Marwan
Barghuthi, ein Führer des
palästinensischen Aufstands in israelischer Haft, beschuldigt der Planung
von Angriffen auf Israelis, drehte mit einem erfolgreichen Aufruf an die
militanten Gruppen zu einem Waffenstillstand den Spieß gegen seine
Ankläger um.
"Von seiner Zelle aus spielte Barghouti eine
entscheidende Rolle im palästinensischen Dialog und hatte einen großen
Anteil an den Gesprächen über die Hudna ", sagte ein höherer Funktionär
der Fatah-Bewegung des palästinensischen Präsidenten Jasser Arafat, der
für Waffenstillstand das arabische Wort "Hudna" gebrauchte.
Die Feuerpause war nach wochenlangen Gesprächen
von den militanten Gruppen Hamas und Islamischer Jihad, danach von der
Fatah-Bewegung verkündet worden. Die Gespräche wurden von Barghoutis
Anwälten vorangetrieben, die seine Botschaften bis nach Damaskus
überbrachten.
Der Erfolg erhöhte Barghoutis Ansehen unter den
Palästinensern, die seinen Prozess aufmerksam verfolgten, und stärkte
seine Position als potenzieller Nachfolger Arafats.
1959 als Sohn eines Bauern in der Westbank
geboren, hat Barghouti die israelischen Anklagen auf Mord, Anstiftung zum
Mord, Verschwörung zum Mord und "Aktivitäten in einer terroristischen
Organisation" stets geleugnet.
Er war im April des vergangenen Jahres verhaftet
und im August vor einem israelischen Gericht angeklagt worden.
Unter Berufung auf seine Immunität als Mitglied
des palästinensischen Parlaments hat er eine Vertretung durch einen
Verteidiger vor dem Gericht abgelehnt und die Legitimation Israels für
einen Prozess gegen ihn bestritten.
Indem er die hebräische Sprache gebrauchte, die
er während früherer Aufenthalte in israelischen Gefängnissen erlernt
hatte, nutzte Barghouti die ausführliche Medienberichterstattung über
seinen Prozess in jeder Phase und bestand darauf, dass der Aufstand
siegreich sein wird.
"Der Mann ist ein junger, vielversprechender
geborener Leiter," sagte Mahdi Abdul Hadi, der Kopf des palästinensischen
Think-Tank Passia [Palestinian Academic Society for the Study of
International Affairs: www. passia.org]. "Das Volk liebt ihn, ob er auf
der Straße, zu Hause oder im Gefängnis ist. Er ist da, er ist sichtbar,
und er beweist es."
Israel kannte Barghoutis Bemühungen um einen
Waffenstillstand und entschied, sich nicht einzumischen, verlautete aus
einer israelische Quelle im Sicherheitsbereich.
Der linke Knesset-Abgeordnete Yossi Sarid sagte,
die Entscheidung könnte planvoll getroffen worden sein. " Ich halte es für
wahrscheinlich, dass dies eine Art Koordination zwischen der israelischen
Regierung und Barghouti ist, um ihn zu stärken und seine Position zu
festigen", sagte Sarid.
Israelische Minister haben es abgelehnt, sich zur
Rolle Barghoutis in den Waffenstillsstandsgesprächen zu äußern.
Der Staat nennt ihn einen "Chefterroristen", der
die mit der Fatah verbundenen Al-Aqsa-Brigaden leitete und für den Tod von
26 Israelis verantwortlich war.
---- Original Message -----
From:
ernst.herbst(at)t-online.de
Gwen Ackerman, Jerusalem, in der Middle East Times International Edition
über M. Barghoutis (angebliche?) Rolle in den
Waffenstillstandsverhandlungen.
Übersetzung von Ernst Herbst
04.07.2003
http://metimes.com/2K3/issue2003-27/methaus.htm
Middle East Times
International Edition
Von Gwen Ackerman, JERUSALEM