Stellungnahme der Jüdischen Stimme für
gerechten Frieden - Deutschland - zu Tali Fahima
18.07.2005
Die "Jüdischen Stimme
für gerechten Frieden in Nahost" (Berlin) nimmt in einer
Presseerklärung und in einem offenen Brief an den
israelischen Botschafter Shimon Stein Stellung zum Fall
der israelischen Friedensaktivistin Tali Fahima, die
wegen ihres Engagements schwersten Repressionen
ausgesetzt ist. (Deutsch)
Presseerklärung
- Prozess gegen Tali Fahima in Israel
- Offener Brief der Jüdischen Stimme an den israelischen
Botschafter Shimon Stein
- Interviewmöglichkeit mit Vertreter der israelischen
Kampagne für die Freilassung Tali Fahimas
Berlin, 18.07.2005
Am Sonntag, dem 17. Juli 2005 wurde der Prozess von Tali
Fahima erneut aufgenommen. Er wird bis morgen, Dienstag,
den 19. Juli fortgesetzt.
Aus diesem Anlass fordert die "Jüdische Stimme für
gerechten Frieden in Nahost" in einem offenen Brief an
den israelischen Botschafter in Deutschland, Shimon
Stein, die unverzügliche Freilassung Tali Fahimas.
(siehe Anlage)
Tali Fahima, eine jüdisch-israelische Frau, ist seit
über einem Jahr vom israelischen Geheimdienst (GSS)
festgesetzt, weil sie es wagte, sich der Logik der
Besatzungsmacht zu widersetzen: Sie zeigte im
Flüchtlingslager von Jenin öffentlich Solidarität mit
den Menschen, die den israelischen Besetzern trotzen und
um ihr alltägliches Überleben kämpfen. Tali Fahima hat
versucht, im Flüchtlingslager von Jenin ein Projekt für
Kinder aufzubauen. Aus Protest gegen die nach
internationalem Recht illegale israelische Politik der
gezielten Tötung palästinensischer Militanter erklärte
sie überdies öffentlich ihre Bereitschaft, Zakaria
Zbeidi, den Anführer der Fatah-nahen Al-Aksa Märtyrer
Brigaden in Jenin, als menschliches Schutzschild zu
schützen.
Die Handlungen Tali Fahimas zeugen von Zivilcourage und
einer humanitären Haltung und sind ein Beitrag zum
gutnachbarschaftlichen Zusammenleben zwischen beiden
Bevölkerungen. Angeklagt wird sie indes u. a. wegen
„Hilfe für den Feind in Kriegszeiten“ und „Unterstützung
einer terroristischen Vereinigung“ – Vorwürfe, die im
Falle einer Verurteilung sehr lange Haftstrafen nach
sich ziehen.
Die Beweise gegen Tali Fahima sind allerdings äußerst
fadenscheinig und schwach. Bereits gestern, am ersten
Verhandlungstag, widerrief der Hauptbelastungszeuge
seine Aussage mit der Begründung, dass sie unter dem
Druck des israelischen Inlandsgeheimdienstes (GSS)
zustande gekommen sei.
Die Länge und die Härte der Haftbedingungen während Tali
Fahima auf ihren Prozess wartet – sie wurde selbst von
Folter nicht verschont und über mehrere Monate in
Einzelhaft gehalten – vermochten ihre Stimme nicht zum
Schweigen zu bringen. Auch im Gefängnis nutzt sie jede
Gelegenheit, um ihrer Solidarität mit allen politischen
Gefangenen und ihrer Forderung nach einem Ende aller
Formen der Unterdrückung der palästinensischen
Bevölkerung Nachdruck zu verleihen.
In einer Zeit, da der israelische Premierminister, Ariel
Sharon, seine Bereitschaft, eine kleine Anzahl von
Siedlungen nach Israel zu evakuieren, von aller Welt
feiern lässt, demonstriert der Fall Tali Fahima ein
weiteres Mal überaus deutlich, wie wenig Israel wirklich
wünscht, mit seinem palästinensischen Nachbar in Frieden
zu leben.
Die Jüdische Stimme fordert die Zuständigen in Israel
auf, Tali Fahima unverzüglich auf freien Fuß zu setzen,
alle Anklagen gegen sie fallen zu lassen und sie, in
Anbetracht ihrer zutiefst humanitären Haltung voll und
ganz zu rehabilitieren.
Yossi Bartal von der israelischen Kampagne für die
Freilassung Tali Fahimas steht in Berlin für Interviews
zur Verfügung.
Kontakt: yossi(at)alt-info.org
Tel.: 030-624 93 15
Für weitere Informationen zum Fall Tali Fahima siehe:
www.freetalifahima.org
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Jüdische Stimme für
gerechten Frieden in Nahost
(EJJP Deutschland)
European Jews
for a Just Peace
(EJJP)
An den
Botschafter des Staates Israel
Shimon Stein
Auguste-Viktoria-Straße 74-76
14193 Berlin
Berlin, 18.07.2005
VERTEILER
Presseagenturen, Zeitungsverlage
*European Jews for a Just Peace ist eine Föderation aus
18 Gruppen in 9 Ländern Europas
c/o Internationale Liga für Menschenrechte o Haus der
Demokratie u. Menschenrechte o Greifswalder Str. 4 o
10405 Berlin
Offener Brief
Sehr geehrter Herr Botschafter,
Am Sonntag, dem 17. Juli d. J., wurde der Prozess von
Tali Fahima erneut aufgenommen. Er wird bis morgen,
Dienstag, den 19. Juli fortgesetzt. Aus diesem Anlass
ruft die "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in
Nahost", gemeinsam mit ihren Schwesterorganisationen der
"European Jews for a Just Peace", in vielen Ländern
Europas öffentlich zum Protest auf. Damit wollen wir
demonstrieren, dass die Verfolgung und ungerechte
Inhaftierung einer Frau, die die Hoffnung auf eine
gemeinschaftliche und freundschaftliche Zukunft von
Palästinensern repräsentiert, nicht unbeachtet passiert.
Tali Fahima, eine jüdisch-israelische Frau, ist seit
über einem Jahr vom israelischen Geheimdienst (GSS)
festgesetzt, weil sie es wagte, sich der Logik der
Besatzungsmacht zu widersetzen: Sie zeigte im
Flüchtlingslager von Jenin öffentlich Solidarität mit
den Menschen, die den israelischen Besetzern trotzen und
um ihr alltägliches Überleben kämpfen.
Die Handlungen Tali Fahimas zeugen von Zivilcourage und
einer humanitären Haltung, die nicht nur in der
Bundesrepublik Deutschland, sondern international
gewürdigt wird, weil sie überzeugend zum
gutnachbarschaftlichen Zusammenleben zwischen beiden
Bevölkerungen beitragen. Demgegenüber zeigen die
Maßnahmen der israelischen Rechtsinstitutionen gegen
sie, dass Israel weiterhin entschlossen ist, die
Bestimmungen der IV. Genfer Konvention und ebenso die
Grund- und Menschenrechte von Palästinensern
auszusetzen. Deshalb werden sogar humanitäre Handlungen
von Einzelnen oder von Gruppen in Israel, die geeignet
sind, den Weg, zu einem friedlichen und
freundschaftlichen Zusammenleben beider Völker zu
bereiten, vielfach rigoros geahndet und unter Strafe
gestellt.
Die Länge und die Härte der Haft – Tali Fahima wurde
während ihrer Inhaftierung selbst von Folter nicht
verschont – vermochten ihre Stimme nicht zum Schweigen
zu bringen. Auch im Gefängnis nutzt sie jede
Gelegenheit, um ihrer Solidarität mit allen politischen
Gefangenen und ihrer Forderung nach einem Ende aller
Formen der Unterdrückung von
Palästinensern Nachdruck zu verleihen.
In einer Zeit, da der israelische Premierminister, Ariel
Sharon, seine Bereitschaft, eine kleine Anzahl von
Siedlungen nach Israel zu evakuieren, von aller Welt
feiern lässt, demonstriert der Fall Tali Fahima abermals
überaus deutlich, wie wenig Israel wirklich wünscht, mit
seinem palästinensischen Nachbar in Frieden zu leben.
Die Jüdische Stimme fordert die Zuständigen in Israel
auf, Tali Fahima unverzüglich auf freien Fuß zu setzen,
alle Anklagen gegen sie fallen zu lassen und sie, in
Anbetracht ihrer zutiefst humanitären Haltung voll und
ganz zu rehabilitieren. Wir bitten Sie, sehr geehrter
Herr Botschafter, höflich, dieses Schreiben an die
zuständigen Stellen in Israel weiterzuleiten.
Überdies wären wir Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns
über Ihre Auffassung zu den Vorgängen und –
gegebenenfalls – über Reaktionen aus Israel in Kenntnis
setzten.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Fanny-Michaela Reisin
Für die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost
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