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Projekt Pegasus“: NSO Group im Zentrum des Spionierens“

 

 

 

 

 

Spitzel-Software Pegasus-Hack: Israel ermittelt gegen NSO Group und durchsucht ihre Büros

Spitzel-Software: Das Hauptquartier der NSO Group in Herzliya, Israel wurde von den Behörden durchsucht
Malte Mansholt - 29.07.2021

Mit ihrer Schadsoftware Pegasus sorgte die NSO Group für weltweite Aufmerksamkeit. Nun mischt sich auch die israelische Regierung ein. Die Spitzel-Firma reagiert darauf überraschend.

Die Nachricht ging rasant um die Welt: Mit der Spitzelsoftware Pegasus konnten Kunden des Unternehmens NSO Group Smartphones rund um den Globus knacken und ohne Wissen der Besitzer auf intimste Daten wie Chats, die Kamera oder das Mikrofon zugreifen. Unter den Opfern: Politiker, Journalisten und Aktivisten. Nun untersucht auch die israelische Justiz den Fall.

Das bestätigte das Verteidigungsministerium des Landes in einem in hebräischer Sprache abgesetzten Tweet. Demnach hätten Vertreter verschiedener staatlicher Stellen am Mittwoch die Büros der NSO Group aufgesucht, um die gegen das Unternehmen vorgebrachten Vorwürfe zu untersuchen. Welche Behörden genau involviert sind, wurde nicht genannt. Laut israelischen Medienberichten sollen sich aber auch das Außenministerium, das Justizministerium, der Geheimdienst Mossad und der Militärgeheimdienst mit dem Vorfall befassen.  mehr >>>

 

 

 

 

 

Israelische Überwachungssoftware Bundesbehörde warnt vor Pegasus-Infektionen

Bisher haben sich deutsche Behörden nicht zu den Enthüllungen über die global eingesetzte Überwachungssoftware geäußert. Deutschlands IT-Sicherheitsbehörde sieht wegen Pegasus nun eine »Bedrohungslage«.

28.07.2021

Deutschlands IT-Sicherheitsbehörde in Bonn: »Das Bedrohungspotenzial ist als hoch zu bewerten«

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat auf die Enthüllungen um den Spionagetrojaner Pegasus des israelischen Unternehmens NSO Group reagiert. Die Bonner Behörde hat am Dienstag eine Cyber-Sicherheitswarnung verschickt und Pegasus darin als eine IT-Bedrohung der Stufe zwei (von vier) eingeordnet. In dieser gelben Warnstufe sollten Unternehmen, Behörden sowie Nutzerinnen und Nutzer Auffälligkeiten ihrer Geräte verstärkt beobachten.

»Das Bedrohungspotenzial ist als hoch zu bewerten, zumal auch aktuelle Versionen von iOS und Android immer noch als verwundbar gelten«, schreibt das BSI in seiner dem SPIEGEL vorliegenden Bewertung. Es sei jedoch zu beachten, dass es sich um dezidierte Angriffe auf einzelne Ziele und nicht um eine auf Massenverbreitung abzielende Kampagne handele, schreibt die Behörde mit Verweis auf die Medienberichte.

Besonders problematisch ist laut dem BSI, dass Angriffe durch Pegasus kaum abgewehrt werden können. »Aufgrund der Professionalität der Angreifer ist die zielführende Umsetzung präventiver Schutzmaßnahmen sehr schwierig.« In der Cyber-Sicherheitswarnung   mehr >>>

 

 

 

 

 

Projekt Pegasus“: NSO Group im Zentrum von Israels „Soft Power“

Eine Recherche von Louis Imbert,  LE MONDE   22 - Juli - 2021

 Das Unternehmen hinter der Spionagesoftware Pegasus und die israelische Regierung arbeiten Hand in Hand, um neue Allianzen zu schmieden und ihre Interessen auf der internationalen Bühne durchzusetzen

Überfliegt man die Liste der Ziele der Pegasus-Ausspähsoftware, die das israelische Unternehmen NSO Group ungefähr an ein Dutzend Staaten in Nahost, Afrika, Europa  und Asien verkauft hat, dann liest sich das wie eine Geschichte der israelischen Diplomatie. Diese umfangreiche, aber  noch immer unvollständige Datensammlung, die von  Forbidden Stories und Amnesty International mit siebzehn internationalen Medien, darunter Le Monde , geteilt wurde, begleitet die weitgespannte Expansion der israelischen „Soft Power“ seit einem Jahrzehnt. Sie stellen dessen dunkle und meist verschwiegene Seite dar, zu der sich das offizielle Israel jedoch durchaus bekennt.

Gegründet im Jahr 2009, als der vormalige  Premierminister Benjamin Netanjahu an die Regierungsspitze zurückkehrte, profitierte  die NSO Group vom Ausbau der diplomatischen Beziehungen des Landes. Ein Moment ist dafür emblematisch: Im Juli 2017 begrüßt Benjamin Netanyahu Narendra Modi in Tel Aviv. Zum ersten Mal seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen 25 Jahre zuvor  besucht ein indischer Regierungschef Israel. Und Modi war ein ausgezeichnetes Mittel bei den Bemühung Netanjahus, Israels Allianzen zu diversifizieren.

[ Bilduntertitel:Der ehemalige israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und der indische Ministerpräsident Narendra Modi auf einem Wahlplakat für den Likud, die Partei von Netanjahu, in Tel Aviv, 28. Juli 2019. JACK GUEZ / AFP]

Der indische Ministerpräsident, mächtig, ultranationalistisch, autoritär und populistisch, gibt Israel das grüne Licht für die Öffnung eines boomenden Marktes und will sich davon auch nicht durch Fragen wie die Besetzung palästinensischen Gebiete oder Menschenrechte abbringen lassen. Kurz nachdem die beiden Männer - ihre Füße im Wasser des Mittelmeers - für Fotografen posiert hatten, testete Indien erstmals die Ausspähsoftware  von Pegasus. Seitdem wird es ständig weiter eingesetzt, weniger gegen potenzielle Terroristen als gegen die politische Opposition, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten.

Die von der NSO geleisteten Dienste wiegen jedoch wenig angesichts der üblichen zwischen Israel und Indien ausgehandelten Rüstungsverträge über Raketen und Luftverteidigungssysteme, die allein für das Jahr 2017 auf 1,7 Milliarden Euro geschätzt werden. Doch Netanjahu, der sich seit seinem erneuten Regierungsantritt im Jahre 2009 dafür einsetzt, die Forschung und Ausbildung im Bereich „Cybersicherheit“ zu verstärken und diese in die Verteidigungsorgane besser zu integrieren, sagt: "Cyber ist eine ernsthafte Bedrohung und ein sehr lukratives Geschäft."

Insgesamt "nimmt Cyber von den 5 bis 7 Milliarden Euro, die israelische Firmen [wie IAI, Elbit und Rafael] jährlich für Rüstungsexporte einnehmen nur einen bescheidenen Teil ein: kaum 3% bis 4%", meint Eitay Mack, Anwalt und Experte für israelische Waffenexporte, der sich für mehr Transparenz in diesem Bereich einsetzt.

Die NSO Group und ihre Konkurrenten besetzen jedoch einen Zukunftssektor, in den Israel stark investiert. Und sie haben vor allem den Vorteil, das von Netanjahu besonders herausgestellte Image zu befördern, demzufolge Israel weltweit mit seiner Expertise in Technologie, Nachrichtendienste und Terrorismusbekämpfung heftig umworben wird.

Der Schnittpunkt zwischen den Geschäften der NSO und der israelischen Diplomatie erreichte am Persischen Golf einen Höhepunkt. Der israelische Konzern hat seine Dienste zumindest für die Vereinigten Arabischen Emirate bereits 2016 und dann für Saudi-Arabien und Bahrain 2017 bereitgestellt. Wie andere israelische Rüstungsunternehmen profitiert es von den langjährigen diskreten Sicherheitsbeziehungen, die auf einer gemeinsamen Feindschaft gegenüber dem iranischen und türkischen Einfluss in der Region basieren. Diese wurden in den letzten fünf Jahren stetig intensiviert, insbesondere im Bereich der Geheimdienste.

In diesem Zusammenhang "hat sich die NSO auf ehemalige Mossad-Beamte [des israelischen Auslandsgeheimdienstes] verlassen, die in die Privatwirtschaft gewechselt sind und israelischen Unternehmen die Vorteile ihrer langjährigen Verbindungen zu den Herrscherfamilien in Abu Dhabi und der arabischen Welt anbieten“, erklärt Yossi Melman, ein auf Geheimdienste spezialisierter Journalist der israelischen Tageszeitung Ha‘aretz.

Allianzen diversifizieren

Netanjahu hat diese sicherheitspolitischen Annäherungen seit 2009 ohne Unterlass gefördert, da er in ihnen einen Weg sieht, die palästinensische Frage in der arabischen Welt zu marginalisieren. Seine Bemühungen führten im September 2020 zur historischen Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit den Emiraten und Bahrain, ohne dass diese Monarchien im Gegenzug irgendwelche Zugeständnisse von Israel für die besetzten palästinensischen Gebiete forderten. Im Dezember 2020 war dann Marokko an der Reihe. Das Königreich unterhält ebenso seit Jahrzehnten nachrichtendienstliche Beziehungen zu Israel und nutzt die NSO -Ausspähdienste seit drei Jahren.

Informationen aus Forbidden Stories und Le Monde bestätigen eine seit dem Abschluss dieser Verträge offensichtliche Hypothese: Diese Staaten haben Pegasus im Wesentlichen zu Zwecken der Überwachung und innenpolitischen Repression eingesetzt. „Die Armee wusste sehr wohl, dass diese Regime problematisch waren. Als Ihr ihnen Pegasus verkauft habt, wusstet Ihr, dass sie in erster Linie dazu dienen würde, die Regime an der Macht zu halten und abweichende Meinungen zu unterdrücken, betont  M. Melman , der Geheimdienst-spezialist von Ha’aretz.

Die Verkaufsgenehmigung der Software an Aserbaidschan, das diese seit 2018 gegen Journalisten eingesetzt hat, folgt teilweise der gleichen Logik. Das Regime in Baku bietet israelischen Diensten seit langem einen privilegierten Ausspähposten in Richtung des benachbarten Iran. Der jüdische Staat verkaufte an Aserbaidschan ebenso Kampfdrohnen, die sich im Sommer 2020 in dem siegreichen Krieg gegen das benachbarte Armenien in Berg-Karabach als überaus bedeutsam herausstellten.

Die anderen in unserer Recherche dokumentierten NSO-Kunden bilden eine heterogenere Liste: Ruanda, Ungarn, Kasachstan… Hinter ihrer Vielfalt spiegelt die Genehmigung dieser Verträge durch den israelischen Staat über eine rein kommerzielle Dimension hinaus den Wunsch wider, ein Netzwerk unterschiedlicher Kunden und Allianzen aufzubauen, um die systematische Ausrichtung zugunsten der palästinensischen Sache in multilateralen Foren wie den Vereinten Nationen (im Menschenrechtsrat, in der UN-Generalversammlung und unter rotierenden Mitgliedern des Sicherheitsrats oder in der UNESCO) zu durchbrechen.

„Zu seiner Zeit bevorzugte Premierminister David Ben-Gurion die ‚Peripherie-Allianzen‘ [eine regionale Annäherung an den Iran und die Türkei, weit entfernt von den feindlichen arabischen Nachbarländern]. Israel ist heute stärker, es gibt keine existenzielle Bedrohung mehr und Netanjahu hat uns veranlasst, auf eine Doktrin von Mikronesien umzuschwenken: Bündnisse mit kleinen Ländern mit dem alleinigen Ziel, Stimmen bei den Vereinten Nationen zu gewinnen“,  meint Mack.

Die USA und Russland gelten als zu sensibel

Die Verkaufsgeschäfte der  NSO Group und deren Undurchsichtigkeit haben  zu mehreren Klagen vor israelischen Gerichten geführt, bislang wurden alle Verfahren jedoch eingestellt.  Im Parlament wurde insbesondere  Kritik seitens einiger Mitglieder des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten sowie der Verteidigung laut, die über ein legislatives Kontrollrecht in Bezug auf  das Waffenexportgeschäft verfügen, aber nicht die Einzelheiten erörtern. Die NSO genießt jedoch den Ruf eines zuverlässigen Akteurs, der in völliger Transparenz mit dem Militär zusammenarbeitet…

Ihre Verkaufsverhandlungen und Exportgeschäfte  unterliegen zudem Lizenzen des Verteidigungsministeriums mit undurchsichtigen Kriterien, an denen auch das Außenministerium marginal beteiligt ist. Diese Verträge sind nicht ohne Sicherheitsvorkehrungen: Eine anonyme Quelle aus dem Umfeld der NSO teilt Forbidden Stories mit, dass ihre Software weder Handynummern in Israel noch den Vereinigten Staaten oder Russland ins Visier nehmen kann, zwei Länder, die als zu sensibel gelten.

Und während die NSO möglicherweise befürchtet, dass die im Zuge der anhaltenden Enthüllungen vorgenommen Aktualisierungen des Betriebssystems von Apple-iPhones ihre eigenen Überwachungsoperationen gefährden könnten, scheint der israelische Staat heute am meisten über weniger überwachte Sicherheitsmitarbeiter besorgt zu sein. Denn seit 2017 berichtet die israelische Presse von NSO-Mitarbeiter, die durch eine konkurrierende in Abu Dhabi ansässige und vom Geheimdienst der Vereinigten Arabischen Emirate geleitete Firma namens Dark Matter abgeworben werden.

Laut der Tageszeitung Yediot Aharonot wurden diese jungen Fachleute, die insbesondere in der prestigeträchtigen Einheit 8200 des israelischen Militärgeheimdienstes ausgebildet wurden – eine wichtige Talentschmiede für die NSO und den privaten Technologiesektor - in Zypern angesprochen, wo israelische Sicherheitsunternehmen in einer Grauzone der Legalität tätig sind. Für schwindelerregende Gehälter stellen sie ihr Know-how in den Dienst eines ausländischen Unternehmens und riskieren Anklagen wegen Landesverrat. Eine weitere Form der Proliferation, die sich diesmal der Kontrolle des israelischen Staates entzieht. 
Quelle         Übersetzt von
Toni Janßen

 

Dokumentation -  Projekt Pegasus“: NSO Group im Zentrum von Israels „Soft Power“ >

 

 

 

 



 

WhatsApp-Chef über Pegasus : „Das betrifft uns alle"

25.07.2021

Der WhatsApp-Chef sieht in den Enthüllungen über die Überwachungssoftware Pegasus einen „Weckruf“. Es betreffe „uns alle“. Der Hersteller NSO wehrt sich gegen die Vorwürfe.

WhatsApp-Chef Will Cathcart hat Enthüllungen zur Überwachungssoftware Pegasus der israelischen Firma NSO als „Weckruf“ bezeichnet. „Mobiltelefone sind entweder für jeden sicher oder sie sind nicht für jeden sicher“, sagte er der britischen Zeitung „The Guardian“ am Wochenende. „Wenn das Journalisten auf der ganzen Welt betrifft, wenn das Verteidiger von Menschenrechten auf der ganzen Welt betrifft, dann betrifft das uns alle."

Zuletzt wurde von einem Journalistenkonsortium international darüber berichtet, dass mit der Software Pegasus Smartphones von zahlreichen Journalisten, Menschenrechtlern, Politikern und Geschäftsleuten ausgespäht worden sein könnten. Die aktuellen Enthüllungen stimmten mit dem überein, was WhatsApp NSO bereits 2019 vorgeworfen habe, erklärte Cathcart: Hochrangige Regierungsbeamte auf der ganzen Welt – darunter auch Personen in hohen Positionen der nationalen Sicherheit – seien bei einem Angriff auf 1400 WhatsApp-Nutzer im Jahr 2019 von Regierungen mit der Spionagesoftware ins Visier genommen worden.
Unternehmen NSO wehrt sich vor Gericht

Facebook, dem WhatsApp gehört, hatte NSO 2019 in den USA verklagt. Der Vorwurf lautet, NSO habe versucht, sich über eine später geschlossene Sicherheitslücke bei WhatsApp Zugriff auf Hunderte Smartphones zu verschaffen. Unter den Zielpersonen seien Journalisten, Anwälte, Dissidenten, Menschenrechtler, Diplomaten und Regierungsbeamte gewesen. NSO wehrt sich vor Gericht. Die Firma betont, dass Verträge mit Kunden wegen des Verdachts von Menschenrechtsverletzungen gekündigt worden seien.  mehr >>>

 

 

 

 

 

Wöchentlicher Bericht über die israelischen Menschenrechtsverletzungen in dem besetzten palästinensischen Gebiet (8. – 14. Juli 2021)


Israelische Menschenrechtsverletzungen in dem besetzten palästinensischen Gebiet
8. – 14. Juli 2021

• 13 Palästinenser verletzt, darunter 2 Kinder und 1 Frau, aufgrund der exzessiven Gewaltanwendung in der Westbank.

• Bericht über zwei Schüssen der IOF auf Fischerboote und landwirtschaftliches Gebiet im nördlichen Gazastreifen.

• Bei 126 IOF-Razzien in der Westbank, auch im besetzten Ostjerusalem, wurden 72 Zivilpersonen verhaftet, darunter 3 Kinder, eine Frau, und ein Journalist.

45 Studenten der Birzeit-Universität wurden an einem IOF-Militärkontrollpunkt in Ramallah verhaftet, als sie von einem Solidaritätsbesuch beim Abriss des Hauses eines palästinensischen Gefangenen zurückkehrten.

• Politik der Kollektivbestrafung: Die IOF zerstörte das Haus eines palästinensischen Mannes, der im israelischen Gefängnis sitzt.

• Zerstörungen im besetzten Ostjerusalem: Wohnhaus (4-stöckig) und Schafstall von der IOF zerstört, sowie zwei Häuser (vom Besitzer) selbst zerstört

• Zerstörungen durch die IOF in der gesamten Westbank: 11 Baracken, 5 als Wohnraum und die anderen zu gewerblichen Zwecken genutzt; Abrissbescheid gegen einen Friedhof ausgestellt; eine Kurklinik beschlagnahmt.
• Angriffe israelischer Siedler in der Westbank: Olivenbäume abgeschnitten, Zivilpersonen angegriffen und ein Stromnetz beschädigt.

• Die IOF errichtete 50 temporäre Militärkontrollpunkte in der Westbank und verhaftete 2 palästinensische Zivilpersonen an den besagten Kontrollpunkten

Zusammenfassung
Israelische Besatzungskräfte (IOF) begingen weiterhin Verbrechen und vielfache Gewalttaten gegen palästinensische Zivilpersonen und ihr Eigentum, einschließlich Razzien in palästinensischen Städten, die durch den Einsatz von extremer Gewalt, durch Übergriffe, Misshandlungen und Angriffe gegen Zivilpersonen gekennzeichnet sind. Sie verwandelten die Westbank in isolierte Landblöcke und betrieben auch weiterhin die Ausdehnung der israelischen Siedlungen auf palästinensischen Eigentum und Land. Mittlerweile erlebt der Gazastreifen sein 15. Jahr unter der Blockade, die die humanitäre Krise in dem Gebiet noch verschärft.

Schießereien und Verletzung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit durch die IOF:
13 Palästinenser wurden durch den brutalen Einsatz von Gewalt in der Westbank, einschließlich Ostjerusalems verletzt, darunter 2 Kinder und eine Frau: 6 wurden bei IOF-Angriffen während friedlicher Proteste in Sabeih Mount, Nablus, verletzt, darunter 1 Kind; ein Schafhirte wurde verletzt und danach in Nablus verhaftet; 5, darunter 1 Kind und eine Frau, wurden bei einem Übergriff der IOF gegen das Jenin-Flüchtlingslager verletzt. Ein weiterer Palästinenser erlitt schwere Verletzungen in Silwan, im besetzten Ostjerusalem. Dutzende erlitten Atemprobleme durch die Inhalation von Tränengas, das die IOF bei ihren Angriffen in der Westbank abfeuerte.

Im Gazastreifen wurde über 1OF-Schüsse auf landwirtschaftliche Gebiete berichtet   mehr >>>

 

Projekt Pegasus“: NSO Group im Zentrum von Israels „Soft Power“

Eine Recherche von Louis Imbert,  LE MONDE   22 - Juli - 2021

 Das Unternehmen hinter der Spionagesoftware Pegasus und die israelische Regierung arbeiten Hand in Hand, um neue Allianzen zu schmieden und ihre Interessen auf der internationalen Bühne durchzusetzen

Überfliegt man die Liste der Ziele der Pegasus-Ausspähsoftware, die das israelische Unternehmen NSO Group ungefähr an ein Dutzend Staaten in Nahost, Afrika, Europa  und Asien verkauft hat, dann liest sich das wie eine Geschichte der israelischen Diplomatie. Diese umfangreiche, aber  noch immer unvollständige Datensammlung, die von  Forbidden Stories und Amnesty International mit siebzehn internationalen Medien, darunter Le Monde , geteilt wurde, begleitet die weitgespannte Expansion der israelischen „Soft Power“ seit einem Jahrzehnt. Sie stellen dessen dunkle und meist verschwiegene Seite dar, zu der sich das offizielle Israel jedoch durchaus bekennt.

Gegründet im Jahr 2009, als der vormalige  Premierminister Benjamin Netanjahu an die Regierungsspitze zurückkehrte, profitierte  die NSO Group vom Ausbau der diplomatischen Beziehungen des Landes. Ein Moment ist dafür emblematisch: Im Juli 2017 begrüßt Benjamin Netanyahu Narendra Modi in Tel Aviv. Zum ersten Mal seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen 25 Jahre zuvor  besucht ein indischer Regierungschef Israel. Und Modi war ein ausgezeichnetes Mittel bei den Bemühung Netanjahus, Israels Allianzen zu diversifizieren.

[ Bilduntertitel:Der ehemalige israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und der indische Ministerpräsident Narendra Modi auf einem Wahlplakat für den Likud, die Partei von Netanjahu, in Tel Aviv, 28. Juli 2019. JACK GUEZ / AFP]

Der indische Ministerpräsident, mächtig, ultranationalistisch, autoritär und populistisch, gibt Israel das grüne Licht für die Öffnung eines boomenden Marktes und will sich davon auch nicht durch Fragen wie die Besetzung palästinensischen Gebiete oder Menschenrechte abbringen lassen. Kurz nachdem die beiden Männer - ihre Füße im Wasser des Mittelmeers - für Fotografen posiert hatten, testete Indien erstmals die Ausspähsoftware  von Pegasus. Seitdem wird es ständig weiter eingesetzt, weniger gegen potenzielle Terroristen als gegen die politische Opposition, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten.

Die von der NSO geleisteten Dienste wiegen jedoch wenig angesichts der üblichen zwischen Israel und Indien ausgehandelten Rüstungsverträge über Raketen und Luftverteidigungssysteme, die allein für das Jahr 2017 auf 1,7 Milliarden Euro geschätzt werden. Doch Netanjahu, der sich seit seinem erneuten Regierungsantritt im Jahre 2009 dafür einsetzt, die Forschung und Ausbildung im Bereich „Cybersicherheit“ zu verstärken und diese in die Verteidigungsorgane besser zu integrieren, sagt: "Cyber ist eine ernsthafte Bedrohung und ein sehr lukratives Geschäft."

Insgesamt "nimmt Cyber von den 5 bis 7 Milliarden Euro, die israelische Firmen [wie IAI, Elbit und Rafael] jährlich für Rüstungsexporte einnehmen nur einen bescheidenen Teil ein: kaum 3% bis 4%", meint Eitay Mack, Anwalt und Experte für israelische Waffenexporte, der sich für mehr Transparenz in diesem Bereich einsetzt.

Die NSO Group und ihre Konkurrenten besetzen jedoch einen Zukunftssektor, in den Israel stark investiert. Und sie haben vor allem den Vorteil, das von Netanjahu besonders herausgestellte Image zu befördern, demzufolge Israel weltweit mit seiner Expertise in Technologie, Nachrichtendienste und Terrorismusbekämpfung heftig umworben wird.

Der Schnittpunkt zwischen den Geschäften der NSO und der israelischen Diplomatie erreichte am Persischen Golf einen Höhepunkt. Der israelische Konzern hat seine Dienste zumindest für die Vereinigten Arabischen Emirate bereits 2016 und dann für Saudi-Arabien und Bahrain 2017 bereitgestellt. Wie andere israelische Rüstungsunternehmen profitiert es von den langjährigen diskreten Sicherheitsbeziehungen, die auf einer gemeinsamen Feindschaft gegenüber dem iranischen und türkischen Einfluss in der Region basieren. Diese wurden in den letzten fünf Jahren stetig intensiviert, insbesondere im Bereich der Geheimdienste.

In diesem Zusammenhang "hat sich die NSO auf ehemalige Mossad-Beamte [des israelischen Auslandsgeheimdienstes] verlassen, die in die Privatwirtschaft gewechselt sind und israelischen Unternehmen die Vorteile ihrer langjährigen Verbindungen zu den Herrscherfamilien in Abu Dhabi und der arabischen Welt anbieten“, erklärt Yossi Melman, ein auf Geheimdienste spezialisierter Journalist der israelischen Tageszeitung Ha‘aretz.

Allianzen diversifizieren

Netanjahu hat diese sicherheitspolitischen Annäherungen seit 2009 ohne Unterlass gefördert, da er in ihnen einen Weg sieht, die palästinensische Frage in der arabischen Welt zu marginalisieren. Seine Bemühungen führten im September 2020 zur historischen Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit den Emiraten und Bahrain, ohne dass diese Monarchien im Gegenzug irgendwelche Zugeständnisse von Israel für die besetzten palästinensischen Gebiete forderten. Im Dezember 2020 war dann Marokko an der Reihe. Das Königreich unterhält ebenso seit Jahrzehnten nachrichtendienstliche Beziehungen zu Israel und nutzt die NSO -Ausspähdienste seit drei Jahren.

Informationen aus Forbidden Stories und Le Monde bestätigen eine seit dem Abschluss dieser Verträge offensichtliche Hypothese: Diese Staaten haben Pegasus im Wesentlichen zu Zwecken der Überwachung und innenpolitischen Repression eingesetzt. „Die Armee wusste sehr wohl, dass diese Regime problematisch waren. Als Ihr ihnen Pegasus verkauft habt, wusstet Ihr, dass sie in erster Linie dazu dienen würde, die Regime an der Macht zu halten und abweichende Meinungen zu unterdrücken, betont  M. Melman , der Geheimdienst-spezialist von Ha’aretz.

Die Verkaufsgenehmigung der Software an Aserbaidschan, das diese seit 2018 gegen Journalisten eingesetzt hat, folgt teilweise der gleichen Logik. Das Regime in Baku bietet israelischen Diensten seit langem einen privilegierten Ausspähposten in Richtung des benachbarten Iran. Der jüdische Staat verkaufte an Aserbaidschan ebenso Kampfdrohnen, die sich im Sommer 2020 in dem siegreichen Krieg gegen das benachbarte Armenien in Berg-Karabach als überaus bedeutsam herausstellten.

Die anderen in unserer Recherche dokumentierten NSO-Kunden bilden eine heterogenere Liste: Ruanda, Ungarn, Kasachstan… Hinter ihrer Vielfalt spiegelt die Genehmigung dieser Verträge durch den israelischen Staat über eine rein kommerzielle Dimension hinaus den Wunsch wider, ein Netzwerk unterschiedlicher Kunden und Allianzen aufzubauen, um die systematische Ausrichtung zugunsten der palästinensischen Sache in multilateralen Foren wie den Vereinten Nationen (im Menschenrechtsrat, in der UN-Generalversammlung und unter rotierenden Mitgliedern des Sicherheitsrats oder in der UNESCO) zu durchbrechen.

„Zu seiner Zeit bevorzugte Premierminister David Ben-Gurion die ‚Peripherie-Allianzen‘ [eine regionale Annäherung an den Iran und die Türkei, weit entfernt von den feindlichen arabischen Nachbarländern]. Israel ist heute stärker, es gibt keine existenzielle Bedrohung mehr und Netanjahu hat uns veranlasst, auf eine Doktrin von Mikronesien umzuschwenken: Bündnisse mit kleinen Ländern mit dem alleinigen Ziel, Stimmen bei den Vereinten Nationen zu gewinnen“,  meint Mack.

Die USA und Russland gelten als zu sensibel

Die Verkaufsgeschäfte der  NSO Group und deren Undurchsichtigkeit haben  zu mehreren Klagen vor israelischen Gerichten geführt, bislang wurden alle Verfahren jedoch eingestellt.  Im Parlament wurde insbesondere  Kritik seitens einiger Mitglieder des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten sowie der Verteidigung laut, die über ein legislatives Kontrollrecht in Bezug auf  das Waffenexportgeschäft verfügen, aber nicht die Einzelheiten erörtern. Die NSO genießt jedoch den Ruf eines zuverlässigen Akteurs, der in völliger Transparenz mit dem Militär zusammenarbeitet…

Ihre Verkaufsverhandlungen und Exportgeschäfte  unterliegen zudem Lizenzen des Verteidigungsministeriums mit undurchsichtigen Kriterien, an denen auch das Außenministerium marginal beteiligt ist. Diese Verträge sind nicht ohne Sicherheitsvorkehrungen: Eine anonyme Quelle aus dem Umfeld der NSO teilt Forbidden Stories mit, dass ihre Software weder Handynummern in Israel noch den Vereinigten Staaten oder Russland ins Visier nehmen kann, zwei Länder, die als zu sensibel gelten.

Und während die NSO möglicherweise befürchtet, dass die im Zuge der anhaltenden Enthüllungen vorgenommen Aktualisierungen des Betriebssystems von Apple-iPhones ihre eigenen Überwachungsoperationen gefährden könnten, scheint der israelische Staat heute am meisten über weniger überwachte Sicherheitsmitarbeiter besorgt zu sein. Denn seit 2017 berichtet die israelische Presse von NSO-Mitarbeiter, die durch eine konkurrierende in Abu Dhabi ansässige und vom Geheimdienst der Vereinigten Arabischen Emirate geleitete Firma namens Dark Matter abgeworben werden.

Laut der Tageszeitung Yediot Aharonot wurden diese jungen Fachleute, die insbesondere in der prestigeträchtigen Einheit 8200 des israelischen Militärgeheimdienstes ausgebildet wurden – eine wichtige Talentschmiede für die NSO und den privaten Technologiesektor - in Zypern angesprochen, wo israelische Sicherheitsunternehmen in einer Grauzone der Legalität tätig sind. Für schwindelerregende Gehälter stellen sie ihr Know-how in den Dienst eines ausländischen Unternehmens und riskieren Anklagen wegen Landesverrat. Eine weitere Form der Proliferation, die sich diesmal der Kontrolle des israelischen Staates entzieht. 
Quelle     Übersetzt von
Toni Janßen

 

 

 

 

Reaktionen auf das Pegasus-Projekt NSO = Nicht Schuldig, Oder?

Kommentar von Patrick Beuth - 24.07.2021

Niemand ist so empört über die Pegasus-Enthüllungen wie jene Firma, die hinter der Überwachungssoftware steckt. Ihre Verteidigung könnte aber eine Weile halten – jedenfalls länger als ihr lächerlicher Medienboykott.
 

Die weltweite Berichterstattung über die Überwachungssoftware Pegasus hat den zu erwartenden Sturm der Entrüstung ausgelöst: Staats- und Regierungschefs von der Bundeskanzlerin bis zum französischen Präsidenten Emmanuel Macron, Bürgerrechtler sowie Medien in aller Welt sind empört über den aufgedeckten Einsatz der Spähsoftware gegen ihresgleichen. Die Länder, die Pegasus gekauft und eingesetzt haben, sind empört, weil sie jetzt dafür an den Pranger gestellt werden.

Aber niemand ist so empört wie die Entwickler von Pegasus selbst, die NSO Group aus Israel. mehr >>>


 

Israelische Spionageprogramme sind eine Bedrohung für alle Freiheiten überall

Lou Anderson - 22. Juli 2021

1974 wurde Richard Nixon des Amtes enthoben, nachdem er in einem der brisantesten Skandale des 20. Jahrhunderts dabei erwischt wurde, wie er seine Gegner im Watergate-Hotel abhörte. Im Vergleich dazu ist das Pegasus-Projekt - eine weitreichende und schockierende Enthüllung von siebzehn Medien und Amnesty International - ein thermonuklearer Sprengkopf zu Nixons Feuerwerkskörper.

Pegasus ist ein Produkt einer israelischen Firma, der NSO Group. Staatschefs und Oppositionsführer von Frankreich über Südafrika bis Pakistan haben die Pegasus-Spionagesoftware auf ihren Telefonen. Auf der von Amnesty zur Verfügung gestellten Liste von 50.000 Pegasus-Zielen stehen neben Politikern auch Menschenrechtsaktivisten und Journalisten. Die Kunden der NSO Group reichen von bekannten Menschenrechtsverletzern bis hin zu Staaten, die sich selbst als liberale Demokratien betrachten.

Die Pegasus-Spyware nutzt Schwachstellen vor allem in der beliebten iMessage-App des Apple iPhone aus und wird installiert, wenn ein Link geöffnet wird, meist unbeabsichtigt. Sobald Pegasus ein Telefon infiziert hat, ist es unerkennbar und kann auf Nachrichten, Social-Media-Konten, das Mikrofon zum Mithören von Gesprächen und die Kamera zum Filmen zugreifen. Es wird auch berichtet, dass es auf Standortdienste zugreifen und Ihre Bewegungen punktgenau überwachen kann. Kurz gesagt: Pegasus verwandelt die Geräte, auf die wir uns täglich verlassen, in Waffen, die uns rund um die Uhr überwachen - im Auftrag dessen, der dafür bezahlen kann.

Die Übergriffe von Pegasus und NSO sind eine besonders düstere Lektüre, aber sie sind bei weitem nicht die einzigen Formen der aufdringlichen Überwachung, die wir erleben, und man muss kein Journalist oder Politiker sein, um ein Ziel zu sein. Intrusive Technologien werden normalerweise zuerst an den Machtlosesten getestet, bevor sie auf den Rest von uns ausgeweitet werden.

In den USA hat sich die Türklingelfirma Ring mit 400 Polizeibehörden zusammengetan, um den Strafverfolgungsbehörden Unmengen von Überwachungsdaten zur Verfügung zu stellen - und das in einem Jahr, in dem die US-Polizei wegen institutionalisierter rassistischer Gewalt unter scharfer Beobachtung steht. Microsofts Überwachungssystem "Offender 360" - das so unheimlich ist, wie es klingt - ist eines von vielen Paketen, die in Amerikas riesigem Gefängnissystem getestet werden.

Die Gründer der NSO Group hingegen gingen aus der zwielichtigen Einheit 8200 der israelischen Streitkräfte hervor. Die berüchtigte Kommunikationseinheit erlangte Bekanntheit, nachdem aufgedeckt wurde, dass sie dazu benutzt wurde, Palästinenser durch den Einsatz von fortschrittlicher Technologie auszuspionieren, zu manipulieren und zu erpressen. Palästinenser wurden durch Drohungen, ihre Sexualität oder andere Leichen im Keller preiszugeben, zur Zusammenarbeit mit dem israelischen Staat gezwungen. Israelische Sicherheitsfirmen und Waffenhersteller vermarkten ihre Produkte routinemäßig als überlegen, da sie an der brutalisierten Bevölkerung in Gaza und den übrigen besetzten palästinensischen Gebieten kampferprobt wurden.

Auf dem Schlachtfeld getestet, werden Überwachungstechnologien dann meist an der Grenze eingesetzt. Eine der Ironien des Pegasus-Skandals ist, dass Menschenrechtsverteidiger oder Aktivisten, wenn sie aus den Staaten fliehen, die sie ausspionieren, und anderswo Asyl suchen, direkt wieder auf den überwachungsindustriellen Komplex stoßen werden.

Microsoft arbeitet eng mit der US-Einwanderungsbehörde ICE (Immigration Customs Enforcement) bei der Verfolgung und Überwachung von Migranten zusammen und vertieft damit die Überwachung der allgemeinen Bevölkerung. Das Gleiche gilt für Thomson Reuters, die Software zur Verfügung stellen, die erweiterte Hintergrundüberprüfungen ermöglicht, indem sie Datenbanken von Gesundheitsdienstleistern über Telefonaufzeichnungen bis hin zu Nummernschildern abgleichen. Diese Firmen arbeiteten weiterhin mit dem ICE zusammen, während sie lyrisch über Rassengerechtigkeit sprachen, selbst als die Trump-Administration berüchtigt war, Migrantenkinder von ihren Familien zu trennen und sie einzusperren. Microsoft und Thomson Reuters' eigene Investoren fordern nun eine genauere Überprüfung der Verträge.

Dies ist bei weitem nicht nur ein amerikanisches Problem. Was als "Grenz- und Überwachungsindustriekomplex" bezeichnet wurde, geht über die ganze Welt. Amerikanische Tech-Firmen wie IBM und die israelische Militärindustrie in Form von Rüstungsunternehmen wie Elbit treffen sich an der europäischen Grenze wieder. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex baut zusammen mit den einzelnen Mitgliedsstaaten ein immer fortschrittlicheres Netzwerk an Überwachungstechnologie auf. Dieses Netzwerk aus Tracking-Systemen, KI und Biometrie, "Smart Walls" und altmodischer roher Gewalt kontrolliert ein System, das allein im vergangenen Jahr für geschätzte 2.000 Tote an der europäischen Grenze verantwortlich war. Dies war die Antwort des globalen Nordens auf die Flüchtlingswelle, die vor allem durch diejenigen angeheizt wurde, die vor den Schrecken des syrischen Bürgerkriegs flohen.

Der überwachungsindustrielle Komplex ist eine Bedrohung für uns alle. Ob es ein Journalist ist, der versucht, die Identität von Whistleblowern zu schützen; ein Oppositionspolitiker, der mit vertraulichen Informationen arbeitet; ein Opfer von Krieg und Armut, das in Sicherheit flieht; oder eine Menschenrechts-NGO vor Ort - der Pegasus-Skandal hat dazu beigetragen, den Deckel darauf zu lüften, wie viele von uns der Gnade schattenhafter Unternehmen ausgeliefert sind, die immense Macht ausüben, ohne dass sie zur Rechenschaft gezogen werden können. Wenn es irgendetwas gibt, das mit dieser Aufdeckung einer so weit verbreiteten und alltäglichen Bedrohung getan werden kann, dann ist es, dass Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen und Kontexten erkennen, dass wir alle ein Interesse daran haben, zusammenzuarbeiten, um die Überwachungsindustrie zur Verantwortung zu ziehen. Der Pegasus-Skandal ist keine Ausnahme, aber wenn die Beteiligten unangefochten bleiben, besteht die Gefahr, dass er zur Norm wird. Quelle

 

 

 

 

 

 

Pegasus-Projekt: Mächtiges Werkzeug - teils in falschen Händen

Pegasus: Eine Frau telefoniert vor dem Gebäude des Software-Herstellers NSO

Die nun aufgeflogene Überwachungs-Software aus Israel kann zu einer massiven Bedrohung für die Freiheit werden.

 Ralf Wiegand  - 22. 7. 2021

Bei den Recherchen zum Pegasus-Projekt konnte einen bisweilen das Gefühl beschleichen, die mächtige Software zum unbemerkten und lückenlosen Ausspionieren von Handys verbreite sich unter Staaten so ähnlich wie ein lustiges Gif auf Twitter: immer munter teilen. Allerdings darf man schon davon ausgehen, dass die Regierungsstellen jener Länder, die den Trojaner Pegasus nutzen, dafür viel Geld an den Hersteller, die NSO Group aus Israel, bezahlt haben. Sie vergibt die Lizenzen - nachdem angeblich das israelische Verteidigungsministerium die Genehmigung zum Export erteilt und der Kunde schriftlich versichert hat, ganz gewiss nur Gutes damit zu tun. Genauer lässt sich das für die NSO nicht bestimmen, denn wer die Kunden sind, hält die Firma geheim.

Man kann dafür sogar ein gewisses Verständnis aufbringen. Geheimdienste, die Geheimdienstzeugs kaufen, wollen das nicht hinausposaunt wissen. Auch James Bond verrät ja nicht vorher, dass er einen Fernzünder auslöst, wenn er an der Lünette seiner Armbanduhr dreht, sonst würde er nicht jedes Mal die Welt retten. Will, nun ernsthaft, heißen: Jeder Vorsprung des Staates vor der digital hochgerüsteten organisierten Kriminalität und weltweit vernetzten Terroristen ist begrüßenswert. Vorsprung durch Technik könnte durchaus ein Slogan der Überwachungsindustrie sein, nicht nur der Autoindustrie.

Software wie Pegasus ist dafür fraglos eine schlagkräftige Waffe. In den falschen Händen aber wird sie, wie alle Waffen, zur großen Gefahr. Wer jederzeit weiß, mit wem der andere spricht, wen er trifft, wo er ist, was er liest, wen er liebt, wem er schreibt, woran er glaubt - der kann jeden ausschalten, der seiner Meinung nach das Falsche liest, glaubt und schreibt.

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Gefährlich und geheim
- Auf diese unerhörte Weise erlangtes Wissen kann dazu dienen, oppositionelle Politiker zu erpressen, kritische Journalisten kaltzustellen oder Menschenrechtsaktivisten mundtot zu machen - wenn es beim Mundtotmachen bleibt. Das sind meistens die Ziele von Trojanern wie Pegasus, wenn sie gegen die Regeln verwendet werden - und diese Regeln überdies nicht einmal jemand überwacht. Eine   >>>

 

 

 

 

 

 

Lauschangriff mit israelischer Besatzungs-Technologie

Werner Rügemer - 20. Juli 2021

Ein Abhörskandal macht Schlagzeilen. Laut internationalen Recherchen wurden offenbar in den letzten Jahren in verschiedenen Ländern hunderte Journalisten, Aktivisten und Oppositionelle mittels einer hochentwickelten Spähsoftware abgehört. In den Meldungen ist davon die Rede, dass die verwendete Spähsoftware Pegasus von einem israelischen Hersteller stammt. Werner Rügemer hat für die NachDenkSeiten einen Blick auf die Hintergründe geworfen.

Die Dauer-Besetzung der Westbank und des Gaza-Streifens durch den Staat Israel ist die Grundlage für die höchstentwickelte Überwachungs-Industrie der Welt. Auch das 2009 gegründete Unternehmen NSO Group mit der Spähsoftware Pegasus gehört dazu. NSO-Mitbegründer Shalev Hulio war mit der israelischen Armee gegen die Zweite Intifada im Westjordanland eingesetzt.[1]

„Die jungen Soldaten, sie sind 18 oder 19 Jahre alt, erhalten in den riesigen Entwicklungsabteilungen, die das Militär gegründet hat, alle Freiheiten, um in der digitalen Welt an der Spitze zu sein.“ So berichtet der israelische Autor Ronen Bergman über seine mehrjährigen Recherchen in der Digital-Industrie Israels.[2]

Israel ist das höchstentwickelte Digital-Labor der westlichen Welt für die Bekämpfung von Aufständen und die Tötung von Menschen, die von Geheimdiensten ohne Gerichtsurteil als Terroristen bezeichnet werden. Amazon, Facebook, Microsoft, Google, Apple kaufen in Israel laufend Start-ups auf, z.B. Anobit, LinX, PrimeSense, SlickLogin, Waze, Annapurna. Mit bisher 5.000 Start-ups, die mehrheitlich von US- und anderen Westkonzernen gekauft wurden, hat Israel die höchste Start-up-Dichte pro Einwohner. Die Firmen werden meist von Ex-Offizieren der israelischen Armee hochgezogen, oft beginnen sie schon in der Armee damit. Hier setzen sie ihre Erfahrungen bei der Fern- und Nah-Erkennung, Bekämpfung und Tötung von Palästinensern in „ziviler“ unternehmerischer Form ein. Die israelischen Soldaten und Soldatinnen werden als Helden und nationale Elite gehätschelt. Das Militär ist der „Innovationstreiber“. „Wer in einer der bekannten Eliteeinheiten dient, bringt wertvolles Wissen mit und macht sich damit nicht selten ein paar Jahre später selbständig.“[3]

Die völkerrechts- und menschenrechtswidrige Praxis des jahrzehntelangen Besatzungsregimes ist ein Trainingscampus der moralfreien Disruption. „You break things“, „You are software Ninjaneers“, heißt es lobend. Seit dem Einsatz ferngelenkter Tötungs-Drohnen bei der ersten Intifada entwickelt der militärisch-industrielle Digital-Komplex Israels immer neue und bessere Technologien, um alle Arten von Daten, die mit Menschen verbunden sind – akustische, optische, sprachliche, nichtsprachliche, farbliche, haptische, gestalt- und bewegungsförmige, interaktionelle, umgebungsbezogene, elektronische, digitale – zu erfassen und nach Zieleingaben integriert und in höchster Geschwindigkeit auszuwerten.[4]

Keine Wirtschaft und Medienbranche der Welt ist so militarisiert wie die israelische. Abitur, Universitätsexamen – in Israel zählt für Positionen in der Wirtschaft vor allem der Offiziersrang.[5] Der Chip-Hersteller Intel war vor vier Jahrzehnten als erstes Unternehmen aus dem Silicon Valley gekommen – als dort noch vorrangig für das US-Militär produziert wurde. Heute beschäftigt Intel in Israel 11.000 Mitarbeiter, darunter viele Ex-Militärs. Seit einigen Jahren erweitern die fünf GAMFA-Giganten die gekauften Start-ups auf bis zu 1.000 Mitarbeiter und vergeben Aufträge.  mehr >>>

 

 

 

 

 

„1984“ dank israelischer Cyber-Software“

Die Produkte von Israels Sicherheitsindustrie sind eine Bedrohung von Demokratie und Menschenrechten / Jeff Halper warnte schon vor Jahren

Arn Strohmeyer - 20.07.2021

Die Gefahr, die von Israels „Sicherheitspolitik“ und seinen Überwachungstechnologie-Produkten ausgeht, ist seit langem bekannt. Mehr als 350 Firmen sind in Israel – in enger Zusammenarbeit mit dem Staat – auf diesem Gebiet tätig und exportieren in die ganze Welt. Neben der Herstellung von Kriegswaffen aller Art ist Israel einer der führenden Produzenten von Sicherheitssystemen und Kontrolltechniken weltweit. Den Vorsprung auf den Rüstungs- und Sicherheitsmärkten verschafft dem zionistischen Staat die Besatzung über die Palästinenser. Ohne alle moralischen Skrupel benutzen die israelischen Hersteller von Waffen- und Überwachungstechnologie die in den Besatzungszonen eingeschlossenen Palästinenser als Labor, um ihre Produkte zu testen und sie dann als „kampferprobt“ auf den globalen Märkten anzubieten. Alle natürlich – so wird versichert – zur Bekämpfung des Terrorismus!

Wenn jetzt nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen die israelische Firma NSO, die den Trojaner „Pegasus“ für Smartphones herstellt, in Deutschland und der EU laute Empörung geäußert wird, dann muss man das wohl als schliche Heuchelei abtun. Denn die EU-Staaten – ganz besonders Deutschland – arbeiten mit der israelischen Sicherheitsindustrie auf das engste zusammen. Die wirtschaftliche, militärische und wissenschaftlicher Verflechtung ist so intensiv, dass man sagen kann: Die EU und Deutschland sind ein wesentlicher Stützpfeiler der israelischen Waffen-, Sicherheits-, Kontroll- und Überwachungsindustrie und damit auch der Besatzung über die Palästinenser.

Schon ihm Jahr 2017 schrieb der israelische Anthropologe Jeff Halper: „Israel exportiert mehr als nur Waffen, Sicherheits- und Überwachungssysteme, Aufstandsbekämpfungs- und Antiterrorinstrumente, Modelle der Bevölkerungskontrolle oder Polizeitaktiken. Israel verkauft und wirbt für etwas, was viel weiter geht und viel gefährlicher ist: einen Sicherheitsstaat, der Sicherheit über alles stellt und der Demokratie und Menschenrechte in einer Welt des Terrors als ‚liberalen Luxus betrachtet (und dabei wird jeder Widerstand, ganz gleich, ob er sich gegen die Unterdrückung oder gegen kapitalistische Ausbeutung richtet, schnell unter der Rubrik ‚Terrorismus‘ eingeordnet).“

Halper warnte damals schon, dass der von Israel propagierte Sicherheitsstaat lediglich eine Form des Polizei- und Überwachungsstaates sei („1984“ lässt grüßen!), in dem die Bevölkerung mit Leichtigkeit durch eine Obsession von Sicherheit manipuliert werden könne. Halper schrieb weiter: „Es ist ein Staat, der von der Logik des permanenten Krieges, der Logik einer absoluten Sicherheit getrieben ist, die wichtiger ist als alle Garantien demokratischer Rechte. Wenn Deutschland dazu gebracht werden kann, dieses kurzsichtige Verständnis von Sicherheit zu übernehmen, wird es für Israel sowohl ein wichtiger Markt für Sicherheitstechnologien als auch ein verlässlicher Verbündeter sein, der sich außerdem Israels eigennützigen Verfolgungswahn zu eigen macht.“

Israels Sicherheitskonzept, das vor allem auf Technik beruht, ist kein „Modell für die Zukunft“ (der frühere israelische Ministerpräident Netanjahu), sondern eine Bedrohung für die ganze Welt, soweit ihr Demokratie und Menschenrechte noch etwas bedeuten.


Pegasus (Spyware) – Wikipedia  mehr >>>

 

 

 

 

 


 

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Überwachungstechnik aus Israel – Hintergrund zur Pegasus-Software der NSO Group

Benjamin Hammer - 18.7.2021

Weltweit sind offenbar Journalisten und Oppositionelle mit einer mächtigen Spionagesoftware ausgespäht worden. Das zeigt eine internationale Recherche, an der auch NDR, WDR, Süddeutsche Zeitung und DIE ZEIT beteiligt waren.

Schon vorher berichteten wir in SWR2 Wissen darüber: Israels Cyber-Unternehmen knacken selbst verschlüsselte Handy-Kommunikation. Die Firmen gelten als führend in dieser Technik und verkaufen sie weltweit. Sie hilft, Terroranschläge zu vereiteln – aber auch, Oppositionelle zu überwachen.

 Die Betreiber der großen Smartphone-Betriebssysteme – Apple und Google – werben damit, dass sie ihre Systeme vor Cyber-Angriffen schützen.

In einem Bürogebäude in Herzliya nördlich von Tel Aviv dürften die Mitarbeiter über diese Aussage schmunzeln.

Die „NSO-Group“ hat „Pegasus“ entwickelt. Mit der Software kann ein Handy gehackt werden. Weitgehend unbemerkt vom Nutzer können Daten ausgelesen, Telefonate ausgelauscht oder Fotos gemacht werden. Das Unternehmen wendet sich nach eigenen Angaben verstärkt an Sicherheitsbehörden von demokratischen Staaten. Es gehe etwa um die Vereitlung von Terroranschlägen. Hacking-Tools "Made in Israel" werden missbraucht Aber immer wieder gibt es Berichte, dass die „Hacking-Tools made in Israel“ missbraucht werden. Von Diktaturen, die Regimegegner überwachen. Von Politikern, die unliebsame Journalisten aushorchen wollen. Von mehr >>>

 

 

 

 

Macron im Visier

Christian Baars, Florian Flade und Georg Mascolo -  20.07.2021

Auch hochrangige europäische Politiker waren offenbar Ziel der Spionagesoftware "Pegasus", darunter der Präsident und Mitglieder der Regierung Frankreichs sowie EU-Ratspräsident Michel. Auftraggeber war womöglich Marokko.

In der Liste von Telefondaten, die Journalisten im Rahmen des "Pegasus-Projekts" einsehen konnten, finden sich Nummern mehrerer hochrangiger Politiker in Europa. Sie waren den Recherchen zufolge mögliche Ausspäh-Ziele, die von Kunden der israelischen Spionagefirma NSO ins Visier genommen wurden. Mit der NSO-Software "Pegasus" können Mobiltelefone unbemerkt ausgespäht und etwa als Wanze missbraucht werden.

Eine von mindestens zwei Handy-Nummern, die der französische Präsident Emmanuel Macron verwendet, ist in den Daten aus dem Jahr 2019 aufgeführt. Nach Information der Zeitung "Le Monde" nutzt er diese Nummer seit 2017. Er war auch in den vergangenen Tagen darüber zu erreichen. Darüber hinaus steht eine Nummer aus seinem direkten Umfeld auf der Liste: die seines früheren Leibwächters Alexandre Benalla.

Zudem sollten offenbar im Jahr 2019 auch der damalige Premierminister Édouard Philippe sowie mehrere Ministerinnen und Minister in Frankreich ausgespäht werden, unter ihnen die noch amtierenden  mehr >>>

 

 

 

 

 

 

Spionage-Software außer Kontrolle

Christian Baars, Florian Flade und Georg Mascolo - 20.07.2021

In Mexiko ist die Spionagesoftware "Pegasus" wohl exzessiv zum Einsatz gekommen. Mehrere Tausend Handys waren im Visier, darunter Nummern von Journalisten und aus dem Umfeld des heutigen Präsidenten.

Kaum ein Land - abgesehen von Kriegsgebieten wie Syrien, Afghanistan oder Libyen - ist für Journalisten gefährlicher als Mexiko. Alleine im vergangenen Jahr wurden dort neun Journalisten ermordet, drei wurden innerhalb nur eines Monats erschossen. Für viele der Attentate werden Drogenkartelle verantwortlich gemacht. Zahlreiche Morde sind jedoch bis heute nicht aufgeklärt.

Zu den Opfern zählt der mexikanische Journalist Cecilio Pineda Birto. Am 02. März 2017 wartete er auf sein Auto, das in der Waschanlage nebenan gereinigt wurde, als die Mörder kamen. Sie erschossen den 38-jährigen freischaffenden Reporter und verschwanden unerkannt. Sein Handy tauchte nie wieder auf. >>>

 

 

 

 

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Export von Überwachungs-Software
Pegasus ist kein Einzelfall

Christian Rath • 20. Juli 2021

Mit einer Spähsoftware wie Pegasus kann auch die Kontrolle von Smartphones übernommen werden
Die Enthüllungen des „Pegasus-Projekts“ haben ein hohes Maß an Menschenrechtsverstößen zum Vorschein gebracht. Die EU muss jetzt nachschärfen: Exportinteressen dürfen nicht über die Menschenrechte gestellt werden.

Die Spähsoftware Pegasus ist für Polizei und Geheimdienst äußerst attraktiv. Mit ihr kann auch verschlüsselte Kommunikation überwacht werden. Und mit ihr kann der Staat die Kontrolle von Smartphones übernehmen, meist ohne das Betroffe auch nur einen falschen Link anklicken müssen.
Software gegen Oppositionelle, Journalist*nnen und Aktivist*innen

Auch autoritäre Regime wie Saudi-Arabien und Aserbeidschan nutzen Pegasus, die Spähsoftware der israelischen Firma NSO. Und wie nun ein internationales Medien-Konsortium herausfand, wird die Software nicht nur zur Aufklärung und Verhinderung von Terrorismus und Kindesmissbrauch eingesetzt, sondern auch gegen Oppositionelle, unter anderem gegen kritische Journalist*nnen und Aktivist*innen.

Es ist zunächst einmal die Verantwortung der israelischen Firma und der israelischen Regierung, mit wem NSO Geschäfte macht und machen darf und wie dies kontrolliert wird. Zwar macht auch die Polizei in Saudi-Arabien normale Verbrechensbekämpfung. Aber die Annahme, dass eine Spähsoftware gegen nur „Terroristen“ und „Kriminelle“ eingesetzt wird, kann niemand beruhigen. Schließlich sind Diktaturen schnell bei der Hand, ihre Gegner zu Terroristen und Kriminellen zu erklären.
Exportinteressen vor Menschenrechte gestellt?

Erforderlich wäre ein internationales Exportverbot von Sicherheitstechnik an Unrechts-Regime.    mehr >>>

 

 

 

 

 

„Die Infrastruktur für Pegasus ist auch in Deutschland da.


Die Software „Pegasus“ soll Kriminalität bekämpfen. Doch das ist einigen Staaten offensichtlich nicht genug: Sie spähen auch Medien und Opposition damit aus.

Selina Bettendorf Judith Langowski Sebastian Christ - 20. 7. 2021

Überrascht war Adrien Beauduin nicht, als er vor zwei Monaten vom Investigativteam der „Pegasus Papers“ die Bitte erhielt, sein Telefon analysieren zu lassen. Beauduin, 35 Jahre alt, ist einer der über 300 Personen, die Ungarn von der Spionagesoftware „Pegasus“ überwachen lassen wollte. Zumindest befand sich seine Nummer auf der Liste.

Beauduin ist belgischer Doktorand in Prag und arbeitet nebenberuflich als Journalist für die belgische Zeitung „Le Soir“. Er hatte zuvor in Ungarn studiert, an der Central European University in Budapest. 2018 war er dort als Teilnehmer auf einer regierungskritischen Demonstration und wurde festgenommen. Die Anklage, Gruppengewalt gegen Polizisten, wurde nach zwei Jahren fallengelassen. Beauduin hatte Glück, bei der Überprüfung seines Telefons wurde keine Spionage festgestellt.

Internationalen Recherchen zufolge wurde die hochentwickelte Cyberwaffe „Pegasus“ von der israelischen Firma NSO Group von zahlreichen Regierungen dazu missbraucht, Journalist:innen und Menschenrechtsaktivist:innen auszuspähen und abzuhören.

Das Recherchenetzwerk „Pegasus Papers“ konnte eine Liste mit 50.000 Telefonnummern einsehen, eine davon ist Beauduins. Allein in Frankreich sind mindestens 30 Medienschaffende betroffen, 15.000 Nummern stammen aus Mexiko. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von Leyen nannte die Vorkommnisse „komplett inakzeptabel“, sollten sich die Vorwürfe der Spitzelei gegen Journalisten in Europa bestätigen.


Pegasusähnliches System in Deutschland möglich
- In Deutschland sind bisher keine betroffenen Personen bekannt. Aber auch hier könnten ähnliche Systeme eingesetzt werden. „Die vor wenigen Wochen in Deutschland per Gesetz ausgeweitete Quellen TKÜ kann im Prinzip fast das, was Pegasus auch kann“, sagt Jochim Selzer vom Chaos Computer Club. „Wir haben damit einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der es uns ermöglicht, zur Bekämpfung von Kriminalität ein pegasusähnliches System einzusetzen.“

Pegasus gilt unter Fachleuten als das derzeit technologisch fortgeschrittenste und leistungsfähigste Spähprogramm für Handys. Es kann infiltrierte Smartphones in Echtzeit ausspähen und die Verschlüsselung von Chatprogrammen wie WhatsApp oder Signal umgehen.  mehr >>>

 

 

 

 

VIDEO - Die Meinung von Christian Baars, NDR, zur "Pegasus"-Software

19.07.2021 ∙ ARD Sondersendung ∙
 

VIDEO - "Pegasus": Recherchenetzwerk deckt Spähangriff mit umstrittener Software auf

19.07.2021

Sie sind offenbar ins Visier von Geheimdiensten und Polizeibehörden rund um den Globus geraten: Hunderte Journalist:innen, Menschenrechtsaktivist:innen, Anwält:innen und Politiker:innen, unter ihnen auch Staatspräsident:innen. Ihre Mobiltelefone sollen ausgewählt worden sein, um sie mit einer Spionagesoftware zu überwachen.

Das legen Recherchen eines internationalen Journalistenkonsortiums nahe, an dem auch NDR, WDR, "Süddeutsche Zeitung" und die Wochenzeitung "Zeit" beteiligt sind.

Gemeinsam mit der Organisation Forbidden Stories und Amnesty International haben die Journalist:innen einen Datensatz von mehr als 50.000 Telefonnummern ausgewertet.

Es handelt sich dabei um eine Liste von potenziellen Ausspähzielen, die von Kundinnen und Kunden der israelischen Firma NSO Group ausgewählt wurden. NSO gehört zu den führenden Herstellern kommerzieller Spionagesoftware.

 

 

 


 

 

 

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