Liebe LeserInnen,fangen wir das neue Jahr mit ein
paar Statistiken aus dem alten an:Nach B'Tselem sind im Jahr 2006
660 PalästinenserInnen getötet worden (gegenüber 197 2005). 322
waren nicht zur Zeit der Tötung in Kämpfe verwickelt, 22 davon
wurden "gezielt getötet", 141 waren unter 18.23 Israelis wurden
getötet, gegenüber 50 in 2005.
292 palästinensische Häuser wurden demoliert, 95% im
Gazastreifen. Sie beherbergten 1769 Menschen. In der Westbank gibt
es 54 feste Checkpoints, durchschnittlich 160 fliegende Checkpoints
und etliche hundert Straßensperren.
Im November waren 9 075 PalästinenserInnen in Haft, davon 345
Jugendliche, insgesamt 732 in Administrativhaft. Statistiken haben
keine Gefühle, Menschen aber wohl. Der in diesem nüchterne Bericht
enthaltene Leid ist unermeßlich.
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Die Bevölkerung Israels ist um 1,8% gewachsen, auf 7,1 mio, zu
76% jüdisch, 20% 'arabisch'. 12% des Zuwachses geschah durch
Immigration (gegenüber 56% in den neunziger Jahren. 28% der
Bevölkerung ist unter 14 Jahre alt, 10% 'alt'. 91% der Bevölkerung
lebt in städtischen Gebieten.
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In der Westbank gibt es laut Haaretz einen "Bauboom" bei den
Siedlungen. Im letzten halben Jahr wurden 200 "mobile Wohnungen"
aufgestellt. Eine neue Siedlung im Jordantal soll 30 Familien aus
Gaza aufnehmen. Die nicht durchgeführte Befehle zum Abbau
'illegaler' Außenposten nach der Roadmap werden bald ablaufen, ohne
dass etwas geschehen ist.
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Aus einem Bericht des Erziehungsministeriums geht hervor, dass
nur 50% der israelischen Kinder, denen eine warme Mahlzeit in der
Schule zusteht, tatsächlich in dessen Genuss kommen. Die
Erziehungsministerin Yuli Tamir hat einen Sturm der Entrüstung
entfacht als sie angeordnet hat, in Schulbüchern auf Karten die
Grüne Linie zu drucken. Der Erziehungsausschuss der Knesset hat sie
dazu aufgefordert, diese Entscheidung zurückzunehmen.
Von den 73 000 Schülerinnen der 11. Klasse an staatlichen und
staatlich religiösen Schulen nehmen 16 000 bis 19 000 an einem
ein-wöchigen militärischen Training teil. Eine Lehrerin, die Klassen
begleitet, behauptet dass es Schießunterricht und militärische
Indoktrination aber kein Training im Angriff gebe.
Ein Vorschlag für Änderungen des Programms wurde von Shmuel Abuav,
Generaldirektor des Erziehungsministeriums vorgelegt, wonach auch
"Unterricht in Kampfdoktrin, die Reinheit der Waffen und die Ethik
des Kampfes" aufgenommen werden soll. Das Programm betont die
"Pflicht des Individuums sich nach seinen Möglichkeiten während
seines Armeedienstes einzusetzen, aus einem Gefühl der Zugehörigkeit
zu einer Nation, einem Land und einem Staat, sowie die Werte und
Normen der IDF". Die Ministerin meint dazu, "Wir erziehen Schülerin
zu zivilem und sozialem Einsatz für den Staat, was den Militärdienst
mit einbezieht. Wenn die IDF dazu beiträgt, diesen Einsatz zu
stärken, unterstütze ich das Programm.."
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Junge Leute, die nach dem Alter von 16 Israel verlassen - meist
weil ihre Familien wegziehen - und die später nach Israel
zurückkehren, sei es um dort zu leben, zu studieren oder nur einen
Besuch zu machen, werden routinemäßig sofort eingezogen und wegen
"Dienstflucht" inhaftiert und mit Bußgeld belegt. Anna Tennenbaum,
die aus der Ukraine mit ihrer Familie nach Israel kam und später mit
ihr nach USA zog und dort Psychologie studierte kehrte anschließend
nach Israel zurück, bereit ihren Militärdienst nachzuholen. Sie
wurde zu 45 Tagen haft und 5000 NIS Buße verurteilt. Das heißt, sie
gilt nun als vorbestraft und wird kaum Anstellung als Psychologin
finden können. Die Bestrafung von Frauen wird von Haaretz als
besonders absurd dargestellt, da jede Frau die es möchte vom
Wehrdienst befreit werden kann.
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Gruß, Anka