23. 5. 2019

 

Die Ausgrenzung - Wenn der Bundestag behauptet, die BDS-Bewegung sei antisemitisch, diskriminiert er Juden. -  Jochen Mitschka - 22. .5 2019 - Gegen Antisemitismus sind wir alle — speziell nach den furchtbaren Ereignissen während der Hitler-Diktatur. Was aber, wenn Juden Juden kritisieren — auf welche Seite schlägt sich da der historisch sensibilisierte Nachkriegsdeutsche? Der deutsche Bundestag hat diese Frage jetzt allzu eindeutig und zu billig beantwortet, indem er die Boykottbewegung gegen die Menschenrechtsverletzungen an Palästinensern als „antisemitisch“ abkanzelte. Das Problem dabei: die Abgekanzelten sind zum großen Teil auch Juden. Die wechselhafte Geschichte des Judentums wurde nicht allein durch Einigkeit oder gar Gleichschaltung vorangetrieben; Konflikte, speziell auch ausgelöst durch „Außenseiter“, prägten sie. Es ist fatal, eine Gruppe von Juden gleichsam aus dem Judentum auszuschließen, nur weil sie das inhumane Verhalten Einiger (speziell: der israelischen Regierung) kritisieren. Erst recht unangebracht ist es, wenn dies durch den deutschen Bundestag geschieht, der sich somit das Urteil darüber anmaßt, was „gute Juden“ sind.

Durch einen Beschluss vom 17. Mai 2019 hat der deutsche Bundestag die BDS-Bewegung, die sich für Menschenrechte und das Völkerrecht in Israel einsetzt, als antisemitisch verleumdet. Über den Beschluss und seine Absurdität hatte ich bereits in einem Artikel und PodCast berichtet (1). Um darzulegen, wie sehr der Beschluss jüdische Bürger Israels diskriminiert, welche die Bewegung unterstützen, zitiere ich aus einem Artikel in der israelischen Zeitung Haaretz vom 9. Mai 2019.

Ben Lorber schrieb den Beitrag als Antwort an Peter Beinart mit dem Titel: „Wir pro-BDS-Juden sind genauso Teil des jüdischen Volkes wie ihr.“ Der Artikel beginnt mit der Feststellung, dass die BDS-Kampgange immer mehr jüdische Studenten überzeugt, was hitzige Gegenangriffe des Establishments ausgelöst hätte. Das Establishment hielte krampfhaft am Status quo fest, während in der US-amerikanischen jüdischen Gemeinde eine erdbebenartige Veränderung auf dem Weg wäre. Lorber beschreibt, dass diejenigen Studenten, welche die Aktionen von Boykott, De-Investitionen und Sanktionen (BDS) gegen Israel so lange unterstützen wollen, bis die Regierung die Verletzung der Rechte der Palästinenser beendet, oft über schmerzvolle Geschichten der Ausgrenzung aus der jüdischen Gemeinde berichten.

„Sie erzählen mir, in meiner Eigenschaft als Campus-Koordinator mit der BDS-freundlichen Organisation ‚Jewish Voice for Peace‘ [JVP, Jüdische Stimme für Frieden], dass sie den Sabbat nicht länger in ihrer Hochschulgemeinde feiern könnten, ohne sich den eiskalten Blicken und verächtlichen Abwendungen auszusetzen. Und dass der Rabbi ihrer Synagoge die gesamte Rosh Hashanah Predigt den ‚Teufeln der BDS-Bewegung‘ widmete. Und dass sie an keiner Familienfeier teilnehmen könnten, ohne dass sie mindestens einmal ein ‚selbsthassender Jude‘ genannt wurden“ (2).

Dann holt er aus, um zu erklären, dass es auch eine andere Seite der Geschichte gäbe: Gerade wäre eine Welle neuer Anhänger der Bewegung gegen die Besatzung in die JVP eingetreten. Außerdem hätte der Präsident der Hochschulgemeinde öffentlich die Besatzung kritisiert, und gefordert, dass der JVP ein Platz am Tisch eingeräumt werden müsste. Und dass eine alte Freundin in einer privaten Mitteilung gestand, die BDS zu unterstützen, um Gerechtigkeit für Palästina zu erreichen. Allerdings wäre sie zu ängstlich, das öffentlich zuzugeben.

Mit diesem wachsenden Engagement, so Lorber, und auf der anderen Seite den fiebrigen Gegenangriffen, fände ein Meinungserdrutsch in der US-amerikanischen jüdischen Gemeinde statt. Der alte Konsens würde zerstört, und eine neue jüdische Welt würde sich zeigen. „Wenn daher der liberale Kolumnist Peter Beinart mir kürzlich in Haaretz vorwarf, dass Juden wie ich die ‚Bande der Volkszugehörigkeit‘ zerrissen hätten, weil sie BDS unterstützen, so vernahm ich eine Behauptung, die den Konsens der alten jüdischen Welt widerspiegelt, nicht die Konturen der neuen. Während pro-BDS-Juden wie ich in Wirklichkeit eine starke jüdische Identität aufrecht erhalten und robuste jüdische Gemeinschaften erschaffen, bleibt die Tatsache bestehen, dass wir in Beinarts Sichtweise scharf mit dem jüdischen Mainstream-Konsens gebrochen haben.“

Der Autor führt aus, dass die dissidenten Juden, die sich mit Palästinensern solidarisch erklären, die täglich Gewalt durch den israelischen Staat erleben, von der örtlichen Synagoge verleumdet würden, dass man ihnen Arbeitsplätze an der örtlichen JCRC [Jewish Community Relations Council / Rat für Beziehungen zur jüdischen Gemeinde] verwehrt und sich über sie lustig mache. Die Dissidenten hätten ihre ethischen Werte über das Gebot, wie es Beinart formulierte, „andere Juden zu beschützen“, erhoben. Und für diese Wahl, so Lorber, hätten sie sich selbst aus dem jüdischen Kollektiv ausgeschlossen.

Dann stellt er jedoch die Frage, mit welcher „Volksgemeinschaft“ sie denn genau gebrochen hätten? Wer denn die Grenzen dessen bestimmt, die Beinart das Kollektiv der „Familie“ genannt hatte? „Mainstream-Synagogen mit ihren Bannern „Wir stehen zu Israel“ pflastern die Straßen und israelische Flaggen schmücken die „Bimah“, kämpfen darum, Mitglieder unter 50 Jahren zu finden. In vielen Orten geht eine wachsende Mehrheit der Juden nicht mehr durch die Türen ihrer JCRC oder ihrer Hochschulgemeinde. Aus einer Reihe von Gründen waren Organisationen wie diese seit Jahrzehnten verschlossen nicht nur für BDS-Aktivisten, sondern auch für schwule Juden, farbige Juden, Juden aus gemischtreligiösen Familien, Juden, die einfache Arbeiter waren, behinderte Juden, und viele andere. Mehr und mehr Juden verlassen die jüdischen Institutionen des Establishments.“

 



Der Autor berichtet, dass immer mehr Juden vorzögen, sich unabhängig zum jüdischen Gottesdienst zu versammeln (Minjan) und alternative havurah (Beerdigungen) und andere Rituale zu organisieren. Bei diesen heterogen zusammengesetzten Treffen finden sich nicht nur viele Juden, die gegen die Besatzung eingestellt sind, sondern auch solche, die ganz bewusst die BDS-Bewegung unterstützen. Solche Entwicklungen, so der Autor, und Organisationen wie die JVP erschaffen genau das, was die ewiggestrigen Institutionen nicht vermögen: eine multi-ethnische, multi-religiöse und Altersgrenzen überbrückende Gemeinschaft auf dem Boden von jüdischen Werten und Gerechtigkeit.

Lorber erklärt, dieses Phänomen hätte sich in der jüdischen Geschichte mehrfach wiederholt. Jüdische Dissidenten, welche an den Begrenzungen der erlaubten Diskussion rüttelten, hätten das Zentrum jüdischen Lebens verändert. Deshalb sollte diese Entwicklung niemanden überraschen. Jüdische Geschichte gleiche einem Wandteppich, durchzogen mit lebhaftem Dissens, markiert durch leidenschaftlichen Widerstand, gestaltet durch Außenseiter und Ausgestoßene. Als Beispiel führt er die zionistische Bewegung an. Diese hätten die meisten Gemeinden in den ersten Jahrzehnten ihrer Existenz als gefährlich angesehen. Religiöse Juden warnten davor, dass Zionismus die Juden von der Torah entfremden würde. Liberale Juden hatten davor gewarnt, dass der Zionismus die Juden von den Ländern entfremden würde, in denen sie ihre Wurzeln haben. Linke Juden warnten davor, dass Arbeitnehmerrechte und soziale Gleichheit verloren gingen.

„Wie jüdische BDS-Anhänger heute waren die Zionisten von den meisten in den ersten Jahrzehnten ihrer Entstehung als Herausforderung der jüdischen Einheit und physische und existentielle Bedrohung für die jüdischen Menschen angesehen worden. (…) Die Wahrheit ist, dass wir, die jüdischen Menschen, uns nicht durch stabile Grenzen als homogene Einheit zusammen geschlossen bewegten. Stattdessen ist für uns typisch, dass wir ‚von alters her‘ leidenschaftlich und oft die Grundfesten erschütternd streiten. Die Grenzen und Konturen unserer Volksgemeinschaft waren immer dynamisch im Fluss. Und wir wurden oft durch Außenseiter-Ideologien, die zunächst die Mehrheit hochgradig bedrohten, vorwärts gebracht. Dinge ändern sich. Ideen, die zu einem Zeitpunkt als der Kontinuität unserer Gemeinschaft entgegengesetzt erschienen, erwiesen sich später als gefeierte Normen.“

Der Autor erklärt dann, dass die jüdische Gemeinschaft an einem Wendepunkt angekommen wäre. Es gäbe eine wachsende Zahl von Juden wie ihn, der BDS als strategische, verantwortliche, gewaltfreie Maßnahme unterstütze, um in der Bewegung, die Gerechtigkeit für Palästinenser sucht, eine Rolle zu spielen. Jene, die versuchen würden, sie aus der Gemeinschaft auszuschließen, hingen einem Status quo an, der ihnen unter den Füßen weggezogen würde.

Juden der Vergangenheit wären schockiert zu sehen, dass es heute eine größere Sünde wäre, den Staat Israel zu hinterfragen, als den Glauben an Gott.  Und so würden die Juden von morgen in einer Gemeinschaft leben, die für den heutigen Mainstream unvorstellbar wäre. „Die Juden, welche die Strategie von BDS unterstützen, schätzen nicht nur ethische Werte höher ein als jüdische Gemeinsamkeiten. Sondern wir arbeiten daran, die jüdischen Gemeinschaften zu transformieren in solche, die unsere Werte widerspiegeln. Pro-BDS-Juden wie ich sind nicht hier, um die Palästinenser zu befreien oder ihnen zu erklären, wie sie sich befreien können. Wie wir es sehen, ist unsere Arbeit mit unserer Gemeinschaft verbunden, mit dem Ruf nach Gerechtigkeit für Palästinenser, und damit, einen Beitrag zu leisten für die wachsende mannigfaltige Bewegung für Gleichheit und Freiheit.“

Fazit
- Mit dem Beschluss des deutschen Bundestages vom 17. Mai, mit dem die BDS-Bewegung als „antisemitisch“ verleumdet wird, hat sich die überwältigende Mehrheit der Abgeordneten eingereiht in die Masse der Ewiggestrigen, die gegen Gleichheit und Freiheit stehen und nur der „Staatsräson“ folgen. Sie diskriminieren nicht nur die Juden, die sich offen oder versteckt auf die Seite der BDS-Bewegung stellen, sondern auch jene Juden, die den Zionismus ablehnen (3) und wünschen, dass Israel zu einem demokratischen, multi-ethnischen, multi-religiösen Staat wird, einem Staat, in dem alle Bürger die gleichen Rechte haben.

Die Abgeordneten des deutschen Bundestages, die für den Antrag stimmten, haben einen weiteren Teil dazu beigetragen, dass der Begriff „Antisemitismus“ nicht mehr als das zu erkennen ist, was er einmal darstellen sollte: Den Tod bringenden Rassismus gegen eine Religionsgruppe.

Antisemitismus wurde zu einem politischen Totschlagargument, um die Auseinandersetzung mit anderen Meinungen zu verhindern. Aber gerade dadurch verwässert er und hat nun keine Glaubwürdigkeit mehr.   Quelle


 

Dokumentation - 2019 Update - Die BDS-Bewegung - Thema im Bundestag  >>>



 

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22. 5. 2019

 

Israel beansprucht Sieg nach dem deutschen BDS-Verbot auf Kosten der Verharmlosung des Holocaust  - Der Bundestag hat die Boykottaufrufe einer Antibesatzungsorganisation mit denen aus den 1930er Jahren Deutschlands gleichgesetzt. Der Schritt ist ein Coup für die israelische Regierung - und minimiert den nationalsozialistischen Antisemitismus. - Amira Hass - 19. Mai 2019

Die letzte Woche vom Bundestag verabschiedete Resolution, die die Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung als antisemitisch definiert, ist ekelhaft. Als Tochter von Überlebenden der Güterzüge, die nur durch Zufall das vom Dritten Reich für sie geplante Ende nicht erreicht haben, bedeutet diese Resolution vor allem eine Verharmlosung der Ziele und Ergebnisse des nationalsozialistischen Antisemitismus. Jeder Vergleich zwischen den Juden in Deutschland in den 1930er Jahren und dem heutigen Israel ist ein Akt der Verharmlosung in seiner Sorge um die Agenda des Staates, der 1948 durch die Vertreibung der hier lebenden Nation gegründet wurde, und der heute eine Militärmacht ist, die über 5 Millionen Palästinenser ohne Rechte regiert.

Die Entscheidung stellt einen unerträglichen Vergleich zwischen den Aufrufen zum Boykott jüdischer Geschäfte in Nazi-Deutschland und der logischen Aufforderung zum Boykott oder zur Verhängung von Sanktionen gegen eine Großmacht dar, deren Institutionen, Gesetze und der größte Teil der Bevölkerung mehr denn je dem Projekt gewidmet sind, das Verschwinden der Palästinenser als Kollektiv mit Wurzeln und Rechten in ihrer Heimat zu bewirken.

Dieser Vergleich ist ärgerlich und stellt eine Verleugnung der Geschichte dar. Denn was ist die offensichtliche Schlussfolgerung aus einem Vergleich, der einen ganzen historischen und institutionellen Kontext verschlechtert? Die Schlussfolgerung ist, dass die Palästinenser wie die Nazis sind, und dass die Juden, die mit Ideen hausieren und von Polen nach Berlin wanderten, oder die jüdischen Eigentümer eines großen Frankfurter Verlages mächtig und fähig waren, sich den Wellen der Sturmabteilung zu stellen - so wie Israel heute mächtig und fähig ist.

Die Entscheidung ist auch eine Quelle der Verzweiflung. Wenn es eine geringe Chance gab, die Israelis vor sich selbst und vor dem Job zu retten, mit dem sie sich so stark identifizieren - dem der Gefängniswärter der Herrenrasse -, dann nur durch Boykotte, Entblößung und Sanktionen. Nicht gegen eine Performance eines Künstlers, sondern gegen internationale Konzerne, gegen den israelischen Tourismus im Ausland, gegen lächelnde Empfänge für rassistische israelische Politiker in den Hauptstädten der Welt, gegen Handelsbeziehungen mit israelischen Waffenentwicklern, die ihre Waren an die mörderischsten Regime der heutigen Welt verkaufen.

Wir können mit BDS über die offizielle Absichtserklärung und die tatsächliche Umsetzung, die Widersprüche zwischen Erklärungen und Umsetzung, die politische Vagheit, die gewählten Ziele und den Entscheidungsprozess diskutieren. Aber es ist ein echtes Verbrechen, so gewaltsam - wie die deutsche Entscheidung - die Essenz und die Wurzeln der Idee des BDS zu beseitigen, die die Palästinenser als bewusstes und politisches Werkzeug im Kampf gegen unterdrückerische Fremdherrschaft übernommen und entwickelt haben.

Dies ist ein Regime, das konsequent Verachtung für alle Entscheidungen der Vereinten Nationen über die palästinensischen Rechte zeigt. Das zertrampelt wichtige völkerrechtliche Klauseln, das verankert die Diskriminierung von Palästinensern mit israelischer Staatsbürgerschaft in der Gesetzgebung, das die ganze Welt in der Art und Weise getäuscht hat, wie es die Osloer Abkommen manipuliert hat, damit sie ihrem kolonialistischen Siedlungsunternehmen einen Stempel der Zustimmung geben.

Es ist ein echtes Verbrechen, die Umstände zu ignorieren, unter denen der Aufruf an BDS entstanden ist, d.h. die Zeit und den Ort, an dem ein in Israel entstandener Zweig des jüdischen Volkes zynisch und ständig mit dem Holocaust, unseren ermordeten Familien, der Erinnerung an ihre getrennte Zukunft handelt - um die Gegenwart und Vergangenheit des palästinensischen Volkes weiter zu zerschlagen. Und dieses Verbrechen wird vom Deutschen Bundestag begangen. Oh, die Schande.

Deutsche politische Parteien haben langjährige Abgesandte in Israel: Die Friedrich-Ebert-Stiftung der Sozialdemokraten, die Konrad-Adenauer-Stiftung der Christdemokraten, die Heinrich-Boll-Stiftung der Grünen und die Rosa-Luxemburg-Stiftung der Linken. Sie alle haben Verbindungen zu palästinensischen und israelischen Aktivisten und Organisationen, die sich der Besetzung widersetzen. Sie verfügen über viele Informationen und Erkenntnisse, die jedem Parlamentarier und Beamten im Auswärtigen Amt zur Verfügung stehen, über die methodische Art und Weise, wie Israel alle möglichen Wege des Wandels und ein gemeinsames und menschenwürdiges Leben mit dem Volk dieses Landes, den Palästinensern (in zwei Staaten, einem Staat, einer Konföderation - das macht keinen Unterschied. Auf jeden Fall hat die Geschichte keine Endstufen). Die skandalöse Entscheidung des Parlaments macht auch all das Wissen und die Erkenntnisse sichtbar, die seine Botschaften gesammelt haben.

Es ist eine direkte Fortsetzung der Taktik des Schweigens gegenüber Kritikern Israels in verschiedenen Ländern Europas und der Vereinigten Staaten. Es steht außer Frage, dass dies ein großer israelischer Erfolg ist. Die Investitionen in Nichtregierungsorganisationen (z.B. NGO-Monitor), in das Ministerium für strategische Angelegenheiten und in den Aufbau eines Netzwerks bezahlter Freiwilliger unter jüdischen Jugend- und Studentenorganisationen haben sich bewährt.

Zusammengenommen ist es ihnen unter anderem dank der unerschöpflichen finanziellen Mittel und der Schreckenstaktik der etablierten internationalen Medien gelungen, die Realität umzukehren: das palästinensische Volk, das auftaucht, um gegen seine Enteignung als Angreifer zu protestieren, und Israel als Opfer vor den Toren von Auschwitz. Was für eine abscheuliche Absurdität. Die Resolution, die angeblich zur Bekämpfung des Antisemitismus gedacht ist, ist auch das Ergebnis einer ausgeklügelten israelischen Propaganda. Raffinesse und Geschicklichkeit in der Größenordnung, wie sie von einem antisemitischen Cartoon behauptet wird.

Diese Worte werden am Samstag geschrieben, weniger als 24 Stunden nach der Entscheidung. Noch sind nicht alle Details klar, aber ich habe mit einiger Erleichterung gelesen, dass die Vertreter von Die Linke nicht dafür gestimmt haben. Wenn sie nur die Aufgabe übernehmen würden, den durch die Entscheidung verursachten Schaden zu stoppen, und zusammen mit den Unterstützern des BDS einen politischen Weg beschreiten würden, der zeigen würde, dass die Opposition gegen den Antisemitismus und der Kampf um die palästinensischen Rechte vereint sind. Übersetzt mit DeepL.com     Quelle
 

 

 

 

Solidarität mit Israel – die Kriminalisierung der Gerechtigkeit durch den Bundestag - 21. Mai 2019 - Abi Melzer - Es sind erst zwei, drei Jahrzehnte vergangen, dass der Eiserne Vorhang gefallen ist und wir alle geglaubt haben, dass ein neues, friedliches und gerechteres Zeitalter beginnt. Wir haben uns alle geirrt. Das Gute blieb ein Traum und das Böse übernimmt überall die Macht. In Brasilien, in den USA, in Polen, Ungarn und Russland sowie in Israel. Deutschland wird auch nicht verschont, aber hier ist es nicht das Böse, sondern das schlechte Gewissen und die Dummheit, die sich immer mehr verbreiten und nachdem sie Städte und Gemeinden vergiftet haben, haben sie nun auch das deutsche Parlament, den Bundestag, mit Blindheit geschlagen und die Abgeordneten zu einem Beschluss verführt oder vielleicht sogar gezwungen, der gegen ihren Willen war. Nicht wenige sagten, dass sie dagegen sind, obwohl sie dafür gestimmt haben.

Es sind erst zwei, drei Tage vergangen, dass der Bundestag in einer Sondersitzung den 70. Geburtstag des Grundgesetzes gefeiert hat. Wie hatte man da die verschiedenen Paragrafen gelobt und gefeiert, besonders § 1 und §5, wo es um die Würde des Menschen und um seine Meinungsfreiheit geht. Kaum sind drei Tage vergangen und dieses Grundgesetz, und besonders diese genannten Paragrafen, wurden mit braunen Stiefeln in den Boden gestampft. Wir erlebten ein feiges, opportunistisches und antidemokratisches Parlament, das sich nicht schämte, Meinungsfreiheit zu verbieten und den Einsatz von Millionen Menschen für Gerechtigkeit zu kriminalisieren. Da wurden schlicht und einfach noch vorhandene Schuldgefühle zynisch manipuliert. Dabei hat doch schon der erste deutsche Bundespräsident Heuss richtig gesagt, dass die nachfolgenden Generationen keine Schuld haben, und keine Schuldgefühle haben dürfen, sondern Schamgefühle.

Das scheinen aber die heutigen Mitglieder des deutschen Parlaments längst vergessen zu haben. Sie haben keine Schuldgefühle und keine Schamgefühle mehr. Sie schämen sich nicht einen gemeinsamen Beschluss zu fassen, bei dem die Väter des Grundgesetzes in ihrem Grab sicherlich rotieren. Ein ekelhafter und verlogener Beschluss, bei dem alle demokratischen Parteien sich sogar mit der AfD verbrüdert haben, um es den Palästinensern wieder einmal zu zeigen. Das Parlament ist immer noch antisemitisch, aber diesmal gegen andere Semiten, gegen die Palästinensern, an deren Unglück Deutschland und Deutsche nicht unschuldig sind.

Und weil sich deutsche Parlamentarier nicht schämen können oder vielleicht auch nicht schämen wollen, müssen wir Juden, von Daniel Barenboim bis Moshe Zuckermann uns schämen, auf die Gefahr hin, dass uns deutsche Parlamentarier und diverse Berufsjuden als Antisemiten verleumden. Und wer glaubt, dass wir es tun, weil wir Israel hassen, weil wir Juden hassen, weil wir Antisemiten sind, den möchte ich an Thomas Mann und seinem Bruder Heinrich Mann erinnern (und natürlich viele andere mehr), die die Nazis hassten, aber Deutschland liebten. So darf ich von mir und vielen anderen Juden und Israelis behaupten, dass wir Netanjahus und Trumps Politik hassen, aber das Land Israel/Palästina lieben.

Da kann man zwar lachen, aber eigentlich ist es zum Weinen. Was ist aus unseren Hoffnungen und Träumen geworden, wenn wir von einem Parlament regiert werden, das opportunistisch entscheidet und das Recht kriminalisiert. Was ist denn los in  >>>

 



 

 

 

Are members of the German parliament Antisemites? -  Elias Davidsson - In a decision adopted on May 17, 2019, the German parliament (Bundestag) condemned the so-called BDS campaign as “anti-Semitic” and banned the funding and sponsoring of popular associations that support this campaign. The BDS campaign [Boycott – Divestment – Sanctions] is a peaceful grass-roots effort carried out globally and supported by hundreds of Palestinian and Jewish organizations in opposition to Israeli violations of international law and human rights. It is supported by numerous Israelis and Jews who are genuinely concerned about the transformation of the State of Israel into a militaristic, fascist and racist entity.

By its resolution, members of the Bundestag expressed unwittingly their preference for militaristic and fascist Jews, such as Israeli leader Netanyahu, to civilized and educated Jews who try peacefully to bring sanity into the policies of the State of Israel. The reason for this preference may be found in a statement made by Golo Mann in a closed meeting of German industrialists on 14 June 1960. In that statement he said, what members of the Bundestag may only dare to say in private:

“It is our duty to control our anti-Semitic feelings more strictly than before the Jewish catastrophe. This is above all a question of self-discipline and will. […] See for example the State of Israel. It is, one might say, the most industrious, bravest, most idealistic community that exists on earth today. No Jewish shirking or Jewish physical weakness here. Here the Jews are soldiers, and good soldiers, they have proven that and they are workers, and good workers, they have proven that, and they made the desert bloom.“

As these words were uttered, the “good Jewish soldiers” had already expelled 750,000 Palestinians from their land and destroyed more than 400 of the Palestinian villages. That’s probably why Germans admire Israel. Adolf Eichmann, too, did not like Jews – he sent 500,000 of them to Auschwitz – but admired Zionism.

The resolution by Germany’s Bundestag, hailed by Israel’s Prime Minister Netanyahu, has nothing to do with mending the crimes of the Third Reich against Jews. It rather suggests an undeclared admiration for a colonialist and racist regime. Germany, with its past, should lead in opposing racial discrimination and ethnic cleansing, policies pursued since 1948 by the State of Israel and embedded in its national ethos. I concur with Israeli journalist Gideon Levy, who in Ha’aretz designated the resolution of the Bundestag as a shame on Germany.  >>>      
Die google Übersetzung ins deutsche >>>

 

 

 

COMMUNIQUE - Der Deutsche Bundestag hat am Freitag, den 17. Mai 2019, einen Antrag angenommen, der die BDS-Bewegung als antisemitische Bewegung verurteilt. So wird die Anklage gegen die Verbrechen der israelischen Besatzung in den palästinensischen Gebieten, die Beschlagnahmung des Selbstbestimmungsrechts des palästinensischen Volkes als antisemitisch bezeichnet, und die vielen in dieser Solidaritätsbewegung mobilisierenden Menschen werden als antisemitisch stigmatisiert. Diese Entscheidung, die Freiheit und Recht kriminalisiert, stellt eine schwere Verletzung der Meinungsfreiheit dar. Sie geht über die Funktion eines Parlaments hinaus, das kein Richter ist.

Mit diesem Beschluss missachtet der Deutsche Bundestag die Grundlagen des Völkerrechts, während die israelische Aggression von 1967 zur Besetzung der palästinensischen Gebiete unter britischem Mandat führte. Alle internationalen Gremien, angefangen beim Sicherheitsrat und der Generalversammlung der Vereinten Nationen, erinnern stets daran, dass jede Maßnahme der israelischen Behörden zur Änderung des Status quo in den palästinensischen Gebieten null und nichtig ist.

Das Abstimmungsergebnis des Parlaments ignoriert auch, dass die Errichtung von Siedlungen eine flagrante Verletzung des humanitären Völkerrechts darstellt, wie sie in den Verordnungen im Anhang zum Haager Übereinkommen von 1907 und zum Vierten Genfer Abkommen über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten definiert ist. Artikel 49 dieses Übereinkommens verbietet der Besatzungsmacht die Überstellung ihrer Bürger in das besetzte Gebiet, und die Haager Verordnungen verbieten jede Änderung der Bevölkerungsstruktur im besetzten Gebiet.

Während die militärische Besetzung rechtmäßig ist, wenn sie vorübergehend ist, und ihr Zweck darin besteht, die Zeit unmittelbar nach einem Krieg zu verwalten, um die Wiederherstellung der legitimen Macht zu ermöglichen, wird sie kriminell, wenn die Besetzung auf die Eroberung von Gebieten abzielt. Das tut Israel, indem es seine Armee und sein Rechtssystem durchsetzt, indem es Palästinenser vertreibt und seine Siedler unter Verstoß gegen die Bestimmungen von Artikel 2 Absatz 4 der Charta der Vereinten Nationen einsetzt. Israels grundlegende Politik ist die Eroberung von Gebieten mit Waffengewalt, die alle Staaten ablehnen müssen, weil sie die Hauptursache für Kriege ist. Darüber hinaus gibt es strenge Beschränkungen für die Palästinenser, Kriegsverbrechen gegen sie und Verletzungen ihrer Rechte auf Gesundheit, Bildung, Familienleben, Arbeit, Gottesdienst und Freizügigkeit.

Diese Verweigerung der palästinensischen Souveränität führt Israel unweigerlich dazu, ein diskriminierendes Regime einzuführen, denn das von der israelischen Knesset am 18. Juli 2018 verabschiedete Gesetz des "jüdischen Nationalstaates" ist der perfekte Ausdruck dafür. Der Deutsche Bundestag kann nicht ignorieren, dass Israel die palästinensischen Gebiete verwaltet, indem es zwischen Siedlern, die offen dominieren, und Palästinensern, die bei der Ausübung ihrer angestammten Rechte herausgefordert werden, unterscheidet. Die Palästinenser unterliegen einem  >>>

 

 

 

 

21. 5. 2019

 

Deutscher Bundestag kriminalisiert Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung - 17. Mai 2019 - (Ein Interview mit Shir Hever - Im Artikel wurde von einem Gesetz gesprochen - es war ein Beschluss )   - Der Deutsche Bundestag hat gerade ein beispielloses Gesetz verabschiedet, das die Boykott-, Veräußerungs- und Sanktionsbewegung (BDS) für antisemitisch und illegal erklärt. Der Gesetzentwurf selbst wurde bis zwei Tage vor der Abstimmung geheim gehalten. Ursprünglich von rechtsextremen, proisraelischen Parteien - sowohl der neoliberalen FDP als auch der rassistischen Anti-Immigranten-Partei AFD - befürwortet, haben sich letztendlich Mitglieder aller deutschen Parteien dafür ausgesprochen, auch diejenigen ganz links. Sharmini Peries vom Real News Network sprach mit Shir Hever darüber, wie diese Anti-BDS-Rechnung so schnell zustande kam und welche Probleme sie hatte.

„Vor einigen Tagen fand der Deutsch-Israelische Kongress statt, ein jährlicher Kongress, auf dem Israel Delegationen entsendet, um sich mit deutschen Politikern zu treffen und eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu erörtern. Und sie haben dieses Treffen dem Kampf gegen BDS gewidmet “, sagte Hever. "Und ich denke, das war vielleicht ein Anhaltspunkt für diejenigen von uns, die es verfolgen, um zu verstehen, dass Israel plant, eine Resolution gegen BDS vom deutschen Parlament zu bekommen."

In der Entschließung heißt es: "Das Argumentationsmuster und die Methoden der BDS-Bewegung sind antisemitisch." Der BDS-Slogan "Nicht kaufen" spiegelte den NS-Slogan "Nicht von Juden kaufen" wider Israel war ein Apartheidstaat.

„Dieses Treffen des Kongresses war sehr verwirrt. Die Leute widersprachen sich immer wieder und widersprachen einander, weil sie sich nicht wirklich einig waren, ob ein Boykott im Namen der Demokratie und der Redefreiheit erlaubt ist oder ganz verboten werden sollte “, sagte Hever. Sie beharrten immer wieder darauf, dass Israel eine Demokratie ist, fanden jedoch keine Argumente, um zu sagen, wie, inwiefern Israel tatsächlich eine Demokratie ist und inwiefern die Kritik, dass Israel ein Apartheidstaat ist, nicht der Wahrheit entspricht, oder inwiefern Wie ist es antisemitisch? Ich denke, das Ergebnis dieses Kongresses war, dass die Gesetze sehr schnell verabschiedet werden müssen. “

Als das Gesetz dem Bundestag vorgeschlagen wurde, gab es eine Gegenargumentation, in der erklärt wurde, dass es falsch war, BDS als "antisemitisch" zu bezeichnen.

"Es gab eine sofortige Gegenrede von jüdischen und israelischen Wissenschaftlern und Gelehrten - insbesondere von Gelehrten des Antisemitismus, Gelehrten des Hasses gegen Juden -, die sagten, dieser Vorschlag sei falsch", sagte Hever. "[Sie sagten], dass die BDS-Bewegung nicht antisemitisch ist und die Bezeichnung" BDS-antisemitisch "den wahren Kampf für die Gleichberechtigung der Juden und den Schutz der Juden vor Rassismus schwächt."

In ganz Europa unterstützen die meisten linken Parteien ganz oder teilweise die Forderung der Palästinenser nach einem Boykott gegen Israel sowie nach Sanktionen und Veräußerungen. Deutschland sei die Ausnahme, erklärte Hever. Er stellte fest, dass ein Großteil dieser Reaktion darauf zurückzuführen ist, dass die deutsche Schuld am Holocaust gemildert und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu akzeptiert wurde. Er behauptete vor Jahren, Adolf Hitler habe die Idee zum Holocaust vom palästinensischen Nationalisten Haj Amin al- Husseini: „Wir haben unterschätzt, wie sehr Rassismus gegen Juden in der deutschen Gesellschaft heute noch verankert ist und wie tief der Wunsch deutscher Politiker und der deutschen Öffentlichkeit ist, sich von der Schuld am Holocaust zu befreien. Und diese Rechnung tut genau das für sie “, sagte Hever.

Trotzdem sei er überrascht, dass die deutsche Linke mit der Deutschen ganz rechts auf einer Seite stehe.

„Wir dachten, dass die Tatsache, dass dieses Gesetz von der äußersten Rechten in Deutschland unterstützt wird, Linke davon abhalten würde, es zu unterstützen. Wir dachten, dass der Aufruf jüdischer israelischer Gelehrter gegen diesen Gesetzesentwurf sie auch davon abbringen würde “, sagte Hever. "Aber wir haben uns geirrt." mehr in der deutschen google Übersetzung  >>>         Originalquelle

 

 

 

Gewaltloser Boykott gegen Israels Besatzung kann nicht antisemitisch sein! - 20. Mai 2019 -  Heiner Schmitz - Offener Brief an die Bundestagsvizepräsidentin Roth.

Sehr geehrte Frau Roth, Sie hatten gestern bei der BDS-Debatte und der Abstimmung per Handzeichen keinen leichten Stand. Mir wurde ein Link zugeschickt, in dem die gesamte Debatte noch einmal zu sehen und zu hören war. Für mich war es erschreckend zu erleben, wie alle Redner (vielleicht mit Ausnahme von Frau Heike Hänsel), wenn auch mit teilweise unterschiedlichen Schwerpunkten, die Meinung vertraten, dass BDS sich gegen den israelischen Staat wendet. Haben sich die Redner und letztlich später auch alle Abgeordneten des Deutschen Bundestages die Mühe gemacht, sich mit den Zielen von BDS zu befassen. Das Ziel ist die Beendigung der 52-jährigen israelischen Besatzung.

Aus meiner unmaßgeblichen Sicht wurde hier offenen Auges für die Fortsetzung der fortwährenden Menschen- und Völkerrechtsverletzungen durch den Staat Israel gestimmt oder wenigsten deren Duldung wegen der von Frau Dr. Merkel unsäglichen “Staatsraison“ bescheinigt. Dass bei dem Wort “Staatsraison“ heutigen Politikern in einer Demokratie nicht die Haare zu Berge stehen, ist für mich unbegreiflich. Welch Geistes Kind sind wir eigentlich, wenn wir nicht deutlich eine unverzeihliche deutsche Vergangenheit von einer aktuellen, nach unseren Wertvorstellungen menschenverachtenden israelischen Politik dem palästinensischen Volk gegenüber trennen können.

Sicher lässt sich über BDS streiten, denn auch hier wird man feststellen, dass BDS nicht unbedingt BDS ist. Dem Aufruf, Waren, die illegale israelische Siedler oder israelische Unternehmen auf palästinensischem Boden herstellen bzw. erwirtschaften und anschließend unter “Made in Israel“ international vermarktet werden, zu boykottieren, würde wahrscheinlich auch ein Teil der Abgeordneten zustimmen, die gestern dem gemeinsamen Antrag von CDU, SPD, Die Grünen und FDP zu gestimmt haben. Man muss sich wirklich fragen, welchem Druck unsere Abgeordneten ausgesetzt sind und auch wer diesen Druck ausübt.

Gewaltfreier Widerstand, das oberste Gebot bei möglich unterschiedlicher Auslegung der BDS-Absichten, wurde von den Abgeordneten in keiner Weise herausgestellt und positiv angemerkt.  >>>

 

 

 

 

19. 5. 2019


 

Schande über Sie und Ihre Anti-BDS-Lösung - Gideon Levy - 19. Mai 2019  - Deutschland hat gerade die Justiz kriminalisiert. Eine Mischung aus gerechtfertigten Schuldgefühlen, die durch zynische und manipulative israelische Erpressung inszeniert und in ekelhafte Extreme getrieben wurden, veranlasste das Bundesparlament am Freitag, eine der empörendsten und bizarrsten Resolutionen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu verabschieden. Der Bundestag hat die Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung gegen Israel als antisemitisch bezeichnet. Benjamin Netanyahu und Gilad Erdan freuten sich. Deutschland sollte sich schämen.

Von nun an wird Deutschland jeden Unterstützer des BDS als Judenhasser betrachten; "die israelische Besatzung" wird wie "Heil Hitler" heißen. Deutschland kann sich von nun an nicht mehr mit seiner Meinungsfreiheit rühmen. Sie ist zu einem Vertreter des israelischen Kolonialismus geworden. Einige sind zwar Antisemiten, aber die Mehrheit der BDS-Anhänger sind Gewissenspersonen, die glauben, dass ein Apartheidstaat es verdient hat, boykottiert zu werden. Was ist daran antisemitisch? Die Mehrheit der Parteien im Bundestag unterstützte die Resolution, darunter auch die von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem Gewissen Europas. Wie traurig. So lähmend sind die Schuldgefühle, so effektiv die Propaganda.

Denkt Merkel, dass Daniel Barenboim - der musikalische Leiter der Berliner Staatsoper und lebenslanger Chefdirigent ihres Orchesters, der Staatskapelle, ein Paradebeispiel für einen Künstler, der sich dem Gewissen und der Moral verpflichtet fühlt, ein stolzer Jude und verlegener Israeli, der Mitbegründer des West-Östlichen Divan-Orchesters, ein israelischer Patriot, ja Patriot, der mit jeder Faser seines Seins für die Zukunft seines Landes fürchtet - auch ein Antisemit ist? Barenboim mag BDS nicht explizit unterstützen, aber seit Jahren boykottiert er ruhig die israelischen Konzertsäle. Er kann sich nicht dazu durchringen, für Israelis zu spielen, wenn weniger als eine Autostunde vom Auditorium entfernt eine Nation unter der Besatzung stöhnte. Das ist seine edle Art, seinen Protest zum Ausdruck zu bringen. Merkel ist seine Freundin. Sie bewundert zweifellos seinen Gerechtigkeitssinn. Was wird sie jetzt zu ihm sagen?

Was wird der deutsche Gesetzgeber über diejenigen sagen, die zum Boykott der Produkte von Sweatshops oder der Fleischindustrie aufrufen? Werden sie sie auch kriminalisieren? Was ist mit den Sanktionen gegen Russland, wegen seiner Invasion auf der Krim? Warum ist eine Tätigkeit eines Boykotts und einer weiteren des Jubels würdig? Wie haben die Deutschen über die Sanktionen gegen Südafrika gedacht? Worin besteht der Unterschied?

Es ist zulässig, einen Boykott gegen ein tyrannisches Regime zu fordern, tatsächlich ist er obligatorisch. Es ist auch erlaubt, anders zu denken, zu denken, dass es kein palästinensisches Volk und keine Besetzung gibt, sondern nur ein auserwähltes Volk im verheißenen Land. Aber Justiz suchende Deutsche als Antisemiten zu kriminalisieren? Ich kenne einige von ihnen, und sie haben absolut nichts mit Antisemiten zu tun. Noch ein weiterer Schub von den Erdans, und BDS wird als terroristische Organisation bezeichnet.

Schuldgefühle sind immer ein schlechter Ratgeber. Diesmal erwiesen sie sich als besonders schrecklich. Deutschland ist kein Land wie jedes andere. Es ist eine tiefe Verpflichtung gegenüber dem Zustand der Juden. Sie ist verpflichtet, zu ihrer Sicherheit und ihrem Wachstum beizutragen, aber diese Pflicht darf nicht moralische Blindheit und automatische Lizenz für Israel beinhalten, alles zu tun, was sie will, und die Resolutionen der internationalen Institutionen zu missachten, die nach dem Krieg, den Deutschland angestiftet hat, entstanden sind. Deutschland hat die Pflicht, Israel zu unterstützen, aber wie jeder wahre Freund muss es auch alles tun, um zu verhindern, dass es ein böser Staat wird. Den Widerstand gegen die Besatzung zu bekämpfen, ist keine Freundschaft.

Deutschland kann Israel mit U-Booten versorgen, muss aber auch ethische Forderungen an den Staat stellen. Am Rande ihrer Schuld gegenüber den Juden trägt sie auch eine indirekte moralische Verantwortung für das Schicksal der Menschen, die in dem Land leben, in das die Juden im Terror aus Deutschland geflohen sind und in dem sie einen Staat gegründet haben. Deutschland hat auch eine Verpflichtung gegenüber denen, die nicht ihres Landes und ihrer Rechte beraubt worden wären, wenn nicht wegen des Holocaust. Dieses Volk lebt seit Jahrzehnten unter dem israelischen Stiefel. Deutschland muss bei seiner Befreiung helfen.

Mit dieser Resolution hat der Bundestag Israel, der Justiz und dem Völkerrecht nicht geholfen. Nur die israelische Besatzung profitierte davon. Der Bundestag muss den BDS nicht unterstützen, es ist erlaubt, gegen die Boykottbewegung Einspruch zu erheben, sie aber als antisemitisch zu kriminalisieren, besonders in Deutschland? Das "andere Deutschland" verriet seine Pflicht gegenüber der eigenen, vom Gewissen getriebenen Zivilgesellschaft, gegenüber den Palästinensern und auch gegenüber Israel.    Übersetzt mit DeepL.com     Quelle

 

 

 

Persönliche Erklärung zur Abstimmung über Antrag zur BDS-Bewegung  - 17. Mai 2019 - Erklärung zur Abstimmung nach § 31 GO-BT zu ZP 11 „Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen“ der Abgeordneten

Wir können dem Antrag von CDU/CSU, SPD, FDP und der Mehrheit der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nicht zustimmen.

Verschiedene Umfragen aus den vergangenen Monaten haben gezeigt, dass antijüdische Vorurteile, Einstellungen und Haltungen in den Staaten der Europäischen Union stark ansteigen.

Vor diesem Hintergrund unterstreichen wir die Aussage des interfraktionellen Antrags: Es gibt keine legitime Rechtfertigung für antisemitische Haltungen. Das entschiedene, unbedingte Nein zum Hass auf Jüdinnen und Juden gleich welcher Staatsangehörigkeit ist Teil der deutschen Staatsräson. Antisemitismus mit seinen mörderischen Folgen hat sich als die verheerendste Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in der Geschichte unseres Landes und in ganz Europa erwiesen. Und auch heute noch ist Antisemitismus eine Bedrohung sowohl für Jüdinnen und Juden als auch für die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Es ist beunruhigend und nicht hinnehmbar, wenn Antisemitismus in den vergangenen Jahren zugenommen hat und die jüdische Gemeinschaft zunehmend verunsichert ist.

Seit Jahren ruft die 2005 aus der palästinensischen Zivilgesellschaft entstandene Bewegung „Boycott, Divestment and Sanctions“ (abgekürzt BDS) zur Isolation und zum wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Boykott des Staates Israel auf. Sie will damit gewaltfrei ein Ende der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete sowie des völkerrechtswidrigen Siedlungsbaus in den besetzten Gebieten erreichen. Dabei lässt das Manifest von BDS bewusst offen, wie das Verhältnis zwischen Israel*innen und Palästinenser*innen geregelt werden soll. Es beinhaltet kein klares Bekenntnis zur Zwei-Staaten-Regelung oder zum Existenzrecht Israels.

Zahlreiche Initiativen und Einzelpersonen haben sich vor allem in den palästinensischen Gebieten aber auch international dem BDS-Aufruf angeschlossen. Sie sind nicht zentral organisiert. Einige Gruppen und Akteur*innen stellen unter dem Dach von BDS aber die Existenzberechtigung Israels in Frage. Auch kommt es zum Teil zur Dämonisierung der israelischen Bevölkerung in verschwörungstheoretischer Art und Weise.

Es gibt Argumentationsmuster und Methoden der BDS-Bewegung, die antisemitisch sind und Assoziationen mit der widerlichen Nazi-Parole „Kauft nicht bei Juden!“ hervorrufen. Tatsächlich fordert die BDS-Bewegung zwar die Umsetzung des Völkerrechtes im israelisch-palästinensischen Konflikt, lässt aber die Frage offen, in welcher Struktur dieser Konflikt geregelt werden soll.

Wir halten dies für politisch falsch. Antisemitischen Äußerungen inner- oder außerhalb von BDS treten wir entschieden entgegen. Wir finden es schädlich, dass die BDS-Bewegung bewusst die Frage danach offen hält, wie der israelisch-palästinensische Konflikt geregelt werden soll. Damit setzt sie sich dem Verdacht aus, den Fortbestand des mehrheitlich jüdischen Staates Israel nicht zu wollen. BDS trägt so gewollt oder ungewollt dazu bei, die Zwei-Staaten-Perspektive zu untergraben.

Wir sind der Überzeugung, dass nur eine Zwei-Staaten-Regelung des israelisch-palästinensischen Konfliktes es ermöglicht, den Staat Israel als demokratischen Staat mit einer jüdischen Mehrheit in Frieden und Sicherheit dauerhaft zu erhalten und fortzuentwickeln, ohne den Palästinenser*innen das nationale Selbstbestimmungsrecht zu verweigern.

BDS für seine Ablehnung einer Zwei-Staaten-Lösung zu kritisieren, sein fehlendes Bekenntnis zum Existenzrecht Israels zu kritisieren, die ungenügende Auseinandersetzung mit Antisemitismus in den eigenen Reihen zu verurteilen, ist richtig. Es ist aber etwas ganz anderes, BDS, alle beteiligten Organisationen und Einzelpersonen pauschal als antisemitisch zu bezeichnen, wie es der Antrag bereits in der Überschrift insinuiert. Damit werden weite Teile der palästinensischen Zivilbevölkerung, aber auch vereinzelte israelische Initiativen, die sich gewaltfrei für ein Ende der völkerrechtswidrigen Besetzung einsetzen und vor diesem Hintergrund BDS unterstützen, in die antisemitische Ecke gestellt.

Im interfraktionellen Antrag findet der Anlass für die Gründung von BDS – die über ein halbes Jahrhundert währende Besetzung – keine Erwähnung. Genauso wie Teile von BDS nicht unterscheiden zwischen Israel und den von ihm besetzten Gebieten, kennt dieser Antrag nur israelische Gebiete. Auch fehlt – trotz offenkundiger Anlässe – jedes Bekenntnis zum Schutz und zur Verteidigung der Meinungsfreiheit.

Wir widersprechen Versuchen, eine Politik der Unterscheidung zwischen dem Territorium des Staates Israel und den besetzten Gebieten – wie sie von der EU vertreten wird, und zu der die Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen 2334 vom Dezember 2016 aufruft – als pauschalen Boykottaufruf gegen den Staat Israel und als BDS zu diffamieren und zu delegitimieren.

Diese Versuche sind umso fahrlässiger, als die Diffamierung von Gegner*innen der Besatzung als „antisemitisch“ und „antiisraelisch“ zur Standardargumentation der rechts-nationalistischen Regierung Netanjahu gehört. Gestützt auf diese Argumentation, begleitet durch einen forcierten Bau von Siedlungen arbeitet die Regierung Netanjahu an der faktischen (Teil-) Annexion der besetzten palästinensischen Gebiete.

Wir teilen die Einschätzung des früheren Mitglieds der Knesset, Mossi Raz (Meretz), dass ein Fokus auf der sich abzeichnenden Annexion der Gebiete liegen sollte. Deshalb bat er seine Schwesterpartei in Deutschland: „I urge you not to lend your support to any initiative that equates BDS with anti-Semitism, that conflates Israel with occupied Palestinian territories and that weakens international opposition to the settlements“.

Diese Sorgen werden verstärkt durch die Einzelheiten des vorgelegten interfraktionellen Antrags. So fordert der Antrag die Bundestagsverwaltung sowie Städte und Gemeinden auf, keine Räumlichkeiten für die BDS-Bewegung oder Gruppierungen, die deren Ziele aktiv verfolgen, zur Verfügung zu stellen. In München führte ein ebenso pauschaler Beschluss dazu, dass im städtischen Museum anschließend nicht einmal mehr das Für und Wider dieses Verbots diskutiert werden durfte.

Der Antrag fordert die Bundesregierung zudem auf, keine Projekte mehr finanziell zu fördern, die die BDS-Bewegung aktiv unterstützen. Damit drohen diverse entwicklungspolitische Projekte in Palästina, aber auch die Zusammenarbeit politischer Stiftungen mit zahlreichen Akteur*innen der israelischen und palästinensischen Zivilbevölkerung in Frage gestellt zu werden. Deshalb wird aus vielen Stiftungen aber auch aus kirchlichen sowie nicht-kirchlichen Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen der interfraktionelle Antrag abgelehnt.

Aus allen diesen Gründen können wir diesem Antrag nicht zustimmen.  Quelle und die Namen der Unterzeichner

 

 

 


Deutschland bestimmt die BDS-Bewegung "antisemitisch".
- Deutschland ist der einzige EU-Mitgliedstaat, der die Boykott-, Devestitions- und Sanktionsbewegung mit Antisemitismus gleichsetzt. - 18. Mai 2019

Der Deutsche Bundestag hat beschlossen, eine Bewegung als antisemitisch zu verurteilen, die wirtschaftlichen Druck auf Israel fordert, um die Besetzung des palästinensischen Landes zu beenden, den palästinensischen Bürgern Israels gleiche Rechte einzuräumen und das Recht auf Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge anzuerkennen.

In einem von Israel begrüßten Schritt stimmte eine Mehrheit der Gesetzgeber im Bundestag am Freitag für einen Antrag, die internationale Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung (BDS) als eine Einheit zu bezeichnen, die antisemitische Taktiken zur Erreichung ihrer politischen Ziele einsetzt.

"Die Argumentationsmuster und -methoden der BDS-Bewegung sind antisemitisch", lautete der Antrag der Konservativen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, ihrer sozialdemokratischen Koalitionspartner sowie der Grünen und Freien Demokraten.

Der Antrag, der als "Entschlossenheit gegen die BDS-Bewegung - Antisemitismusbekämpfung" bezeichnet wird, fordert die Regierung auf, "Organisationen, die sich antisemitisch äußern oder das Existenzrecht Israels in Frage stellen, keine Räumlichkeiten und Einrichtungen unter der Leitung des Bundestages zur Verfügung zu stellen".

Premierminister Benjamin Netanyahu begrüßte die Entscheidung des Bundestages, "die Finanzierung von Organisationen einzustellen, die gegen die Existenz des Staates Israel arbeiten". "Ich hoffe, dass diese Entscheidung zu konkreten Maßnahmen führen wird, und ich fordere andere Länder auf, ähnliche Rechtsvorschriften zu erlassen", fügte er hinzu.

Die BDS-Bewegung verurteilte den Antrag als anti-palästinensisch.

"Das deutsche Establishment verschanzt sich mit seiner Mitschuld an den Verbrechen der militärischen Besetzung, der ethnischen Säuberung, der Belagerung und der Apartheid Israels und versucht verzweifelt, es vor der Verantwortung für das Völkerrecht zu schützen", sagte es auf Twitter.

Die Gleichsetzung der gewaltfreien BDS-Bewegung für palästinensische Rechte mit Antisemitismus im Deutschen Bundestag basiert auf völligen Lügen. Es ist nicht nur anti-palästinensischer McCarthyismus, es ist ein Verrat an internationalem Recht, deutscher Demokratie und dem Kampf gegen echten antijüdischen Rassismus. pic.twitter.com/qR5uwsIDU0    - BDS-Bewegung (@BDSmovement) 17. Mai 2019

Der jüngste Kampf zwischen dem BDS und der israelischen Regierung war das Finale des Eurovision Song Contest, das am Samstag in Tel Aviv stattfindet.

Im Vorfeld der Veranstaltung hat der BDS Künstler, Musikfans und Rundfunkanstalten aufgefordert, die Veranstaltung zu boykottieren und argumentiert, dass es sich um eine "Kalkbildung" der israelischen Politik gegenüber Palästinensern im besetzten Westjordanland und im Gazastreifen handelt.

Die BDS-Bewegung wurde 2005 gegründet, nachdem 170 palästinensische zivilgesellschaftliche Organisationen zum Boykott, zur Entblößung und Bestrafung Israels als eine Form des gewaltfreien Drucks aufgerufen hatten, um es völkerrechtlich zu legitimieren.

Sie hat im Laufe der Jahre an Unterstützung gewonnen und hochkarätige Unterstützer wie Erzbischof Desmond Tutu, Angela Davis und Judith Butler angezogen.  Übersetzt mit DeepL.com     Quelle

 

 

 

KOMMENTAR - Verdinglichter Fetisch - Bundestag verurteilt BDS-Bewegung - Moshe Zuckermann - 20. 5. 2019 - Unterstützer der BDS-Bewegung demonstrieren vor dem Eurovision Song Contest in Tel Aviv, Israel, am 18. Mai

In den Kommentaren zur Verurteilung der Kampagne »Boycott, Divestment and Sanctions« (BDS) durch den Bundestag wurde hervorgehoben, dass sich die Linkspartei bei der Abstimmung enthalten habe, unter anderem weil eine »pauschale Kriminalisierung und Sanktionierung« von BDS-Unterstützern »problematisch« sei. Mithin könnten Presse- und Meinungsfreiheit durch den interfraktionellen Antrag unter Druck geraten. Das wurde als differenzierte Einstellung gelobt. Die sich ebenfalls bei der Abstimmung enthaltende AfD, welche sich als wahrer Beschützer der Juden in Deutschland geriert, wurde hingegen als undifferenziert abqualifiziert: Sie wollte die BDS-Bewegung gleich ganz verbieten lassen; man warf den anderen Parteien vor, bei der »entscheidenden Frage« zu »kneifen«.

Man darf sich gleichwohl das Differenzierungsgetue schenken. Letztlich hat das gesamte deutsche Parteienspektrum die BDS-Bewegung des Antisemitismus geziehen, ohne sich auch nur einen Moment lang zu fragen, was daran antisemitisch sei, dass die in der Weltpolitik machtlosen Palästinenser die Möglichkeit des gewaltlosen Widerstands für sich in Anspruch nehmen. Vergleiche zum Juden-Boykott der Nazis wurden bemüht, ohne wenigstens zu reflektieren, was die Nazis mit ihrem Juden rassistisch verfolgenden Akt bezweckten. Die BDS-Kampagne richtet sich hingegen nicht gegen Juden, sondern gegen Israel – gegen ein Israel, das seit über 50 Jahren ein brutales Okkupationsregime gegen die Palästinenser aufrechterhält, sie knechtet, entrechtet, schikaniert und entmündigt. Ein völkerrechtswidrig handelndes Israel, das erst jüngst wieder in den Parlamentswahlen bewiesen hat, wes Geistes Kind sein Wahlvolk auch im Hinblick auf den Nahostkonflikt ist. Nie würde sich das gegenüber der BDS-Bewegung ach so einige deutsche Parteienspektrum einfallen lassen, Israel für seine Jahrzehnte währende verbrecherische Praxis zu verurteilen, geschweige denn praktische Schritte gegen diese zu unternehmen.

Der Grund dafür ist allseits bekannt. »Deutsche« haben etwas »wiedergutzumachen«; man ahnt aber, dass das historisch Verbrochene nie »wiedergutgemacht« werden kann. Und so behilft man sich mit dem wahllos zum verdinglichten Fetisch erhobenen »Antisemitismus«, um sich »projüdisch«, also »prozionistisch« bzw. »proisraelisch« zu positionieren. Und wenn man diesen Lackmustest erst einmal bestanden hat, darf man sich auch ein wenig »differenziert« vorkommen. So sieht es aus, wenn die Realität feige kaschiert wird und Feigheit zur Ideologie gerinnt. Unterm Strich hat aber wieder einmal Hitlers verlängerter Arm seine Wirkung gezeigt: Das gesamte deutsche Parlament, von der liberal »differenzierten« Linkspartei bis zur resoluten AfD, hat der »antisemitischen« BDS-Bewegung die notwendige deutschbefindliche Lektion erteilt. Eine weitere Sternstunde deutscher Vergangenheitsbewältigung.  Quelle

 

 

 


Der Judenreferent -  19. Mai 2019 - Abi Melzer - (...) Als Jude und Deutscher schäme ich mich für einen Bundestag, der das Grundgesetz, das er gerade vor zwei Tagen gefeiert hat, so unverschämt verletzt. Sie schreien alle Antisemitismus, Antisemitismus und dabei sorgen Sie mit solchen Beschlüssen dafür, dass der Antisemitismus wächst und gedeiht. Angeblich demokratische Parteien verbünden sich mit rechtsradikalen Populisten, die so tun, als ob sie Juden schützen wollen, als ob sie sich mit Juden solidarisieren wollen. Bisher war das das Vorrecht der Antideutschen, von denen wir wissen woher sie kommen und was sie wollen.

In letzter Zeit wollen auch die bürgerlichen Parteien der Mitte uns Juden beschützen und sich mit Israel solidarisieren. Wie sagte uns Schulsprecher Maas: Wir teilen mit Israel die gleichen Werte. Welche Werte denn? Seine Freundin, die ehemalige Justizministerin Ajelet Shaked machte Wahlkampf mit einem Parfüm, welcher FASCHISMUS hier, und sie meinte dazu: Es riecht wie Demokratie. Ja, da hat sie nicht einmal gelogen, aber umgekehrt wird ein Schuh daraus, die israelische Demokratie riecht nach Faschismus. (...)

Es ist ein Schande Abgeordnete zu haben, die keine Zivilcourage besitzen, die Recht und Gesetz und vor allem Moral und Anstand für ein Linsengericht verkaufen. Oder bekommen Sie mehr als einen warmen Händedruck vom israelischen Botschafter?

Es ist eine Schande und es erinnert mich an andere Schandtaten, die das deutsche Parlament begangen hat, auch wenn diese schon viele Jahrzehnte zurückliegen.  >>>

 

 

 

 

18. 5. 2019

 

Totale Israelhörigkeit

Kritische Anmerkungen zum BDS-Beschluss des Deutschen Bundestages

Arn Strohmeyer

Die amerikanisch-jüdische Philosophin Judith Butler schreibt in einem ihrer Texte: „Nie war es wichtiger, genau nachzudenken. Wann und wo ist Antisemitismus echt? Wann und wo muss er entschieden und eindeutig verurteilt und abgelehnt werden? Wann und wo funktioniert Antisemitismus als ein Vorwurf, mit dem die legitimen Ansprüche der Palästinenser auf Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und politische Selbstbestimmung untergraben werden sollen?“ Diese Fragen hätten sich die Abgeordneten des Deutschen Bundestages aus den Fraktionen von CDU/CSU, SPD, Grünen und FDP vor ihrem Beschluss zu BDS (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) stellen und realitätsangemessen beantworten müssen. Genau das haben sie aber nicht getan und deshalb ist ihr BDS-Beschluss so falsch und fatal. Und das in mehrfacher Hinsicht. Er ist politisch kurzsichtig, moralisch zweifelhaft, unlogisch und widerspricht sowohl dem Grundgesetz wie auch den Menschenrechten und dem Völkerrecht.

Zunächst: Geht man davon aus, dass Antisemitismus eine Form des Rassismus ist, zu der per definitionem die Benutzung und Verbreitung von antisemitischen Stereotypen, widerlichen Karikaturen, Verschwörungstheorien sowie der Gebrauch von rassischen Vorurteilen gehört – was ist dann an BDS antisemitisch? BDS ist eine gewaltfreie, aus der palästinensischen Zivilgesellschaft hervorgegangene und inzwischen international verbreitete Protestbewegung gegen einen Siedlerkolonialismus, der massive staatliche Gewalt einsetzt, um die politischen Rechte einer großen Minderheit (der Palästinenser) zu untergraben.

Wenn man den Antisemitismus-Vorwurf instrumentalisiert, um Israel vor Kritik an seiner Gewaltpolitik gegen ein ganzes Volk zu schützen, dann ist das höchst unmoralisch. Genau das tut der Bundestagsbeschluss der vier Fraktionen zu BDS. Er unterstellt den Palästinensern und den BDS-Aktivisten in der ganzen Welt, dass sie eigentlich gar keine Gründe hätten, gegen Israel zu protestieren. Der Beschluss nimmt die siedlerkolonialistische Realität in den besetzten Gebieten überhaupt nicht zur Kenntnis, die aus Landraub, Unterdrückung, Wegsperren hinter Mauern und Stacheldraht, Checkpoints, willkürlichen Verhaftungen, jahrelanger Administrativhaft ohne Rechtsbeistand und Prozess, extralegalen Liquidierungen, Bombardierungen ziviler Bevölkerungen, Zerstörungen von Häusern und landwirtschaftlich bebauten Flächen – mit anderen Worten aus totaler Rechtlosigkeit – besteht.

Die Palästinenser in Israel selbst (20 Prozent der Bevölkerung) sind inzwischen durch das neue „Nationalstaatsgesetz des Jüdischen Volkes“ ganz offiziell zu Bürgern zweiter oder dritter Klasse degradiert worden, denn nur Juden dürfen nach diesem Gesetz in Israel politisch mitbestimmen. Was ist das für eine Demokratie, in der es keine Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz gibt? Haben die Abgeordneten aus den vier Fraktionen von diesen hanebüchenen Zuständen in der „einzigen Demokratie“ des Nahen Ostens noch nie etwas gehört oder drücken sie in ihrer totalen Israel-Hörigkeit beide Augen zu?

Die Abgeordneten, die diesem Beschluss zugestimmt haben, wissen offensichtlich auch wenig oder nichts über diese Bewegung außer dem, was sie aus Israel selbst oder von fanatischen Israel-Anhängern hierzulande gehört haben. Die BDS-Bewegung hat das erklärte Ziel, Druck auf Israel auszuüben, um die oben beschriebenen menschenrechts- und völkerrechtswidrigen Praktiken des israelischen Siedlerkolonialismus zu beenden und Israel zu veranlassen, sich endlich an internationales Recht zu halten.

Die Abgeordneten haben nach der Logik gehandelt: Wer nicht antisemitisch ist, der wird die koloniale Herrschaft der Zionisten akzeptieren. Wer aber gegen die koloniale Herrschaft protestiert und Widerstand leistet, der gibt damit zu erkennen, dass er Antisemit ist. Was ja heißt: Die Abgeordneten können mit den menschenrechts- und völkerrechtswidrigen Zuständen in Israel/Palästina gut leben.

Man muss einige Fragen an die Abgeordneten stellen: Haben sie bedacht, wie weit ihr Beschluss jüdischen Werten widerspricht, denn soziale Gerechtigkeit ist eines der Kernelemente des Jüdisch-Seins? Generationen von Juden haben in Europa an vorderster Front gestanden, wenn es um das Erkämpfen von sozialer Gerechtigkeit ging. Haben die Abgeordneten bedacht, dass der BDS-Boykott sich gar nicht gegen Juden und auch nicht gegen israelische Bürger, sondern gegen politische Institutionen und Personen in Israel richtet, die die Macht haben, endlich die brutale Okkupationspolitik gegen ein ganzes Volk zu beenden? Haben die Abgeordneten bedacht, dass Boykotte ein ganz legales Mittel sind, um gesellschaftliche Veränderungen zu mehr Gleichheit und Gerechtigkeit zu erreichen? Man denke in diesem Zusammenhang an Südafrika.

Haben die Abgeordneten bedacht, dass das von ihnen benutzte Argument, die BDS-Forderung, keine israelischen Produkte zu kaufen (solange die Besatzung andauert), erinnere an die NS-Parole „Kauft nicht bei Juden!“ ein völlig unzulässiger Vergleich ist, denn die NS-Parole ging von einem Terrorregime aus, um Menschen zu unterdrücken und später zu ermorden. Die BDS-Forderung kommt aber von einer unterdrückten Bevölkerung, die für ihre politischen Rechte – Freiheit, Gleichheit, Selbstbestimmung, Rechtsstaat – kämpft.

Man muss noch zwei Fragen an die Abgeordneten stellen. Haben sie bedacht, dass ihr Beschluss, Menschenrechtsorganisationen, die in Israel/Palästina für die politische und wirtschaftliche Emanzipation der Palästinenser arbeiten, ihren Dienst sehr erschweren wird, weil sie nun unter Antisemitismus-Verdacht stehen? Und haben die Abgeordneten bedacht, dass sie mit ihrem Beschluss ganz massiv in Artikel 5 des Grundgesetzes eingreifen, der die Freiheit von Information, Presse und Meinungsbildung garantiert. Welche Zeitung wird sich jetzt noch ganz offen für die Rechte der Palästinenser einsetzen? Diskussions-Veranstaltungen über Israels Politik werden künftig in Deutschland sehr viel schwieriger sein, denn jeder Raumvermieter kann sich nun – aus Angst vor dem Antisemitismus-Vorwurf – auf den BDS-Beschluss berufen. Dass selbst kritische Juden oder Israelis inzwischen von Saalverboten betroffen sind, ist eine Schande für die politische Kultur dieses Landes. Die Drohung von Zensur schwebt jetzt über allem.

Der Beschluss wird aber keine große Nachhaltigkeit haben. Er ist nichts anderes als ein Beleg deutscher Israel-Hörigkeit, die kein Problem damit hat, Unrecht für Recht anzuerkennen. Aber eine solche Position ist kurzsichtig und nicht zukunftsfähig. Israels System, wie es sich heute darstellt, mit der Unterdrückung von Millionen Menschen, wird so nicht überleben können. Der Freiheitswille der Palästinenser ist nicht aufzuhalten, auch wenn deutsche Abgeordnete ihn für „antisemitisch“ halten. Es ist aufschlussreich, was weitsichtige Israelis zu BDS sagen. Der israelische Historiker Avi Shlaim bekennt, dass BDS das einzige friedliche Mittel der Palästinenser ist, sich ihre Freiheit zu erkämpfen und das dürfe man ihnen nicht aus der Hand schlagen. Und die israelische Menschenrechtlerin, die Ärztin und Therapeutin Ruchama Marton, die für ihre Arbeit 2010 den alternativen Nobelpreis erhalten hat, BDS aktiv unterstützt und dafür in ihrem Land als „Verräterin“ diffamiert wird, sagt: „Die Verräter von heute sind die Helden von morgen!“       17.05.2019



 



Kommentar - Nahe bei Trump - Bundestagsfraktionen zu Antisemitismus - Arnold Schölzel - 17.05.2019 - Menschenrechte ja, aber nicht für alle, z. B. nicht für Palästinenser. Dieser Herrenvolkmaxime folgt ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen, über den der Bundestag am heutigen Freitag laut Tagesordnung 30 Minuten debattieren soll, eine sogenannte Sofortabstimmung. Überschrift: »Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen«. Mit BDS-Bewegung – das Kürzel steht für »Boycott, Divestment and Sanctions«, »Boykott, Desinvestionen und Sanktionen« – ist eine gewaltfreie Kampagne gemeint, die sich seit Jahren gegen schwere Menschenrechtsverletzungen in den von Israel besetzten Gebieten wendet und für die Einhaltung des Völkerrechts eintritt. Das Papier der ganz großen Koalition, in dem Palästinenser nicht erwähnt werden, bezeichnet »die Argumentationsmuster und Methoden der BDS-Bewegung« als antisemitisch. Die AfD schließt sich mit einem eigenen Antrag an.

Diese neuen Verfechter des Antifaschismus haben den Begriff Antisemitismus so durchlöchert, dass sie »Argumentationsmuster und Methoden« als Handeln setzen. Nicht der praktizierte Rassismus, der per Gesetz Israel zum jüdischen Staat erklärt, wird gebrandmarkt, sondern eine begriffslose und damit für jede Willkür offene Schablone von Antisemitismus zur Staatsdoktrin erhoben. Das entspricht der gängigen Tendenz zum totalitären Denk- und Redeverbot in der »Wertegemeinschaft«. Vorerst nur auf Papier bestätigen die deutschen Parlamentarier die Voraussetzung der Politik Donald Trumps im Nahen Osten: Palästinenser haben keine Rechte. Ein Beitrag zur Kriegsplanung, offennsichtlich gibt es in der Welt noch nicht genügend Lunten. Die alte und vermutlich neue Regierung Israels dürfte das freuen. Ihr Ziel ist, die Zweiteilung von Rechten nach religiösen und ethnischen Gesichtspunkten international zur Norm zu machen. Doppelte Standards – das ist die gemeinsame Basis, >>>

 

 



 

 

DPG-Stellungnahme zur Debatte im Bundestag vom 17.05.2029 ,,Der BDS-ßewcgung entgegentreten - Antisemitismus bekämpfen" - Die Zielsetzung des fraktionsübergreifende Antrag von Union. SPD. FDP und Grünen ist die notwendige Bekämpfung des Antisemitismus. Jede Form von Rassismus. Diskriminierung und Antisemitismus muss entschieden bekämpft werden. Die Debatte um den Antrag .. Der BDS-Bcwcgung entgegentreten - Antisemitismus bekämpfen" ließ jedoch eine Differenzierung zwischen Kritik an der israelischen Politik und Antisemitismus sehr stark vermissen. Das Völkerrecht wurde völlig ausgeblendet mit gravierender Auswirkung für alle Beteiligten im Nahostkonflikt. vor allem für die Palästinenser. Alle Befürworter des Antrages im Bundestag bekannten sich zum Existenzrecht des Staates Israel. das angeblich durch die in Palästina geborene und in vielen Ländern unterstützte gewaltfrei BDS-Bewegung gefährdet sei. Und wer die Diskussion im Bundestag verfolgen konnte. hat unschwer mitbekommen. dass palästinanahe Solidaritätsgruppen mundtot· gemacht werden sollen.

Die jetzt schon herrschende Situation. dass fast jegliche Kritik an der israelischen Regierung oder an der Besatzungspraxis sowie an der völkerrechtswidrigen Annektierung und Besiedlung von besetzten Gebieten als .. antisemitisch" bewertet wird. wird nach dem Beschluss zur Regel werden. Mit der Ablehnung der Zwei-Staaten­lösung hat sich die Regierung von MP Netanjahu f1ir eine dauerhafte Besatzung entschieden. Das Eintreten für die Beendigung der Besatzung und die Einhaltung von internationalen Vereinbarungen werden durch diesen Beschluss. weil israelkritisch. verunmöglicht.

Was wir brauchen sind vielmehr offene Diskussionen. freie Meinungsäußerung und Abbau von Unwissenheit und Vorurteilen. - Nazih Musharbash. DPG-Präsident
 

 

 

 



Kommentar - Nahe bei Trump - Bundestagsfraktionen zu Antisemitismus - Arnold Schölzel - Menschenrechte ja, aber nicht für alle, z. B. nicht für Palästinenser. Dieser Herrenvolkmaxime folgt ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen, über den der Bundestag am heutigen Freitag laut Tagesordnung 30 Minuten debattieren soll, eine sogenannte Sofortabstimmung. Überschrift: »Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen«. Mit BDS-Bewegung – das Kürzel steht für »Boycott, Divestment and Sanctions«, »Boykott, Desinvestionen und Sanktionen« – ist eine gewaltfreie Kampagne gemeint, die sich seit Jahren gegen schwere Menschenrechtsverletzungen in den von Israel besetzten Gebieten wendet und für die Einhaltung des Völkerrechts eintritt. Das Papier der ganz großen Koalition, in dem Palästinenser nicht erwähnt werden, bezeichnet »die Argumentationsmuster und Methoden der BDS-Bewegung« als antisemitisch. Die AfD schließt sich mit einem eigenen Antrag an.

Diese neuen Verfechter des Antifaschismus haben den Begriff Antisemitismus so durchlöchert, dass sie »Argumentationsmuster und Methoden« als Handeln setzen. Nicht der praktizierte Rassismus, der per Gesetz Israel zum jüdischen Staat erklärt, wird gebrandmarkt, sondern eine begriffslose und damit für jede Willkür offene Schablone von Antisemitismus zur Staatsdoktrin erhoben. Das entspricht der gängigen Tendenz zum totalitären Denk- und Redeverbot in der »Wertegemeinschaft«. Vorerst nur auf Papier bestätigen die deutschen Parlamentarier die Voraussetzung der Politik Donald Trumps im Nahen Osten: Palästinenser haben keine Rechte. Ein Beitrag zur Kriegsplanung, offennsichtlich gibt es in der Welt noch nicht genügend Lunten. Die alte und vermutlich neue Regierung Israels dürfte das freuen. Ihr Ziel ist, die Zweiteilung von Rechten nach religiösen und ethnischen Gesichtspunkten international zur Norm zu machen. Doppelte Standards – das ist die gemeinsame Basis, siehe Venezuela. Und Die Linke? Sie macht mit. >>>

 

 

 

 

17. 5. 2019


 

Deutscher Bundestag - 17.05.2019 102. Sitzung TOP ZP 11, 12, 14 BDS-Bewegung

Die Reden beginnt der Abgeordnete Axel Müller (CDZ/CSU mit eindeutigen Lügen und Verleumdungen.  Braun Jürgen - AFD (mit einem Broder Zitat)  und so geht es weiter. Einzig Die Linke sieht es etwas differenzierter.

 

Der Bundestag hat am Freitag, 17. Mai 2019, einen gemeinsamen Antrag von CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen“ (19/10191) angenommen. Für den Antrag stimmten die CDU/CSU, SPD, FDP, große Teile von Bündnis 90/Die Grünen und der fraktionslose Abgeordnete Mario Mieruch. Dagegen stimmten große Teile der Linksfraktion und Teile der Grünen-Fraktion. Enthalten haben sich die AfD-Fraktion sowie Teile der Linksfraktion und Teile der Grünen-Fraktion.

In namentlicher Abstimmung lehnte der Bundestag einen Antrag der AfD-Fraktion mit dem Titel „BDS-Bewegung verurteilen – Existenz des Staates Israel schützen“ (19/9757) ab. 62 Abgeordnete stimmten für diesen Antrag, 431 lehnten ihn ab, es gab zwei Enthaltungen. Einem Antrag der Linken mit dem Titel „BDS-Bewegung ablehnen – Friedliche Lösung im Nahen Osten befördern“ (19/10261) stimmten nur die Antragsteller zu. CDU/CSU, SPD, AfD und FDP lehnten ihn ab, die Grünen enthielten sich.

Antrag von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen - Wie es in dem angenommenen Antrag der vier Fraktionen heißt, rufe die „Boycott, Divestment and Sanctions“-Bewegung (abgekürzt BDS) auch in Deutschland zum Boykott gegen Israel, gegen israelische Waren und Dienstleistungen, israelische Künstlerinnen und Künstler, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Sportlerinnen und Sportler auf. Der allumfassende Boykottaufruf führe in seiner Radikalität zur Brandmarkung israelischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger jüdischen Glaubens als Ganzes. Das sei inakzeptabel und scharf zu verurteilen.

Mit der Annahme des Antrags begrüßte der Bundestag, dass zahlreiche Gemeinden bereits beschlossen hätten, der BDS-Bewegung oder Gruppierungen, die die Ziele der Kampagne verfolgen, die finanzielle Unterstützung und die Vergabe von kommunalen Räumen zu verweigern. Der Bundestag tritt damit jeder Form des Antisemitismus schon im Entstehen entschlossen entgegen und verurteilt die BDS-Kampagne und den Aufruf zum Boykott. Auch dürften keine Organisationen finanziell gefördert werden, die das Existenzrecht Israels infrage stellen. Projekte, die zum Boykott aufrufen oder die BDS-Bewegung unterstützen, dürften nicht finanziell gefördert werden.

 

Antrag der AfD - Die AfD wies in ihrem Antrag darauf hin, dass die BDS-Bewegung, die Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren wolle, „ihren Ursprung in antisemitischen und antizionistischen Initiativen arabischer Gruppen hat, die lange vor der Gründung des Staates Israel bereits aktiv waren und die zwischen 1933 und 1945 in engem und freundschaftlichem Kontakt mit der nationalsozialistischen Regierung Deutschlands standen“. Die Bundesregierung sollte unter anderem aufgefordert werden, „allen Gruppierungen, die sich zur BDS-Bewegung zählen, sofort jegliche Förderung aus Bundesmitteln zu streichen; dies gilt insbesondere auch für die finanzielle Unterstützung BDS-naher NGOs durch parteinahe Stiftungen“.

Neben einem Verbot der Bewegung in Deutschland – etwa auf dem Wege des Vereinsrechts – treten die AfD-Abgeordneten auch dafür ein, „sich zur Verantwortung für das Unrecht zu bekennen, dass jüdischen Siedlern in Palästina durch arabische Boykottaufrufe in Zusammenarbeit und im Zusammenhang mit der Herrschaft des Nationalsozialismus angetan wurde“.

 

Antrag der Linken - „BDS-Bewegung ablehnen – Friedliche Lösung im Nahen Osten befördern“ lautete der Titel des Antrags der Linken. „Der allumfassende Boykottaufruf führt in seiner Radikalität zur Brandmarkung israelischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger jüdischen Glaubens. Es gibt Äußerungen und Handlungen aus der BDS-Bewegung, die darauf abzielen das Existenzrecht des Staates Israel in Zweifel zu ziehen“, heißt es in dem Aufruf. Boykottaufrufe, die an antisemitische Positionen des Nationalsozialismus erinnern, seien inakzeptabel und scharf zu verurteilen.

Die Abgeordneten wollten die Bundesregierung mit Blick auf den israelisch-palästinensischen Konflikt auffordern, eine friedliche Lösung zu befördern und sich für zwei unabhängige, demokratische und miteinander kooperierende Staaten auf Basis der bisherigen UN-Resolutionen sowie der zwischen beiden Parteien abgeschlossenen Abkommen einzusetzen. (vom/sto/17.05.2019)    Quelle


 


 

 



Jürgen Trittin zur Boykottbewegung BDS - „Ein Klima der Einschüchterung“ - Laut Bundestag ist die Boykottbewegung BDS antisemitisch. Der Grüne Jürgen Trittin sieht nun die Meinungsfreiheit in Gefahr. - Stefan Reinecke

taz: Herr Trittin, am Freitag befasst sich das Parlament mit der Israel-Boykott-Bewegung. Halten Sie BDS für antisemitisch?

Jürgen Trittin: Ich halte BDS für sehr kritikwürdig, aber nicht als Ganzes für antisemitisch. Man muss BDS kritisieren, auch weil sie Antisemitismus in den eigenen Reihen nicht bekämpft. Aber BDS in toto für antisemitisch zu erklären, bedeutet, weite Teile der palästinensischen Zivilbevölkerung, die seit mehr als 50 Jahren unter der Besatzung leidet, in die antisemitische Ecke zu stellen. Es bedeutet auch, Gruppierungen, die sich gewaltfrei für die Zwei-Staaten-Lösung starkmachen, mit dem Label „Antisemiten“ zu belegen. Das ist falsch.

Laut Bundestagsbeschluss sind die „Methoden der BDS-Bewegung antisemitisch“ …

Schon die Überschrift insinuiert BDS und Antisemitismus als gleich. Zudem sollen Kommunen hierzulande BDS oder Gruppierungen, die die Ziele der Kampagne verfolgen, keine Räume mehr zu Verfügung stellen. Das hatte in München den bizarren Effekt, dass sogar eine Debatte über dieses Verbot nicht in städtischen Räumen stattfinden durfte. Dazu passt, dass in dem Bundestagsantrag auch ein Bekenntnis zur Meinungsfreiheit fehlt.

Also wird die Meinungsfreiheit eingeschränkt?

Nehmen Sie den Fall des Journalisten Andreas Zumach, dem wegen vermeintlicher Nähe zu BDS Räume für eine Veranstaltung verweigert wurden. Es gibt ein Klima der Einschüchterung gegenüber Kritikern der israelischen Besatzungspolitik. Auch solche, die sich seit Jahrzehnten für die deutsch-israelische Aussöhnung eingesetzt haben, werden als Antisemiten angegriffen. Da fehlt dem Antrag die nötige Differenzierung.  >>>

 

 

 


Schwere Schlagseiten - 17. 5. 2019 -  Reiner Bernstein - Der Bundestag hat am heutigen 17. Mai entschieden: Mit der Mehrheit aus Union, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen ist der Antrag „Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen“ ohne bindende Wirkung durchgegangen. Gegenstimmen kamen aus den Reihen der LINKEN und der Grünen. Die differenzierende Vorlage der LINKEN fand keine Zustimmung. Der Antrag der AfD, die sich als die einzigen Freunde Israels vorstellte, verdient kein Wort.

Im Vorfeld wurde heftig darüber diskutiert, ob den Kampagnen „Boykott, Entzug von Investitionen, Sanktionen“ (BDS) ein durchgängig antisemitischer Grundton innewohne. Im Parlament wurde dann seitens der Mehrheit diese Auffassung übernommen und der Bezug zur NS-Zeit hergestellt – als ob die Juden damals nicht wegen ihrer „Rasse“, sondern wegen irgendeiner Politik ermordet wurden. Steht der Furcht vor einer jüdischen Auswanderung aus Deutschland nicht die große Einwanderung aus Israel gegenüber?

Kein Redebeitrag stellte die Frage, ob etwa die BDS-Kampagnen in sich zusammenfallen würden, würde die israelische Regierung ihre Politik gegenüber den Palästinensern ändern. Kein Wort über die Verletzung des Völkerrechts. Kein Wort zu den Richtlinien der EU-Kommission, Produkte und Dienstleistungen aus den jüdischen Siedlungen für die Verbraucher zu kennzeichnen, bevor sie den europäischen Markt erreichen. Kein Wort, dass „Staat Israel“ in der Nomenklatur vom „jüdischen Staat“ abgelöst worden ist und dass vor einigen Tagen noch einmal verlangt wurde, in das Rechtssystem sollten künftig talmudische Quellen einfließen.   >>>

 




Kritik an Israel-Resolution im Bundestag - "Der Beschluss geht zu weit" - Der Bundestag hat beschlossen, dass Befürworter eines Israel-Boykotts nicht länger unterstützt werden sollen. Das hat Folgen für die Partner deutscher Organisationen in Nahost, erklärt die Chefin der Heinrich-Böll-Stiftung. - Christoph Sydow

Mit großer Mehrheit hat der Bundestag in einer fraktionsübergreifenden Resolution die BDS-Bewegung verurteilt, die mit einem Boykott Israel seit 15 Jahren politisch, wirtschaftlich, kulturell und wissenschaftlich isolieren will. CDU, CSU, FDP, SPD sowie große Teile der Grünen unterstützten den Beschluss. Dagegen stimmten weite Teile der Linken und Teile der Grünen. Die AfD enthielt sich ebenso wie Teile von Grünen und Linken.

Jeremy Issacharoff, Israels Botschafter in Deutschland, lobte die Entscheidung des Bundestags mit der Begründung, dass BDS keinen Versuch unternehme, Frieden zwischen Israel und seinen Nachbarn zu stiften. Emmanuel Nahshon, Sprecher des israelischen Außenministeriums bezeichnete die Abstimmung als wichtigen Schritt. Er hoffe, dass andere europäische Vertretungen dem deutschen Beispiel folgen werden.

Vertreter der deutschen politischen Stiftungen, die im Nahen Osten tätig sind, sehen den Beschluss hingegen kritisch. Sie befürchten, die Resolution könnte ihre Arbeit in Israel, Palästina und den Nachbarstaaten erschweren. Denn die Stiftungen der deutschen Parteien kooperieren mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, die den BDS-Aufruf unterschrieben hatten.  >>>


 


 

Viele Abgeordnete mit Bauchschmerzen - Hier allerdings endet die Einigkeit - und das gerade unter denen, die der Resolution am Ende zugestimmt haben. Denn was als Demonstration der Geschlossenheit gegenüber antisemitischer Hetze gedacht war, hatte in den letzten Wochen zu heftigen internen Debatten geführt, die Wunden hinterlassen haben. Sichtbar wurde das in zahlreichen persönlichen Erklärungen, die von Abgeordneten aus Union, SPD und Grünen zu Protokoll gegeben wurden und einen deutlich anderen Akzent setzten als der Beschluss des Bundestages. Von bis zu 90 solcher persönlichen Voten ist die Rede.

Viele Abgeordnete fürchten, dass die konkreten Forderungen an der Realität im Nahen Osten vorbei gingen. Denn sie könnten auch die politischen Stiftungen treffen, die sich seit vielen Jahren bemühen, Gesprächskontakte zwischen der israelischen und palästinensischen Zivilgesellschaft zu fördern: "Wir dürfen den Freiraum unserer Stiftungen dabei nicht einschränken", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von 20 Unionsabgeordneten, darunter den Außenexperten Norbert Röttgen, Roderich Kiesewetter sowie dem Entwicklungspolitiker Frank Heinrich.

In ihrer Erklärung warnen sie darüber hinaus vor einer Beschneidung der Meinungsfreiheit: "Legitime Kritik an der Politik der israelischen Regierung darf nicht als vermeintlich antisemitisch diskreditiert und in unangemessener Weise eingeschränkt werden. Wir nehmen die Bedenken aus der israelischen Zivilgesellschaft in dieser Hinsicht ernst." Ein solches Bekenntnis zur Meinungsfreiheit war auf Druck der FDP zuvor aus dem gemeinsamen Antrag gestrichen worden.  >>>

 

 



BDS-Resolution im Bundestag - Unionspolitiker äußern Bedenken gegen Israel-Beschluss - Die Kritik von israelischen Wissenschaftlern und politischen Stiftungen in Deutschland zeigt Wirkung: Abgeordnete von Union, SPD und Grünen bemängeln den Antrag gegen die Boykottbewegung BDS - zustimmen wollen sie trotzdem. - Christoph Schult und Christoph Sydow -  17.05.2019

Der Antrag von Union, SPD, FDP und Grünen gegen die internationale BDS-Kampagne sorgt innerhalb der Bundestagsfraktionen weiterhin für Streit. Zwar werden fast alle Abgeordneten aus den genannten Fraktionen der Resolution am Freitagnachmittag zustimmen. Zugleich melden immer mehr Politiker von Union, SPD und Grünen Bedenken gegen den Text an.

Das Kürzel BDS steht für "Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen". Die BDS-Bewegung setzt sich seit knapp 15 Jahren dafür ein, Israel politisch, wirtschaftlich, kulturell und wissenschaftlich zu isolieren. Der Bundestag wird "die Argumentationsmuster und Methoden der BDS-Bewegung"  in dem Antrag als antisemitisch verurteilen. Künftig soll die Bundesregierung "keine Veranstaltungen der BDS-Bewegung oder von Gruppierungen, die deren Ziele aktiv verfolgen" mehr unterstützen. Projekte, die zum Boykott Israels aufrufen oder die BDS-Bewegung aktiv unterstützen, sollen ebenfalls nicht länger finanziell gefördert werden.

Die Unionspolitiker Norbert Röttgen, Roderich Kiesewetter und Andreas Nick geben zu der namentlichen Abstimmung über den Beschluss eine namentliche Erklärung ab. Die drei Abgeordneten gelten als Außenpolitikexperten: Röttgen leitet den Auswärtigen Ausschuss, Kiesewetter ist Israel-Berichterstatter des Ausschusses, Nick ist Berichterstatter für die Vereinten Nationen.

In ihrer gemeinsamen Erklärung, der sich inzwischen insgesamt 18 Unionspolitiker angeschlossen haben, und die dem SPIEGEL vorliegt, bekräftigen sie, dass sie dem Antrag zustimmen - kritisieren aber zugleich Mängel am Text. In der Resolution fehlt nämlich eine Unterscheidung zwischen legitimer Kritik an israelischem Regierungshandeln und Antisemitismus.   >>>

 

 

 


BDS-Bewegung: Israel-Beschluss sorgt für mächtig Ärger im Bundestag - Nach Protest von Experten: Israel-Beschluss sorgt für mächtig Ärger im Bundestag  -  17.05.2019 - Der Bundestag hat mit großer Mehrheit die anti-israelische BDS-Bewegung als antisemitisch verurteilt. Über die Einschätzung der israelkritischen Kampagne gehen die Meinung jedoch auseinander. Drei Außenpolitiker geben eine gemeinsame Erklärung ab, in dem sie Mängel am Text kritisieren.

Es geht um einen Antrag von Union, SPD, FDP und Grünen gegen die internationale BDS-Kampagne. Die Aufrufe der Kampagne zum Boykott israelischer Künstler sowie Aufkleber auf israelischen Produkten, die vom Kauf abhalten sollten, erinnerten "an die schrecklichste Phase der deutschen Geschichte", hieß es in dem am Freitag verabschiedeten Antrag von Union, SPD, FDP und Grünen. Die "Don't Buy"-Aufkleber der Bewegung "weckten unweigerlich Assoziationen zu der NS-Parole 'Kauft nicht bei Juden!'", argumentierten die Unterstützer.(...)


Union, SPD, FDP und Grüne forderten die Bundesregierung in dem gemeinsamen Antrag auf, der BDS-Bewegung Unterstützung und finanzielle Förderung zu versagen. Die AfD verlangte überdies ein Verbot. Die Linke pochte darauf, "jeden Antisemitismus in BDS-Aufrufen" zu verurteilen.   (...)

Zwar wurde der Antrag am Freitag im Bundestag angenommen. Dennoch meldeten zuvor immer mehr Politiker von Union, SPD und Grünen Bedenken an. Die Außenpolitik-Experten der Union Norbert Röttgen, Roderich Kiesewetter und Andreas Nick kündigten an, dem Antrag zwar zuzustimmen. In einer gemeinsamen Erklärung, die dem "Spiegel" vorliegt, kritisierten sie aber Mängel am Beschlusstext. So fehle in der Resolution eine Unterscheidung zwischen legitimer Kritik an israelischem Regierungshandeln und Antisemitismus.

"Legitime Kritik an der Politik der israelischen Regierung darf nicht als vermeintlich antisemitisch diskreditiert und in unangemessener Weise eingeschränkt werden", zitiert der "Spiegel" aus der Erklärung. "Wir nehmen die Bedenken aus der israelischen Zivilgesellschaft in dieser Hinsicht ernst."    >>>

 

 

 

 

 

19. WahlperiodeTagesordnung102. Sitzung des Deutschen Bundestages

Beratung des Antrags der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN -  Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen

Beratung des Antrags der ADF Abgeordneten
Jürgen Braun, Beatrix von Storch, Dr. Anton Friesen,weiterer Abgeordneter und der Fraktion der AfD BDS-Bewegung verurteilen –Existenz des Staates Israel schützen

Beratung des Antrags der Fraktion DIE LINKE. BDS-Bewegung ablehnen
– Friedliche Lösung im Nahen Osten befördern

 

Geplanter Ablauf  - Freitag, 17. Mai 2019 (102. Sitzung) - 14.30 – 15.00 Uhr Antisemitismus
Live-Übertragung durch Fernsehen
102. Sitzung des Deutschen Bundestages am Freitag, 17. Mai 2019
von 9.00 Uhr – ca. 16.00 Uhr (mit Unterbrechungen wg. Bundesrat) Phoenix

 

Antrag der DIE LINKE: Deutscher Bundestag Drucksache 19/1026119. Wahlperiode15.05.2019 Antrag der Fraktion DIE LINKE. BDS-Bewegung ablehnen – Friedliche Lösung im Nahen Osten befördern Der Bundestag wolle beschließen: I. Der Deutsche Bundestag stellt fest: Der Deutsche Bundestag bekennt sich unabänderlich zu seinem Versprechen, Antisemitismus in allen seinen Formen zu verurteilen und zu bekämpfen. Antisemitismus versteht er dabei als eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Antisemitismus richtet sich in Wort und Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen und religiöse Einrichtungen. Wir sind uns bewusst, dass die Existenz  >>>

 

Deutscher Bundestag Drucksache 19/1019119. Wahlperiode15.05.2019 Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen Der Bundestag wolle beschließen: I. Der Deutsche Bundestag stellt fest: Der Deutsche Bundestag bekennt sich unabänderlich zu seinem Versprechen, Antisemitismus in allen seinen Formen zu verurteilen und zu bekämpfen, und bekräftigt ausdrücklich den beschlossenen Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN „Antisemitismus entschlossen bekämpfen“ vom 17. Januar 2018. Laut Arbeitsdefinition der Internationalen Allianz für Holocaust-Gedenken ist Antisemitismus eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum, so-wie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein. Es gibt keine legitime Rechtfertigung für antisemitische Haltungen. Das  >>>

 

Deutscher Bundestag Drucksache 19/975719. Wahlperiode 29.04.2019 - Antrag der AFD - der Abgeordneten Jürgen Braun, Beatrix von Storch, Dr. Anton Friesen, Marcus Bühl, Petr Bystron, Siegbert Droese, Thomas Ehrhorn, Peter Felser, Markus Frohnmaier, Albrecht Glaser, Lars Herrmann, Martin Hess, Karsten Hilse, Martin Hohmann, Stefan Keuter, Enrico Komning, Jörn König, Steffen Kotré, Dr. Rainer Kraft, Volker Münz, Christoph Neumann, Gerold Otten, Frank Pasemann, Tobias Matthias Peterka, Jürgen Pohl, Martin Reichardt, Uwe Schulz, Dr. Dirk Spaniel, Dr. Harald Weyel, Wolfgang Wiehle, Dr. Christian Wirth, Verena Hartmann und der Fraktion der AfD BDS-Bewegung verurteilen – Existenz des Staates Israel schützen >>>

 

 

 

BDS - Kein seriöser Umgang - Der Bundestag verhandelt einen Antrag gegen die palästinensische BDS-Bewegung. Dem Kampf gegen Antisemitismus erweisen die Parteien damit einen Bärendienst. -   16. 5. 2019 - Katja Maurer

Heute wird der Bundestag aller Voraussicht nach über einen gemeinsamen Antrag von CDU/CSU, Grünen, FDP und SPD sowie einen Antrag der AfD abstimmen, die beide die palästinensische Bewegung BDS (Boycott, Divestment, Sanctions) als antisemitisch deklarieren. Während die erstgenannten Parteien BDS wegen seiner Boykottforderung gegen Israel verurteilen, fordert die AfD gleich das gänzliche Verbot der Kampagne – obwohl BDS in Deutschland politisch keine Rolle spielt. Aber im Wettbewerb um den besten Vorkämpfer gegen Antisemitismus will die AfD nicht ohne Grund die Nase vorn haben: In aktuellen Studien wird die Antisemitismusgefahr in Deutschland zu 90 Prozent im rechten Lager verortet. Da kommt die BDS-Debatte gerade recht.

Welche genauen Folgen der Bundestagsbeschluss haben wird, ist schwer zu sagen. Viele ähnliche Beschlüsse auf kommunaler Ebene wurden zur Begründung von Raumverboten gegen Veranstaltungen herangezogen, die sich kritisch mit der israelischen Besatzungspolitik auseinander setzen. In den Fällen, die tatsächlich vor Gericht gingen, waren diese Verbote oft nicht haltbar, weil die Veranstaltungen unter das Grundrecht der Meinungsfreiheit fielen.

Die meisten der im Bundestag vertretenen Parteien haben politische Stiftungen, die auch in den palästinensischen Gebieten tätig sind und die fast alle mit Organisationen der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, die den BDS-Aufruf unterzeichnet haben. Sie werden sie hoffentlich auch künftig fördern. Die israelische Regierung und ihre deutschen – in Teilen: ihre „antideutschen“ – Apologeten, deren Verhältnis zu Israel an die Sowjetunion-Treue der DKP erinnert, träumen davon, dass die Zusammenarbeit mit diesen Organisationen verboten wird. Denn dann blieben kaum noch palästinensische Partner.  >>>

 

 

 

Brief von Botschafterin Dr. Daibes an die Fraktionsvorsitzenden

16.05.2019 - Nachfolgend veröffentlichen wir den Brief von Botschafterin Dr. Daibes an die Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU, Bündnis90/Die Grünen, SPD und FDP anlässlich des fraktionsübergreifenden Antrages "Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten - Antisemitismus bekämpfen":

Sehr geehrter Herr Brinkhaus, sehr geehrter Herr Dobrindt,  
Sehr geehrte Frau Nahles,
sehr geehrte Frau Göring-Eckardt, sehr geehrter Herr Dr. Hofreiter,
sehr geehrter Herr Lindner,
 
der fraktionsübergreifende Antrag zur Bekämpfung des Antisemitismus gibt mir Anlass, Ihnen zu schreiben.  
 
Wir teilen mit Deutschland die Auffassung, dass jeder Form von Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus entschieden entgegenzutreten ist und eine rechtliche Verfolgung nach sich zu ziehen hat. In besonderem Maße schätzen wir, dass Deutschland ein offenes, tolerantes und multikulturelles Land ist, indem grundlegende Menschenrechte, wie die Rede- und Meinungsfreiheit, geschützt und gepflegt werden. Die Intention dieses Antrages, die wichtige und notwendige Bekämpfung des Antisemitismus, ist ohne Zweifel berechtigt. Jedoch lässt der Antrag eine Trennung zwischen Kritik an der israelischen Regierung und Antisemitismus vermissen, völkerrechtliche Standards werden ausgeblendet - mit verheerenden Folgen für alle Beteiligten.   
 
Es ist für mich immer wieder alarmierend zu erfahren, wie Antisemitismus instrumentalisiert wird, um kritische Stimmen der israelischen Besatzungspolitik zu isolieren und mundtot zu machen. Diffamierungskampagnen gegen palästinensische und jüdische Solidaritätsgruppen, zuletzt bei der Verleihung des Göttinger Friedenspreises an die „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ sind inzwischen im gesamten Bundesgebiet wahrnehmbar. Selbst an Universitäten, Stätten geistiger Auseinandersetzung, können israelkritische Veranstaltungen nicht mehr stattfinden. Öffentliche Räumlichkeiten werden entzogen, DozentInnen, wie in Hildesheim und Berlin geschehen, einfach entlassen. Es ist zutiefst besorgniserregend, dass diese Ereignisse in einem freiheitlichen, demokratischen Staat geschehen, der sich für Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht der Völker international stark macht. Völlig zurecht erleben wir inzwischen einen regen Protest vieler Palästinenser, Juden und Deutscher gleichermaßen.
 
Ich muss auch leider feststellen, dass in Deutschland inzwischen Unterstützer der Menschenrechte für Palästinenser als Antisemiten pauschal abgestempelt werden. Es ist völlig inakzeptabel, dass Palästinenser, Israelis und Deutsche der gewaltfreien BDS-Kampagne, die eine Gleichbehandlung aller Menschen vor dem Völkerrecht anstrebt, nun auf politischer Ebene als antisemitisch diffamiert werden. BDS beinhaltet einen gewaltfreien Widerstand gegen die israelische Besatzungs- und Besiedlungspolitik, ist temporär angelegt und bis zu dem Zeitpunkt aktiv, indem der Staat Israel völkerrechtlichen Verpflichtungen entspricht. Es geht um die Beurteilung der israelischen Politik am Maßstab des internationalen Rechts. Unabhängig davon, ob Sie oder ich BDS unterstützen bzw. ablehnen, bleibt es die freie Entscheidung eines jeden Einzelnen.  
 
Ich befürchte, dass mit Ihrem Antrag BDS kriminalisiert wird. Im Antrag selbst wird nicht zwischen Israel und völkerrechtlich besetztem Gebiet unterschieden – ein Widerspruch zu geltendem Völkerrecht. Ein Diskurs über Menschenrechte, die universelle Rechte sind, allen Menschen, auch Palästinensern zustehen, darf nicht im Keim erstickt werden. Denn wir benötigen gerade in Zeiten wie diesen ein Klima des Vertrauens und des Gesprächs.  
 
Die Delegitimierung von BDS und der damit verbundenen offenen Diskussion ist ein schwerer und gefährlicher Eingriff in die demokratischen Grundrechte einer freien und engagierten Zivilgesellschaft. Deutsche, palästinensische und israelische Akteure, die sich dem Frieden verpflichtet fühlen, werden zunehmend in Unsicherheit und Angst versetzt. Ihrer wichtigen Arbeit werden Schranken auferlegt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir dringend einen Diskurs führen sollten, um Unwahrheiten, Unwissenheit und Vorurteile abzubauen.  
 
Ich vertraue darauf, dass Sie einen offenen Diskurs im Bundestag zulassen und die Zeit dafür verwenden, mit den Akteuren ins Gespräch zu kommen. In Anbetracht der zutiefst besorgniserregenden Folgen dieses Antrages möchte ich mich mit Ihnen und den Fraktionsmitgliedern austauschen.   Mit freundlichen Grüßen  Dr. Khouloud Daibes  Botschafterin

 

 

 

Ganz große Koalition für Zensur! - 16. Mai 2019 - Am morgigen Freitag wird im Bundestag über drei Anträge zu BDS, dem Boykott von israelischen Waren, abgestimmt. Durchkommen dürfte wohl der Antrag einer ganz großen Koalition von Union, SPD, Grünen und FDP. Der Antrag hätte Zensur zur Folge und wird daher auch von israelischen Wissenschaftlern scharf kritisiert.

Der Antrag, der morgen ziemlich sicher durchkommen wird, erklärt BDS zur strategischen Bedrohung für Israel, obwohl es in Deutschland nahezu keine Relevanz hat, und setzt BDS insgesamt mit Antisemitismus gleich. Dabei wird nicht einmal unterschieden zwischen einem Boykott der Produkte aus den völkerrechtswidrigen Siedlungen  >>>

 

 

 

Kommentar BDS - Die Diskursverschiebung - Die Bundestagsfraktionen möchten mit einem Antrag gegen die Boykottbewegung BDS vorgehen. Doch damit verhindern sie eine wichtige Diskussion. -  Janis Hagman - 15. 5. 2019 - Auf den ersten Blick kann man voll und ganz zustimmen: In allen Formen müsse Antisemitismus verurteilt und bekämpft werden, heißt es in dem interfraktionellen Antrag, der noch diese Woche im Bundestag beschlossen werden soll. Doch der Text hat es in sich.

Erstens sollen der Boykottbewegung gegen Israel BDS („Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“) in Deutschland Räumlichkeiten verweigert werden. Das Argument: BDS sei antisemitisch. Das verkennt die Heterogenität der Bewegung. Ohne Frage finden sich abscheuliche Antisemiten in ihren Reihen (etwa jene, die das SS-Logo verwendeten, um gegen den ESC Stimmung zu machen). Doch auch Menschenrechtler, Gewerkschaftler und Berufsverbände in Palästina und in Israel haben den BDS-Aufruf von 2005 unterschrieben oder unterstützen Teile des Forderungskatalogs.

Dass deutsche Politiker bereit sind, Boykottaufrufe pauschal zu ächten und die Meinungsfreiheit massiv einzuschränken, erschreckt. Nicht nur die EU, auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stellte 2017 in einem Vermerk noch fest: „Die BDS-Bewegung ist aus Sicht der Bundesregierung nicht per se antisemitisch.   >>>