Liebe LeserInnen
dieser Zeilen,
Gush Shalom hat am 30. März folgende Anzeige in Haaretz
veröffentlicht:
In Riyadh haben die
versammelten Führer
der arabischen Länder
uns Frieden mit den Palästinensern
und der gesamten arabischen Welt
auf Generationen hinaus
angeboten.
In Homesh haben die
versammelten Siedler
uns Krieg mit den Palästinensern
und der gesamten arabischen Welt
auf Generationen hinaus
angeboten.
(In Homesh, ein 'Außenposten' der 2005 als Teil des "Disengagement
plan" evakuiert wurde, haben etwa 700 Polizei und 300 Soldaten
'illegale' SiedlerInnen, hauptsächlich Jungendliche, entfernt, die
dort zwei Tage ausgeharrt hatten. Einige mussten weggetragen werden.
Einer der älteren Siedler dankte den Jugendlichen dass sie die
kalten Nächte durchgehalten hatten. "Die gleichen Truppen, die uns
vor 6 Monaten evakuiert haben, werden heute wiederkommen. Es ist
eine Show für die Medien, die ist uns egal. Sollen sie uns ruhig mit
Gewalt wegtragen." Einer der Organisatoren sagte, "unser Ziel ist
nicht die Sicherheitskräfte zu konfrontieren, sondern Homesh neu
aufzubauen. Es ist keine Kampf. Wenn sie uns evakuieren kommen wir
wieder.)"
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"Sagt nicht, ihr hättet es nicht gewusst"
Der Siedler Ya'akov Talya von der Talyafarm im südlichen Hebron hört
nie auf zu versuchen, seine palästinensischen Nachbaren von ihren
Wohnungen und Land zu vertreiben. 2001 und 2003 haben er und Siedler
vom Außenposten Mitzpe Yair die PalästinenserInnen aus Umm Hamita,
Shalalet Daaef, Umm Likuas und Bir El-Id vertrieben. Manche kamen
erst nach Eingreifen des Gerichts zurück.
Mitte März 2007 und am 3. April, hat Ya'akov Talya verlangt, dass
Soldaten die Hirten von Umm Nazal daran hindern, ihr Land zu
erreichen. Die Soldaten sind der Forderung nachgekommen.
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Dieser Artikel kommt von der Stoppt die Mauer Kampagne: *Budrus:
Unnachgiebiger Widerstand gegen Ghettoisierung* Budrus hat den
,Land Day' mit einer weiteren machtvollen Demonstration begangen,
die schon lange die Besatzungstruppen hilflos machen im Angesicht
der Entschlossenheit des Volkes.
Etwa 500 Leute aus 6 Dörfern im westlichen Ramallahdistrikt sind
zusammengekommen vor der Moschee in Budrus. Budrus, Qibbya, Middya,
Deir Qaddis, Shibteen und Ni'lin haben nicht nur ein Großteil ihres
Landes durch die israelische Kolonisation verloren sondern werden
zudem durch den Prozess [des Mauerbaus] erstickt, zusammengepfercht
in einem Ghetto und völlig abgeriegelt, außer dem einzigen Eingang,
der von den Besatzungssoldaten kontrolliert wird.
Kurz nach dem Gebet fing die Demonstration an in Richtung auf die
Apartheidmauer zu ziehen. Die Menge skandierte Sprüche gegen die
Besatzung und seine rassistische Politik und schwört, nie ein Dunum
ihres Landes herzugeben. Als die Menschen sich dem Tor näherten das
Budrus von seinem Land trennt mussten sie die Besatzungssoldaten
konfrontieren, die dort stationiert waren um die rassistische Mauer
zu verteidigen.
Geplant war, am Tor Reden zu halten, die Zusammenstöße fingen aber
sofort an, in der die Besatzungssoldaten Tränengas in die Menge
warfen. Die Jugend der Dörfer fing sofort an, die Serie von
hintereinander geschalteten Toren anzugreifen. Die ersten und
zweiten Tore vielen schnell unter ihren Händen. Sie mussten ihren
Weg erkämpfen gegen Gummigeschosse und dichte Tränengaswolken um
auch das dritte Tor, erbaut um ihr Land zu stehlen, niederzureißen.
Die Menge zerstreute sich und die Jugendlichen griffen den Zaun und
den Natodraht der Apartheidmauer auf eine Länge von 300m an. Es
gelang ihnen, längere Strecken niederreißen.
Die Menge der DemonstrantInnen hat allerdings die Atmosphäre
beruhigt und nun konnten Reden gehalten werden, genau auf der Stelle
wo sonst die Tore den Zugang der DorfbewohnerInnen zu ihrem Land
versperren. In einer Reihe Grußworte wurden die Menschen der Dörfer
aufgerufen nicht aufzugeben trotz der Ghettoisierung, der sie
unterworfen sind. Der Tag hat abermals gezeigt, dass die Mauer am
Ende durch den Widerstand der Menschen zusammenfallen wird.
Eine Kurze Baumpflanzzeremonie konnte noch gerade stattfinden bevor
die Besatzungstruppen versuchten, die Menge zu zerstreuen und die
Dörfler zurück in die Straßen von Budrus trieben. Die Dorfjugend
verteidigte jede Straßenecke und als die Soldaten sich in Richtung
Mauer zurückzogen waren sie nun dran, gejagt zu werden. Die Menschen
blieben fest auf der Stelle stehen, um zu sichern dass die
Besatzungstruppen nicht in die Lage kämen, auch nur anzufangen, die
Schäden an der Apartheidmauer zu schließen und zu reparieren bis
nach Eintritt der Dunkelheit.
13 Jugendliche wurden verletzt durch Gummigeschosse, die durch die
Besatzungstruppen in die Menge gefeuert wurden. Ein Jugendlicher aus
Deir Qaddis musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Am Ende des Tages wurden Treffen veranstaltet um zu besprechen, wie
der Kampf gegen das Schicksal, das von der Besatzung auferlegt wird,
weitergeführt werden soll. Der Erfolg dieses Protesttages hat den
Menschen der Region neue Kraft und Entschlossenheit verliehen und
der Besatzungsmacht deutlich gemacht, dass jeder Meter des Landes
das sie enteignen will materielle und moralische Kosten verursachen
wird, nicht nur am Ort selbst sondern auch in der Arena der
internationalen Meinung.
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Auch in Beit Furik bei Nablus wurde bei einer großen Demo am Land
Day (an diesem Tag, den 5. April, haben vor 31 Jahren israelisches
Militär 6 Palästinenser getötet, die in Galiläa gewaltfrei gegen die
Enteignung ihres Landes demonstrierten) der Checkpoint von den
DemonstrantInnen besetzt.
Nablus ist seit 2002 zu Fuß nur durch 6 Checkpoints zu erreichen. Es
zu verlassen ist oft noch schwieriger. Männer zwischen 16 und 45
(variiert von Tag zu Tag) können ihre Stadt nur verlassen mit einem
besonderen israelischen Passierschein, den sie nur außerhalb von
Nablus erhalten können. Die Stadt wird oft während jüdischer
Feiertage völlig abgeriegelt. Hunderte von jungen Palästinensern
wurden am Land Day daran gehindert, durch den Huwarra Checkpoint
Nablus zu verlassen.
Weitere Demos gab es in Umm Salamuna (Bethlehem), Tulkarem, Qaffin,
Bil'in (natürlich) und mehreren anderen Orten. In Bil'in wurden
Wasserwerfer eingesetzt, die eine Flüssigkeit versprühen, die sich
auf der Haut anfühlt als würde diese abgezogen. In Rafat hat eine
Gruppe Männer gebetet während eine zweite Gruppe ein Tor in der
Mauer aufgebrochen wurde und ein Teil des Elektro- und
Natodrahtzaunes abgerissen wurden. Einige junge Männer wurden
festgenommen, später aber freigelassen. Rafat liegt neben der
Siedlung Ariel, die größte in der
Westbank. Die Mauer um Ariel ist 114 km lang und raubt 120 000 Dunum
Agrarland, das über einem Aquifer gelegen ist und das etwa 30% des
Olivenöls der Westbank produziert. Die Apartheidmauer entfernt sich
hier am weitesten von der Grünen Linie und drängt sich 22km tief in
die Westbank.
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Drei Palästinenser in Hebron, darunter ein 14-jähriger Junge, wurden
körperlich und mit Steinen von einigen Siedlern angegriffen. Ein
Streifenwagen nahm die drei, nachdem sich etwa 40 weitere Siedlern
am Angriff beteiligten, auf die Polizeiwache und sagten sie könnten
dort
Klagen gegen die Siedler erheben.
Tatsächlich wurden sie dort angeklagt, die Siedler angegriffen zu
haben.
Einem wurde gesagt, er könne erst die Polizeistation verlassen wenn
er
2000 NIS Buße gezahlt hätte. Er sagte, er habe kein Geld und hätte
kein Unrecht begangen. "Die Siedler müssten ins Gefängnis, nicht
ich." Der Vater des 14-jährigen wurden angerufen. Ihm wurde gesagt,
der Junge könne erst gehen, wenn er 2000 NIS bezahlt hätte. Der
Vater sagte, er würde diese flagrante Verletzung des Rechts den
Medien bekannt geben.
Der Polizist hat dann seinen Kommandeur konsultiert und die Männer
freigelassen. Ihn wurde gesagt, sie sollen keine "trouble" mehr mit
den
Siedlern veranlassen.
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Der Frauenclub von Hebron hat vom Checkpoint bei Tel Rumeida einen
Protestzug durchgeführt. Mit mehreren MenschenrechtsarbeiterInnen
zogen sie zu den drei Checkpoints, die die Altstadt von Hebron vom
Patriarchengrab trennt. (Diese wurden aufgestellt, nachdem Baruch
Goldstein in der Moschee 29 Männer beim Gebet erschoss.) Drei
Palästinenser am Straßenrand wurden festgehalten und mussten mit dem
Gesicht an eine Hausmauer gedrückt stehen bleiben. Die Frauen
verließen erst die Moschee als die Männer wieder freigelassen
wurden. Anschließend besuchten die Frauen und Internationalen die
"Association of Women's Action for Training and Rehabilitation".
Diese Organisation unterstützt mit der Hilfe der "Temporary
International Presence in Hebron, TIPH) Frauen durch Politisierung,
Handarbeitskurse und den Verkauf ihrer Produkte. Kinder werden von
den Frauen über ihre Rechte aufgeklärt und wie man auf die Soldaten
reagiert. Die Organisation hat auch 6 Kindergärten organisiert.
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Palästinensische Lehrerinnen, die täglich durch den Tel Rumeida
Checkpoint müssen und den Soldaten bekannt sind, dürfen
normalerweise einen Seitendurchgang benutzen, damit sie nicht
mehrmals täglich von den Metalldetektoren durchleuchtet werden. Oft
weigern sich die Soldaten aber, sie durchzulassen. Vor kurzem
mussten MenschenrechtsaktivistInnen dreimal beim der
Distriktkommandantur anrufen. Sie erhielten immer die Antwort "wir
kümmern uns drum", es passierte aber nichts. Beim dritten mal hat
eine der Personen in der Kommandatur so gelacht, dass sie das
Telefon weiterreichen musste, die sofort eingehängt hat als sie nach
ihrem Namen gefragt wurde. Nach einer Stunde wurde das Tor geöffnet.
Nachmittags wurden die LehrerInnen allerdings abermals 45 Minuten
festgehalten.
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Vorigen Sonntag ist es zwei AktivistInnen in Hebron gelungen, ihren
"Tel Rumeida Circus for Detained Palestinians" aufzuführen, nachdem
der erste Versuch durch Regen verhindert worden. Die zwei jungen
Frauen, die einige Circusnummern (Jonglieren, Feuerspucken und
dergleichen) beherrschten, hatten angefangen, bei Festnahmen an
Checkpoints zu erscheinen und zur Deeskalierung ihre Nummern
aufzuführen. Die Gruppe wuchs und fing an Kinder zu trainieren, um
ihnen eine Abwechslung vom deprimierenden Alltag zu bieten. Nach
ihrer halbstündigen Show kam ein Panzer um die Ecke gerast, aber sie
hatten ihr Feuer bereits gelöscht. Sie wollen jeden Freitag wieder
am Checkpoint zusammenkommen.
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Am Qalandia Checkpoint zwischen Jerusalem und Ramallah hat ein
palästinensischer Fotograf eine Ausstellung mit etwa 60 Fotos
aufhängen können. Der Fotograf, Khaled Jarrer, will der Welt den
Schmerz und die Notlage der Palästinensern mitteilen. Die
Ausstellung, die drei Stunden hängen blieb, soll bei weiteren
Checkpoints gezeigt werden.
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Die CVJM von Ostjerusalem hat ein Fahrradrennen von Jerusalem nach
Jericho veranstaltet, eine Strecke von 30km, als Zeichen gegen
Apartheid, für Frieden und Verständigung. Es waren mehrere hundert
Palästinenser und etwa 30 internationale erschienen. Kurz nachdem
die ersten Radler die - absichtlich nicht reparierte, von Löchern
übersäte - Straße am Qalandia Checkpoint verlassen hatten und
anfingen, die Fahrt richtig zu genießen, wurden sie von der Armee
gestoppt, der ganze palästinensischen Verkehr gleich dazu. Die
Fahrräder seien eine zu große Bedrohung für die Armee!
Und leider haben in Israel überall die das Sagen, für den Frieden
überhaupt eine Bedrohung darstellt.
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Noch eine kurze, traurige Nachricht zum Schluss: am 1. März ist die
19-jährige Olfat gestorben weil das Krankenhaus, indem sie
regelmäßig
zur Dialyse musste, wegen der Blockade durch Israel (und vermutlich
auch des internationalen Embargos) nicht mehr über genug
Dextroseflüssigkeit verfügt. Die vorhanden Flüssigkeit wurde
verdünnt und die junge Frau ist - nach 10 Jahre erfolgreicher
Dialyse - innerhalb zwei Wochen gestorben, weil ihr Körper die
verdünnte Lösung nicht bearbeiten konnte.
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Dennoch euch allen ein hoffnungstärkendes Osterfest. Ohne Hoffnung
kann kein Mensch leben.
Anka
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