NICHT DER MÖRDER, DER ERMORDETE IST SCHULD oder: TÄTER SEIN MACHT SPASS
Nicht Broder, Giordano, Sarrazin, Wilders und De Winter sind für die Anschläge
in Norwegen verantwortlich, sondern Immanuel Kant und Franz Kafka.
So zumindest argumentiert Henryk M. Broder in seiner Verteidigungsschrift auf
WELT -ONLINE, bei der man merkt, dass er mit seinen Argumenten mit dem
Rücken zur Wand steht. Er greift die „Schamlosigkeit“ der anderen an, weil nach
seiner Philosophie Angriff die beste Verteidigung ist, und ist dabei natürlich noch
hundert Mal schamloser. Nicht er und seine reaktionären bis rechtsradikalen
Freunde sind schuld, sondern natürlich die üblichen Verdächtigten wie
Mohammed Atta und Osama Bin Laden. Wer denn auch sonst? Wie verzweifelt
muss Broder sein, dass er solch absurden Unsinn schreibt?
Vor einigen Tagen noch hat er sich für das Attentat in Norwegen überhaupt nicht
interessiert und in seinem inzwischen bekannten und verabscheuungswürdigen
Zynismus die Opfer verhöhnt und beleidigt, als er meinte: „Das Einzige, worüber
ich mir Sorgen mache, ist, woher ich Ersatzteile für meinen Morris Traveller aus
dem Jahre 1971 bekomme. Sogar in England werden die Teile knapp.“ Schnell
aber erkannte er, dass die Tat seines Gesinnungsgenossen in Norwegen
„dermaßen ungeheuerlich und abseitig und unbegreiflich“ sei, dass er sich Sorgen
machen und sich von ihr distanzieren musste, bevor sie für ihn zu einem
Als Erster hat er auch schon eine Erklärung für diese Tat parat: „Wie wäre es
damit: – Spaß am Töten?“. Hat nicht Henryk M. Broder selbst schon vor Jahren
den Spaß am Töten gefunden oder gar erfunden? Meinte er nicht schon vor Jahren,
dass die Israelis selbstverständlich „Täter“ seien, aber „Täter sein“ Spaß mache?
Diese Erklärung ist genauso zynisch, hämisch und brutal, wie sie grundlegend
falsch ist. Denn die Israelis töten nicht aus Spaß, sondern weil ihr Gehirn
ideologisch gewaschen und manipuliert ist. Vom Tag ihrer Geburt an lernen sie
nichts anderes, als Araber zu hassen und zu töten –, nicht aber, weil es Spaß
macht, sondern weil man ihnen eingetrichtert hat, dass man keine andere Wahl
habe. Frieden ist für Israelis keine Option. Sie kennen nur den Krieg. Und insofern
scheint Breivik von Broder und den Israelis gelernt zu haqben: Täter zu sein macht
Spaß hat das Töten in den Konzentrationslagern den Nazis gemacht, wie
Zeitzeugen belegen. Broders Eltern, die Auschwitz überlebt hatten und ihr Leben
lang traumatisiert blieben, haben seinerzeit selbst unter diesem „Spaß“ gelitten.
Sie konnten jedoch keinen Spaß empfinden, als Nazischergen, ukrainische
Kollaborateure oder jüdische Kapos ihre Kameraden ermordeten. Möglicherweise
haben sie ihrem Sohn davon erzählt, und diese Bilder sind in seinem Gedächtnis so
tief eingraviert, dass er sie nun nicht mehr los wird.
Broder spekuliert, natürlich rein rhetorisch, dass der „blonde und blauäugige
Norweger“ möglicherweise ein Gutmensch geworden wäre, wenn er statt Broder
und Sarrazin, Giordano und De Winter, Patrick Bahners und Roger Willemsen
gelesen hätte. Schon wieder eine Flucht nach vorne, die aber vollkommen daneben
ist. Denn der blonde Teufel hätte Bahners und Willemsen vollständig lesen müssen,
wenn er sie halbwegs hätte verstehen wollen. Bei Broder und den anderen brauchte
er sich nicht so anzustrengen und auch nicht alles zu lesen. Es reichten die
Schlagworte wie: „Wir müssen den Multikulturalismus zerstören“ oder „Europa
werde „ islamisiert“, um zu verstehen, was diese geistigen Brandstifter meinten.
Auch Hans Globke hatte eigenhändig keinen einzigen Juden getötet. Er hatte jedoch
die geistigen und rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass andere töten
konnten. Nach dem Krieg argumentierte er dann ähnlich, wie heute Broder: Ich
wasche meine Hände in Unschuld, ich habe ja keine Bombe gezündet und kein
Massaker veranstaltet – ich habe nur am Schreibtisch gesessen und geschrieben.
Broder meint, dass solche Vorwürfe und Analogien schamlos sonderegleichen sind.
Er meint, dass umgekehrt ein Schuh daraus werde, und versucht sich damit einen
moralischen Vorsprung zu verschaffen, indem er die Verantwortung für den
Massenmord auf die „üblichen Verdächtigten“ abschiebt. Dies ist allerdings die
absolute und zynischste Schamlosigkeit sondergleichen.
Wie es seine Art nun mal ist, zieht er das Geschehene in den Dreck, indem er sich
nunmehr Hitler zur Hilfe holt und meint: „Hätte man Hitler damals an der
Kunstakademie angenommen, wäre er nicht in die Politik gegangen; und wäre der
Zweite Weltkrieg ausgefallen, würde Wroclaw noch immer Breslau heißen.“
...und ich erlaube mir hinzuzufügen: Uns allen wäre ein Henryk M. Broder erspart