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Täglich neu - Nachrichten, Texte aus dem besetzen Palästina die in den deutschen Medien fehlen.

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Texte von Arn Strohmeyer

artnerschaft zwischen Südafrika und Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

 

TRANSLATE

 

Der Streit um die historische Wahrheit

In Bremen formiert sich der Widerstand gegen die Nakba-Ausstellung / TAZ machte den Anfang

Arn Strohmeyer


#########Bremen feiert sich gerade als Reaktion auf die PEGIDA-Proteste als „weltoffene, liberale und tolerante Stadt“. Aber die ersten Reaktionen auf die Ankündigung, dass am 18. Februar in der Stadtbibliothek die Nakba-Ausstellung eröffnet wird, lassen da doch berechtigte Zweifel an dieser Aussage aufkommen. Nakba ist ein arabisches Wort und bedeutet Katastrophe. Der Begriff steht heute für die Vertreibung von 800 000 Palästinensern – die Hälfte dieses Volkes! – in den Jahren 1947/48 durch jüdische Truppen. Israelische Historiker haben die Vorgänge dieser Zeit inzwischen gründlich erforscht, was nicht zuletzt deswegen möglich war, weil Israel nach fast sechzig Jahren wenigstens zum Teil die Archive mit den authentischen Dokumenten für die wissenschaftliche Arbeit freigegeben hat.

Zu nennen sind vor allem drei israelische Historiker, die Licht in die Vorgänge der Jahre 1947/48 gebracht haben: Simcha Flapan, Benny Morris und Ilan Pappe. Vor allem das inzwischen zum Standardwerk gewordene Buch von Ilan Pappe „Die ethnische Säuberung Palästinas“ gibt genau Auskunft über die Nakba – es liegt auch in Deutsch vor. Pappes Resümee: Die ethnische Säuberung wurde auf Anordnung der zionistischen Führung durchgeführt. Direkt nach dem Beschluss der UNO im November 1947, Palästina zu teilen, begannen noch während des britischen Mandats und vor der Gründung des Staates Israel die Angriffe auf die Palästinenser. Sie wurden angeführt von dem späteren Verteidigungs- und Außenminister Moshe Dayan und den späteren Ministerpräsidenten Menachem Begin und Yitzhak Rabin. Das Ergebnis des Vorgehens der zionistischen Verbände: Elf Stadtviertel und 531 palästinensische Dörfer wurden zwangsgeräumt, viele völlig zerstört. 800 000 Menschen mussten fliehen oder wurden vertrieben. Es kam zu Plünderungen und Massakern. Letzten Endes hat die Nakba die palästinensische Gesellschaft und ihre Jahrhunderte alte Kultur zerstört, Ohne die Kenntnis dieser Vorgänge kann man den Nahost-Konflikt gar nicht verstehen.

Genau diese Beschreibung der Ereignisse ist der Inhalt der Ausstellung, die nun ab 18. Februar in der Bremer Stadtbibliothek gezeigt wird. Die offizielle israelische Darstellung, die behauptet, dass die Palästinenser „freiwillig“ ihre Heimat verlassen hätten, um den viel später erst anrückenden arabischen Armeen Platz zu machen, ist in Deutschland weit verbreitet. Nun kommt die palästinensische Sicht in Form dieser Ausstellung zu Wort – und das darf offenbar nicht sein. Es verträgt sich nicht mit dem Selbstverständnis vieler Deutscher, dass auf Israels Geschichte ein Schatten fällt. Es erhebt sich deshalb jedes Mal ein Sturm der Entrüstung von bestimmter Seite, wenn die Nakba-Ausstellung in einer deutschen Stadt gezeigt wird. Es sind immer dieselben Gruppen, die da protestieren und das Zeigen der Ausstellung mit allen Mitteln verhindern wollen: Die jüdischen Gemeinden, die Deutsch-Israelische Gesellschaft und konservative und antideutsche Kreise, die überall „Antisemitismus“ wittern, wenn Kritik an der israelischen Politik oder der offiziellen Geschichtsdarstellung dieses Staates geübt wird.

Das Paradoxe, das diese selbst ernannten Israel-Versteher und -Verteidiger nicht zur Kenntnis nehmen wollen: Die in der Ausstellung dargebotenen Fakten sind so gut wie ausschließlich von israelischen Historikern erarbeitet worden, der Katalog belegt das in überzeugender Weise. Was natürlich den Antisemitismus-Vorwurf, der auch immer schnell mit der Ausstellung in Verbindung gebracht wird, ad absurdum führt. Oder anders gesagt: Sind wir in Bremen schon so weit, dass man nicht über die Arbeiten israelischer Wissenschaftler diskutieren darf? Natürlich ist die Nakba-Ausstellung einseitig, weil sie – erarbeitet von israelischen Historikern – den Blick auf die palästinensische Seite der Ereignisse lenkt, aber die offizielle israelische Version war auch einseitig, aber es hat nie jemand gegen sie protestiert. Die Palästinenser haben genauso das Recht, zu Wort zu kommen wie die Israelis. Erst aus der Gegenüberstellung beider Narrative kann ein fruchtbarer Dialog entstehen.

So sehen es im Übrigen auch die beiden israelischen Historiker Simcha Flapan und Ilan Pappe. Sie weisen darauf hin, dass es einen guten Grunde gebe, warum die Erkenntnis und die Verbreitung der historischen Wahrheit gerade im Fall des Nahen Ostens so notwendig sind: Weil mit den historischen Mythen und Legenden der Frieden unmöglich ist. Der Israeli Simcha Flapan begründet das so: „Es gilt, die propagandistischen Denkstrukturen aufzulösen, die so lange verhindert haben, dass in meinem Land die Kräfte des Friedens an Boden gewinnen konnten. Die Aufgabe, die den Intellektuellen und den Freunden beider Völker [Israelis und Palästinensern] zufällt, besteht nicht darin, Ad-hoc-Lösungen anzubieten, sondern die Ursachen des Konflikts in das Licht einer aufklärenden Analyse zu tauchen, in der Hoffnung, dass man es auf diese Weise schafft, die Verzerrungen und Lügen, die mittlerweile zu sakrosankten Mythen geronnen sind, aus der Welt zu schaffen.“ Und: „Wenn die Klischees und falschen Mythen ihren Platz im Denken der Jüngeren behaupten, ist die Katastrophe unausweichlich.“

Sein Kollege Ilan Pappe stimmt Flapan zu und schreibt: „Es ist unsere Pflicht, dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das Israel leugnen und die Welt vergessen machen wollte, aus der Vergessenheit zu holen, und zwar nicht nur als längst überfällige  historiographische Rekonstruktion oder professionelle Aufgabe. Meiner Ansicht nach ist es eine moralische Entscheidung, der allererste Schritt, den wir tun müssen, wenn wir wollen, dass Versöhnung jemals eine Chance haben und Frieden in den zerrissenen Ländern Palästina und Israel Fuß fassen sollen.“

In der so „weltoffenen und toleranten Stadt“ Bremen sehen bestimmte Leute das ganz anders, denn dort braut sich offenbar gerade ein Proteststurm gegen die Ausstellung zusammen – wohl mit der Absicht, sie in letzter Sekunde noch zu verbieten. Den Anfang machte am Dienstag gleich die TAZ mit einem langen tendenziösen Artikel des Autors Jan-Paul Koopmann, der offenbar die Exponate noch gar nicht gesehen hat. Und vom Nahost-Konflikt fehlt ihm auch jede Kenntnis. So schreibt er: Zahlreiche(!) Palästinenser seien gezwungen gewesen, wegen kriegerischer Auseinandersetzungen und systematischen Landkaufs in die Nachbarländer zu fliehen. Das ist eine sehr beschönigende Darstellung, denn die Palästinenser – das ist lange bekannt und das belegt auch die Ausstellung – wurden vertrieben und ihr Land wurde ihnen geraubt. Die UNO hatte dem Staat Israel 56 Prozent des Landes zugeteilt, am Ende des Krieges 1949 besaß es aber 72 Prozent!

Dann schreibt der TAZ-Autor, die Ausstellung sei umstritten, weil sie so viele Fakten unterschlage. Etwa die Tatsache, dass Juden nach der israelischen Staatsgründung aus arabischen Staaten vertrieben worden seien. Der TAZ-Schreiber sollte die Bücher der beiden jüdischen Historiker Tom Segev und John Bunzl lesen, die zu diesem Thema übereinstimmend schreiben, dass Israel diese Menschen unter Aufwendung von viel Geld und dem Einsatz von Mossad-Agenten aus diesen Ländern geholt hätte, weil der junge Staat im Krieg 1948/49 viel Land erobert hatte, ihm aber die Menschen (Bauern und Soldaten) fehlten, um diesen Boden auch bebauen und verteidigen zu können.

Der Auszug der Juden aus den moselmischen Staaten wird in der Ausstellung auch gar nicht unterschlagen, er ist auf Tafel neun beschrieben. Wenn der Autor behauptet, auch palästinensische Milizen hätten Morde begangen, ist das unbestritten (nur wer war der Angreifer und wer der Verteidiger?), diese Fakten sind auf der Tafel vier dargestellt. Auch dass palästinensische Flüchtlinge in den arabischen Nachbarländern politisch instrumentalisiert wurden, verschweigt die Ausstellung nicht – siehe Tafel zehn und elf.

Die Ausstellung ist noch gar nicht in Bremen angekommen und schon beginnt also die Geschichtsklitterung. Man möchte von der gegnerischen Seite eine klare Widerlegung der von Flapan, Morris und Pappe vorgebrachten Fakten hören und keine wütende „Antisemitismus“-Polemik – aber Fehlanzeige. Es geht nur darum, eine Diskussion über die Exponate möglichst überhaupt zu verhindern. Die Bremer Nahost- und Friedensgruppen, die die Ausstellung in die Stadt geholt haben, haben gute Argumente auf ihrer Seite. Denn Israel und die jüdische Seite kommen in den Tagen der Ausstellung im Rahmenprogramm reichlich zu Wort. Zur Eröffnung am 18. Februar spricht neben der palästinensischen Botschafterin auch der deutsch-jüdische Psychologe, Professor Rolf Verleger aus Lübeck. Am 1. März kommt der israelische Historiker Ilan Pappe zu einem Vortrag nach Bremen. Bei der Podiumsdiskussion am 4. März wird auf der Seite der Ausstellungsbefürworter die israelische Historikerin Tamar Amar-Dahl mit diskutieren. Und am 17. März wird der israelische Anthropologe und Friedensaktivist Jeff Halper aus Jerusalem in Bremen sprechen. Ein einseitiges, „antisemitisches“ Programm? Es ist wohl eher so, dass die Gegner der Ausstellung ein sehr einseitige Israel-Bild haben, in dem das kritische und zum Frieden bereite Israel gar nicht vorkommt.

Angesichts des zu erwartenden Sturms, der sich gegen die Nakba-Ausstellung offenbar zusammenbraut, ergeben sich Fragen, die die Mitglieder der Bremer Nahost- und Friedensgruppen gern beantwortet hätten: Wer versucht aus welchen Motiven heraus und mit welchem Demokratieverständnis eine sachliche Debatte über die in der Ausstellung angesprochenen historischen und aktuellen Fakten zu verhindern? Wer blockiert seit Jahren unsere Veranstaltungen, bei denen wir viele Israelis zu Gast hatten? Wer verunglimpft Referenten jüdischen und christlichen Glaubens als „Antisemiten“ oder „selbsthassende Juden“? Warum isoliert sich das offizielle Israel in der Welt immer mehr? Wer predigt auf Festtagsreden Toleranz, Integration usw. und praktiziert im politischen Alltag das genaue Gegenteil? Warum wird in Teilen der israelischen Presse und Wissenschaft die israelische Politik viel schärfer kritisiert als in Deutschland? Wer ruft im Netz auf, Veranstaltungen zu stören, und kübelt Schmutz über Personen aus, die sachlich Kritik an der Siedlungspolitik, täglicher Unterdrückung eines ganzen Volkes und an Schikanen, Zerstörungen von Häusern und Plantagen, willkürlichen Verhaftungen und Landraub kritisieren? Alles Tatbestände, die völkerrechtswidrig sind und auch gegen die Menschenrechte verstoßen?

Wir wünschen uns eine über diese Dinge eine sachliche Auseinandersetzung mit offenem Visier.

 

 

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