Israelische Jugend
leistet der Besatzung Widerstand - Gedanken zu Chanukka
Ira Chernus
Wenn ich ein Palästinenser wäre und die Juden in
Israel und in aller Welt beobachte, wie sie sich vorbereiten,
Chanukka zu feiern, dann wäre ich wohl etwas verwirrt. Dieser
Feiertag erinnert an eine Zeit von vor 2200 Jahren, als Judäa
von einer viel stärkeren benachbarten Macht beherrscht worden
war. Die Juden griffen zu den Waffen und befreiten sich von
einer militärischen Besatzung. Doch wenn Palästinenser nur davon
reden, Waffen zu nehmen und gegen die Besatzungsarmee ihres
mächtigen Nachbarn von heute zu kämpfen, nennt die israelische
Regierung und ihre Unterstützer dies: ungerechtfertigt,
unmoralisch , ja, ein schändliches Verbrechen. Und die
Regierungen der USA stimmen allgemein darin überein, egal welche
Partei gerade an der Macht ist.
Das scheint mir,
nicht fair zu sein, weil es so viele Ähnlichkeiten zwischen den
Palästinensern von heute und den Juden von damals gibt. Das alte/
antike Judäa wurde von den Seleukiden beherrscht, so wie die
Palästinenser heute von Israel. Die Seleukiden hatten lokale
jüdische Agenten vor Ort, die ihnen bei der Kontrolle halfen, genau
wie Israel von einer Anzahl Palästinenser geholfen wird, die den
Widerstand für sinnlos halten.
Die Seleukiden
sagten, ihre harte Besatzungspolitik wäre notwendig, weil viele
Juden Verbündete des größten Feindes der Seleukiden, der Ptolemäer,
gewesen wären. Wenn sie Judäa nicht hart unterdrückt hätten, wäre
es zu einer Basis für ihre Feinde geworden, um sie anzugreifen.
Genau so rechtfertigt Israel seine Besatzungspolitik und behauptet,
der palästinensische Widerstand sei mit Israels größtem Feind, dem
Iran, verbunden.
Natürlich sagten die
damals rebellierenden Juden, dass sie nur sich selbst helfen wollten
und niemandem anderen; es ginge nur darum, ihre Freiheit zu
erlangen. Die Palästinenser behaupten dasselbe, was ihren Widerstand
betrifft.
Wenn ich also ein
Palästinenser wäre, würde ich fragen: warum feiern Juden ihren
eigenen Widerstand von vor 22 Jahrhunderten als moralisch
gerechtfertigten Kampf für Freiheit, weigern sich jedoch, den
palästinensischen Kampf für Freiheit auch als moralisch
gerechtfertigt anzusehen? Ist das nicht Doppelmoral, ein Messen mit
zweierlei Maß?
Eine wachsende Zahl
von Juden denkt so. Sie heißen die palästinensische Gewalt nicht
gut. Aber sie wollen erleben, dass Israel den Palästinensern
dasselbe Recht der Selbstbestimmung zugesteht, so wie es Juden jedes
Jahr an Chanukkah feiern.
Einige dieser Juden
für Frieden und Gerechtigkeit sind israelische Gymnasiasten, die
sich weigern, Militärdienst zu leisten. Sie sind als Shministim
bekannt. Sie sehen, wie ihre Armee dieselbe Art von
unterdrückerischer Besatzung ausübt, unter der das eigene Volk vor
Jahrhunderten gelitten hat – und sie wollen kein Teil dieser
Besatzung sein.
Heute am Donnerstag,
den 18.Dezember ist ein internationaler Tag der Solidarität mit den
im Gefängnis sitzenden
Shministim.
Übersetzt von Ellen
Rohlfs
Israeli Youth Resist Palestinian Occupation
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