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TEXTE 10
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Ein Schandfleck über dem Judentum,
jüdische Geschichte und Ethik – britische
Juden bedauern die Balfour-Erklärung
- Philip Weiss on October 10, 2017 -
Unabhängige jüdische Stimmen in England
haben eine große neue Video-Erklärung über
die Balfour-Erklärung abgegeben, an deren
100. Jahrestag wir im nächsten Monat
erinnern und Groß-Britannien aufrufen, mit
dem Dokument so umzugehen, dass die
palästinensischen Rechte geachtet werden.
Es ist eine
äußerst nachdenkliche Präsentation über die
problematische Erklärung, die besonders die
schneidenden Beurteilungen von Jaqueline
Rose, Avi Shlaim, Brian Klug und Mir
Weingarten herausstellen. Der größte Teil
des Video beschreibt die Geschichte und die
Konsequenzen der Erklärung: den höheren
Status, den man im Dokument den Juden vor
den Palästinensern gewährt. (die
Palästinenser werden als „ existierende
nicht-jüdische Gemeinschaft zitiert, nicht
mit Namen, die „zivile und religiöse
Rechte“ besitzen, während Juden genannt und
ihnen nationale Rechte gegeben werden) . Die
Enteignung der Palästinenser (Shlaim nennt
730 000 Flüchtlinge der Nakba) , die
Konkretion der jüdischen Religion durch den
Zionismus, als eine Art des Glaubens, der
mit dem tatsächlichen Land zu tun hat und
die Katastrophe des 67er-Krieges und die
Besatzung. Die verschiedenen Stimmen
vereinigen sich zu einem Crescendo und
verurteilen die Erklärung persönlich.
Klug sagt:
Selbst wenn eure Definition des Judentums
national ist, eine von Volkszugehörigkeit (Peoplehood)ist
. so solltet ihr nur dann eine Flagge
hissen, wenn ihr sie mit gutem Gewissen für
Gerechtigkeit hissen könnt. Rabbi Howard
Cooper betont die Teilung innerhalb der
jüdischen Gemeinde. „Da wir uns dem 100.
Jahrestag (der Balfour-Erklärung) nähern …
ist es wirklich bedeutsam, dass es den
Leuten klar wird, dass es da eine
leidenschaftliche Debatte innerhalb der
jüdischen Welt rund um Israel gibt.
Klug: „ Die
schlimmste Phase der arabisch-jüdischen
Konfrontation in modernen Zeiten beginnt
mit der Balfour-Erklärung.“
Rose: Diese
ist für mich eine Tragödie. Die Juden gingen
durch eine der schlimmsten Traumatas in der
Geschichte. Die Tragödie ist, dass sie zu
einer anderen historischen Ungerechtigkeit
gegenüber einem anderen Volk führt. Rose
erkennt die „ existenzielle Krise, die Juden
in Europa erlitten und ihren legitimen
Wunsch der Selbstbestimmung. Aber sie sagt,
„dass der Geist des Rechtes und der
Gerechtigkeit, der ein Teil der jüdischen
Geschichte ist, es jetzt zum Imperativ
macht, dass Juden jetzt (dies laut und
deutlich) aussprechen.“
Shlaim:
„England sollte eine ehrliche Erklärung
über sein Versagen abgeben, „ die
palästinensischen Rechte nicht geschützt zu
haben. Und England sollte mit der Tatsache
übereinkommen, dass es eine zionistische
Minderheit in die Lage versetzte,
systematisch ein ganzes Land zu übernehmen.
Da gibt es nichts zu feiern.
Klug: Wir
brauchen eine Zukunft, die für jeden sorgt
und das steht nicht in der
Balfour-Erklärung. Was da gefeiert wird, ist
ein Dokument, das in die falsche Richtung
jeder lebensfähigen Zukunft für alle
Menschen zeigt, die in Palästina und Israel
leben.
Mir
Weingarten, die in der israelischen Armee
gedient hat und dies bedauert, sagt: nichts
wird sich ändern, bis die Erklärung
aufgelöst wird und den Israelis beigebracht
wird, dass die Palästinenser Rechte haben.
Balfour wird in triumphaler Weise in Israel
dargestellt, doch die Israelis können nicht
sehen, dass andere Menschen auch Menschen
mit Rechten sind.
Antony Lerman:
dies ist ein Schandfleck auf dem Judentum,
auf der jüdischen Geschichte und der
jüdischen Ethik. Was mit der
Balfour-Erklärung kam, ist etwas, über das
sich Juden schämen sollten. Und wir sollten
in der Lage sein, etwas zu tun, das die
Sache richtigstellt: wir sollten den
Palästinensern die Rechte geben, die sie
verdienen.
Während der
junge Barnaby Raine sagte: Wir sehen eine
bedeutende Veränderung im jüdischen Leben.
Es gibt eine Kluft zwischen den
Generationen; junge Juden sehen bei den
jüdischen Werten eine „klaffende Ausnahme,“
wenn man mit den Marginalisierten steht, was
die schlechte Behandlung der Palästinenser
betrifft.
Meine Bedenken
über den historischen Inhalt des Video sind
die Bedenken über die Balfour-Konferenz in
Princetown im letzten Mai (http://mondoweiss.net/2017/09/going-veg/)
sie ließ den Glauben über den Teil der
imperialen Macht außen vor und zwar in der
Rolle des jüdischen Einflusses während des
Weltkrieges, der Bedarf der imperialen
Führer, Juden auf ihre Seite als Aktivposten
zu bekommen. Rose nannte drei Gründe für die
koloniale Erklärung/ imperiale Motivation,
um einen Fuß im Nahen Osten zu haben;
Antisemitismus (um die britischen Juden los
zu werden); und auch Achtung vor dem
Minderheitenstatus. Es hat nichts mit
jüdischer Agentur zu tun; es wird nichts
davon erwähnt, dass die Deutschen und die
Britten bei der jüdischen Unterstützung im
Wettbewerb miteinander stehen; keine Rolle
spielten jüdischer Finanziers bei der
Befreiung von Juden aus Osteuropa,
einschließlich meines Großvaters. Und was
den kolonialen Impuls betraf, wollten die
Briten 1947 aus Palästina raus. Aber die
jüdische Unterstützung für den Zionismus und
das westliche jüdische Lobbying in ihrem
Auftrag involvierte große politische Spender
bis auf diesen Tag.
Quelle dt. E.Rohlfs)
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Die Balfour-Erklärung treibt
einen Keil in den
britischen Konsens über Israel
Robert Cohen, 24.Oktober 2017
In der letzten Woche brüskierte der Führer
der Labor-Partei Jeremy Corbyn eine
-Einladung des Jüdischen Führungsrates (JLC),
während Jonatan Arkush, Präsident des
Vorstandes der Vertretung der britischen
Juden eine zornige Email an den britischen
Botschafter der UN sandte.
Arthur Balfour und seine berüchtigte
Erklärung sind für beide Vorfälle schuld.
Es klingt nicht so, als ob hier viel
aufgearbeitet werden müsste. Aber man
sollte es tun. Da der hundertste-Jahrestag
der Balfour-Erklärung am 2. November seinen
Höhepunkt hat, sind wir in England Zeugen
des Aufbrechens des jahrzehntelangen
Konsenses der politischen Mitte über Israel
und der allmählichen Isolierung der
jüdischen Gemeinde, wie sie immer
intoleranter gegenüber der palästinensischen
Solidarität wird.
Bei der jährlichen Labor-Partei-Konferenz
vor drei Wochen erhielt Corbin den größten
Applaus nicht wegen Brexit oder wegen
Sparpolitik sondern für Folgendes:
„Lasst uns das Ende der Unterdrückung des
palästinensischen Volkes wirklich
unterstützen. Es ist das 50. Jahr der
Besatzung und Siedlungserweiterung.
Unterstützen wir den Schritt zu einer echten
Zwei-Staatenlösung des
Israel-Palästina-Konflikts.“
Es war nicht nur wegen der 4000
Partei-Mitglieder in der Halle, dass so
lange applaudiert wurde. Es war deshalb,
weil sie von der Einschüchterung der
israelischen Lobby in Großbritannieneinfach
die Nase voll hatten. Diese versuchte jeden
Ausdruck palästinensischer Solidarität als
Antisemitismus zu deuten. Ja man versuchte,
der Labour-Partei in dieser Richtung eine
politisch giftige Neigung zuzuschreiben.
Kaum überraschend - Corbyn ist viele
Jahre ein Schirmherr der palästinensischen
Solidaritäts-Kampagne gewesen. Deshalb war
es kaum überraschend, dass er die Einladung
des JLC zur Balfour-Feier ablehnte, da für
die Palästinenser dieses Dokument ein Betrug
ihrer Rechte war. Man würde sich sehr
gewundert haben, wenn der Führer der
Labor-Partei ja gesagt hätte. Und die JLC
würde dies gewusst haben.
Das würde den Chef des JLC Jonatan Goldstein
nicht daran gehindert haben, Corbyns
Ablehnung der Einladung zum
Balfour-Jubiläumfest als anti-jüdisches
Gefühl zu interpretieren. Aber dies war
wahrscheinlich auch der Plan. …
Man kann sicher sein, dass Tony Blair oder
Gordon Brown die Einladung angenommen
hätten, wenn sie heute noch die Labor-Partei
geführt hätten. Die Zeiten haben sich gewiss
ändert.
Während dessen hat es im Ausschuss der
Abgeordneten während der letzten Tage viel
scheinbares Kritisieren und auch sinnloses
aufgeregtes Treiben gegeben.
Die ganze Geschichte dreht sich um einen
Twitter, der von einem Mitglied des
britischen Vertreters bei der UN-Mission in
New York kam und der sagte: „… erinnern
wir uns daran , dass die Balfour-Erklärung
2 Teile hat. Der 2. Teil ist nicht erfüllt
worden. Da gibt es ein nicht beendetes
Geschäft“.
Wer immer den Twitter geschrieben und
gesandt hat, er bezog sich auf die 2. Hälfte
der Balfour-Erklärung, die „eine jüdische
Heimstätte“ verspricht, mit der
Versicherung: „…wobei wohlverstanden nichts
geschehen soll, was die bürgerlichen und
religiösen Rechte der bestehenden,
nichtjüdischen Gemeinschaften in Palästina …
in Frage stellen könnte“.
„Die bestehenden nichtjüdischen
Gemeinschaften“ waren natürlich die mehr als
90% der einheimischen Araber, die in
Palästina leben, die als nicht wert geachtet
wurden, über die Sache wenigstens gefragt zu
werden.
Es lohnt sich auch zu fragen, dass dieser
anonymen Mehrheit von Nichtjuden nur
„zivile und religiöse Rechte“ versprochen
wurde, während den Juden auch nationale und
politische Rechte versprochen wurden.
Präsident Arkush war allerdings wütend. Er
verschwendete keine Zeit und schickte eine
tadelnde Mail an den britischen Botschafter
bei der UN, Matthew Rycroft und teilte ihm
seine große Enttäuschung mit. Arkush
beschrieb den Twitter als „unwürdig,
feindselig, einseitig, negativ und
offensichtlich als Kritik am Staat Israel
beabsichtigt“.
Es lohnt sich, einen Moment Arkush s
Twitter-Kritik zu prüfen, weil es sich
herausstellt, dass „ unwürdig, feindselig,
einseitig, negativ“ eine bessere
Beschreibung des Präsidenten ist als des
britischen Vertreters bei der UN in New
York.
Die übliche zionistische
Geschichtslektion - Arkush ist heftig
dabei , dem Botschafter Rykroft die
übliche zionistische Geschichtslektion zu
erteilen, in der alle Schuld des Konfliktes
der letzten 100 Jahre voll und ganz und
ausschließlich auf den unversöhnlichen und
zurückweisenden Palästinensern liegt.
…“ Die zivilen und religiösen Rechte aller
existierenden nichtjüdischen Gemeinden in
Palästina (wie sie in der Balfour-Erklärung
stehen) werden geschützt.“
Nun gelten diese auf den 60% der Westbank,
die seit 50 Jahren unter totaler israelscher
Kontrolle sind, nicht. Das Leben der
Palästinenser wird von einem Apartheidsystem
verwaltet. Es stimmt auch nicht für die 1,8
Millionen Gazaner, die von Israel zu Land,
zu Wasser und aus der Luft von Israel
belagert ist.. Und während die
palästinensischen Bürger Israels selbst (20%
der Bevölkerung) Bewegungsfreiheit haben und
das Recht an den demokratischen Wahlen
teilzunehmen, auf vielfache Weise
diskriminiert werden.
Arkush versucht auf andere Weise
anzugreifen.
„…zweitens boten die UN die Teilung
Palästinas zwischen den jüdischen und
arabischen Gemeinschaften mehr als einmal
an. Die jüdische Gemeinschaft akzeptierte
dies. Die Araber haben es auf der Stelle
abgelehnt..“
Aber warum sollten die Palästinenser
freiwillig die Teilung ihres Landes
anbieten, als sie noch die Mehrheit an Zahl
und Besitztum waren, ihnen aber nur die
Hälfte des Landes angeboten wurde?
Arkush versucht noch einmal:
„… Drittens, die Balfour-Erklärung war mehr
oder weniger ein Ausdruck der Sympathie
einer britischen Regierung. Sie kam 30 Jahre
bevor die UN für die Errichtung eines
jüdischen „Homeland“ stimmte. Falls kein
arabisches oder palästinensisches „Homeland“
errichtet wurde, kann das nicht Israels
Schuld sein, das nicht existierte; sondern
würde entweder ein Vorwurf der
internationalen Gemeinschaft oder eher der
arabischen Gemeinschaft sein, die wiederholt
die Idee, die Errichtung eines eigenen
Staates/Landes zurückgewiesen hat.
Aber das originale Twitter ( falls man sich
so weit zurück erinnern kann), erwähnte
Israel gar nicht. Im ihm steht nur etwas von
einem „ nicht beendeten Geschäft“. Die
Verantwortung liegt nicht allein an Israel
oder den Palästinensern. Das Problem – so
gibt Arkush zu - wurde international
geschaffen. Es wird auch international
gelöst werden müssen. Und wenn die
Balfour-Erklärung nichts anderes als ein
„Ausdruck der Sympathie“ war, warum ist die
Abhaltung eines Festes (ihretwegen) zum
Prüfstein der Unterstützung Israels geworden
und die Kritik derselben mit Antisemitismus
bezeichnet worden?
Arkush beschuldigt die Palästinenser für
alle anhaltende Zurückweisung und Gewalt.
„….In Camp David wurde der PLO die
Anerkennung eines palästinensischen Staates
auf 95% der Westbank angeboten. Yasser
Arafat hat dies zurückgewiesen und mit
einer Gewaltrunde geantwortet, die bis heute
andauert.“
Viel wurde über das sog. „großzügige
Angebot“ geschrieben, das man Arafat in Camp
David 2000 machte. Es war kein solches.
Prüfe es, wenn du es wissen willst, wie man
diese ständige Verdrehung der jetzigen
Geschichte herausfordert.
Heuchelei oder Genauigkeit? -
Schließlich zeigte Arkush, worum es ihm
wirklich ging. Es ist die Diskrepanz der
Haltung zwischen der britischen
konservativen Regierung, auf die er sich
verlassen bei der Unterstützung Israels
verlassen kann und den Karrierediplomaten
in New York, die tatsächlich verstehen, was
vor sich geht und die ein wenig Geschichte
studiert und das entsprechende Buch über das
Problem gelesen haben.
„der Twitter steht vollkommen im
Widerspruch zur erklärten Politik
Großbritanniens, aus Anlass des Erinnern und
Feierns der Balfour-Erklärung (auch alle in
den letzten Wochen gebrauchten Ausdrücke vom
Ministerpräsident und den andern Ministern.
Innerhalb von 14 Tagen findet ein
Gedächtnismahl statt, um die
Balfour-Erklärung zu feiern. Dazu erwartet
man den Ministerpräsidenten und den
Ministerpräsident Netanjahu. Dies ist
äußerst uninteressant für die UK-Botschaft
bei der UN, eine kritische Bemerkung zu
machen und die britische Regierung der
Heuchelei anzuklagen.“
Das Problem für unsere jüdischen Führer in
England ist, dass sie all ihre israelischen
Eier in einen konservativ gestalteten Korb
gelegt haben. Und das augenblickliche Chaos
um die Brexit-Verhandlungen die Tories kaum
zu einer natürlichen Partei der Regierung
macht.
Doch in Wahrheit geht der Fehler unserer
jüdischen Führung viel weiter zurück. Mit
dem Unterzeichnen ist man eine Marionette
des Außenministeriums des Staates Israels.
Und hier lief alles falsch.
Das JLC, das Gremium und tatsächlich der
Oberrabbiner sieht jetzt eher wie ein
lokaler Gehilfe der israelischen Botschaft
aus. Vor Jahren sollten und konnten sie die
Rolle eines kritischen Freundes Israels
übernommen und eine nuancierte jüdische
Diaspora-Stellung entwickelt haben, die
Israel für seine Maßlosigkeit verantwortlich
hält und eine Kampagne für eine echte
Zwei-Staaten-Lösung führt. Doch stattdessen
entschieden sie lokale Subunternehmer für
Israels Propaganda zu sein. Und jetzt ist es
zu spät, umzukehren.
Ein historisches Jahr - Es stellte sich
heraus, dass das Balfour-Jubiläumsjahr mehr
enthüllte und bedeutender war, als ich mir
vor 12 Monaten vorstellen konnte.
Auf einer national politischen Ebene gibt
es jetzt in Westminster kein Abkommen über
Israel.
Unterdessen malt sich die formelle jüdische
Führung in England in eine blau-weiße Ecke
und sieht sich in immer weniger Kontakt mit
der allgemeinen Öffentlichkeit, die zu
verstehen beginnt, dass es beim
Israel-Palästina-Konflikt um Menschenrechte
geht und nicht um Terrorismus. Was das
Mobbing nationaler Politiker und
Karriere-Diplomaten über Israel betrifft, so
sieht dies nicht wie kluge Kommunalpolitik
aus und gewiss nicht nach jüdischer
Tradition, die sich für Gerechtigkeit und
Mitgefühl einsetzt.
Die letzten beiden Wochen des
Balfour-Jubiläums werden weitere Spaltungen
über Israel im britischen öffentlichen Leben
zeigen. Es wird zahlreiche Reden, Rallyes,
Demonstrationen, Feiern und geplante
Proteste im ganzen Land geben. Sie werden
beweisen, dass England nicht mehr mit Israel
übereinstimmt.
Quelle
(dt. und geringfügig gekürzt E. Rohlfs)
|
Goodbye
der jüdisch-arabischen Schule, die mich
Hoffnung lehrte
Orly Noy - 1. September 2017
Jahre lang gab eine bilinguale Schule in
Jerusalem , die Max.Rayne Hand in
Hand-Schule, einer ganzen Gemeinde Hoffnung
und Partnerschaft. Es war nichts anderes als
ein Wunder.
Tausende von Leuten gingen durch Jerusalem,
um Unterstützung und Solidarität mit der
Max-Rayne-Hand in Hand-Schule zu zeigen, die
eine Woche vorher von einem Brandanschlag
heimgesucht wurde.
Heute ist der erste Tag im September, der
erste Schultag in Israel. Lassen wir die
Jahre beiseite, die wir im Ausland
verbrachten, so ist es das erste Mal in 13
Jahren, dass wir unsere Töchter nicht in die
zweisprachige Max-Rayne-Hand in Hand Schule
in Jerusalem schicken.
Der Prozess der Entscheidung, in welche
Schule man sein Kind schickt, beginnt sehr
früh. Als junge Eltern war uns klar, dass
wir keine „spezielle“ Schule wünschten und
dass es am besten wäre, sie in die nächste
Vor-Schule zu schicken, denn das war ihre
natürliche Umgebung und es war wichtig,
diese kennen zu lernen. Am Ende des Jahres
nach gründlichen Meinungsverschiedenheiten
über die Notwendigkeit für 4Jährige, Pakete
für israelische Soldaten zu packen und
Fragen darüber zu lehren, wer autorisiert
sei, über israelische Feiertage zu lehren,
schauten wir uns nach einer andern Schule
um.
Da gibt es einige Behauptungen, dass Schule
und Bildung weniger kritisch sind, als wir
zu denken pflegen. Vielleicht stimmt dies.
Unsere ganze Familie – nicht nur unsere
Töchter - würden ohne die bi-linguale
Schule nicht das sein, was sie heute sind .
Es ist schwierig für mich, nostalgisch
darüber zu reden, da wir seit langem nicht
mehr hier sind, aber trotzdem ein Teil der
Schulgemeinschaft bleiben. Und doch,
während ich diese Worte schreibe, kommen
Erinnerungen zurück , Momente der
Überwindung und Gelächter, auch Schmerz und
Frustration, das Singen auf Hebräisch und
Arabisch – voller Hoffnung und Licht - bei
Schulbeginn, die ersten Worte, die sie in
beiden Sprachen lernten: der infame
Brandanschlag, die hasserfüllten Graffiti,
die wiederholt an die Wände gesprüht waren,
das gemeinsame Liftar-Mahl, die Wanderungen
zu den zerstörten palästinensischen Dörfern.
Da gab es natürlich auch die erstaunt,
besorgten, ärgerlichen Antworten, die wir
erhielten, als wir unsere ältere Tochter
anmeldeten, einschließlich der Frage, die
sich immer wiederholte: „Was wird geschehen,
wenn sie einen Araber heiratet, wenn sie
erwachsen ist?“ Darauf antwortete ich immer:
Ich habe gelernt, wie man Maqluba für das
Freitag-Abendessen macht. Und so tat ich es
auch. Andere wollten wissen, ob sie und
ihre Schwester wegen ihrer jüdischen
Identität verlegen werden würden.
Die Fragen scheinen so grundlos zu sein. In
ihren Schuljahren lebten meine Töchter ihre
eigene jüdische Identität, ja sogar mehr als
ihre Eltern, die in Schulen gingen, wo das
Jüdisch-sein selbstverständlich war. In
einer bilingualen Schule lernten sie ihre
jüdische Identität kennen, ohne sie als
Bedrohung anzusehen oder dass sie von
anderen religiösen und nationalen
Identitäten bedroht werden. Sie lernten ihr
Judentum nicht als eine exklusive Identität
kennen, die gegenüber anderen Identitäten in
diesem Land Macht-Verhältnisse diktiert,
sondern eher als einen Teil eines reichen
kulturellen Mosaiks, von dem sie ein Teil
sind.
Unsere Schuljahre überschnitten sich mit der
erschreckenden Eskalation von Extremismus
und Faschismus in Israel. Wir können uns
kaum vorstellen, wie wir das ohne diese
Gemeinschaft durchlebt hätten, die uns
gesunden Verstand und Trost anbot. Als wir
im Sommer 2014 nach Israel zurückkehrten,
direkt in den verfluchten Krieg, waren die
von der Schule organisierten Märsche – ohne
Singen nur das gemeinsame Marschieren, wie
ein Atmen von frischer Luft - in einer
Realität, in der diese knapp war.
Wie jedes Bildungsinstitut musste sich die
zweisprachige Schule mit Schwierigkeiten
auseinandersetzen, aber es kapselte auch
Konzepte ab, die schon längst zu Klichées
in der israelischen Gesellschaft wurden:
Respekt, Anerkennung, Zusammenarbeit. Im
Israel von heute ist dieser Ort eine Art
Wunder und ich bin dankbar und stolz, dass
uns die Gelegenheit gegeben wurde, länger
als zehn Jahre lang ein Teil davon zu sein.
Es wird sehr komisch sein, das Schuljahr
ohne den zweisprachigen Kalender zu
beginnen, ohne das Datum vom Mohameds
Geburtstag zu wissen oder wann die
östlich-orthodoxe Kirche Weihnachten feiert.
Andrerseits weiß ich, es ist ein wirkliches
Verabschieden. Wir werden weiterhin ein Teil
dieser Gemeinschaft sein, falls es noch das
Wort „Hoffnung“ an diesem Ort gibt. Es kann
noch zwischen den Schulgängen an der Grenze
zwischen der palästinensischen Beit Safafa
und dem jüdischen Pat geben.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
"Ein
Schritt näher zur
Annexion der Westbank": Israelisches
Kabinett wird über Annexion von Siedlungen
an Jerusalem abstimmen
-
Sheren Khalel -
Mitglieder des
israelischen Kabinetts werden am Sonntag
über einen Gesetzesentwurf abstimmen, der
die Annexion weiter Landstriche an die
Stadtgemeinde Jerusalem anstrebt. Der
"Gesetzesentwurf Groß-Jerusalem" wird nach
der erwarteten Billigung zur Abstimmung in
die Knesset gehen; allerdings könnte es in
der Knesset schwierig werden, da religiöse
Hardliner eine Veränderung in der
jüdisch-israelischen Demografie der Stadt
befürchten.
Der
umstrittene, vom Likud unterstützte
Gesetzesentwurf würde mindestens 19 illegale
Siedlungen und Außenposten in den
Hoheitsbereich von Jerusalem bringen und
drei palästinensische Gemeinden von der
Stadt abtrennen. Die fünf größten illegalen
Westbanksiedlungen, die annektiert werden
sollen, werden aufgelistet als Ma'aleh
Adumim, Gush Etzion, Efrat, Beitar Illit und
Givat Ze'ev – die übrigen sind Teile von
Siedlungsblöcken innerhalb der fünf größten
(Siedlungen).
Die drei
palästinensischen Gemeinden, die von der
Stadt Jerusalem abgestoßen werden, sind
Anata, das Flüchtlingslager Shufat und Kufr
Aqab.
Die
Erläuterungen zum Gesetzesentwurf geben
offen zu, dass das Ziel der Gesetzgebung ein
Instrument im palästinensisch-israelischen
demografischen Krieg in Jerusalem zur
Judaisierung der Stadt ist.
Die
Erläuterungen lesen sich so: "In den
vergangenen Jahren ist angesichts
demografischer, kultureller und politischer
Entwicklungen der Status von Jerusalem als
der wichtigsten Stadt in Israel schwächer
worden, die wohlhabendere Bevölkerung
verläßt die Stadt und zieht in die
Küstenstädte. Das vorgeschlagene Gesetz soll
eine Änderung dieses Trends ermöglichen und
den Status von Jerusalem als ein Symbol und
das Herz des jüdischen Volkes wieder
herstellen."
Es wird
erwartet, dass der Gesetzesentwurf bei der
Abstimmung im israelischen Kabinett mit der
vollen Unterstützung von Premierminister
Benjamin Netanyahu durchgeht; aber es im
Kabinett durchzubekommen könnte sich als
schwierig erweisen, weil dort ein separater
demografischer Krieg unter Israelis im Spiel
ist.
Während die
Abstoßung der palästinensischen Gemeinden
von der Stadt Jerusalem im Interesse des
großen Plans Israels für ein judaisiertes
Jerusalem ist, sagte Knessetmitglied Aida
Touma-Suleiman gegenüber Mondoweiss, dass
der Gesetzesentwurf möglicherweise nicht
durchgeht, weil die Ultra Orthodoxen
Jerusalemer befürchten, dass sich die Macht
bei Wahlen verschieben könnte, wenn die
Siedlungen eingemeindet werden, und dies den
Siedlern mit einer anderen Lebensweise und
religiösen Ansichten in den Jerusalemer
Wahlkabinen mehr Stimmen geben würde.
"Es würde die
Balance unter den Juden in Jerusalem
verändern, sie wollen nicht die Chance
verlieren, eine Ultra Orthodoxe Mehrheit zu
haben, so dass (der Gesetzesentwurf)
möglicherweise nicht durchgeht", erklärte
ein Knessetmitglied der Arabischen Liste.
Nach der
Times of Israel drohte die
ultra-Orthodoxe Partei Vereintes Torah
Judentum (UTJ) diese Woche den
Gesetzesentwurf aus diesem Grund zu
"torpedieren". Der israelische
Gesundheitsminister Yaakov Litzman und
Knessetmitglied Moshe Gafni, beide von der
Partei UTJ haben sich mündlich gegen den
Gesetzesentwurf gestellt.
Wenn die
Siedlungen in die Stadt Jerusalem
eingemeindet werden, wird das auch die
Siedlungen in der israelischen Gesellschaft
legitimieren und die Tatsache infrage
stellen, dass alle israelischen Siedlungen
nach dem Völkerrecht als illegal gelten.
Außerdem sagte
das BADIL Ressource Center for Palestinian
Residency & Refugee Rights in einer
Erklärung, dass, sollte das Gesetz
verabschiedet werden und die drei
palästinensischen Gemeinden, die zur Zeit
zur Stadtgemeinde Jerusalem gehören, vom
Distrikt abgetrennt werden, würde dies
wiederum "den Zwangstransfer von Einwohnern
erleichtern", der nach dem Völkerrecht ein
Kriegsverbrechen ist.
BADIL sagte
weiter, der Gesetzesentwurf bringe Israel
"einen Schritt näher zur Annexion der
Westbank" und mache die international
unterstützte Zwei-Staaten-Lösung noch
unmöglicher.
Das Israel Policy Forum, eine
pro-israelische Lobbygruppe mit Sitz in den
USA, die eine Zwei-Staaten-Lösung
befürwortet, sagte, der Gesetzesentwurf
würde "den Aussichten auf eine
Zwei-Staaten-Lösung schweren Schaden
zufügen, den Palästinensern als
Arglistigkeit vermitteln und Anlass zu
Zweifeln geben, ob sich Israel an das
ausgehandelte Abkommen über den permanenten
Status (Jerusalems) hält".
"Die Stellung
von Jerusalem ist die heikelste der
End-Status-Angelegenheiten zwischen Israel
und den Palästinensern. Einheiten der Stadt
zuzufügen, die beim besten Willen nicht zu
Jerusalem gehören, werde die weitere
Behandlung dieser Angelegenheit nur massiv
erschweren, solche Schritte sind nur
geplant, um Fakten zu schaffen, die den
Palästinensern der Westbank den Zugang zu
Jerusalem versperren", sagte die Gruppe in
einer Erklärung. "Das israelische Kabinett
sollte unmissverständlich diesen
haarsträubenden und unverfrorenen Versuch
die Grenze zwischen Israel und der Westbank
zu verwischen, zurückweisen, und den Status
von Jerusalem nicht noch komplizierter
machen."
Die
Administration des US-Präsidenten Donld
Trump hat es einstweilen abgelehnt, einen
Kommentar für oder gegen den Gesetzesentwurf
abzugeben.
Während einer
Pressekonferenz am Donnerstag sagte die
Sprecherin des State Departments, Heather
Nauert: "Soviel ich weiß, ist diese
Rechtsvorschrift erst in einem frühen
Stadium der Entwicklung. Einiges davon sind
interne Angelegenheiten, die ich nicht
kommentieren möchte. Ich weiß, dass sie
mehrere Schritte durchlaufen muss, um
überhaupt Gesetz zu werden", ohne dies
weiter zu kommentieren.
Palästinensische Politiker und Aktivisten
haben den Gesetzesentwurf scharf kritisiert.
Hanan Ashrawi,
Mitglied des Exekutivkomitees der PLO, rief
die internationale Gemeinschaft auf, "Israel
zur Rechenschaft zu ziehen", und sagte, dass
die Regierungen weltweit dies nicht getan
haben, hätte es dem israelischen
Premierminister Benjamin Netanyahu und einer
Regierung die Intensivierung ihrer Versuche
ermöglicht das ganze historische Palästina
mit einem "Groß-Israel" zu überlagern."
"Ohne Zweifel ist Israel damit beschäftigt
die Militärbesatzung zu verlängern, nicht
sie zu beenden, die Präsenz extremistischer
jüdischer Sieder auf palästinensischem Boden
zu legitimieren und die totale Isolierung
und Annexion des palästinensischen Jerusalem
zu vervollständigen. Diese Bemühungen
repräsentieren das Ende der
Zwei-Staaten-Lösung", sagte Ashrawi.
Ashrawi rief
die internationale Gemeinschaft auch auf,
Sanktionen gegen Israel zu verhängen, weil
es das Völkerrecht nicht beachtet, und
(Palästina) im Rechtsstreit gegen Israel vor
dem Internationalen Gerichtshof zu helfen.
Viel mehr als
Lippenbekenntnisse für eine
Zwei-Staaten-Lösung und Verurteilung der
Siedlungsaktivitäten, obliegt es jedem
Mitglied der internationalen Gemeinschaft
ernsthafte und konkrete Maßnahmen zu
ergreifen seine anhaltenden Kriegsverbrechen
vor dem Internationalen Strafgerichtshof zur
Verantwortung gezogen werden sollte", sagte
sie.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Mohamed Jarara ein palästinensischer
Polizist ist Opfer eines Terrorangriffs von
drei Siedlern
-
Gideon Levy - Er liegt auf einem eisernen
Bett im Wohnzimmer seiner Wohnung in der
Westbank-Stadt Asir ASH-Sharmaliya; ein
weißes Licht beleuchtet seine schwarze
Kappe auf de Kopf. Die Kappe verdeckt eine
frische Narbe, die mit 42 Stichen quer über
den Kopf genäht wurde. Es gibt auch eine
tiefe Wunde über seiner Augenbraue über dem
rechten Auge, das mit einem Verband
zugedeckt ist. Er ist noch immer schwach. Er
hat Schwierigkeiten vom Bett aufzustehen und
zu sprechen ist eine große Belastung.
Mohammed Jarara ist das Opfer eines
feindseligen Aktes, eines Terroraktes. Zu
Beginn des Sukkot-Feiertages griffen drei
Israelis seinen Wagen an, in dem er saß. Sie
hielten den Wagen an und warfen Steine in
ihn. Ein großer Stein aus wenigen Meter
Entfernung geworfen verletzte Jararas Kopf
schwer. In dieser Woche kehrte er nach zwei
Kopf-Operationen und 10 Tagen im Krankenhaus
nach Hause zurück.
Jarara ein 25jähriger Junggeselle ist
Polizist bei den palästinensischen
National-Sicherheitskräften. Er hat
abwechselnd eine Woche Dienst und eine Woche
ist er zu Hause. Seit vielen Jahren ist sein
Vater an Parkinson erkrank und Mohamed hatte
geholfen, seine Familie zu unterstützen, in
der es noch vier Brüder und vier Schwestern
gibt. Ihre kleine Stadt liegt nicht weit von
Nablus entfernt und die Srtaße dorthin geht
durch Olivenhaine, wo in dieser Woche die
Ernte begann. Die Ernte ist ein
Familien-Ereignis in der Westbank. Jeder
kommt und hilft, klettert auf Leitern,
schlägt die Bäume mit Stöcken und schüttelt
die Zweige, damit die Oliven auf unten
ausgebreiteten Plastikplanen fallen.
Am 5. Oktober war Jarara ein Passagier in
einem Wagen, der zu seiner Dienststelle in
Bethlehem fuhr, nachdem er an der
Hochzeitsfeier eines Freundes in Bruqin,
nahe Jenin teilgenommen hatte. Zusammen mit
ihm waren noch zwei seiner Kollegen von den
Sicherheitsdiensten: Thair Abeidi,43 und
Ghassan Qasrawi,23. Nach 9 Uhr verließen sie
die Hochzeit und fuhren zu ihrer
Polizeistation zurück. Sie fuhren in
Qasrawis Wagen, einem weißen 1010 Kia uns
Qasrawi fuhr ihn. Abeidi saß neben ihm und
Jarara saß hinten auf der rechten Seite mit
einem offenen Fenster. Die drei waren in
guter Laune. Für Juden war dies der erste
Abend des Sukkot-Feiertages.
Kurz vor der Kreuzung mit der Nebenstraße,
die zur Siedlung Shiloh führt auf der
Schnellstraße 60 sahen sie aus der Ferne
drei Personen am Straßenrand stehen Einer
von ihnen machte eine Taschenlampe an und
aus um ihnen zu sagen, dass sie anhalten
sollen. Davon überzeugt, dass dies ein ad
hoc-Armee oder ein Polizei-checkpoint sei,
fuhren sie langsamer. Abeidi dachte an
Salma a-Debi, einem Mitarbeiter von B’tselem,
der Menschenrechtsorganisation.
Um fast 9 Uhr 45 erreichten wir das Gebiet
von Shilo. Etwa 500-800m von der Abzweigung,
die zum Dorf Turmus Ayya führt, sah ich den
Lichtschein einer Taschenlampe und einige
Leute, die am Straßenrand standen. Wir waren
noch 50-80m entfernt und ich dachte mir, es
wäre Polizei oder Soldaten. Ich bat Ghassan,
langsam zu fahren und er fuhr sehr langsam
heran.
Ich war überrascht, drei Leute in Zivil zu
sehen und einer hielt eine Taschenlampe. Die
andern beiden warfen Steine auf uns. Wir
waren nur wenige Meter von ihnen entfernt.
Ein Stein zerbrach das Fenster neben mir.
Der andere traf Mohammed. Er schrie auf und
mir wurde klar, dass er getroffen worden
war. Ich drehte mich nach ihm um und sah,
dass sein Gesicht von Blut bedeckt war. Ich
nahm meine Jacke, die auf dem hinteren sitz
lag, um das Bluten zu stoppen. Ich war
überrascht über die Größe der Verletzung. Er
hatte eine tiefe klaffende Wunde. Der Stein
hatte ihn direkt getroffen. Das Fenster war
offen gewesen und so traf ihn der Stein
direkt. Er schrie vor Schmerzen und sagte,
er sei dabei zu sterben. Ich versuchte ihn
zu beruhigen.Doch war ich wirklich in Sorge
um ihn.
Der Fahrer Qasrawi sagte zu B’tselem: ein
Stein traf das Seitenfenster auf der rechten
Seite des Wagens und es klang wie eine
Explosion im Wagen, Ich hörte Mohammed auf
dem Rücksitz schreien. Ich fragte ihn: Was
ist los mit dir? Er sagte: mein Auge ist
explodiert; Ich schaute nach ihm und sah,
wie sein Gesicht von Blut bedeckt war. Ich
wurde verrückt und fuhr schnell, um von den
Siedlern schnell weg zu kommen. Ich sah in
den Rückspiegel und sah eine Reihe von
Siedlern auf der rechten Straßenseite. Sie
taten so, als ob sie versuchten, nicht
gesehen zu werden. Die Siedler haben dort
einen Weinberg.
Von seinem Bett gab Jarara eine ähnliche
Beschreibung des Vorfalles: Während sie
fuhren sahen sie einige Leute – einer von
ihnen trug ein weißes Hemd und eine große
Schädelkappe mit langen Schläfenlocken, die
über seine Backe hingen. Alle drei Siedler
standen hinter dem Straßengeländer. Sie
sahen aus, als wären sie 16,17 Jahre alt. Er
sah keine Waffen in ihren Händen. Sie fuhren
sehr langsam in dem Augenblick, als der
Stein Jararas Kopf traf. Er verlor nicht das
Bewusstsein, aber es floss eine Menge Blut
von seinem Kopf. Sein Bruder Imad zeigte uns
ein Photo, auf dem der Stein auf dem
hinteren Sitz lag, nachdem er Mohammed
getroffen hatte. Er ist größer als eine
Faust. Ein Foto aus dem Krankenhaus zeigt
den verletzten Kopf, von dem ein Stück
gebrochen war.
Qasrawi gab sofort Gas und eilte in Richtung
des Dorfes Turmus Ayya, wo er vor der
lokalen Klinik hielt, die vom
palästinensischen Sicherheitsdienst geführt
wird. Nachdem er dort Erste Hilfe bekommen
hatte, wurde er von der Ambulanz ins
Regierungskrankenhaus nach Ramallah
gebracht. … Jarara wurde in derselben Nacht
noch in die private Klinik
Istishari-Arab-Hospital gebracht, wo es
Fachärzte der Neurologie gab.
Abeide kontaktierte den Regional-Kommandeur
der nationalen Sicherheitsdienste, Riyad
Salahat und berichtete ihm von dem Vorfall
….Jararas Familie hörte von der Verletzung
erst am nächsten Morgen von seinen Kollegen.
Und seine Geschwister eilten ins Krankenhaus
nach Ramallah. Doch da an diesem Tag die
Siedler ein Sukkot-Rennen hatten, war die
Schnellstraße 60 für den Verkehr gesperrt.
Die Fahrt zum Krankenhaus dauerte deshalb
statt 40 Minuten fast zwei Stunden. Yarara
lag auf der Intensivstation und durfte nicht
besucht werden. Am nächsten Tag hatte er
zwei Kopfoperationen. Eine Anzahl von
Knochen in seinem Schädel waren
zerschmettert. Eine Metallplatte musste in
seine Stirn implantiert werden.
Die beiden Kollegen, die mit ihm im Wagen
saßen, verfassten am nächsten Tag mit dem
palästinensischen Verbindungsoffizier in
Beit El eine Klage, um diese an die
israelische Polizei zu schicken. Sie
vermerkten, dass die Shilo-Kreuzung mit
vielen Sicherheits-Kameras versehen ist.
Nachdem sie die Anklageschrift abgegeben
hatten, hörten sie nichts mehr und keiner
von der israelischen Polizei hat eine
Aussage von den drei Männern aufgenommen.
Die Sprecherin des Shai-Polizei-Distriktes
Shlomit Baskosh antwortete nicht, als sie
Anfang der Woche von Haaretz gefragt wurde,
ob die Polizei eine Untersuchung über den
Vorfall unternommen hat.
Als wir Jarara in dieser Woche zu Hause
besuchten, wurde er gerade vom Bürgermeister
Hazem Yassin seines Ortes besucht. …
Soweit bekannt ist, haben die israelischen
Medien nichts über den Vorfall
veröffentlicht. Anscheinend ist er ohne
Bedeutung und interessiert die Israelis
nicht.
Quelle
(dt. und geringfügig gekürzt: Ellen Rohlfs)
|
Gideon Levy benennt Israels
fundamentale, rassistische Religion:
Zionismus
- Jonathan
Ofir - 2. September 2017 - Gideon Levy hat
gestern in Haaretz eine Kolumne
veröffentlicht, die am weitesten geht, was
ich in israelischen Mainstream-Medien
gesehen habe, als ich den Zionismus
herausforderte. Er nennt es eine Bewegung,
die "im Widerspruch zu den Menschenrechten
steht und damit tatsächlich eine
ultranationalistische, kolonialistische und
vielleicht sogar rassistische Bewegung ist,
wie sie von Befürwortern der Gerechtigkeit
weltweit behauptet wird".
Sein Text mit
dem Titel "Minster of Truth" war ein typisch
sarkastisches Stück vor dem Hintergrund von
Justizministerin Ayelet Shaked, die Anfang
der Woche gesagt hatte:
„Der Zionismus
sollte sich nicht - und ich sage hier, er
wird es auch nicht - weiterhin einem
universell ausgelegten System individueller
Rechte beugen ".
Levy nimmt
Shaked's Worte auf und erläutert die
Botschaft weiter:
So glaubt
Shaked, wie so viele Menschen auf der ganzen
Welt, dass Israel auf den Fundamenten der
Ungerechtigkeit aufgebaut ist und deshalb
vor dem feindlichen Gerede von Gerechtigkeit
geschützt werden muss. Wie sonst lässt sich
die Abstoßung von Diskussionsrechten
erklären? Individuelle Rechte seien wichtig,
aber nicht, wenn sie losgelöst von den
zionistischen Herausforderungen "seien,
sondern wieder richtig: Die zionistischen
Herausforderungen stehen in der Tat im
Widerspruch zu den Menschenrechten.
Und Levy ist
sehr klar, was es heißt, sich dagegen zu
stellen:
Der Zionismus
ist die fundamentalistische Religion
Israels, und wie in jeder Religion ist seine
Leugnung verboten. In Israel sind'
nicht-zionistisch' oder' antizionistisch'
keine Beleidigungen, sondern soziale
Ausweisungsbefehle. Es gibt nichts
Vergleichbares in einer freien Gesellschaft.
Aber nun, da Shaked den Zionismus entlarvt
hat, ihre Hand auf die Flamme gelegt hat und
die Wahrheit zugegeben hat, können wir
endlich freier über den Zionismus
nachdenken. Wir können zugeben, dass das
Recht der Juden auf einen Staat dem Recht
der Palästinenser auf ihr Land widersprach
und dass der rechtschaffene Zionismus ein
schreckliches nationales Unrecht
hervorgebracht hat, das nie berichtigt
worden ist; dass es Wege gibt, diesen
Widerspruch zu lösen und zu büßen, aber die
zionistischen Israelis werden ihnen nicht
zustimmen ".
Hintergrund
ist, dass Shaked auf die Entscheidung des
Obersten Gerichtshofs vom vergangenen Montag
reagiert hat, in der er sich gegen die
unbefristete Inhaftierung afrikanischer
Asylsuchender ausgesprochen hat, die sich
weigern, in ein Drittland (in der Regel
Uganda oder Ruanda) abgeschoben zu werden.
Das Gericht erlaubte zwar die Abschiebung
dessen, was das Gericht als "Eindringlinge"
bezeichnet, beschränkte aber die
Freiheitsstrafe auf zwei Monate. Jetzt
beachten Sie, was Präsident Miriam Naor des
Obersten Gerichtshofs schrieb:
„Während
dieser Zeit ist es zulässig, zu versuchen,
ihn durch Mittel zu überzeugen, die nicht
gegen seinen freien Willen verstoßen, oder
andere Wege zu finden, ihn gegen seinen
Willen abzuschieben.
Dies ist der
typische "leichte Zwang" der "israelischen
Demokratie", ähnlich dem einzigartig
israelischen Ausdruck "mäßiger körperlicher
Druck" als legalisierter Euphemismus für
Folter.
Gerichtspräsident Naor fügt hinzu: "Ebenso
kann der Staat Alternativen zur Abschiebung
in Betracht ziehen, einschließlich der
Alternative der Beschränkung seines
Wohnsitzes" (d. h. innerhalb Israels).
Viele Menschen
würden sich natürlich vor dieser Missachtung
der Menschenrechte hüten. Aber für die
israelischen Führer war dies aus dem
entgegengesetzten Grund empörend: Das
Gericht war zu liberal.
Innenminister
Aryeh Deri begrüßte zwar die Entscheidung,
dass "Eindringlinge" in Drittländer entsandt
werden könnten, kritisierte jedoch, dass das
Gericht ihm ein "sehr wichtiges Instrument"
vorenthalte und kritisierte, dass das
Gericht (in einigen Fällen) nur freiwillige
Abschiebungen erlaubte.
Die
Entscheidung, dem Staat nicht zu erlauben,
Eindringlinge gegen ihren Willen
abzuschieben, ist sehr problematisch ",
sagte Deri. "Wir müssen uns um die Bürger
Israels kümmern, um die Bewohner von Südtel
Aviv und anderen Städten, in denen das Leben
der Bewohner unbewohnbar ist."
Und
Premierminister Netanyahu? Er sagte:
"Wir müssen
neue Gesetze erlassen, die es uns
ermöglichen, illegale Eindringlinge aus
unserem Land zu schicken."
Indem er
sagte, dass die Menschenrechte "den
zionistischen Herausforderungen" nachgeben
müssen, machte Shaked im Grunde genommen
deutlich, wie Levy sagte, dass der Zionismus
in Opposition zu den universellen
Menschenrechten steht - und zwar an sich.
Levy scheint sich abzusichern, schreibt,
dass der Zionismus eine "vielleicht sogar
rassistische Bewegung" sei (meine Betonung),
aber die Hecke verschwindet, wenn er den
Zionismus als kolonialistische und
ultranationalistische Bewegung beschreibt.
Mit anderen Worten, Levy nennt den Zionismus
Rassismus.
Der
historische Begriff des Zionismus als
Rassismus ist Levy klar, und er erwähnt in
seinem zweiten Absatz die UN-Resolution 3379
von 1975, in der Zionismus mit Rassismus
gleichsetzt wird. Ich habe diese Resolution
(die der israelische UN-Botschafter Haim
Herzog bekanntlich auseinandergenommen hat
und die später aufgehoben wurde) in
Verbindung mit dem kürzlich von der
UN-Agentur in Auftrag gegebenen Bericht über
die israelische Apartheid erwähnt, in dem
der "im Wesentlichen rassistische Charakter
des Staates" festgestellt wurde.
Wichtig ist in
diesem Fall auch der Hintergrund - nicht von
Palästinensern, sondern einfach von
nicht-jüdischen Asylsuchenden. Das ist ein
wichtiger Gedanke, weil er im Gegensatz zu
der Vorstellung steht, die israelische
Politik sei nur eine Reaktion auf die
palästinensische Aggression, sozusagen. Es
gibt hier keine Aggression als solche, und
es gibt keine Palästinenser in dieser
Geschichte. Es geht nur um die Anwesenheit
von Nichtjuden.
Als der
Gründer des Zionismus, Theodore Herzl, 1895
in seinem Tagebuch schrieb: "Wir werden die
mittellose Bevölkerung über die Grenze
bringen müssen... und ihr gleichzeitig
jegliche Beschäftigung in unserem eigenen
Land verweigern", dachte er wohl kaum an
afrikanische Flüchtlinge. Aber die Realität
hat gezeigt, dass der Zionismus eine solche
Politik gegen jeden führen wird, der seine
rassistischen, kolonialistischen und
ultranationalistischen Pläne gefährdet.
Also, hier
sind wir: Es wird alles laut ausgesprochen.
Keine Entschuldigungen mehr. Das zeigt sich
auch darin, was Netanyahu kürzlich zu einem
Siedlerpublikum sagte: "Wir sind hier, um
für immer zu bleiben", beruhigte Netanyahu.
Wir werden unsere Wurzeln vertiefen,
stärken, festigen und siedeln "(so Jonathan
Cook).
Und Levy setzt
den Einsatz:
Nun ist also die Zeit für eine neue,
mutigere und ehrlichere Teilung zwischen den
Israelis, die mit Shakeds Aussage
einverstanden sind, und denjenigen, die
anderer Meinung sind. Zwischen Anhängern des
Zionismus und Anhängern der Gerechtigkeit.
Zwischen Zionisten und Gerechten."
In der Tat,
und keinen Moment zu früh.
Quelle
Eine
automatische Übersetzung mit DeepL – ein
wenig überarbeitet. |
Israel lässt sich von
US-Anwaltskanzlei im Kampf gegen
BDS-Aktivisten in Europa und Nordamerika
helfen
- Chaim Levinson und Barak Ravid -
25.10.2017 - Die Regierung lässt sich nach
Dokumenten, die Ha'aretz bekommen hat,
heimlich von einer US-amerikanischen
Anwaltskanzlei im Kampf gegen BDS (Boykott,
Investitionsentzug und Sanktionen) in
Europa, Nordamerika und andernorts helfen.
Die Regierung
hat die Kanzlei Sidley Austin beauftragt
rechtliche Möglichkeiten vorzubereiten und
Gerichtsverfahren abwickeln. Das
Justizministerium und das Ministerium für
Strategische Angelegenheiten haben es
abgelehnt, die Natur dieser Aktivitäten
offen zu legen, für die der Staat im Lauf
der letzten zwei Jahre hunderttausende
Dollar gezahlt hat. Die Ministerien
bezeichnen die Aktivitäten als "diplomatisch
extrem sensibel".
Vor etwa zwei
Jahren verpflichtete das Sicherheitskabinett
das Ministerium für Strategische
Angelegenheiten für die Koordinierung des
Kampfes gegen "Delegitimierung" und
bestimmte größere Mittel für diese
Bemühungen. Das Ministerium für Strategische
Angelegenheiten überweist einen Teil des
Geldes an das Außenministerium in
verschiedenen Plätzen weltweit, und einen
anderen an jüdische Organisationen im
Ausland für Öffentlichkeitsarbeit an
Campussen und anderen Orten.
Aber auch das
Ministerium für Strategische Angelegenheiten
operiert in dieser Sache auf eine Weise, die
es nicht öffentlich bekannt gemacht hat. In
der Vergangenheit hat der Generaldirektor
des Ministeriums, Sima Vaknin, der Knesset
mitgeteilt, dass es damit befasst sei
"geheimdienstliche Informationen
zusammenzutragen und anzugreifen" (gathering
intelligence and attacking).
Im Lauf des
letzten Jahres hat Anwalt Eitay Mack
Regierungsministerien gebeten, im Namen von
Menschenrechtsaktivisten Informationen über
alle mit ausländischen, an
anti-BDS-Aktivitäten beteiligten
Organisationen unterzeichneten
Vereinbarungen anzunehmen. Das
Außenministerium sagte, es hätte noch keine
solchen vertraglichen Verpflichtungen, aber
das Justizministerium stellte zensierte
Dokumente zur Verfügung.
Die Dokumente
zeigen, dass die Abteilung für
Sonderaufgaben im Büro des Staatsanwalts,
die – in Zusammenarbeit mit dem Minsterium
für Strategische Angelegenheiten - für
Angelegenheiten der nationalen Sicherheit
zuständig ist, Anfang 2013 öffentliche
Ausschreibungen für internationale
Anwaltskanzleien gemacht hatte. Und zwar für
"Vorbereitung von Dokumenten und rechtlichen
Möglichkeiten sowie die Abwicklung von
Gerichtsverfahren (Rechtsstreitigkeiten oder
Prozessvertretung), soweit es für die
Bekämpfung des BDS-Phänomens erforderlich
ist, insbesondere hinsichtlich Aufrufen und
Initiativen zur Verhängung von Boykott und
Sanktionen gegen israelische Unternehmen und
Betriebe sowie gegen ausländische
Unternehmen, die in Israel geschäftlich
tätig sind".
Die
detaillierte Beschreibung der
Dienstleistungen war aus dem Dokument
gestrichen (zensiert) worden. Das
Justizministerium sagte, die Details würden
noch überarbeitet, da ihre Veröffentlichung
"den Auslandsbeziehungen des Landes schaden
und der Fähigkeit dieser
Institutionen, die erbetenen
Dienstleistungen zu erbringen,
beeinträchtigen könnte".
Im Februar
2016 schloss das Justizministerium einen
Vertrag mit einer Anwaltskanzlei ab, im Mai
bat dann das Ministerium die Kanzlei zu
wechseln, da man festgestellt hatte, dass
der ursprüngliche Verein möglicherweise
einen Interessenskonflikt hatte.
Daraufhin
wurde mit einer anderen Kanzlei ein Vertrag
über 290.000 Euro geschlossen, mit der
Option den Betrag um weitere 200.000 Euro
für zusätzliche Tätigkeiten zu erhöhen. Eine
weitere Ergänzung des ursprünglichen
Vertrags wurde später genehmigt, dieses Mal
für weitere 437.000 Euro, was einen totalen
Auftragswert von 925.000 Euro bzw. 4
Millionen Schekel oder $ 1 Million macht.
Das
Ausschreibungskomitee entschied, die
Verträge wegen der Sensibilität der
Angelegenheit für die israelischen
Außenbeziehungen nicht über das Manof
Regierungssystem zu veröffentlichen.
Die
Heimlichtuerei rund um diese Verträge weckt
den Verdacht, dass die Tätigkeit nicht nur
mit rechtlichen Optionen zu tun hat, sondern
auch mit Gerichtsverfahren gegen
BDS-Unterstützer. Israel möchte aber nicht,
dass bekannt wird, dass es hinter solchen
Aktionen steht, um zu vermeiden, dass es so
aussieht, als mische es sich in die internen
Angelegenheiten anderer Länder ein.
"Es besteht
hier die Gefahr, dass Israel mit der
Geheimhaltung der anti-BDS-Aktivitäten in
der Welt auf Glatteis gerät", sagte Mack
gegenüber Ha'aretz. "Es ist zutiefst
beunruhigend, dass militärische Technologie
von hohen Beamten im Ministerium für
Strategische Angelegenheiten im Kampf gegen
Zivilisten im Ausland, die den Staat Israel
kritisieren, eingesetzt wird."
"So wie es für
Israel schwierig ist die Besatzung zu
verkaufen, hatte das Regime von Südafrika
Probleme damit die Apartheid zu verkaufen",
sagt er. "Pretoria setzte eine geheime
Operation zur Desinformation und Verfolgung
von anti-Apartheid-Aktivisten in Gang, deren
Aufdeckung zur Entlassung des
Premierministers und zur Eröffnung
strafrechtlicher Ermittlungen und einem
Zivilprozess in den USA führte. Wir hoffen,
dass der Staat Israel die Geheimhaltung
nicht benützt, um die Grenzen zum
Kriminellen zu überschreiten."
Das Geld wird
als budgetärer Etat für internationale
Verträge ausgegeben. Der Bericht des
Justizministeriums zeigt, dass die Regierung
im März 2016 ohne eine öffentliche
Ausschreibung einen Vertrag mit Sidley
Austin für Beratungsdienste abschloss. In
der ersten Hälfte von 2017 erhielt die
Kanzlei $219.000 an Zahlungen. Keine andere
Anwaltskanzlei wurde bisher im Rahmen
desselben budgetären Etats bezahlt.
Sidley Austin
reagierte nicht auf Anfragen, ob (die
Kanzlei) für die israelische Regierung
arbeitet.
Sidley Austin
ist eine der größten amerikanischen
Anwaltskanzleien und beschäftigt 1.900
Anwälte. Es ist die Kanzlei, in der eine
junge Anwältin, Michelle Robinson, einen
Praktikanten namens Barack Obama traf. Die
Kanzlei hat vier Büros in Europa: in
Brüssel, London, München und Genf.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Wie Israel
Wasser-Apartheid betreibt
-
Mersiha Gadzo - 21.20.2017 - Jordantal/besetzte
Westbank: Wasser ist im Jordantal,
traditionell der "Bortkorb" Palästinas,
nicht knapp, aber die palästinensischen
Bauern kämpfen mit wenig Wasser für ihre
Felder ums Überleben. Sie sagen, die Menge
an Wasser, die ihnen die israelischen
Behörden zuteilt, sei seit der Zweiten
Intifada täglich kleiner geworden.
Indes
verbrauchen die benachbarten Siedlungen
Wasser in Fülle. Sie bauen Produkte wie
Bananen an, was große Mengen an Wasser
erfordert, die größtenteils aus Quellen der
Westbank gepumpt werden, und exportieren die
verschiedensten Früchte, Gemüse, Blumen und
Gewürze nach Europa und in die USA.
Im Dorf Ein
al-Beida ist ein Feld durch einen
Stacheldrahtzaun geteilt.
Auf der einen
Seite Reihen von Orangenbäumen mit üppig
grünen Blättern, die israelische Siedler
einer nahe gelegenen Siedlung kultivieren;
auf der anderen ist den Palästinensern
zugewiesenes karges Land, wo nichts wächst
außer den steifen Halmen von gelbem Gras,
das wegen Mangel an Wasser längst
vertrocknet ist.
Bauern in Ein
Al-Beida, einem der wenigen an das
Wasserleitungsnetz angeschlossenen Dörfer,
haben letzten Monat friedlich protestiert,
nachdem die israelischen Behörden ihnen das
Wasser für mehr als eine Woche gesperrt
hatten.
Die
israelischen Behörden haben schließlich das
Wasser wieder aufgedreht, aber die
Dorfbewohner sagen, sie bekämen weniger als
die 240 Kubikmeter Wasser pro Stunde, die
sie vor ihrem Protest bekommen haben.
"Sie sagten
uns als Ausrede, es gäbe nicht genug
Grundwasser", sagte der Bauer Mahdi Foqaha
gegenüber Aljazeera. In Wahrheit möchte
Israel nicht, dass wir weiterhin hier
leben... Wir möchten nur, dass die Israelis
uns unser eigenen Wasser (aus dem Boden)
entnehmen lassen."
Viele
Palästinenser, deren Lebensunterhalt von der
Landwirtschaft abhängt, versuchen
Wasserleitungen zu installieren und sie
selbst an das Wasserleitungssystem
anzuschließen. Wenn sie das ohne eine
israelische Genehmigung machen, gilt das
aber als "illegal" und setzt sie dem Risiko
aus, dass diese behelfsmäßigen Anschlüsse
zerstört werden.
Nur für 1,5 %
der Anträge auf Baugenehmigungen für die von
Israel verwaltete Zone C in der besetzten
Westbank sind zwischen 2010 und 2014
bewilligt worden. Folglich haben die
Palästinenser keine andere Wahl als ohne
Genehmigung zu bauen, auch wenn es sich nur
um einen einfachen Tank für Regenwasser auf
ihrem eigenen Grund und Boden handelt.
"Im
Nachbardorf Bardala haben die Israelis das
Wasser auf 170 Kubikmeter für das ganze Dorf
reduziert; die Leute sind gezwungen Wasser
'illegal' anzuschließen", sagt Foqaha. "Wir
wollen leben. Was können wir denn sonst
tun?"
Aber die Israelis entdeckten den "illegalen"
Anschluss und bestraften die ganze Gegend
mit Reduzierung und Sperrung unseren
Wassers", fügte Foqaha hinzu.
Auf die Bitte
von Aljazeera um einen Kommentar reagierte
die israelische Regierung nicht.
Drosselung
der Wasserversorgung
- Nach dem Krieg von 1967 und der
militärischen Besetzung der Westbank und des
Gazastreifens, war die erste Handlung
Israels, zu erklären, dass alle
Wasserressourcen unter der Kontrolle des
israelischen Militärs stehen. Wenn
Palästinenser Brunnen bauen, Wasserrohre
reparieren oder ein Bewässerungsnetz
entwickeln, müssen sie dafür eine
Genehmigung von Israel bekommen, die nur
selten gewährt wird.
In der Folge
werden den Palästinensern häufig von den
israelischen Behörden ihre Wassertanks
konfisziert und die Wasserleitungen
durchschnitten.
Palästinensische Bauern erinnern sich an die
Zeit vor 1967, als ihre Familien das Wasser
der Quellen frei nutzten, es lief durch ihre
Dörfer und bewässerte über Kanäle ihre
Felder. Ihre Väter kultivierten
Citrusfrüchte und Bananen; Wasser gab es
Fülle.
Heute sind sie
von saisonaler Landwirtschaft abhängig, vom
Regenfeldanbau, der aber durchschnittlich 15
mal weniger ertragreich ist als bewässerte
Kulturen. Sie sind darauf angewiesen,
Produkte anzubauen, die längere Perioden
ohne Wasser überstehen, wie Datteln,
Auberginen und Zucchini. Palästinensische
Bauern sagen, dass sie jetzt weniger als die
Hälfte ihres ursprünglichen Ackerlandes
nutzen.
Nach dem Krieg
von 1967 konfiszierte die israelische
Regierung das Land, in dem die größte Quelle
von Bardala floss, und leitete das Wasser in
die nahegelegenen landwirtschaftlichen
Siedlungen. Mekorot, das nationale
Wasserunternehmen Israels, machte tiefe
Bohrungen in den Bergaquifer, und Ende der
1970er Jahre hatte Israel soviel Wasser
entnommen, dass die Quellen von Bardala und
Ein al-Beida austrockneten.
Seit die
Grundwasserressourcen durch die Brunnen der
Israelis erschöpft sind, kaufen die
Palästinenser Wasser von Mekorot zu hohen
Preisen.
"Die Israelis
haben tief gegraben, Experimente
durchgeführt und herausgefunden, dass die
Gegend voll von Wasser ist", sagte Foqaha.
"Wir nutzten
früher fünf, sechs zentrale Quellen, aber
die Israelis nahmen uns diese Quellen und
leiteten das Wasser ab... Wir Bauern (in Ein
al-Beida) verbrauchen gemeinsam dieselbe
Menge Wasser wie ein Siedler in (der
illegalen Siedlung) Mehola.
Diskriminierende Bestimmungen
- Wasser mag für Palästinenser knapp sein,
nicht aber für Siedler. Der Unterschied im
Verbrauch ist krass: Laut EWASH (Emergency,
Water, Sanitation and Hygiene-Group), einer
Koalition von 30 NGOs, verbrauchen Siedler
im Jordantal pro Kopf 81 mal mehr Wasser als
Palästinenser in der Westbank.
Laut der
Menschenrechtsorganisation Al-Haq kommen die
israelischen Bestimmungen über die
Wasserverteilung einer "Wasser-Apartheid"
gleich.
"Entgegen der
verbreiteten Ansicht ist Wasser in der
Region nicht knapp, und war es auch nie",
vermerkte Al-Haq 2013 im Report 'Water For
One People Only'.
"Der Grad an
unbeschränktem Zugang zu Wasser, den die
Einwohner Israels und die israelischen
Siedler haben, beweist, dass Ressourcen
reichlich vorhanden sind, und dass der
Mangel an genügendem Wasser für
Palästinenser eine direkte Folge der
diskrimatorischen israelischen Bestimungen
für das Wasser-Management ist.
"Mekorot
reduziert während der Sommermonate
routinemäßig – manchmal bis zu 50% - die
Versorgung der Palästinenser, um den Bedarf
in den Siedlungen zu decken", sagt der
Report.
Die Sperrungen
der Wasserversorgung sind nicht auf die
Gebiete unter israelischer Kontrolle (Zone
C, Ü.) beschränkt. Laut Bewohnern von Nablus
(in Zone A, unter vollständiger Kontrolle
der Palästinensischen Autonomiebehörde),
erreichten die Kürzungen in der
Wasserversorgung im Sommer 2017 mit
Wassersperrungen, die bis zu 2 Wochen
dauerten, einen neuen Höhepunkt.
'Die
Unterdrückung beenden'
- Ibrahim Kassab, ein Bauer von Jiftlik
sagte gegenüber Aljazeera, dass er die
Hälfte seines Einkommens für den Kauf von
Wasser für seine Feldfrüchte ausgibt. Etwa
90% seines Wassers kauft er von Mekorot, nur
10% kommt aus der Quelle.
"Alle hier
denken dasselbe – die Landwirtschaft
aufzugeben", sagte Kassab und bermerkt,
dass bereits die Hälfte der Bauern seines
Dorfes ihre Felder aufgegeben und anderswo
Jobs als Arbeiter angenommen haben.
Mehr als 10%
des palästinensischen Bruttoinlandsprodukts
hängt von Landwirtschaft ab, allerdings sind
nur 10% des Landes bewässert.
"Alles, was
grün ist, ist israelisch; alles, was trocken
und gelb ist palästinensisch", sagte Bauer
Hussein Foqaha gegenüber Aljazeera.
Die Bauern
haben niemanden, an den sie sich um Hilfe
wenden können. Außerstande ihr eigenes
Wasser (dem Boden) zu entnehmen, hat auch
ihr friedlicher Protest wenig bewirkt. Tubas
hat die PA um Wasser gebeten, hat aber bis
jetzt nichts erreicht.
"Wenigstens
haben wir jetzt Wasser zum Trinken", sagte
ironisch Muntasir Foqaha, ein anderer
Dörfler aus Ein al-Beida, zum Protest vom
vergangenen Monat. "Wir möchten nur, dass
die Unterdrückung durch die Israels endet."
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
|
Israel versucht sein Glück
bei der EU
- Israel
arbeitet schwer und setzt alle Mittel ein,
um seine Beziehungen mit der EU denen mit
den USA anzugleichen. Die EU hilft nicht,
ist aber nicht fähig zu den israelischen
Verbrechen an den Palästinensern nein zu
sagen. Wenn es im
israelisch-palästinensischen Konflikt auf
verschiedene Interessenvertreter ankommt,
hat Israel garantiert die Unterstützung der
USA, ganz gleich was es auch immer macht.
Andere Interessensvertreter, auch die EU,
haben die Politik der israelischen Regierung
durchgehend kritisiert, diese Kritik aber
nie nicht mit einer Aktion unterstützt.
Möglicherweise ist das bis jetzt so.
Die
Obama-Administration wurde von der
pro-Israel-Lobby für ihre angebliche
mangelnde Unterstützung heftig kritisiert,
trotz der Gewährung eines Militärhilfspakets
von 38 Milliarden Dollar; kein anderer Staat
kann von etwas Ähnlichem träumen. In der
Tat, mehr als die Hälfte der Militärhilfe
für fremde Staaten geht an Israel.
Obama hat es
versäumt, das Hilfspaket an die Bedingung
eines Fortschritts in den Gesprächen
zwischen Israelis und Palästinensern oder
eines Stopps des Siedlungsbaus, den auch die
USA als "rechtswidrig" ansehen, zu knüpfen.
Weder
Netanyahus dreiste Brüskierung Obamas, als
er sich ohne Absprache mit dem Weissen Haus
an den US-Kongress wandte, noch die
Demütigung des amerikanischen
Vizepräsidenten Joe Biden – der 2010 bei
einem Besuch in Jerusalem mit der
Ankündigung konfrontiert wurde, dass Israel
den Bau von 1.600 Wohneinheiten für jüdische
Israelis in der illegalen, an Jerusalem
angeschlossenen Siedlung Ramat Shomo plante
– waren genügend Anlass für eine solche
Bedingung.
Die USA sind
Mitglied des Nahostquartetts, heute in
'Office of the Quartett' umbenannt, das (die
USA,) die EU, Russland und die Vereinten
Nationen zusammenbringt.
Es beschreibt
sein Mandat als "Hilfe bei der Vermittlung
bei den Nahostfriedensverhandlungen und
Palästinas wirtschaftlicher Entwicklung und
Institutionenaufbau in Vorbereitung einer
letztendlichen eigenen Staatlichkeit". Der
letzte wichtige Bericht des Quartetts wurde
2016 veröffentlicht. Der Bericht legt seinen
Fokus auf Gewalt und Hetze, die
palästinensische Regierung und die von Gaza,
die Expansion der Siedlungen, die
Ausweisungen von Land (z.B. als Bauland, Ü.)
und die Verweigerung einer palästinensischen
Entwicklung.
In dem Gebiet,
das in den Oslo-Verträgen als Zone C
bezeichnet wurde, hat Israel die volle
Kontrolle hinsichtlich Sicherheit und
Planung. Die Verweigerung einer
palästinensischen Entwicklung geschieht
großteils durch die Verweigerung von
Baugenehmigungen. Das Quartett stellte fest,
dass "2014 nur eine einzige Genehmigung für
ein palästinisches Haus in der Zone C
erteilt worden ist, und 2015 keine einzige .
In dem 5-Jahreszeitraum von 2009 bis 20013
wurden für Palästinenser nur 34
Baugenehmigungen erteilt, bei mindestens
2.000 Anträgen."
Der Bericht
stellt weiters fest, dass mehr als 11.000
Abrissanordnungen für palästinensische
'Strukturen" anhängig sind, drei Viertel
davon auf palästinensischem Privatgrund. Der
Bericht anerkennt, "dass den Palästinensern,
nachdem ihnen Genehmigungen durchweg
verweigert werden, um legal zu bauen, kaum
eine andere Option bleibt als ohne
Genehmigung zu bauen". 2016 gab es in den
ersten vier Monaten eine deutliche
Steigerung bei den in der ganzen Westbank
zerstörten palästinensischen Strukturen, mit
etwa 500 Zerstörungen palästinensischer
Strukturen durch die israelischen Behörden
und fast 800 vertriebenen Palästinensern,
mehr als im ganzen Jahr 2015. Auch wenn
viele davon keine Wohnhäuser waren, traf der
Verlust von Strukturen wie Brunnen,
Solarpaneelen und Viehunterständen doch die
Existenzgrundlage von mehr als 2.500
Menschen in der ersten Hälfte 2016. Dieser
Trend hat sich 2017 bis zum heutigen Tag
fortgesetzt.
Bei
Strukturen, die Israel als illegal
betrachtet, unterscheidet es nicht zwischen
solchen, die von Palästinensern und solchen,
die von nicht-Palästinensern finanziert
sind, solchen, die ohne Baugenehmigung und
solchen, die aufgrund bilateraler
Vereinbarungen mit den Palästinensern
errichtet worden sind.
Gazas
Internationaler Flughafen, der 1998 eröffnet
worden ist, wurde 2001 von den Israelis
zerstört. Er war mit Geldern aus Japan,
Ägypten, Saudi Arabien, Spanien und
Deutschland errichtet worden. Bis zum
heutigen Tag liegt der Flughafen in Schutt
und Trümmern, und weder Deutschland noch
Spanien haben jemals Sanktionen gegen Israel
verhängt.
Im Januar
diesen Jahres haben die israelischen
Streitkräfte 15 Strukturen in Khirbet
zerstört, einschließlich Wohnhäusern und der
einzigen Schule in dem kleinen Weiler, der
am Rand von Beit Furik im Jordantal im
Nordosten der besetzten Westbank liegt.
Im Juli hat
die niederländische Regierung bei Israel
wegen der Konfiszierung elektrischer
Ausstattung protestiert, die als
Hybridsystem mit Diesel- und Solarkraft
galt. Das Elektrifizierungsprojekt im Süden
der Region von Bethlehem war von der
niederländischen Regierung gespendet worden
und hatte etwa 500.000 Euro gekostet
($590,806), wovon 350.000 Euro ($413,564)
laut der israelischen Tageszeitung Ha'aretz
nach Jubbet al-Dibh gingen. Das
niederländische Außenministerium verlangte
von Israel die Rückgabe der Ausstattung und
"erwägt zur Zeit, welche Schritte als
nächstes unternommen werden können", wie es
in der Erklärung des Ministeriums gegenüber
Ha'aretz heißt.
Im August
demontierten israelische Truppen einen
Kindergarten für 25 palästinensische Kinder
im Dorf Al-Baba bei Jerusalem und
behaupteten, er sei ohne Genehmigung gebaut
worden. Wenige Tage zuvor war eine
Grundschule in der südlichen Westbank
zerstört sowie die Solarpaneele für die
Stromversorgung einer anderen Schule
entfernt worden. Das stieß auf Kritik von
seiten der EU, die sich "sehr besorgt über
die jüngsten Konfiszierungen von
palästinensischen Schulstrukturen in
Beduinengemeinschaften in der besetzten
Westbank durch Israel" äußerte und
hinzufügte: "Jedes Kind hat das Recht auf
einen sicheren Zugang zu Bildung, und
Staaten haben eine Verpflichtung dieses
Recht zu schützen, zu respektieren und und
müssen ihrer Verpflichtung nachkommen, indem
sie garantieren, dass Schulen unantastbare
sichere Räume für Kinder sind."
Ist Israel
jetzt zu weit vorgeprescht, um sein Glück
bei der EU zu versuchen?
Obwohl Israel
von der EU gesponserte Einrichtungen
zerstört hat, zeigt die (bisherige, Ü.)
Geschichte, dass sie bei Israel protestiert,
aber keine Maßnahmen ergriffen hat. Dies
könnte sich allerdings ändern.
Es sind
Berichte aufgetaucht, nach denen acht
EU-Staaten, angeführt von Belgien, ein
Schreiben verfasst und hohen Beamten des
Außenministeriums übermittelt haben, in dem
sie eine Entschädigung von 30.000 Euro
($35,456) für die Konfiszierung und
Demolierung der von ihnen in der
Westbank-Zone C unter voller israelischer
Kontrolle) errichteten Strukturen und
Infrastrukturen fordern. Das erfolgte,
nachdem sich Israel geweigert hatte, die
konfiszierte Ausstattung zurückzugeben, wie
es die acht Länder, die Mitglieder des "West
Bank Protection Consortiums" sind, das die
humanitäre Hilfe für Zone C koordiniert,
gefordert hatten.
Das Schreiben
betont, dass "die Zerstörung und
Konfiszierung von humanitärer Ausstattung
einschließlich Schulinfrastruktur sowie die
Einmischung in die Weitergabe von
humanitärer Hilfe gegen die Verpflichtungen
Israels entsprechend dem Völkerrecht
verstößt und bei den palästinensischen
Einwohnern Leiden verursacht".
Israel
allerdings behauptet, europäische Aktivität
in Zone C sei nicht humanitäre Hilfe,
sondern "illegale Entwicklung, die ohne
Koordinierung mit Israel erfolgt ist und den
Zweck hat, die Palästinenser in ihrem
Bleiben in Zone C zu stärken". Diese
Behauptung hat Benjamin Netanyahu 2015
gemacht, der die Zerstörung von etwa 400
palästinensischen Strukturen, die mit
europäischen Geldern errichtet worden waren,
angeordnet hatte.
Während die
internationale Gemeinschaft oft über die
israelischen Verbrechen gesprochen hat, ist
dies ein seltenes Beispiel einer Aktion, das
dazu führen könnte, dass Israel es sich
zumindest zwei Mal überlegt, bevor es
handelt. Dies ist zwar ein kleiner Schritt
von acht EU-Staaten, könnte aber einen
entscheidenden und notwendigen Wechsel der
Politik von Verurteilungen der israelischen
Politik hin zu konkreten Maßnahmen markiert.
EU-Bürger sollten sich darüber empören, dass
Beiträge von ihren Steuerzahlungen, die das
Leiden der Palästinenser mildern und Frieden
aufbauen sollen, von Israel vernichtet
werden, während Produkte aus den illegalen
Siedlungen weiterhin ihren Weg in die Lager
der europäischen Supermärkte machen.
Wenn es die EU
mit dem Frieden und ihrer Unterstützung für
eine Zwei-Staaten-Lösung ernst meint, dann
kann sie die existierenden Instrumente
benutzen, um Einfluss auszuüben. Dazu gehört
die Aussetzung des EU-Israel-Association
Agreement dafür, dass Israel eine Klausel
des Agreement nicht beachtet, die besagt,
dass "Beziehungen zwischen den Parteien
sowie alle Bestimmungen des Agreements
selbst auf der Respektierung der
Menschenrechte und der demokratischen
Prinzipien basieren müssen".
Israels
eindeutige Mißachtung der palästinensischen
Menschenrechte sollte endlich zu einer
Aussetzung dieses Abkommen führen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Israel arbeitet mit
allen Mitteln
hart daran, seine Beziehungen zur EU wie die
Beziehungen zu den USA zu gestalten.
- Die EU hilft nicht, aber sie ist immer
noch nicht in der Lage, Nein zu den
israelischen Verbrechen gegen die
Palästinenser zu sagen.
Wenn es um die
verschiedenen Interessengruppen im
israelischen palästinensischen Konflikt
geht, hat Israel bei fast allem, was es tut,
amerikanische Unterstützung garantiert.
Andere Interessengruppen, darunter auch die
EU, haben die israelische Regierungspolitik
immer wieder kritisiert, haben sie aber
stets nicht mit Taten untermauert.
Möglicherweise bis jetzt.
Die
Obama-Administration wurde von der
Pro-Israel-Lobby wegen ihres vermeintlichen
Mangels an Unterstützung für Israel
gegeißelt, obwohl sie ihm ein militärisches
Hilfspaket im Wert von 38 Milliarden Dollar
für 10 Jahre gewährte, wie es kein anderer
Staat zu sichern träumen konnte. Tatsächlich
geht mehr als die Hälfte der Hilfe, die die
USA anderen Staaten geben, an Israel.
Obama hat
versäumt, das Hilfspaket nicht von
Fortschritten bei den Gesprächen zwischen
Israelis und Palästinensern oder einem
Abbruch des Siedlungsbaus abhängig zu
machen, den die USA als "illegitim" ansehen.
Weder Netanyahus unverschämte Verhöhnung
Obamas, als er vor dem US-Kongress ohne
Abstimmung mit dem Weißen Haus sprach, noch
die Erniedrigung des amerikanischen
Vizepräsidenten Biden, der bei einem Besuch
in Jerusalem im Jahr 2010 mit der
Ankündigung konfrontiert wurde, dass Israel
1.600 Häuser für jüdische Israelis in
Einheiten in der illegalen Siedlung Ramat
Shlomo bauen wolle, die an Jerusalem
angebunden ist, reichten aus, um eine solche
Konditionierung auszulösen.
Die USA sind
Mitglied des Nahost-Quartetts, das jetzt in
"Office of the Quartet" umbenannt wird und
die EU, Russland und die Vereinten Nationen
zusammenführt. Sie beschreibt ihr Mandat als
"Hilfe bei der Vermittlung von
Friedensverhandlungen im Nahen Osten und bei
der Unterstützung der wirtschaftlichen
Entwicklung und des Aufbaus von
Institutionen zur Vorbereitung auf eine
spätere Staatlichkeit der Palästinenser".
Der letzte wichtige Bericht des Quartetts
wurde 2016 veröffentlicht. Der Bericht
konzentrierte sich auf Gewalt und
Aufhetzung, Gaza und palästinensische
Regierungsführung und Siedlungsexpansion,
Landbezeichnungen und Verweigerung der
palästinensischen Entwicklung.
In dem Gebiet,
das nach den Osloer Abkommen als C
bezeichnet wird, behält Israel die volle
Kontrolle über Sicherheit und Planung. Die
Verweigerung der palästinensischen
Entwicklung wird vor allem durch die
Verweigerung von Baugenehmigungen erreicht.
Das Quartett stellte fest, dass "nur eine
einzige Genehmigung für den
palästinensischen Wohnungsbau im Bereich C
2014 genehmigt wurde, und es scheint keine
im Jahr 2015 gegeben zu haben. In den fünf
Jahren von 2009 bis 2013 wurden nur 34
Baugenehmigungen für Palästinenser im Gebiet
C genehmigt, von mindestens 2.000
Einreichungen ".
In dem Bericht
wurde ferner festgestellt, dass über 11.000
Abrissbefehle gegen palästinensische
Strukturen anhängig sind, von denen drei
Viertel auf palästinensischem Privatland
liegen. Der Bericht räumte ein, dass "den
Palästinensern, da ihnen immer wieder
Baugenehmigungen verweigert werden, nur
wenige Möglichkeiten bleiben, sondern dass
sie ohne Baugenehmigungen bauen können".
In den ersten
vier Monaten des Jahres 2016 wurde die Zahl
der im Westjordanland zerstörten
palästinensischen Strukturen deutlich
erhöht: 500 palästinensische Strukturen
wurden von den israelischen Behörden
abgerissen, fast 800 Palästinenser wurden
vertrieben, mehr als im gesamten Jahr 2015.
Obwohl viele davon keine Wohnungen waren,
hat der Verlust von Strukturen wie
Wasserbrunnen, Sonnenkollektoren und
Tierheimen in der ersten Jahreshälfte 2016
die Existenzgrundlage von mehr als 2.500
Menschen beeinträchtigt. Der Trend setzte
sich 2017 und bis heute fort.
Israel
unterscheidet nicht zwischen Strukturen, die
es für illegal hält und die von
Palästinensern finanziert werden, und
solchen, die von Nicht-Palästinensern
finanziert werden, solchen, die ohne
Baugenehmigung gebaut wurden oder solchen,
die in bilateralen Abkommen mit den
Palästinensern vereinbart wurden.
Der 1998
eröffnete Internationale Flughafen von Gaza
wurde 2001 von Israel zerstört. Es wurde mit
Mitteln aus Japan, Ägypten, Saudi-Arabien,
Spanien und Deutschland gebaut. Bis heute
ist der Flughafen in Trümmern verblieben,
und weder Deutschland noch Spanien haben
jemals Sanktionen gegen Israel verhängt.
Im Januar
dieses Jahres zerstörten israelische
Streitkräfte etwa 15 Gebäude in Khirbet,
darunter Häuser und die einzige Schule in
dem kleinen Weiler, der sich am Rande des
Dorfes Beit Furik im Jordantal im Nordosten
des besetzten Westjordanlandes befindet.
Im Juli
protestierte die niederländische Regierung
bei Israel gegen die Beschlagnahme von
Elektrizitätsanlagen, die als ein
Hybridsystem aus Diesel- und Sonnenenergie
gelten sollten. Das Elektrifizierungsprojekt
in der südlichen Region Bethlehem wurde von
der niederländischen Regierung gestiftet und
kostete rund 500.000 Euro (590.806 Dollar),
davon 350.000 Euro (413.564 Dollar) laut dem
israelischen Tagesbericht Haaretz an Jubbet
Al-Dhib. Das niederländische
Außenministerium forderte Israel auf, die
Ausrüstung zurückzugeben und prüft derzeit,
welche weiteren Schritte unternommen werden
können ", so die Erklärung des Ministeriums
an Haaretz.
Im August
zerstörten israelische Truppen im Dorf Jabal
Al-Baba ein Gebäude für eine Kinderkrippe
für 25 palästinensische Kinder.
Im August
haben israelische Truppen im Dorf Jabal
Al-Baba in der Nähe von Jerusalem ein
Gebäude für eine Kinderkrippe für 25
palästinensische Kinder abgerissen, das
angeblich ohne Genehmigung gebaut wurde.
Dies folgte dem Abriss einer kleinen
Grundschule im südlichen Westjordanland
wenige Tage zuvor und dem Abbau von
Solarzellen, die eine andere Schule mit
Strom versorgten. Die EU kritisierte die EU,
dass sie "große Besorgnis über die jüngsten
Beschlagnahmungen palästinensischer
Schulstrukturen durch Israel in
Beduinengemeinschaften im besetzten
Westjordanland zum Ausdruck brachte" und
fügte hinzu, dass "jedes Kind das Recht auf
sicheren Zugang zu Bildung hat und die
Staaten verpflichtet sind, dieses Recht zu
schützen, zu respektieren und zu erfüllen,
indem sie dafür Sorge tragen, dass Schulen
unantastbare sichere Räume für Kinder sind".
Aber hat
Israel seinen Erfolg mit der EU zu weit
getrieben?
Trotz der
Zerstörung von Einrichtungen durch die EU,
die Israel zerstört hat, zeigt die
Entwicklung, dass es gegen Israel
protestiert, aber keine Maßnahmen ergriffen
hat. Dies könnte sich jedoch ändern.
Es wurde
berichtet, dass acht EU-Länder, allen voran
Belgien, ein Schreiben verfasst haben, in
dem sie von hochrangigen Beamten des
Außenministeriums eine Entschädigung in Höhe
von 30.000 EUR (35.456 USD) für die
Beschlagnahme und den Abriss der von ihnen
selbst errichteten Strukturen und
Infrastrukturen im Gebiet C des unter voller
Kontrolle Israels stehenden Westjordanlandes
fordern. Dies folgt auf Israels Weigerung,
die beschlagnahmte Ausrüstung, wie sie von
den acht Ländern, die Mitglieder des
Westjordanland-Schutzkonsortiums sind,
gefordert wird, zurückzugeben.
In dem
Schreiben wird betont, dass "der Abriss und
die Beschlagnahme humanitärer Hilfsgüter,
einschließlich der schulischen
Infrastruktur, und die Einmischung in den
Transfer humanitärer Hilfe gegen die
völkerrechtlichen Verpflichtungen Israels
verstößt und den palästinensischen
Einwohnern Leid zufügt".
Israel
behauptet jedoch, dass europäische
Aktivitäten in Raum C keine humanitäre
Hilfe, sondern "illegale Entwicklung ohne
Koordinierung mit Israel und mit dem Ziel,
die palästinensische Präsenz in Raum C zu
stärken" seien. Diese Behauptung wurde
bereits 2015 von Benjamin Netanyahu erhoben,
der den Abriss von etwa 400
palästinensischen Bauwerken im
Westjordanland mit europäischen Mitteln in
Auftrag gab.
Während die
internationale Gemeinschaft oft über
israelische Verbrechen gesprochen hat, ist
dies ein seltenes Beispiel für Maßnahmen,
die Israel zumindest zweimal zum Nachdenken
anregen könnten, bevor es handelt. Dies ist
zwar ein kleiner Schritt für acht EU-Länder,
doch könnte dies eine bedeutsame und
notwendige Änderung der Politik von der
Verurteilung der israelischen Politik hin zu
konkreten Maßnahmen bedeuten. Die EU-Bürger
sollten empört darüber sein, dass die
Beiträge aus ihren Steuern zur Linderung des
Leidens der Palästinenser und zur Schaffung
von Frieden von Israel vergeudet werden,
während Waren aus illegalen Siedlungen
weiterhin in die Supermarktregale der EU
gelangen.
Wenn die EU es
ernst meint mit dem Frieden und ihrer
Unterstützung für eine Zweistaatenlösung,
dann kann sie bestehende Instrumente nutzen,
um ihren Einfluss geltend zu machen. Dazu
gehört auch die Aussetzung des
Assoziierungsabkommens EU-Israel, weil
Israel eine Klausel nicht einhält, nach der
"die Beziehungen zwischen den Parteien sowie
alle Bestimmungen des Abkommens selbst auf
der Achtung der Menschenrechte und der
demokratischen Grundsätze beruhen".
Die klare
Missachtung der palästinensischen
Menschenrechte durch Israel sollte endlich
eine Aussetzung dieses Abkommens auslösen.
Quelle
übersetzt mit DepL
https://www.deepl.com/translator |
Die 15 Gründe und
Absichten der USA
für ihren Austritt aus der UNESCO
-
Nazanín
Armanian -
15.10.2017 -
Einige Tage nach der Versöhnung von Hamas
und Fatah und der Wiedereinsetzung der
Palästinensischen Autorität in Gaza (die die
Möglichkeit einer Ausrufung des Staates
Palästina vergrößert) verkündeten die USA
und Israel ihren Austritt aus der UNESCO
wegen deren "anti-israelischen Tendenzen".
Es haneldt sich um den Höhepunkt jahrelanger
politischer und finanzieller Erpressungen
von seiten der USA gegen die UNO und ihre
Agenturen.1983 zog sich die Regierung von
Ronald Reagan aus der UNESCO zurück, weil
sie "den Interessen der UdSSR diente", und
2011 setzte Barack Obama den
Mitgliedsbeitrag der USA für die UNESCO aus,
weil sie "Palästina als Mitgliedsstaat
zugelassen" hatte. Netanyahu, der die UNESCO
mit dem IS vergleicht, während er selbst
diese terroristische Organisation
unterstützt, begrüßt die Entscheidung von
Trump.
Es stimmt
nicht, dass die UNO und ihre Organisationen
anti-israelisch seien: die USA und Israel
verwechseln Kritik mit Feindschaft. Zum
Beispiel war die Resolution 2334, die die
israelische Kolonisierung (den israelischen
Siedlungsbau) verurteilte, für die
Palästinenser ein Scherz, da die UNO nie
irgendetwas unternommen hat, um Tel Aviv zu
zwingen sich an das internationale Recht zu
halten. Ebensowenig ist es "anti-japanisch",
das Massaker von Nanking (Vergewaltigungen
und Ermordung von 300.000 chinesischen
Kriegsgefangenen durch das japanische Heer
1937) in das Weltdokumentenerbe der UNESCO
aufzunehmen. Auch Tokio hatte mit der
Einbehaltung seiner Mitgliedsbeitärge
gedroht.
Zu den
"Verbrechen" der UNESCO laut USA gehören:
1. - die
Annexion von Ost-Jerusalem an Israel als
"nicht rechtsgültig" zu betrachten;
2. - Israel
als "Besatzungsmacht" zu bezeichnen.
3. - es mit
dem Apartheidregime in Südafrika zu
vergleichen;
4. - die
Altstadt von Hebron und die Ibrahimi-Moschee
als palästinensisches Weltkulturerbe
anzuerkennen.
Aber die
wirklichen Motive zielen darauf:
5. - dass die
Entscheidungen eines Teils der US-Mandatare
von den "Umschlägen" abhängig sind, die
diese erhalten: man schätzt, dass die Gruppe
"Konfiguration der zionistischen Macht" (ZPC)
den US-Abgeordneten in den letzten 30 Jahren
an die 100 Millionen Dollar geschenkt hat.
Der britische Diplomat Jack Straw sagte,
dass "die Gruppen wie AIPAC, die eine
Politik zugunsten Israels gestalten
(entwickeln), über unbegrenzte Gelder
verfügen, um die Politik der USA zu
kanalisieren", was der Senator William
Fullbright 1973 kritisierte: "Die Israelis
kontrollieren die Politik des Kongresses und
des Senats". Sicher, Senator Tom Cotton hat
etwa 1 Million Dollar vom Notkomitee für
Israel dafür erhalten, dass er einen offenen
Brief gegen das Atomabkommen Obamas
unterschrieben hat. Die asymmetrische
Beziehung zwischen den USA und Israel ist
ein einzigartiger Fall in den
internationalen Beziehungen. Es gibt
zahlreiche Gesetze, die die Politik der USA
nach den Interessen des kleinen Landes
ausrichten (konditionieren), und eines davon
begrenzt die Unterstützung der USA für
Organisationen der UNO, die Palästina (als
Staat, Ü.) anerkennen. Kann man sich
vorstellen, dass Spanien wegen seiner Kritik
an (Saudi) Arabien oder Katar aus der UNESCO
austritt?
6. - den
Triumpf des "Israel first" in der Trump
Administration. Ihr Repräsentant in der UNO
ist Nikki Haley, die der pro-israelischen
Lobby AIPAC versprochen hat, bei der
Verteidigung Israels "ein neuer Sheriff" zu
sein. (In einem anderen Land würde sie als
"Verräterin und Agentin eines fremden
Landes" angeklagt.) Haley hat den
UN-Menschenrechtsrat darauf aufmerksam
gemacht, er möge seine Kritik an Israel
wegen der Blockade des Gazastreifens zügeln,
und kündigte an, dass sich die Agenda der
monatlichen Debatten über den Nahen Osten im
Sicherheitsrat auf Iran, Syrien, die Hamas
und die Hizbollah und nicht auf Israel
konzentrieren werde.
7. Die
Vereinigten Staaten spielen ein doppeltes
Spiel: während sie die Organisation
verlassen (aber den Beobachterposten
behalten), stärken sie die Position Israels:
Letzten März wurde die Jordanierin Rima
Khalaf , die geschäftsführende Sekretärin
der UN-Wirtschafts- und Sozialkommission für
Westasien (ESCWA), gezwungen zurückzutreten,
weil sie sich weigerte, einen Bericht
zurückzuziehen, der die Apartheid Israels im
Umgang mit den Palästinensern kritisierte.
In ähnlicher Weise erhob die UNESCO Danny
Danon, den ehemaligen Vizeminister des
israelischen Verteidigungsministeriums, den
ehemaligen Vizeminster des
Verteidigungsministeriums, in die
Vizepräsidentschaft der
UN-Generalversammlung. Diese Woche wurde die
französische Jüdin Audrey Azoulay (und
Tochter eines Bankiers) die neue Direktorin
der UNESCO.
8. - Israel in
den Weltforen zu rehabilitieren, auf Kosten
seines eigenen Ansehens. Trump schafft es,
dass die USA wieder den Status eines Paria
einnimmt, den sie schon einmal in der Ära
Bush erlangt hatte.
9. - Auch wenn
Trump es nicht wagt, die Botschaft der USA
nach Jerusalem zu verlegen, läßt er Israel
seine Projekte weiter verfolgen. Er wird
seinem Verbündeten keine theatralischen
Vorwürfe (im Stil seiner Vorgänger) machen.
10. Das
Terrain vorzubereiten, um aus dem
Atomabkommen mit dem Iran auf Bitten Israels
(und Saudi Arabiens) auszusteigen, auch wenn
das den USA schadet.
11. Die USA
haben bereits ihre Vormachtstellung in der
Organisation verloren und haben auch nicht
das Bedüfrnis weiter in ihr zu bleiben. Die
UNESCO wurde 1945 von 37 (v.a. westlichen)
Nationen mit zwei Hauptzielen gegründet: die
'Entnazifizierung" der Bildung in Europa und
die Verteidigung des liberalen
kapitalistischen Systems gegen den
Sozialismus der Sowjetunion. Die Situation
änderte sich, als 1980 die meisten der
(inzwischen) etwa 160 Mitgliedsländer aus
Afrika und Asien waren und mehr auf den
sozialistischen als den kapitalistischen
Block wetteten. Die USA sahen (damals) schon
keinen Nutzen darin, weiterhin die Rechnung
für die UNESCO zu zahlen. Ein kurioses
Faktum: 2003, als Bush wegen seinem
Einmarsch in den Irak kritisiert wurde,
kehrten die USA nach 20 Jahren Abwesenheit
mit gereinigten Image in die UNESCO zurück.
Jetzt und zum Jahrestag des 11. September
sieht die USA keine Notwendigkeit sich mit
der Welt zu versöhnen.
12. - Mit der
Politik des Rückzugs aus kollektiven
Abkommen fortzufahren. Trump trat schon im
Juni aus dem Klimaabkommen von Paris aus.
Vielleicht meint er, dass sich die alten
internationalen Verträge je nach
Interessenslage der USA wieder erneuern
lassen, auch wenn das weltweit zu einem
Durcheinander führt. Sie verachten ganz
offen das Prinzip der internationalen
Zusammenarbeit, mit dem Ziel (den andern)
ihren willkürlichen Willen aufzuzwingen.
13. - Die USA
verstärken so den Druck auf die UNO, damit
sie sich "reformiert" und greift ihre
Politik an. Ohne ihr Geld wird die UNESCO
ihre Programme zusammenstreichen und auf
Freiwillige zurückgreifen müssen. Heute
bezieht die große Mehrheit ihrer
Beschäftigten ein gutes Gehalt und lebt in
Europa.
14. - Druck
auf andere 'zahlende' Mächte auszuüben: sie
sollen sich entweder nach Trump ausrichten,
oder sie müssen das Budgetdefizit abdecken.
So ist es: wer zahlt, schafft an!
15. - Trump
tut so, als halte er sich an seine
wirtschaftliche Agenda, indem er ein paar
Dollar einspart, um seine Steuerzahler von
seiner guten Arbeit zu überzeugen, während
er ihnen das Brot wegnimmt, um seine Urlaube
zu finanzieren. Mit dem Austritt aus der
UNESCO könnten sich die USA weigern die 500
Millionen Dollar zu zahlen, die sie ihr
schulden.
Israel strebt nach einem Sitz im
UN-Sicherheitsrat. Seine soliden Beziehungen
zu den BRICS-Staaten – dank des
Waffenhandels und Austauchs bei den
Geheimdiensten – können diesen seinen Traum
Wirklichkeit werden lassen, während die
Palästinenser – mehr alleingelassen als
jemals – fürchten, dass die übrigen Staaten
sie für den Kollaps internationaler
Institutionen verantwortlich machen. Dennoch
ist das Vorgehen der USA und Israels auf
ihre Frustration zurückzuführen: es ist eine
Reaktion auf den Widerstand der
Palästinenser und die wachsende
internationale Solidarität mit diesem Volk.
Quelle
Übersetzung aus dem Spanischen: K. Nebauer |
Die besetzten Gebiete sind
das größte Gefängnis auf Erden
- 8.10.2017 - Mark Karlin / Interview mit
Ilan Pappé - Fünfzig Jahre nach dem
Sechs-Tage-Krieg scheint kein Ende der
israelischen Besatzung der Westbank und des
Gazastreifens in Sicht. Der renommierte
Historiker Ilan Pappé bringt in seinem neuen
Buch "The Biggest Prison on Earth: A History
of the Occupied Territories" eine umfassende
und vernichtende Abrechnung mit der
Besatzung, die auf wegweisender
Forschungsarbeit und Zeugenberichten basiert.
In diesem
Interview von Truthout, behauptet Ilan Pappé,
der Autor von "The Biggest Prison on Earth",
dass das israelische Modell (Plan) für die
besetzten Gebiete nicht eine etwaige
Zwei-Staaten-Lösung ist. Vielmehr hat Israel
ein Modell eines permanenten
Freiluftgefängnisses für Gaza und die
Westbank aufgebaut.
Mark Karlin:
Kannst Du kurz ein Argument für die neue
Identifizierung der Westbank und Gazas als "Freiluftgefängnisse"
und nicht als "besetzte Gebiete" geben?
Ilan Pappé:
Nicht nur ein Freiluft-, sondern zuweilen
und in Gaza heutzutage ein
Hochsicherheitsgefängnis. Kürzlich hat die
israelische Regierung offiziell den 50.
Jahrestag der Befreiung von Jerusalem, Judäa
und Samaria gefeiert. Bereits 1967 waren
Judäa und Samaria (die Westbank) für die
zionistischen Parteien befreite Gebiete,
nicht Gebiete, die bis zur Rückgabe im
Rahmen eines Friedensvertrages behalten
werden, während Gaza als Enklave betrachtet
wurde, die immer entweder von innen oder von
außen überwacht werden muss.
Demnach hat
1967 die damalige israelische Regierung –
und alle Regierungen seither – die Westbank
und den Gazastreifen als Gebiete betrachtet,
die immer unter direkter oder indirekter
israelischer Herrschaft zu sein haben. Die
zweite Entscheidung war, dass dem Volk, das
in diesen Gebieten lebt, nicht die
israelische Staatsbürgerschaft gewährt und
auch nicht seine eigene Souveränität oder
Unabhängigkeit erlaubt wird. Sie wurden auch
nicht außer Landes vertrieben, wie die
Palästinenser von 1948. Sie wurden also
ganz gewollt als Volk ohne Bürgerrechte und
abhängig von der Gnade erst der
Militärherrschaft und dann der
Ziviladministration definiert, die nicht nur
seine zivilen Rechte, sondern auch seine
Menschenrechte verletzt hat. Das einzige
System, das ich kenne, in dem Menschen ihrer
grundlegenden Rechte beraubt sind, ist das
Gefängnissystem. Diese Menschen werden in
dieses Megagefängnis eingesperrt, für kein
andere Verbrechen als dafür, dass sie
Palästinenser sind. Es sind ihnen ein paar
Vergünstigungen erlaubt, wie zum Beispiel in
Israel zu arbeiten, sowie ein begrenztes Maß
an Autonomie, falls sie mit einem solchen
Leben einverstanden sind – dass ist das
Modell eines offenen Gefängnisses; und sie
werden kollektiv bestraft, wenn sie
Widerstand leisten, und das ist das
Hochsicherheitsgefängnis.
Mark Karlin: Warum datierst Du das
israelische Mega-Gefängnis auf 1963?
Das Jahr 1963 ist ein sehr bedeutendes Jahr
in der israelischen Geschichte. In diesem
Jahr verließ der erste israelische
Premierminister und Führer David Ben Gurion
eine etablierte Politik und wurde von einer
jüngeren Politikergeneration beerbt. Mit
diesem Umbau hörten zwei seiner Obsessionen
auf die israelische Politik zu beeinflussen.
Er hatte auf einem hartes Militärregime über
die palästinensische Minderheit in Israel
bestanden und es abgelehnt auf die Bitten
der Lobby für ein Groß-Israel einzugehen,
die eine Rechtfertigung für eine Besetzung
der Westbank suchten.
In diesem Jahr konnte das israelische
Militär ernsthaft beginnen, seine zwei
Obsessionen zu ignorieren. Sie haben mit der
Aufhebung der Militärherrschaft über die
Palästinenser in Israel begonnen, haben aber
den Kontrollapparat nicht abgebaut. Sie
haben ihn für die Einsetzung über eine
andere Gruppe von Palästinensern vorbereitet:
für die, die in der Westbank und im
Gazastreifen leben. Als 1967 die Gelegenheit
kam, hatten die Militärchefs bereits eine
personelle Infrastruktur zur Kontrolle der
Millionen Palästinenser in den frisch
besetzten Gebieten vorbereitet. Dieselben
Leute, die die Militärherrschaft in Israel
aufrechtgehalten hatten, wurden versetzt, um
Herrscher über die Westbank und den
Gazastreifen zu werden.
Militärherrschaft war nicht als temporär
gedacht; sie passte gut zur Strategie des
Mega-Gefängnisses, die ich oben beschrieben
habe.
Was macht Gaza speziell zu einem "Modell-Gefängnis"?
2005 behaupteten Ariel Sharon und seine
Berater, sie hätten eine Zauberformel dafür
gefunden, wie der Gazastreifen im Rahmen der
israelischen Gesamtstrategie zu
kontrollieren sei, die nach Wegen suchte,
das (palästinensischen, Ü.) Gebiete zu
besitzen, aber nicht die Menschen, die dort
leben.
In der Westbank wurde das mit der
Judaisierung der (palästinensischen) Gebiete
gemacht, die für Israel als zum Jüdischen
Staat gehörend oder für ihn als notwendig
galten. Diese Methode funktionierte im
Gazastreifen nicht; er war zu klein. Also
war es die Idee, die Siedlungen zu räumen
und der Palästinensischen Autonomiebehörde
zu erlauben, diesen Platz zu führen und ihn
von außen zu überwachen. Israel hatte den
Gazastreifen übrigens bereits 1994 mit
Stacheldraht eingezäunt. Allerdings hatten
die Menschen in Gaza eine andere Idee, sie
verdarben diesen Plan und machten den
Streifen zur verzweifelten Basis des
Widerstands. Das traf sich mit der Methodik
des Hochsicherheitsgefängnisses: Operationen
der Kollektivbestrafung, die in der
Rückschau einem zunehmeden Genozid an den
Menschen dort ähnelten.
Wie denkst Du, sieht die israelische
Regierung die Rolle der Besatzersiedlungen
in der Westbank?
Wie ich schon angemerkt habe, ist es die
Hauptfunktion der Siedlungen ganz klar den
Teil Westbank abzugrenzen, der direkt von
Israel regiert werden soll, im Hinblick auf
eine letztendliche formale Annektierung an
Israel. Die Regierungen versuchten für
gewöhnlich nur Gebiete zu besiedeln (zu
kolonisieren), die nicht dicht von
Palästinensern bewohnt waren, aber die
messianische Siedlerbewegung Gush Emunim
siedelte entsprechend der biblischen
Landkarte, was dazu führte, dass sie auch im
Herzen palästinensischer Gebiete siedelten.
Die Anwesenheit der Siedler fungiert, ob
absichtlich oder nicht, als massive
Operation der Belästigung und Schikanen, die
den Palästinensern dort das Leben
verunmöglicht und sie in die noch kleineren
Enklaven in der Westbank treibt.
Was bezeichnest Du als "war of choice"?
Jeder Krieg, der durch aktive und intensive
Diplomatie hätte verhindert werden können,
ist ein Krieg, für den man sich entschieden
hat (war of choice).
Entgegen der Bauernweisheit, gab es für die
Israelis viele Momente (Weichen), an denen
sie aus der Krise, die zum Krieg im Juni
1967 führte, auszusteigen hätten können.
Aber die israelische Regierung und die Armee
entschieden sich diese Weichenstellung zu
ignorieren, da sie die Krise als Gelegenheit
sahen, die Übernahme des historischen
Palästina zu vollenden; sie hatten es (bis
dahin, Ü.) nur geschafft 78% des Palästina
von vor 1948 zu übernehmen, und dieser Teil
erschien ihnen als unhaltbar und über lange
Zeit nicht lebensfähig.
Hat der Krieg in Syrien und der wachsende
Parteigeist der verschiedenen islamischen
Fraktionen Israel ermöglicht, sich einem
größeren Druck den Palästinensern ihre
Freiheit zu geben, zu entziehen?
Ja, das stimmt wirklich. Es lenkte die
öffentliche Meinung der Welt vom Leiden der
Palästinenser ab, das kaum die
Aufmerksamkeit der Medien bekommt und
bereits mehr als ein Jahrhundert andauert,
während eine ebensolche Brutalität die
Menschen in Syrien und anderswo in der
arabischen Welt über einen kurzen Zeitraum
erleiden, weshalb sie bei den
internationalen Medien mehr Aufmerksamkeit
bekommt.
Allerdings sind die Chancen für eine
Befriedung von Syrien, Irak und der übrigen
arabischen Welt eng mit der Palästina-Frage
verknüpft. Die Weigerung des Westens
denselben moralischen Maßstab, mit dem er
die Verletzungen der Menschen- und
Bürgerrechte in der arabischen Welt mißt,
auch an Israel anzulegen, hindert den Westen
– und im Besonderen die USA – eine positive
Rolle im Friedenstiften für den Nahen Osten
zu spielen. Das Unrecht in Palästina ist das
wichtigste Öl, das in das Feuer des Hasses
und Gewalt in der Region gegossen wird, und
das wird so bleiben, bis eine gerechte und
nachhaltige Lösung für die palästinensische
Sache gefunden wird. Die (mit den USA, Ü.)
einvernehmliche israelische Einstellung und
Politik gegenüber den besetzten Gebieten
sind das Haupthindernis auf dem Weg zu einer
solchen Lösung.
Quelle
- Copyright, Truthout.org/ Reprinted
with permission
Übersetzung: K. Nebauer |
"Die
andere Seite der Belagerung" – IDF
übernimmt das Jenin Theater
- Jesse
Rubin -
17.10.2017 -
Der Erzähler im Film "Die Belagerung von
Bethlehem" - der die 29 Tage Patt zwischen
bewaffneten palästinensischen Gruppen in der
Geburtskirche und der israelischen Armee
während der zweiten Intifada 2002 – erkärtt,
dass die IDF gegen Ende des Patts ihre
Strategie geändert habe. Anstelle der Taktik
mit "Schlichtung" und "Vertrauensbildung"
sei die Armee zu einem "härteren Vorgehen"
übergegangen, sagt der Erzähler. Aber das
wirft unbedingt die Frage auf: was genau ist
mit Schlichtung und Vertrauensbildung
gemeint, wenn danach acht Palästinenser tot
waren?
Der
Strategiewechsel sei nach einem Zwischenfall
erfolgt, bei dem die IDF "Feuerwerkskörper"
bzw. Sprengkörper abschießt, die nicht
töten, sondern einer psychologischen
Kriegsführung gegen die verschanzten
Militanten dienen sollen.
Aber die
Sprengkörper haben sich nicht an Schlichtung
und Vertrauensbildung gehalten und einer hat
die Kirche getroffen und ein Feuer
verursacht, in dem die palästinensischen
Militanten und Zivilisten bleiben.
Bezieht sich
der Erzähler vielleicht auf eine verdeckte,
doublethink Strategie, die sich "Operation
Schlichtung und Vertrauensbildung" nennt? (doublethink:
laut Wikipedia propagiertes Denken, in dem
zwei widersprüchliche bzw. einander
ausschließende Überzeugungen
aufrechtzuerhalten und zu akzeptieren sind.
Ü.) [...]
Die Belagerung
von Bethlehem war der krönende Abschluss der
"Operation Schutzwall", eine militärische
Kampagne, die die israelische Armee ab März
2002 in der Westbank führte. Mehr als 20.000
Soldaten der IDF marschierten in
Westbank-Städte wie Ramallah und Jenin ein,
beide Male als Vergeltung für verheerende
Anschläge auf Israelis und zur Unterdrückung
des palästinensischen Widerstands gegen die
Besatzung auf dem Höhepunkt der Zweiten
Intifada.
Als die
Soldaten am 2. April das besetzte Bethlehem
erreichten, suchten etwa 200
palästinensische Militante und Zivilisten
Zuflucht in der Geburtskirche und damit
begann die Pattsituation. Die historische
Episode ist das Thema der palästinensischen
Produktion "Die Belagerung", die vom Jenin
Freiheitstheater aufgeführt wurde und die
derzeit in New York viel zu viel Wirbel
macht.
Auf einer
Veranstaltung mit der Bezeichnung "Die
andere Seite der Belagerung" zeigte das New
Yorker Taub Center für israelische Studien
den Dokumentarfilm der Palästinensischen
Bibelgesellschaft (PBS) für die etwa 45
Personen, die erschienen. IDF
Reserveleutnant Lior Lotan, der israelische
Unterhändler während der Belagerung und
Hauptdarsteller im Film, folgte auf den Film
mit einer einstündigen Darstellung der
Ereignisse.
Während der
kurzen Pause zwischen Filmvorführung und
Vortrag hörte man zwei Männer in der letzten
Reihe zufällig zu und verstand, dass beide
Tickets für die Produktion des Jenin
Freiheitstheaters hatten, zwei
Strassenblöcke weiter. Da sie nicht zu spät
kommen wollten, schlüpften sie aus dem Raum,
gerade als Lotan auf das Podium schritt.
Er begann mit
einem Witz, nach der letzten Szene des
Films, in der Lotan zwischen einem orthoxen
Mönch, einem Franzsikaner und einem
armenischen Mönch vermittelt, wer als erster
in die Kirche gehen soll.
"Ich
glaube, dass der Regisseur des Film kein
Jude ist, sonst hätte er von den
Verhandlungen, wer von euren Angehörigen
beim Seder neben wem sitzt, gewußt – dann
hätte er verstanden, dass Verhandeln mit
diesen Mönchen und Priestern ... eine sehr
einfache Aufgabe ist."
Die Zuhörer,
zumindest die, die lachten, waren jetzt in
ihrem kollektiven Judentum und
unausgesprochen beinhalteten Zionismus
verankert und hörten den
Verhandlungsexperten die wohlbedachte (measured)
Strategie der israelischen Armee loben im
Gegensatz zu den unlogischen
palästinensischen Militanten.
Lotan schloss
an den Film an, der den strahlenden, jungen
israelischen Soldaten unerschütterlich in
der Stunde Null zeigt, als er erklärte, dass
es für eine Verhandlung wichtig ist, den
Standpunkt des Feindes zu verstehen.
"Einschätzung
ist eine knifflige Sache, wenn du versuchst
jemanden von einer anderen Kultur, einer
anderen Religion oder mit anderen
politischen Ansichten zu verstehen", sagte
er und klickte auf das nächste Dia seines
Powerpoints.
Es zeigt
Kinder, die Gewehre halten, vermutlich
palästinensische Kinder in Gaza, obwohl es
keine Faktoren für ihre Identifizierung
gibt. Lotan sagte, sie spielten Geiselnahme.
Er stellte die Kriegskultur der Kultur der
Israelis gegenüber, für die der Dienst in
der Armee obligatorisch sei, mit dem
letztendlichen Ergebnis die Bürger mit der
Nation zu verbinden.
"Aber für sie,
für diese Kinder", sagte Lotan ohne einen
Hauch von Erkenntnis, "ist das Heldentum.
Das ist Entführung eines Soldaten des
Feindes und ihn festhalten ohne irgend einen
Zweck."
Viele Zuhörer
waren alt und weißhaarig und wurden während
dem Rest der Powerpoint Präsentation von
Lotan mit Archivbildern und schlechten
Grafiken noch älter und weißhaariger.
Lotan ist
Lektor am interdiszipinären Zentrum in
Herzliya, wo er das Institut für
Terrorismus-Bekämpfung gegründet hat. Er ist
Risikokapitalgeber und auf israelische
Technologie spezialisiert. Von daher war
seine Powerpoint eine merkwürdige Auswahl.
Nach einer
halben Stunde waren nur noch 30 Zuhörer da,
mindestens einer von ihnen war
eingeschlafen.
Am Ende des
Vortrags fragte ein Freund von Mondoweiss,
der unter den Zuhörern war, Lotan, ob er die
Aufführung des Jenin Theaters, "Die
Belagerung", gesehen hätte. Das Stück, das
die Belagerung von Bethlehem aus der Sicht
der Palästinenser zeigt, hatte am 12.
Oktober mit einer Spielzeit von zehn Tagen
am New Yorker Skirball Center, nur zwei
Strassenblöcke weiter, begonnen.
Laut diesem
Freund sagte Lotan, dass er am
Eröffnungsabend zu dem Stück gegangen sei.
" Er
beschrieb es als das Portrait von sechs sehr
jungen Männern, die hauptsächlich mit ihren
eigenen Problemen in ihrem Lebens
beschäftigt waren und wie sie sie lösen
sollten. Es illustrierte, sagte er, dass
Menschen, die vor allem in eine solche
Situation involviert sind, wenig
Handlungsmacht haben, und dass das rasche
Ende ihrer traumatischen Situation (ordeal)
von oben beschlossen worden sei (ein
Thema, das er in seiner eigenen Geschichte
hervorgehoben hatte). Er war offensichtlich
für die Podiumsdiskussion nach der
Aufführung geblieben, da er erwähnte, dass
der 'Direktor' ...gesagt hätte, er habe die
Geschichten von vielen Personen für die
Bühne auf nur sechs Darsteller komprimiert.
Das, sagte (Lotan), sei Kunst und
unterscheide sich von der Realität in der
großen Welt – seinem Thema."
Film und
Diskussion mit Lotan beweist nur die
Notwendigkeit, dass das Freiheitstheater
spielt, um ein großes Publikum zu erreichen.
Wie der
Dokumentarfilm zeigt, haben die israelischen
Streitkräfte die Medien vor Ort vollständig
kontrolliert. Das Verhandlungsteam war auch
ein PR-Team, das entschied, was Reporter und
Kamerateam sahen, mit wem sie sprachen, und
noch wichtiger, wann und wann nicht sie den
Medien Zutritt gewährten. Lotan dieselbe
Geschichte fünfzehn Jahre später erzählen zu
hören, dass Israel beabsichtigt das Narrativ
für immer zu kontrollieren.
Abgesehen von
diesem Sonntag Abend haben nur sehr wenige
Menschen zugehört.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
|
EU-Grenzbeobachter wartet seit 10 Jahren
auf die Rückkehr nach Gaza
-
Michael Schaeffer Omer-Man -
13.10.2017 -
Gazas Grenzübergang Rafah könnte jetzt,
nachdem Fatah und Hamas einem
Versöhnungsabkommen zugestimmt haben, bald
wieder öffnen. Aber das bedeutet nicht, dass
die EU-Mission, die seit 10 Jahren bei
jährlichen Unkosten von Millionen Euro in
der Nähe von Tel Aviv sitzt und wartet, bald
wieder zur ihrer Arbeit zurückkehren kann.
Während der
vergangenen 10 Jahre hat eine Gruppe von
Grenzbeobachtern der Europäischen Union
innerhalb Israel auf den unbestimmten,
fernen Augenblick gewartet, an dem sie
wieder in den Gazastreifen versetzt wird, um
den Grenzübergang zwischen Haza und Ägypten
zu überwachen.
Wenn das am
Donnerstag in Kairo von Hamas und Fatah
unterzeichnete Versöhnungsabkommen überlebt
und realisiert wird, könnten die zehn Jahre
Wartezeit – und die Millionen Euros, die in
dieser Zeit ausgegeben wurden – in der Luft
verpuffen.
Die EU Border
Assistance Mission Rafah, auch als EUBAM
bekannt, wurde 2005 geschaffen, nachdem
Israel sein Militär aus dem Gazastreifen
abgezogen hatte, um die Umsetzung eines
bilateralen Abkommens zwischen Israel und
der Palästinensischen Autonomiebehörde zu
unterstützen. EUBAM sollte den von der PA
betriebenen Grenzübergang überwachen, der
bis dahin unter Israel
angelaufen war, und ein Verbindungszentrum
betreiben, wo israelische, EU- und
palästinensische Beamte alles, was am
Grenzübergang Rafah vor sich ging,
beobachteten.
Theoretisch
sollte das Arrangement mit den europäischen
Beobachtern das erste Mal in der Geschichte
sein, dass Palästinenser eine internationale
Grenze für Ein- und Ausreise aus dem
palästinensischen Territorium kontrollieren.
Tatsächlich behielt aber Israel die letzte
Kontrolle des Grenzübergangs. Die
israelische Kontrolle wurde beibehalten,
indem sie bestimmten, wer passieren konnt,e
oder Indivualreisenden die
Grenzüberschreitung untersagten, ging aber
auch so weit, die Schließung des gesamten
Grenzübergangs zu erzwingen, indem Israel es
ablehnte die EU-Beobachter von ihrem
Wohnsitz in Ashkelon in den Gazastreifen
reisen zu lassen.
Dennoch war
die Grenze von Rafah während der ersten
sieben Monate des Einsatzes von EUBAM außer
an zwei Tagen jeden Tag geöffnet; 1.300
Personen passierten täglich die Grenze.
Dann entführte
Hamas den israelischen Soldaten Gilad
Shalit, Israel besetzte wieder einen
Streifen Land in Gaza entlang der Grenze zu
Ägypten und der Grenzübergang war im
dauffolgenden Jahr weniger als 1/4 der Zeit
geöffnet. Als Hamas 2007 die Fatah aus Gaza
vertrieb, wurde die Grenze offiziell
geschlossen und seither nicht mehr
regelmäßig geöffnet.
Aber anstatt
nach Hause zurückzukehren, blieben die
EU-Beobachter. Für die letzten 10 Jahre hat
EUBAM seine Kräfte in Israel beibehalten,
erst in Ashqelon, dann in Ramat Gan/Tel
Aviv.[...] In den letzten Jahren hat die
Mission die europäischen Steuerzahler mehr
als eine Million Euro gekostet. Im Juli hat
die Europäische Union das Mandat von EUBAM
mit einem noch höheren Budget zu 1,98 Mio
Euro für Juli 2017 bis Juni 2018 wieder
verlängert.
Die Chancen
für eine Wiedereinsetzung (in Rafah) sind,
auf jeden Fall unter dem derzeitigen Mandat,
sehr gering bis null. Exklusiv innerhalb des
Rahmens eines bilateralen Abommens zwischen
Israel und der PA autorisiert, war die PA
laut von Al Jazeera veröffentlichten
geleakten Dokumenten (die ein Teil der
Palestine Papers sind) von Beginn an
unzufrieden. Israel überschritt seine
Befugnis und vernachlässigte seine
Verpflichtungen, wie palästinensische Beamte
bei zahllosen Gelegenheiten schrieben.
2009, zwei
Jahre nach der Schließung der Grenze,
während die EUBAM-Beoachter nichts zu tun
hatten außer darauf zu warten, dass die
Fatah wieder die Kontrolle des Gazastreifens
wieder erlangt, schrieben palästinensische
Beamte, dass das Abkommen, mit dem EUBAM
sein Mandat erhielt, zu fehlerhaft war, um
als Grundlage für die Wiedereröffnung (des
Grenzübergangs) von Rafah zu dienen. Die
Vorstellung, dass Mahmud Abbas bei dem
Wenigen, das er mit seinem Einschmeicheln
bei Israel gewinnen konnte, zustimmen würde
Israel viel Macht über Rafah zu übergeben,
scheint als einziges Stückchen Souveränität,
das er nach Jahren gescheiterter und
ineffektiver Diplomatie vorzuzeigen hat,
einfach absurd.
Außerdem hatte
die Hamas nach zahlreichen Berichten über
das Versöhnungsakommen vermutlich eine
gewisse Rolle beim Betrieb von Rafah, ein
Detail, das sehr wahrscheinlich die Rückkehr
der europäischen Beobachter ausschließen
würde, deren Präsenz von der Erlaubnis
Israels abhängt. Ein wahrscheinlicheres
Szenario ist, dass Israel, das weniger
Einfluß auf die PA hat als vor 12 Jahren,
versuchen wird Ägypten unter Druck zu
setzen, dass es seine eigenen strikten
Kontrollen auf der südlichen (ägyptischen)
Seite der Grenze umzusetzt.
Letzte Woche
lehnte der Chef von EUBAM es ab, auf die
Fragen von 972 darüber zu antworten, was die
12 Beobachter in den letzten 10 Jahren
gemacht hätten und was für eine Versetzung
nach Rafah nötig wäre, sollten Fatah und
Hamas ihre Differenzen lösen. Der
Pressebeamte der Mission war auf Urlaub und
antwortete nicht auf mehrere Bitten um ein
Interview.
Nach
Veröffentlichungen auf der Webseite der
Mission und verschiedenen Korrespondenzen,
die über die Palestine Papers bekannnt
wurden, haben die EUBAM-Spezialisten im Lauf
des letzten Jahrzehnts verschiedene
Fortbildungen für die palästinensische
Grenze und für Zollbeamte absolviert, obwohl
jeder Grenzübergang nach und aus Palästina
von Israel kontrolliert wird. Außerdem
benötigte EUBAM sogar für diese
Fortbildungssitzungen die Genehmigung von
Israel.
Wie lange
werden die europäischen Steuerzahler für die
Kosten von fast 2 Millionen Euro für eine
Mission aufkommen, die wenig mehr tut als
auf die Wiederauferstehung der lange nicht
mehr existierenden politischen Umstände zu
warten, die ein Dutzend Grenzbeobachter
ursprünglich nach Israel-Palästina gebracht
haben? Werden sie dableiben, auch wenn der
Rafah Grenzübergang unter einem Abkommen,
das sie nicht miteinschließt, wieder
geöffnet wird?
Natürlich
setzt das voraus, dass das
Fatah-Hamas-Abommen überhaupt umgesetzt
wird. Frühere Versuche einer Versöhnung
waren weit fortgeschrittener und wurden
blockiert, bevor sie durchgesetzt werden
konnten.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
USA,
Israel verlassen
UN-Weltkulturerbe-Organisation und führen
dafür Voreingenommenheit an
- 12.10.2017 -
John Irish - Die USA und Israel kündigten am
Donnerstag an, sie würden die
UN-Weltkulturerbe-Organisation UNESCO
verlassen, nachdem Washington ihr
anti-israelische Voreingenommenheit
vorgeworfen hat.
Der Rückzug der USA, die ein Fünftel der
Finanzierung von UNESCO beigesteuert hat,
ist ein harter Schlag für die Organisation
in Paris. Sie ist nach dem zweiten Weltkrieg
gegründet worden, um zum Schutz von Kultur-
und Naturerbe in aller Welt beizutragen.
UNESCO ist dafür bekannt
Weltkulturerbe-Stätten als solche zu
nominieren, wie die antike Stadt Palmyra
oder den Grand Canyon Naturpark.
"Diese Entscheidung ist nicht leichthin
getroffen worden und reflektiert die
Besorgnis der USA wegen dem wachsenden
Zahlungsrückstand bei der UNESCO wieder, der
Notwendigkeit einer grundlegenden Reform in
der Organisation und der fortlaufenden
anti-israelischen Voreingenommenheit", sagte
die Sprecherin des State Departement,
Heather Nauert, in einer Erklärung.
Stunden später sagte Premierminister
Benjamin Netanyahu, Israel würde (die
UNESCO) ebenfalls verlassen und nannte die
Entscheidung der USA "mutig und moralisch".
Die Generaldirektorin der UNESCO, Irina
Bokova, drückte ihre Enttäuschung aus: "Zu
einer Zeit, in der Konflikte weiterhin
Gesellschaften weltweit auseinanderreißen,
ist es sehr bedauerlich, dass sich die USA
aus der UN-Organisation, die sich um Bildung
für Frieden und Schutz von Kultur kümmert,
wenn sie angegriffen wird", sagte sie.
"Das ist für die Familie der Vereinten
Nationen ein Verlust. Es ist ein Verlust für
den Multikulturalsmus."
Washington hat bereits seit 2011, als die
UNESCO Palästina als Vollmitglied zugelassen
hat, seine Beiträge für UNESCO
zurückgehalten. Die USA und Israel waren
unter den 14 von 194 Staaten, die gegen die
Zulassung der Palästinenser stimmten.
Washingtons Rückstände seiner Jahresbeiträge
von 80 Millionen Dollar seit damals belaufen
sich jetzt auf über 500 Millionen Dollar.
Obwohl Washington für einen zukünftigen
palästinensischen Staat eintritt, sagt es,
dieser sollte aus Friedensgesprächen heraus
entstehen und betrachtet es als nicht
hilfreich, wenn internationale
Organisationen Palästina zulassen, bevor die
Verhandlungen abgeschlossen sind.
In den letzten Jahren hat Israel wiederholt
darüber geklagt, dass die Organisation in
Debatten über Kulturerbe-Stätten in
Jerusalem und den palästinensischen Gebieten
Partei ergreift.
"Heute ist ein neuer Tag bei den Vereinten
Nationen, wo für die Diskriminierung Israels
ein Preis zu zahlen ist", sagte der
israelische Botschafter bei den Vereinten
Nationen, Danny Danon.
Netanyahu sagte den Weltführern vor der
UN-Generalversammlung letzten Monat, die
UNESCO würde sich für eine verzerrte
Geschichte ("fake history") einsetzen,
nachdem sie Hebron und zwei Heiligtümer in
seinem Zentrum – das jüdische
Patriarchengrab und die muslimische Ibrahims
Moschee – als "gefährdete palästinensische
Weltkulturerbe-Stätten" nominiert hatte.
Eine von Arabern unterstützte Resolution der
UNESCO vom letzten Jahr verurteilte die
israelische Politik bezüglich der religiösen
Stätten in Ost-Jerusalem und der Westbank.
Nach UNESCO-Regeln wird der Austritt der USA
erst Ende 2018 wirksam. Drei Diplomaten
hatten Reuters am Donnerstag früh von der
bevorstehenden Entscheidung informiert.
Trump-Effekt - Die Organisation, die
weltweit etwa 2000 Peronen beschäftigt, die
meisten mit Wohnsitz in Paris, wurde durch
regionale Rivalitäten und Geldmangel
behindert und hat um ihre Bedeutung
gekämpft.
Die UNESCO, die Bildungs-, Wissenschafts-
und Kulturorganisation der Vereinten
Nationen, befindet sich mitten in den Wahlen
für einen neuen Chef, dessen Priorität es
sein wird, ihr Schicksal neu zu beleben.
Der Schritt der USA zeigt die Skepsis von
Präsident Donald Trump hinsichtlich der
Notwendigkeit der USA in multilateralen
Organisationen zu bleiben. Der Präsident
propagiert eine "America first"-Politik, die
die wirtschaftlichen und nationalen
Interessen der USA über ihre internationale
Verpflichtungen stellt.
Seit Trump das Amt übernahm, haben die USA
die Gespräche zur
Tranz-Pazifischen-Handelspartnerschaft
verlassen und sich aus dem Pariser
Klimavertrag zurückgezogen. Washington
überdenkt auch seine Mitgliedschaft im
UN-Menschenrechtsrat mit Sitz in Genf, dem
es vorwirft anti-israelisch zu sein.
"Die Abwesenheit der Vereinigten Staaten
oder jedes großen Landes, das Macht besitzt,
ist ein Verlust. Es geht nicht nur um Geld,
es geht um das Fördern von Idealen, die für
Länder wie die Vereinigten Staaten wichtig
sind, wie Bildung und Kultur", sagte ein
UNESCO-Diplomat, der davor warnte, dass
andere folgen könnten.
Aus unterschiedlichen Gründen müssen
Britannien, Japan und Brasilien noch ihre
Pflichtbeiträge für 2017 bezahlen.
Russlands frühere Gesandte bei der UNESCO
sagte gegenüber der Nachrichtenagentur RIA,
der Organisation ginge es besser ohne die
Amerikaner.
"In den vergangenen Jahren waren sie ohne
Nutzen für die Organisation", sagte Eleanora
Mitrifanova. "Seit 2011 haben sie praktisch
nichts für das Budget dieser Organisation
gezahlt... Sie haben sich entschieden,
hinauszugehen - das ist absolut auf der
Linie von Trumps genereller Logik heute."
Nach vier Tagen geheimer Wahlen für einen
neuen UNESCO-Chef hat sich Hamad
bin-Abdulaziz al-Kawari aus Qatar (ein
Muslim, Ü.) für die Stichwahl am Freitag
qualifiziert. In zweiter Reihe liegen Audrey
Azoulay aus Frankreich (eine Jüdin, Ü.) und
Moushira Khattab aus Ägypten. [...]
Die Wahl hat tiefe Rivalitäten zwischen
Ägypten und Qatar zu Tage gebracht, die ihre
Wurzeln in der Krise zwischen Qatar und
seinen Nachbarn am Arabischen Golf hat, die
ihrerseits die diplomatischen, Handels-
Reisebeziehungen mit Doha abgebrochen haben,
nachdem Doha vorgeworfen wurde radikale
islamistische Gruppen zu unterstützen, ein
Vorwurf, den Qatar (für sich) zurückweist.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
siehe dazu Reuters, UNESCO selects France's
Azoulay as new chief,
www.reuters.com/article/us-unesco-vote/unesco-selects-frances-azoulay-as-new-chief-idUSKBN1C115P
.
|
Trump setzt mit dem Austritt aus der
UNESCO Israel first
- Ali Abunimah -
12.10.2017 -
Donald Trumps "America first"-Außenpolitik
wurde am Donnerstag voll zur Schau gestellt,
als das Außenministerium den Rückzug aus der
UNESCO wegen deren"anti-israelischer
Voreingenommenheit" verkündete.
Unter
Präsident Obama hatten die USA bereits ihren
Mitgliedsbeitrag an die Organisation
reduziert, weil ein US-Gesetz Finanzierung
von Organisationen einschränkt, die
Palästina als Staat anerkennen.
Die Direktorin
der UNESCO, Irina Bokova, äußerte Bedauern
über die Entscheidung der USA.
Bokova hatte
sich früher schon einmal verbogen, um Israel
zu besänftigen und war so weit gegangen,
dessen Behauptungen von einer
anti-israelischen Voreingenommenheit in der
UNESCO wiederzugeben.
Das Ausmaß, in
dem US-Führer bereit sind Israel zu dienen,
wird in einem einfachen Gedankenexperiment
gezeigt: man kann sich nicht vorstellen,
dass sich die USA aus irgendeiner
Weltorganisaton wegen "anti-kanadischer",
"anti-britischer" oder "anti-französischer"
Voreingenommenheit zurückziehen. Auch wenn
sie zu den engsten Verbündeten der USA
gehören, würde dem Präsidenten sofort sein
virulenter nationalistischer Ansatz
vorgeworfen, und dass er ausländische
Interessen vor die amerikanischen stellt.
Doch Präsident
Trump wird wahrscheinlich sehr gelobt
werden, und nicht nur von dem mehr rechten
Segment des amerikanischen Etablishments.
Im April
unterzeichneten alle 100 Senatoren einen
Brief, der den Mythos unterstützte, die UNO
habe eine "anti-israelische Agenda".
Das bedeutet,
dass in solchen Kreisen die erfundenen
Behauptungen von einer anti-israelischen
Voreingenommenheit anscheinend nicht
besonders kritisch geprüft werden.
Israelische
Verleumdungen
In den
vergangenen Monaten haben Israel und seine
Unterstützer fälschlich behauptet, die
Resolutionen der UNESCO hätten die jüdischen
Bindungen an Weltkulturerbe-Stätten in der
besetzten Westbank, einschließlich
Ost-Jerusalems sabotiert.
Ein Jahr zuvor
hatte Israel versucht, die Altstadt
Jerusalems, das Gelände der Al-Aqsa-Moschee,
aus der Liste der gefährdeten
Weltkulturerbe-Stätten herausnehmen zu
lassen.
Das hatte
damit zu tun, dass damals Gruppen, die die
Zerstörung der Al-Aqsa-Moschee und die
Errichtung eines jüdischen Tempels an ihrer
Stelle forderten,
ihre
Aktivitäten intensivierten, oft mit
Finanzierung und Unterstützung durch die
israelische Regierung.
Dieser
israelische Versuch erfolgte zwei Wochen,
nachdem die UNESCO dafür gestimmt hatte, die
unzähligen gut dokumentierten Verstöße
Israels gegen die Rechte von Palästinensern
und Arabern in der Al-Aqsa-Moschee zu beten
und die Gefährdung der architektonischen
Integrität des Geländes (durch Israel) zu
verurteilen.
Israel
behauptete fälschlicherweise, die Abstimmung
leugne eine jüdische Verbindung zum Gelände
der Al-Aqsa-Moschee, das die Juden
Tempelberg nennen.
In der Folge
dieser Abstimmung startete Israel eine
globale Verleumdungskampagne gegen die
UNESCO, es verglich sie sogar mit dem IS.
Beachtung
des Völkerrechts
Manche
Funktionäre der UN gaben bei den
Drangsalierungen klein bei und distanzierten
sich von der Resolution.
Im Mai
versabschiedete die UNESCO eine Resolution,
die in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht
Israels Annexion von Ost-Jerusalem als "null
und nichtig" bezeichnete und einen Stopp der
israelischen Ausgrabungen und anderer
Arbeiten in der Stadt verlangte.
Israel
startete mit Premierminister Benjamin
Netanyahu wieder eine Verleumdungskampagne,
die die Resolution "wahnhaft" und "bizarr"
nannte.
Das einzige,
was die UNESCO getan hatte, war das, was der
UN-Sicherheitsrat gerade wenige Monate zuvor
festgestellt hatte, noch einmal zu
bekräftigen: dass Israel eine Besatungsmacht
ist und sich an das Völkerrecht halten
müsse.
Monate später
wurde Israel wieder wütend, als die UNESCO
in Überenstimmung mit dem Völkerrecht
weitere zwei Resolutionen verabschiedete.
Die
Resolutionen anerkannten die Altstadt von
Hebron und die Ibrahims Moschee als
gefährdete palästinensische
Weltkulturerbe-Stätten.
Verdrehung
der Geschichte
Israel tobte
wieder verbal und behauptete, die UNESCO
würde "Lügen" und "fake history" befördern.
"Dieses Mal
haben sie entschieden, dass das
Patriarchengrab in Hebron eine
palästinensische Stätte sei, das heißt nicht
jüdisch, und dass es gefährdet sei",
behauptete Netanyahu.
Die
Bezeichnung Patriarchengrab verwenden Juden
für die Ibrahims-Moschee, wo ein
amerikanisch-jüdischer Siedler 1994 29
Palästinenser niermetzelte. Die Stätte wird
von Muslimen, Christen und Juden als
Grabstätte von Abraham und anderen Propheten
verehrt.
Was Netanahu
machte – und israelische Amtsträger machen
das oft so -, war die Verquickung von
jüdischem Glauben und israelischer
Kontrolle, als könnte eine Stätte nicht von
Juden verehrt werden, aber auf
palästinensischem Territorium liegen. Es
gibt keinen Widerspruch, dass eine Stätte
einerseits palästinensisch ist (auf
palästinensischem Teritorium liegt, Ü.) und
andererseits für Muslime, Christen und Juden
heilig ist.
Demnach
bedeutet "anti-israelische
Voreingenommenheit" in der Praxis Mangel an
enthusiastischer Billigung der israelischen
Lügen und Verdrehungen, die Israels illegale
Besatzung und seine Bemühungen die
Geschichte in Palästina, die nicht das
zionistische Narrativ abstützt,
auszuradieren legitimieren sollen.
Der Rückzug
der USA aus der UNESCO erfolgt, nachdem
diese Woche ein Nachfolger für Bokova
gewählt werden soll, in einem Wettstreit,
den israelische Medien als konfessionelle
Schlacht zwischen einem muslimischen
Spitzenkandidaten aus Qatar und einem
jüdischen Kandidaten aus Frankreich
darstellen.
Es gibt wenig
Grund den Abgang der USA aus der UNESCO zu
bedauern. Noch besser wäre, wenn Israel der
USA nachfolgt.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Angriff auf UN-Organisation entlarvt
israelischen Vorwurf der palästinensischen
Hetze
-
12.10.2017 - Im vergangenen Monat gab es
einen weiteren Angriff auf das Hilfswerk der
Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge
im Nahen Osten (UNRWA).
"Neue
Schulbücher der UNRWA für Palästinenser
dämonisieren Israel und Juden", war die
Überschrift eines Artikels in der
Jerusalem Post vom 28. September über
eine neue "Studie", die vom Simon
Wiesental-Zentrum in Los Angeles, dem
anti-islamischen Middle East Forum von
Daniel Pipes und dem Center for Near East
Policy Research (CNEPR) in Jerusalem
finanziert, erarbeitet und veröffentlicht
wurde.
Es gab
allerdings ein Problem: fast 90% der
genannten Büchern werden in UNRWA-Schulen
gar nicht benützt. UNRWA wies darauf hin,
dass der "fehlerhafte" und "irreführende"
Bericht Bücher einbezogen habe, die
"ausrangiert wurden, als die
Palästinensischen Autonomiebehörde 2016 ihr
Curriculum und ihre Schulbücher änderte".
Außerdem waren manche Bücher für Schulstufen
bestimmt, die in UNRWA-Schulen in den
besetzten palästinensischen Gebieten gar
nicht verwendet werden.
Die
Schäbigkeit des Reports sollte für die
Gruppen, die hinter ihm stehen, peinlich
sein, aber das ist eher unwahrscheinlich.
Das Simon Wiesental-Zentrum streut
regelmäßig haarsträubende Verleumdungen
gegen jede Person und jede Organisation, die
für Israels Straflosigkeit bedrohlich ist,
während des CNEPR von David Bedein geleitet
wird, einem Westbank-Siedler, der davon
besessen ist die UNO zu attackieren.
Beschuldigungen, dass palästinensische
Schulkinder "gelehrt werden zu hassen" sind
ein Erzeugnis der pro-Israel-Propaganda.
Bereits 2001 schrieb der amerikanische
Politikwissenschaftler Nathan Brown, dass
"die Vorwürfe gegen (das palästinensische
Curriculum) oft wild aufgebauscht und
unrichtig sind".
Den "Mythos
der Hetze" hat die PA selbst schon vor
langer Zeit widerlegt, und sogar eine von
den USA finanzierte Studie von 2013, die von
Israel boykottiert wurde, weil sie auch
israelische Bücher enthielt, die die
Behauptungen der israelischen Regierung,
palästinensische Kinder würden "zum Hass"
erzogen, schwächten.
Erst letzten
Monat hat die britische Regierung
israelische Lobbyisten abblitzen lassen, die
einen Bericht von April 2017 über das
palästinensische Curriculum weiter verfolgen
wollten, der bekannte Schlagzeilen über
Hetze und Hass hervorgerufen hatte. Ein
Minister der Regierung stellte fest, dass
der Report "in seinen Erkenntnissen nicht
objektiv war".
Während das
palästinensische Bildungssystem in den
besetzten palästinensischen Gebieten mit
ständigen Beschuldigungen und Verleumdungen
konfrontiert ist, werden israelische
Schulbücher derselben genauen Prüfung
unterworfen. Allerdings sind es die
israelischen Schulbücher, die Karten
verwenden, die die Westbank als israelisches
Territorium zeigen, und in denen die Grüne
Linie und palästinensische
Bevölkerungszentren nicht mehr erscheinen.
2016 stellte
das israelische Unterrichtsministerium ein
neues Staatsbürgerkundebuch für Oberstufen
vor, das "israelische Staatlichkeit eng mit
jüdischer Lehre" verbindet. Es enthält
"wenig mehr als ein paar abfällige
Bemerkungen über die arabische Kultur",
während Muslime, die Mehrheit der
palästinensischen Bürger Israels, "in zwei
kurzen Sätzen erwähnt" werden, die "sie
hauptsächlich beschuldigen Frauen zu
diskriminieren und zu unterdrücken".
2011 hat die
israelische Wissenschaftlerin Nurit
Peled-Elhanan eine größere Untersuchung von
israelischen Schulbüchern veröffentlicht, in
der sie zu der Schlussfolgerung kam, dass
Palästinenser systematisch entmenschlicht
werden. "Der Araber mit einem Kamel, in
einem Ali Baba-Gewand. Sie stellen sie als
widerwärtig (vile), abnorm und kriminell
dar, als Menschen, die keine Steuern zahlen,
Menschen, die vom Staat leben, Menschen, die
sich nicht entwickeln wollen", sagte sie
gegenüber The Guardian.
"Sie
werden nur als Flüchtlinge, primitive Bauern
und Terroristen dargestellt. Man sieht nie
ein palästinensisches Kind oder einen
palästinensischen Arzt, einen Lehrer, einen
Ingenieur oder modernen Landwirt", fügte
sie hinzu.
Nachdem sie
fünf Jahre lang israelische Schulbücher
untersucht hatte, kam Peled-Elhanan zu einem
schlimmen Ergebnis: "Schüler verlassen die
Highschool und wissen nichts über die
Geschichte und die Grenzen des Staates,
sehen Palästinenser als Eindringlinge, und
dann müssen sie hinausgehen, sie
kontrollieren und manchmal töten."
Es gibt zwei
Hauptelemente im politischen Kontext des
neuen "Reports" über palästinensische
Schulbücher und die UNRWA. Erstens sind das
die ständigen Bemühungen, die UNRWA und die
UNO im weiteren wegen angeblicher
"anti-israelischer Voreingenommenheit"
anzugreifen.
Der Report des
Simon Wiesenthal-Zentrums wurde im Capitol
mit dem Congressmitglied Doug-Lamborn (R-Colorado)
diskutiert. Lamborn schrieb in der Folge
einen Artikel für die neue pro-Siedler
Webseite Arutz Sheva und forderte, "alle
Gelder für die UNRWA zu streichen, bis
Reformbedingungen erfüllt sind".
Zweitens, der
Vorwurf der palästinensischen Hetze, ist
weiterhin ein zentraler Schwerpunkt in den
Gesprächtsthemen der israelischen
Propaganda, die in den israelischen Medien
und im Parlament sowie gegenüber
ausländischen Diploamten und Journalisten
bis zum Überdruss wiederholt werden.
Während die
Siedlungen unter dem Schutz einer
israelischen Regierung, die von einer
Allianz schüchterner und stolzer Gegner
eines palästinensischen souveränen Staates
getragen wird, expandieren, spielen
Behauptungen über "Hetze" und dass die
Palästinenser "gelehrt (werden) zu hassen"
eine wichtige Rolle zur Ablenkung und als
ein Mittel, die Aufmerksamkeit von der
israelischen Verweigerung (rejectionism) weg
zu lenken.
Was in diesem
Zusammenhang besonders auffällt, ist der
Inhalt des letzten "Reports", dass
Schulbücher kritisiert werden, wenn sie bloß
über historische Ereignisse berichten, wie
die ethnische Säuberung der Palästinenser in
der Nakba und die Kolonisierung (Besiedlung)
palästinensischen Territoriums.
Es scheint,
dass Leute wie das Simon Wiesenthal-Zentrum
erst zufrieden gestellt sind, wenn jede
palästinensische Schulklasse den Tag mit der
HaTikva (israelische Hymne, Ü.) beginnt, und
jedes palästinensische Schulkind nach Hause
läuft und die Zionisten lobt, weil sie die
Wüste zu Blühen bringen.
Die ständigen
Attacken gegen die UNRWA oder das
palästinensische Schulsystem sind wahnhaft
und unaufrichtig. Die Rechte der
palästinensischen Flüchtlinge hängen nicht
von einer Organisation ab; und es gibt keine
Besatzung ohne Widerstand. Palästinensische
Kinder bekommen ihre "Lektionen" in den
Räumen der israelischen Militärgerichte und
an den Checkpoints; ihre Lehrer sind die
Soldaten, die ihre Angehörigen töten oder
einsperren. Israelische und palästinensische
Schulbücher reflektieren in ähnlicher Weise
bloß die Realität vor Ort – die des
Besatzers und die des Besetzten.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Anmerkung
der Übersetzerin: seit den Osloabkommen wird
die UNRWA und auch UNICEF systematisch von
Israel delegitimiert (Bettina Marx, Gaza).
Israel wirft der UNRWA u.a. vor, das
Flüchtlingsproblem (für das Israel
verantwortlich ist) nicht gelöst, sondern
verewigt zu haben und plädiert für ihre
Auflösung und die Kürzung der Beiträge für
sie. |
Amerikanische jüdische
Frauen-Organisation
-- Women Wage-Peace -
Anat Saragusti
(American Jewish Peace Archive (1967-2017) -
Am 25.September, einem der ersten Tage des
neuen Jahres, fing die
Graswurzel-Aktivisten-Bewegung Women Wage
Peace (WWP, Frauen-Friedensfeldzug) mit
einer eindrucksvollen Journey to Peace
„Friedenreise“, einem viele Tage langen
Marsch durch das Land von Israel-Palästina
an. Ihr Höhepunkt wird nächste Woche während
des Feiertages Sukkot sein. Dies ist nicht
das erste anspruchsvolle Unternehmen der
Women Wage Peace (WWP), das eine
eindrucksvolle Geschichte von störendem,
mutig optimistischen und belastbaren
Aktivitäten hat. In seiner Pressemitteilung
schreibt das Aktivisten-Kollektiv über die
Reise: „Wir, die 50 Tage lang vor der
Residenz des Ministerpräsidenten fasteten,
marschierten 200 km in unserm Marsch der
Hoffnung von Rosh Hanikra , mit dem Zug von
Nahariya nach Sderot, wir standen bei 140
Übergängen im ganzen Land – wir beginnen
eine Reise, die in Israel und in aller
Welt wiederhallt: Frieden ist möglich“.
Im Juni dieses
Jahres hatte ich die Gelegenheit, ein
Interview mit der AJPA –Direktorin Aliza
Becker, eine der Führerinnen dieser Bewegung
und eine bekannte Journalistin und
Aktivistin, und der Menschenrechtlerin Anat
Saragusti zu halten. Wir trafen Saragusti
in der zentralen öffentlichen Bibliothek in
Tel Aviv. Sie sprach über die Träume, über
die Probleme, die Ideologie und Strategie
dieser einmaligen mächtigen
Aktivisten-Bewegung. Als die Gruppe mit
ihrem letzten Unternehmen begann, und als
wir in der Folge unserer religiös jüdischen
Jahreszeit der Besinnung und Verpflichtung
zur Veränderung standen, dachten wir, es
gibt keine bessere Zeit als jetzt, diese
Überlegungen mit einer der WWP-Führerinnen
zu teilen.
Anat Saragusti
wuchs in den 60er-Jahren in Jerusalem auf.
Ihre Familie war seit Generationen in
Israel-Palästina, von Vaters Seite
emigrierten die Vorfahren aus Zaragoza,
Spanien, nach der spanischen Inquisition
vor mehr als 500 Jahren nach Israel und von
Mutters Familie kamen sie aus Marokko zu
Beginn des 19.Jahrhunderts. Sie wurde im
WWP aktiv, das nach dem Gaza-Krieg 2014
gegründet wurde. Seit dieser Zeit ist die
Bewegung enorm gewachsen; im Mai 2017
waren es 20 000 Mitglieder. „Ich denke, es
könnte jetzt die größte Bewegung in Israel
sein in Hinblick auf die Förderung eines
Abkommens zwischen Israelis und
Palästinensern,“ erklärte Saragusti.
Es gibt viele
ideologische und strategische Gründungen von
WWP, die sich von anderen
Friedensinitiativen absetzen. Als Erstes
wird sie von Frauen geleitet und auf
Frauenführung festgelegt und an der
Mitwirkung einer Beschlussfassung auf jeder
Ebene von der Graswurzel-Ebene bis zur
Diplomatie. Wie Saragusti erklärte:
„besonders im israelischen Kontext und
vielleicht auch in dem der US fühlen sich
die Frauen nicht frei genug, über
Diplomatie, Staats-Diplomatie und
Staats-Sicherheit zu sprechen. Ich denke,
wir schaffen einen sicheren Bereich für sie,
wenn wir über diese Probleme sprechen“. Das
Rückgrat für dieses Prinzip ist die
UN-Sicherheits-Resolution 1325, die dafür
einsteht, dass Frauen auf jeder Ebene von
Konflikt-Beschlüssen involviert sein
sollten.
Der zweite
unterscheidende Aspekt, auf den Saragusti
hinwies, ist, dass WWP . eine unabhängige
Organisation ist, die Frauen mit
verschiedenen politischen Meinungen und
Wahlvorlagen zusammenbringt. Sie erklärte:
„Ich denke (WWP) hat ein Potential, das
Paradigma zwischen Links und Rechts
aufzubrechen, weil sie nicht genau die Art
des Abkommens definiert, die wir
begünstigen, solange sie achtenswert,
gewaltfrei und von beiden Seiten angenommen
wird.“ Saragusti erklärte, dass Frauen, auch
wenn sie nicht die Mehrheit sind und zu den
Wählern des rechten Flügels gehören, auch
ein Teil der WWP sind, vereint durch die
Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft und
ein besseres Leben. Die Mehrheit von WWPs
Mitgliedschaft schließt jüdische
israelische Frauen ein und sie arbeiten mit
palästinensischen Frauen-Initiativen
zusammen, wie dies während der
„Friedensreise“ in dieser Woche geschieht.
Seit seiner Gründung lässt sich die Gruppe
von andern Frauen-Bewegungen in
Konfliktstaaten wie Nordirland und Libyen
inspirieren.
Drittens, die
Strategie von WWP zentriert sich auf das
„Sprechen mit“ und nicht auf „Sprechen
gegen“, erklärte Saragusti. Dies bedeutet,
dass die Aktionen der Gruppe zu allererst
Führer unterstützen, die eine Vision des
Friedens liefern. Saragusti erklärte
außerdem: „Wir unterstützen die Führer, wann
immer sie über das Erreichen eines
Abkommens, über Verhandlung-eröffnen reden
und an den Verhandlungstisch zurückkehren.
Wir opponieren nicht gegen sie. Wir
protestieren nicht. Wir unterstützen.“ Diese
Strategie ist ein Vorbild für andere
Friedensinitiativen in Israel, deren
primäres Ziel es ist, gegen die brutalen und
ungerechten Aktionen der Regierung zu
protestieren.
Warum sollten
US-Juden sich über Frieden und
Gerechtigkeit in Israel-Palästina Gedanken
machen? Saragustis Überlegungen über die
Rolle der amerikanischen Juden kommen
teilweise von ihren Erfahrungen, als sie
zwei Jahre lang in den USA als
Hochschul-Absolventin, als Reporterin und
vor kurzen als Direktorin des USA-Büros der
israelischen Menschenrechtsgruppe B’tselem
lebte. Nach Saragusti „Ob wir es lieben oder
nicht“ wir Juden sind alle in den Konflikt
verwickelt. Ministerpräsident Netanjahu
spricht immer wieder „Ich bin Israel“,
womit er alle Juden der ganzen Welt
versteht. „So sind wir durch diese
Erklärungen, durch diese Rhetorik, alle
verbunden“, sagt Saragusti, „Ob wir es
wollen oder nicht wollen.“
Doch in
Saragustis Vorstellung gibt es eine Kluft im
Verstehen zwischen jüdischen
Aktivistengruppen in Israel und ihrem
amerikanischen Pro-Frieden-Gegenstück . Bei
einem kürzlichen Trip in die US fand sie
das dominante Pardigma, „man sprach über
den Konflikt und nicht über die Besatzung“
Nach Saragusti ist das Problem in diesem
Rahmen, dass es die Realität vor Ort so
auffasst, als ob sich dort zwei ebenbürtige
Parteien gegenüberstehen: wenn wir nur die
zwei Parteien zusammen in einen Raum bringen
können, -- natürlich die Herren in Anzügen
mit Krawatte – dann könnten wir es lösen.“
Sie glaubt, diese fehlgeleitete und von
Männern-geführte Strategie ignoriert „ die
Ungleichheit von Macht zwischen Israelis und
Palästinensern.“ Und ignoriert auch die
bedeutende Rolle der palästinensischen
Graswurzel-Aktivisten, die täglich unter den
Verletzungen ihrer Grund- Menschenrechte
leiden.“ Sie hat es als sehr herausfordernd
empfunden, die amerikanischen Juden von
ihrem exklusiven Blickpunkt auf die
Diplomatie abzubringen. und kühn über die
Besatzung und die systematischen
Ungerechtigkeiten, die von der israelischen
Regierung begangen werden, zu sprechen.
Saragustis
Botschaft für die israelische
Öffentlichkeit ist besonders wichtig für
die amerikanischen Juden. „Es gibt keine
existentielle Bedrohung Israels.“ Diese
Angst wird von den Medien übertrieben, um
die Agenda des rechten Flügels zu
unterstützen“. „Selbst mit ISIS um unsere
Grenzen und dem Kollaps einiger arabischer
Länder um uns herum, gibt es für Israel
keine Bedrohung. Ich denke, wir müssen dies
unsern Leuten deutlich machen.“ Erst dann,
wenn unsere Leute in der Lage sind, ihre
tiefe existentielle Angst um Israel zu
überwinden, können wir beginnen, über
Frieden und Gerechtigkeit in ihrer Region
nachzudenken, schlägt Saragusti vor.
An diesem
Sonntag wird die Journey to Peace – die
Friedensreise - das Tote Meer erreichen,
wo Tausende von palästinensischen Frauen
sich mit ihnen in einer Show der Solidarität
und Hoffnung vereinigen werden. Sie werden
sich an der Grenze treffen, um deutlich
auszusprechen, dass ihre Vision von
Gerechtigkeit möglich ist. Da wir als
amerikanisch-jüdische Aktivisten unser neues
Jahr beginnen, könnten wir einige
Inspirationen von der Fähigkeit dieser
Tausenden Frauen übernehmen, um ihre Vision
in Aktion umzusetzen.
(dt. Ellen
Rohlfs)
|
Die USA
nimmt Israel beim Rückzug aus der UNESCO
mit
- Ali Abunima, 12.10.17. - Donald Trumps
„America first“-Außenpolitik war am
Donnerstag in vollem Gange, als das
Außenministerium bekanntgab, dass die USA
sich aus der UNESCO zurückzieht, nachdem
der kulturellen UN-Körperschaft eine
anti-israelische Tendenz vorgeworfen wurde.
Unter Präsident Barack Obama hatte die US
schon ihre finanzielle Unterstützung für die
Agentur wegen eines US-Gesetzes
beschnitten, das UN-Körperschaften
unterstützt, die Palästina als einen Staat
anerkennen.
Die UNESCO-Chefin Irina Bokova drückte über
die US-Entscheidung Bedauern aus. Sie hat
sich allergrößte Mühe gegeben, Israel zu
beruhigen, einschließlich seiner falschen
Behauptungen, die UNESCO neige zu einer
anti-Israel Tendenz.
Das Ausmaß, zu dem sich US-Führerbereit
stellen, Israel zu dienen, wird mit einem
gedanklichen Experiment demonstriert: Es
ist unmöglich, sich vorzustellen, dass die
US irgendeine Weltkörperschaft als
„anti-kanadisch“, anti-britisch, oder
anti-französisch bezeichnet. Auch wenn sie
zu den engsten US-Verbündeten zählen,
würde solch ein Schritt den Präsidenten
sofort dahin bringen, von einer scharfen
nationalistischen Basis aus angeklagt zu
werden, er würde ausländische Interessen
über die amerikanischen stellen.
Noch hört Präsident Trump wahrscheinlich
viel Lob und nicht nur von den eher
rechten Flügeln des amerikanischen
Establishments.
Im April unterzeichneten alle 100
US-Senatoren einen Brief, der den Mythos
unterstützte, dass die UN „eine
anti-israelische Agenda habe“.
Dies bedeutet, dass es in solchen Kreisen
unwahrscheinlich sei, kritische
Betrachtungen über falsche Behauptungen
einer Anti-Israel-Neigung zu machen.
Israelische Schmiere
Während der letzten Monate haben Israel und
seine Unterstützer fälschlicherweise
behauptet, dass die UNESCO-Resolutionen
jüdische Verbindungen zu ihren speziellen
heiligen Stätten in den besetzten Gebieten
Westbank (Hebron), einschließlich
Ost-Jerusalem (Tempelberg) unterminiere.
Vor einem Jahr versuchte Israel, Jerusalems
Altstadt mit dem Bereich der Al-Aqsa-Moschee
von der UNESCO-Liste gefährdeter
Welt-Erbestätten zu streichen.
Dies kam, als (isr.) Gruppen zur Zerstörung
der Al-Aqsa aufriefen und an ihrer Stelle
einen jüdischen Tempel errichten wollen und
diese Gruppen ihre Aktivitäten verstärkten.
Der israelische Versuch kam zwei Wochen,
nachdem die UNESCO dafür gestimmt hatte, die
Myriaden wohl dokumentierter Methoden, wie
Israel die Rechte der palästinensischen und
muslimischen Gottesdienstbesucher in der
Al-Aqsa-Moschee verletzte und die
architektonische Integrität des Bereiches
bedroht, anzuklagen. Israel behauptete,
dass die Abstimmung (der UNESCO) die
jüdische Verbindung mit der al-Aqsa-Moschee
leugnete, die die Juden Tempelberg nennen.
Als Folge dieser Abstimmung begann Israel
eine globale Hetzkampagne gegen die UNESCO
und verglich sie mit der islamischen
Staatengruppe oder gar mit ISIS.
Das Völkerrecht aufrechterhalten
Einige UN-Offizielle gaben Israels Mobbing
klein bei und distanzierten sich von der
Resolution.
Doch im Mai verabschiedete die UNESCO eine
Resolution, die gemäß dem Völkerrecht
Israels Annexion von Jerusalem als null und
nichtig erklärt und verlangt, dass Israel
Ausgrabungen und Ähnliches in der Altstadt
unterlässt.
Israel begann noch einmal eine Hetzkampagne
mit Ministerpräsident Netanjahu, der die
Resolution „wahnhaft“ und „bizarr“
bezeichnet.
Das einzige, was UNESCO getan hat, war, dass
der UN-Sicherheitsrat nur einige Monate
früher festgestellt hat, Israel ist die
Besatzungsmacht und muss das Völkerrecht
einhalten.
Nur wenige Monate später wuchs Israels Zorn
noch einmal gegen die UNESCO, als diese noch
zwei Resolutionen verabschiedete, die sich
an das Völkerrecht hielten:
Die Resolutionen erkannten Hebrons Altstadt
und die Abraham-Moschee als gefährdete
palästinensische Welt-Erbstätte an.
Geschichtsverdrehung
Israel randalierte noch einmal und
behauptete, dass UNESCO „Lügen verbreitet“
und die „Geschichte verfälscht“.
„Dieses Mal entschieden sie, dass das Grab
der Patriarchen in Hebron eine
palästinensische heilige Stätte sei, dass
sie nicht jüdisch sei und dass sie in Gefahr
sei“, behauptete Netanjahu.
Das Grab der Patriarchen ist der von Israel
benützte Namen für die Ibrahim-Moschee, in
der ein amerikanischer jüdischer Siedler
1994 29 Palästinenser ermordete. Diese
Stätte wird von Muslimen, Christen und
Juden als Begräbnisort von Abraham und
anderen Propheten verehrt.
Was Netanjahu tat - wie es israelische
Offizielle oft tun – sie verbinden
jüdischen Glauben mit israelischer
Kontrolle, als ob ein Ort nicht von Juden
verehrt und im palästinensischen Gebiet
liegen könnte? Da gibt es jedoch keinen
Widerspruch zwischen einer
palästinensischen Örtlichkeit einerseits
und andrerseits verehrt und heilig für
Muslime, Christen und Juden und anderen.
Was bedeutet also eine „anti-Israel-Tendens
? Praktisch besteht keine begeisterte
Unterstützung von Israels (historischen)Verdrehungen
und Lügen, mit dem Ziel, seine illegale
Kolonisation und seine Versuche, jede
Geschichte in Palästina, die nicht das
zionistische koloniale Narrativ stärkt, zu
löschen.
Der US-Auszug kommt, als die UNESCO in
dieser Woche dabei war, Bokovas Nachfolger
zu wählen: eine Auseinandersetzung, die die
israelischen Medien als eine sektiererische
Schlacht zwischen einem muslimischen
Spitzenkandidaten aus Qatar und einem
jüdischen Kandidaten aus Frankreich malt.
Da gibt es wenig Grund, den Auszug der US
aus der UNESCO zu beklagen. Gäbe es nichts
Besseres, als wenn auch Israel ihnen folgen
würde .
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Israelischer
Oberster Gerichtshof entscheidet, die
Öffentlichkeit über die Regeln für den
Einsatz scharfer Munition durch die Polizei
im Dunkeln zu lassen
-
10.10.2017 -
Sheren Khalel
-
Eine Pressemitteilung des Rechtszentrums für
die Rechte der arabischen Minderheit in
Israel (Adalah) vom Sonntag (8.10.) deckte
auf, dass der Israelische Oberste
Gerichtshof die Entscheidung eines unteren
Gerichts kippte, die der Polizei anordnete
die Regelung für das Eröffnen des Feuers zu
veröffentlichen.
Diese
Entscheidung, die im Juni gefällt wurde,
wird ein größeres Hindernis dafür sein,
israelische Offiziere, die an einem
Zwischenfall mit Schießen beteiligt sind,
vor Gericht zu bringen.
Der Anwalt von
Adalah, der die Petition (an den Obersten
Gerichtshof) mit der Bitte um
Veröffentlichung der Regeln für das Eröffnen
des Feuers eingereicht hat, Mohammad Bassam,
sagte gegenüber Mondoweiss, dass für Adalah
diese Sache besondere Bedeutung hatte, weil
es der Meinung ist, dass, wenn diese Regeln
für die Öffentlichkeit zugänglich sind, dies
den Einsatz "tödlicher Schüsse von
Offizieren einschränken" würde.
Ende 2015
hatte Adalah eine Petition bei Gericht
eingereicht und gebeten, die Polizei
aufzufordern, sensible Teile der Regeln für
das Eröffnen des Feuers zu veröffentlichen,
nachdem es hieß, es wären nach dem
Wiederauftauchen einer Welle von Gewalt neue
Regeln festgelegt worden.
Während ein
unteres Gericht anfangs teils zu gunsten der
Petition von Adalah entschieden und von der
Polizei gefordert hatte, die offizielle
Regelung für den Einsatz tödlicher Schüsse
zu veröffentlichen, ersuchte eine von der
israelischen Polizei eingereichte Berufung
das Gericht, die Veröffentlichung sensibler
Teile der Regelung zu verbieten, für deren
Freigebung Adalah kämpfte.
Im Juni 2016,
etwa 6 Monate, nachdem die neuen Regeln an
die Polizeikräfte verteilt wurden,
informierte die Polizei Adalah über
verschiedene Situationen, in denen es der
Polizei erlaubt ist mit scharfer Munition zu
schießen. Nach der Information gehören dazu
Situationen, in denen eine Einzelperson
"eindeutig dabei zu sein scheint, einen
Sprengkörper zu werfen, oder schießt, oder
dabei ist Feuerwerkskörper abzuschießen",
sowie jemand, der daran beteiligt ist
"Steine mit einer Steinschleuder zu werfen"
– was bedeutet, dass ein Offizier
lebensgefährdende Waffengewalt gegen die
Mehrheit der Palästinenser einsetzen kann,
die an Zusammenstößen teilnehmen, bei denen
junge Leute Steine gegen voll bewaffnete
israelische (Streit-, Polizei-) Kräfte
werfen.
Mittlerweile
bleiben auch andere Regelungen geheim.
Adalah hatte
gehofft über das israelische Justizsystem
spezielle Regeln aufzuklären, einschließlich
der Direktiven für Offiziere für die
Konfrontation mit Demonstrationen in
Ost-Jerusalem und Regionen des Negev (die
von den in der Westbank verwendeten
verschieden sind); Direktiven für das
Eröffnen des Feuers auf Minderjährige; und
Direktiven für den Einsatz des
Scharfschützengewehrs von Ruger zum Zweck
der Zerstreuung von Menschenansammlungen.
Nach der
Entscheidung des Obersten Gerichtshofs
werden Regeln für diese Fälle unter vielen
anderen geheim gehalten.
In einem
Statement von Adalah sagte Bassem, die
Entscheidung des Obersten Gerichtshofs
"solle Polizeidirektiven von öffentlicher
Kritik abschirmen, und behindere damit
Bemühungen Offiziere für Verletzungen der
Regeln vor Gericht zu bringen".
Bassem
betonte, dass die ursprüngliche Entscheidung
des unteren Gerichts zu gunsten der
Veröffentlichung der Regelungen für das
Eröffnen des Feuers in der Annahme getroffen
wurde, "dass das Offenlegen der Regeln die
Vorsicht der Offiziere erhöhen würde und sie
die Regeln beachten würden, bevor sie das
Feuer eröffnen".
"In einer
Realität, in der die israelische Polizei
eine Strategie des schnellen Fingers am
Abzug begünstigt – und in der Offiziere
entgegen der Regeln schießen um zu töten - ,
müssen diese Regeln einsehbar und klar
sein", sagte Bassem.
Straflosigkeit, wenn israelische (Streit-,
Polizei-) Kräfte bekannte Regeln brechen.
Die
israelische Polizei und Armee haben sehr
ähnliche Regeln für das Schiessen, auch wenn
es Unterschiede gibt – während einige
öffentlich einsehbar sind, sind andere,
unter dem Schleier der Geheimhaltung, nicht
bekannt.
Was wir
wissen, ist, dass wenn die israelische
Polizei oder Armee gegen Regeln verstoßen,
die veröffentlicht worden sind, das kaum zu
übersehen ist, und denen die zur
Rechenschaft gezogen werden, größte
Nachsicht gewährt wird.
"Das
Departement des Justizministeriums für
polizeiliche Ermittlungen redet die
polizeilichen Ermittlungen von Tötungen
arabischer Bürger schön, auch wenn es – wie
es in einer Reihe von Tötungen in letzter
Zeit der Fall war – den starken Verdacht
gibt, dass Offiziere gegen die Regeln für
das Eröffnen des Feuers verstoßen und
ungerechtfertigt tödliche Gewalt angewendet
haben", sagte Bassem gegenüber Mondweiss.
Adalah war
nicht in der Lage über ein Protokoll der
israelischen Armee zu sprechen, da es bei
seiner Arbeit meistens um Polizeikräfte
geht; und zwar um einen gut bekannten
Vorfall von letztem Jahr, an dem ein
israelischer Soldat beteiligt war, der
dreist außerhalb der offiziellen Regeln
gehandelt hat; dieser Fall stellte das dar,
wofür mehrere Menschenrechtsgruppen den
Begriff einer Kultur der Straflosigkeit
geprägt haben, die die israelische Polizei
und Armee umgibt.
Nach den
israelischen Regeln für das Eröffnen des
Feuers sowohl für die Armee als auch die
Polizei, ist es gegen das Protokoll auf
jemanden zu schießen, der verletzt,
bewegungsunfähig und nicht in der Lage ist
eine Gefahr für das Leben darzustellen; aber
im März 2016 wurde Elor Azaria, ein
israelischer Soldat zu der Zeit im Dienst,
gefilmt, wie er dem 21-jährigen Abdel al
Fattah al-Sharif aus kürzester Entfernung in
den Kopf schoss, 11 Minuten, nachdem dieser
angeschossen und verletzt war und bereits
bewegungslos am Boden lag.
Azaria
behauptete, er habe befürchtet, dass
al-Sharif einen Sprengstoffgürtel
umgeschnallt haben könnte, was sowohl einem
Soldaten nach den Regeln für die Polizei als
auch die Armee grünes Licht für die
Anwednung tödlicher Gewalt gibt. Das Gericht
urteilte aber in diesem Fall, dass die
Behauptung nicht stimmte. Azaria wurde wegen
Totschlags schuldig erklärt.
Politiker,
Gemeindeleiter und Zivilisten quer durch die
israelische Gesellschaft forderten volle
Begnadigung. Die Staatsanwaltschaft forderte
drei bis 5 Jahre Haft.
Während die
Höchststrafe für ein solches Verbrechen 20
Jahre Haft sind, wurde Azaria zu 18 Monaten
Haft verurteilt.
Sahar Francis,
der Direktor von Addameer, einer
palästinensischen NGO für die Rechte von
Gefangenen, sagte damals gegenüber
Mondoweiss, dass das Urteil "die Politik der
Straflosigkeit und der fehlenden
Rechenschaft in einem System der lang
andauernden israelischen Militärbesatzung"
ans Licht gebracht habe.
"Die
Botschaft, die dies anderen Soldaten und
Polizeioffizieren sendet, die Palästinenser
außergerichtlich exekutieren, ist, dass sie
für ihre Handlungen nicht ernsthaft zur
Rechenschaft gezogen werden, und dass
Straflosigkeit fortbesteht", sagte Francis.
Laut Mati
Milstein, einem Sprecher von Adalah, ist der
Kampf für diesmal vorüber, da die
Entscheidung des Obersten Gerichtshofs
endgültig ist und die Organisation "ohne
zusätzliche rechtliche Möglichkeiten lässt,
(die Sache) bezüglich der Regeln für das
Eröffnen des Feuers für die Polizei weiter
zu verfolgen."
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Amerikanische jüdische
Frauen-Organisation -- Women Wage-Peace
Anat Saragusti (American Jewish Peace
Archive (1967-2017)
Am 25.September, einem der ersten Tage des
neuen Jahres, fing die
Graswurzel-Aktivisten-Bewegung Women
Wage Peace --- FRAUEN-FRIEDENSFELDZUG mit
einer eindrucksvollen Journey to Peace
„Friedenreise“, einem viele Tage langen
Marsch durch das Land von Israel-Palästina
an. Ihr Höhepunkt wird nächste Woche während
des Feiertages Sukkot sein. Dies ist nicht
das erste anspruchsvolle Unternehmen der
Women Wage Peace (WWP), das eine
eindrucksvolle Geschichte von störendem,
mutig optimistischem und belastbarem
Aktivismus hat. In seiner Pressemitteilung
schreibt das Aktivisten-Kollektiv über die
Reise: „Wir, die 50 Tage lang vor der
Residenz des Ministerpräsidenten fasteten,
marschierten 200 km in unserm Marsch der
Hoffnung von Rosh Hanikra , mit dem Zug von
Nahariya nach Sderot, wir standen bei 140
Übergängen im ganzen Land – wir beginnen
eine Reise, die in Israel und in aller
Welt wiederhallt: Frieden ist möglich“.
Im Juni dieses Jahres hatte ich die
Gelegenheit, ein Interview mit der AJPA
–Direktorin Aliza Becker, eine der
Führerinnen dieser Bewegung und eine
bekannte Journalistin und Aktivis, und der
Menschenrechtlerin Anat Sanagusti zu
halten. Wir trafen Saragusti in der
zentralen öffentlichen Bibliothek in Tel
Aviv. Sie sprach über die Träume, über die
Probleme, die Ideologie und Strategie dieser
einmaligen mächtigen Aktivisten-Bewegung.
Als die Gruppe mit ihrem letzten Unternehmen
begann, und als wir in der Folge unserer
jüdischen Jahreszeit der Besinnung und
Verpflichtung zur Veränderung standen,
dachten wir, es gibt keine bessere Zeit als
jetzt, diese Überlegungen mit einer der
WWP-Führerinnen zu teilen.
Anat Saragusti wuchs in den 60er-Jahren in
Jerusalem auf. Ihre Familie war seit
Generationen in Israel-Palästina, von Vaters
Seite emigrierten die Vorfahren aus
Zaragoza, Spanien, nach der spanischen
Inquisition vor mehr als 500 Jahren nach
Israel und von Mutters Familie kamen sie
aus Marokko zum Beginn des 19.Jahrhunderts.
Sie wurde im WWP aktiv das nach dem
Gaza-Krieg 2014 gegründet wurde. Seit dieser
Zeit ist die Bewegung enorm gewachsen; im
Mai 2017 waren es 20 000 Mitglieder. „Ich
denke, es könnte jetzt die größte Bewegung
in Israel sein in Hinblick auf die
Förderung eines Abkommens zwischen Israelis
und Palästinensern,“ erklärte Saragusti.
Es gibt viele ideologische und strategische
Gründungen von WWP, die sich von anderen
Friedensinitiativen absetzen. Als Erstes
wird sie von Frauen geleitet und auf
Frauenführerung festgelegt und an Mitwirkung
einer Beschlussfassung auf jeder Ebene von
der Grasswurzelebene bis zur Diplomatie.
Wie Saragusti erklärte: „besonders im
israelischen Kontext und vielleicht auch in
dem der US fühlen sich die Frauen nicht frei
und wohl genug, über Diplomatie,
Staats-Diplomatie und Staats-Sicherheit zu
sprechen. Ich denke, wir schaffen einen
sicheren Bereich für sie, wenn wir über
diese Probleme sprechen“. Das Rückgrat für
dieses Prinzip ist die
UN-Sicherheits-Resolution 1325, die dafür
einsteht, dass Frauen auf jeder Ebene von
Konflikt-Beschlüssen involviert sein
sollten.
Der zweite unterscheidende Aspekt, auf den
Saragusti hinwies, ist, dass WWP . eine
unabhängige Organisation ist, die Frauen
mit verschiedenen politischen Meinungen und
Wahlvorlagen zusammenbringt. Sie erklärte:
„Ich denke (WWP) hat ein Potential, das
Paradigma zwischen Links und Rechts
aufzubrechen, weil sie nicht genau die Art
des Abkommens definiert, die wir
fördern/begünstigen, solange sie
achtenswert, gewaltfrei und von beiden
Seiten angenommen wird.“ Saragusti erklärte,
dass, obwohl sie nicht die Mehrheit sind,
Frauen, die zu den Wählern des rechten
Flügels gehören, auch ein Teil der WWP sind,
vereint durch die Hoffnung auf eine bessere
Gesellschaft und ein besseres Leben. Die
Mehrheit von WWPs Mitgliedschaft schließt
jüdische israelische Frauen ein und sie
arbeiten mit palästinensischen
Frauen-Initiativen zusammen, wie dies
während der „Friedensreise“ in dieser
Woche geschieht. Seit seiner Gründung lässt
sich die Gruppe von andern Frauen-Bewegungen
in Konfliktstaaten wie Nordirland und Libyen
inspirieren.
Drittens, die Strategie von WWP zentriert
sich auf das „Sprechen mit“ und
nicht auf „Sprechen gegen“, erklärte
Saragusti. Dies bedeutet, dass die Aktionen
der Gruppe zu allererst Führer unterstützen,
die eine Vision des Friedens liefert.
Saragusti erklärte außerdem: „Wir
unterstützen die Führer, wann immer sie über
das Erreichen eines Abkommens, über
Verhandlung eröffnen reden und an den
Verhandlungstisch zurückkehren. Wir
opponieren nicht gegen sie. Wir protestieren
nicht. Wir unterstützen.“ Diese Strategie
ist ein Vorbild –Behelfsmittel für andere
Friedensinitiativen in Israel, deren
primäres Ziel es ist, gegen die brutale und
ungerechten Aktionen der Regierung zu
protestieren.
Warum sollten US-Juden sich über Frieden
und Gerechtigkeit in Israel-Palästina
Gedanken machen? Saragustis Überlegungen
über die Rolle der amerikanischen Juden
kommen teilweise von ihren Erfahrungen, als
sie zwei Jahre lang in den USA als
Hochschul-Absolventin, als Reporterin und
vor kurzen als Direktorin des USA-Büros der
israelischen Menschenrechtsgruppe B’tselem
lebte. Nach Saragusti „Ob wir es lieben oder
nicht“ wir Juden sind alle in den Konflikt
verwickelt. Ministerpräsident Netanjahu
spricht immer wieder „Ich bin Israel“,
womit er alle Juden der ganzen Welt
versteht. „So sind wir durch diese
Erklärungen, durch diese Rhetorik, alle
verbunden“, sagt Saragusti, „Ob wir es
wollen oder nicht wollen.“
Doch in Saragustis Vorstellung gibt es eine
Kluft im Verstehen zwischen jüdischen
Aktivistengruppen in Israel und ihrem
amerikanischen Pro-Frieden-Gegenstück . Bei
einem kürzlichen Trip in die US fand sie
das dominante Pardigma, „man sprach über
den Konflikt und nicht über die
Besatzung“ Nach Saragusti ist das
Problem mit diesem Rahmen, dass es die
Realität vor Ort so auffasst, als ob sich
dort zwei ebenbürtige Parteien
gegenüberstehen: wenn wir nur die zwei
Parteien zusammen in einen Raum bringen
können, -- natürlich die Herren in Anzügen
mit Kravatte – dann könnten wir es lösen.“
Sie glaubt, diese fehlgeleitete und von
Männern-geführte Strategie ignoriert „ die
Ungleichheit von Macht zwischen Israelis und
Palästinensern.“ Und ignoriert auch die
bedeutende Rolle der palästinensischen
Graswurzel-Aktivisten, die täglich unter den
Verletzungen ihrer Grund- Menschenrechte
leiden.“ Sie hat es als sehr herausfordernd
empfunden, die amerikanischen Juden, von
ihrem exklusiven Blickpunkt auf die
Diplomatie abzubringen und kühn über die
Besatzung und die systematischen
Ungerechtigkeiten, die von der israelischen
Regierung ausgeführt werden, zu sprechen.
Saragustis Botschaft für die israelische
Öffentlichkeit ist besonders wichtig für
die amerikanischen Juden. „Es gibt keine
existentielle Bedrohung Israels.“ Diese
Angst wird von den Medien übertrieben, um
die Agenda des rechten Flügels zu
unterstützen“. „Selbst mit ISIS um unsere
Grenzen und dem Kollaps einiger arabischer
Länder um uns herum, gibt es für Israel
keine Bedrohung. Ich denke, wir müssen dies
unsern Leuten deutlich machen.“ Wenn einmal
unsere Leute in der Lage sind, ihre tiefe
existentielle Angst um Israel zu überwinden,
erst dann können wir beginnen, über Frieden
und Gerechtigkeit in ihrer Region
nachzudenken, schlägt Saragusti vor.
An diesem Sonntag wird die Journey to
Peace – die Friedensreise - das Tote
Meer erreichen, wo Tausende von
palästinensischen Frauen sich mit ihnen in
einer Show der Solidarität und Hoffnung
vereinigen werden. Sie werden sich an der
Grenze treffen, um deutlich auszusprechen,
dass ihre Vision von Gerechtigkeit möglich
ist. Da wir als amerikanisch-jüdische
Aktivisten unser neues Jahr beginnen,
könnten wir einige Inspirationen von der
Fähigkeit dieser Tausenden Frauen
übernehmen, um ihre Vision in Aktion
umzusetzen.
(dt. Ellen Rohlfs)
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„Da muss es einen
anderen Weg
geben“: sagt Noa, die im Gefängnis sitzt,
weil sie den Militärdienst verweigert
- Bethan
Mc Kernan - 11.8.17 - „Ich glaube nicht an
das Bauen von Mauern, sondern an das Bauen
von Brücken“, sagt die Pazifistin Noa Gur
Golan, ein seltener Fall der
IDF-Militär-Verweigerung.
„Als ich klein
war, träumte ich davon, ein IDF-Kriegspilot
zu sein“ sagt die 19-jährige. Doch jetzt
sitzt der Teenager im Militärgefängnis 396
in der Nähe von Haifa. Sie wird als
Verräterin und Feigling gebrandmarkt. Es
ist nicht klar, wann sie entlassen wird,
weil sie verhaftet wurde, da sie den
Militärdienst mit dem IDF verweigert hat
Noa wird es
nicht erlaubt, internationale Telefonanrufe
zu erhalten. Aber in ihren Antworten der
Fragen von The Independent über ihre Mutter
Iris und Tante Michal, die für diese
ungewöhnliche Geschichte interviewt wurden,
gab die junge Frau eine außergewöhnliche
seltene Ansicht in das, was jungen Leuten in
Israel geschieht, die lieber ins Gefängnis
gehen, als einen Kompromiss mit ihrer
Opposition zur israelischen Politik zu
machen.
Alle drei
Frauen sind kühn genug zu betonen, dass Noa
ihr Land liebt und glücklich ist, ihm zu
dienen. Aber seitdem der Einberufungsprozess
begann, als sie 17 war, ist Noa zu dem
Entschluss gekommen, dass sie nicht
stillschweigend die „Gewalt und den Tod“
hinnehmen kann, von dem sie ein Teil einer
militärischen Organisation sein würde.
„Wenn Krieg die Antwort ist, stellen wir
die falsche Frage,“ steht auf einer
Postkarte, die zwischen Familienfotos an
einem Pinbrett in ihrem Zimmer hängt.
Es ist äußerst
ungewöhnlich für Israelis, ihren
obligatorischen Militärdienst aus
nicht-religiösen Gründen zu verweigern. Iris
sagt, Noas Entscheidung war ein
„Riesen-Schock“ - keiner in der Familie
oder andere , die Noa kannten, hat dies
vorher getan.
Ihre älteren
Brüder, der eine 29 und einer 24 -
letzterer beendete seinen eigenen
Militärdienst vor 18 Monaten – unterstützte
Noas Wahl, denkt aber noch, sie sei naiv,
sagt Iris.
Von allen
jüdischen, drusischen und tscherkessischen
israelischen Bürgern über 18 wird erwartet,
dass sie in der IDF ihre Pflicht erfüllen;
Israels 20% arabischer Bürger sind da eine
Ausnahme. Die Männer dienen zwei Jahre und
acht Monate, die Frauen zwei Jahre.
Tatsächlich
verpflichten sich nur rund 75 % der
potentiellen Wehrpflichtigen. Die meisten,
die den Dienst umgehen, tun dies. weil sie
orthodox sind und orthodoxe Frauen sind
die einzige größere Gruppe von Leuten, denen
es erlaubt ist, zivilen Dienst anstelle von
Militärdienst zu machen.
Es gibt keine
öffentlich verfügbaren Statistiken, aber das
Unterstützungswerk, dem Noa im Augenblick
vertraut, glaubt, nur 10 Frauen sind wegen
Militärdienstverweigerung aus nicht
religiösen Gründen in den letzten 2 Jahren.
im Gefängnis gewesen.
Ein paar
Leute bringen es jedes Jahr fertig, den
Militärdienst zu umgehen, indem sie
beweisen, dass sie Pazifisten sind – aber
nach zwei Anhörungen bis jetzt, ist dies
eine Position, die Noa schwierig findet,
die Behörden davon zu überzeugen. Einige
ehrenamtliche Rechts- Organisationen, die
Gewissensverweigerern hilft, berichtet,
dass Angeklagten Fragen gestellt werden wie
diese: „Würdest du jemand töten, der ein
Mitglied deiner Familie verletzt?“ auf die
jede andere Antwort als „nein“ als Beweis
genommen wird, dass dies keine
pazifistische Ansicht ist.
Der in
Jerusalem lebende Aktivist Sahar Vardi
sagte, der Prozess sei „sehr schwierig“.
Die
militärischen Komitees haben „eine sehr enge
Definition von dem, was Pazifismus ist und
machen mit keinem eine Ausnahme, der aus
einem „politischen“ Grund den Militärdienst
verweigert ( hauptsächlich Opposition gegen
die Besatzung),“ sagte sie via Email.
Die IDF
antwortete nicht unmittelbar auf The
Independent’s Anfrage um eine
Stellungnahme. In einem Statement am 13.
August per email sagte ein Sprecher ,
dass „der Dienst im Militär dem Gesetz
nach Pflicht ist und wichtig zur
Aufrechterhaltung der Sicherheit des
Staates Israel sei“.
„Das Komitee
fand, dass Gur-Golan nicht die Bedingungen
erfüllt, aus Gewissensgründen zu
verweigern. Und so ihr Ersuchen verweigert
wurde. Am Tag ihrer Einberufung verletzte
Noa das Gesetz und so wurde disziplinarisch
gegen sie vorgegangen.
„Militärdienstverweigerung ist eine
Verletzung des Gesetzes, die äußerst selten
ist und die IDF befasst sich nur mit einer
sehr kleinen Anzahl solcher Forderungen im
Jahr“ fügte eine Erklärung hinzu.
„Es ist
selten, dass Teenager die Einberufung
verweigern. Dies geschieht nur innerhalb
der überzeugten Linken“, sagte Yehuda Shaul,
der Gründer der anti-Besatzungs-Veteranen
Gruppe: Breaking the Silence.
„Diese Leute
zahlen einen hohen persönlichen Preis für
ihre Entscheidungen und gewöhnlich
verbringen sie drei Monate bis zu anderthalb
Jahren im Gefängnis.“
Iris sagt, es
sei hart, die Rolle der IDF zu verstehen,
die sie im Lande spielt, wenn man kein
Israeli ist.
„Wir wachsen
mit der IDF auf, sie ist ein Teil der
Bildung/Erziehung, die wir in Israel
bekommen. Wir fühlen uns sicher und der
Dienst ist ein Teil unseres Lebens“, sagt
sie.
Noa selbst
schrieb in einem Brief, bevor sie die
Einberufung im letzten Monat verweigerte,
dass das Erlebnis des 2014-Gaza-Krieges als
Erwachsene, die mit Kindern arbeitet, ihr
die Augen geöffnet haben für die Atmosphäre,
in der Kinder dieses Landes aufwachsen; es
ist eine Atmosphäre voller Hass und Furcht
. Sie wachsen in einer Realität auf, in der
Gewalt normal ist.
Als Folge
ihrer Wahl ist sie seit 12. Juli im Ganzen
für 31 Tage im Gefängnis gewesen. sie wurde
kurz zwischen Anhörungen des
Militär-Komitees entlassen, bevor sie
wieder im Gefängnis 396 eingesperrt wurde,
wo sie mit neun anderen Frauen einen Raum
teilt. Sie kann ihre Familie nur einmal in
14 Tagen sehen.
Iris sagte,
Noa habe mit den anderen Verhafteten über
das, was sie tut, gesprochen und warum sie
dies tut.
„Sie ist
beliebt, denke ich. Sie zeigte mir einen
Brief, den eine der inzwischen entlassenen
Frauen ihr sandte; sie schrieb, dass sie sie
achte, auch wenn sie nicht mit Noas Meinung
übereinstimmt.“ Sagte Iris. „Sie lernen von
einander.
Noa sagt von
sich, dass „sie von der komplizierten
Realität, in der wir leben, - nicht
wegschaut – die Terrorangriffe und die
Kriege“ und dass sie nicht jeden Soldaten
oder irgendjemanden, der das Leben anders
als ich sehe, sieht, anklagt.
Ihre Ansichten
haben sich jedoch verändert, nachdem sie
nach Italien ging, um ihre letzten beiden
Schuljahre am United World College der
Adratic zu machen, einem Oberstufen-Kolleg,
das ein Teil eines Netzwerkes von 17
wissenschaftlich begründeten Institutionen
in aller Welt ist, die Studenten aus
verschiedenen Nationalitäten zusammenbringt,
um die Bildung zu einer Kraft macht, die
Leute, Nationen und Kulturen für den
Frieden und eine tragfähige Zukunft
ausbildet.
Noa und ein
palästinensisches Mädchen aus Hebron waren
die Empfängerinnen der beiden Stipendien,
die für Israel und die Gebiete zur Verfügung
standen, um das Kolleg in Duino 2014 zu
besuchen.
„Ich hatte das
Privileg Freunde aus den palästinensischen
Gebieten, Jordanien und anderen Ländern zu
treffen. Ich konnte die Leute und ihre
persönlichen Geschichten kennen lernen und
nicht die Auffassung, mit der wir
aufgewachsen sind,“ sagte Noa.
Ich fühle mich
mit meinen Freunden in Netanya genauso in
Freundschaft und Liebe verbunden wie mit
meinen Freunden in Hebron. Mit dieser
Einstellung wurde mir klar, dass ich nicht
an der Unterdrückung eines anderen Volkes
teilnehmen kann; ich glaube nicht, dass
Mauerbau gut ist – besser wäre Brückenbau“.
Für Iris ist
Noas Entscheidung sehr hart gewesen. Ihr
Militärdienst war vor 30 Jahren und die
Idee zu verweigern war – als sie jung war –
„undenkbar“.
Ich brach
zusammen, als ich sie das erste Mal dort
drin sah, sagte Iris von Militär-Gefängnis.
„Sie ist allein und hat Angst. Aber sie ist
davon überzeugt, dass das, was sie tut,
sinnvoll ist.
„Noa hätte
lügen können, um keinen Militärdienst zu
machen; sie hätte behaupten können, dass sie
krank oder religiös sei, aber das ist sie
nicht. Sie machte es sich zum Prinzip. Und
darum bin ich stolz auf sie.
„Ich sehe
meine Verweigerung als aktiven Schritt, um
eine Alternative gegenüber der
gewalttätigen Realität zu zeigen, in der wir
zu leben gewöhnt sind“, schloss Noa ihren
offenen Brief.
„Um der wahren
Sicherheit willen, glaube ich, muss es einen
anderen Weg geben.“
Quelle (dt. Ellen
Rohlfs)
|
Amit Gilutz von B’tselem:
Israel setzt sich
über das Internationale Gesetz hinweg
-
29.Juli 17 - Der Sprecher von B’tselem sagt,
das NGO-Gesetz ist eines der vielen
legislativen Initiativen, die
ungerechterweise Organisationen angreifen,
die gegen Israels Besatzung von Palästina
opponieren.
Dimitri
Lascaris (The Real News) Im Dezember 2016
während der letzten Tage der Obama-Regierung
tat der UN-Sicherheitsrat etwas, was er seit
der Regierung von Georges Bush nicht getan
hat. Er nahm eine Resolution an, die
Israels Verletzungen des Internationalen
Gesetzes verurteilte. Diese Resolution 2334,
die von 14 gegen 0 Stimmen angenommen wurde
–die US aber enthielten sich der Stimme.
Unter anderem erklärte sie , dass die von
Israel errichten Siedlungen im
palästinensischen 1967 besetzten Gebiet,
einschließlich Ost-Jerusalem, keine legale
Gültigkeit haben und eine flagrante
Verletzung nach Internationalem Gesetz sei
und ein großes Hindernis zur Erreichung
einer Zwei-Staaten-Lösung und einem
anhaltenden und umfassenden Frieden. Dies
war nicht nur die erste Resolution, die
Israel verurteilte, die die Obama-Regierung
dem Sicherheitsrat erlaubte, anzunehmen, da
gab es noch etwas Ungewöhnliches zur
Resolution 2334. Sie wurde nämlich vom
Sicherheitsrat adoptiert, nachdem eine
israelische Menschenrechtsorganisation einen
direkten Appell an den Sicherheitsrat
machte, um die Menschenrechte der
Palästinenser zu verteidigen. Im Oktober
2016 – zwei Monate vor der Annahme der
Resolution 2334 erschien der Direktor von
B’tselem Haggai El-Ad vor dem
UN-Sicherheitsrat und sagte: Seit 48 Jahren
nun ist die Ungerechtigkeit als
Besatzung Palästinas und die israelische
Kontrolle des palästinensischen Lebens in
Gaza, der Westbank und Ost-Jerusalems als
Teil der Internationalen Ordnung bekannt.
Das erste halbe Jahrhundert dieser Realität
wird bald vorbei sein (2017 ist es vorbei
ER) . Im Auftrag von B’tselem, dem
israelischen Informations-Zentrum für
Menschenrechte in den besetzten Gebieten,
flehe ich sie heute an, aktiv zu werden.
Alles außer einer entschiedenen
internationalen Aktion wird nichts
erreichen, aber in der zweiten Hälfte des
Jahrhunderts der Besatzung. etwas in Gang
bringen. B’tselem machte seinen
außerordentlichen Aufruf an den
UN-Sicherheitsrat unter besonders
herausfordernden Umständen. Nur wenige
Monate bevor B’tselem diesen Aufruf machte,
verabschiedete Israels Knesset ein Gesetz
gegen Nicht-Regierungsorganisationen. Dieses
Gesetz forderte, dass NGOs, die mehr als die
Hälfte ihres Einkommens von ausländischen
Regierungen bekommen, diese Tatsache jedes
Jahr dem israelischen Justizministerium zu
berichten haben, das eine Liste dieser
NGOs veröffentlicht. NGOs, die auf dieser
Liste stehen, müssen dies auch auf ihrer
Website bemerken und bei der
Veröffentlichung, die in Beziehung zur
Anwaltschaft der NGO steht, die für die
Öffentlichkeit leicht erreichbar ist.
Jetzt wird
über all dies Amit Gilutz, der Sprecher von
B’tselem, das die
Menschenrechts-Verletzungen seit 1989 unter
der israelischen Besatzung dokumentiert hat,
mit uns diskutieren. Danke, dass sie zu uns
gekommen sind.
Amit Gilutz
(AG:): Danke
Dimitri
Lascaris (DL): Lassen sie uns zuerst über
das letztes Jahr verabschiedete NGO-Gesetz
sprechen. Die Kritik an ihm – so verstehe
ich es – behauptet, dass das Gesetz
besonders dafür bestimmt ist, das Leben
von links gerichteten NGOs, die gegenüber
Israels Behandlung des palästinensischen
Volker kritisch gewesen sind schwieriger
zu machen. Warum sagen sie dies über das
NGO-Gesetz und wie hat dies Gesetz B’tselem
im Besonderen berührt?
Amit Gilutz:
nun, das Gesetz wird bei uns Wirkung zeigen,
wenn wir unsern finanziellen Bericht für
2017 zusammenstellen, wenn unsere
Finanzierung für das Jahr mehr als 50 %
von ausländischen Regierungen kommt, dann
müssen wir das bei unseren
Veröffentlichungen und in Interviews
angeben. Denn wir fördern Menschenrechte der
Palästinenser und wir setzen uns für die
Beendigung der Besatzung ein. Tatsächlich
arbeiten wir eher im Interesse
ausländischer Regierungen als für die, die
zwischen dem Jordan und dem Meer leben. Dies
muss nicht als isoliertes Ereignis gesehen
werden, sondern als ein Teil vieler
legislativer Initiativen, die demselben
Zweck dienen, nämlich dem Diskriminieren von
Menschenrechtsorganisationen und besonders
solchen Organisationen, die gegen die
Besatzung arbeiten. Der kleiner werdende
demokratische Bereich in Israel berührt
nicht nur Menschenrechtsorganisationen,
sondern auch Journalisten, Akademiker und
Künstler. Das ist ein Prozess, in dem wir
uns jetzt befinden. Wir denken, dass dies
ein Teil des Kampfes gegen die Besatzung
ist. Ich möchte noch bemerken, dass
Ministerpräsident Netanjahu eine neue
Initiative für ein neues Gesetz gab, das
uns tatsächlich die Möglichkeit raubt,
diese Finanzierung von ausländischen
Regierungen zu bekommen.
Dimitr
Lascaris (DL): Wie sind die Aussichten, dass
dies Gesetz von der Knesset verabschiedet
wird?
A.G. Das ist
schwer zu sagen. Es scheint, dass dieser
Vorschlag im Hintergrund etwas mit der
Trump-Regierung zu tun hat. Das haben
gewisse Offizielle geäußert… Diese Gesetze
sind speziell gegen Organisationen gedacht,
die sich für die Menschenrechte der
Palästinenser einsetzen, für die in Israel,
in den besetzten Gebieten, für die
Flüchtlinge und Asylsuchenden.
DL: Wie hat
die Netanjahu-reagiert, als Hagai El-Ad, der
Direktor von B’tselem seinen Appell vor den
UN-Sicherheitsrat brachte?
AG: Sie
reagierte wie vorausgesagt … Sie stachelte
in einer Atmosphäre einer Hexenjagd, die
natürlich nicht in der Knesset endete,
sondern die Öffentlichkeit als Ganzes
berührte. Nach der Rede schlugen Stimmen aus
der Regierung vor, Hagais Staatsbürgerschaft
zurückzuziehen, was eine sehr extreme
Maßnahme ist und keine rechtliche Basis hat.
Aber genau diese Bemerkung ist ein Teil der
Kampagne, die nicht nur von der Regierung
und aus der Öffentlichkeit ausging, sondern
auch von andern NGOs, die sehr eng mit der
israelischen Regierung verbunden sind. Da
gab es 2015 eine Kampagne, die besonders
Haggai , aber auch andere prominente Figuren
der israelischen Linke als Maulwürfe, als
Verräter darstellten, ja, als Leute, die
ausländischen Interessen dienen und gegen
ihr eigenes Volk arbeiten. Auch wenn dieses
spezielle Gesetz, das NGO-Gesetz, keine
Wirkung auf unsere Arbeit hatte, so haben
wir mit diesem Prozess einiges erfahren:
Wir erhielten Drohungen. Unsere Website ist
angegriffen worden. Es sind Rallyes und
Demonstrationen gegen Treffen gewesen, die
wir abgehalten haben. Aber es ist wichtig
zu betonen, dass all dies nichts ist im
Vergleich zu dem, was Palästinenser
durchmachen, die unter israelischer
Militär-Besatzung leben.
DL: Ich möchte
über die Erfahrung reden, besonders nach
dem die Resolution 2334 im Dezember letzten
Jahres verabschiedet wurde. Die Resolution
verwendet in Bezug auf die Siedlungen eine
starke Sprache. Diese werden wiederholt
von der internationalen Gemeinschaft als
eine Verletzung der Vierten Genfer
Konvention angesehen. Die nannte jene
Siedlungen eine flagrante Verletzung und
rief Staaten auf, geeignete Maßnahmen
dagegen zu unternehmen. Sie unternahmen aber
nichts. Auch die Resolution half nichts -
genau wie alle ihre vorausgegangenen
Resolutionen im Sicherheitsrat und in der
Generalversammlung. Sie verhängten keine
bedeutsamen konkreten Sanktionen für die
anhaltenden Verletzungen auf den Staat
Israel. Es könnte instruktiv sein zu prüfen,
was seit der Verabschiedung der Resolution
geschehen ist. Wie haben sich die
Bedingungen vor Ort für das
palästinensische Volk im Gazastreifen und
auf der Westbank und in Ost-Jerusalem
materiell seit Dezember des letzten Jahres
verändert?
AG: Ich denke,
es ist wichtig zu verstehen, dass die
Besatzung kein feststehendes Phänomen ist,
es ist dynamisch. Sie gräbt sich immer
weiter hinein. Seit 1967 haben alle
israelischen Regierungen daran
teilgenommen, die Linke wie die Rechte und
das Zentrum nahmen an diesem Prozess teil
und bestimmten die Politik, die dahin
tendiert, Israel mit so viel wie möglich
Land und Ressourcen unter seiner Kontrolle
zu lassen und mit so wenig wie möglich an
Palästinensern. Wir sehen diese parallele
Bewegung an den beiden Bevölkerungen.
Einerseits sieht man wie israelische Siedler
in die besetzten Gebiete strömen und
andrerseits sieht man, wie die
Palästinenser gezwungen werden, auf den
kleiner werdenden Enklaven zu leben. Sie
können sich nicht entwickeln; sie werden
voneinander getrennt. Es gibt mehr Pläne für
Siedlungserweiterungen, noch mehr
Außenposten werden errichtet und alle Arten
von Gewalt benützt Israel, um seine
Unterwerfung des palästinensischen Volkes
aufrecht zu erhalten und dahin zu wirken,
dass in Zone C (60% der Westbank) die
palästinensische Präsenz abnimmt. Zur
selben Politik gehört die Hauszerstörung.
Wir sahen 2016 eine Höchstzahl an
Hauszerstörungen in der Westbank und in
Ost-Jerusalem. Unter dem Vorwand, dass die
Häuser ohne Genehmigung gebaut seien – was
meistens nicht stimmt, werden sie abgerissen
und damit den Palästinensern vorgegaukelt,
dass es die Möglichkeit gibt,
Baugenehmigungen zu erhalten. Doch die gibt
es nicht. Diese Hauszerstörungen als auch
die Zerstörungen anderer Strukturen gehen
2017 weiter. Dazu kommt eine fabrizierte
Wasserkrisis in großen Teilen der Westbank
…
DL: Wenden wir
uns jetzt dem Gazastreifen zu. wie hat sich
die Situation seit Dezember 2016
entwickelt?
AG: Sie
wissen, dass es 2015 einen UN-Bericht gab,
der voraussagte, dass um 2020 – wenn der
Trend dort so weitergeht – der Gazastreifen
unbewohnbar werden würde. Nur um den Zuhörer
daran zu erinnern: dies ist das am
dichtesten bewohnte Gebiet auf der Welt.
Mehr als 50% der Bevölkerung ist unter 18.
Jetzt kam ein neuer Bericht heraus, dass die
Rate der Verschlechterung der
Lebensbedingungen in Gaza sogar schneller
ist als ursprünglich gedacht. Im Augenblick
gibt es dort eine große Strom-Krise. Dies
ist nicht neu. Aber die Verschlechterung ist
neu. Im Durchschnitt erhalten die Menschen
in Gaza im Durchschnitt vier Stunden Strom
pro Tag. Zuweilen weniger als dies, manchmal
etwas mehr. Doch nie in voraussagbarer Zeit.
Sie wissen also nie im Voraus, wann der
Strom kommt. Stellen wir uns vor, was dies
mitten in der Sommerhitze des Nahen Ostens
für das Leben bedeutet. Natürlich sind da
alle Bereiche des Lebens davon betroffen,
natürlich die allgemeine Gesundheit. Dies
berührt alle öffentlichen Institutionen. Es
ist unmöglich, irgendeine Art normales
Leben zu führen.
DL: Um dies
zusammen zu fassen: haben wir seit der
Verabschiedung von Resolution 2334
irgendeine materielle Verbesserung in
Israels Verhalten gegenüber den
Palästinensern gesehen?
AG: Nun was
die Resolution betrifft, so gibt es eine
wichtige Klausel, (die fünfte), die die
Mitgliedstaaten auffordert, bei den
relevanten Geschäften zwischen dem
eigentlichen Israel und den besetzten
Gebieten zu unterscheiden. Alle drei Monate
sollen die Mitgliedstaaten dem
Sicherheitsrat einen Bericht über die
Erfüllung der Resolution geben. Es gibt zwei
solcher Berichte. Wir haben keinen
substanziellen Fortschritt in Bezug auf
Erfüllung gesehen. Sicherlich rufen wir die
Mitgliedstaaten auf, die Resolution nach
seinen eigenen Bedingungen zu erfüllen.
Diese Art der Unterscheidung allein bringt
es aber nicht weiter, es würde aber ein
Schritt in die richtige Richtung sein.
DL: Gut. Wie
steht es mit Ost-Jerusalem? Da ist vor
kurzem ein ziemlich großer Protest gewesen
- im Zusammenhang mit Maßnahmen der
israelischen Sicherheitskräfte rund um die
Al-Aqsa-Moschee. Können Sie uns etwas über
diese Maßnahmen sagen und wie das
palästinensische Volk sich dazu verhalten
hat?
AG: klar. Die
eine Art der Maßnahmen ist die Einschränkung
gewesen, ein sehr hoher Grad an
Zugangs-Einschränkungen speziell zum
Al-Aqsa-Compound, aber auch zu verschiedenen
Zeiten der Zugang zur Altstadt als Ganzes.
Auch die Platzierung der bemannten
Checkpoints am Eingang zum Compound. Dies
bringt die Palästinenser zu gewaltlosem
Protest. Die große Mehrheit von ihnen betrat
den Compound nicht, sondern hielt letzte
Woche ihre Freitagsgebete außerhalb des
Compound – als Protest gegen diese neuen
Checkpoints. Wir haben auch gesehen, wie
Israel sich mit einem Riesenaufgebot an
Militär und Polizei gegenüber diesen
Protesten und den Betern verhalten hat und
exzessive Gewalt angewendet hat. Übers
Wochenende gab es unter den
palästinensischen Protestlern vier Tote.
Ein Krankenhaus in Ost-Jerusalem, das die
Verletzten der Proteste aufnahm, wurde von
der Polizei überfallen. Das ist absolut
ungerechtfertigt. Selbst wenn sie Leute
verhaften wollen, dann ist ein Krankenhaus
natürlich ein Sperrgebiet. Außerhalb des
Krankenhauses wurden Stun-Granaten und
Tränengas angewandt. All dies zeigt die
vollkommene Missachtung, die die
israelischen Politikmacher gegenüber dem
Wert von palästinensischem Leben, ihrem
Wohlbefinden und ihrem Recht, ein normales
Leben zu führen, haben.
DL:
Letztendlich möchte ich Sie über den 50.
Jahrestag der Besatzung fragen. Als Haggai
El-Ad seine eloquente Rede vor dem
Sicherheitsrat hielt, hatten in wir fast ein
halbes Jahrhundert lang die Besatzung.
Natürlich hat die internationale
Gemeinschaft schon lange anerkannt, weltweit
praktisch die Illegalität der Siedlungen
anerkannt. Die Besatzung selbst, die
vorgegebene Dauer der Besatzung, dass es da
kein Ende der Besatzung in voraussehbarer
Zukunft geben wird und dass sie sich immer
mehr in der Art vertiefen wird, wie Sie
beschrieben haben. Welches sind die
Ansichten von B’tselem in Bezug auf die
Legalität der Besatzung selbst nach
internationalem Gesetz?
AG: Man weiß,
dass dies eine ständige Debatte unter
Juristen des internationalen Rechts ist. Es
ist unentschieden und wir haben zu dieser
Frage keine spezielle Stellung bezogen,
aber ich denke, je bedeutender die Frage
ist, was ist legitim? Es ist sehr deutlich,
dass die Art und Weise, in der Israel mit
der Besatzung umgeht, völlig illegal ist, ob
wir über die Anwendung tödlicher Gewalt
ohne Rechtfertigung reden oder über das
Siedlungsunternehmen als Ganzes oder über
viele andere Arten der Verletzungen
palästinensischer Rechte. Es ist sehr
klar, dass Israel keine Absicht hat, die
Besatzung zu beenden. Sie ist nicht als
vorübergehende Situation bestimmt. Sie ist
bestimmt, sich immer fester zu verwurzeln
und es ist klar, dass die Rechte aller
Menschen, die zwischen dem Jordan und dem
Meer leben, dass Gerechtigkeit zu diesen
Menschen nur dann kommt, wenn wir ein Ende
der Besatzung sehen werden.
Quelle
( dt. Ellen Rohlfs) |
'Wo
eine Mauer ist, gibt es
auch Löcher': Issa Amros
Gewaltfreiheit und Israels
Ungerechtigkeit
David Lloyd -
29.09.2017 - Manche
Begegnungen, auch kurze,
bleiben unvergeßlich. Meine
Begegnung mit dem
palästinensischen
gewaltlosen Ativisten Issa
Amro im Juni 2016 war eine
solche. Es war am Ende
eines langen Tages in
Hebron, wo ich mit mehreren
Kollegen die Auswirkungen
der Besatzung auf das
palästinensische
Hochschulwesen an Ort und
Stelle studieren wollte.
Nach unseren Interviews mit
Fakultät und Studenten der
Hebroner Universität führte
uns eine kleine Gruppe
Studenten durch die
berüchtigte "Zone H2", wo
sich mehrere hundert rechte
Siedler ihren Weg zwischen
die palästinensischen
Einwohner erzwungen haben
und unter dem dauernden
Schutz israelischer Soldaten
leben, die dort permanent
stationiert sind, um sie zu
schützen.
Trotz dem unverwüstlichen
Witz und der guten Laune
unserer Führer war es eine
trostlose Tour durch die
Hässlichkeit eines Lebens
unter dem rassistischen
israelischen Regime. Wir
gingen durch die einst vor
Leben sprühende
Shuhada-Strasse mit ihren
verschlossenen Läden und
Netzen, die darüber gezogen
waren und unter dem Gewicht
des Abfalls durchhingen, den
die Siedler von ihren
Wohnungen hinuntergeworfen
hatten. Wir besuchten zwei
Palästinenser in ihren
Häusern, die an die
Siedlungen angrenzen und
deren Dächer eingezäunt sind
mit Gittern und Stacheldraht
gegen die Steine, die
Siedler werfen, und die
Möglichkeit, dass sie
überfallen oder gestohlen
werden – was erst diesen
Sommer einer
palästinensischen Familie
passierte, die das Unglück
hatte, in einem Haus zu nahe
an fanatischen Siedlern zu
wohnen. Wir erlebten den
Müll, der sich in der einst
blühenden Allee der
Goldschmiede anhäufte. Wir
passierten einige der vielen
Checkpoints, die die Stadt
von Zonen und sogar
Strassenstücken abteilen,
die für Palästinenser
verboten sind, und solchen,
wo sie sich derzeit frei
bewegen können. Die
gelangweilten Blicke der
Soldaten an diesen
demütigenden Durchgängen
verraten die Anmaßung der
Willkürmacht über die
anderen.
Es war am frühen Abend,
bevor wir den letzten
Checkpoint zu einer der
wenigen Zonen passierten, wo
Palästinenser gehen, aber
nicht fahren dürfen, um zu
ihren Häusern zu gelangen.
Bärtige Siedler sausten in
ihren SUVs hinter uns, als
wir in das Viertel Tel
Rumeida hinauf gingen.Wir
waren auf dem Weg zu dem
Haus, das Youth Against
Settlements, die von Issa
Amro gegründete gewaltlose
Widerstandsorganisation,
renoviert hatte. Auf unserem
Weg bogen wir von der
Strasse in einen schmalen
Fußweg an der Hangseite ein,
der durch einen kleinen Hain
mit knorrigen Ölbäumen
führte, von wo man einen
Blick auf die Altstadt hat.
Es war fast schon dämmrig,
die Schatten wurden länger,
das Licht golden. Die
Geräusche der Stadt, die
sich auf das Ende eines
langen Fastentages im
Ramadan vorbereitete, stieg
zu uns herauf, als wir das
Haus und seinen kleinen
Patio erreichten.
Wir saßen eine Weile auf der
niedrigen Mauer des Patio,
während Issa über die Arbeit
der Youth Against
Settlements sprach, über die
Lebensbedingungen für
Palästinenser in der
praktisch belagerten Stadt
Hebron, über das Engagement
in Gewaltlosigkeit, das ihn
und die von ihm geleitete
Organisation inspirierte. Er
wirkte abgespannt, aber sein
Engagement und seine
Widerstandskraft waren
unerschöpflich. Allein die
Renovierung dieses Hauses am
Rand einer Siedlung zu
erhalten, das nach der
Verwüstung durch das
israelische Militär, das es
mehrere Jahre besetzt hatte,
war ein kleiner Sieg.
Gewaltloser Aktivismus
besteht aus solchen kleinen
Akten, mit denen man seine
Weigerung vertrieben zu
werden erklärt, vom Bau
eines Kindergartens für Tel
Rumeida bis zur Reinigung
und Erhaltung des Gehwegs an
der Shuhada-Straße oder das
Filmen potentiell
lebensgefährlicher
Zusammenstöße mit Siedlern,
die sie regelmäßig
schikanieren und angreifen.
An einem Ort wie Hebron
erfordern solch einfache
Akte, die das grundlegendste
Recht und die
Entschlossenheit zu bleiben,
sich nicht vertreiben und
auslöschen zu lassen,
bekräftigen, besonderen Mut
und Beharrlichkeit. Sie
durchzuführen bedeutet ein
Stachel in der Besatzung zu
sein. Und Issas
Beharrlichkeit – wir waren
nicht überrascht - hat ihn
etwas gekostet. Er war für
seine Aktionen mehrfach
verhaftet und vor kurzem vor
israelischen
Militärgerichten in 18
Punkten angeklagt worden,
die Amnesty International
"haltlos und politisch
motiviert" nannte. Sein
Prozess begann im Juli
diesen Jahres und soll am
22. Oktober wieder
aufgenommen werden. Dass er
in der Zwischenzeit auch von
der Palästinensischen
Autonomiebehörde inhaftiert
wurde, weil er sich für das
Recht auf freie
Meinungsäußerung
ausgesprochen hatte, ist
nicht nur ein trauriger
Beweis für den Status der PA
als Subunternehmer der
Besatzung, sondern auch für
die Konsequenz und
Integrität von Issas
Prinzipien.
Hebron, wo eine kleine
Minderheit von Siedlern über
die palästinensische
Mehrheit herrscht, ist die
Zukunft von Israel, das
unaufhaltsam sich zur
unmaskierten Manifestation
dessen bewegt, was es
bereits ist: ein
Apartheidsstaat.
Gedankenlose Kommentatoren
fragen, wo ein
palästinensischer Nelson
Mandela gefunden werden
kann. Aber so jemand ist
nicht schwer zu finden.
Überall, wo wir waren,
fanden wir gewaltlose
Aktivisten, auf jedem
Universitäts-Campus, in der
Fakultät und unter Studenten
und unter einfachen Leute,
die zu unserer Überraschung
keinen Hass gegen jüdische
Israelis hegten.
Andererseits scheint Wut der
Dauerzustand der Siedler zu
sein, die sich in ständigen
kleinen Gewaltakten und
Schikanen, die die
Palästinenser ertragen
müssen, ein Ventil schafft,
vom Abbrennen ihrer
Olivenhaine bis zum
Schleudern von Müll auf ihre
Marktstände.
Es bleibt abzuwarten, ob ein
durch und durch
militarisierter
Apartheidstaat tatsächlich
mit gewaltfreien Mitteln
bezwungen werden kann. Aber
unter der unerbittlichen
Überwachung und brutalen
Unterdrückung durch die
israelische Besatzung
dürften die Palästinenser
keine andere praktikable
Option haben. Das ist das
Paradox des
palästinensischen
Widerstands: angesichts der
unerbittlichen Gewalt des
israelischen Staates sind
sie gezwungen
Gewaltlosigkeit zu
praktizieren und ihrem Recht
(nach dem internationalen
Recht) auf bewaffneten
Widerstand abzuschwören. Die
Palästinenser praktizieren
Gewaltlosigkeit seit fast
100 Jahren, obwohl es in
einer mit israelischer
Propaganda gesättigten
Informationslandschaft eine
Herausforderung ist, das in
Erfahrung zu bringen. Auch
das ist ein Paradox: Trotz
der scheinbaren
Aussichtslosigkeit des
gewaltfreien Widerstands
angesichts der erdrückenden
Übermacht und der schamlosen
Unterdrückung, praktizieren
Palästinenser sie weiter,
kreativ, mutig und
unerschütterlich. Wie Issa
mit bewundernswertem Glauben
an die Effizienz des
gewaltfreien Widerstands
bemerkt hat: "Wo eine Mauer
ist, gibt es Löcher."
Und Israel hat keine
Strategie für den Umgang mit
Gewaltfreiheit und den
unzähligen kleinen Löchern
im Gerüst seiner
Unterdrückung. Ab und zu
erscheint ein konsequent
gewaltfreier Organisator wie
Issa Amro und wird unter
grotesken Anklagen
inhaftiert. Israelische
Militärgerichte, in denen
99% der angeklagten
Palästinenser für schuldig
befunden werden, geben nicht
einmal vor in ihren Anklagen
stimmig und plausibel zu
sein. Sie machen aus der
Lüge, wie Franz Kafka einmal
sagte, ein allgemeines
Prinzip. Wenn es mit ihren
dreisten Lügen nicht anders
geht, kann noch immer jeder
Palästinenser ohne Prozess
und auf unbegrenzt
verlängerbare Dauer vom
Regime der Militärbesatzung
in "Administrativhaft"
genommen werden. Wie Issa
gesagt hat: "Es ist ein
Scheingericht, wo es
überhaupt keine
Gerechtigkeit gibt. Die
Anklagen gegen mich sind ein
Versuch meine
Menschenrechtsarbeit
abzustellen und mich zu
stoppen für mein Volk
sprechen."
Die eklatante Absurdität und
Reichweite eines solchen
Unrechtssystems entkräftet
seine Abschreckungsmacht.
Wenn 40% der
palästinensischen Männer -
von Kindheit an - verhaftet
oder inhaftiert und die
Führer der gewaltfreien
Bewegungen zur Warnung
anderer eingesperrt werden,
so ist das eine nutzlose
Übung. Wie Issa gesagt hat,
die Gefängnisse werden
Schulen und (bieten)
Vorbilder für den
gewaltfreien Widerstand, wie
der letzte
Massenhungerstreik in den
israelischen Gefängnissen
gezeigt hat. Was in
Erstaunen versetzt, ist
nicht die gelegentliche
Gewalt unorganisierter und
frustrierter junger
Palästinenser, sondern die
Geduld und Ausdauer einer
Bevölkerung, die seit 50
Jahren unter Besatzung und
seit 70 Jahren rassistischer
Vorherrschaft leiden. Wie
jeder weiß, der Palästina
besucht hat, triumphiert
immer ihr Lachen über ihren
Zorn.
Ganz zurecht. Wäre ihre
Durchführung nicht so
kriminell kleingeistig,
bösartig und rachsüchtig,
würde die israelische
Besatzung in ihren absurden
Ansprüchen, grotesken Lügen
und Selbstrechtfertigungen
wirklich lächerlich sein,
und ihre Anmaßungen von der
internationalen Gemeinschaft
nicht ernst genommen werden.
Die einzige Demokratie im
Nahen Osten, mit 50
Gesetzen, die die
palästinensische Minderheit
diskriminieren? Eine
Demokratie, die sich selbst
als Demokratie nur für eine
ethno-religiöse Gruppe
proklamiert? Ein moderner
Staat, der nicht der Staat
aller seiner Bürger ist,
sondern nur der Bürger,
denen die "Jüdische
Nationalität" gewährt ist?
Ein Land ohne Volk, das
ethnisch gesäubert werden
muss, nicht auf einen
Schlag, sondern
kontinuierlich? Nicht nur in
seinen Militärgerichten muss
Israel seine fadenscheinigen
Absurditäten und Lügen
begehen, um die Realität
seines regressiven und
diskriminierenden Regimes zu
verdecken.
In der unerbittlichen Logik
jedes Kolonialregimes, das
sich durch seine Unfähigkeit
beweist, die einheimische
Bevölkerung entweder zu
assimilieren oder zu
vernichten, ist Israel immer
repressiver geworden. So
wird es auch für die
demokratischen zivilen
Gesellschaften immer
verabscheuenswürdiger, um
deren Zustimmung es wirbt,
während das Gewebe von Lügen
und Halbwahrheiten, mit
denen es die öffentliche
Meinung zu besänftigen
sucht, mehr und mehr
zerschlissen wird. In diesem
Sinn sind die bösartigen
Kampagnen Israels und seiner
amerikanischen Unterstützer
zur Unterdrückung und
Verleumdung seiner Gegner
die besten Freunde, die die
Befürworter von BDS haben
können: mit seinen
kleinlichen, gehässigen
Schikanen und der
offensichtlich grundlosen
Verhaftung von Aktivisten
wie Issa Amro offenbart
Israel sein wahres Gesicht.
Es ist ein diskriminierender
rassistischer Staat, dessen
Überleben immer mehr von
einem giftigen Mischung von
Lügen, Diskriminierung,
ethnischer Säuberung und
purer Gewalt abhängt. Sein
verzweifelter Abstieg in
Extremismus und Siedlerwut
gehört zur rassistischen
Logik, die den zionistischen
Staat errichtet hat: ein
Siedlerkoloniales
Unternehmen, gegründet auf
der Annahme rassischer
Überlegenheit und unhaltbar
ohne einen ständigen
demographischen Krieg gegen
seine einheimische
Bevölkerung, unerlässliche
Rückgriffe auf immer
brutalere und unverhohlene
Gewalttätigkeiten, um seine
Vormachtstellung zu
erhalten. Von der Zerstörung
von Beduinendörfern im Negev
zur ständigen Vertreibung
von Palästinensern aus
Ost-Jerusalem, von der
Expansion seiner Siedlungen
in der Westbank zur
Strangulierung der
Zivilbevölkerung des
Gazastreifens fährt Israel
fort zu beweisen, dass ein
gewalttätiges Programm der
ethnischen Säuberung für
seine Existenz unentbehrlich
ist.
Palästinensische
Standhaftigkeit und
insbesondere die
Beharrlichkeit in der
Gewaltlosigkeit, die jeden
Tag ihre Entschlossenheit
bekräftigt im Land zu
bleiben, ist die stille
Negierung des rasstischen
israelischen Regimes. Ihr
Kampf wird Zeit und Ausdauer
brauchen, aber Ausdauer und
Zeit ist das, worüber die
Palästinenser am meisten
haben – über so wenige
Ressourcen sie auch verfügen.
Als ich in der Dämmerung von
Hebron saß und nach einem
langen und erschreckenden
Tag, an dem ich die schiere
Hässlichkeit der Besatzung
und der Siedlungen erlebte,
Issa Amros ruhiger und
sicherer Stimme zuhörte,
wußte ich, dass er nicht
weichen würde. Er und Youth
Against Settlements werden
gegen alle
Wahrscheinlichkeiten
durchhalten, so lange der
Kampf für Gerechtigkeit auch
dauern wird. Und Israel wird
alle seine rechtliche und
militärische Macht anwenden,
um ihren Widerstand zu
brechen, und es hat die
Power dazu. Aber der Einsatz
von Macht und Gewalt wird
auch sein Ruin sein. An
diesem Abend war es auch
klar, auf welcher Seite am
Ende die Welt stehen wird,
auf der deren Macht von
Waffengewalt und
Rechtsmißbrauch beruht oder
denen, die unbewaffnet und
machtlos beharrlich ihr
Recht Mensch zu sein
behaupten. Die, denen
Gerechtigkeit wichtiger ist
als Macht, werden auf der
Seite von Issa Amro und des
palästinensischen Kampfes um
Gerechtigkeit stehen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
BDS ist unser einziger Hebel
gegen die israelische
Besatzung und Apartheid
Dr. Ruchama Marton - In
seinem Artikel in Haaretz
antwortet Uri Avnery auf
das, was ich bei meiner
Partie zum 80. Geburtstag
gesagt habe . „Einige meiner
Freunde glauben, dass der
Kampf verloren ist, dass es
nicht mehr möglich ist,
Israel von innen her zu
verändern, dass nur Druck
von außen helfen kann und
dass der externe Druck, der
in der Lage ist, dies zu
tun, die Boykott-,(
Divestment- und
Sanktionen)-Bewegung ist.
„Eine dieser Freundinnen ist
Dr. Ruchama Marton,“
schreibt er.
„Zunächst lehne ich das
Argument zutiefst ab, dass
es nichts gibt, das wir tun
können, um den Staat zu
retten und dass wir
Ausländern zutrauen müssen,
diesen Job für uns zu tun.
Israel ist unser Staat. Wir
sind für ihn
verantwortlich,“ sagt
Avnery.
Hier ist meine Antwort auf
ihn.
Ich sagte zu keiner Zeit und
an keinem Ort, dass ich oder
wir, die nicht-zionistische
Linke, die radikal genannt
wird, wünschte oder
erwartete, dass irgendjemand
in der Welt unsere Arbeit
für uns tun wird. Dies ist
nicht nur moralisch, es ist
auch dumm und unmöglich. Vom
Bürgerkrieg in Spanien, ein
Krieg, der misslang, bis
Südafrika, einem Krieg, der
sein Ziel erreichte, und all
die andern Kämpfe – in dem
immer die Einheimischen
zusammen mit ihren
Unterstützern aus aller Welt
kämpften, kämpften nie
getrennt. In dieser Hinsicht
ist die radikale Linke in
Israel in guter
Gesellschaft. Avnery hat
kein Recht, über mich/uns zu
sagen, dass wir von jemandem
im Ausland erwarten, den
Kampf für uns zu kämpfen.
Dies stimmt einfach nicht.
Meiner Meinung nach ist
der korrekte Kampf der
anti-koloniale und
anti-Apartheid-Kampf. Wer
auch immer sich vormacht, er
könne diese Schlacht ohne
Hilfe von außen gewinnen,
hegt eine irrige,
gefährliche Illusion, die
auf
zionistisch-israelischen
Macho-Stolz beruht. Ich und
nur ich.
Die Frage des Friedens ist
heute nicht relevant. Es ist
eher eine zweckdienliche
Frage, zu schön und
unmöglich im Augenblick. Die
Unterstützung für Frieden
ist keine politische
Position, sondern
Lippenbekenntnis. Kennt
Avnery jemanden auf der
Rechten oder Linken, der
gegen den Frieden ist? Die
Frage des Augenblicks ist
die Frage der Besatzung und
der Apartheid.
Der anti-koloniale Kampf hat
eine achtenswerte Tradition
und der Kampf gegen die
Apartheid hat eine
Strategie, die sich selbst
beweist. Es stimmt, dass
die, die für realen
politischen Wechsel kämpfen
und nicht nur das Land
retten, die ihnen vom
Apartheid-Regime gewährten
Privilegien aufgeben
müssen.
Das Recht auf ein
politisches Leben ist
wichtigstes Recht. Ohne das
Recht auf ein politisches
Leben, ist wie „lass die
Tiere leben.“ Für das
Recht, auf eine Klinik in
den besetzten Gebieten zu
kämpfen, ist wie der Kampf
für einen Futtertrog für ein
Pferd. Das totalitäre
Regime reduziert die Bürger
auf „Rechte haben“ – das
Recht auf Nahrung, Wohnung,
Bildung und Gesundheit. Doch
das Recht auf ein
politisches Leben wird
verweigert, die Person wird
auf den Status eines Tieres
reduziert. Wer auch immer
nicht bereit ist, für die
politischen Rechte für jeden
zu kämpfen, kämpft für
seine eigene Schönheit. Es
lohnt sich, uns selbst zu
fragen, sind wir nur Aspirin
für den Besatzer? Ein
Heftpflaster für Apartheid?
Ich möchte den jungen
Leuten, die zu kämpfen
bereit sind, die Mittel zum
kritischen Denken geben. Mit
andern Worten – nicht auf
dem Spielfeld und mit der
Agenda der Regierung. Wir
müssen lernen, zu erklären,
dass wir nicht länger die
Regeln der Regierung
akzeptieren. Das bedeutet,
Risiken zu übernehmen und
unsere Privilegien aufgeben,
die innerhalb der vom Regime
festgelegten Grenzen liegen.
Wie Ralph Waldo Emerson
sagte: „Gute Menschen
müssen den Gesetzen nicht
gut folgen.“
So lange wie die jüdischen
Israelis, die BDS nicht
unterstützen, denken, es sei
möglich, (den Staat) von
innen her zu verändern, sind
sie wie die Parabel des
Kaninchens, das den Löwen
von innen verändern will.
Der Löwe frisst es. Das
Kaninchen geht auf den Löwen
zu – und damit ist die
Geschichte zu Ende. Die
Veränderung von innen ist
heute eine Illusion – die
radikale Linke kann nicht
denken und handelt in
solcher Weise.
Die zionistische Linke
fürchtet sich vor
Radikalismus, weil sie sich
fürchtet, allein zu bleiben,
ohne einen Stamm. Es gibt
das Problem, dass es einen
anderen, größeren Stamm gibt
– und dass dieser Stamm
außerhalb ist. Zum Beispiel
der wachsende internationale
BDS-Stamm. Er ist unser
Verbündeter, weil wir keine
Verbündeten in unserm Stamm
haben. Wir müssen uns klar
werden, dass wir innen zu
wenige sind und zu schwach.
Wir können nicht viel ohne
unsere Verbündeten von Außen
tun. Die heutigen Verräter
sind die Helden von morgen.
Avnery sagt: „ Ich glaube,
dass Israel selbst zu
boykottiere, ein Fehler sein
würde. Dies würde die ganze
israelische Öffentlichkeit
in die Arme der Siedler
treiben, während es unser
Job wäre, die Siedler in den
besetzten Gebieten zu
isolieren und sie von der
israelischen Öffentlichkeit
zu trennen. Unser Job hier
ist, unsere Bemühungen neu
zu gruppieren, neu zu
organisieren und zu
verdoppeln, um die
augenblickliche Regierung zu
stürzen und das
Friedenslager an die Macht
zu bringen.“
Ich sage ihm: Du
beschäftigst dich mit
unbegründeter Vermutung über
die Zukunft, die sich allein
auf die Angst, alleine zu
bleiben gründet, weil die
ganze israelische
Öffentlichkeit sich mit den
Siedlern vereinigt. Die
meisten haben es schon. BDS
ist der einzige gewaltlose
Hebel, der die
jüdisch-israelische
Gesellschaft veranlassen
kann, das Joch und den
Schmerz der Besatzung
nachzuempfinden, wenn sie
gezwungen wird, den Preis zu
zahlen.
Wenn die Besatzung und die
Apartheid wegen eines
internationalem Boykotts zu
wirtschaftlichem,
kulturellem und
diplomatischem Leiden führt,
ist es sehr möglich, dass
ein Wandel mit Israels
Ansicht geschehen wird, die
sich einerseits auf die
enormen Vergünstigungen dem
Land und seinen jüdischen
Bürgern gegenüber von der
Besatzung und Trennung
gründet, und andrerseits
auf der Feigheit von dem ,
was die israelische Linke
oder das Friedenslager
genannt wird.
Dr. Ruchama Marton ist die
Gründerin und Präsidentin
der „Ärzte für
Menschenrechte – in Israel.
Ihre Ansicht hier vertritt
nicht die Ansicht der
Organisation.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Palästinenser
und
Israels feiern
interreligiös Neujahr in
Ost-Jerusalem
Orly Noy, 24. 9.17 - Mehr
als 150 Leute hielten am
21. September ein
gemeinsames Fest zu Ehren
des muslimischen und
jüdischen Neujahrfestes im
Stadtteil Sheikh Jarrah, wo
Israel unermüdlich daran
arbeitet, die Palästinenser
durch Siedler zu ersetzen.
In diesem Jahr fiel das
jüdische Neujahr mit dem
muslimischen Neujahr
zusammen, einem Ereignis,
das nur alle 33 Jahre
stattfindet. Zu Ehren des
doppelten Feiertages
entschieden die Bewohner des
Ost-Jerusalemer Stadtteils
von Sheikh Jarrah, ein
gemeinsames Neujahrsfest für
Juden und Muslime außerhalb
des
Shamanseh-Familien-Hauses zu
feiern, von dem sie vor
zwei Wochen von Siedlern
vertrieben worden waren.
Der Kampf um das Schicksal
des Hauses mag jetzt zu
einem Ende gekommen sein.
Aber der Kampf gegen Israels
Politik der Enteignung im
Stadtteil geht unvermindert
weiter. Palästinensische
Aktivisten und Bewohner
kommen jeden Abend weiter
zum Shamanseh-Haus und
machen klar, dass sie nicht
irgendwo hingehen.
Als wir das Haus erreichten,
war das erste, was wir
hörten bzw. sahen, der
muslimische Ruf zum Gebet
und eine israelische Fahne,
die auf dem Dach gehisst
worden war. die Fahne
empfanden wir so fremd. Für
einen Augenblick schien ihre
Präsenz den Siedlern dazu
zu dienen, dass sie dank
der Gunst der israelischen
Regierung dort waren. Mit
dem Muezzin, der im
Hintergrund klang und dem
Arabisch in der Straße, war
es leicht, dies zu
vergessen.
„Wir werden mit einander
weinen und einander
schützen“
Als die Gebete beendet
waren, liefen die
Vorbereitungen außerhalb des
Shamanseh-Hauses auf
Hochtouren.: Dutzende Leute
stellten Tische auf, legten
Tischtücher auf,
organisierten Stühle,
während wir uns mit
Umarmungen und Küssen und
den traditionellen
Neujahrswünschen auf
Hebräisch und arabisch
begrüßten. Mir wurde schnell
klar, dass die
Vegan-Mahlzeit, die wir
mitbrachten, unnötig war;
die Gastgeber der
Nachbarschaft machte klar,
dass sie reichlich vegane
Möglichkeiten hatten.
Leute kamen herbeigeströmt,
Juden und Palästinenser.
Schließlich saßen wir – 150
von uns - um den Tisch. Es
war einer der
denkwürdigsten Ereignisse
der letzten paar Jahre. Ich
sprach mit einem Mann, der
seinem Äußeren nach ein
frommer Moslem war. Er sagte
zu mir, dass er aus dem
Shuafat-Flüchtlingslager
kommt, um an diesem Ereignis
hier teilzunehmen. „Obgleich
wir dort unsere eigenen
Probleme haben, doch wenn
Juden und Araber etwas so
Nettes zusammen machen, dann
müssen wir kommen.“
Fast überraschenderweise
war keine Polizei da, auch
wenn die Polizei schon
bekannt machte, wenn sie
einen linken jüdischen
Aktivisten aus dem
Stadtteil ausschloss dann
wegen Verdachts einer
Verschwörung, um ein
Verbrechen zu begehen. In
einer Bemerkung, die auf
Facebook veröffentlicht
wurde, beschreibt der
Aktivist die seltsame
Aufforderung, die er von der
Polizei erhalten hat, die
bizarre Konversation, die
auf der Station geführt
wurde und das äußerst
ärgerliche 15 Tage-Verbot.
(dem Aktivisten wurde auch
verboten, sich in einem
Zeitraum von 5 Tagen an
irgendeiner Demonstration
im Lande zu beteiligen)
Jeder, der ihn kennt, weiß
wie sehr man ihn vermisste.
Vielleicht ist es dies, was
Muhammad Shamanseh meinte,
als er uns glückliches Neues
Jahr wünschte und sagte:
„Mögen wir immer Hand in
Hand und Schulter an
Schulter bleiben, dass die
ganze Welt sieht, dass wir
zusammenstehen und wenn
nötig, zusammen weinen und
einander schützen.
Die Siedler verließen nicht
einmal das Haus. Diejenigen
die vor drei Wochen stolz
das Haus von Shamaneh
übernahmen, wurden
nirgendwo gesehen.
Vielleicht waren sie zu
dieser Zeit nicht zu Hause
oder sie saßen hinter
verschlossenen Türen und
hörten der
arabisch-jüdischen Partie
draußen zu - eine
Erinnerung an die Zeit in
der Juden und Araber hier
neben einander wohnten und
sich nicht selbst zum
Gespött machten, indem sie
Kinder und alte Leute aus
ihren Häusern vertrieben.
Wahrscheinlich haben die
Siedler während ihres Rosh
Hashana-Essens ein Toast auf
ihren letzten Sieg in Sheikh
Jarrah erhoben. Jener war
keine besondere
Herausforderung, da der
Staat selbst eine aktive
Rolle bei der Enteignung
spielte. Doch jene , die
bei dem gemeinsamen
Neujahrsessen dabei waren,
wissen, dass so lange die
Enteignung andauert, auch
der Kampf weitergehen wird.
Quelle
...
(dt. E. Rohlfs)
|
Wie Israel stillschweigend
Palästinenser aus
Ost-Jerusalem vertreibt
-
25.09.2017 -
Mersiha Gadzo/Jabal Mukaber,
besetztes Ost-Jerusalem -
Gerade ein paar hundert
Meter entfernt von Manwa
al-Qanbar's Haus steht die
Trennungsmauer, die das
besetzte Ost-Jerusalem vom
übrigen besetzten
Westjordanland trennt.
Die 61-jährige al-Qanbar
könnte schon bald vertrieben
werden, um auf der anderen
Seite der Trennungsmauer zu
leben, aber sie will nicht
an diese Möglichkeit denken.
"Wo soll ich sonst hingehen?
Kannst du dein Haus
verlassen, wenn du 35 Jahre
darin gelebt hast? Ich will
nicht wegziehen," sagte
al-Qanbar gegenüber
Mondoweiss, während sie ihre
neugeborene Enkelin in ihren
Armen herzte.
Im Januar war ihr 28 Jahre
alter Sohn Fadi erschossen
worden, nachdem er mit
seinem LKW in der illegalen
jüdischen Siedlung in
Ost-Talpiot in eine Gruppe
von israelischen Soldaten
gefahren war und dabei vier
getötet hatte.
Zwei Tage später erhielt
al-Qanbar eine Mitteilung
vom Israelischen
Innenministerium, dass man
beabsichtige ihre
Daueraufenthaltsgenehmigung
zu widerrufen. Zehn weitere
Mitglieder von Fadis großer
Familie haben ebenfalls die
Mitteilung bekommen, dass
ihre Genehmigung widerrufen
würde, darunter sind zwei
Kinder im Alter von 8 und 10
Jahren.
Al-Qanbars
Daueraufenthaltsgenehmigung
ist im Januar widerrufen
worden; es war das erste
Mal, dass Israel die
Aufenthaltsgenehmigung eines
Familienmitglieds eines
Attentäters zur Strafe
widerrufen hat.
Das Berufungsgericht hat
vorübergehend die
Suspendierung der
"Deportation" angeordnet,
und die Familienmitglieder
kämpfen jetzt bei Gericht
darum, mit ihren Familien in
Jabal Mukaber bleiben zu
können.
"Ab jetzt wird jeder, der
die Ausführung eines
Attentats plant oder erwägt,
wissen, dass seine Familie
einen hohen Preis für seine
Tat zahlen wird," sagte der
israelische Innenminister
Arye Deri in einem
Statement.
"Die Konsequenzen werden
hart und weitreichend sein,
so wie die Entscheidung, die
ich bezüglich der Mutter und
der Angehörigen des
Terroristen (Fadi al-Qanbar)
getroffen habe, der das
Attentat in Armon HaNatziv
in Jerusalem ausgeführt
hat."
Mit dem strafweisen Widerruf
von Aufenthaltsgenehmigungen
betreibe Israel rechtswidrig
einen "stillen Transfer (von
Palästinensern) sowie
Kolonisierung (mit jüdischen
Israelis, Ü.)" mit dem Ziel
eine jüdische Mehrheit in
Jerusalem zu erhalten, sagen
Organisationen der
Zivilgesellschaft.
Entsprechend seinem
Masterplan strebt Israel
seine Vorherrschaft durch
den Erhalt einer
demografischen Balance von
60% Juden zu 40%
Palästinensern in Jerusalem
an.
"Es gehört zur generellen
Politik der israelischen
Besatzung eine jüdische
Mehrheit mit illegalen
Mitteln erreichen zu
wollen", sagt Nada Awad,
Beauftragte für Anwaltschaft
vom Community Action Center
der al-Quds-Universität.
"Unter dem Vorwand von
Sicherheit vertreibt Israel
zwangsweise Palästinenser
aus dem besetzten
Ost-Jerusalem... Diese
Kollektivstrafmaßnahmen
werden, wenn sie nicht
gestoppt werden, zu sehr
bedenklichen Präzedenzfällen
führen, um Palästinenser für
Aktionen, die Mitglieder
ihrer großen Familien
ausgeführt haben,
zwangsweise zu vertreiben."
Eines der
Familienmitglieder, dessen
Genehmigung gefährdet ist,
ist Bassam Alam, der
Schwiegersohn von Fadis
Halbschwester. Ursprünglich
aus der Westbank, hat er
seine Genehmigung in
Jerusalem zu leben über
Familienzusammenführung
bekommen, da seine Frau
Susan aus Ost-Jerusalem ist.
Während der Hauptverhandlung
bei Gericht am 10. September
fragte der Anwalt für die
Antragsgegner, Murad
al-Khatib, weshalb die
Genehmigungen von
Mitgliedern der Großfamilie,
die Fadi nie getroffen
haben, widerrufen würden.
"Der Shabak sagte, sie
wollten die Genehmigung des
Ehemanns der Halbschwester
von Fadi widerrufen. Aber
Susan (Bassams Ehefrau) ist
nicht einmal Halbschwester
von Fadi; sie ist weiter
entfernt verwandt", sagt
al-Khatib. "Sie haben
einander nie getroffen, sie
gehören nicht einmal zur
selben Familie."
Al-Khatib argumentierte
weiter, dass der
Innenminister die Macht habe
jede Aufenthaltsgenehmigung
zu widerrufen, wenn die
Betreffenden ein
Sicherheitsrisiko darstellen
oder an einer kriminellen
Aktivität beteiligt sind: Im
Fall von Susan und Bassam
Alam stelle aber keiner von
beiden ein Sicherheitsrisiko
dar oder sei an einer
kriminellen Aktivität
beteiligt.
Al-Qanbar hat ihre
Daueraufenthaltsgenehmigung
durch Heirat bekommen. Sie
ist in Gefahr
zwangsvertrieben zu werden
aus dem Grund, dass ihre
Heirat vor 35 Jahren
vermutlich bigamistisch
gewesen, nach israelischem
Recht also illegal sei. Sie
sagt (dagegen), ihr Ehemann
sei bereits geschieden
gewesen, als sie ihn
geheiratet hat.
Für Palästinenser ist es
zunehmend schwierig geworden
in Ost-Jerusalem eine
Familie zu gründen und zu
leben. Nach der 2003
eingeführten "einstweiligen
Verfügung" können
Palästinenser aus der
Westbank, die einen
israelischen Bürger
(einschließlich aus
Ost-Jerusalem) heiraten,
weder die israelische
Staatsbürgerschaft noch eine
Aufenthaltsgenehmigung
bekommen. Sie können nur
"zeitweilige Genehmigungen"
nach sehr strengen Kriterien
bekommen, die jedes Jahr
erneuert werden müssen. Für
Paare aus Jerusalem und Gaza
gibt es seit 2008 keine
Genehmigungen über
Familienzusammenführung
mehr.
Zwischen 2000 und 2013
wurden 43% der Anträge auf
Familienzusammenführung
abgelehnt, 20% davon aus
Sicherheitsbedenken.
Mehr als 14.500
Palästinensern wurde seit
der israelischen, nach dem
Völkerrecht illegalen
Besetzung von Ost-Jerusalem
1967 ihre
Daueraufenthaltsgenehmigung
widerrufen. Seither werden
Palästinenser als
Einwanderer behandelt und
bekommen als solche
"Daueraufenthaltsgenehmigungen".
Tatsächlich ist es keine
Daueraufenthaltsgenehmigung,
die Genehmigung wird
vielmehr als "Privileg"
gesehen, das widerrufen
werden kann, und nicht als
"ureigenes Recht", wie
Organisationen der
Zivilgesellschaft sagen.
Seit Oktober 2015 ist die
Verwendung von
Kollektivstrafen als
Instrument der
Zwangsvertreibung von
Palästinensern aus
Ost-Jerusalem sprunghaft
angestiegen.
Die israelische Regierung
straft Attentäter für
gewöhnlich mit der
Ausstellung einer
Abrissanordnung seines
Hauses, aber in den Tagen
nach dem Attentat von Fadi
haben die Behörden alle
wichtigen Zufahrtsstrassen
gesperrt und
Abriss-Anordnungen für 81
Häuser in Jabal Mukaber
verteilt, unter dem Vorwand,
sie seien ohne
Baugenehmigung errichtet.
"Sie haben alle im Viertel
bestraft. Am Tag nach dem
Attentat sperrten sie das
Wasser und den Strom für
alle Häuser hier und
sperrten alle
Zufahrtsstrassen zu unserem
Viertel. Sie zerstörten
sogar die Zelte für die
Schafe", sagte al-Qanbar.
Fadis Frau und seine vier
Kinder zogen in die separate
Wohnung von al-Qanbar im
selben Haus, nachdem die
Israelis ihre Wohnung bis
zur Decke mit Zement
verschlossen haben. Der
heiße, komprimierte Zement
hat das Haus rasch in Brand
gesetzt und Schäden
verursacht, deren Behebung
100.000 Shekel kosten werde,
erklärte al-Qanbar.
Auch die Gesundheits- und
staatlichen Dienstleistungen
sind al-Qanbar entzogen
worden, aber sie hofft noch
immer, dass sie ihre
Aufenthaltsgenehmigung
behalten kann.
"Anwälte, mit denen ich
gesprochen habe, sagten,
dass sie juristisch gesehen
nicht das Recht haben sie
mir zu wegnehmen... Ich lebe
hier seit ich geheiratet
habe und habe immer die
Grundsteuer für mein Haus
bezahlt; ich habe meine
Strom- und Wasserrechnungen
bezahlt. Warum müssen sie
mir dann (meine
Aufenthaltsgenehmigung)
wegnehmen? Sie nehmen sie
mir weg wegen meinem Sohn",
sagte al-Qanbar.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
"Unbewohnbar"
– immer mehr Suizide in Gaza
- 23.09.2017 - "Ich frage
mich, welchen Sinn das Ganze
hat, und dann schlafe ich
ein." -
Ein Auszug aus einer
Kurzgeschichte des 22-j.
Mohanned Younis, eines
jungen Schriftstellers und
Pharmzeuten, der sich Ende
letzten Monats das Leben mit
giftigem Gas genommen hat.
Mehrere Male hatte er
versucht aus dem
Gazastreifen herauszukommen,
um als Schriftsteller weiter
zu kommen, schließlich fiel
er in eine Depression und,
weil er nirgendwo einen Sinn
für sein Leben fand,
entschloss er sich es zu
beenden.
Younis ist kein Einzelfall.
Die Berichte über Suizide in
Gaza haben zugenommen und
sind alltäglich; auch wenn
es keine offiziellen
Statistikdaten gibt,
bestätigen die Mediziner in
Gaza, dass sie von 200 bis
300 Suiziden in den letzten
beiden Jahren wissen. Die
NGO We Are Not Numbers
(WANN) spricht von 80
Suiziden in den Monaten
Januar und Februar, mehr als
160% im Vergleich zu 2016.
In einigen Vierteln kommen
Selbstmorde jede Woche vor.
Anas Hnena, Redakteur von
WANN, weist daraufhin, dass
solche Vorkommnisse vor
wenigen Jahren noch
unbekannt blieben.
"Wenn es ein Jugendlicher
war, hörte ich nicht vom
Selbstmord sprechen, ich
wußte nicht einmal, was das
bedeutete, wahrscheinlich,
weil ich das nur von Büchern
wußte. Es war schwer zu
verstehen, bis es in Gaza
nichts Besonderes mehr war
und häufig vorkam."
Die wichtigste Ursache
dieser Zunahme ist kein
Geheimnis. Unter der
israelischen Blockade seit
2007 gehört der Gazastreifen
zu den sechs am dichtest
bevölkerten Gebiete der
Erde. Die unzureichenden
Ressourcen und die
Unmöglichkeit zu entfliehen
haben die Zuversicht
untergraben, die Menschen
fühlen sich in einer Falle
gefangen. Nachdem die
Blockade mehr als 10 Jahre
andauert, wurde der
Gazastreifen von
verschiedenen
Menschenrechts-organisationen
bereits für "unbewohnbar"
erklärt - drei Jahre früher,
als die UNO vorhergesagt
hat. Heute gibt es im
Gazastreifen eine Krise der
Energie, des Wassers und im
Gesundheitswesen. Seine
Bürger bekommen maximal 2
bis 4 Stunden pro Tag Strom,
weshalb die Anlagen für das
Trinkwasser und die
Kanalisation nicht
funktionieren können. Man
schätzt, dass 40% der
notwendigen Medikamente
nicht mehr zur Verfügung
stehen oder in weniger als
einem Monat ausgegangen sein
werden, und Patienten, die
dringend Behandlung (im
Ausland) bräuchten, dürfen
das größte Freiluftgefängnis
der Erde nicht verlassen.
Anfang dieses Monats
berichtete das Volkskomitee
gegen die Blockade, dass
acht von zehn Einwohnern
Gazas unter der Armutsgrenze
leben. Es gibt keine
Anzeichen für ein Ende der
Blockade, die Wirtschaft hat
die Kosten nicht tragen
können, die Arbeitslosigkeit
übersteigt 42%.
Zum Dauerstreit zwischen
Hamas und Fatah kommt die
Verzweiflung. Trotz mehrerer
Versöhnungsversuche zwischen
den beiden Parteien beharren
beide strikt auf ihrer
Position, auch wenn die
Fatah monentan Erfolg zu
haben scheint, nachdem sich
die Hamas vom
Verwaltungskomitee im
Gazastreifen losgelöst hat.
Dazwischen bleibt das Volk
von Gaza gefangen und kämpft
gegen das Unabwendbare.
Jugend unter Blockade
- Mehr als die Hälfte der
Menschen unter der Blockade
des Gazastreifens sind unter
18 Jahren. Eine Zunahme von
Depressionen ist besonders
unter den jungen Menschen
festgestellt worden, die
jetzt, nachdem sie trotz der
Blockade hohe Bildungsgrade
erreicht haben, damit nichts
anfangen, aber (der
Situation) auch nicht
entfliehen können. Die
Arbeitslosigkeit bei den
jungen Menschen unter 30 ist
die höchste der Welt: 58%
haben keine feste Arbeit.
"Viele von denen, die einen
Selbstmordversuch gemacht
haben, haben – in den
Fällen, wo wir sie befragen
konnten – eine umfassende (Aus-)Bildung;
sie sind an der Universität
graduiert und haben keine
Hoffnung eine Arbeit zu
finden", erzählt Ahmed Abu
Tawahina, Generaldirektor
des Zentrums für Förderung
der psychischen Gesundheit
und Ausbildung, der mehrere
Kliniken im Gazastreifen
leitet.
"Das Leben im Gazastreifen
ist sehr schwierig, deshalb
versuchen sie mit ihm Schluß
zu machen."
Für mehr als die Hälfte der
Palästinenser im
Gazastreifen, die an einer
Studie von WANN teilgenommen
haben, bestand das Risiko
eine klinische Depression zu
bekommen. Der von den jungen
Menschen am häufigsten
angegebene Grund war die
Unmöglichkeit aus dem
Gazastreifen hinauszukommen,
gefolgt von den ständigen
Stromkürzungen, fehlenden
Beschäftigungsperspektiven
und den drohenden
israelischen Angriffe.
Die Studie erwähnt auch die
Traurigkeit der jungen
Menschen, wenn sie sehen,
wie andere außerhalb des
Gazastreifens leben: ein
Befragter gab an, er habe
Schmerzen in der Brust, wenn
er in den sozialen Medien
surft: "Alles woran ich
denken konnte, war meine
schreckliche Situation, im
Vergleich mit dem Leben, das
Menschen im Rest der Welt
führen.
Der Suizid in den
palästinensischen Gebieten
wurde eher in einer
allgemeinen Weise
dokumentiert, und wenn auch
nicht jeder Tod auf die
sozioökonomische Situation
infolge der israelischen
Besatzung zurückzuführen
ist, hat sie doch alle
anderen Probleme in der
Gesellschaft verschärft.
Auch wenn einige Studien
zeigen, dass Frauen, die
Selbstmord begehen, meist
Opfer von häuslichem
Mißbrauch oder wegen
familiärer Probleme
deprimiert waren, haben sie
vermutlich infolge der
Besatzung selten Zugang zu
Organisationen oder
Krankenhäusern, wo man ihnen
helfen könnte.
Der Druck, der auf den
Männern lastet, die ihre
Familien finanziell
unterhalten müssen, kann sie
sehr in Bedrängnis bringen,
v.a. wenn dann noch ihre
Familien und die
Gesellschaft sie für unfähig
halten. Hnena von WANN
stimmt zu, dass das in Gaza
ein Grund (für Selbstmord)
sein kann, und nennt auch
den Riss zwischen den
Generationen, zwischen
vielen jungen Männern und
ihren Vätern, als Grund für
einen Konflikt. "Es besteht ein großer
Unterschied zwischen dem,
wie unsere Väter denken und
die Dinge wahrnehmen, und
dem, wie wir es machen...
Das kann immer zu
Missverständnissen führen."
Schrei um Hilfe -
Es fällt nicht nur die
Zunahme von Suiziden in Gaza
auf, sondern auch die Art
ihrer Durchführung.
Öffentliche Suizide sind zur
Norm geworden, eine Tendenz,
die für Hnena ein
Hilfeschrei derer ist, die
an Depressionen leiden.
"Viele der letzten Fälle
fanden an öffentlichen
Plätzen statt, es ist ein
Schrei: Ich bin hier, ich
brauche deine
Aufmerksamkeit, deine Hilfe.
Im Gegensatz dazu würde eine
psychisch kranke Person es
nachts machen und nicht
zulassen, dass es jemand
sieht. Die Leute versuchen
sich auf der Strasse
anzuzünden. Warum auf der
Strasse? Warum sich
anzünden?"
Hilfe für Menschen mit einer
Depression ist nicht leicht
erreichbar. Wer bei einem
Selbstmordversuch erwischt
wird, wird vor ein Gericht
gebracht. Ein Anwalt aus
Gaza berichtete, dass er
gegen Ende letzten Jahres
solche Fälle fast täglich in
den Gerichten gesehen hat.
Aber mit den Schuldsprüchen
gibt es keinerlei Therapie
und die Opfer werden in eine
noch größere Verzweiflung
gestoßen.
Laut Abu Tawahina gibt es im
Gazastreifen einen großen
Mangel an Fachkräften mit
Erfahrung im Umgang mit
psychischen Problemen; auch
haben weder das
Gesundheitsministerium noch
die UNRWA Dienste für die
Selbstmordverhütung. Es gibt
auch keinen einheitlichen
Umgang mit diesen Problemen.
"Die Behandlung erfolgt
episodisch. Wenn NGOs
Projekte mit einer Dauer von
zehn Monaten oder einem Jahr
hätten, könnten sie das
Phänomen angehen. Aber wenn
ein Projekt ausläuft, macht
man nichts mehr. Und das ist
ein weiterer Risikofaktor
für die Vertiefung der
psychischen Probleme.
Trotz des sozialen Stigmas,
das mit der Suche nach einer
Therapie verbunden ist,
betont Abu Tawahina, dass
die meisten Kranken Hilfe
bekommen wollen.
"Alle, mit denen wir zur
Zeit gesprochen haben...
möchten wirklich, dass man
ihnen hilft ihre eigene
innere Widerstandskraft
aufzubauen, um dem täglichen
Leben besser standhalten zu
können. Allgemein gesprochen
und auf Grund unserer
klinischen Erfahrung haben
sie den Willen zu leben."
Aber Gaza ist ein besonderer
Fall, und Abu Tawahina
betont die Notwendigkeit von
Lösungen, damit man sich mit
den individuellen Umstände
bei den Bewohnern des
Gazastreifens befassen zu
kann.
"Wenn wir von Gaza sprechen,
sprechen wir von einer
traumatisierten
Gesellschaft; der Fokus
müßte darauf gerichtet sein,
den enormen Bedürfnissen
nach psychosozialen Diensten
gerecht zu werden. Und diese
sollten sich dann nicht nur
auf den individuellen Ansatz
konzentrieren, wie es in den
meisten Fällen geschieht",
erklärt er.
"Einige Fachleute benutzen
die Technik des "sicheren
Ortes", aber im Gazastreifen
gibt es natürlich keinen
einzigen sicheren Ort. Wenn
du die Patienten bittest, an
einen sicheren Ort im
Gazastreifen zu denken,
fällt ihnen keiner ein...
sie fühlen sich nicht
sicher. Also müßten diese
Techniken neu standardisiert
werden, so dass sie in
diesem Fall dienlich sind."
Das Leben in Gaza gelangt an
den Punkt, an dem es
zusammenbricht. Hnena
spricht über den Pessimismus
der jungen Menschen in Gaza,
auch derer, deren
finanzielle Situation besser
als der Durchschnitt ist und
die Arbeit haben.
Die Armut, die sich in ihrer
Umgebung ausbreitet, die
Begrenztheit ihrer Zukunft
und die Verzweiflung
darüber, eingesperrt zu
sein, hat allen Optimismus
und die Zielstrebigkeit der
jungen Menschen
verschlungen. Die
Dienstleistungen, die Abu
Tawana anbietet, helfen
denen, die an psychischen
Problemen leiden, aber die
Blockade gefährdet alle
Gesundheitsdienste.
Wenn die Blockade nicht bald
beendet wird, kann Israel
die Eliminierung des Gefühls
von Freude und des
Potentials einer ganzen
Generation von Gaza auf
seine Dauerliste der
Verbrechen gegen das
palästinensische Volk
setzen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
|
Beweismaterial für
israelische Apartheid,
Plünderung und Mord dem
Gerichtshof in Den Haag
überreicht
-
21.09.2017
- Ali Abunimah
Vier palästinensische
Menschenrechtsorganisationen
überreichten am Dienstag
(19.9.) der
Staatsanwaltschaft am
Internationalen
Strafgerichtshof 700 Seiten
Beweismaterial für
israelische Kriegsverbrechen
und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit.
Unmittelbarer Anlass dafür
war, dass zwei
palästinensischen Gemeinden
unmittelbar die völlige
Zerstörung durch Israel
droht.
Zu den im Dossier
geschilderten Verbrechen
gehören Apartheid,
umfangreicher Diebstahl,
Zerstörung und Plünderung
palästinensischen Eigentums
sowie Beweise für
"absichtliche Tötung und
Mord" von hunderten
Palästinensern seit 2014.
Shawan Jabarin, Direktor der
Menschenrechtsgruppe Al-Haq,
sagte, das Dossier "biete
eine überzeugende
(zwingende) und solide
Grundlage" für den
Staatsanwalt, um eine
Untersuchung der
mutmaßlichen
Kriegsverbrechen und
Verbrechen gegen die
Menschlichkeit durch Israel
in der besetzten Westbank
einschließlich
Ost-Jerusalems zu eröffnen.
Es ist das vierte Dossier,
das
Menschenrechtsorganisationen
dem Gerichtshof vorlegen.
Während der Fokus diesmal
auf die Westbank gerichtet
ist, bezogen sich die
früheren Dossiers auf
Verbrechen, die von
hochrangigen israelischen
zivilen und militärischen
Amtsträgern während des
Angriffs auf Gaza 2014
begangen wurden.
Todesdrohungen und
Drangsalierungen
Jabarin überreichte das
Dossier gemeinsam mit seiner
Kollegin Nada Kiswanson.
Kiswanson und andere
Menschenrechtsermittler, die
mit Al-Haq verbunden sind,
sind Ziele einer seit langem
laufenden Kampagne von
Drangsalierung und
Todesdrohungen, die ein
alterfahrener israelischer
Analyst mit "schwarzen
Operationen" der
israelischen Regierung in
Verbindung bringt.
Al-Hag glaubt, dass die
Drohungen gegen Kiswanson
mit ihrer Vorbereitunsarbeit
für die Dossiers für den
Internationalen Gerichtshof
zusammenhängen. Die
Regierung der Niederlande,
wo der Gerichtshof seinen
Sitz hat, sagte, dass
bezüglich der Drohungen ein
strafrechtliches
Ermittlungsverfahren
eingeleitet worden sei.
"Israelisch-jüdische
Vorherrschaft"
Laut einer Erklärung von
Al-Hak spricht "das letzte
Dossier die Bemühungen
Israels zur Erweiterung
seines Territoriums und
Sicherung der
israelisch-jüdischen
Herrschaft darin durch
Veränderung der
demografischen
Zusammensetzung im besetzten
palästinensischen
Territorium an".
Raji Sourani, Direktor des
palästinensischen Zentrum
für Menschenrechte, sagte,
Israels Transfer von
Siedlern in besetztes
palästinensisches
Territorium "stelle ein
eindeutiges Kriegsverbrechen
dar, das mit der
Konfiszierung riesiger Teile
palästinensischen Landes,
der umgangreichen Zerstörung
palästinensischen Eigentuns
und der Zerstörung des
sozialen Gefüges und der
Lebensweise der
Palästinenser einhergeht".
Wenn auch die israelischen
Rechtsverletzungen in der
besetzten Westbank gesondert
von denen in Gaza betrachtet
werden können, erklärte
Issam Younis, Direktor des
Al-Mezan-Zentrums für
Menschenrechte, wie sie
miteinander verbunden sind:
"Die Isolierung von Gaza
ermöglicht Israel neben den
regelmäßigen massiven
militärischen Angriffen
seine Kontrolle über das
gesamte palästinensische
Territorium zu konsolidieren
und den Palästinensern ihr
international anerkanntes
Recht auf Selbstbestimmung
zu verweigern."
Druck
Israels Verhalten während
des Gazakriegs 2014 ist wie
die mutmaßlichen zahlreichen
Verbrechen in der Westbank
derzeit Gegenstand einer
Voruntersuchung durch die
Staatsanwälte in Den Haag.
Sie müssen entscheiden, ob
sie eine vollständige
Untersuchung eröffnen, die
zu formalen Verurteilungen
von israelischen Amtsträgern
und Militärpersonen führen
könnte.
Für die Voruntersuchungen
gibt es kein Zeitlimit, und
die Staatsanwälte stehen
unter dem ständigen Druck
von seiten Israels und der
Vereinigten Staaten, Israel
ungeschoren zu lassen.
Selbstuntersuchungen zum
Schein
Letzten Monat kamen zwei
Menschenrechtsorganisationen
zu dem Schluß, dass das
System Israels zur
Untersuchung mutmaßlicher
Verbrechen gegen
Palästinenser durch seine
eigenen Streitkräfte eine
Augenauswischerei ist.
Hunderte Fälle
einschließlich der
offenkundigen Tötung von
vier Buben, die am Strand
von Gaza Fußball im Juli
2014 spielten, haben nicht
dazu geführt, dass die Täter
zur Rechenschaft gezogen
wurden.
Im Mai 2016 kündigte
B'Tselem an, es würde bei
Untersuchungen des
israelischen Militärs von
Tötungen und anderen
Angriffen auf Palästinenser
in der besetzten Westbank
nicht länger mitarbeiten.
"Wir werden einem System,
das Ermittlungen schönredet
und der Besatzung als
Feigenblatt dient, nicht
länger helfen", erklärte der
Direktor der israelischen
Menschenrechtsorganisation.
Wenn es um Verbrechen wie
Apartheid und
Siedlerkolonisation geht,
würde Israel nichts tun, um
gegen sich selbst zu
ermitteln und sich zu
bestrafen – da diese
Verbrechen vom Staat selbst
geplant und ausgeführt
werden.
Aber sogar in Situationen,
wo Israel – zumindest auf
dem Paier – anerkennt, dass
eine bestimmte Aktion ein
Verbrechen ist, gab es
keinerlei
Rechenschaftspflicht.
Das sollte ein wesentlicher
Faktor bei den
Entscheidungen der
Staatswälte sein, denn laut
seinem Gründungsstatut
schreitet der Internationale
Strafgerichtshof nur ein,
wenn die nationale
Justizbehörden unwillig und
unfähig sind ehrliche
Verfahren durchzuführen.
Dörfer stehen vor ihrer
Zerstörung
Ob ein Gericht handelt, ist
nicht nur eine Sache der
Verantwortung für
Vergangenes, sondern es geht
auch darum laufende
Verbrechen zu stoppen.
Diesen Monat warnte B'Tselem
oberste israelische Führer
wie Premierminister Benjamin
Netanyahu,
Verteidigungsminister
Avigdor Lieberman und den
Generalstabschef des
Militärs, dass sie
persönlich für die
Kriegsverbrechen haften
würden, wenn sie zur
scheinbar unmittelbar
drohenden Zerstörung von
Khan al-Ahmar und Susiya,
zwei Gemeinden in der
Westbank, fortschreiten.
"Die Zerstörung ganzer
Gemeinden in den besetzten
Gebieten ist seit 1967
nahezu beispiellos", sagte
B'Tselem.
Robert Piper, der humanitäre
Koordinator für Palästina,
twitterte: "Alle Augen sind
auf die Beduinen-Gemeinde
von Khan al-Ahmar gerichtet,
der in den kommenden Tagen
durch die israelischen
Behörden der Zwangstransfer
droht."
Ohne Absicht zeigte er ein
Problem auf, bei dem (auch)
die UNO eine große Rolle
spielt: die sogenannte
internationale Gemeinschaft
steht am Rand und beobachtet
bloß, wie Israel tagtäglich
Verbrechen verübt.
Es ist offensichtlich, dass
Israel sich niemals selbst
zur Rechenschaft ziehen
wird, es ist Sache des
Internationalen
Strafgerichtshof zu handeln.
Er hat Berge von
Beweismaterial in seinen
Händen. Die Frage ist, ob er
unabhängig genug und gewillt
ist, seinen Job zu tun.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Wie
Israel palästinensische
Jugendliche zu Behinderten
macht
-
21.09.2017 -
Jaclynn Ashley
Überlebende nach
israelischem Beschuss mit
scharfer Munition sprechen
über die israelische Praxis
des "Kniescheibens", wenn
Jugendlichen auf die unteren
Gliedmaßen geschossen wird.
Bethlehem: Im
Deheishe-Flüchtlingslager
sieht man häufig
palästinensische Teenager
mit tiefen Narben längs
ihrer Beine, während Poster
und Wandbilder von
Palästinensern, die von
israelischen Soldaten
getötet wurden, die
Betonmauern zieren –
Zeugnisse einer verstörenden
Realität der routinemäßigen
israelischen Gewalt im
Lager.
Internationales Recht
verbietet den Einsatz von
scharfer Munition auf
Zivilisten außer als letztes
Mittel bei unmittelbar
drohender Lebensgefahr. Aber
israelische Soldaten feuern
während Zusammenstößen oder
militärischen Razzien frei
mit scharfer Munition auf
Palästinenser.
Palästinensische und
israelischen
Menschenrechtsgruppen
festgestellt, dass der
Gebrauch exzessiver Gewalt
durch Israel bei
Palästinensern unzählige
permanente und zeitweilige
Behinderungen im besetzten
palästinensischen
Territorium verursacht hat.
In letzter Zeit wurden auch
mehrere Bewohner des
Deheishe-Camps getötet; der
letzte war der 21-j. Raed
al-Salhi, der vergangenen
Monat während einer Razzia
der israelischen Armee
mehrmals beschossen wurde
und seinen Verletzungen fast
einen Monat später am 3.
September im
Hadassah-Krankenhaus in
Jerusalem erlag.
Die palästinensische NGO
Badil in Bethlehem hat von
einer signifikanten Zunahme
von Verletzungen von
Palästinensern berichtet,
von denen die meisten mit
scharfer Munition verursacht
wurden. Die meisten Schüsse,
die zu solchen Verletzungen
führten, waren auf die
unteren Gliedmaßen gerichtet
und werden gewöhnlich als
das "Kniescheiben"
bezeichnet.
Bewohner des Deheishe-Camps
sagen, dass ein
israelischer
Armee-Kommandeur, den die
Jugend im Camp "Captain
Nidal" nennt, gedroht hat
Palästinenser im Camp
absichtlich zu Behinderten
zu machen: "Die Hälfte von
Euch werde ich zu
Behinderten machen und die
andere Hälfte wird eure
Rollstühle schieben", soll
er gesagt haben.
Badil betonte, die Drohungen
zeigen, dass Vorfälle von
"Kniescheiben nicht zufällig
oder Einzelfälle" sind, aber
"das Ergebnis einer
systematischen Praxis der
israelischen Armee mit dem
Zweck Widerstand zu
unterdrücken, die
palästinensische Jugend zu
terrorisieren und sie
dauerhaft zu verletzen
und/oder ihnen körperlich
oder psychisch erheblich zu
schaden".
Issa al Mu'ti, 15: "Ich
konnte meine Beine nicht
mehr spüren – alles, was ich
sah, war Blut."
Ich war 12, es war 2015. Es
kam zu Zusammenstößen mit
israelischen Soldaten an der
nördlichen Zufahrt zu
Bethlehem. Ich war zu Hause
mit meiner Familie, als ich
benachrichtigt wurde, dass
mein jüngerer Bruder
weggegangen sei, um an den
Zusammenstößen teilzunehmen.
Ich hatte Angst um ihn. Er
hätte nicht gehen sollen.
Ich entschloss mich zu
gehen, um ihn zu suchen und
wieder nach Hause zu
bringen.
Als ich ankam, waren die
Zusammenstöße in Gang. Die
Israelis feuerten Tränengas
und Gummigeschoße, trotzdem
suchte ich weiter nach
meinem Bruder. Plötzlich
schossen die Israelis mit
scharfer Munition. Ich
stürzte zu Boden. Ich konnte
nicht mehr aufstehen oder
meine Beine bewegen. Ich
schaute nach Hilfe und sah,
wie die Soldaten auf
weglaufende Palästinenser
schossen.
Ein israelischer Polizeihund
begann mich anzugreifen und
biss mich ins Bein. Ich
versuchte ihn
wegzuscheuchen, aber dann
kamen die Soldaten. Sie
schleiften mich über den
Boden, schlugen mich und
traten mich sogar in die
Beine. Sie realisierten
nicht, dass ich verletzt
war. Als sie meine Wunden
sahen, bekamen ihre
Gesichter einen
verschreckten Ausdruck, und
sie rannten von mir weg. Ich
schaute hinunter, meine
Beinen sahen so gruselig
aus. Ich konnte nichts
spüren – alles, was ich sah,
war Blut.
Später erfuhr ich, dass ich
mit zwei
Teilmantelgeschossen (expanding
bullets) in beide Beine
getroffen worden war. Der
Gebrauch dieser Geschoße ist
nach dem internationalen
Recht verboten.
Die Soldaten glotzten eine
Weile aus der Ferne auf
mich. Sie wußten scheinbar
nicht, was sie tun sollten.
Dann wurde ich ins
Hadassah-Krankenhaus in
Jerusalem gebracht. Ich war
3 Monate dort, fast einen
Monat lang war ich mit
Handschellen ans Bett
gefesselt.
Bewaffnete israelische
Soldaten waren die ganze
Zeit in meinem Krankenzimmer
stationiert, und manchmal
kamen israelische
Geheimdienstleute, um mich
wegen Steinewerfen und
Molotowcocktails zu
verhören.
Die Schmerzen waren
entsetzlich. Ich wurde
einmal an meinem linken Bein
und 20 Mal an meinem rechten
Bein operiert. Mein rechtes
Bein war am schlimmsten
verletzt. Die Ärzte sagten
mir, die Kugeln hätten die
Blutgefäße zerfetzt, sodass
mein Bein nicht durchblutet
würde.
Ich entwickelte im
Krankenhaus eine Gangrän und
die Ärzte sagten, sie
müssten Bein amputieren. Erst lehnte ich ab, was
sollte ich in meinem Leben
machen mit nur einem Bein?
Ich hatte den Eindruck, mein
Leben würde ruiniert. Aber
die Schmerzen von der
Gangrän wurden schlimmer.
Mein Bein wurde schwarz und
vertrocknet. Es kam so weit,
dass das Abschneiden wie
eine Wohltat war.
Die Verletzungen haben mein
ganzes Leben verändert. Ich
kann nicht weit gehen. Vor
meinen Verletzungen
arbeitete ich, um meine
Familie zu unterstützen. Wir
sind keine reiche Familie,
deshalb war es für mich
wichtig, etwas zum Haushalt
beizutragen. Aber jetzt kann
ich nichts tun.
Meine Eltern strengten beim
israelischen Gericht einen
Strafprozess gegen die
Soldaten an. Kurz danach
kamen Soldaten in unser Haus
und schikanierten meinen
Vater. Er arbeitet in einer
Bäckerei in Gush Etzion
(einem illegalen
israelischen
Siedlungsblocks). Die
Soldaten drohten ihm immer
wieder, sie würden ihm seine
Arbeitserlaubnis entziehen,
sodass er nicht mehr
arbeiten könnte – was unsere
Familie zerstören würde –
oder sie würden mich
inhaftieren, wenn er die
Anzeige nicht fallen lassen
würde.
Ich weiss, dass die Soldaten
wahrscheinlich gar nicht
bestraft werden. Sie sind
Israelis, die vor einem
israelischen Gericht stehen.
Sie haben mich zu einem
lebenslang Behinderten
gemacht und haben mit
international verbotener
Munition auf mich
geschossen. Warum werden sie
nicht zur Verantwortung
gezogen?
Ramzi Ajamiah, 15: "Wir sind
psychisch angegriffen."
Israelische Soldaten
schossen mich in beide
Beine. Die Kugel, die durch
mein linkes Bein ging, traf
meine Kniescheibe. Sie traf
auch einen Nerv, sodass die
Ärzte die Kugel nicht
entfernen konnten. Teile der
Kugel sind noch immer in
meinem linken Bein.
Ich kann nicht lange gehen.
Manchmal geben meine Beine
auf. Vor allem in den
Wintermonaten, dann
verstärkt die Kälte meine
Schmerzen. Manchmal sind die
Schmerzen so stark, dass ich
nicht in der Lage bin in die
Schule zu gehen. Ich habe
mehr als ein Schuljahr wegen
meinen Verletzungen
verloren. Es war 2016, um 6
Uhr nachmittags, als
israelische Soldaten ins
Camp einfielen. Ich war auf
dem Weg zur Schule. Die
Soldaten kommen gewöhnlich
mit zivilen Bussen ins Camp,
nicht mit Militärfahrzeugen,
sodass sie nicht so schnell
bemerkt werden.
Einer dieser Busse parkte
außerhalb der Schule. Als
die Soldaten aus dem Bus
ausstiegen, kam es gleich zu
Zusammenstößen.
Die Soldaten schossen mich
mit scharfer Munition in
mein linkes Bein. Ich hatte
einen Schock und stürzte zu
Boden. Mein Freund sah das
und rannte zu mir her und
versuchte mich wegzutragen.
Da schossen die Soldaten
meinem Freund ins Bein. Aber
er konnte weitergehen. Dann
schossen sie ihm noch in das
andere Bein, und wir beiden
stürzten. Da schossen die
Soldaten mich noch in mein
rechtes Bein.
Ich war fast einen Monat im
Krankenhaus. Die Ärzte
mußten Fleisch von einem
anderen Körperteil nehmen
und in mein Bein
transplantieren, weil die
Kugel riesige Stücke Fleisch
aus meinem Bein
herausgerissen hat. Sie
nagelten das Fleisch für die
Zeit der Heilung zusammen,
und legten meine Beine in
Gips.
Etwa zwei Wochen nach meiner
Entlassung aus dem
Krankenhaus kamen
israelische Soldaten mitten
in der Nacht zu uns nach
Hause, um mich zu verhaften.
Ich dachte, die Soldaten
würden mich in Ruhe lassen,
nachdem sie auf mich
geschossen hatten. Aber sie
zogen mich aus meinem Bett,
legten mir Handschellen an
und verbanden meine Augen
und warfen mich in einen
israelischen Militärjeep.
Sie sagten, ich hätte im
Camp Steine auf die Soldaten
geworfen.
Ich war 2 Wochen im
Haftzentrum Ofer bei
Ramallah, im Gefängnis
behandelte mich der Arzt
schlecht. Es war, als
wollten sie meine
Verletzungen noch schlimmer
machen.
Das erste, was er machte,
war, dass er meine
Gipsverbände abnahm. Ohne
den Gips blieben die Nägel
in meinem Bein am Bettlaken
hängen. Die ganze Zeit war
da so viel Blut. Anstatt
wieder einen Gips anzulegen,
begann der Arzt alle Nägel
zu entfernen. Meine Wunden
wurden danach schlimmer.
Aber die Schmerzen waren
nicht nur physisch. Alle von
uns, die von den Israelis
verletzt worden sind, haben
ein psychisches Trauma. Ich
entwickelte eine Sucht nach
den Schmerzmitteln, die ich
brauchte, um mit meinen
Verletzungen fertigzuwerden.
Mein Vater begann, das
Medikament vor mir zu
verstecken. Ich wurde
wütend, weil ich es nicht
bekommen konnte. Ich machte
schwere Entziehungen durch;
ich litt unter
Halluzinationen und fing an
mit mir selbst zu sprechen.
Jeder einzelne meiner
Freunde ist von israelischen
Soldaten verletzt oder
verhaftet worden. Unsere
Community ist noch immer
voll Kummer wegen Raeds Tod
(Raed al-Salhi). Er war das
letzte Opfer der Israelis,
jeder im Camp mochte ihn.
Jeden von uns hätte das
gleiche Schicksal treffen
können.
Issa und ich sind die besten
Freunde. Wir sind jetzt die
einzigen von unseren
Freunden, die von den
Israelis nicht verhaftet
oder getötet worden sind.
Mustafa Elayan, 17: "Sie
wollen uns hilflos machen."
2015 eilte ich in den
Morgenstunden zum Eingang
des Camps, wo es zu
Zusammenstößen mit
israelischen Soldaten
gekommen war. Als ich dort
ankam, wurde ich sofort in
mein rechtes Bein
geschossen. Ich wußte da
noch nicht, dass es ein
israelischer Scharfschütze
auf dem Dach eines der
umliegenden Häuser war, der
auf mich gezielt hatte.
Ich stürzte zu Boden. Ich
schrie um Hilfe, aber
niemand war in der Nähe.
Alle waren weggerannt, so
schleppte ich mich zurück
ins Camp. Irgendwer im Camp
fand mich schließlich und
brachte mich weg.
Israelische Soldaten waren
an allen Eingängen zum Camp
postiert und hinderten
(palästinensische)
Ambulanzen daran
hineinzufahren. Ein privates
Auto fuhr uns zum
Krankenhaus, aber wir
brauchten mindestens 40
Minuten, um einen Weg aus
dem Camp hinaus zu finden.
Ich blutete überall. Ich
konnte nur an meine
Schmerzen denken. Ich hatte
Angst, dass ich das
Krankenhaus nicht lebend
erreichen oder von
israelischen Soldaten
verhaftet würde. Ich kam
schließlich ins Beit Jala
Rehabilitationskrankenhaus,
wo die Ärzte mir sagten, ich
hätte eine seltene
Verletzung. Die Kugel hatte
mein Bein durchschlagen und
ein Bündel Nerven zerfetzt.
Manchmal lief wegen der
Nervenschädigung ein
Elektroschock durch meinen
Körper. Die Ärzte taten
alles, um meine Schmerzen zu
lindern. Ich nahm ein
Schmerzmittel nach dem
andern. Die Ärzte
injizierten sogar ein
Anästhetikum in meinen
Rückenmarkskanal. Aber
nichts half.
Fünf Monate lang spürte ich
nichts als Schmerzen, konnte
nur an Schmerzen denken. Dem
Krankenhaus gingen dann die
Schmerzmittel aus. Ich
musste in ein anderes
Krankenhaus gebracht werden.
Die Bewohner des
Deheishe-Camps verfolgten
meinen Fall. Wochenlang
demonstrierten sie und
blockierten den Verkehr
außerhalb des Camps und
verlangten, dass die
Palästinensische
Autonomiebehörde etwas für
mich tat. Schließlich
einigte sich die PA mit den
Israelis, und meine Mutter
und ich bekamen die
Genehmigung nach Israel zu
fahren, um im
Militärkrankenhaus in Tel
Aviv behandelt zu werden.
Die Ambulanz setzte mich am
Bethlemer Checkpoint 300 ab,
von wo ich zu einer
israelischen Ambulanz
gebracht werden sollte. Aber
die Soldaten ließen mich
vier Stunden lang auf einer
Bahre auf der Strasse. Sie
machten sich über mich
lustig, boxten mich in die
Schulter und sagten:
"Glückwunsch, du bist jetzt
ein Held!". Sie sagten mir,
ich käme in ein Gefängnis.
Als meine Mutter und ich
ankamen, konnten wir mit
niemanden sprechen. Es gab
niemanden, der Arabisch mit
uns sprach. Ich schrie wegen
der Schmerzen so laut, dass
die Krankenschwestern mich
in ein Einzelzimmer
brachten, vor dem ein
israelischer Soldat postiert
wurde. Sie verschlossen die
Tür und versiegelten alle
Fenster und erlaubten nicht
einmal meiner Mutter das
Zimmer zu verlassen. Meine
Mutter schlief auf dem
kalten, harten Fußboden,
weil sich die Israelis
weigerten ihr eine Matratze
zu geben.
Ich war 19 Tage in diesem
Krankenhaus. Ich bekam keine
Behandlung. Sie gaben mir
nur alle paar Stunden
Panadol. Manchmal kam eine
Krankenschwester in mein
Zimmer und schrie mich in
Arabisch an und beschuldigte
mich ich hätte Steine
geworfen und nannte mich
einen Terroristen. Als wir
versuchten von ihr eine
Information über meine
Behandlung zu bekommen, gab
sie vor nicht Arabisch zu
können. Wir wußten nicht, was wir
tun sollten. Ich bedauerte,
dass ich in das Krankenhaus
gekommen war. So, wie ich
behandelt wurde, hatte ich
das Gefühl noch einmal
verletzt zu werden.
Unsere Freunde und die
Familie im Deheishe-Camp
erreichte über Facebook
1948-er Palästinenser
(palästinensische Bürger
Israels), um zu sehen, ob
sie uns helfen könnten.
Einige kamen ins Krankenhaus
und versuchten heraus zu
bekommen, was geschehen war.
Die Ärzte sagten ihnen, sie
würden mein Bein amputieren.
Wir bekamen große Angst.
Eines Tages bekamen 1948-er
Palästinenser während dem
Schichtwechsel der Wachen
Zugang zu meinem Zimmer. Sie
wickelten mich in ein
Leintuch, setzten mich in
einen Rollstuhl und
schmuggelten mich aus dem
Krankenhaus. Sie trugen mich
in ein israelisches Auto mit
gelbem Kennzeichen und
brachten mich zurück ins
Beit Jala-Krankenhaus.
Vier Monate später kamen
italienische Aktivisten ins
Krankenhaus, um mich zu
sehen, nachdem sie von
meinem Fall gehört hatten.
Sie brachten mich zu einer
Operation nach Italien, fast
ein Jahr, nachdem ich
verletzt worden war.
Die italienischen Ärzte
sagten mir, ich würde wieder
gehen können. Ich habe keine
Schmerzen mehr, aber vom
Knie hinunter spüre ich
nichts mehr. Ich kann meinen
Fuß noch immer nicht
bewegen, deshalb habe ich
wenig Hoffnung, dass ich
ganz geheilt werde.
Die Verletzungen haben mein
Leben zerstört. Ich kann
nicht normal gehen. Ich war
nicht mehr in der Schule,
seit ich angeschossen worden
bin. Ich mache nicht viel,
außer zu Hause zu sein oder
machmal im Camp
herumzugehen.
Aber meine Situation ist
kein Einzelfall. Die
israelische Politik ist
darauf ausgerichtet uns zu
Behinderten zu machen. Sie
wollen uns nicht töten. Sie
wollen uns am Leben
erhalten, uns aber hilflos
machen, damit wir nichts
gegen sie tun können.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
|
Die
Israelobby und die
Meinungsfreiheit in
Deutschland
- Fuad Hamdan / August 2017
- Nach dem Zusammenbruch des
Naziregimes und dem Ende des
zweiten Weltkriegs 1945
wollte man in der von den
Westmächten geschaffenen
Bundesrepublik die Lehren
aus der Hitler-Diktatur
ziehen. Die neu entstandene
Bundesrepublik Deutschland
gab sich eine moderne,
freiheitliche und auf die
allgemeinen Menschenrechte
orientierte Verfassung.
Artikel 5
dieser
wunderbaren
Verfassung unterstreicht das
Recht des Einzelnen auf
freie Meinungsäußerung:
-
"Jeder hat das Recht,
seine Meinung in Wort,
Schrift und Bild frei zu
äußern und zu verbreiten
und sich aus allgemein
zugänglichen Quellen
ungehindert zu
unterrichten. Die
Pressefreiheit und die
Freiheit der
Berichterstattung durch
Rundfunk und Film werden
gewährleistet. Eine
Zensur findet nicht
statt."
Heute kann jeder in
Deutschland mitten auf dem
Marienplatz in München, auf
der Domplatte in Köln oder
auf dem Kurfürstendamm in
Berlin stehen und lauthals
Seehofer, Merkel oder
Gabriel ohne Angst vor
staatlicher Verfolgung
kritisieren. Man kann die
Politik der USA, Russlands,
Deutschlands und die Politik
fast jedes anderen Landes
kritisieren, ja das Land
selbst in Frage stellen. Nur
bei einem einzigen Land ist
das sehr problematisch, ja
fast unmöglich - bei Israel.
Der sehr starken
Israel-Lobby in der
Bundesrepublik gelingt es
meisterhaft, jede Kritik an
der Politik Israels
gegenüber den Palästinensern
als antisemitisch zu
diffamieren.
Wie
das Beispiel Günter Grass
zeigt, werden vereinzelt
namhafte Personen, die es
gewagt haben die Politik
Israels zu kritisieren,
wochenlang von der
Israel-Lobby und ihr nah
stehenden Medien
auseinandergenommen. Das
kommt einer moralischen und
politischen Hinrichtung
gleich. Keiner seiner
Genossen in der SPD, deren
Wahlkämpfe Grass ein Leben
lang unterstützte,- hat sich
getraut ihn zu verteidigen
und ihm beizustehen. An
Günter Grass und bereits vor
ihm an Jürgen Möllemann
wollte man ein Exempel
statuieren. Mit Erfolg.
Eine SPD-Politikerin, die in
einem privaten Gespräch mit
ihrem palästinensischen
Gesprächspartner eine zarte
Kritik an der Politik
Israels äußerte, gestand:
"Wenn ich das laut sagen
würde, wäre ich politisch
tot." Dieses: „Man darf das
nur nicht laut sagen“ hört
man immer wieder, wenn es um
Kritik an der Politik
Israels geht. Diese
Tabuisierung einer
berechtigten Kontroverse ist
verhängnisvoll und passt
nicht in eine offene,
freiheitliche Gesellschaft.
Hauptadressaten der
aktuellen
Diffamierungskampagne sind
linke Gruppen, die es noch
wagen, die Politik Israels
öffentlich zu kritisieren.
Diesen Gruppen wird bewusst
pauschal Antisemitismus,
bzw. „Israelbezogener“
Antisemitismus vorgeworfen.
Dadurch werden erhebliche
Teile der internationalen
Friedensbewegung,
einschließlich der
israelischen, diffamiert.
Nach Lesart der Israel-Lobby
ist Antizionismus eine
Variante des Antisemitismus.
Damit setzt man ALLE Juden
mit einer bestimmten
politischen Bewegung, dem
Zionismus, gleich.
Zweckdienlich ist es dabei
auch, Antiimperialismus und
Antikapitalismus mit
Antisemitismus
gleichzusetzen und auch jede
Kritik an Israel als
Ausdruck von
Judenfeindschaft zu werten.
In einem Gespräch mit der
international agierenden
banken- und
kapitalkritischen
Attac-Bewegung meinten z.B.
Mitglieder der Grünen Jugend
in München, die für ihre
pro-israelische Einstellung
bekannt ist, Kritik an den
Banken sei antisemitisch.
Dieter Graumann, ehemaliger
Präsident des Zentralrats
der Juden in Deutschland,
wirft in einem Beitrag in
der
Süddeutschen Zeitung
friedensbewegten Mitgliedern
der Linkspartei vor, „obsessiv
einseitig“ gegen Israel zu
agitieren, aber zu
schweigen, wenn „es um die
Steinigung von Frauen, die
Ermordung von Homosexuellen
und die Folterung von
Andersdenkenden geht.“
Seinen Antisemitismusvorwurf
kann Dieter Graumann
inhaltlich nicht begründen.
Stattdessen bedient er sich
billiger Rhetorik und
plumper Unterstellungen. Den
Nachweis, dass Kritiker der
Politik Israels innerhalb
der Linken ausschließlich
Israel kritisieren, bleibt
Graumann allerdings
schuldig.
Er liefert in seinem Artikel
selbst ein Beispiel dafür,
wie er Kritik an der Politik
Israels als antisemitisch
interpretiert. So führt er
als Beleg für den
Antisemitismus in der
Linkspartei an, dass drei
ihrer Abgeordneten bei der
Begrüßung des israelischen
Präsidenten Shimon Peres im
Bundestag demonstrativ
sitzen blieben.
Seitdem die BDS-Bewegung
gegen die israelische
Besatzung Palästinas
weltweit immer populärer
wird, ist die Treibjagd auf
alles Israelkritische immer
aggressiver geworden.
"Boykott, Desinvestition und
Sanktionen (BDS) ist eine
von der palästinensischen
Zivilgesellschaft geführte
weltweite, gewaltfreie
Bewegung, die auf Israel
dahingehend Druck ausübt,
dass es seinen
Verpflichtungen gemäß dem
internationalen humanitären
Völkerrecht und den
Menschenrechten, wie in
zahlreichen UN Resolutionen
gefordert, nachkommt und die
Besetzung palästinensischer
und syrischer Gebiete
beendet, die systematische
Diskriminierung der
Palästinenser im besetzten
palästinensischen Gebiet und
in Israel selbst einstellt
und die Rückkehr der
palästinensischen
Flüchtlinge zulässt."
Dubiose Stiftungen wie die
Amadeu-Antonio-Stiftung, wo
der Name Seriosität
vermitteln soll, werden
eingespannt, um
pseudowissenschaftlich zu
beweisen, dass Antizionismus
und die BDS-Bewegung nichts
weiter sind als eine Form
des Antisemitismus. Dass
Länder wie das damalige
Südafrika, Russland, Iran,
Lybien, Irak, Syrien u.a.
jahrelang unter westlichen
Sanktionen litten, wird
außer Acht gelassen.
Die Verteidiger der
israelischen Politik suchen
nicht den Diskurs,
geschweige denn den Dialog
mit Andersdenkenden, sie
versuchen unliebsame
israelkritische
Veranstaltungen zu
unterbinden. Eine andere
Sichtweise des
Nahost-Konflikts als die
ihre darf nicht gehört
werden. Und es gelingt ihnen
immer wieder, solche
Veranstaltungen, zumindest
in kommunalen Räumen, zu
verhindern.
Der von der Landeshauptstadt
München der Internationalen
Frauen Liga für Frieden und
Freiheit zuerkannter „Anita
Augspurg Preis“ wurde
zurückgenommen. Von der
Stadt bereits entsandte
Einladungen galten nicht
mehr - die anberaumte
feierliche Preisverleihung
wurde kurzerhand abgesagt.
Hauptvorwurf: Die
Organisation habe auf ihrer
Homepage die BDS-Kampagne
unterstützt. Der über
hundertjährige Einsatz für
Frieden und Freiheit dieser
Frauenorganisation zählte
nicht mehr.
Dem Trägerkreis EineWeltHaus
München wurde von der Stadt
untersagt, einer
Nutzergruppe des Hauses
stadteigene Räume für einen
Vortrag zum Thema
"Antisemitismus heute" zu
überlassen, obwohl der
Referent selbst ein Jude
ist.
Der kritischen Gruppe
"Jüdische Stimme für
gesrechten Frieden in
Naohost" in Berlin wurde das
Konto bei der Bank für
Sozialwirtschaft gekündigt,
Begründung: Die Gruppe
unterstütze die
BDS-Kampagne.
Der aktuelle Antrag der
CSU/SPD Stadtratsfraktionen
im Münchner Stadtrat, die
BDS-Kampagne als
antisemitisch zu
klassifizieren ist der
Höhepunkt dieser
Diffamierungskampagne
Auf die Frage der
EU-Parlamentarierin Martina
Anderson, ob die
EU-Kommission das Recht von
BDS-Aktivist_innen auf das
Ausüben der demokratischen
Meinungsfreiheit zu schützen
gedenke, antwortete Federica
Mogherini, hohe Vertreterin
der EU für Außen- und
Sicherheitspolitik: „Die EU
schützt die Meinungs- und
Versammlungsfreiheit in
Übereinstimmung mit der
Charta der Grundrechte der
Europäischen Union, die auf
dem Gebiet aller
EU-Mitgliedsstaaten
einschließlich der in diesem
Gebiet durchgeführten
BDS-Aktivitäten.“
Es gab Zeiten in diesem
Land, in denen Nazischergen
und Schlägertrupps
unliebsame linke
Veranstaltungen mit roher
Gewalt gesprengt haben.
Die Israel-Lobby muss heute
keine Schlägertrupps
schicken, um israelkritische
Veranstaltungen zu
verhindern, es reicht ein
Anruf oder Brief bei einem
Oberbürgermeister einer
oberbayerischen Stadt - oder
sonst wo in Deutschland.
Der eingangs zitierte
Artikel 5 der Verfassung
wird zugunsten einer
Lobbygruppe außer Kraft
gesetzt
|
Palästinenser
aus
Deheishe stirbt nach
brutalem israelischen
Angriff
- Nora Barrow-Friedman - 6.
September 2017 -
Am Sonntag starb ein
palästinensischer
Jugendlicher, der in der
Bibliothek arbeitete, an
seinen Verletzungen, die er
im letzten Monat erhielt,
als israelische Soldaten ihn
7 mal aus kurzer Entfernung
beschossen, während sie
seine Wohnung früh morgens
überfielen.
Er ist das letzte Opfer der
üblichen israelischen
Überfälle auf das
Dheishe-Flüchtlingslager bei
Bethlehem in der besetzten
Westbank. Ein Bewohner
erzählte Electronic
Intifada, dass während der
letzten Monate israelische
Kräfte fast jede Nacht das
Lager überfielen.
Raed al Sahli,22 wurde von
Undercover-Soldaten am 9.
August aus seinem Bett
geschnappt, angegriffen,
angeschossen und eine halbe
Stunde durch die Gassen des
Lagers geschleift.
Der Überfall wurde von
Undercover-Agenten der
Duvdevan-Einheit
durchgeführt, die sich oft
als palästinensische
Zivilisten verkleiden -
sog. mistaravim.
Soldaten nahmen al-Salhi ins
Hadassah-Krankenhaus in
Jerusalem, wo er unter
Arrest gesetzt wurde,
obwohl er ins Koma gefallen
war. Er blieb bewusstlos auf
der Intensiv-Station, bis er
am 3, September starb.
Keinem seiner
Familienmitgliedern wurde
erlaubt, ihn zu besuchen.
Trotz seines kritischen
Zustandes wurde er schwer
bewacht.
Die israelischen Kräfte
schossen während desselben
Überfalls auch einen anderen
Mann, Azit Arafeh ins Bein –
nach einem Bericht von Maan.
Arfeh wurde wochenlang an
sein Krankenhausbett
gefesselt. Er musste auch
künstlich beatmet werden.
Als Gegenstand des Spottes
bei einem juristischen
Prozess wurde Aref einmal
in einem Krankenhausbett vor
das Militärtribunal
gebracht.
Eine Woche nach dem
Überfall ergriffen
israelische Kräfte al-Salhis
Bruder Bassam während einer
anderen Invasion im Lager,
berichtet Maan.
Al-Salhis Verhaftung wurde
auf mehrere Male vom
Ofer-Militärgericht unter
dem Vorwand verlängert, das
Verhör zu vervollständigen –
trotz der Tatsache, dass er
sich in kritischer Situation
befand, bewusstlos und vom
Ventilator abhängig war,
berichtete das
palästinensische Gefangenen
Netzwerk Samidoun.
Fünf Jugendliche des Lagers
wurden in zwei Jahren
getötet.
Al-Salhi ist der fünfte
Jugendliche in Dheisheh, der
vom israelischen Militär
seit Februar 2015 getötet
wurde.
Im Juli wurde der 18Jährige
Baraa Hamamda in die Brust
geschossen und getötet und
zwar auch von der Duvdevan
Sondereinheit.
Schlafen mit einem offenen
Auge
„Während Juli und August
haben israelische Soldaten
fast jede Nacht
angegriffen“, sagt eine
Quelle, die darum bat, nicht
mit Namen genannt zu werden,
weil die Gefahr besteht,
dass Israel Vergeltung übt,
sagte Electronic Intifada
am Montag.
„Nächtliche Überfälle sind
für Dheishsh etwas Übliches
geworden. Wir wachen oft
mit dem Geruch von Tränengas
auf und können nie tief
schlafen – man muss ein Auge
offenhalten, um deine
Familie so gut wie möglich
zu schützen“, sagt die
Quelle.
Die Jugend im Lager ist
häufigen Verhaftungen,
Schikanen, Bedrohungen,
Verletzungen und
außergerichtlichen
Exekutionen während
Überfällen in den letzten 2
Jahren durch israelisches
Militär ausgesetzt.
Ein Offizier der
israelischen
Geheimdienstpolizei, dem das
Lager übertragen wurde und
unter dem Namen „Captain
Nidal“ bekannt, hat die
Überfälle überwacht, bei
denen die Soldaten den
Auftrag bekamen,
palästinensische Jugendliche
in die Beine zu schießen,
damit sie nachher behinderte
sind.
Die Electronic
Intifada-Quelle im Lager
sagte, dass es unklar sei,
ob Captain Nidals Einheit
direkt am Erschießen von
Raed al-Salhi und Aziz
Arafeh beteiligt war.
„Folter“
Al-Salhi war ein aktiver
Freiwilliger am
Laylac-Gemeinde-Zentrum in
Dheisheh. Er leitete ein
Programm, um kleine
öffentliche Büchereien im
Lager aufzubauen, um die
Leute zum Lesen zu ermutigen
und sich über verschiedene
Themen schlau zu machen,“
Die Nachricht von Al-Salhis
Tod war für uns alle eine
(unerträgliche) Nachricht.
Wir hatten alle gehofft,
dass wir ihn lebend
wiedersehen würden.“
Die Bewohner von Dheisheh
errichteten am Eingang des
Lagers ein Trauerzelt, damit
Al-Salhi s Freunde, Familie
und Nachbarn ihm ihre
Achtung zeigen konnten.
Israel weigerte sich, die
Leiche von Al-Salhi
herauszurücken; dies war
nur, um seine Familie und
das Lager zu foltern.
Während Al-Salhis Familie
auf die Ankunft seiner
Leiche wartet, trösten
Mitglieder der Gemeinde
auch die, die nicht nur von
dem Tod betroffen sind,
sondern mit dem täglichen
Terror von Israels
unerbittlichen Angriffen auf
das Lager,“ sagt die Quelle.
„Als Organisationen, als
Gemeinde, als Jugend im
Lager und als Eltern fragen
wir uns alle, was wir tun
können. Das ist eine große
Frage, die wir nicht
beantworten können“.
Raed al-Sulhi ist der
37.Palästinenser, der in
diesem Jahr von Israelis
getötet wurde. Von
Palästinensern wurden 12
Israelis, die meisten
Soldaten, und ein Engländer
während derselben Zeit
getötet.
Quelle
( dt. Ellen Rohlfs, die
mehrfach in Dheishe war) |
Arbeitet nicht zusammen
mit den israelischen
Folterern
Ali Abunimah, 4. September
2017
Palästinensische Akademiker
drängen ihre europäischen
Kollegen dahin, ihre
Zusammenarbeit mit einem
EU-Projekt zu beenden, das
israelische Folterer
begünstigt.
Die palästinensische
Föderation of Unions of
University Professors und
Employees und PACBI, die
Palästinensische Kampagne
für den akademischen und
kulturellen Boykott Israels,
rufen Belgiens KU
Leuven-Universität und
Portugals INESC-ID
Forschungsinstitut auf, sich
aus dem von dem
EU-finanzierten
Law-Train-Programm zurück zu
ziehen.
Sie drängen auch drei
britische Akademiker, die
als Berater bezeichnet
werden, von der Portmouth
Universität: Clair Nee und
Jo Taylor und Willim Finn,
beide vom Polizei-College,-
sie mögen ihre Rollen in dem
Projekt aufgeben. Law-Train
begann im März 2015 mit dem
angeblichen Ziel, die
Verhör-Techniken zwischen
den Ländern, die den neuen
Herausforderungen der
transnationalen Kriminalität
gegenüberstehen,
auszugleichen.
Es ist ein gemeinsames
Projekt mit Israels
allgemeinen
Sicherheits-Ministerium, der
Polizei und Israels
Ban-Ilan-Universität.
Doch die internationalen
Rechts-Experten sagten im
Juni, dass LAW-TRAIN die
EU-Regulierungen und das
Internationale Gesetz
verletzt, weil Israels
allgemeines
SicherheitsMinisterium
verantwortlich oder
tatbeteiligt an Folter und
anderen Verbrechen sei.
Kriegsverbrechen finanzieren
Israels Polizei und
Bar-ilan-Universität sind
direkt auch mit zahlreichen
Verstößen, einschließlich
außergerichtlichen
Exekutionen, Folter,
Kriegsverbrechen und
betrügerischem
Einverständnis mit Israels
Geheimpolizei verbunden,
sagen palästinensische
Akademiker.
„Zusammenarbeit mit diesen
Institutionen durch
LAW-TRAIN missachtet nicht
nur die palästinensischen
Menschenrechte,“ fügt er
hinzu, „ es gibt auch freie
Bahn zur Fortsetzung für
diese Foltermethoden und –
was noch schlimmer ist –
präsentiert sie als ein
Beispiel für Europa.
EU-Offizielle behaupten,
dass LAW-TRAIN eine ethische
Bewertung genehmigte, aber
nach Rechts-Experten war der
Prozess fehlerhaft und
ignorierte hauptsächliche
EU-Vorschriften, die das
Finanzieren von Individuen
und Entitäten verbieten, die
mit ernstem Fehlverhalten
beteiligt sind.
LAW-TRAIN wird unter Horizon
2020 finanziert, einem
EU-Programm, das Millionen
von Dollar an israelische
Waffenfabrikanten und
Menschenrechts-Verletzer
liefert unter dem
Deckmantel, die Forschung zu
unterstützen.
Zum Beispiel gibt Horizon
2020 Millionen Dollar an
die Elbit-Systeme, eine
israelische Gesellschaft,
die dem israelischen Militär
hilft, einem internationalen
Verbot von Splitterbomben
aus dem Weg zu gehen.
Anfang dieses Jahres
besuchte der
EU-Wissenschafts-Kommissar
Carlos Moedas Israel, um
Israels Rolle bei Horizon
2020 zu feiern.
Europäische
Befriedungspolitik
Die offizielle Logik von
EUs bedingungsloser
Unterstützung für Israel
scheint die zu sein, die
sich im „Dialog“ engagiert
und Israel versichert, dass
Israel sich sicher genug
fühlt, einige Schritte in
Richtung „Frieden“ zu nehmen
und zur mythischen
Zwei-Staaten-Lösung.
Aber die
EU-Befriedungspolitik hat
genau den gegenseitigen
Effekt erreicht: es hat
Israel nur ermutigt, noch
mehr Verbrechen zu begehen.
2014 z.B. begann die EU
einen „dialog“ , der das
Ziel hatte, Israel zu
überzeugen, den Abriss von
palästinensischen Häusern
und Strukturen in der
besetzten Westbank
einzustellen.
Nach einer Analyse
reagierte Israel mit einer
Zunahme von Häuserabrissen,
die durch die EU finanziert
worden waren.
In den letzten Jahren hat
Israel von der
EU-finanzierte Projekte im
Wert von mindestens
$74-Millionen zerstört – in
totaler Straffreiheit.
Im letzten Monat zerstörte
Israel mehrere von
europäischen Steuerzahlern
finanzierte Schulen und
Projekte in der Westbank.
Die Antwort der EU war eine
schwache Erklärung, der mehr
Belohnungen folgten.
Ironischer Weise, kam eine
der schärfsten - doch
zahnlosen –Proteste gegen
die Zerstörungen von der
belgischen Regierung, die
mit LAW-TRAIN eng verbunden
ist: mehrere belgische
juristische Offizielle sind
eng mit dem Programm
verwickelt.
Aber das spektakulärste
Fehlverhalten der
EU-Befriedungspolitik kam
mit Minister Präsident
Netanjahus kürzlichem
Schwur, dass Israel niemals
irgendwelche Siedlungen aus
der besetzten Westbank
entfernen werde. So wurde
die Hülle der naivsten und
mitschuldigsten
EU-Mitarbeiter aufgedeckt,
dass Israel angeblich an
einer Zwei-Staaten-Lösung
interessiert sei. Alle
israelischen Siedlungen sind
nach Internationalem Recht
illegal und sogar die EU
behauptet, gegen sie zu
sein.
Doch überrascht dies kaum,
da Israel seinen Diebstahl
und die Kolonisierung des
Westbank-Landes
beschleunigt: Der
EU-Botschafter in Tel Aviv
stellte letztes Jahr
öffentlich fest, dass Waren,
die in israelischen
Siedlungen hergestellt
werden, auf europäischen
Märkten willkommen sind,
auch wenn größere
Menschenrechtsgruppen zu
einem totalen Verbot von
Verboten mit Siedlungen
aufrufen.
Unvergessen, unbeirrt
Die EU-Bürokraten handeln
weiter, als ob sie nicht
wüssten, was Israel tut und
belohnen es in dieser Woche
mit dem Besuch von Elzbieta
Bienkowska, die „Unternehmer“-Kommissarin.
Ihr Ziel war es weiter
„Zusammenarbeit“ zu liefern
auf dem Gebiet der
Wissenschaft und Technologie
– oft ein verschlüsseltes
Wort für Waffenentwicklung
und Waffenhandel.
Bienkowskas Besuch ist der
letzte einer hoch
profilierten Parade von
EU-Mitarbeitern nach Tel
Aviv, der
Wissenschafts-Beauftragten
Moedas einschloss.
Ein anderer führender
Mitarbeiter versprach vor
kurzem EU-Unterstützung für
Israels Bemühungen, Kritik
an seiner Politik zum
Schweigen zu bringen und
zwar unter dem Mäntelchen
gegen den Antisemitismus zu
kämpfen.
EU-Mitarbeiter fahren auch
fort, der gewaltlosen
BDS-Bewegung Übles
nachzureden, mit der
Behauptung, die EU könne
nicht die Behauptung
nachweisen, dass die
BDS-Aktivitäten zu
vermehrten antisemitischen
Vorfällen geführt hätte.
Die klare und konsequente
Botschaft von Brüssel nach
Tel-Aviv ist, dass die EU
nicht nur Israels
Verbrechen toleriert,
sondern sie mit Begeisterung
unterstützt.
Das ändert sich
wahrscheinlich nicht, bis
die europäischen Bürger die
Botschaft verstärkt
ausführen, dass sie nicht
länger erlauben, dass ihre
Steuern von EU-Mitarbeitern
und europäischen
akademischen Institutionen
missbraucht werden, um
Israels Besatzungsregime,
seinen Siedler-Kolonialismus
und seine Apartheit zu
unterstützen.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Es
reicht nicht, die
Besatzung zu beenden -
Progressive Israelis und
Palästinenser haben eine
wichtige Aufgabe: eine
politische Bewegung
aufzubauen, die uns eine
wirksame Stimme gibt , um
die Zukunft unseres Landes
zu formen
- Jeff Halper
Da wir den 50. Jahrestag von
Israels Besatzung erreicht
haben, ist es schwer, am
Horizont ein durchführbares
politisches Programm oder
eine konzentrierte
politische Bewegung jenseits
des ungenauen Slogans:
„beendet die Besatzung“ zu
finden. Die von der
israelischen
Friedensbewegung der
letzten 50 Jahre und von
der PLO/PA der letzten 30
Jahre unterstützte Lösung –
zwei Staaten für zwei Völker
– ist ritualisiert und
versteinert worden und
funktioniert nicht mehr.
Sie ist tief unter den
israelischen Siedlungen
begraben worden, wie auch
unter massiven Blocks in
Ost-Jerusalem und der
Westbank, wo inzwischen 800
000 israelische Siedler
wohnen.
Ganz bewusst und
systematisch und mit
unbegrenzten Ressourcen hat
Israel nahezu das große
Projekt des Zionismus
vollendet: tatsächlich die
Judaisierung des Landes und
Palästina in das Land von
Israel verwandelt. „Ost“-Jerusalem
1967 annektiert, hat längst
aufgehört, als eine
kohärente, funktionierende
städtische Entität zu
existieren. Die Westbank
ist zu Judäa und Samaria
geworden. Mehr als 90% der
Palästinenser sind auf nur
12% des ganzen Landes
eingeschlossen, obwohl sie
fast die Hälfte der
Bevölkerung audmachen.
Groß-Israel ist eine
Realität, eine unumkehrbare
Realität, unleugbar ein
einziger Apartheid-Staat.
Ein Blick auf die Karte
genügt, um die „Matrix der
Kontrolle“ zu zeigen, die
Israel auf Dauer über die
besetzten palästinensischen
Gebiete gelegt hat.
Die Karte zeigt, wie jede
Regierung absichtlich jede
Möglichkeit eines
lebensfähigen
palästinensischen Staates
während der letzten fünf
Jahrzehnte eliminiert hat.
Zone A und B zeigen bis zu
welchem Grad das
palästinensische Gebiet in
winzige Enklaven zerteilt
und durch Siedlungsblocks
voneinander getrennt wurden,
die Trennungsmauer und ein
Labyrinth von israelischen
Schnellstraßen. Israel
kontrolliert alle vitalen
Ressourcen der OPT, seinen
Luftraum und die
Kommunikations-Sphäre. Indem
es Mauern und
Genehmigungs-Regime aufrecht
erhält, hat es
Groß-Jerusalem von der
palästinensischen
Gesellschaft und Wirtschaft
getrennt und so den
Palästinensern ihr
politisches, religiöses und
kulturelles Zentrum geraubt,
natürlich auch ihr größtes
Touristen-Zentrum, die
Quelle von 40% ihrer
Wirtschaft.
Die Karte kann den Rest
nicht zeigen: die Zerstörung
der palästinensischen
Wirtschaft und die
Verarmung seines Volkes
(70% leben unter der
Armutsgrenze), Vertreibung
(fast 50 000
palästinensische Häuser
wurden seit 1967 in den OPT
zerstört , seit 1948 wurden
mehr als 70 000 innerhalb
Israel zerstört) eine
traumatisierte Bevölkerung,
die Jahrzehnte lang eine
unerbittliche,
unterdrückerische
Militär-Besatzung erduldet
hat, 800 000 von ihnen
waren in Gefängnissen und
wurden gefoltert,
Beschränkungen der Bewegung
und sogar der
Familienzusammenführung,
veranlasste Emigration und
anderes mehr.
Geben wir es zu : Keine
israelische Regierung der
letzten 50 Jahre hat
ernsthaft die Aussicht auf
einen echten, souveränen
und lebensfähigen
palästinensischen Staat
gestellt, auch nicht
während der glänzenden Tage
des
„Oslo-Frieden-Prozesses“.
Was heute besteht, ist eine
Apartheid. Ein einziger
Staat – Israel – beherrscht
das ganze Land und ein
ganzes Volk ohne zivile,
humane oder nationale
Rechte.
Eine effektive Regierung,
eine Armee, eine Wirtschaft,
eine Infrastruktur und eine
unmittelbare territoriale
Siedlungsnachbarschaft
beherrscht das
palästinensische Leben
politisch, wirtschaftlich,
militärisch und physisch,
während die palästinensische
Bevölkerung – die Hälfte des
ganzen Landes – auf Dutzende
von winzigen Enklaven von
nur 10 % des Landes
begrenzt sind.
Während der Jahre haben
progressive Israelis mit
verschiedenen Lösungen
gespielt, verschiedene
Variationen des
Zwei-Staaten-Themas. Die
meisten sind
„föderalistische Modelle der
einen oder anderen Art,
indem sie Lova Eliavs Idee
eines Staates
wiederbelebten, in dem
Nationalität vom Gebiet
getrennt ist. Eine
vorgeschlagene
„Heiligland-Union“ sieht 3
Staaten für zwei Völker in
einem Land vor. „einen
säkular föderalen Staat, der
die Herrschaft über das
Gebiet und über zwei nicht
territoriale Nation-Staaten.“
Eine andere
„israelisch-palästinensische
Föderation“ bietet 15
föderalen Distrikten, die
nach der jüdisch-arabischen
Bevölkerungsgrenze getrennt
ist. „die Zwei-Staaten/ Ein
Homeland“ ist sogar noch
mehr verschachtelt. Hier
teilen sich zwei nationale
Gruppen dasselbe Land,
halten aber getrennte
Staatsbürgerschaft,
politische Systeme und
Parlamente, wobei „beide
Staaten damit
einverstanden sind, dass
eine verhältnisgleiche Zahl
von Bürgern des andern
Staates in ihrem Gebiet
leben und den Status des
permanenten Bürgers
erhalten.
Was all diese Versionen der
Zwei-Staaten-Lösung
verbindet, ist eine
felsenfeste Überzeugung,
dass Palästinenser und
Israelis so unvereinbar
sind, dass sie nicht
dieselbe Politik teilen
können – eine Idee, die ich
nicht akzeptieren kann.
Ausnahmslos lassen sie die
Sicherheit für die
voraussehbare Zukunft in
israelischen Händen .
Von der Apartheid zu einer
multikulturellen Demokratie
Die absichtliche und
systematische Eliminierung
der Zwei-Staaten-Lösung
durch Israel und die
Unzulässigkeit der Apartheid
lassen nur eine Option für
ein gerechtes politisches
Abkommen für einen Konflikt,
der eine ganze Region
destabilisiert und für die
Palästinenser zerstörerisch
ist: ein einziger
demokratischer Staat, der
all seinen Bürgern die
gleichen Rechte zusichert.
Eine Person – eine Stimme.
Ein einziges
parlamentarisches Regime,
die Schaffung einer
robusten und integrativen
Bürger-Gesellschaft, die
volle Integration der Armee
und Sicherheitskräften, die
Rückkehr aller
palästinensischen
Flüchtlinge, die wollen
(begleitet von
Landumverteilung,
finanzieller
Wiedergutmachung, Wohnbau
und aktive Fördermaßnahmen
in der Bildung und Miete)
und eine Wirtschaft, die
jedem dient.
Wie in vielen anderen
Ländern ist auch
Palästina/Israel
multikulturell. Wie die
beigefügte Skizze zeigt,
besteht sie aus nationalen
Gruppen (palästinensische
Araber und israelische
Juden), religiösen
Gemeinschaften ( Muslimen,
Juden und Christen in einer
Unmenge von Denominationen,
wie z.B. die Hamas, die
säkulare Fatah oder
religiöse Zionisten, als
auch politische
Gemeinschaften) und
ethnische Gruppen (Mizrahim,
Drusen und die asylsuchende
Gemeinschaft und andere )
Viele dieser Gruppen
überschneiden sich.
Während jeder an der
größeren Bürgergesellschaft
teilnehmen würde, könnten
sich die Bürger auch an
ihren verschiedenen
Identitäten festhalten, ja
auch innerhalb ihrer
Gemeinschaften. Sicherlich
hat eine Gesellschaft, die
Jahrhundert lange zivile
und nationale Kriege,
Siedlerkolonialismus und
Besatzung erlebt hat,
kollektive Identitäten, die
zentral bleiben . Die Leute
würden die Freiheit haben,
von einem Sektor angezogen
zu sein, den sie wünschen.
Es ist also ein Hin und Her
zwischen den Sektoren
möglich.
Religiösere Juden und
Muslime mögen z.B.- mehr
von ihren eigenen
nationalen/religiösen
Gemeinschaften hingezogen
fühlen. So würden es
zurückkehrende Flüchtlinge
der ersten Generation und
alte Leute tun und
vielleicht die
Arbeitsklassen. Dieser
Multikulturalismus wird vom
Staat anerkannt werden und
in die Verfassung
aufgenommen, die kollektive
wie individuelle Rechte
garantieren wird , wie auch
die Rechte der Sprache, des
Erbes und kommunaler
Institutionen neben denen
der zivilen Gesellschaft.
Verfassungsmäßig geschützter
Multikulturalismus wird die
Knesset daran hindern, neue
Gesetze zu verabschieden,
die die Integrität
irgendeiner nationalen,
religiösen oder kulturellen
Gruppe verletzt oder eine
Gemeinschaft einer anderen
bevorzugt. Diese würde eine
zusätzliche Schutzschicht
für israelische Juden
liefern, deren kollektive
Identität, Sprache und Erbe
anerkannt werden wird, wie
dies auch auf
palästinensischer Seite
geschehen würde.
Da die Jahre vergehen und
Bürger wie Gemeinschaften
ein Gefühl der Sicherheit,
des Vertrauens und der
Verbundenheit empfinden und
da jüngere Generationen
auftauchen, für die das
Leben in einer allgemeinen
zivilen Gesellschaft normal
ist, wird eine allgemeine
zivile Identität auftauchen
und sich erweitern. Zuerst
wird vor allem die jüngere
Generation angezogen,
säkulare Leute und die
Mittelklasse, eine
bürgerliche Gesellschaft
würde allgemeines Leben
werden, umgewandelt in die
allgemeine
Staatsbürgerschaft, ein
allgemeines Parlament,
allgemeine kollektive
Erfahrungen, die sich aus
dem täglichen Leben ergeben,
wie zivile Heirat,
integrierte Gemeinden und
Schulen, allgemeine Medien,
das Lernen der Sprache des
anderen, allgemeine
Feiertage und Symbole etc.
Es wird nicht nur eine neue
politische Entität
entstehen, sondern eine neue
Gesellschaft, ein Beispiel
für andere, wie ethnische
Konflikte durch Gleichheit,
Demokratie und
Multikulturalismus gelöst
werden können.
Politische Akteure oder
Störenfriede
?
Abgesehen vom Formulieren
gerechter praktikabler
Lösungen haben progressive
Israelis und ihre
palästinensischen Partner
noch eine andere wichtige
Aufgabe: eine politische
Bewegung innerhalb des
Landes und international
aufzubauen – ganz unten –als
Grassroot - als auch in den
Parlamenten, die uns eine
wirksame Stimme gibt, um die
Zukunft unseres Landes
aufzubauen. Wir müssen uns
entscheiden, ob wir
politische Akteure sein
wollen oder nur
Kommentatoren. Wenn das
erstere, dann sind meiner
Ansicht nach vier Dinge
notwendig.
1.
Müssen wir ein gerechtes und
durchführbares politisches
Programm formulieren –
meiner Meinung nach entlang
den oben genannten Linien .
Wir müssen es tun, da es
keiner tun will: nicht die
Regierungen, nicht die
Parteien, nicht die NGOs,
kein akademisches Forum,
keine Aktivisten, deren
Widerstand vor Ort - so
wichtig er ist – nicht auf
ein aktuelles Programm
gerichtet ist. In der Tat
sind wir die einzigen
Akteure, die (1)kritische
politische Analysen mit
(2)der „Vor-Ort“-Erfahrung
verbinden und (3). der
Fähigkeit, die zivile
Gesellschaft zu Hause und im
Ausland zu mobilisieren --
dies alles ist nötig, um
ein gerechtes und
durchführbares politisches
Abkommen zu erreichen.
Bewaffnet mit einem
politischen Plan haben sogar
wenige Leute die Macht,
dringend unsere
verzweifelten Kräfte in eine
mächtige und konzentrierte
Bewegung zu bündeln. Dies
war es, was unsere Feinde,
die Siedler vor 50 Jahren
taten. Die Rechte in aller
Welt sah sich selbst als
Akteur und hat hart
gearbeitet, um aus der
Verhöhnung und der
Finsternis in eine Position
der Dominanz von heute
aufzutauchen. Die Linke, die
einmal das politische Sagen
hatte, scheint ihren Glauben
an die Fähigkeit zu führen,
verloren zu haben. Wir haben
uns marginalisiert. Es wird
Zeit, an die Oberfläche
zurück zu kehren – in
Palästina/Israel und
anderswo.
2.
Die Palästinenser müssen
trotz all ihrer
Einschränkungen die Führung
übernehmen. Es gibt keinen
anderen Weg. Kein andere
kann die palästinensische
Sache so vertreten und
hat das Recht, ein
politisches Programm zu
formulieren. Ohne ihre
Führung, Regie und Leitung
sitzen wir fest, nichts wird
geschehen. Der weltweiten
BDS-Bewegung ist es
gelungen, Massen zu
mobilisieren, um Palästina
zu unterstützen. Sie lässt
sie jedoch hängen. Die
Massen von Unterstützern
für einen gerechten Frieden
in Palästina/Israel können
mobilisiert werden, sie
müssen aber wissen zu
welchem Ende. Was verlangen
wir von unsern politischen
Führern? „Das Ende der
Besatzung“ ist ein Anfang,
und wie geht es weiter?
Die vielen Israelis und
Internationalen
mobilisierten sich, um
Palästina zu unterstützen -
sie müssen ermächtigt und
von Palästinensern geleitet
werden.
3.
Wir müssen die Dringlichkeit
des Augenblicks auf zwei
Ebenen verstehen. Zunächst
politisch Trump, Netanjahu,
Abu Mazan und der Rest
kochen ein Regime
permanenter, international
sanktionierter Apartheid
und dies geschieht jetzt. Wo
sind wir? Was für eine
Alternative bieten wir?
Haaretz beschrieb kürzlich
(24. Mai) wie die
US-Regierung als eine mit
„allgemeinen Prinzipien“
nach den Siedlungen schaut.
Wir können fünf anbieten:
·
Ein gerechter Friede muss
eine Balance zwischen
kollektiven Rechten
(Selbstbestimmung) und
individuellen Rechten
(Demokratie) sein.
·
Ein gerechter Frieden und
die Verhandlungen, die dahin
führen, müssen mit den
Menschenrechten, dem
Internationalen Gesetz und
den UN-Resolutionen
übereinstimmen.
·
Ein gerechter Friede
fordert, dass das
Flüchtlingsproblem voll
gelöst wird.
·
Ein gerechter Frieden
bedeutet, ein politisches
System und eine zivile
Gesellschaft errichten,
die soziale,
wirtschaftliche, politische
und kulturelle Gleichheit
zusichert und völlige
Integration der
Sicherheitskräfte.
·
Ein gerechter Friede muss
regional im Bereich sein.
Warum werfen wir nicht
unsere Prinzipien in die
Diskussion? Wenn wir nicht
sofort und wirksam
organisieren, was zunächst
und vor allem ein eigener
politischer Plan bedeutet,
werden wir einfach
verlieren. Wir haben keine
Zeit mehr. Man kann
behaupten – wie viele
Israelis und sogar
Palästinenser tun, dass
jetzt nicht die Zeit für
eine Lösung ist -- lassen
wir dies die nächste
Generation tun.
Die israelische Apartheid
mag eines Tages fallen; aber
ist es ein politischer Plan
zu warten, nur zu
protestieren und unsere
Hoffnung auf zukünftige
Generationen zu setzen? Oder
machen wir einen
geheimnisvollen Schritt.
Als die Süd-Afrikanische
Apartheid fiel, hörten wir
oft, so will es Israel. der
Trugschluss ist natürlich,
dass sie nicht nur wegen des
Gewichts seiner eigenen
Ungerechtigkeit fiel. Sie
wurde von schwerer Arbeit
des ANC besiegt.
Die politische Richtung zu
liefern, ist auch für
interne Bewegungsgründe
dringend. Man beginnt sich,
von der palästinensischen
Sache zu entfernen. Der
politische Kampf verschmäht
aber ein Vakuum. Ohne eine
empfohlene Endphase,
beginnen die Leute
wegzulaufen. Wenn sich
jahrelang nichts auf der
palästinensischen Seite
(außer einer immer größer
werdenden Besatzung) bewegt,
wendet man seine Zeit und
Energie dringenderen
Problemen zu: Syrische und
andere Flüchtlinge, Trump
und Theresa May bekämpfen,
Klimawandel, lokale
Probleme etc. Wir müssen
eine Bewegung aufbauen –
oder eher die existierende,
aber stecken gebliebene
Bewegung wachrütteln. Ein
gemeinsames politisches
Programm ist äußerst
dringend.
Wir sollten durch 50 Jahre
Besatzung gekennzeichnet
sein, aber für uns selbst
beschließen, dass dies das
erste Jahr effektiven
Widerstands, Befürwortung
und politischer Bewegung ist
. Das Fenster ist im
Begriff, sich zu schließen.
Jeff Halper ist Direktor
des israelischen Komitees
gegen Hauszerstörung (ICAHD)
ein Gründer und ein Gründer
von „The People
yes-Netzwerkes)
(dt. und geringfügig
gekürzt: Ellen Rohlfs)
Quelle
|
"Ich
werde dich vor deiner
Mutter erschießen" -
israelisches Militär
verfolgt Drohung gegen
palästinensischen Jugendlich
konsequent weiter
Yumna Patel -
5.09.2017 - Fast einen Monat
nachdem israelische Soldaten
während einer nächtlichen
Razzia im
Deheisha-Flüchtlingslager
sieben Mal auf ihn
geschossen haben, erlag der
22-j. Raed al-Salhi am
Sonntag im
Hadassa-Krankenhaus in
Jerusalem seinen
Verletzungen. Seine Mutter
Zaynab hörte die Nachricht
zu Hause. Sie hatte nicht
einmal eine Möglichkeit sich
von ihm zu verabschieden.
Israelische Soldaten hatten
Raed Ende Juli gewarnt, sie
würden wegen ihm
wiederkommen.
"Sie riefen ihn und sagten
ihm bei der Razzia zu seiner
Festnahme: 'Wir werden dich
vor deiner Mutter
erschießen", sagte der
24-j.Kahled, einer der vier
Brüder von Raed ein paar
Tage vor Raeds Tod gegenüber
Mondoweiss.
Zwei Wochen später, am
9.August, schossen
israelische Soldaten im Hof
hinter dem Wohnhaus auf Raed,
während seine Mutter drinnen
im kleinen Wohnzimmer saß,
nur wenige Schritte
entfernt.
Die Drohung kam von 'Captain
Nidal', Pseudonym für den
israelischen Kommandeur für
militärische Operationen in
diesem Gebiet, der bei den
Palästinensern für die ihm
vorgeworfenen Drohungen
gegen die jungen Leute im
Lager berüchtigt ist.
Nach dieser Drohung, von der
Raed seiner Mutter nur
zögernd erzählte, wußte er,
dass es nur eine Frage der
Zeit war, bis die Soldaten
wegen ihm kämen.
Alles geschah innerhalb von
Minuten, sagte Khaled
Mondoweiss, und erzählt, was
in dieser Nacht geschah,
während Zaynab still dasaß,
zu verzweifelt um von der
schwachen Stimme von Raed zu
erzählen, der in dieser
Nacht nach ihr rief und ihr
sagte, er werde sterben.
Raed schlief in dieser Nacht
auf einer Couch im
Hinterhof, weil er sein Bett
seinem 28-j. Bruder Bassem
abgetreten hatte, der auf
Besuch aus Ramallah da war.
Zaynab war wach, trank Tee
und unterhielt sich mit
einem anderen Sohn, dem
26-j. Muhammad.
"Mein Bruder Muhammad bekam
auf Whatsapp die Nachricht,
dass Soldaem im Camp waren,
also ging er hinaus in den
Hof, um Raed aufzuwecken und
ihm zu sagen, er solle
hineingehen", sagte Khaled.
Sekunden später, als
Mohammad ins Haus ging, um
sein Handy zu nehmen, hörte
die Familie Schüsse.
"Raed hatte sich an der
Hofmauer hochgezogen, um zu
sehen, wo die Soldaten
waren, und sofort haben sie
das Feuer auf ihn eröffnet",
sagte Khaled und zeigte auf
die schmale Allee zwischen
der Hofmauer und dem
Nachbarhaus. Raed war von
der Mauer heruntergefallen
und blutete an seiner
rechten Körperseite, die mit
Kugeln übersät war.
"Wir konnten nichts sehen",
sagte Zaynab, "wir hatten
keine Vorstellung, in
welcher Verfassung er war:
Ich rief Raed nur immer
wieder, und die Nachbarn und
fragte, ob er noch lebe."
Weil niemand – weder die
israelische Armee noch Raeds
Familie – genau sagte,
weshalb Raed festgenommen
wurde - er war nie wegen
eines Vergehens angeklagt
worden - beanspruchte ihn
die linke
Volksbefreiungsfront nach
seiner Verwundung als
Mitglied ihrer Gruppe:
Mitgliedschaft in dieser
Organisation gilt nach den
israelischen Militärgesetzen
als illegal.
Einen Tag nach der Razzia
sagte ein Sprecher der
israelischen Armee gegenüber
der Nachrichtenagentur Ma'an,
dass "während einer Razzia
zur Festnahme von zwei
Palästinensern, die
Verdächtigen versucht hätten
aus dem Bereich zu fliehen",
zu diesem Zeitpunkt hätten
die israelischen Sodaten die
Verfolgung der Palästinenser
zu Fuß aufgenommen.
"Während der Verfolgung
eröffneten Soldaten das
Feuer auf die Verdächtigen
und verwundeten sie. Sie
wurden an Ort und Stelle
behandelt und dann zur
weiteren ärztlichen
Behandlung in ein
Krankenhaus gebracht", sagte
der Armeesprecher.
Raeds Familie erzählt aber
eine andere Geschichte. "Er
schaute nur, um zu sehen, wo
die Soldaten waren, er
versuchte nicht wegzurennen.
Sie umstellten die Rückseite
des Hauses, sie hätten ihn
leicht festnehmen können,
aber sie wollten ihn töten",
sagte Khaled.
Laut Khaled vergingen fast
ein einhalb Stunden von dem
Moment, in auf Raed
geschossen worden war, bis
die israelischen Soldaten
ihn schließlich verhafteten
und in das
Hadassah-Krankenhaus nach
Jerusalem brachten.
"Sie schleiften ihn durch
das Lager und ließen ihn auf
dem Boden liegen, damit er
verblutet, sie haben ihn
nicht behandelt und nicht
einmal versucht ihn schnell
wegzubringen." Eine Woche nach den Schüssen
auf Raed machte die
israelische Armee wieder
eine Razzia im Haus der
Familie und nahm Bassem
fest.
In dem Monat, in dem Raed im
Krankenhaus war, wollte
Zaynab wissen, wie es ihrem
Sohn ginge, aber sie bekam
nur minimale Informationen
von der Palästinian
Prisoners Rights Group, die
nur begrenzt oder keinen
Zugang zu Raed hatte.
Zaynab schaffte es zwei Mal
nach Jerusalem zu fahren, um
Raed zu besuchen, er lag im
Koma in seinem
Krankenhausbett, zwei
Soldaten bewachten die ganze
Zeit die Tür zu seinem
Krankenzimmer.
"Das erste Mal wollten die
Soldaten mich nicht in das
Zimmer lassen, und das
Krankenhauspersonal schrie
mich an und drohte die
Polizei zu rufen", erzählte
Zaynab ängstlich und wollte
keine Details über ihre
Fahrten preisgeben, aus
Angst, das könnte Raed oder
ihre anderen Söhne in Gefahr
bringen.
Als Zaynab das zweite Mal
zum Krankenhaus ging: "Als
die Soldaten mir sagten, ich
könnte nicht hineingehen,
drehte ich durch und fing an
zu schreien. Ich bettelte
sie an mich meinen Sohn
sehen zu lassen, nur für 10
Minuten. Ich musste sehen,
ob er noch lebte."
Zu ihrer Überraschung und
gegen ihre Anweisungen
ließen die Soldaten sie in
das Zimmer. Raed war
bewußtlos, er atmete nur
über einen
Sauerstoffschlauch, der in
seinen Kehlkopf eingeführt
war.
"Sein Bauch war
aufgeschnitten, seine Hände
und Füße waren geschwollen
und mehr als doppelt so dick
wie normal, sein Gesicht war
unkenntlich, aufgeschürft
und zerkratzt davon, dass
die Soldaten ihn durch das
Camp geschleift hatten",
sagte Zaynab.
Sie wußte nicht, wie viele
Operationen an Raed
durchgeführt worden waren,
sie hatte keine Möglichkeit
mit einem Arzt zu sprechen,
sie hat keine Idee, in
welchem Zustand seine
inneren Organe waren.
Erst nach Raeds Tod
berichtete die
palästinensische
Rechtsgruppe, dass er
mehrere Operationen gehabt
hatte, da die Kugeln seine
inneren Organe schwer
verletzt hatten, vor allem
die Leber.
Raeds verhängnisvolles
Zusammentreffen mit den
Soldaten in dieser Nacht
außerhalb seiner Wohnung war
nicht das erste Mal, dass
israelische Solaten auf ihn
geschossen hatten. 2014 war
während Zusammenstößen im
Dorf al-Khader außerhalb von
Deheisha mit scharfer
Munition auf sein Bein
geschossen worden.
Unmittelbar danach war er
vom israelischen Militär
festgenommen worden und
hatte fünf Monate im
Gefängnis verbracht.
Raeds Erfahrungen mit den
israelischen Streitkräften
und sein letztendlicher Tod
ist eine Familiengeschichte,
wie es sie für viele
palästinensische junge
Männder und Teenager gibt.
Israelische Razzien in
palästinensischen Städten,
Dörfern und
Flüchtlingscamps gehören
im Westjordanland und in
Ost-Jerusalem zum Alltag.
2017 führten die
israelischen Streitkräfte
entsprechend Zahlen der
Vereinten Nationen jede
Woche durchschnittlich 85
Such- und Festnahmerazzien
durch.
Wegen der typisch
aggressiven Natur der
Razzien kommt es zu
Auseinandersetzungenmit den
israelischen Streitkräften,
die scharfe Munition,
Gummigeschosse und Tränengas
gegen Jugendliche einsetzen,
die auf die eindringenden
Soldaten Steine werfen, und
was die israelischen Armee
routinemäßig als "Maßnahmen
zur Kontrolle von
Menschenansammlungen"
beschreibt.
Rechtsgruppen haben immer
wieder die israelischen
Amtsträger für ihren
Gebrauch exzessiver Gewalt
gegen Palästinenser,
besonders in den
Flüchtlingscamps, während
Zwischenfällen, die keine
gewalttätige Reaktion
rechtfertigen, kritisiert.
In den letzten Monaten
wurden im Deheisha-Camp
zahllose Einwohner während
Razzien mit scharfer
Munition verletzt.
Im Juni wurden nach einem
Bericht von Ma'an News in
einer einzigen Nacht
"mindestens acht
Palästinenser verletzt, von
denen sechs mit scharfer
Munition auf die Beine
geschossen wurde, einer von
ihnen war ein Sanitäter im
Dienst, dessen Bruder
verhaftet wurde, und ein
Jugendlicher wurde von einem
israelischen Militärfahrzeug
überfahren".
Das Zielen auf
palästinensische Jugendliche
mit scharfer Munition, vor
allem auf Beine und
Kniescheiben, ist umfassend
dokumentiert. Im August 2016
hat die NGO Badil mit Sitz
in Bethlehem das ganz
überlegte Zielen mit
scharfer Munition auf junge
Palästinenser dokumentiert
und betont, dass
"ungerechtfertigte
Körperverletzungen werden
begleitet von Drohungen des
als 'Captain Nidal'
bekannten israelischen
Kommandeurs, der für das
Gebiet zuständig ist."
Captain Nidal ist ein nicht
nur im Deheisha-Camp,
sondern auch im Aida- und im
al-Azza-Flüchtlinslager
bekannter Name; dort
erzählen Palästinenser
Geschichten vom Captain, wie
er die Jugend in den Lagern
während und nach den
Razzien, während Verhören
und einer Festnahme bedroht.
"Frag wen du willst", sagte
Khaled eindringlich. "Wenn
du nicht persönlich von
Captain Nidal bedroht worden
bist, dann hat er jemanden
bedroht, den du kennst."
Laut Badil hat Captain Nidal
gedroht, "alle Jugendlichen
des (Deheisha-)Camps zu
Invaliden zu machen", indem
er sagte, "ich werde euch
alle mit Krücken und
Rollstühlen unterwegs
haben".
"Diese Drohungen zeigen,
dass diese Aktionen nicht
zufällige oder einzelne
Vorfälle sind, sondern eher
die Konsequenz aus einer
systematischen Politik des
israelischen Militärs, um
Widerstand zu unterdücken,
die palästinensische Jugend
zu terrorisieren und ständig
zu verletzen und/oder sie
physisch und psychisch
erheblichen Schaden
zuzufügen", sagte die NGO.
Heute haben Raeds jüngste
Geschwister Yousif, 12, und
Tamara,10 seit dem Mord
jeden Tag Alpträume. Sie
fürchten sich nachts zur
Toilette zu gehen.
Vor dem Tod ihres Sohnes,
sagte Zaynab zu Mondoweiss,
war es die Verzweiflung und
die Ohnmacht, nicht in der
Lage zu sein, an Raeds Seite
zu sein oder zumindest zu
wissen, was mit ihm los war,
das war das Schlimmste.
Gefragt, ob es etwas gäbe,
was sie sagen oder tun
möchte, sagte sie nur: "Ich
möchte meinen Sohn zurück,
ich möchte meinen Sohn
zurück." Jetzt, mehr als 24 Sunden
nach Raeds Tod, behält das
israelische Militär
weiterhin seine Leiche und
hat sie vom
Hadassah-Krankenhaus in das
Krankenhaus von Rishon
Lezion im zentralen Israel
gebracht, und Zaynab und
ihre Kinder müssen wieder
warten, dieses Mal auf die
Rückgabe der Leiche.
Quelle
Übersetzung/leicht gekürzt:
K. Nebauer |
Gaza:
Eine Million Kinder leben in
"nicht mehr lebenswerten"
Verhältnissen
05.09.2017 - Gazas Kinder
verbrachten Eid, das
Opferfest, im Dunkeln
. Gaza kämpft mit zwei bis
vier Stunden Strom am Tag . 741 Schulen mühen sich
ab, um ohne Elektrizität
funkionieren zu können . Zusammenbruch von
Gesundheits- und
Rettungsdiensten gefährdet
Kinderleben . Krankheiten durch
verunreinigtes Wasser nehmen
wegen der Stromkürzungen zu . Umweltdesaster wegen
unbehandeltem Abwasser . Kinder können nicht
schlafen, lernen oder
spielen
Eine Million Kinder leben in
miserablen Verhältnissen.
Viele feierten Eid ohne
Strom im Dunkeln. Ein
UN-Report von 2012 sagte,
Gaza werde 2020 unbewohnbar
sein. Save the Children ist
der Meinung, dass es schon
jetzt unbewohnbar ist.
Save the Children drängt
Israel die Blockade des
Gazastreifens aufzuheben
sowie palästinensische und
israelische Behörden für
grundlegende
Dienstleistungen für die
Bewohner des Gazastreifens
zu sorgen. Die
internationale Gemeinschaft
hat auf das Leiden der
palästinensischen Kinder in
Gaza nicht reagiert. Ein
Jahrzehnt Isolierung hat den
für Haushalte verfügbaren
Strom auf acht Stunden pro
Tag reduziert. Jetzt sind
Familien glücklich, wenn sie
an zwei Stunden pro Tag
Strom bekommen. Viel zu
viele bekommen gar nichts.
Die Stromkürzungen treffen
auch die ohnehin schon lahm
gelegte Infrastruktur. Die
Reduzierung oder Einstellung
der Behandlung des Abwassers
hat zu erhöhter
Umweltbelastung und
Kontamination des
Grundwasser-Aquifers und des
Mittelmeers geführt: mehr
als 60% des Meeres von Gaza
ist durch nicht behandeltes
Abwasser kontaminiert, und
mehr als 90% des Quell- bzw.
Brunnenwassers ist zu
kontaminiert, um für den
menschlichen Genuss geeignet
zu sein.
"Uns geht es anders als
anderen Ländern, die 24
Stunden Strom haben, ihr
Leben ist nicht wie das
unsere. Ich habe so viele
Träume. Aber mein größter
Traum ist, wie andere Kinder
zu sein und in Frieden und
Sicherheit zu leben und
Strom zu haben", sagt die
13-jährige Rania.
Für Gazas Kinder bedeutet
Stromkürzung, dass sie:
. keinen Zugang zu
begrenzten Gesundheits- und
Not/Rettungsdiensten haben,
was das Leben von
Kindern gefährdet,
. keinen Zugang zu
sauberem Trinkwasser haben,
weil die Meerwasser-
Entsalzunsanlagen nicht funktionieren,
. nicht regelmäßig zu
baden oder zu duschen
können, weil die
Wasserpumpen nicht
funktionieren,
. nachts wegen der
Sommerhitze nicht schlafen
können,
. sich in der Schule
wegen dem Schlafmangel nicht
konzentrieren können,
. wegen der Dunkelheit
nicht alle Hausarbeiten
machen oder draußen spielen
könen,
. keine frische und
gesunde Nahrung essen, weil
der Kühlschrank nicht
funktioniert.
Für den 15-jährigen Ali, der
an einer Form der
Zerebralparese leidet, ist
die Situation besonders
schlimm.
Seine Mutter Yara sagt:
"Mein Sohn stirbt vor meinen
Augen. In den meisten
Nächten kann er nicht
schlafen und hat immer
Schmerzen. Wir haben nicht
genügend Strom, um seinen
Elektrorollstuhl und seine
Matratze ganz aufladen
können. Wenn sein Rollstuhl
nicht aufgeladen werden
kann, leidet er psychisch,
denn er sieht, wie sich die
Menschen um ihn herum
bewegen und laufen, aber er
kann das nicht. Wenn die
Batterie des Rollstuhls leer
ist, ist Ali vollständig
gelähmt.
"Er muss auch immer wieder
duschen, weil er Windeln
trägt, aber es gibt kein
Wasser. Wenn es keinen Strom
gibt, haben wir auch kein
Wasser. Wenn ich seine
Windeln nicht wechsle und
ihn regelmäßig wasche,
bekommt er Hautausschläge
und andere Probleme. Wir
hatten zwei Tage kein
Leitungswasser. Ich bin ganz
fertig."
"Ich bin immer gerne an den
Strand gegangen, um den Sand
und das Meer zu sehen, aber
jetzt komme ich nicht mehr
dorthin", sagt Ali.
"Wir lernen in der Schule
immer über Menschenrechte
und Kinderrechte. Warum
geben sie uns nicht die
Rechte, von denen wir im
Unterricht hören? Warum
unterrichten sie uns über
Menschenrechte, wenn sie sie
uns nicht geben? Warum
können wir unsere Rechte
nicht genießen? Ich möchte
eine Veränderung, ich möchte
leben wie die andern, und
ich möchte Frieden", sagte
die 14-jährige Mariam.
Jennifer Moorehead,
Landesdirektorin von Save
the Children in den
besetzten palästinensischen
Gebieten sagt:
"Traurigerweise sind die
Kinder von Gaza in einem der
am meisten politisierten
Konflikte der Welt gefangen.
Die anhaltende israelische
Besatzung und die Spannungen
innerhalb der
palästinensischen Führung
machen das Leben
unerträglich. Wenn du in
Gaza zehn Jahre alt bist,
hast du schon drei massive
und brutale Eskalationen des
Konflikts erlebt." "Während die Politiker das
Opferfest feiern und in
ihren klimatisierten Häusern
schlafen, schwitzen die
Kinder in der drückenden
Sommerhitze, sind nicht
imstande zu schlafen, zu
spielen oder zu lernen. Wir
müssen eine so grundlegende
Dienstleistung wie Strom für
die Kinder von Gaza fordern.
Ein paar Stunden Strom pro
Tag sind 2017 einfach nicht
hinnehmbar." "Gazas Kinder leiden bereits
unter der seit zehn Jahren
andauernden Blockade und der
ständigen Drohung, dass der
Konflikt wieder ausbricht.
Ohne den Zugang zu
grundlegenden
Dienstleistungen wie Strom
zu leben, beeinträchtigt ihr
Familienleben und ihr
seelisches Wohlbefinden. Wir
sehen eine Zunahme von
Angststörungen, Aggression
und Stimmungsschwankungen."
Alle
Namen (außer Jennifer
Moorehead) aus
Sicherheitsgründen geändert.
Hinweise für die Redakteure: Kontext:
2017 besteht die von der
israelischen Regierung
verhängte Blockade des
Gazastreifens im Luftraum,
zur See und zu Land
inzwischen 10 Jahre. Seit
2007 sind 2 Millionen
Palästinenser (davon 1
Million Kinder) in gerade
einmal 365 Quadratkilometern
gefangen, wodurch der
Gazastreifen eines der
dichtest bevölkerten Orte
der Welt ist. Ein Report des
UN-Country Teams in den
besetzten palästinensischen
Gebieten vom Juli 2017
schildert eine sich
verschlimmernde humanitäre
Krise:
. 47% der Bevölkerung des
Gazastreifens lebt unterhalb
der Armutsgrenze und leidet
unter mäßiger bis
gravierender
Nahrungsunsicherheit.
. 40% der Bevölkerung ist
arbeitlos.
. etwa 80% der Bevölkerung
ist auf humanitäre Hilfe
angewiesen.
. 47% der Haushalte können
sich nicht den Grundbedarf
an Nahrungsmitteln
leisten.
Umweltkrise: . Ein UN-Bericht von 2012
sagte, Gaza werde 2020
unbewohnbar sein, aber viele
Experten schlagen Alarm,
weil Gaza diesen Punkt
bereits erreicht habe.
. 96% des Grundwasser gilt
als nicht geeignet für den
menschlichen Gebrauch.
. Die Reduzierung bzw.
Einstellung der Behandlung
des Abwassers hat zu einer
zunehmenden Verschmutzung
des Meeres an der Küste des
Gazastreifens geführt, 108
Millionen Liter
unbehandeltes Abwasser
fließt täglich in das
Mittelmeer, was 40
Olympia-Schwimmbecken
entspricht. Dadurch sind
etwa 60% des Meeres durch
Abwasser verschmutzt.
. Die palästinensische
Wasserbehörde und die UNO
haben gewarnt, dass der
Grundwasser-Aquifer bis Ende
des Jahres komplett
kontaminiert sein wird, weil
er eine hohe Konzentration
von Chlorid enthält; durch
das Einsickern von
unbehandeltem Abwasser ist
die Konzentration von Nitrat
zwei bis acht Mal höher als
von der WHO empfohlen.
. Die letzte
Umweltbeurteilung für den
Gazastreifens wurde 2009 vom
UN-Umweltprogramm UNEP
durchgeführt, aber die
Einreise der folgenden
Umweltprüfungsmissionen des
UNEP wurde von israelischen
Behörden nicht erlaubt. Eine
Folgebeurteilung müsste
demnach dringend
durchgeführt werden.
Elektrizitätskrise
. Die Situation in Gaza hat
sich durch die
Intensivierung seines seit
langer Zeit bestehenden
Mangels an Strom weiter
verschlechtert.
. Im April 2017 musste das
einzige Kraftwerk Gazas (das
seit der schweren
Beschädigung im Krieg gegen
Gaza 2009 nicht voll
arbeitet, hat 1/3 des
Gazastreifens mit Strom
versorgt) schließen, weil
seine Treibstoffreserven zur
Gänze aufgebracht waren und
der Betreiber sie wegen der
Kürzung der Gelder nicht
auffüllen konnte.
. Im Gazastreifen ist die
Stromversorgung der Familien
um 1/3 reduziert, von 182
Megawatt im Februar 2017 zu
127 MW im Juli und 113 MW
Mitte August, was einem
Durchschnitt von 2 Stunden
Strom pro Tag entspricht.
Ägypten ist als Anbieter
vollständig ausgefallen,
sodass der Gazastreifen auf
Strom von seinem Kraftwerk
und von Israel angewiesen
ist.
Reaktion von Save the
Children:
Schutz des Kindes:
. Save the Children wird an
800 Familien Erholungssets
verteilen und damit
insgesamt 2.400 gefährdete
Kinder im Alter zwischen 8
und 14 Jahren erreichen.
. Save the Children wird
durch seine Partner für
Schutz und Bildung von
Kindern in Schulen und
Gemeinden 15 Tage Freizeit
und Spiel zur Erholung mit
psychosozialen Aktivitäten
in fünf Schulen der UNRWA
spenden. Weitere 25 offene
Tage werden in gemeindenahen
Einrichtungen und
öffentlichen Räumen für
insgeamt 17.500 Kinder
durchgeführt.
. Save the Children wird
auch durch seine Partner
Palästinensisches Zentrum
für Demokratie und
Konfliktlösung und die Ma'an
Nachrichtenagentur Workshops
zur Stressbewältigung für
insgesamt 8.000 Eltern
organisieren.
Nahrungssicherheit und
Existenzsicherung: . Save the Children wird 700
Familien mit
Lebensmittelgutscheinen
versorgen. Die Gutscheine
können auch für den Kauf von
LED-Lampen, Kupferdraht
(-Leitungen), Batterien und
Ladegeräte verwendet werden.
Bildung:
. Save the Children wird mit
seinem Partner Save Youth
Futurs Society (SYFS) 20
UNRWA-Schulen 20
Schul-Erholungssets (recreational-kits
– Ausrüstung zu
Erholungszwecken) verteilen,
um das Wohlbefinden von
20.000 Kindern, die an
Posttraumatischem Stress
leiden, zu verbessern.
. Save the Children wird
außerdem für 150 Lehrer von
15 UNRWA-Schulen einen
zweitägigen Workshop für
Stressbewältigung
durchführen. Dies wird den
Lehrern helfen eine größere
Belastbarkeit (Resilienz) zu
entwickeln, um mit den
Belastungen, denen sie
während der gegenwärtigen
Stromkrise ausgesetzt sind,
fertig zu werden.
. Save the Children wird
1.500 Kindern von 15
UNRWA-Schulen, die
Lernschwierigkeiten haben,
Förderklassen und
Nachholunterricht in
Arabisch, Englisch und
Mathematik anbieten.
Wasser, sanitäre Anlagen und
Hygiene:
. Save the Children wird in
Zusammenarbeit mit der
Coastal Municipal Water
Authority (CMWA) und lokalen
Partnern im Norden und Osten
des Gazastreifens für 2.300
Familien
Polyethilen-Wassertanks für
1500 Liter liefern und
installieren.
. Save the Children wird für
200 armen Familien und 100
Kindergärten
LED-Lampensysteme liefern,
installieren und reparieren,
um die Elektrizitäts- und
Stromausfälle zu bewältigen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Zum
ersten Mal wird es beim
Obersten Gerichtshof eine
Anhörung zum Status der
Israelischen Atomeenergie
Kommission geben
. Pressemitteilung/Sharon
Dolev
- Israeli Disarmament
Movement_05.0902017 - Trotz
Widerstand von seiten des
Staates wird der Oberste
Gerichtshof heute (Dienstag)
eine erste Anhörung über die
geheimen Arbeitsabläufe bei
der Israel Atomenergie
Kommission abhalten.
Nach einer von Anwalt Itay
Mack in Vertretung von 108
Klägern eingereichten
Beschwere entschied der
Oberste Gerichtshof eine
Anhörung mit höchsten
Richtern unter der Leitung
der neuen Oberrichterin
Ester Hayut, Meni Maziz und
Noam Solberg durchzuführen.
Die Antragsteller verlangen,
dass die Arbeit der Israel
Atomenergie Komission (IAEC),
ihre Funktion (Rollen), ihre
Kompetenz und Form von
Organisation und Management
gesetzlich geregelt und eine
Überwachung ihrer
Aktivitäten und Anlagen
vorgeschrieben wird.
Obwohl die IAEC (schon) 1952
gegründet worden ist, wurden
ihre Rollen (Funktionen) und
Methoden der Überwachung
ihrer Aktivitäten nie
gesetzlich festgelegt.
Stattdessen wurden sie in
einer geheimen
Verwaltungsverfügung des
damaligen Premierministers
Ben Gurion und später durch
eine Serie geheimer
Regierungsbeschlüsse
festgelegt. Die Kommission
beschäftigt sich mit
verschiedenen Themen
betreffend Gesundheit und
Sicherheit der Bürger
Israels einschließlich der
nuklearen Sicherheit, der
Zulassung der Anlagen und
Aktivitäten und der
Behandlung des Atommülls und
fungiert als
Regierungsberaterin für
Atompolitik.
In einer Antwort forderte
die Regierung vor mehreren
Monaten die Petition zur
Gänze und ohne Anhörung
abzuweisen. Sie behauptete,
der Oberste Gerichtshof habe
nicht die Befugnis dem
Premierminister den Auftrag
zu einer gesetzlichen
Regelung zu erteilen, und
die Aktivitäten der
Kommission seien in
Verfahrensweisen verankert,
deren Rechtsmäßigkeit sich
von der noch bestehenden
Befugnis herleitet, in jedem
Bereich tätig zu werden, der
nicht im Primärrecht
festgelegt ist.
In einer
Präzedenzfallentscheidung
wies der Oberste Gerichtshof
den Standpunkt der Regierung
zurück und entschied eine
Anhörung zur Petition
durchzuführen. Das ist das
erste Mal in der Geschichte
des Staates Israel, dass ein
Gericht juristische Kritik
an der Atomenergie
Kommission und ihren
Aktivitäten üben wird. Es
wird erwartet, dass sich die
Richter in der Anhörung mit
dem höchst geheimen
Reglement des Staates Israel
befassen und entscheiden
werden, ob es
zufriedenstellend ist, und
der Regierung erlauben es
weiterhin handzuhaben, oder
das Verlangen der
Antragsteller nach einer
gesetzlichen Regelung zu
akzeptieren, die die
Tätigkeiten regeln und eine
wirkliche Aufsicht
ermöglichen wird.
"Aus unserer Sicht ist die
Tatsache, dass der Oberste
Gerichtshof eine Anhörung zu
diesem Fall durchführen
wird, ein Sieg", sagte
Sharon Dolev, die Direktorin
der Israelischen
Abrüstungsbewegung. "Es
handelt sich um gefährliche
Anlagen, die ohne
ordentliche Kontrolle und
ohne gesetzliche Regelung
operieren. Wir sind
zuversichtlich, dass wir auf
die Petition an den Obersten
Gerichtshof hin –
gleichgültig, ob wir
gewinnen oder verlieren –
endlich eine echte
Diskussion über die Art der
Kontrolle der Nuklear
Kommission und ihrer Anlagen
haben werden. Dies ist nicht
das Ende des "Königreichs
der Geheimhaltung", und die
Unklarheit, in der Israel
seine Atomanlagen hält, wird
nicht geändert sein, aber
die Sicherheit der Bürger
muss einen höheren
Stellenwert haben als nach
dem Belieben des Staates und
der Kommission."
Ein ehemaliges Mitglied der
Knesset und Vorsitzender der
Meretz-Partei sagte: "Es ist
Zeit, dass die Arbeit des
Atomreaktors in Dimona
gesetzlich geregelt wird. Es
kann nicht sein, dass so ein
wichtiges Projekt – und ein
so gefährliches – geheim und
ohne Genehmigung der
Legislative operiert. Auch
begrüße ich die Entscheidung
des Obersten Gerichtshofs
eine Anhörung zu dieser
Petition durchzuführen, nach
so vielen Jahren, in denen
die Kommission im Geheimen
operiert hat. Das ist keine
Stellungnahme für oder gegen
das IAEC, sondern einfach
die Forderung nach
ordentlicher gesetzlicher
Regelung und Kontrolle, wenn
Nukleartechnologie,
vielleicht die gefährlichste
Technologie der Welt,
eingesetzt wird."
Prof. Avner Cohen vom
Middlebury Institute of
International Studies in
Monterey und Autor von
Israel und die Bombe
(1998) sagte: "Die Tatsache,
dass die Richter des
Obersten Gerichtshofs es
ablehnten die Forderung des
Staates nach Abweisung der
Petition und Ablehnung
jeglicher Diskussion zu
akzeptieren und stattdessen
das Begehren der
Antragsteller zu akzeptieren
und anzuhören – das ist
schon an sich ein starkes
Statement. Es beweist, dass
der Oberste Gerichtshof
erkennt, dass die
gegenwärtige Situation hoch
problematisch ist. Es ist
eine Anhörung ohne
Präzedenzfall. Wir sind auch
sicher, dass es kein
besseres Timing für die
Anhörung zu dieser Petition
gibt als parallel zu (den
rechtlichen Fragen rund um
die kürzliche
deutsch-israelische) U-Boot
Affaire, auch wenn es sich
nicht um einen
Straftatbestand handelt."
Quelle:
For more details: Sharon
Dolev +972.528.480543
sharon.dolev@gmail.com
Übersetzung: K. Nebauer
|
Der vorgebliche
Friedensprozess ist eine
Farce und erreicht einen
Tiefpunkt
-
Philip Weiss - 6. 9. 2017 -
Letzte Woche gab David
Friedman, der US-Botschafter
in Israel, der Jerusalem
Post ein Interview, in dem
er sagte, der
Friedensprozess sei an der
Gewalttätigkeit der
Palästinenser gescheitert.
Israelische Siedlungen sind
kein Hindernis für den
Frieden, sagte er, und es
gibt eine "angebliche
Besatzung".
Zur selben Zeit kam der
israelische Premierminister
Benjamin Netanyahu in die
Westbank, um zu sagen, dass
Israel "für immer" hier
bleiben würde. Er
veröffentlichte ein Video
mit einem Vortrag, in dem er
die Palästinensern
beschuldigte, die, "die sich
für den Friedens´einsetzen",
nicht zu loben, sondern
Terroristen zu ehren.
Netanyahu war dazu noch
imstande, UN Generalsekretär
für das Gerede von der
palästinensischen Hetze zu
rekrutieren. Als Antonio
Guterres letzte Woche
Netanyahu traf, schoss der
Premierminister gegen die
UNO, weil sie eine "absurde
Obsession" mit Israel habe;
und Guterres, im Nachteil,
echote den Premierminister:
Ich habe mich zum Beispiel
über meine Opposition zu den
Siedlungsaktivitäten
geäußert, aber auch klar zur
Kombination von Terrorismus,
Gewalt und Hetze sowie das
Verständnis für die
Probleme, die durch die
Trennung der Westbank und
Gaza geschaffen wurden.
Die Presse trug diese Farce
mit und pries die neuesten
Chancen für den
Friedensprozess. Haaretz
berichtet, dass Donald Trump
Netanyahu und den
palästinensischen
Präsidenten Mahmud Abbas bei
den Sitzungen der
UN-Generalversammlung in
zwei Wochen treffen wird, um
seine "geplante
Friedensinitiative"
voranzutreiben. Aber man
täusche sich nicht, es wird
nichts passieren:
Obwohl Kushner und
Greenblatt Abbas keinen
klaren Zeitplan für die
Bekanntmachung der
Friedensinitiative genannt
haben, sagten sie, es könnte
vor Jahresende sein, haben
Amtsträger hinzugefügt.
"Die Amerikaner sagten, sie
bräuchten Zeit, um etwas zu
entwerfen und baten Abu
Mazen keine internationalen
Schritte zu unternehmen, wie
z.B. weiteren
UN-Organsiationen
beizutreten oder Verfahren
am Internationalen
Strafgerichtshof in Den Haag
in Gang zu setzen", sagte
einer von ihnen und sprach
von Abbas mit dessen
Spitznamen. "
Abbas ging auf diese Bitte
in der Hoffnung ein, dass
die Administration in den
kommenden Monaten tatsächlich einen Plan oder
eine Position präsentieren
werde, die eine reale Basis
für eine Wiederaufnahme des
diplomatischen Prozesses
darstellen könnte."
Der Artikel der New York
Times über die Gespräche
trägt den Titel "Für die
amerkanischen
Nahost-Friedensunterhändler
ist es ein Sieg, die
Palästinenser bei der Stange
zu halten", aber Reporter
Mark Landler ist gezwungen
zuzugeben, dass sich
tatsächlich nichts tut:
Mr. Greenblatt wollte nicht
sagen, ob er einen Plan
vorgelegt, und ob er den
Palästinensern irgendeine
tröstliche Auskunft zur Zwei
Staaten-Lösung gegeben habe,
die Mr.Trump letzten Februar
mit seiner Formulierung "Ich
schaue nach zwei Staaten
oder einem Staat" infrage
gestellt hat.
Andere Amtsträger machten
klar, dass die Vereinigten
Staaten nicht von Trumps
Erklärung abgewichen sind,
was die palästinensischen
Funktionäre frustriert
hätte; diese sagten, wenn
das Weisse Haus das Ziel
eines palästinensischen
Staates nicht erneut
bestätigen würde, wäre er
(Trump) kein glaubwürdiger
Friedensstifter.
Landler bemerkt, dass zur
Delegation nach Israel und
Palästina die
stellvertretende Beraterin
für nationale Sicherheit,
Dina Powell gehörte, zu
deren Qualifikationen zählt,
dass sie keine Jüdin ist.
Die Unausgewogenheit der
amerikanischen Seite ist so
ausgeprägt, dass sogar die
Times die Juden zählt:
Eine in Ägypten geborene
koptische Christin, die
etwas arabisch spricht, Ms.
Powell, könnte dazu
beitragen die Wahrnehmung
abzuschwächen, dass das
Trump-Team aus strammen
pro-israelischen Personen
wie Mr.Kushner, Mr.
Greenblatt und David
Friedman, dem Botschafter in
Israel, besteht – von denen
alle orthodoxe Juden sind.
Der frühere Unterhändler
Aaron David Miller – dessen
Familie Gastgeber für David
Ben Gurion war, als er ein
Kind war - eine
Qualifikation für seine
langen Dienste im
Friedensprozess – schreibt
in USA Today, dass die USA
nichts erreichen werden,
wenn sie den Bitten Isrels
so sehr entgegenkommt:
Nur drei Amerikaner – zwei
Außenminister (James Baker
und Henry Kissinger) und ein
Präsident (Jimmy Carter) –
erreichten in diesem
Konflikt einen Durchbruch,
und alle hatten Ärger mit
den Arabern und den
Israelis...
Das Trump-Team hat eine sehr
große Sensibilität für
Israel und seine Interessen.
Aber die USA kann nur ein
effizienter Broker oder
Vermittler sein, wenn sie
als unabhängig und
glaubwürdig angesehen
wird...
Die Trump Administration
sollte sich die Taktik von
Baker leihen, jede Partei,
die nicht mit den USA
kooperiert, zu rügen
(beschuldigen) und zu
beschämen. Dieses Spiel wird
sie nicht zu einem
ultimativen Deal bringen,
aber eine Weiterführung
ermöglichen.
Rügen (die Schuld geben) und
Beschämen (blaming and
shaming) ist nicht so weit
entfernt von Amira Hass'
Bitte in Haaretz an
europäische Regierungen
Sanktionen über Israel dafür
zu verhängen, dass es seine
palästinensischen Projekte
in der Westbank zerstört.
Die israelische Gesellschaft
werde ohne solche Maßnahmen
verloren sein.
Ihr müsst wirklich etwas
tun. Ja, offene und erklärte
Sanktionen, die härter
werden können. Schmerzhafte
Sanktionen. Dies könnte die
letzte Chance sein den
durchschnittlichen Israeli,
einschließlich
Geschäftsleute, Touristen,
Richter, Wissenschaftler,
Landwirte und Zuschauer bei
ausländischen
Fußballspielern aus ihrer
Gleichgültigkeit und
kriminellen
Selbstgefälligkeit
herauszuholen.
Habt keine Angst mehr vor
der emotionalen Erpressung
durch Israel. Israel macht
mit dem Andenken an unsere
in Europa ermordeten
Familien Geschäfte, um die
Vertreibung der
Palästinenser aus dem
Großteil des
Westbank-Territoriums in die
Enklaven der
Palästinensischen
Autonomie-Behörde zu
beschleunigen.
Hass ist eine bedeutende
Autorin, und in der sehr
schwierigen Position sich in
Israel für die
Menschenrechte der
Palästinenser einzusetzen.
Für einen Israeli ist es
gefährlich, an die Welt
nicht nur für Sanktionen,
sondern auch für Boykott und
Investitionsentzug zu
appellieren. Sanktionen sind
Maßnahmen von Regierungen;
aber wer, der von
Regierungen abhängig ist,
kann heute irgendetwas
Rechtes zu tun? Wie die
Torheiten von David Friedman
und Guterres zeigen, müssen
Aktivisten selbst Maßnahmen
ergreifen, um die
Palästinenser zu
unterstützen. Aus diesem
Grund floriert BDS.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Israels
Justizministerin Shaked
entlarvt das wahre Gesicht
des Zionismus
-
Ludwig Watzal - 05.09.2017
So,
jetzt ist es endlich raus!
Der Zionismus steht nicht
nur zu den Menschenrechten
im Widerspruch, sondern auch
zur universellen Justiz.
Zionismus steht über allem.
Niemand geringerer als die
israelische Justizministerin
Ayelet Shaked sagte das auf
einer Konferenz, die von der
Israeli Bar Association in
Tel Aviv organisiert war.
Gideon Levy, Journalist bei
Haaretz, nennt sie "Israels
Ministerin der Wahrheit".
Die oberste Riege des
rechtsgerichteten Zionismus
verleugnet die
Menschenrechte.
Shaked und ihresgleichen
haben sich sehr kritisch
gegenüber dem Obersten
Gerichtshof Israels
verhalten. In ihrer Rede
kritisierte sie den
Gerichtshof, weil er dem
Zionismus und der jüdischen
Mehrheit im Land nicht genug
Aufmerksamkeit gegeben
hätte. Der Zionismus und die
Herausforderungen, vor die
das Land gestellt ist, sind
ein blinder Fleck geworden,
der im Vergleich zu
individuellen Rechten nicht
ins Gewicht fällt. Nach ihr
sollte die Demografie und
die jüdische Mehrheit mehr
Aufmerksamkeit erfahren.
Vielleicht sollten die
israelischen Gerichte dem
Beispiel Saudi Arabiens und
der Türkei folgen.
"Der Zionismus darf sich
nicht, und ich sage hier, er
wird sich nicht weiterhin
dem System der individuellen
Rechte unterwerfen, das in
einer universellen Weise
interpretiert wird, die sie
von der Geschichte der
Knesset und der Geschichte
der Gesetzgebung trennt, die
wir alle kennen", sagte
Shaked. Die Regierung von
Netanyahu treibt den
umstittenen "nation-state-bill"
voran, der festlegen wird,
dass Israel das "nationale
Heim des jüdischen Volkes"
ist, und nur sie können das
Recht auf Selbstbestimmung
im Staat verwirklichen.
Shaked hält nationale und
zionistische Werte für
"absolute Wahrheit".
Kritiker des Zionismus haben
gesagt, der Staat Israel sei
keine Demokratie, weil er
seine nicht-jüdischen
Einwohner diskriminiert,
weil sie keine Juden sind.
Das politische Establishment
Israels gibt vor, Israel sei
ein "jüdischer und
demokratischer " Staat.
Avram Burg, ein ehemaliger
Sprecher der Knesset, des
israelischen Parlaments,
nennt dies ein "Oxymoron",
einen Widerspruch in sich
selbst. Von Anfang an hatten
Kritiker des
pseudo-demokratischen
Charakters von Israel eine
schwere Zeit;
"Antizionisten",
"Antisemiten" oder
"selbsthassende Juden" sind
geächtet. Kritiker wie Oren
Yiftachel, Professor an der
Ben Gurion Universität in
Tel Aviv, nennt Israel eine
"Ethnokratie".
Shaked gehört zu Naftali
Bennets nationalistischer
Partei "Jüdisches Heim".
Diese Partei hat gemeinsam
mit der rechten
Siedlerbewegung den
Zionismus für sich
vereinnahmt
und daraus eine
nationalistische,
rassistische und
Faschismus-ähnliche Idologie
gemacht. Unter Josef Burg,
dem langjährigen
Innenminister Israels war
die "National-Religiöse
Partei" eine religiös
liberale, konservative
Partei.
Die israelische Rechte
pflegt eine claustrophobe
Weltsicht, das heißt, die
ganze Welt ist gegen uns,
und ein nächster Holocaust
wartet schon um die Ecke.
Das neueste Beispiel ist die
BDS-Bewegung, die vom
zionistischen Establishment
und dem Weltjudentum als
eine existentielle Bedrohung
gesehen und mit allen zur
Verfügung stehenden Miteln
bekämpft wird, was auch
bedeutet, dass das auf
Kosten der freien
Meinungsäußerung geht. In
den USA und in europäischen
Staaten wie Deutschland
drehen die zionistische
Israel-Lobby und ihre
philosemitischen Komplizen
wegen BDS beinahe durch und
tun alles, um es zu
kriminalisieren.
Seien wir Shaked dankbar.
Sie hat das wahre Gesicht
des Zionismus zum Vorschein
gebracht, das schon jeder
gekannt hat, der die Dinge
nicht durch die rosa Brille
sieht wie die sogenannte
"zionistische Linke" von der
Arbeitspartei oder der
früheren Meretz-Partei. Sie
haben über Jahrzehnte hin
die Ungerechtigkeiten, den
Rassismus, das
Besatzungsregime und das
Apartheid-System
gerechtfertigt. Es ist ein
Jammer, dass der Westen ihre
Heuchelei noch immer
akzeptiert. Sie sind die
sogenannten "guten Israelis"
im Gegensatz zu den
Likudniks, ganz zu schweigen
von den Shakeds, Bennets,
Libermans und ihresgleichen.
Das
ernüchternde Offenlegen des wahren Gesichts
des Zionismus durch Shaked
und Gideon Levy lobt die
dadurch herausgeforderten
Widersprüchlichkeiten bei
den sogenannten liberalen
Zionisten wie Ravit Hecht.
Nach ihr "strömt aus Levys
Text ein Duft wahrer Liebe
für seine rechtsschaffene,
heldenhafte Prinzessin".
Hecht versucht den wahren
oder "guten" Zionismus zu
retten, denn das, was Levy
und seinesgleichen
verteidigen, ist eine
"sadistische Verdrehung".
Hecht hat Unrecht, wenn sie
unterstellt, dass Levy und
andere die Führerschaft von
Shaked und ihren
konservativen Kollegen den
"liberalen" Likudniks
vorziehen. Levy lobt Shaked
nur dafür, dass sie die
Wahrheit über den wahren
Zionismus ausspricht, der
antidemokratisch,
rassistisch und antiliberal
ist.
Wenn der Zionismus zu einem
"blinden Fleck im
Rechtswesen" geworden ist,
was ist dann mit dem
Judentum? Hat nicht der
Zionismus das Judentum, auf
das er zurückgreift,
pervertiert und vereinnahmt?
Der Zionismus ist eine Form
von weißgewaschenem
Nationalismus mit
pseudo-jüdischer Rhetorik.
Die Zionisten benützen die
Religion als Fassade, um
ihren rassistischen und
expansionistischen
Kolonialismus zu
legitimieren. Die wirklichen
Probleme dieser Ideologie
wurzeln im Zionismus selbst.
Um diese Probleme
loszuwerden, muss Israel den
Zionismus loswerden. Die
zionistischen Störenfriede
möchten den Konflikt als
einen religiösen zwischen
Muslimen und Juden
darstellen, was falsch ist.
In muslimischen Ländern
blühte das jüdische Leben,
bis der Zionismus in
Palästina auftauchte. Erst
dann begann der Konflikt.
Das einzige Ziel der
Zionisten ist es das Land
Palästina zu übernehmen und
so viele Palästinenser wie
möglich loszuwerden. Das
ganze Theater hat nichts zu
tun mit Religion und sollte
von der internationalen
Gemeinschaft zurückgewiesen
werden. Die Palästinenser
sind Opfer einer
rassistischen Bewegung, die
von Religion so weit
entfernt ist wie die Erde
vom Mond.
Das sind die wirklichen
Probleme, vor denen der
Zionsimus steht. Levy weiss
das. Deshalb lobte er
Shaked. Sie ist die, die der
Welt das tatsächliche
Gesicht des Zionismus zeigt.
Die internationale
Gemeinschaft sollte von
Israel verlangen, dass es
eine verfassungsmäßige
(rechtsstaatliche) liberale
Demokratie für alle seine
Bürger wird. Wenn Israel
nicht dem nicht folgt,
könnte eine Konsequenz ein
internationaler Boykott des
Staates Israel sein.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Israels Wahrheits-Ministerin
- Gideon Levy - 31. 8. 2017
- Israels Justizministerin
Shaked sagte laut und klar
die Wahrheit: Der Zionismus
widerspricht den
Menschenrechten und der ist
tatsächlich eine
ultra-nationalistische,
kolonialistische und
vielleicht rassistische
Bewegung.
Danke Ayelet Shaked dafür,
dass du die Wahrheit gesagt
hast. Danke, dass du offen
und ehrlich gesprochen hast.
Die Justizministerin hat
wieder bewiesen, dass
Israels extreme Rechte
besser ist, als die Betrüger
der Mitte-Linken. Sie
spricht aufrichtig.
Falls Chaim Herzog 1975
eine Kopie der UN-Resolution
der UN-General-Versammlung
3379, die den Zionismus mit
Rassismus gleich setzt,
dramatisch zerrissen hat,
hat die Justizministerin
jetzt die Wahrheit dieser
Resolution zugegeben (später
wurde sie zurückgenommen).
Shaked sagte laut und
deutlich: Der Zionismus
widerspricht den
Menschenrechten. Dies ist in
der Tat eine
ultra-nationalistische,
kolonialistische und
vielleicht sogar
rassistische Bewegung wie
Befürworter der Justiz
weltweit behaupten.
Shaked zieht den Zionismus
den Menschenrechten der
ultimativen universalen
Gerechtigkeit vor. Sie ist
davon überzeugt, dass wir
eine andere Art von
Gerechtigkeit haben, die der
universalen Gerechtigkeit
überlegen ist. Zionismus
über alles.
Hätte Shaked nicht diese
beiden Bewegungen gegenüber
gestellt, würden wir weiter
geglaubt haben, was uns seit
der Kindheit eingetrichtert
wurde: Der Zionismus ist
eine gerechte, moralisch
vollkommene Bewegung. Er
rechtfertigt Gleichheit und
Gerechtigkeit: Man sehe sich
nur unsere
Unabhängigkeits-Erklärung
an! Wir erinnern, wir
prägten uns ein: „Die
einzige Demokratie im Nahen
Osten,“, Ein Land ohne Volk
für ein Volk ohne Land“, „
im jüdischen Staat ist jeder
gleich“: wir lernten über
den Arabischen Obersten
Gerichtshof und den
drusischen
Kabinettsminister. Was
könnten wir noch fragen?
Alles ist so gerecht – man
könnte schreien.
Falls dies alles wahr wäre,
würde Shaked keinen Grund
haben, den Zionismus
gegenüber den
Menschenrechten zu
verteidigen. Für Shaked und
das Recht ist die Debatte
über Menschen- und Zivile
Rechte anti-zionistisch, ja
sogar anti-semitisch. Sie
versucht, den jüdischen
Staat zu unterminieren und
zu zerstören.
Daher glaubt Shaked, wie so
viele rund um die Welt, dass
Israel auf Ungerechtigkeit
aufgebaut sei – darum muss
es vor der feindseligen Rede
über Gerechtigkeit
verteidigt werden. Wie kann
die Abscheu, über Rechte zu
diskutieren, noch erklärt
werden? Die individuellen
Rechte sind wichtig, sagt
sie, aber nicht, wenn sie
von den zionistischen
Herausforderungen abgetrennt
werden. Noch einmal: Die
zionistischen
Herausforderungen stehen im
Widerspruch zu den
Menschenrechten.
Welches sind heute die
zionistischen
Herausforderungen? Das „Judaisieren“
des Negev und Galiläas; die
„Eindringlinge“ entfernen,
Israels jüdischen Charakter
kultivieren und die jüdische
Mehrheit bewahren. Die
Besatzung, die Siedlungen,
der Kult der Sicherheit, die
Armee – die vor allem eine
Besatzungsarmee ist - das
ist der Zionismus von 2017.
All seine Komponente stehen
im Gegensatz zur
Gerechtigkeit. Nachdem uns
erzählt wurde, dass der
Zionismus und die
Gerechtigkeit identische
Zwillinge sind, dass keine
nationale Bewegung gerechter
ist als der Zionismus, sagte
Shaked genau das Gegenteil:
Der Zionismus ist nicht
gerecht, er widerspricht der
Gerechtigkeit, doch sollen
wir an ihm festhalten und
ihn der Gerechtigkeit
vorziehen, weil er unsere
Identität, unsere Geschichte
und unsere nationale Mission
ist. Kein Pro-Aktivist der
BDS-Bewegung würde es
schärfer ausdrücken. Doch
keine Nation hat das Recht,
die universalen Prinzipien
verächtlich zurückzuweisen
und ihre eigenen Prinzipien
zu erfinden, die den Tag
Nacht nennen und die
Besatzung gerecht und
Diskriminierung Gleichheit.
Der Zionismus ist Israels
fundamentale Religion und
wie in jeder Religion ist
ihre Leugnung verboten. In
Israel sind Nicht-Zionisten
oder Anti-Zionisten keine
Beleidigungen. Sie sind
soziale Vertreibungsorder.
So etwas gibt es in keiner
freien Gesellschaft. Aber
jetzt, als Shaked den
Zionismus entlarvt hat und
die Wahrheit zugegeben hat,
können wir endlich frei über
den Zionismus nachdenken.
Wir können zugeben, dass das
Recht der Juden auf einen
Staat dem palästinensischen
Recht auf ihr Land
widerspricht und dass der
echte Zionismus
schrecklichem Unrecht zu
werden verhalf, das niemals
gerechtfertigt wurde, um
diesen Widerspruch wieder
gut zu machen, aber die
zionistischen Israelis
werden mit dem nicht
einverstanden sein.
Jetzt ist die Zeit für eine
neue mutigere und
ehrenhaftere Spaltung
zwischen jenen Israelis, die
mit Shakeds Erklärung
übereinstimmen und denen,
die nicht damit
einverstanden sind. Zwischen
Unterstützern des Zionismus
und Unterstützern der
Gerechtigkeit, zwischen
Zionisten und Gerechten.
Shaked lieferte keine dritte
Option.
Quelle
( dt.
Ellen Rohlfs) |
Der neue
National-Zionismus
Daniel Blatman - 3. 9. 2017
- Israels Justizministerin
Shakeds Weltanschauung
erinnert an die rassistische
Fremdenfeindlichkeit der
südlichen US-Staaten während
der30er-Jahre.
Die Justizministerin Ayelet
Shaked macht sich zunehmend
selbst zur Führerin des
neuen Zionismus. Dies ist
nicht nur die Folge der
konstitutionellen
Revolution, die sie durch
den Versuch anführt, den
Aufbau des Obersten
Gerichtes oder die Reihe
von Gesetzentwürfen, die sie
vorschlägt, einschließlich
des
Nation-Staat-Gesetzentwurfes
zu verändern. Dies sind nur
praktische Äußerungen einer
kohärenten und verdichteten
Weltanschauung, die darauf
zielt, eine weitreichende
Transformation der
ideologischen Basis, auf der
der Staat Israel gegründet
wurde, zu bewirken.
Shakeds Zionismus ist nicht
nur eine andere jüdische
Variante der europäischen
liberalen nationalistischen
Idee der 2. Hälfte des 20.
Jahrhunderts von der Schule
Theodor Herzls, Chaim
Weizmans, Zeev Jabotinsky
und anderen. Shakeds neuer
Zionismus ist eine
revolutionäre Synthese des
kolonialistischen
Siedlungs-Ethos der
Labor-Bewegung und der
ethnozentrisch-rassistisch
jüdischen Komponente, die
zusammen zu einer größeren
Revision der fundamentalen
Definition des jüdischen
Staates führt. Shaked
versucht in erster Linie,
die zionistische Idee, die
trotz des Disputes zwischen
ihren verschiedenen
Komponenten über die
jüdische Herrschaft als
existentielle Notwendigkeit
für ein verfolgtes Volk
besteht, mit einer
grundsätzlichen Auffassung
zu ersetzen, die den Staat
Israel als einen
uni-ethnischen Staat
definiert, der die
anti-liberale jüdische
Vision des Kolonialismus
erfüllt. Ihre Bemerkungen
in dieser Woche bei der
Israel-Bar-Assoziations-Konferenz
in Tel Aviv waren ein
weiteres Stadium, diese
Ideologie zu zuspitzen.
Shaked hatte schon kürzlich
in der Zeitung Hashloach
einen Artikel über die
Prinzipien ihrer neuen
Weltansicht veröffentlicht,
und dieser ist auch das
zentrale Konzept des
Nation-State-Gesetzentwurfes:
„Der jüdische Staat ist
deshalb der Staat des
jüdischen Volkes. Es ist das
natürliche Recht des
jüdischen Volkes, so zu
leben wie jede andere
Nation,“ schreibt sie. „Ein
jüdischer Staat ist ein
Staat, dessen Geschichte die
Geschichte des jüdischen
Volkes und dessen Feiertage
in der nationalen
Wiederbelebung reflektieren
und dessen Sprache Hebräisch
ist. Ein jüdischer Staat ist
ein Staat, für den die
Besiedlung der Juden in
seinen Feldern, Orten und
Städten ein grundlegendes
Anliegen ist. Ein jüdischer
Staat ist ein Staat, der
jüdische Kultur, jüdische
Bildung und die Liebe zum
jüdischen Volk pflegt. Ein
jüdischer Staat ist die
Realisierung der Hoffnung
von Generationen auf
jüdische Erlösung. Ein
jüdischer Staat ist ein
Staat, dessen Werte aus der
religiösen Tradition kommen
– mit der Bibel als das
Grundlegendste der Bücher
und der Propheten von
Israels moralischer
Gründung. Ein jüdischer
Staat ist ein Staat, in dem
das jüdische Gesetz eine
wichtige Rolle spielt. Ein
jüdischer Staat ist ein
Staat, für den die Werte
der Torah von Israel, die
Werte der Tradition und die
Werte des jüdischen Gesetzes
zu den Grundwerten gehören.
Trotz Shakeds Bemühungen,
ihre Weltansicht, als eine
die auf klassischem
neokonservativen Prinzipien
beruht, darzustellen, kommt
aus dunkleren Bereichen.
Ihre Weltansicht erinnert
an die rassistische
Xenophobie der südlichen
US-Staaten während der 30er
Jahre und danach und der
rassistischen Rechte, die
gegen die Einwanderung ist
und heute in jenen Ländern
blüht, die von der
europäischen Kolonisierung
geschaffen wurde. Ihre
Erklärung, der Zionismus
müsse sich nicht weiter
vor dem System individueller
Rechte in universaler
Weise beugen.
Während der 30er Jahren, den
Jahren der großen Depression
und dem Aufkommen der
totalitären Regime in
Europa, stand die
universelle Idee der
individuellen Rechte in den
US vor einer ernsten Krise.
Das Risiko eines Krieges und
inner-rassistischer
Spannungen stellten
Menschenrechtsaktivisten
vor Schwierigkeiten,
besonders bestimmte Aufrufe,
das Wesen des
„Amerikanismus“ und den
Status von Minderheiten nach
ihrer Rasse, Hautfarbe,
Religion oder ethnischem
Hintergrund neu zu
definieren. Der Angriff auf
die Rechte dieser
Minderheiten vermehrte sich
auch auf Grund der
wachsenden Popularität des
europäischen Faschismus, der
die Definition eines
Staates als eine selektive,
kollektive Gemeinschaft
verfocht, die jeden, der
nicht zum Kollektiv gehörte,
abwies. Dies war besonders
im amerikanischen Süden der
Fall und wurde durch die
rassischen Trennungsgesetze
ausgedrückt.
Shakeds Vision eines
jüdischen Staates geht
parallel zu dem, was die
Südländer in den 30er Jahren
„das Bewahren der
amerikanischen Lebensart“
nannten. Um diese Vision zu
erhalten, war es nicht nur
erlaubt, Gesetze zu
erlassen, die sie aufrecht
erhielt und sie davor
schützte, sich nicht vor den
individuellen Rechten zu
unterwerfen - es war sogar
erlaubt, diese Vision mit
Gewalt zu verteidigen.
Hunderte von Beispielen des
Lynchens und der Gewalt
gegen Schwarze sind der
klare Beweis, wie tief diese
Auffassung war. Israel ist
von ähnlichen Phänomenen
einer nicht staatlichen
aggressiven Gewalt entfernt
z.B. gegen Asylsuchende oder
gegen Palästinenser. Was
aber letztlich den
amerikanischen Süden
definierte, war das
einmalige Rechtssystem der
rassistischen Trennung.
Genau dahin steuert Shaked.
Doch muss daran erinnert
werden, dass geographische
Trennung nie das Hauptziel
der Weißen im amerikanischen
Süden war. Sie akzeptierten
sicher die Realität,
vielleicht sogar die
Notwendigkeit, dass Schwarze
und Weiße neben einander
wohnten und Beziehungen
aufrecht erhielten, die auf
wirtschaftlichen Interessen
und auf Beschäftigung
beruhten. All dies war ein
Thema der Diktate der
rassistischen Hierarchie
oder was ein Forscher „die
Ära des rassistischen
Kapitalismus“ nennt.
Das ist es, wohin Shakeds
zionistische Vision führt.
An Stelle einer weißen
Überlegenheit, werden wir
mit einer
ethnozentrisch-rassistischen
Vision eine jüdische
Überlegenheit erlangen, die
einige lebenswichtige
wirtschaftliche
Zweckmäßigkeiten erlauben
wird. Schließlich wünscht
Shakeds jüdischer Staat
nicht, sich von den
Palästinensern zu trennen
und sicherlich will sie sie
nicht zu Bürgern machen.
Genauso wie im
amerikanischen Süden schuf
die Trennung und politische
Diskriminierung der
Schwarzen eine brutale,
rassistische soziale und
politische Ordnung, wird
Shakeds neuer
national-zionistischer
Staat, der nicht bereit ist,
sich vor den universalen
Definitionen der
individuellen Rechte zu
beugen und wird fortfahren,
Minderheiten brutal zu
unterdrücken, deren einziger
Schutz gegen die
ideologische Tyrannei, die
sie voranbringt, jene
universalen Definitionen
sind.
Innerhalb dieser Vision
müssen wir auch die Angst
der Flüchtlinge orten und
den Wunsch, sie um jeden
Preis aus dem Land zu
vertreiben. Die rassistische
Haltung gegen sie ist in
Gesellschaften mit
kolonialer Vergangenheit –
und Israel gehört dazu -
und Traditionen ein
bekanntes Phänomen. Hinter
der Einstellung, die die
Flüchtlinge als Bedrohung
sieht, steht das Bedürfnis
die ethnische Überlegenheit
der kolonialen Mehrheit zu
bewahren, deren Festhalten
an den Gebieten, in dem sie
lebt, noch nicht den Test
historisch langfristiger
Legitimität geniest. Deshalb
ist das Bedürfnis, die
Grenzen streng zu
kontrollieren – die
territorialen, aber vor
allem die ethnischen und
rassistischen – so wichtig.
Die Migranten und die
Flüchtlinge verletzen diese
Grenzen, sie unterscheiden
sich in der Hautfarbe,
Religion und in ihrem
Lebensstil und so gefährden
sie nicht nur die ethnische
Hegemonie, sondern können
auch die menschliche
Qualität der
Mehrheitsgesellschaft
mindern und sie in eine
ethnische und kulturelle
Entität verwandeln, die
anders ist als die
ursprüngliche.
Dies ist ein neues Konzept
des Staates Israel. Shakeds
Konzept einer jüdischen
Überlegenheit beruht nicht
nur auf einer eng gehaltenen
Ideologie, sondern auf der
Politik der Angst. Israels
politische Arena wird jetzt
von Parteien kontrolliert,
die eine Politik der Angst
fördern und Shaked spielt
eine größere Rolle darin.
Die Hauptbotschaft dieser
Angst-Politik ist das
Bedürfnis, die jüdische
Identität des Staates gegen
die drohende Welt, die dafür
verantwortlich ist, sie zu
überwältigen und zu
eliminieren. Die arabischen,
islamischen und
afrikanischen Komponenten,
die den jüdischen Staat von
allen Seiten umgeben,
könnten ihn wegwaschen, wenn
er sich nicht selbst
befestigt, um solch ein
schreckliches Überfluten zu
verhindern.
Wie die extreme Rechte in
Australien oder die US eine
Mauer der Gesetzgebung zu
errichten versucht, die von
einer starken Flotte oder
tatsächlichen Mauern entlang
den Grenzen unterstützt
wird, damit die Heimstätte (
die kolonialistische!) von
allen Seiten vor dem
Eindringen von Mexikanern
oder Afghanen geschützt
wird. Deshalb fördern
Shaked und ihre Kollegen
das Recht, das die Zäune,
Kontrollpunkte und eine
starke Armee unterstützt,
die Israels Grenzen vor den
drohenden Horden schwarzer
Massen absperrt. Diese
Kombination von
ethno-rassistischer
Überlegenheit, dem
entsprechenden Recht und der
Kastrierung des juristischen
Systems, so dass es das
nicht schützen kann, was
Shaked so gering schätzt –
die universalen Definitionen
der universalem Rechte – sie
schaffen den neuen
nationalen Zionismus, den
Nachfolger des historischen
Zionismus.
(dt. Ellen Rohlfs)
Quelle
|
US-Botschafter
beschuldigte Obama des
"absoluten Verrats" an
Israel und die Palästinenser
an der Ermordung des
Friedensprozesses -
Philip Weiss -
03.09.2017 - Es ist keine
große Überraschung, aber
Donald Trumps Botschafter in
Israel, David Friedman,
entpuppt sich als der
neueste amerikanische Anwalt
für Israel. Friedman gab der
Jerusalem Post ein
Interview, und ein Zitat von
zwei Worten ging als
Schlagzeile rund um die
Welt. Friedman, der selbst
eine dieser illegalen
Siedlungen unterstützt hat,
bezog sich auf eine
"angebliche Besatzung". Der
Guardian berichtet über die
Empörung der Palästinenser:
Ein palästinensischer
Amtsträger bat die USA um
eine Klarstellung und sagte:
"So wie wir es verstehen,
spricht jemand, der eine
offizielle Position innehat,
wie z.B ein Botschafter,
nicht mehr als Privatperson.
Mr. Friedman sollte
verstehen, dass das Leugnen
von Fakten nicht bedeutet,
dass sie nicht existieren.
Es gibt umfangreiche
Aufzeichnungen von seinen
Angriffen auf die nationalen
Rechte des palästinensischen
Volkes, inklusive der
finanziellen Unterstützung
illegaler
Kolonial-Siedlungen und der
Teilnahme an den
Feierlichkeiten zur
israelischen Besatzung. Wir
fordern die
US-Administration auf, ihre
Position klar zu stellen."
Daraus ein paar
Glanzlichter, er versucht
auf seine Wortwahl zu
achten:
"Ich möchte nicht behaupten,
dass sich meine Ansichten
tatsächlich sehr geändert
hätten. Vielleicht hat sich
die Rhetorik geändert",
sagte er uns.
"Natürlich, du wirst ein
Diplomat. Du änderst deine
Rhetorik. Du hat einen
offiziellen Job. Du
arbeitest für die Regierung
der USA. Du beachtest die
Befehlskette."
Im Interview gibt Friedman
den Palästinensern die ganze
Schuld am Scheitern des
Friedensprozesses, und
formuliert den Konflikt vom
israelischen Standpunkt aus.
"Solange es hier die Kultur
des Hasses gibt, so lange es
die Finanzierung des Terrors
gibt, so lange es die Art
von Drohungen gibt, die
existierten und und wir
haben den Abzug aus Gaza
gemacht, noch ein
gescheitertes Experiment
kann sich Israel nicht
leisten. Es geht nicht, es
geht gar nicht um Ideologie.
Es geht darum, was getan
werden kann und was nicht
getan werden kann..."
Hier der Wegwerf-Hinweis auf
eine "angebliche Besatzung":
"Ich denke, die jüdische
Gemeinde in den USA neigt
dazu etwas kurzsichtig auf
Israel zu blicken", sagt er.
Die Rechte, sagte er, wird
so dargestellt, dass sie
glaubt, Frieden sei nicht
möglich. Die Linke, erklärte
er, wird so dargestellt,
dass sie glaubt, dass Israel
nur dann, wenn die
"angebliche Besatzung"
endet, eine bessere
Gesellschaft werden würde.
Der Guardian prüfte die
Zitate nach: "Eine der
beiden Journalisten, die das
Interview geführt hatten,
bestätigte dem Guardian,
dass Friedman korrekt
zitiert worden ist. Ein
US-Beamter bestand darauf,
dass Friedmans Kommentare
keinen Wandel in der
US-Politik anzeigen."
Es überrascht kaum, dass
Friedman die Besatzung
lächerlich macht. Friedman
war Vorsitzender der
Amerikanischen Freunde von
Beit El, einer illegalen
Siedlung in der Westbank.
Friedman kritisiert scharf
die letzte Aktion der Obama
Administration: Die
Resolution des
UN-Sicherheitsrates 2334,
die die Siedlungen als
"flagrante Verletzung" des
Völkerrechts bezeichnet. Die
damalige US-Botschafterin
bei den Vereinten Nationen,
Samantha Power, enthielt
sich bei der Abstimmung im
Dezember 2016 der Stimme und
ermöglichte die Beschließung
des Maßnahme 14 zu 0 zu 1.
Friedman: "Ich dachte, es war ein
'absoluter Verrat' an Israel
durch die
Obama-Administration, ein so
drastischer Verrat, wie ihn,
denke ich, kein anderer
Präsident Israel zugefügt
hat. Natürlich wollte danach
der Präsident danach einen
Wandel signalisieren, und
ich denke, es war gut
überlegt, dass er mich zum
Botschafter ernannt hat."
Die Post fragt nach der
Beziehung zwischen
Premierminister Benjamin
Netanyahu und Trump:
"Phänomenal. Ich denke, sie
haben viel gemeinsam."
Die Botschaft wird umziehen.
Der Umzug der Botschaft ist
eine Frage des 'wann', nicht
des 'ob'. Die Diskussion in
der Administration zentriert
sich jetzt auf den
Zeitpunkt. "Es ist etwas,
worüber wir die ganze Zeit
nachdenken."
Die israelischen Siedlungen
sind kein Hindernis für die
Schaffung eines
palästinensischen Staates.
"Wenn du die Obama
Administration gehört hast,
würdest du denken, dass die
Siedlungen die Westbank
überflügelt haben", sagte
er. "Es ist noch unter 2%
des Territoriums. Ich
persönlich bin überzeugt,
dass es beim derzeitigen
status quo im Hinblick auf
die Siedlungen nicht gibt,
was eine Lösung der
palästinensischen [Frage]
ausschließt."
O.k., Siedlungen sind ein
legitimes Thema, "neben den
anderen 20 (Themen)
Bereichen, die diskutiert
werden". Aber den
Palästinenser muss man die
Schuld an viel größeren
Problemen geben.
"Siedlungen und Terrorismus
gehören nicht in den selben
Satz", betonte er. Nicht in
denselben Absatz, nicht in
denselbem Report, denn
Unschuldige zu töten,
unschuldige Zivilisten, ist
so viel schrecklicher und
widerwärtiger und
unvereinbarer mit dem
Friedensprozess als das
Bauen von Wohnungen."
Aaron David Miller sagte in
einem berühmten Ausspruch,
dass das Verhandlungsteam
von Bill Clinton wie ein
"amerikanischer Anwalt"
handelte (und Clinton
zugunsten der Siedlungen).
In diesem Sinn ist alles,
was wir über Trumps Team
erfahren, schlimmer; und
sogar die betagte
palästinensische Führung hat
sich über diese
Parteilichkeit empört.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Preisgekrönte
Fotografen starten
Boykott-Bürgschaft.
-
Ali Abunimah, 21. August
2017 - Mehr als 40
portugiesische Fotografen,
Fotografie-Lehrer und
Studenten haben eine
Bürgschaft gestartet, um
professionelle Einladungen
vom israelischen Staat
zurückzuweisen und die
Zusammenarbeit mit
israelischen Institutionen ,
die mit Israels
Besatzungsregime,
Kolonialismus und Apartheid
zusammen arbeiten, zu
verweigern.
Die Fotografen beginnen,
Israel zu boykottieren, bis
es das Internationale Gesetz
befolgt und die
Menschenrechte der
Palästinenser respektiert.
Sie drängen andere
Fotografen, sich diesem
Aufruf anzuschließen, der
am Samstag mit dem
Welt-Fototag, einem
jährlichen Feiertag des
umgestaltenden Einflusses,
zusammenfällt.
Ihre Bürgschaft kommt als
Antwort auf den
palästinensischen Aufruf zu
einem kulturellen Boykott
Israels, da Israel die
Kultur benützt, um seine
Verletzungen der
palästinensischen Rechte
schön zu färben und zu
verdecken.
Die Fotografen „können nicht
länger schweigen.“
Zu denjenigen, die die
Bürgschaft unterstützen,
gehört Joao Pina,
Preisträger des 2017 –Premio
Estacao Imagem Viana do
Castelo, Portugals einziger
Foto-journalismus-Preis und
Nuno Lobito, eine
Fotografen- und
Fernseh-Persönlichkeit, die
in fast jedem Land der Welt
gereist war.
„Es wird Zeit für Israels
Markenzeichen der Apartheid,
dass es genauso behandelt
wird wie die Südafrikanische
Apartheid und auf einen
umfassenden internationalen
Boykott gezielt wird, bis es
die Menschenrechte achtet,“
sagte Lobito.
Die Fotografen können nicht
länger über die Behandlung
ihrer palästinensischen
Kollegen schweigen, die
unter einer unhaltbaren
Besatzung leben, die länger
als ein halbes Jahrhundert
dauerte,“ fügte Lobito
hinzu.
„Die Palästinenser haben
durch Boykott zur
Solidarität aufgerufen, und
diese Bürgschaft ist unser
praktischer Beitrag zu ihrem
Kampf.“
Angriffe auf Fotografen
Palästinensischen
Kunst-Fotografen sind
häufig Ziele von
israelischen
Besatzungskräften.
2014 war das Jahr, in dem
Israel einen massiven
Militärangriff auf den
Gazastreifen ausführte. Es
ist für Fotografen und
Journalisten das
gefährlichste Land der Welt.
Im Mai dieses Jahres schoss
ein israelischer Siedler auf
Majdi Mohammed, einem
Fotografen der Associated
Press, als er eine
Protest-Demo in der
Westbank-Stadt von Nablus
beobachtete.
Der Siedler schoss bei
demselben Vorfall einen
palästinensischen
Demonstranten tot.
Das Komitee zum Schutz von
Journalisten verurteilte die
Untätigkeit der israelischen
Besatzungskräfte gegenüber
verdächtigen schießenden
Siedlern.
„Die israelischen Behörden
sollten einem Mann, der
eigenwillig in eine
Menschenmenge schießt, einen
Journalisten verletzt und
einen jungen Mann tötet,
nicht erlauben, es sich zu
Hause unbehelligt von der
Polizei bequem zu machen,
sagte der Koordinator der
Gruppe Nah-Ost und
Nord-Afrika Sherif Mansour .
„Israel muss zeigen, dass
seine Bürger nicht einfach
straflos auf Journalisten
oder andere unbewaffnete
Zivilisten schießen dürfen.“
Nicht provozierte Angriffe
auf Presse-Fotografen und
Journalisten durch
israelische Besatzungskräfte
sind nicht bestraft worden.
„Ein natürlicher Schritt“
Im letzten Monat gab es
vermehrte Angriffe auf
Journalisten, einschließlich
Fotografen durch israelische
Kräfte, die mit Gewalt auf
palästinensischen zivilen
Ungehorsam gegen verschärfte
Restriktionen, was den
Zugang zur Al-Aqsa-Moschee
betraf, reagierten.
Anfang dieses Monats
erzählte Oren Ziv, ein
Fotograf mit den
AktiveStills der Electronic
Intifada, dass israelische
Soldaten und Polizisten
regelmäßig palästinensische
und andere Journalisten
angreifen, die über kleinere
palästinensische
Demonstrationen berichten,
doch die Ereignisse in
Jerusalem waren
ungewöhnlich, da sie große
Aufmerksamkeit erreichten-
Miguel Carrico, Preisträger
des 2012 Concelho da Bienal
de Vila Franca de
Xira-Preises, drängte seine
Fotografen-Kollegen, den
Boykott zu beobachten.
„Wenn man aus erster Hand
die Verbrechen Israels
kennt, die täglich gegen die
Palästinenser begangen
werden, dann ist das
Unterzeichnen dieser
Initiative ein natürlicher
Schritt geworden, sagte
Carrico. „Es ist wichtig,
sich diese Mühe mit allen
nur möglichen Mitteln zu
machen“.
Quelle
(dt. E.
Rohlfs) |
Israel
zerstört kurz vor
Schulbeginn
drei
Schulen
24. 8. 2017 - Israels
Besatzung zerstört drei
palästinensische Schulen für
Kinder in der besetzten
Westbank nur wenige Tage,
bevor die Schule wieder
beginnt, sagte Relief Web
am Donnerstag. Die
zerstörten Einrichtungen
schließen auch den einzigen
Kindergarten für die Jabal
Al Baba-Beduinen-Gemeinde
ein, der in den frühen
Stunden des 21. August
zerstört wurde und eine
Grundschule in Jubbet
Al-Dhib, die in der Nacht
zum 22. August zerstört
wurde.
In einer Erklärung sagte das
Relief Web: „Die
israelischen Behörden reißen
auch die Solar-Panelen ab
und konfiszieren sie - Es
war die einzige Quelle für
Strom an der Grundschule in
Abu Nuwar. Die Schule wurde
im letzten Jahr auch
angegriffen, als Teile von
ihr demoliert und
Einrichtungen konfisziert
wurden.
Schüler der dritten Klasse
hatten dann im lokalen
Friseurladen des Ortes ihren
Unterricht, da die Gemeinde
daran gehindert wurde, ihre
eigene Grundschule zu bauen.
Der NRC-Strategie-Manager
Itay Epshtain, der Jubbet Al
Dhib an diesem Morgen
besuchte, sagte: „ es war
herzzerreißend zu sehen, wie
die Kinder und ihre Lehrer
an ihrem ersten Schultag
unter glühender Sonne sich
umwandten und kein
Klassenzimmer oder
Schutzraum vorhanden war,
während in nächster Nähe die
Arbeit in illegalen
Siedlungen ununterbrochen
weiterging.
Die letzte Welle von
Schulzerstörungen in der
Westbank ist Teil eines
größeren Angriffs auf die
Bildung in Palästina.
Gerade jetzt sind 55 Schulen
in der Westbank von
Abriss-Ordern der
israelischen Behörden
bedroht.
Viele dieser Schulen wurden
von EU-Mitglied-Staaten
finanziert. Israel
verweigert der Mehrheit
palästinensischer Baupläne
in der Zone C die
Genehmigung. So bleibt ihnen
keine andere Wahl, als ohne
Genehmigung zu bauen,
während israelische
Siedlungen in Verletzung des
Internationalen Rechtes sich
weiter ausdehnen.
In den ersten drei Monaten
dieses Jahres gab es 24
Fälle von direkten Angriffen
auf Schulen, einschließlich
Angriffen mit
Tränengas-Kanistern und
Lärmbomben auf Schüler, die
auf ihrem Schulweg waren.
Im letzten Jahr wurden
4Gemeinde-Schulen
abgerissen und 256
Bildungseinrichtungen in
der Westbank angegriffen,
was 29 000 Schüler betraf.
„Als die Schüler jetzt nach
den Ferien in ihre
Klassenräume zurückkehren
wollten, entdeckten die
palästinensischen Kinder,
dass ihre Schulen zerstört
worden waren,“ sagte der
norwegische Flüchtlingsrat
für Palästina Hanibal Abiy
Worku.
„Welche Bedrohung stellen
diese Schulen für die
israelischen Behörden dar?
Was planen sie, was wollen
sie erreichen, wenn sie
Tausenden von Kindern ihre
fundamentalen Rechte der
Bildung verweigern?“
Bedrohungen, die
palästinensische Kinder
täglich erleiden, schließen
Gewalt und Schikanen von
israelischen Siedlern und
Soldaten ein, auch
militärische Aktivitäten
innerhalb und in Schulnähe,
Verzögerungen bei den
Checkpoints und Verhaftung
aus ihren Klassenzimmern.
Seit 2011 hat die
israelische Regierung damit
gedroht , Genehmigungen und
finanzielle Hilfen zurück zu
halten, wenn die Schule sich
nicht an das israelische
Curriculum hält, in dem
Hinweise auf
palästinensische Identität
und Kultur, auf die
Besatzung, die israelischen
Siedlungen und andere
Aspekte der
palästinensischen
Geschichte entfernt wurden.
„Wir rufen alle Regierungen
und Unterstützer der
palästinensischen
Kinderausbildung auf, all
ihren Einfluss auszuüben, um
die Gewalt in all ihren
Formen zu verhindern“, sagte
Abiy Worku.
„Die Zerstörung von
EU-finanzierten
Bildungseinrichtungen ist
nicht nur eine Verletzung
des internationalen
Gesetzes. Es ist auch ein
Schlag ins Gesicht der
internationalen
Gemeinschaft, die der
palästinensischen
Bevölkerung hilft, sichere
Plätze zum Lernen für die
Kinder zu haben.“
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs)
|
Netanyahu verbietet der
israelischen Armee Siedler
aus dem Haus in Hebron zu
evakuieren
Tovah Lazaroff - 26.07.2017
Die linke Organisation Peace
Now appelliert an die
Regierung unverzüglich die
Entfernung der Hebroner
Familien (aus dem von ihnen
besetzten palästinensischen
Haus, Ü.) anzuordnen.
Premierminister Netanyahu
befahl dem
Verteidigungsministerium am
Dienstag abend die Siedler
aus dem drei-stöckigen
Wohnhaus, dem Beit Ha
Machpela, nicht zu
evakuieren.
Am Morgen dieses Tages waren
fünfzehn Familien in das
Hebroner Haus gezogen, von
dem sie behaupten, sie
hätten es vor fünf Jahren
von den palästinensischen
Eigentümern gekauft.
Soldaten und Offiziere der
Grenzpolizei umstellten
sofort das Haus. Es liegt
gegenüber dem Parkplatzes
vor dem Patriarchengrab in
einem Gebiet der Stadt, das
unter israelischer Kontrolle
ist.
"Hier sind Männer, Frauen,
Kinder und Babys", sagte ein
Sprecher der Familien,
Shlomo Levinger.
Die Ziviladministration hat
den Familien die Genehmigung
erteilt den Besitz käuflich
zu erwerben, sie müssen
jedoch einen hinreichenden
Beweis für den Kauf
vorlegen.
Die Familien legten
Widerspruch gegen eine
Entscheidung des
Registrierungskomitees
(Grundbuch) von 2015 ein,
ihnen den Besitz nicht zu
übertragen.
"Die Regierung von Israel
hindert ohne eine rechtliche
oder moralische
Rechtfertigung die Familien
daran in Häusern zu leben,
die sie gekauft haben",
sagte Levinger.
Er fügte hinzu, das Timing
für den Einzug in das Haus
sei eine Reaktion auf die
Vorfälle am Tempelberg von
Jerusalem gewesen, und (der
Einzug) sei genau zu dem
Zeitpunkt im jüdischen
Kalender erfolgt, der die
Trauer über die Zerstörung
des jüdischen Tempels vor
2000 Jahren anzeigt.
"In diesen Tagen, in denen
jüdisches Blut fließt und
Juden Angehörige verloren
haben, hat die israelische
Regierung gegenüber unseren
Feinden Schwäche gezeigt",
sagte Levinger.
"Wir appellieren an die
Regierung mutig die Fahne
der Siedlungen und der Treue
zum Land Israel zu hissen",
sagte Levinger.
Den Familien wurden genügend
Genehmigungen für das
Projekt gegeben, um den
Familien zu erlauben in das
Haus einzuziehen", sagte
Levinger Dienstag abends der
Jerusalem Post per Telefon
aus dem Haus.
"Nachdem die Siedler immer
wieder damit gescheitert
sind ihr Eigentumsrecht zu
beweisen, haben sie
beschlossen, das
Rechtsprechung zu ignorieren
und in das Haus
einzudringen, in der Absicht
eine neue Siedlung zu
gründen, die das Gebiet in
Flammen setzen wird", sagte
Peace Now. "Wir appellieren
an Netanyahu Null Toleranz
für diese Bande von
Kriminellen zu zeigen."
Die israelische Armee hatte
die Familien 2012 aus dem
Gebäude geholt, in das sie
damals zum ersten Mal
eingezogen waren und
Dokumente zum Beweis für den
Kauf vorgelegt hatten. Seit
damals war das Haus
versiegelt.
Es liegt in der Nähe von
zwei palästinensischen
Schulen und einem anderen
palästinensischen Stadtteil.
Die jüdische Gemeinde in
Hebron hat nur etwa 1000
Mitglieder, die in vier
Wohnblocks leben, sowie eine
Militärbasis und eine
Yeshiva.
[...] Letztes Jahr versuchte
die jüdische Gemeinde von
Hebron in zwei Gebäude an
der Shuhada-Street
einzuziehen, von denen sie
sagten, sie hätten sie
gekauft, und die sie Beit
Rachel und Beit Leah nennen.
Diese Gebäude liegen
ebenfalls in der Nähe des
Patriarchengrabes. Die
israelische Armee zwang die
jüdischen Bewohner die
Häuser zu verlassen; diese
Gebäude wurden ebenfalls
versiegelt, bis der Beweis
für den Kauf erbracht würde.
Nach Jerusalem ist Hebron
einer der Brennpunkte im
israelisch-palästinensischen
Konflikt.
Der Versuch in das Beit
HaMachpela einzuziehen
erfolgte genau Wochen
nachdem die UNESCO das
Patriarchengrab und die
Altstadt darum herum als zum
"Staat Palästina" gehörend
registriert hat.
Der Versuch von Dienstag
Netanyahus Einfluss
(Unterschrift) für ein
Wachstum der Hebroner
jüdischen Gemeinde zu
erzwingen, eröffnet jetzt
einen weiteren Streitpunkt
zwischen dem Premierminister
und seiner rechten
Unterstützungsbasis.
Siedler von Beit El haben
ihn aufgefordert, sein
Versprechen von vor fünf
Jahren einzulösen und 300
Wohnungen für ihre Siedlung
zu genehmigen.
Fünfzehn Familien, die im
Außenposten Nativ Haavot
leben, stellten diese Woche
vor der Knesset ein
Protestzelt auf, um
rechtliche Hilfe beim Finden
einer Lösung für ihre Häuser
zu erbitten, die abgerissen
werden sollen. Der Oberste
Gerichtshof hatte angeordnet
die Häuser bis zum März 2018
abzureißen, nachdem ein
Landvermesser festgestellt
hatte, dass sie auf Land
errichtet worden waren, das
vermutlich Palästinensern
gehört.
Bis jetzt wurde ihnen keine
alternative Wohnmöglichkeit
als Lösung angeboten.
Am Dienstag haben die 40 im
Februar aus dem Außenposten
Amona evakuierten Familien
geklagt, dass die
Bauarbeiten an der
Infrastruktur für die neue
Siedlung Amihai gestoppt
worden seien. Sie planen
dort dauerhafte Wohnhäuser
zu errichten, aber das
Verteidigungsministerium hat
dem Benjamin- Regionalrat
kein Geld überwiesen, damit
die Arbeiten fertig gestellt
werden können.
Nach einem Hearing zu der
Angelegenheit, ordnete
Netanyahu unverzüglich an
die notwendigen Gelder zu
überweisen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
|
Hilfsorganisationen über
Angriffe auf
palästinensische
Bildungseinrichtungen vor
dem neuen Schuljahr
alarmiert
- 24.08.2017 - Diese Woche
waren zwei
Bildungseinrichtungen Ziel
der israelischen Behörden,
womit es in den letzten zwei
Wochen insgesamt drei sind.
Einen Tag vor Beginn des
neuen Schuljahres fuhr die
Israelische
Ziviladministration (ICA)
(1)in die Gemeinde Jubbet
adh-Dhib und demontierte die
Grundschule, deren Bau
gerade fertig wurde. In den
frühen Stunden des 21.
August fuhr ICA in
Begleitung von Soldaten in
die Beduinengemeinde Jabal
al-Baba, um den neu
errichteten Kindergarten zu
zerstören.
Eine Woche zuvor war bereits
die Gemeinde Abu Nuwar Ziel
eines Angriffs, dabei wurde
die einzige Energiequelle
der Grundschule –
Solarpaneele und Batterien –
entfernt und die
Unterrichtsbedingungen für
die kleinen Schüler
unerträglich gemacht.
Eine weitere Schule erhielt
im August eine Anordnung zur
Einstellung der Bauarbeiten.
Heute sind es mehr als 55
Schulen in der Westbank, für
die die israelischen
Behörden noch offene
Anordnungen zu Abriss oder
Baustoppp erteilt haben.(2)
Quer durch die Westbank sind
Kinder unzähligen Gefahren
ausgesetzt, wenn sie bloß
versuchen die Schule zu
erreichen und ihr
gundlegendes Recht auf
Bildung auszuüben. Zu diesen
Gefahren gehören: Gewalt und
Schikanen von Siedlern und
israelischen Soldaten auf
dem Schulweg, militärische
Aktivitäten in oder in der
Nähe der Schule, Festnahmen
oder Verhaftungen von
Kindern in ihren
Klassenräumen durch Militär
oder Polizei, Zeitverlust
wegen (Erklärung eines
Gebiets zu) einer
militärischen Sperrzone oder
einer Schießzone,
Verzögerungen beim Passieren
von Check-Points, Drohungen
eine Schule zu zerstören
oder abzureissen sowie
Anordnungen den Bau
einzustellen.
2016 wurden 256 Verletzungen
des Rechts auf Bildung durch
die Grave Violations Working
Group dokumentiert, die sich
auf den Unterricht von
29.230 Schülern auswirkten.
Zwischen Januar und März
2017 gab es 24 Fälle
direkter Anschläge auf
Schulen. (3)
Dazu gehören Vorfälle, bei
denen Tränengaskanister und
Lärmgranaten auf Schüler auf
ihrem Weg zur oder von der
Schule abgeschossen wurden.
Mehr als 20.000 Schüler
verloren wichtige
Unterrichtszeit wegen
Behinderungen wie
Verzögerungen an
Check-Points, oder weil
Gebiete für militärische
Zwecke gesperrt wurden,
sowie wegen der Festnahme
und Verhaftung von Kindern
in und in der Nähe von
Schulen. Im Shuafat
Flüchtlingslager in
Ost-Jerusalem sind bis zu
15.000 Kinder gezwungen
täglich einen Check-Point zu
passieren, um die Schule zu
erreichen.
Das universelle Recht auf
Bildung ist in der
Universalen Erklärung der
Menschenrechte verankert, es
wurde bekräftigt in der
Internationalen Konvention
über wirtschaftliche,
soziale und kulturelle
Rechte, in der Konvention
über die Kinderrechte und
der UNESCO-Konvention gegen
Diskriminierung in der
Bildung.
In den besetzten
palästinensischen Gebieten
wird dieses Recht zunehmend
ausgehöhlt, dazu kommen
schwerwiegende Gefahren für
den Schutz der Kinder, wie
die Konfrontation der Kinder
mit Androhungen von Gewalt,
Demütigungen, Festnahme und
Verhaftung sowie dem Fehlen
sicherer Räume zum Lernen.
Wir appellieren an alle
Verantwortlichen
das unveräußerliche Recht
der Kinder auf Bildung zu
schützen und sprechen
(damit) die zunehmenden
Gefahren für Kinder beim
Zugang zu Bildung in den
besetzten Gebieten an.
Wir ersuchen dringen die
staatlichen Parteien,
nicht-staatliche Akteure und
lokale und internationale
Gemeinschaften:
- Verletzungen des Rechts
auf Bildung in allen seinen
Formen zu beenden und sich zu bemühen und
sicherzustellen, dass (die
Schuldigen) für Verletzungen
dieses grundlegenden
Rechts zur Rechenschaft
gezogen werden. - Alle notwendigen
Maßnahmen zu ergreifen, um
Beschädigung und Zerstörung von schulischer
Infrastruktur zu verhindern,
dazu gehört die Beendigung
der administrativen
Zerstörung von
Bildungseinrichtungen und
die Zurücknahme der tausenden offenen
Abriss-Anordnungen in
Ost-Jerusalem und in Zone C der Westbank.
- Gewalt und Anstiftung zur
Gewalt in und in der Nähe
von Schulen zu beenden und alle Schulen und
Unterrichtsorte als
unantastbare sichere Räume
für Kinder und des
Lehrpersonals zu
respektieren. - Sicherzustellen, dass
bewaffnete und unbewaffnete
Siedler oder Siedlungswächter sich
nicht in und in der Nöhe von
Schulen aufhalten und zu garantieren, dass jeder
Angriff auf Schulen korrekt
untersucht und (die Schuldigen) zur
Rechenschaft gezogen werden. - Alle Anstrengungen zu
unternehmen, um Schülern und
Lehrpersonal ein sicheres und
unbehindertes Passieren
durch Check-Points auf ihrem
Weg zur und von der Schule zu
ermöglichen.
Anmerkungen:
1) Die Ziviladministration
ist eine zivil-militärische
Organisation, die mit der
Durchsetzung der
israelischen zivilen
Politik im besetzten
Territorium beauftragt ist.
Sie operiert als zivile
Organisation, ist aber dem
Kommando der militärischen
Behörden unterstellt.
2) Die israelische Planungs-
und Flächenbebauungspolitik
kontrolliert jeden Bau in
der Zone C; 2015 wurden nur
1,81% der Anträge auf
Baugenehmigung bewilligt.
Der UN-Generalsekretär hat
bereits früher festgestellt,
dass die israelische
Planungs- und
Flächenbebauungspolitik in
der Westbank, die den Bau
von Wohnungen und Strukturen
in der Zone C regelt,
restriktiv, diskriminierend
und unvereinbar mit den
Bestimmungen des
internationalen Rechts
(Völkerrechts) ist.
*Quelle: Judea and Samaria
Central Planning Committee,
retrieved from http://iplan.gov.il/Mechozi/yosh/Pages/yosh.aspx (nur in Hebräisch verfügbar)
*UN Secretary General.
20.01.16 A/HRC/31/43.
Israeli settlements in the
Occupied Palestinian
Territory, including East
Jerusalem, and in the
occupied Syrian
Golan.Para.45
3) Angriffe auf Schulen
werden von der working group
on grave violations on
Children Affected by Armed
Conflicts (CAAC) definiert.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Belgien
verlangt von Israel
Schadensersatz für
Zerstörung gespendeter
Schulausstattung im
Westjordanland
-
Bethan McKernan -
25.08.2017 -
Schulenrichtungen, die von
internationalen
Organisationen in vier
palästinensischen Gemeinden
just vor Beginn des neuen
Schuljahres zerstört wurden.
Belgien hat von den
israelischen Behörden
"Erklärungen sowie
Schadensersatz" für die
Zerstörung neuer
Schuleinrichtungen für
Palästinenser im
Westjordanland verlangt, die
von der EU gespendet wurden.
Die sechs neu errichteten
stählernen 'Schildkröt'-Häuschen
wurden im Dorf Jubbet al
Dhib aufgestellt, damit die
Kinder aus dem Ort nicht
eine Stunde weit zur Schule
gehen müßten.
Sie wurden am Dienstag –
einen Tag vor Beginn des
neuen Schuljahres - von den
israelischen Behörden
zerstört und die Einrichtung
wie Stühle und Tische
konfisziert, mit der
Begründung für die Gebäude
hätte es keine eigene
Baugenehmigung gegeben.
Das Gebiet wurde
abgeriegelt, zur
militärischen Zone erklärt
und Sicherheitskräfte warfen
Lärmgranaten, um
Dorfbewohner fern zu halten,
wie die israelische
Menschenrechtsgruppe
B'Tselem sagte.
Israelische Medien
berichteten, Dorfbewohner
hätten während der
Zerstörung Steine auf die
Soldaten geworfen.
Die 80 Kinder des Dorfes
mussten nun am ersten
Schultag in einem engen Zelt
oder in der heissen Sonne
dem Unterricht folgen.
In einer Erklärung vom
Donnerstag verurteilten der
belgische
Vize-Premierminister Didier
Reynders und der Minister
für Entwicklungskooperation
Alexander De Croo gemeinsam
die Zerstörung der teilweise
von Belgien finanzierten
Gebäude.
"Diese neuen Zerstörungen
und Konfiszierungen von
grundlegender Infrastruktur
sind inakzeptabel: die
belgischen Projekte wollen
humanitäre Bedürfnisse
abdecken und sind unter
strikter Beachtung des
internationalen humanitären
Rechts durchgeführt",
schrieben sie.
"Mit dem Unterminieren
solcher humanitärer Projekte
verstößt Israel gegen seine
internationalen
Verpflichtungen als
Besatzungsmacht."
Die belgischen Behörden
stellten außerdem fest, dass
die Zerstörung in Jubbet al
Dhib zusätzlich zur
Zerstörung der
Schuleinrichtungen in drei
weiteren Westbankdörfern in
den letzten zwei Wochen
erfolgte. Alle waren von
internationalen
Organisationen und NGOs
gespendet und aus denselben
Gründen fehlender
Baugenehmigung zerstört
worden.
Kritiker der israelischen
Politik haben schon lange
darauf hingewiesen, dass es
für Palästinenser so gut wie
unmöglich ist
Baugenehmigungen zu
bekommen.
Die jüngste Häufung von
Zerstörungen von Schulen und
Konfiszierungen in der
Westbank sind Teil eines
größeren Angriffs auf
Bildung in Palästina, sagt
der norwegische
Flüchtlingsrat (NRC);
insgesamt 55 Schulen sind
zur Zeit mit (Militär-)Anordnungen
zur Zerstörung oder
"Einstellung" der
Bauarbeiten bedroht.
"Just als sie in ihre
Klassenräume zurückkehren
wollten, entdeckten die
palästinensischen
Schulkinder, dass ihre
Schulen zerstört waren",
sagte der palästinensische
Direktor des NRC Hanibal
Abiy Worku.
"Welche Gefahren drohen den
israelischen Behörden durch
diese Schulen? Was planen
sie, was wollen sie
erreichen, wenn sie
tausenden Kindern ihr
grundlegendes Recht auf
Bildung verwehren?"
Der Koordinator von
Regierungsaktivitäten in den
(besetzten) Gebieten (COGAT),
die Organisation, die die
israelische Politik in den
palästinensischen Gebieten
umsetzt, antwortete nicht
gleich auf das Ersuchen des
Independent um eine
Erklärung.
Letzten Monat reichten die
Niederlande eine Beschwerde
bei der israelischen
Regierung ein, nachdem
dutzende holländische
Solarpaneele, die für
dasselbe Dorf gespendet
worden waren, konfisziert
worden sind. Mehr als 300 Gebäude
(Strukturen) in der
besetzten Westbank, die 2016
von den israelischen
Behörden zerstört worden
sind, waren zumindest
teilweise von der EU oder
internationalen NGOs
gespendet, sagte ein
israelischer Militäroffizier
Anfang dieses Jahres.
Im vergangenen Jahr gab es
auch die höchste Zahl von
Zerstörungen
palästinensischer Strukturen
durch Israel seit
Menschenrechtsgruppen dies
dokumentieren.
"Belgien ist nicht der
einzige internationale
Geber, der von dieser Art
von Zerstörungen betroffen
ist. Belgien wird fortfahren
gemeinsam mit seinen
Partnern zu arbeiten wie in
der Vergangenheit, um die
israelischen Behörden
aufzufordern (zu bitten) mit
diesen Zerstörungen
aufzuhören", sagten
belgische Beamte.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
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