o

Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten aus dem, über das besetzte Palästina - Information statt Propaganda

 Kurznachrichten  -  Archiv  -  Themen  -  Linksammlung -  22. November Facebook  -  Veranstaltungen  - Sponsern Sie  - Suchen

 
 

 

TRANSLATE

 

 

 

Faten Mukarker - Palästina, Bethlehem 14. Juni 2010

 

 


Liebe Freunde in der Ferne


Freedom Flotilla oder ist der Punkt erreicht

 

Da ich wieder mal auf Vortragsreise in Deutschland bin, um über " Das Leben zwischen Mauern " in Bethlehem zu berichten, habe ich die Nachrichten von den Schiffen, die von Israel überfallen wurden, hier in Deutschland mitbekommen.

Mir schien, als hätte man in Israel die Wahrnehmung für die Realität um sich herum verloren.

So eine Art Zügellosigkeit, die kommt, wenn man ein Kind ohne Werte und ohne Grenzen aufwachsen lässt.

In dem Fall heißt das Kind Israel und die Eltern internationale Weltgemeinschaft.

Seit Jahrzehnten schießt man auf Palästinenser, tötet und verletzt sie, zerstört ihre Häuser, nimmt ihnen das Wasser und ihr Land, reißt ihre Olivenbäume aus, mauert sie ein und steckt sie für Jahre in Gefängnisse, oft sogar ohne Gerichtsverfahren – und Entschuldigung – ich habe noch etwas vergessen, den weißen Phosphor, den man vor 18 Monaten auf die Menschen in Gaza geworfen hat und nur zur Erinnerung die 1464 Menschen, die man in 22 Tagen tötete.

Doch jetzt endlich: die Welt hatte aufgeschrien. Die Grenze  in ihren Augen war überschritten.

Es waren nicht Palästinenser, auf die man geschossen und die man getötet hatte. Und die noch größere Überschreitung, sie hatten nicht mal gewartet, bis das Schiff in israelischen Gewässern war, sondern es in internationalen Gewässern angegriffen.

Ich trauerte um die Menschen, die man getötet hat. Sie waren für mich nicht nur eine Zahl, sondern neun Menschen. Ist es Zufall oder sollte jeder Tote symbolisch für jedes der neun Schiffe sein?

Ich stellte mir vor, was sie wohl für Zukunftsträume hatten.  Was sie noch alles vor sich hatten in ihrem Leben,  oder wie sie sich ihren Lebensabend im Kreis ihrer Familie vorgestellt hatten.

 

Sie wussten schon, dass ihr Vorhaben nicht einfach sein würde, doch bestimmt hatten sie nicht gedacht, dass ihr Leben mit dieser Schiffsfahrt enden sollte.

Denn sie waren als Menschen gekommen, mit einer menschlichen Botschaft, um auf die unmenschliche Situation im Gazastreifen aufmerksam zu machen.

Der Gazastreifen ist der am dichtesten bevölkerte Flecken dieser Welt, mit 1,5 Millionen Menschen, auf einer Fläche, die dem Stadtstaat Bremen entspricht. Seit Jahren hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt. Es gibt nur wenige Nahrungsmittel, die Israel hineinlässt.

Ein Politiker sagte in Israel einmal: "Wir wollen sie nicht aushungern, wir wollen ihnen nur eine Diät verordnen".

Viele Menschen hatten sich also aufgemacht, um diese völkerrechtswidrige Blockade auf dem Seeweg zu durchbrechen.

Auf den Schiffen waren Nahrungsmittel und Baumaterial, denn die Folgen des Gazakrieges waren noch nicht behoben.

Israel lässt kein Baumaterial durch. Die Menschen, deren Häuser man zerstört hat, leben in Zelten und Baracken.

Wer Glück hat, konnte sich ein Haus aus Lehm bauen.

Der Befehl an die Soldaten war klipp und klar. " UM JEDEN PREIS" sollten sie die Schiffe aufhalten.

Denn wo käme man hin, würde man das zulassen, das könnte ja Schule machen und es würden immer mehr Schiffe kommen, um die von Israel verhängte Blockade zu durchbrechen. Nein, sagte man, so etwas muss man im Keim ersticken.

Israel bekam viel Kritik und Protest.

War das vielleicht der erste Schritt der Weltgemeinschaft, Druck auf Israel zu machen, die seit 43 Jahren andauernde Militärbesatzung und Unterdrückung in Palästina zu beenden? War der Punkt erreicht, an dem man sagt, genug, wir wollen diesen ewigen Kreislauf von Hass, Rache und Vergeltung und Vergeltung der Vergeltung endlich aufbrechen, merkte man endlich, dass wir ohne Hilfe von außen nicht alleine aus diesem Konflikt herauskommen.

Ich wagte wieder zu hoffen, obwohl ich diese Wechselgefühle von Hoffnung und Enttäuschung nur allzu gut kannte.

 

Salam

Faten Mukarker

 


 

 

Start | oben

Impressum            KONTAKT            Datenschutzerklärung        Haftungsausschluss      arendt art