entstehungsgeschichte Israels
hat weder etwas mit den
biblischen Legenden vom
„auserwählten Volk“ noch mit den
Versprechen Gottes an Abraham zu
tun; dies sind religiöse
Legenden, wissenschaftlicher
Rationalität nicht zugänglich
und bloße Glaubenspostulate.
Auch wurde Israel nicht
gegründet, weil der deutsche
eliminatorische Antisemitismus
unter der Nazi-Barbarei ein
kolossales Menschheitsverbrechen
am europäischen Judentum
begangen hat. Viel wichtiger war
jedoch die Diplomatie der
zionistischen Bewegung, die sich
auf dem Ersten Zionistischen
Kongress 1897 in Basel eine
politische Organisationsform
gegeben hat. >>>
Israel – ein Produkt der
ideologischen Raumplanung
- Arn Strohmeyer -
Viktoria Waltz schildert in ihrem
neuen Buch „Monopoly“, wie die
Zionisten ihr Kolonialprojekt
durchsetzten -
Arn Strohmeyer - Im
Diskurs über Israel und seine
Politik setzt sich immer mehr
die realistische Sichtweise auf
diesen Staat als zionistisches
siedlerkolonialistisches Projekt
durch. Der israelische
Historiker Ilan Pappe benutzt
diesen Begriff seit langem. Die
deutsche Islamwissenschaftlerin
Petra Wild hat ihn in ihrem Buch
„Apartheid und ethnische
Säuberung. Der zionistische
Siedlerkolonialismus in Wort und
Tat“ ausführlich mit
wissenschaftlicher Akribie
beschrieben. Sie definiert ihn
folgendermaßen: „Der reine
Siedlerkolonialismus, für den
Israel ein Beispiel ist, strebt
danach, die einheimische
Bevölkerung durch eine
eingewanderte Siedlerbevölkerung
vollständig zu ersetzen. Die
Grenzen werden stets weiter nach
vorne verschoben und die
einheimische Bevölkerung auf
stets kleiner werdenden Flächen
zusammengedrängt, um ihr Land
und ihre Ressourcen für die
Siedlerbevölkerung freizumachen.
Charakteristisch für
siedlerkolonialistische Gebilde
sind neben territorialer
Expansion ein ausgeprägter
Rassismus in der
Siedlerbevölkerung und die
Behauptung, das Land sei
menschenleer gewesen, als die
Siedler kamen.“ >>>
DIE ERDE HABT IHR UNS GENOMMEN
100 Jahre Zionistische Siedlungspolitik
in Palästina
Dr. Viktoria Waltz - Joachim Zschiesche -
(Dortmund/Berlin 1985/1986)
Dieses Buch (24MB - pdf) ist online
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Kommentar zu dieser online-Ausgabe
- Es ist längst alles gesagt! Die Nakbe
beginnt mit 1897! Die Instrumente:
Raumplanung, Staatlicher Terror, Krieg - Die
vorliegende Untersuchung der zionistischen
Kolonisierungspolitik in Palästina wurde
bereits vor 25 Jahren beendet. Auf Grundlage
des vorliegenden Materials war schon damals
das heutige Drama sichtbar genug: Die
Vorbereitung der zionistischen Usurpation
Palästinas
● die Enteignung
und Vertreibung der Palästinenser aus ihrem
Land mehr als die UN je beschlossen
● die Einkreisung
der palästinensischen Städte und Dörfer
durch israelische Koloniegürtel in West Bank
(Gaza), Ost Jerusalem,
● die
Bantustanisierung der West Bank (wie auch
des Gaza Streifens) infolgedessen,
● die
Abkoppelung Jerusalems von seinem
palästinensischen Zusammenhang und ein
intensives Programm der Judaisierung von den
äußeren Kolonieringen bis hinein in das
Zentrum der Altstadt.
Kaum 6% des einst palästinensischen Bodens
gehören heute noch den Palästinensern in
Israel; kaum 12% des ehemaligen Palästinas
in Mandatsgröße steht den Palästinensern
real noch zur Verfügung – Wasser, Luft und
Boden kontrolliert Israel. Die Verhältnisse
haben sich komplett umgekehrt – gegen
internationales Recht und die
Menschlichkeit. Die palästinensische
Identität, ihr Alltagsleben, ihre Kultur
werden in einem erbitterten und
entbehrungsreichen Verteidigungskampf und
nur mit großen Anstrengungen aufrecht
erhalten. Die große Mehrheit des
palästinensischen Volkes ist vertrieben, zu
Flüchtlingen außerhalb und innerhalb ihres
eigenen Landes verurteilt. Die Basis all
dessen liegt in der zionistischen Ideologie
begründet, die im Kern rassistisch und auf
die Vertreibung der Nicht-Juden, also der
Palästinenser hinauslaufen muss. Auch dies
ist in der vorliegenden Untersuchung
hinlänglich nachgewiesen worden.
Heute – wo der Friedensprozess zur allseits
sichtbaren Farce geworden ist – wird auch
die Rolle der Raum-Planung klar erkannt, die
mit Bodenrecht, Planungsrecht, Siedlungsbau,
Infrastrukturentwicklung und auch mit
Denkmalschutz und Architektur nur ein Mittel
zur Kolonisierung und Vertreibung ist. Vor
allem das ist zentrales Thema der
vorliegenden Arbeit gewesen und könnte
längst Allgemeingut bei der Bewertung der
Realität und der Auseinandersetzung um eine
Friedenslösung geworden sein. Es gibt sie
inzwischen, die mit diesem Thema befassten
Kritiker, Analysten – aber auch Stagnation.
Denn selbst die Erkenntnis dass der
Zionismus die Wurzel des Übels ist, wird bei
der Beurteilung des heutigen Dramas nicht
herangezogen, sondern um mehr oder weniger
Bauten, mehr oder weniger A,B oder C
herumgeredet. Kritische israelische
Zionisten wie z.B. Leibowitz halten die
heutige Situation ihres Staates zwar für
gefährlich, weil sich offenbar Demokratie
und Ethnokratie unter dem Fakt einer äußerst
brutalen Besatzungspolitik schlecht
vereinbaren lässt – die Gründung des Staates
Israel mit Mitteln derselben Gewalt wird
aber in Kauf genommen. Es lohnt sich, mit
dieser online Veröffentlichung noch einmal
sich darüber Gewissheit zu holen, wie und
dass das Anfangsscenario bereits den Kern
des heutigen Dramas in Palästina beinhaltet.
>>>
Die Erde habt Ihr uns
genommen - revisited -
Rezension von Dr. Ludwig Watzal - Dem
Internet und der modernen Technik sei Dank.
Wissenschaftliche Publikationen, die längst
der Vergessenheit der Bibliotheken anheim
gefallen sind, erwachen wieder zu neuem
Leben. Ihre oft weitsichtigen Analysen und
ihre politische Brisanz erscheinen in
Retrospektive als geradezu revolutionär.
„Die Erde habt Ihr uns genommen“, ist solche
ein Fundstück. Der Titel des Buches stammt
aus einer Erzählung des palästinensischen
Dichters Mahmud Darwish. Viktoria Waltz und
Joachim Zschiesche, zwei ehemalige Planer/In
an der Universität Dortmund, haben aus dem
Blickwinkel der Raumplanung eine
Untersuchung über „100 Jahre zionistische
Siedlungspolitik in Palästina“ vorgelegt.
So heißt es in einer Einleitung für die
Online-Stellung des 1986 erschienen Buches,
dass längst alles gesagt sei. Die Nakba –
die Katastrophe - begann nicht erst 1948,
sondern nach Ansicht der Autoren/in 1897,
das heißt, mit dem ersten Zionistenkongress
in Basel. Auf der Grundlage des vorliegenden
Materials sei das heutige Drama vorhersehbar
gewesen. >>>
THE FABRICATION
OF ISRAEL
About the Usurpation and Destruction of Palestine
through Zionist Spatial Planning
Viktoria Waltz - Herausgeberin - Dortmund 2010 -
Eigenverlag
Online und kostenlos zu lesen >>>
Zur Gliederung - Structure
Die hier in loser
Folge zur Veröffentlichung vorliegenden Texte geben
einen detaillierten Einblick in die Vorgänge, die
zum Konstrukt Israel geführt haben und lassen keinen
Zweifel daran, dass es unter den bestehenden
zionistischen Rahmenbedingungen um nichts geringeres
als das Ganze geht, um ein jüdisches Israel ohne
Palästinenser und mit keinem Impuls für zwei
Staaten, die nebeneinander leben könnten und auch
nicht um eine Integration Israels in den Nahen
Osten, sondern um die Fortsetzung des aggressiven,
zerstörerischen Kurses bis hin zu weiteren Kriegen.
Zur
Ausgabe der englischen Fassung Der
vorliegende Sammelband ist das Ergebnis gemeinsamer
Debatten und Forschungen über die
Kolonisierungserfahrungen meiner Palästinensischen
Planer Kollegen in der West Bank. Auch wenn alles
bekannt zu sein scheint, auch wenn alles gesagt zu
sein scheint haben wir uns entschlossen noch einmal
den ganzen Zusammenhang der Usurpation Palästinas
durch die Zionistische Bewegung seit Ihrem ersten
Kongress in Basel 1897 zusammenzufassen und den
Roten Faden der Zerstörung und Enteignung von damals
bis heute, von der Mittelmeerküste bis zum Jordan,
vom Litani bis zum Roten Meer für die Öffentlichkeit
zu entwirren. Die verschiedenen Autoren zeigen die
erschreckenden Ergebnisse physischer Gewalt, die
sich hinter staatlichen Schreibtischen nur zu
verbergen scheint, wo Illegales mit Illegalem
verschmilzt und den Schein rechtmäßigen Handelns nur
vortäuscht.
Der Band setzt sich in seinem
Schwerpunkt mit der räumlichen Planung
auseinander, mit ihren historischen und willkürlich
neu geschaffenen Rahmenbedingungen, sowie den
genannten und verborgenen Zielen und Absichten. Es
geht um nationale Planung, regionale
Entwicklungsstrategien und Programme, einzelne
Projekte, um Wohnungspolitik und Verkehrsentwicklung
und natürlich auch um die Verplanung der natürlichen
und vor allem der Wasserressourcen – um Planungen
seit 1897, nach 1948 und nach 1967 bis heute, in
Israel, Gaza, der West Bank und auch um die aktuelle
Planung in Städten wie Hebron, Jerusalem und Jaffa.
Nach einer kurzen
Einführung in die heutigen sozio-politischen
Verhältnisse wird die Planung der Eroberung
Palästinas unter den Mandatsbedingungen vorgestellt
bis zur gewaltsamen Etablierung des Staates Israel
unter Missachtung der internationalen Beschlüsse und
jeglicher Menschenrechte gegenüber der authochthonen
palästinensischen Bevölkerungsmehrheit in dem Lande.
In einem zweiten Komplex geht es um die
Planung in Israel selbst, um Ziele und
Strategien und um die gewaltsamen Schaffung von
geplanten Strukturen, die einerseits und bis heute
der Vertreibung und Entrechtung der Palästinenser im
Staat Israel dienen und andererseits die Umkehrung
der Bevölkerungs- und der Eigentumsverhältnisse
schufen und die räumliche Usurpation und
Israelisierung oder genauer Judaisierung aller
Verhältnisse zur Konsequenz hatten; denn der neu
konstruierte Staat verstand und versteht sich als
jüdischer Staat, als Staat aller Juden und nicht als
Staat und Nation Israel. Im Detail wird dies am
Beispiel der staatlichen israelischen
Wohnungspolitik und der Schaffung von sogenannten
„Abwesenden-Anwesenden“ oder der nicht anerkannten
Orte erläutert, die vor allem die Konzentration der
mehr als 100.000 Beduinen in nur für sie bestimmten
Neu-Siedlungen betrifft.
Der dritte Komplex setzt sich mit den vielen
Facetten räumlicher Planung, den Zielen, Strategien
und Instrumenten zur Usurpation der 1967
besetzten palästinensischen Gebiete
auseinander, mit dem Bau von Kolonien,
unpassenderweise allgemein „Siedlungsbau“ genannt,
den Verkehrsplanungen, den Wasser-ver-planungen und
aktuell mit den Folgen des Mauerbaus, der 2003,
immer unter den Bedingungen des sogenannten
Friedensprozesses, begann und noch nicht beendet
ist.
Ein vierter Komplex widmet sich drei großen
Städten: Jaffa in Israel,
der ‚Perle‘ unter den palästinensischen
Küstenstädten, die schon unter dem Mandat und seit
der Gründung Tel Aviv‘s den zionistischen
Übernahmegelüsten ausgesetzt war und 1948 der
ethnischen Säuberung unter Ben Gurion zum Opfer fiel
- wobei das Schicksal Jaffa auch für Akka, Haifa und
andere mehrheitlich palästinensische Orte in Israel
genommen werden kann; Hebron im
Süden der West Bank, Stadt Abrahams, in deren
Zentrum die aggressivsten israelischen, jüdischen
Siedler unter dem Schutz der israelischen Armee ihr
Unwesen treiben, geschützt durch Kiryat Arba, eine
der größten Kolonien, die ganz anders als die
palästinensischen Städte mit viel Geld und
expansionsfördernden Masterplänen ausgestattet ist;
schließlich Jerusalem, das zur Zeit
quasi ‚sturmreif‘ geschossen wird unter Vorgabe von
‚Denkmalschutz‘ und ‚Erneuerungsprogammen‘ und
gleichzeitig fundamentalistischen Siedlergruppen zur
Zerstörung der palästinensischen Geschichte und
Identität preisgegeben wird. Jerusalem – die
Hauptstadt – bereits umgeben von einem Ring von
großen und einer Kette von kleinen Kolonien, das nun
an der Reihe ist, um durch ein raffiniertes
Zusammenspiel von staatlicher und städtischer
Planung und von organisiertem Terror von
Siedlergruppen israelisiert, judaisiert zu werden.
Ein letzter Komplex widmet sich den diversen
internationalen Einmischungen in die
räumliche Planung und Entwicklung, sei es verbrämt
als Friedensvorschlag wie z.B. von der Gruppe RAND,
sei es konkret mit Hilfe der Nachbarn Jordaniens
oder Ägyptens unter Missbrauch von Planung zur
Veränderung des Raumes und damit der Untergrabung
der territorialen Integrität eines palästinensischen
Staates.
Der Band umfasst 263 Seiten. Fast 100 Karten sowie
Tabellen, Grafiken und Fotos illustrieren die
dargelegten Tatbestände. Einige zentrale Dokumente
wurden im Anhang hinzugefügt.
Eine deutsche
Kurzfassung -
online zu lesen >>>
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