Liebe Freunde und Freundinnen,der Vater des 13
oder 14-jährigen Mädchens, die vor wenigen Tagen in der Nähe der
Mauer (durch ein 'Fehler') erschossen wurde, sitzt im Gefängnis,
weil er ohne Passierschein nach Israel gegangen ist, um Arbeit zu
suchen damit seine Kinder essen können. (Wege gibt es immer noch,
das zeigt wie wenig Sicherheit die Trennungsbarriere wirklich
bringt!) Man stelle sich vor, wie er sich fühlt, wenn ihm selbst die
Erlaubnis, zur Beerdigung zu gehen, vorenthalten wird. Nur weil ein
Knessetmitglied sich schließlich bereit fand, die 10 000 Shekel
Kaution zu stellen, kann er nun während der Trauerzeit bei seiner
Familie sein.
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Die 19-jährige Hadas Amit sitzt aus anderem Grund - auch kein
Guter! - im Gefängnis. Sie ist Pazifistin und
Kriegsdienstverweigerin - obwohl das Gesetzt weiblichen
Pazifistinnen anerkennt. In Hadas' Fall wird sie vermutlich
bestraft, weil sie eine Briefkampagne gegen die Inhaftierung von
Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen an Regierungsbeamte und
Medien organisiert hat.
Während des Libanonkriegs hat New Profile, die einzige
feministische Organisation die Verweigerer und -innen unterstützt,
mehr als 700 Anrufe mit der Bitte um Information und Beratung
erhalten, weit mehr als normal.
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Ständig bin ich voller Bewunderung der Christian Peace Team Leute
in Hebron. Nur von der Vergeblichkeit ihrer Bemühungen zu lesen
macht mich müde, geschweige denn darüber zu berichten. Woher nehmen
Menschen die Kraft, immer wieder geduldig mit Soldaten zu reden, sie
darauf aufmerksam zu machen, dass sie verpflichtet sind, das
israelische Gesetz aufrecht zu halten, das den Palästinensern Schutz
vor den Bedrängnissen und der Gewalt der Siedler zusichert. Die
Kraft immer wieder zu sehen wie sich die Siedler breit machen können
auf palästinensischem Gelände, wie sie Kinder auf dem Schulweg
angreifen, Eigentum zerstören und dergleichen, während Soldaten
tatenlos zusehen. Und schließlich dann noch selbst festgenommen zu
werden, wenn man sich beschwert, wie es der 75-jährigen Mary aus
Australien passiert ist. Sie wurde einige Stunden festgehalten und
dann dazu verdonnert, 14 Tage lang nicht vor ihrem Haus zu stehen
oder die Straße zu überqueren, ihren Müll wegzubringen oder
einzukaufen.
Der CPTler John schreibt in seinem Bericht "Ich fange an, mich
ziemlich wütend und hilflos zu fühlen und habe volles Verständnis
für die Motive hinter Angriffe gegen die Israelis. Die Palästinenser
sagen, dass alle in der Armee gedient haben und deswegen alle in den
Verbrechen der Siedler impliziert sind."
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Trotz der Zusicherungen, die gegenüber der EU gemacht wurden,
werden Menschen mit ausländischem Pass immer wieder an der Einreise
gehindert, wenn sie in die Palästinensergebiete wollen. So wurden
viele ehemalige PalästinenserInnen daran gehindert, Weihnachten mit
ihren Familien zu feiern.
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Chris Hedges, ehemals 7 Jahre lang NY Times Korrespondent im
Nahen Osten und Gewinner des Pulitzer Preises, der renommierteste
amerikanische Journalistenpreis, ist wegen seiner kritischen Haltung
gegenüber der israelischen Politik von der Times getadelt und von
AIPAC und der "christlichen Rechten" verfolgt worden und nicht mehr
als Reporter tätig. Er schreibt: "Welchen Gewinn glauben Israel und
Washington zu erzielen, indem sie Gaza und die Westbank in ein
Miniatur Irak verwandeln? Wie glauben sie, dass verzweifelte
Menschen ohne Hoffnung, Würde oder Lebensunterhalt, angegriffen von
den technologisch fortschrittlichsten Armeen der Erde, antworten
werden? Glauben sie dass ein Hobbesischer Albtraum [der politische
Philosoph Hobbes sah den Menschen als des Menschen Wolf, das Leben
als Kampf aller gegen alle] für die Palästinenser den Terrorismus
dämpfen, Selbstmordangriffe einhalten und den Frieden fördern
werden?"Anlässlich der landesweiten Aufregung über das vor kurzem
veröffentlichte Buch von Jimmy Carter zur 'Apartheid' in Israel,
schreibt er dass, "obwohl dieses Buch eine Anzahl israelischer
Mythen weitergibt und eine Wirklichkeit beschreibt, die auch von den
meisten Israelis anerkannt wird, verfehlt es die eigentliche Frage.
Es geht nicht darum, ob Israel Apartheid praktiziert. Apartheid wäre
ein schöner Traum für die meisten Palästinenser. Die schreckliche
Frage ist, wird es Israel gelingen, eine dermaßen drakonische und
grausame Politik zu lancieren, dass sie eine Gemeinschaft auslöschen
wird, die jahrhundertelang auf diesem Land wohnt. Es gibt andere,
viel aussagekräftigere Worte für das, was an den Palästinensern
geschieht.
Man schaudert, sie zu wiederholen. Aber ungehindert wird die
gegenwärtige Welle der Gewalt und Misshandlung, die den
Palästinensern zuteil wird, durch die Geschichte widerhallen als
eines der schlimmsten moralischen und taktischen Fehler des frühen
21. Jahrhunderts. Eine Politik, die auf Israel und auf uns wie ein
Bumerang zurückschlagen wird und an unsere eigenen Türen das Übel
tragen, das mit unserem Einverständnis in die schmalen Gassen und
Flüchtlingslager von Gaza getragen wird. Als es sich nur um
Apartheid handelte, hatte wir noch etwas Hoffnung."
Möge er in USA Gehör finden.
Soweit für heute. Und dennoch schöne Tage zwischen den Jahren,
Anka