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Lüge und Dummheit?

Von Abraham Melzer

Bezug: Die Linke muss antisemitisch sein - von Michael Wolffsohn >>>
 

Jetzt hat auch der reaktionäre jüdische Historiker Michael Wolffsohn seinen Senf zur Antisemitismus-Debatte gegeben, nachdem seine jüdischen Vorgänger Giordano, Graumann und Kramer ihre paranoiden Vorstellungen und absurden Thesen schon vor Tagen in der Presse ausgebreitet haben. Es fehlt nur noch der zynische Hassprediger Henryk Broder, der offensichtlich in Island ist und auf den Ausbruch irgendeines Vulkans wartet und deshalb keine Zeit und Lust hat, sich mit den Niederungen des vermeintlich real existierenden Antisemitismus zu beschäftigen. Er ist viel zu „klug“, als dass er sich mit diesem halluzinierten „Antisemitsmus“ in der Partei Die Linke abgeben müsste, da er weiß, dass es die Wadenbeißer vom Zentralrat oder andere nützliche Idioten tun werden. Und dort macht man es sich leicht mit der Bestimmung wer Antisemit ist: Man behauptet, dass „Israelkritik, wie jede andere Kritik, kein fundamentales Anti“ sei. Wagt es aber jemand Israel zu kritisieren, vielleicht sogar ermutigt durch diese Feststellung, die Michael Wolffsohn in seinem Beitrag in der Financial Times Deutschland getan hat, dann macht man aus dieser Kritik durch einen Zaubertrick einen „Anti-Israelismus“ (!), und schon ist man in der Falle , weil „Anti-Israelismus hingegen, anders als Israelikritik, fundamental“ ist, behauptet Wolffsohn, und „jedes fundamentaler Anti will den Gegner vernichten“. Der Anti-Israelismus also, „will Israel als zionistischen, sprich jüdischen, Staat auflösen.“ Wer also gegen die Belagerung Gazas protestiert, will den jüdischen Staat auflösen und wer einen Schal trägt, auf dem die Grenzen Israels nicht gezeichnet sind, sowieso. Absurder geht es nicht mehr

Der arrogante jüdische Soldaten-Professor, schreibt wieder von Dingen, von denen er offensichtlich keine Ahnung hat. Er meint, dass die Juden, alle Juden (?), sich als Teil der „Bourgeoisie“ sahen und sehen. Vielleicht tat es Wolffsohns Familie, die in Deutschland lebte und sehr wohlhabend war. Vielleicht noch einige andere wohlhabende jüdische Familien in Deutschland, Frankreich und England. Aber die Vorstellung, dass alle Juden so reich wie Rotschild seien, ist auch eine antisemitische Vorstellung, die sich nur in den Köpfen von Antisemiten eingenistet hat, und, wie wir sehen, auch in den Köpfen jüdischer Reaktionäre, die sich zur Bourgeoisie zählen. Die meisten Juden in Deutschland gehörten aber zum Mittelstand, waren Angestellte, Ärzte, Anwälte, Journalisten, Buchhalter, Schauspieler und Schriftsteller und nur sehr wenige von ihnen betrachteten sich als „Bourgeois“. Die Juden in Polen, Ukraine, Russland haben sich sicherlich nicht als Bourgeois gesehen, sondern waren in der überwiegenden Mehrzahl Arbeiter, Kleinhändler, Schnorrer und arme Teufel. Diese absurde und bösartige Behauptung ist zudem auch historisch vollkommen falsch. Erstens waren die größten jüdischen Parteien und Organisationen in Osteuropa, z. B. die Bundisten, selber links und Teil der linken Internationale, und zweitens ist der Anteil der Juden an der linken Revolution in Russland überdurchschnittlich groß, was ja vor Jahren den CDU-Abgeordneten Hohmann dazu bewogen hatte zu behaupten, dass die russische Revolution von Juden gemacht wurde. Er wurde sofort von den üblichen Verdächtigten, von den zionistischen Terriern als Antisemit diffamiert und schließlich sogar aus seiner Partei rausgeworfen. Dabei hatte er in der Sache vollkommen Recht. Die russische Revolution ist ohne die Beteiligung von Juden bis hin zum militärischen Führer dieser Revolution, Leon Trotzki, kaum denkbar. Was hat das mit „Bourgeoisie“ zu tun? Und die Juden in der arabischen Welt, von Marokko bis zum Jemen, waren auch alles andere als Bourgeoisie; sie waren Handwerker, Reisende und Thoraschreiber. Und schließlich haben sich die ersten Zionisten auch nicht als Bourgeoisie verstanden, als sie nach Palästina eingewandert sind mit der Bearbeitung des Landes begonnen haben, als sie Kibbuzim gegründet haben, die sicher keine bürgerliche Ideologie ausstrahlten, sondern den klaren, reinen Sozialismus. Das dieser „reine Sozialismus“ mit den Jahren total pervertiert und zum „reinen Kapitalismus“ wurde, ist unter anderem die Tragödie des Judenstaates.

Wolffsohn wirft den Linken vor, sie würden ihre Feinde nur in Schwarz oder Weiß, Feind oder Freund einteilen. „Das kennzeichnet das Denken der Linken“, schreibt er. Dabei kennzeichnet das mehr seine Denkweise, wenn er in jedem, der es wagt, Israel auch nur leise und sachlich zu kritisieren, einen Feind sieht. Wenn Wolffsohn einen dogmatischen Menschen sehen will, dann soll er sich nur in seiner Wohnung vor einen Spiegel stellen.

„Die Linke ist antisemitisch“, meint Wolffsohn; er sollte lieber mal bei seinen reaktionären Freunden nachschauen, ob er da nicht mehr Antisemiten finden würde. Er meint, dass sie, die Linken, antisemitisch „sein müssen“ und merkt gar nicht was für ein Schwachsinn er da schreibt, weil er so von sich selbst und seiner Wahrheit überzeugt ist. Er führt den Juden Karl Marx an. Ich widerspreche aber seiner Behauptung, Marx sei ein Antisemit gewesen. Sein Juden-Aufsatz hat mit Antisemitismus nichts zu tun. Die Tatsache, dass Martin Luther ein glühender Antisemit war, hat die deutschen evangelischen Christen mehr beeinflusst und Hitler mehr genützt. Und die Tatsache, dass die katholische Kirche schon immer antisemitisch war, hat die christlichen Parteien, denen Wolffsohn sehr nahe steht, mehr geprägt, als Marx die Linke.

Wolffsohn meint, die Linke durchschaut zu haben und wirft ihr vor, den zionistisch-jüdischen Charakter Israels abzulehnen. Aber den „zionistischen-jüdischen Charakter“ Israels lehnen auch die Hälfte aller Israelis und viele Juden ab. Sie sind der Meinung, der Staat sollte nicht der Staat der Juden sein, sondern der Staat aller seiner Bürger. Ist man schon ein Antisemit, wenn man das fordert, was für jeden demokratisch denkenden Menschen eine Selbstverständlichkeit ist? Sind das alles Antisemiten? Als ob den Linken von heute die Tatsache, dass Menschen religiös sind, tatsächlich „ein Dorn im Auge“ sei, wie es Wolffsohn ausdrückt. Die Linken in Deutschland sind auch Teil der multikulturellen Gesellschaft, wie alle anderen auch, und sie sind nicht mehr und nicht weniger antisemitisch, wie alle anderen Deutschen. Eher schon weniger. Dabei gibt es unter den Linken nicht wenige Christen, Juden und Moslems, und unter den Christen, Juden und Moslems gibt es auch viele Linke.

Da haben die Linken ganz andere Sorgen und ganz andere Interessen. Und wenn sie sonst kein Recht haben, so doch sicher in der Behauptung, dass ein Staat, und sei es nun mal Israel, der sich als religiöser Staat versteht, nichts anderes als ein reaktionärer Staat sein muss, auf jeden Fall ein undemokratischer, auch wenn das sich vielleicht einem Professor Wolffsohn nicht erschließt, aber jedem anderen halbwegs intelligenten Menschen, dass Demokratie und Religion sich ausschließen. Da braucht man gar nicht links zu sein, um auf eine solche Erkenntnis zu kommen. Israel jedenfalls ist schon lange keine Demokratie mehr. Und „jüdisch und demokratisch“, ist ein Widerspruch in sich selbst. Aber über solche Kleinigkeiten scheint der Bundeswehr-Professor hinwegzusehen.

Der faktische Antisemitismus der Linken, von dem Wolffsohn schreibt, ist seine eigene Paranoia, sein Hass auf die Linken, seine reaktionäre Einstellung und seine nationalistisch-chauvinistische Ideologie, die ihn auf dieselbe Stufe mit Giordano, Graumann, Kramer und Broder stellt, die alle Israel als ihr Mutterland sehen und nicht merken, wie absurd eine solche Behauptung ist und wie verräterisch. Er wirft den Juden vor, sie würden sich „mit dem Kern der kapitalistischen Philosophie“ identifizieren, und sie deshalb von den Linken gehasst würden. „Aufstieg durch Leistung und Belohnung von Leistung“ sind für ihn rein kapitalistische Werte. Was für eine absurde und dumme Behauptung, wenn man an die Millionen Juden denkt, die sich mit dem Sozialismus identifiziert, und dennoch Leistung erbracht haben und bereit waren, Leistung zu belohnen. Als ob im Sozialismus Leistung nicht belohnt würde. Wo hat Wolffsohn das aufgeschnappt? Bei seinen zionistischen Stammtisch-Freunden?

Wolffsohn akzeptiert nicht, wenn man kritisch gegenüber Israel ist, für ihn ist das Anti-Israelismus und das ist für ihn Antisemitismus. Dabei gibt es immer mehr Juden und Israelis, die sich kritisch mit Israels Politik auseinandersetzen und viele, die Israel deswegen auch verlassen. Allein in Berlin leben inzwischen an die 15 000 Israelis, die inzwischen auch schon die Herausgabe einer hebräischen Zeitung planen, was für Berlin nicht neu wäre, denn es gab schon in dieser Stadt jüdische Verlage, die auch hebräische Bücher herausgaben. Und hunderttausende Israelis haben sich in den letzten Jahren ausländische Pässe besorgt, als Versicherung für den Fall, dass es mit Israel abwärts geht.

„Die Linke ist antisemitisch. Sie muss es sein, wenn sie links sein will.“ Das ist eine Borniertheit, die bösartiger gar nicht sein kann. Wolffsohn schreibt mit Schaum vor dem Mund und verspritzt sein Gift gegen die Linke mit der Absicht, sie zu vernichten. Woher kommt aber dieser bodenlose Hass? Oder ist auch er inzwischen von der fanatischen, israelischen Propaganda infiziert, für die die Linke „ein Dorn im Auge ist“? Eine Partei, die zu den Verbrechen des zionistisch-jüdischen Staates nicht schweigt, muss für ihn eine antisemitische Partei sein und wer nicht antisemitisch sein will, wie Bartsch, Ramelow, Petra Pau, Kipping und andere, „holt sich“ seine politischen Richtlinien beim israelischen Botschafter. Gysi ging schon mal nach Canossa und ließ sich vom israelischen Botschafter die Leviten lesen, weil seine Partei nicht den Vorstellungen Israels entsprach. Inzwischen hat der israelische Botschafter eine Anzahl jüdischer Intellektueller und Pseudo-Intellektuelle „um sich gescharrt“, wie Broder, Giordano und Wolffsohn, und ganz zu schweigen die Lakaien in den jüdischen Gemeinden und im Zentralrat der Juden, die ihm die Drecksarbeit abnehmen, .

Den Linken möchte ich schließlich raten, sich diesen hässlichen Schuh, den ihnen diese zionistischen Funktionäre anziehen wollen, abzulehnen und auf solche niveaulosen Attacken gar nicht zu reagieren. Es ist schon besser, wenn wir Juden darauf antworten. Uns kann man nicht vorwerfen, wie seien Antisemiten, höchstens jüdische Selbsthasser, und darüber regen wir uns schon lange nicht mehr auf. Die Linke sollte endlich Ordnung in ihren Reihen schaffen und sich von diesen Israel hörigen Legionen befreien, die die Partei und das Land in eine unterwürfige blinde Zustimmung zur israelischen Aggressionspolitik führen wollen und bei denen die Palästinenser als Volk überhaupt nicht vorkommen.

Wer Zionist ist und Israels Politik blind verteidigt, hat im Prinzip in der Partei nichts zu suchen. Die Linke sollte in die USA sehen, wo kürzlich der israelische Ministerpräsident Netanyahu vor dem mit Israelfreunde besetzen Kongress eine Rede gehalten hat, bei der alle Abgeordneten wie Pawlowsche Hunde bei jedem reaktionären Ausspruch von ihren Bänken aufgesprungen sind und frenetisch geklatscht haben. Wollen wir solche Verhältnisse auch im deutschen Bundestag haben? Die letzte so genannte Antisemitismusdebatte hat schon einen ersten Vorgeschmack auf die Unterwerfung der freigewählten Abgeordneten unter die deutsche Staatsräson gezeigt, und Solidarität mit einem Staat, der sich über Völkerrecht, Menschwürde und seiner eigenen Unabhängigkeitserklärung hinwegsetzt.

Vielleicht sehnt man sich einmal nach den Zeiten zurück, als drei mutige Abgeordnete der Partei Die Linke bei der Rede von Israels Staatspräsidenten, Schimon Peres. Die drei Abgeordneten waren ebenso mutig wie seinerzeit Ignaz Bubis, der als einziger bei der Walser-Rede in der Frankfurter Paulskirche sitzengeblieben war. Ein winziger Teil der Partei Die Linke steht also in einer guten Tradition. Alle anderen Abgeordneten sollten sich schämen. Aber so wie heute keiner der Anwesenden in der Paulskirche zugeben will, dass er Walser frenetisch zugejubelt hat, so wird der Tag kommen, da wird keiner der Bundestagsabgeordneten zugeben wollen, dass er zu Ehren von Shimon Peres aufgestanden ist.

 

 

 

Abraham Melzer ist Herausgeber der jüdischen Zeitschrift DER SEMIT und im Vorstand der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V.

 

 

 

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