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ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 27.12.06
 

Liebe Freunde und Freundinnen,

der Vater des 13 oder 14-jährigen Mädchens, die vor wenigen Tagen in der Nähe der Mauer (durch ein 'Fehler') erschossen wurde, sitzt im Gefängnis, weil er ohne Passierschein nach Israel gegangen ist, um Arbeit zu suchen damit seine Kinder essen können. (Wege gibt es immer noch, das zeigt wie wenig Sicherheit die Trennungsbarriere wirklich bringt!) Man stelle sich vor, wie er sich fühlt, wenn ihm selbst die Erlaubnis, zur Beerdigung zu gehen, vorenthalten wird. Nur weil ein Knessetmitglied sich schließlich bereit fand, die 10 000 Shekel Kaution zu stellen, kann er nun während der Trauerzeit bei seiner Familie sein.

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Die 19-jährige Hadas Amit sitzt aus anderem Grund - auch kein Guter! - im Gefängnis. Sie ist Pazifistin und Kriegsdienstverweigerin - obwohl das Gesetzt weiblichen Pazifistinnen anerkennt. In Hadas' Fall wird sie vermutlich bestraft, weil sie eine Briefkampagne gegen die Inhaftierung von Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen an Regierungsbeamte und Medien organisiert hat.

Während des Libanonkriegs hat New Profile, die einzige feministische Organisation die Verweigerer und -innen unterstützt, mehr als 700 Anrufe mit der Bitte um Information und Beratung erhalten, weit mehr als normal.

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Ständig bin ich voller Bewunderung der Christian Peace Team Leute in Hebron. Nur von der Vergeblichkeit ihrer Bemühungen zu lesen macht mich müde, geschweige denn darüber zu berichten. Woher nehmen Menschen die Kraft, immer wieder geduldig mit Soldaten zu reden, sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie verpflichtet sind, das israelische Gesetz aufrecht zu halten, das den Palästinensern Schutz vor den Bedrängnissen und der Gewalt der Siedler zusichert. Die Kraft immer wieder zu sehen wie sich die Siedler breit machen können auf palästinensischem Gelände, wie sie Kinder auf dem Schulweg angreifen, Eigentum zerstören und dergleichen, während Soldaten tatenlos zusehen. Und schließlich dann noch selbst festgenommen zu werden, wenn man sich beschwert, wie es der 75-jährigen Mary aus Australien passiert ist. Sie wurde einige Stunden festgehalten und dann dazu verdonnert, 14 Tage lang nicht vor ihrem Haus zu stehen oder die Straße zu überqueren, ihren Müll wegzubringen oder einzukaufen.

Der CPTler John schreibt in seinem Bericht "Ich fange an, mich ziemlich wütend und hilflos zu fühlen und habe volles Verständnis für die Motive hinter Angriffe gegen die Israelis. Die Palästinenser sagen, dass alle in der Armee gedient haben und deswegen alle in den Verbrechen der Siedler impliziert sind."

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Trotz der Zusicherungen, die gegenüber der EU gemacht wurden, werden Menschen mit ausländischem Pass immer wieder an der Einreise gehindert, wenn sie in die Palästinensergebiete wollen. So wurden viele ehemalige PalästinenserInnen daran gehindert, Weihnachten mit ihren Familien zu feiern.

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Chris Hedges, ehemals 7 Jahre lang NY Times Korrespondent im Nahen Osten und Gewinner des Pulitzer Preises, der renommierteste amerikanische Journalistenpreis, ist wegen seiner kritischen Haltung gegenüber der israelischen Politik von der Times getadelt und von AIPAC und der "christlichen Rechten" verfolgt worden und nicht mehr als Reporter tätig. Er schreibt: "Welchen Gewinn glauben Israel und Washington zu erzielen, indem sie Gaza und die Westbank in ein Miniatur Irak verwandeln? Wie glauben sie, dass verzweifelte Menschen ohne Hoffnung, Würde oder Lebensunterhalt, angegriffen von den technologisch fortschrittlichsten Armeen der Erde, antworten werden? Glauben sie dass ein Hobbesischer Albtraum [der politische Philosoph Hobbes sah den Menschen als des Menschen Wolf, das Leben als Kampf aller gegen alle] für die Palästinenser den Terrorismus dämpfen, Selbstmordangriffe einhalten und den Frieden fördern werden?"Anlässlich der landesweiten Aufregung über das vor kurzem veröffentlichte Buch von Jimmy Carter zur 'Apartheid' in Israel, schreibt er dass, "obwohl dieses Buch eine Anzahl israelischer Mythen weitergibt und eine Wirklichkeit beschreibt, die auch von den meisten Israelis anerkannt wird, verfehlt es die eigentliche Frage. Es geht nicht darum, ob Israel Apartheid praktiziert. Apartheid wäre ein schöner Traum für die meisten Palästinenser. Die schreckliche Frage ist, wird es Israel gelingen, eine dermaßen drakonische und grausame Politik zu lancieren, dass sie eine Gemeinschaft auslöschen wird, die jahrhundertelang auf diesem Land wohnt. Es gibt andere, viel aussagekräftigere Worte für das, was an den Palästinensern geschieht.

Man schaudert, sie zu wiederholen. Aber ungehindert wird die gegenwärtige Welle der Gewalt und Misshandlung, die den Palästinensern zuteil wird, durch die Geschichte widerhallen als eines der schlimmsten moralischen und taktischen Fehler des frühen 21. Jahrhunderts. Eine Politik, die auf Israel und auf uns wie ein Bumerang zurückschlagen wird und an unsere eigenen Türen das Übel tragen, das mit unserem Einverständnis in die schmalen Gassen und Flüchtlingslager von Gaza getragen wird. Als es sich nur um Apartheid handelte, hatte wir noch etwas Hoffnung."

Möge er in USA Gehör finden.

Soweit für heute. Und dennoch schöne Tage zwischen den Jahren,

Anka

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