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Täglich neu - Nachrichten, Texte aus dem besetzen Palästina die in den deutschen Medien fehlen.

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Texte von Arn Strohmeyer

Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

TRANSLATE  


 

Eine starke Stimme für Aufklärung und Humanität

Anmerkungen zu Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“

Arn Strohmeyer
 

Die Frage, was Judentum ist, pflegt der deutsch-jüdische Publizist Abraham Melzer mit einem Satz des Rabbi Hillel (er lebte in der Zeit um Christi Geburt)zu beantworten: Tue Deinem Nächsten nicht an, was Du nicht willst, dass man es Dir antut!“ Aus dieser moralischen Maxime ergibt sich für ihn folgerichtig die Grundposition, die er in allen seinen Veröffentlichungen und auch in seinem neuen Buch „Israel vor Gericht“ vertritt: radikale Aufklärung, die sich auch auf Kants kategorischen Imperativ beruft. Woraus er wiederum die radikale Gegnerschaft zu Israels Politik gegenüber den Palästinensern und auch zu Israels Staatsideologie, dem Zionismus, ableitet. Abraham Melzer ist kein Mann des weltanschaulichen Zauderns. Er legt ein klares Bekenntnis ab, wo er steht: „Wir sind Juden und bekennen uns dazu. Wir sind aber keine Zionisten. Zionismus ist eine rassistische, kolonialistische und militaristische Ideologie aus dem 19. Jahrhundert, die schon längst auf den Müllhaufen der Geschichte gehört.“

Worte, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Melzer redet bzw. schreibt nie um die Dinge herum, seine Sprache ist immer direkt und unmissverständlich, bisweilen aber auch sarkastisch – etwa wenn er seinen Lieblingsfeind Henryk Broder als „windigen Populisten“, „jüdischen Clown“ oder „Klamauk-Kasper“ tituliert. Hinter solchen eher polemischen Äußerungen über den Zionisten Broder, der über sich selbst zynisch bekennt „es stimmt, die Israelis sind Täter [Besatzer], aber Täter sein macht Spaß!“ und für den jede Kritik an der israelischen Politik „Antisemitismus“ ist, steckt aber viel mehr als eine launige Auseinandersetzung zwischen zwei Streithähnen.

Im Judentum gab es immer, wie schon im Alten Testament belegt, die beiden spaltenden Tendenzen der Absonderung, Abschottung und Isolation einerseits und der universellen Offenheit und Weltzugewandtheit andererseits. Durch die Entstehung des Staates Israel und die ihn tragende ethnisch-nationalistische Ideologie des Zionismus hat die erste Richtung deutlich die Dominanz erlangt, die Universalisten, die früher die Mehrheit stellten, sind im Judentum eher in die Minderheit geraten.

Der britisch-jüdische Philosoph Brian Klug hat diesen Konflikt so beschrieben: „Die binäre Spaltung, an die ich denke, läuft quer zur Unterscheidung in religiös und säkular: sie läuft auf ein ‚entweder oder‘ in der Prioritätensetzung hinaus: Entweder stehen Gruppen- oder ethnische Interessen an erster Stelle oder die universellen Menschenrechte. Diese beiden Sichtweisen sind nicht nur unterschiedlich, sie schließen sich gegenseitig aus. Und doch beanspruchen beide dieselbe Tradition für sich: das Judentum oder Jiddischkeit. Aus diesem Grund habe ich kürzlich von einer Krise im Judentum gesprochen, eine Krise, bei der der Staat Israel sich als Fels herausstellen könnte, an dem das Judentum auseinander bricht. Heute wird unter Juden eine Schlacht ausgetragen, eine Schlacht, die in ihrer Art die Zukunft ebenso wesentlich beeinflusst wie der Konflikt in Palästina und Israel.“

Der Dissens über den Staat Israel spaltet das Judentum heute. Es wird erwartet, dass man bedingungslos auf der Seite dieses Staates steht. Klug fragt deshalb: „Was bedeutet es, wenn sich von ihm zu distanzieren, dazu führt, in jedem Fall Verachtung auf sich zu ziehen? Darauf läuft es hinaus: Israel ist in den Herzen und Gedanken vieler Juden kein normaler – gewöhnlicher – Staat. Das bedeutet, der Staat ist zu einem Standbild gemacht worden. Man könnte es auch als ein (höheres) Anliegen oder ein Ideal bezeichnen. Jedenfalls ist es ein Idol oder Götzenbild. Und das ist keine Kleinigkeit. In der Tat wiegt in den Schriften der Hebräer nichts schwerer als der Vorwurf des Götzendienstes. Was in Gottes Namen bedeutet es, jüdisch zu sein, wenn nicht Götzenbilder von ihren Sockeln zu stoßen? Wenn wir, unabhängig von unseren politischen Ansichten, nicht in der Lage sind, uns über den Staat Israel zu erheben und ihm seinen Platz zuzuweisen; wenn wir seinen Status nicht auf den eines schlichten Dings unter Dingen reduzieren – dann sind wir keine Juden oder sind nur dem Namen nach welche. Dinge aber können angegriffen, bekämpft, zurückgewiesen, ersetzt werden: es gibt keine Grenze, die zu überschreiten nicht erlaubt wäre, wenn es um ein Ding geht – jedenfalls nicht in dem ikonoklastischen Judentum, dem ich mich verbunden weiß.“

Sätze eines Juden, die für einen gläubigen Zionisten reine Blasphemie sein müssen. Es ist klar, auf welcher Seite Abraham Melzer in dieser „Schlacht“ steht: auf der Seite des Universalismus und damit des Völkerrechts und der Menschenrechte. Unermüdlich wiederholt er in deshalb in seinen Texten, dass Israel mit der Okkupation der palästinensischen Gebiete und der brutalen Unterdrückung dieses Volkes eine nicht nur völkerrechtswidrige, sondern – moralisch gesehen – barbarische und verbrecherische Politik betreibt, von der er sich nicht genug distanzieren kann: „Im Lauf dieses [zionistischen] ‚Emanzipationsprozesses’ haben sie [die Israelis] ihr Judentum verloren und sind zu brutalen rassistisch-zionistischen Besatzern geworden.“ Überflüssig zu betonen, dass er damit als fast einsamer Rufer gegen den deutschen Mainstream und die offizielle deutsche Israel-Politik anschreibt, die bedrückt von der deutschen Schuld Israels verhängnisvolle Politik nicht zu kritisieren wagen. Mit schlimmen Folgen: Die deutsche Politik nimmt die Realität dieses Konflikts nicht wahr und bewegt sich so im irrealen Raum. Nur deshalb kann Kanzlerin Merkel von „gemeinsamen Werten“ mit Israel sprechen und die Sicherheit dieses Staates zur deutschen „Staatsräson“ erheben.

Abraham Melzer klagt sie direkt für diese heuchlerische Politik an: „Angela Merkel steht stramm und selbstbewusst hinter Israel. Wie lange noch? Wie lange sollen wir noch diese Heuchelei ertragen? Russlands Vorgehen auf der Krim ist nicht akzeptabel, sagt Merkel und fügt hinzu, dass territoriale Integrität ein unverzichtbarer Teil der europäischen Nachkriegsordnung sei. Was ist aber mit der territorialen Integrität Palästinas? Warum schweigt sie zum israelischen Landraub, während sie die Russen kritisiert?“ Er betont immer wieder, dass gerade die Deutschen die größte Schuld am Schicksal der Palästinenser haben, denn ohne Deutschlands Politik im 20. Jahrhundert wäre es nicht zur Errichtung des Staates Israel gekommen und damit auch nicht zur Katastrophe der Palästinenser. Melzer: „Die Palästinenser, die dadurch zu den Juden der Juden geworden sind, sind aber auch zu den Juden der Deutschen geworden.“

Der israelische Soziologe und Historiker Moshe Zuckermann schreibt im Vorwort zu Melzers Buch über das deutsch-israelische Verhältnis und dessen Stellung darin sehr treffend: „Während Melzer mit Bezug auf Israels Wirklichkeit die reale Repression und ihre ideologische Verbrämung anprangert, sieht er sich im deutschen Kontext mit dem Problem konfrontiert, dass die Protagonisten der politischen Klasse sich aus (aus ‚historischen Gründen‘) scheuen, eine realitätsadäquate Politik Israel gegenüber zu verfolgen, was die institutionellen wie publizistischen Sachwalter des Jüdischen in Deutschland weidlich auszukosten verstehen. Gemeinsam ist ihnen allen, Juden wie Nichtjuden im diesbezüglichen deutschen Diskurs, dass sie Judentum, Zionismus und Israel, mithin (davon abgeleitet) Antisemitismus, Antizionismus und Israelkritik schlechterdings nicht auseinanderzuhalten vermögen. Was dabei herauskommt, ist eine Instrumentalisierung des Holocaust-Gedenkens zu fremdbestimmten Zwecken, die entsprechend in eine Politik mündet, die sich israelsolidarisch wähnt, im Grunde aber genau das leistet, was Israels objektivem Interesse zuwiderläuft. Das verwundert auch nicht: Wenn man ‚Solidarität‘ aus dem Ressentiment schöpft, ist sie verlogen. Das Ressentiment beherrscht aber den deutschen Diskurs: ‚Auschwitz‘ als Argument und perfider Antisemitismus-Vorwurf sind das Gift, mit dem Wahrheit immer wieder vergewaltigt wird, bis sie zur leeren Worthülse verkommt, die die deutsche Kanzlerin dazu verleiten konnte, Israels Sicherheit zur deutschen Staatsräson zu erklären.“

Auf diese Wahrheit, die Zuckermann da anspricht, immer wieder und unermüdlich hinzuweisen, hat sich Melzer zur Pflicht gemacht. Dazu gehört vor allem auch die Aufklärung über den permanenten Antisemitismus-Vorwurf, der inzwischen zu einer perfiden Ideologie geworden ist. Natürlich gibt es Antisemitismus und Antisemiten – auch in Deutschland. Das Perfide an dem bei jeder auch unpassenden Gelegenheit erhobenen Vorwurf des Judenhasses ist aber, dass er gerade gegen die Universalisten und Menschenrechtler vorgebracht wird, die Israels Existenz gar nicht in Frage stellen und sich für eine friedliche Lösung des Konflikts einsetzen. Was ja heißt: Wer Israels ethnischen, national-religiösen und zionistischen Nationalismus bzw. Chauvinismus nicht bedingungslos unterstützt, ist ein „Antisemit“. Das ist nicht nur eine perverse Umkehrung jeder politischen Moral, die mit dem, was eigentlich unter Antisemitismus verstanden wird, nichts mehr zu tun hat.

Israel und seine Anhänger schützen sich mit diesem infamen Vorwurf, wobei auch vor einer Instrumentalisierung des Holocaust nicht zurückgeschreckt wird, vor jeder Kritik an der brutalen Okkupations- und Besatzungspolitik. Der Antisemitismus-Vorwurf hat zudem den Vorteil, dass man auf Kritik mangels eigener Argumente gar nicht eingehen muss. Melzer schreibt dazu: „Es ist sehr bequem für die Regierung in Israel und jene Organisationen, die Israel blind und bedingungslos unterstützen, jede sachliche Berichterstattung über Zerstörung von Wohngebieten, Plünderungen von Häusern und Institutionen durch israelische Soldaten, Tötung und Misshandlung von Zivilisten als Antisemitismus zu stigmatisieren.“

Die Texte aus den letzten Jahren, die sich in Abraham Melzers Buch finden, belegen, dass dieser Autor in der großen universalistischen Tradition des deutschen Judentums steht. Er schreibt selbst, in welcher Reihe er gesehen werden möchte: Moses Mendelssohn, Leo Baeck, Albert Einstein, Martin Buber, Hannah Arendt und Uri Avnery. Man könnte sicher noch viele andere Namen nennen. Es ist zu bedauern, dass das offizielle deutsche Judentum heute mehrheitlich hinter der unseligen Politik des zionistischen Israel steht. Abraham Melzer vertritt als Aufklärer, Humanist und Moralist die „andere Seite“, aber es ist die einzige Seite, die Zukunft hat – und darum sind seine Texte so wertvoll.

Abraham Melzer: Merkel erwache! Israel vor Gericht. Essays eines antizionistischen Juden, Zambon Verlag Frankfurt/ Main, ISBN 978-3-88975-240-6, 15 Euro

13.12.2015

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