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Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten, Texte aus dem besetzen Palästina die in den deutschen Medien fehlen.

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Texte von Arn Strohmeyer

artnerschaft zwischen Südafrika und Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

TRANSLATE


 

Ist Israel noch zu retten?
Eine Buchbesprechung
Von Rudolph Bauer

 

Das Buch „Wer rettet Israel?“ von Arn Strohmeyer ist auch ein Dokument der Leidenschaft, die in jener Verantwortung wurzeln dürfte, welche der Autor angesichts des Holocaust und des Völkermordes an den Juden „für dieses unsägliche Verbrechen“ (S. 1) empfindet. Gleich vier Mal begegnet der Begriff „Verantwortung“ bei der Lektüre am Anfang des Buches: Schon auf der ersten Seite wird die „deutsche Verantwortung“ beschworen, auf der zweiten dann die „Verantwortung für Israel und die Juden“, eine „Verantwortung ohne Vorbehalt“, eine „Verantwortung …, die ihnen (d. h. den Deutschen) aus den Verbrechen des ‚Dritten Reiches’ gegen das jüdische Volk erwächst“ (S. 2). Als Leserin und Leser droht man, ähnlich wie der Autor, in den Sog des schuldbeladenen Bekenntnisses einer Verantwortung zu geraten, welche von der deutschen Bundeskanzlerin vor dem israelischen Knesset-Parlament als „immerwährend“ und „historisch“ bezeichnet und in den Rang eines Teils der „Staatsräson meines Landes“ erhoben wurde (Angela Merkel im März 2008, zit. S. 236).

In demselben Buch, das leidenschaftlich von der deutschen Verantwortung spricht, werden aber auch andere als die Nazi-Verbrechen benannt. Sie wurden begangen in der Verantwortung des Zionismus, einer nationalistischen Bewegung zur kolonialistischen Inbesitznahme des von den Palästinensern besiedelten „Heiligen Landes“, und sie werden weiterhin ausgeübt in Verantwortung des 1948 von der zionistischen Bewegung gegründeten Staates Israel und seiner Regierungen. Einerseits erinnernd an die deutsche Schuld und andererseits konfrontierend mit den israelischen Schandtaten, erweist sich die Lektüre des Strohmeyer-Bandes als beschämend, bedrückend und belastend. Kein einfaches Buch, kein leicht bekömmlicher Lesestoff.

Worum geht es?

Arn Strohmeyer erzählt die Vor- und Gründungsgeschichte des Staates Israel sowie den seitherigen historischen Verlauf der israelischen Politik im Verhältnis zu den Palästinensern einerseits und den Nachbarstaaten andrerseits. Dabei geht es dem Autor vor allem darum, die zahlreichen „Mythen“, wie er es nennt, zu widerlegen - Legenden, die nicht nur im Selbstverständnis Israels, seiner Politiker und Militärs sowie des Großteils seiner Bewohner verankert, sondern weit darüber hinaus prägend sind. Israel-Mythen bestimmen nicht zuletzt auch und gerade in Deutschland, bei den deutschen Politikern und in der Bevölkerung, das politische Bewusstsein.

Zweck solcher Legenden, die deshalb auch hartnäckig fortbestehen, ist es, hierzulande wie auch in Israel „Identität (zu stiften) und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft (zu ermöglichen)“ (S. 12). Im Falle Israels bilden die von Strohmeyer akribisch entlarvten „Mythen“ Narrative mit Rechtfertigungscharakter. Sie legitimieren zum einen die Existenz des israelischen (bzw. jüdischen) Staates auf einem Territorium, das ursprünglich im Zuge kolonialistischer Landnahme durch Ankauf, weitgehend aber unrechtmäßig in Besitz genommen wurde. Zum anderen dienen sie zur Rechtfertigung der seither teils terroristisch, teils mit militärischer Übermacht, teils durch die Besetzung mit „Siedlungen“, immer aber gewaltförmig erfolgten Ausweitung, Annexion und Okkupation der für die zionistische „Heimstatt des jüdischen Volkes“ beanspruchten Landesfläche.

Da die kolonialistische und nationalistische Landnahme den Protest der palästinensischen Bewohner herausforderte, diente und dient deren Widerstand zusätzlich - neben den Mythen - zur Rechtfertigung von Diskriminierung, Unrecht, Vertreibung, Überfällen, Massakern, Gefangennahmen, Folter und Kriegen aller Art. Arn Strohmeyer spricht in wohl begründeter Weise von Apartheid (u. a. auf S. 90, 154, 171, 173), von Rassismus (u. a. auf S. 101, 123, 156, 160, 167 ff.) und von ethnischer Säuberung (u. a. S. 74 und 131). Damit verbunden sind Anklagen, die auch von kritischen Israeli erhoben, von offizieller israelischer Seite und von Israels Verbündeten aber strikt zurück gewiesen werden.

Analysen statt Legenden

Neben den vielen bestürzenden Fakten, die der Autor recherchiert hat und in seinem Bericht mit Quellen belegt, kommen bei Strohmeyer zahlreiche kritische Historiker und Sozialwissenschaftler aus Israel oder mit jüdischer Herkunft zur Sprache. Sie alle entwerfen ein Bild von Israel, das diametral Gegensätzliches enthält zu dem, was die staatliche israelische Öffentlichkeitsarbeit verbreitet und was auch in Deutschland allgemein gilt: auf politischer Ebene, in den Medien, bei den Kirchen und an den Schulen, nicht zuletzt auch seitens jüdischer Gemeinden und des Zentralrats der Juden.

In ihrer Konsequenz konterkarieren die in Strohmeyers Veröffentlichung gewissenhaft zusammengetragenen Befunde die offiziell propagierte, teils schönfärberische, teils lügnerische Phraseologie von Israels geduldiger Bereitschaft zum Friedensschluss mit einem biterritorialen Staat Palästina (sog. Zwei-Staaten-Lösung) - ein Angebot, das nach israelischer Lesart gegenwärtig von „den Arabern“, „der Hamas“ und durch das Abfeuern von Qassam-Raketen ausgeschlagen werde.

Das israelische Militär, die israelischen Regierung und die Mehrheit in der Knesset mit ihren „zionistischen Fraktionen“ Likud und Arbeitspartei (vgl. S. 47) verfolgen in Wahrheit die gegenteilige Absicht. Ihr Ziel schlechthin ist es, den Widerstand der in Gaza und den besetzten Gebieten noch vorhandenen palästinensischen Bewohner zu brechen bzw. sie weitestgehend durch jüdische zu ersetzen. Erreicht werden soll dies mit den Mitteln und Folgen von Diskriminierung, bürokratischer Schikane, Misshandlung, Erschwerung der Lebensbedingungen, wirtschaftlichen Boykottmaßnahmen, territorialer Verdrängung, Einsperrung, Vertreibung und Tötungen aller Art. 

Ausweg oder Perspektive

Für die Palästinenser gibt es nach Maßgabe der von Strohmeyer analysierten israelischen Politik nur einen einzigen Ausweg. Sie sollen für das von ihnen bewohnte und beanspruchte Land die israelische Oberhoheit akzeptieren und sich dem jüdischen Staat als Bürger zweiter, wenn nicht dritter Klasse unterwerfen. Die geschichts- und politikwissenschaftliche Untersuchung von Israels Mehrheitspolitik kommt zu dem Resultat, dass der Friedensprozess ein „Riesenschwindel“ sei (S. 240). Dieses nüchterne, aber auch niederschmetternde Urteil ist der Süddeutschen Zeitung vom 10. April 2008 entnommen. Es stammt aus dem Mund von Henry Siegmann, einem früheren Präsidenten des American Jewish Congress, der heute dem US/Middle East Project vorsteht.

Das Fazit von Henry Siegmann ist dermaßen erschreckend, dass Arn Strohmeyer in seiner Schrift nicht damit zu enden vermag. Der Untertitel des Buches lautet: „Ein Staat am Scheideweg“. In dieser Formulierung kommen der Wunsch und die Hoffnung zum Ausdruck, es sei denkbar und trotz allem immer noch möglich, dass Israel sich eines anderen Weges besinnt, statt den seit Jahrzehnten eingeschlagenen weiter zu gehen - einen anderen Weg als den, der dem Autor zufolge in die „politische Isolierung“ und in einen Zustand von „Lähmung, Stillstand und Immobilismus in der israelischen Politik und Gesellschaft“ (S. 245) führt.

Das würde freilich zunächst und in erster Linie zur Voraussetzung haben, dass die Staaten und Regierungen an der Seite Israels - an erster Stelle die USA, Deutschland und die EU - auf den israelischen Partner entschiedenen Druck ausüben, damit dieser bereit ist zu einer Politik der vorbehaltlosen Anerkennung palästinensischer Interessen, des Ausgleichs, der Abrüstung (auch atomar!) und der gemeinsamen Gestaltung der Zukunft im Nahen Osten. Stellt das eine begründete und begründbare Perspektive dar? 

Retter Israels?

Mit Blick auf Deutschland und den hiesigen Philosemitismus und -zionismus sind größte Zweifel angebracht. Aufs Ganze gesehen [und m. E. allzu voreilig] stellt Strohmeyer fest, „dass der als Mainstream vorherrschende Philosemitismus sich längst als verkappter Antisemitismus entlarvt hat“ (S. 225). [Das wäre in der Tat eine gute Botschaft!] Er zitiert Judith Butler: „Der Philosemitismus macht dieselben Fehler wie der Antisemitismus … Der Philosemitismus verkehrt den Antisemitismus, ohne die Prämisse in Frage zu stellen, die sie beide stützt.“ (Zit. ebd.)

Die These, dass Anti- und Philosemitismus die zwei Seiten einer rassistischen Münze sind, wirft erschreckende Fragen auf: Hat die Judophobie, der Judenhass, sich in unverdächtige Freundschaftsgewänder gekleidet? Werden die Wannsee-Beschlüsse erst jetzt vollständig grausame Wirklichkeit, indem sich das Handeln deutscher Politik „der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels verpflichtet“ (Angela Merkel; zit. S. 236) - einer Sicherheit wohlgemerkt, die allein auf Gewalt, Töten und Waffen beruht und somit ohne menschlich lebbare Perspektive ist?

Die deutschen Waffenlieferungen und -schenkungen an Israel sowie der heuchlerische Schulterschluss mit der israelischen Aggressions- und Besatzungspolitik zeigen an, dass es der Bundesregierung nicht um das friedliche Zusammenleben und die Gestaltung einer humanen Zukunft geht, sondern um Morden, Krieg und Vernichtung. Ein Regime aber, das seine Macht nur auf militärische Überlegenheit allein stützen kann, droht an Waffen zu Grunde zu gehen: physisch oder moralisch.

Verdienstvoll, streitbar und beherzt

Arn Strohmeyer scheut sich nicht, in seiner Untersuchung diese und andere Fragen anzuschneiden und grundsätzliche Problematisierungen aufzuwerfen, die fundamental an deutsche Tabus rühren. Indem er so verfährt, setzt er ein persönliches Zeichen der moralischen Verpflichtung angesichts der historischen Schuld des rassistischen deutschen Herrenmenschentums. Das ist verdienstvoll und verdient Achtung.

Seine Analyse ist aber auch streitbar und beherzt, weil damit das Licht auf ein anderes Herrenmenschentum geworfen wird, welches ohne arisches Vorzeichen gleichfalls die Menschen- und Lebensrechte anderer negiert. Der militante Judaismus der zionistischen Bewegung trägt jedenfalls Herrenmenschenzüge, die - ohne sie denen der Nationalsozialisten gleichsetzen zu wollen - ebenfalls menschenverachtend und gefährlich sind.

Darauf mit seinem Buch hinzuweisen, wird dem Autor gewiss mit bitteren Anfeindungen aus dem Heerlager des philosemitischen Antisemitismus entgolten werden. Allerdings gibt er sich dafür auch die eine oder andere Blöße. Seine Arbeit - teils journalistisch, teils wissenschaftlich - ist wegen der Überfülle der Aspekte anstrengend zu lesen. Sie bietet kleinere formale sowie terminologische Angriffsflächen. Schließlich werden nur die eine Konfliktpartei, die israelisch-zionistische, und deren Verfehlungen untersucht. Es gibt aber auch auf der anderen Seite politische, diplomatische und militärische Fehler: bei den Palästinensern und den Nachbarstaaten Israels. Nicht zuletzt spielen schwerwiegende Fehlentscheidungen der Großmächte eine nicht unwesentliche Rolle.

Die Schwächen des Buches hätten leicht behoben werden können, wenn einer der deutschsprachigen Verlage mutig genug gewesen wäre, die Publikation Strohmeyers in sein Programm aufzunehmen und sie sowohl leserfreundlicher als auch dem Thema angemessen zu lektorieren. Dem Autor und seiner Veröffentlichung ist daher sehr zu wünschen, dass das Interesse daran eine zweite, verbesserte und ergänzte Auflage (mit Kartenmaterial, Schlagwort- und Personenverzeichnis!) bei einem friedensengagierten Verlag möglich macht. Für den öffentlichen Diskurs ist Strohmeyers Dokumentation eine wertvolle und unerlässliche Quelle

(Rudolph Bauer ist emeritierter Professor für Sozialwissenschaften an der Universität Bremen.)

Strohmeyer, Arn: Wer rettet Israel? Ein Staat am Scheideweg. Bremen 2012. 275 Seiten, € 16,00 - Das Buch ist zu beziehen über arn.strohmeyer@web.de <mailto:arn.strohmeyer@web.de>

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