Tödliche Pfeile:
Israels Armee verschießt in Gaza Tausende „Flechettes“
Neuhaus Dieter
Amnesty
International hat einer breiten Öffentlichkeit in ihrem Bericht über die
von Israel im Krieg gegen Gaza eingesetzten Waffen auch über die sog.
„Flechettes“ und die dadurch getöteten und schwer verletzten
Zivilisten informiert (Bericht MDE 15/012/2009). Diese Pfeile werden
mit Granaten aus Panzern verschossen. Jede Granate setzt dabei in der
Luft zwischen 5.000 und 8.000 einzelne Pfeile (ca. 4 cm lang) frei, die
sich mit rasender Geschwindigkeit alles durchschlagen, worauf sie auf
ihrem tödlichen Flug treffen. Jede dieser tödlichen Pfeilladungen
verteilt sich über ein Gebiet von etwa 100 mal 300 Meter. Bei Wikipedia
heißt es dazu: „Flechettes führen zu schrecklichen Verletzungen. Im
Körper des Opfers werden sie instabil und verformen sich. So verbog sich
die Spitze bei Tests angelhakenförmig oder das gesamte Geschoß nahm eine
U-Form an. Bei Tests wurden alle gängigen Schutzwesten und Helme
durchschlagen“. Und „Neue 120-mm-Granaten sind gerade in der Entwicklung
und voraussichtlich 2009 einsatzfähig“. Einiges spricht dafür, dass
genau solche Granaten mit Tausenden dieser Todespfeile in Gaza
eingesetzt wurden. Zur Erprobung an einer schutzlosen Bevölkerung unter
realistischen Bedingungen?
Unter Militär- und Völkerrechtsexperten
besteht Einigkeit darüber, dass „Flechettes“ nie in dicht besiedelten
Gebieten eingesetzt werden dürfen. Gegen diesen Grundsatz hat die
„moralischste Armee der Welt“ in Gaza in flagranter Weise verstoßen.
Welche grässlichen Auswirkungen der
Einsatz dieser Waffe auf die Menschen in Gaza hatte, beschrieb die
kanadische Menschenrechtlerin Eva Bartlett am 16. März in einem Bericht
unter dem Titel: „Wie Israel die Opferzahl maximierte“. Frau Bartlett
lebt seit einigen Monaten in Gaza und dokumentiert anschaulich und
eindringlich die entsetzlichen Folgen des israelischen
Dauerbombardements für Tausende palästinensischer Familien. Wer den
fünfseitigen Bericht zu den israelischen Angriffen und den „Flechettes“
gelesen hat (www.electronicintifada.net;
dort: Human Rights-Ensuring maximum casualties in Gaza, 16.3.2009), für
den beantwortet sich die Frage von selbst: hat Israel beim Angriff auf
Gaza Kriegsverbrechen begangen? Flüchtende Zivilisten und medizinisches
Rettungspersonal wurden - auch mit „Flechettes“ - gezielt beschossen und
getötet. Bei einigen Überlebenden sind die Pfeile so tief in den Körper
eingedrungen, dass ihre Entfernung nur um den Preis dauerhafter Lähmung
möglich ist. Unter den Getöteten ist auch eine schwangere Frau. Ein
besonders infames Verbrechen der israelischen Armee war der Angriff auf
eine Gruppe von Trauernden, die des Todes eines jungen Mannes am Vortag
gedachten. Innerhalb von zwei Minuten wurden die nur wenige Meter
voneinander trauernden Gruppen der Männer und Frauen mit „Flechettes“
angegriffen. Drei Brüder wurden dabei von den Pfeilen durchbohrt, zwei
von ihnen starben kurz darauf. Glaubwürdigen Augenzeugenberichten
zufolge haben die Panzerschützen, die die „Flechette“-Granaten
abgefeuert haben, direkt auf ihre Opfer gezielt.
Neuhaus
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