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 KurznachrichtenArchiv - ThemenLinksFacebook   -    31. Juli 2022   -   Sponsern SieAktuelle TermineSuchen

 

Quelle Facebook - um die Bilder zu vergrößern auf das Bild klicken

 Jeff Halper - 30. 7. 2020

Ich gehe gerade das ICAHD-Fotoarchiv zum Thema Tragödie/Verbrechen von Hauszerstörungen durch und bereite mich auf die Veröffentlichung eines neuen Flyers vor: Die Bilder sind so aussagekräftig, dass ich einige mit Ihnen teilen möchte. Sie wurden entweder von mir, einem unserer Aktivisten, Mcky Kratzman, oder von Activestills, einem Kollektiv von Dokumentarfotografen, die sich intensiv mit dem palästinensischen Kampf beschäftigen, aufgenommen.

Zum Vergleich: Seit 1948 hat Israel rund 140.000 palästinensische "Strukturen" zerstört: Häuser, Viehzuchtanlagen und ganze Bauernhöfe, Schulen, Moscheen, Gemeindegebäude, Unternehmen, mehr als 500 ganze Dörfer, Städte und Gemeinden in seinem Bestreben, Palästina zu judaisieren, ein arabisches Land in ein jüdisches zu verwandeln.

ICAHD besteht darauf, dass der politische Diskurs über den "Konflikt" die menschliche Dimension, das in diesen Bildern gezeigte Leid, aber auch die individuellen und kollektiven Bestrebungen der unterdrückten Bevölkerung, in unserem Fall der Palästinenser, berücksichtigen muss. Unabhängig davon, was Sie davon halten oder ob Sie eine Meinung haben oder nicht, können diese Bilder Sie nicht unberührt lassen.  Quelle


 

Antisemitismus – The never-ending story

Abraham Melzer -  29.07.2022

Ich wage zu behaupten, dass es kein Thema oder Problem auf der Welt gibt, worüber mehr geschrieben wurde als über den Antisemitismus. Und es gibt auch kein Problem, über das so viel unverantwortlicher Unsinn und Schwachsinn geschrieben worden ist. So wie jüngst jeder ein Corona-Fachmann oder Fachfrau war, so sind schon immer vermeintliche Philosemiten und echte Antisemiten zu Beschützer der Juden geworden, die sie im Grunde nicht mögen oder sogar hassen. Davor sind auch die angeblich seriösesten Zeitungen und Zeitschriften nicht befreit und sie beschäftigen zuweilen Autoren, die von der Materie keine Ahnung haben, dafür aber gut im Abschreiben sind.

Jüngstes Beispiel ist die FAZ, in deren Ausgabe vom 28.07.2022 Thomas Thiel sich über das Einstein-Forum ausgelassen hatte und einen hämischen und widerlichen Artikel schrieb, den er aber offensichtlich, wenn man es mit dem Beitrag von Pascal Beck in Mena-Watch“ vom 20.07.2022 vergleicht, bei Mena-Watch abgeschrieben hat. Beide berufen sich auch auf das jüdische Establishment, auf den Zentralrat der Juden, der sowohl das Einstein-Forum wie auch das Berlin International Center fort he Study of Antisemitism als „Institution für Antisemitismus“ bezeichnete. Als im Forum „ein Mann aus dem Publikum“ die Erklärung beisteuerte, „Mena-Watch“ würde von einem Juden finanziert, kommentierte Thiel diesen Zwischenruf als „Schlimm?“

Nein, natürlich ist es nicht schlimm, wenn eine Thinktank von einem Juden finanziert wird. Ich möchte nicht wissen wie viele solche Thinktanks in den USA von Juden finanziert werden. Thomas Thiel ist aber offensichtlich nicht gut genug informiert. Ob dieses angeblich „unabhängige Thinktank“ tatsächlich unabhängig ist möchte ich hier anzweifeln. Eine Presseagentur, die Autoren wie den antideutschen Alex Feuerherdt beschäftigt, oder Stefan Frank, der auch für die faschistische und nationalistische Jüdische Rundschau schreibt, oder Mathias Küntzel, der für seine Islamophobie bekannt ist, oder Ulrich W. Sahm, der zum Judentum konvertierte Nachkomme alter und fanatischer Nazis und Antisemiten, der jetzt wohl Busse tut indem er seinerseits Palästinenser diffamiert, oder nicht zuletzt Karl Pfeiffer, der die Zeitung der Jüdischen Kultusgemeinde in Wien herausgibt, eine solche Presseagentur bzw. ein solcher Thinktank kann nicht neutral und fair sein. Es ist offensichtlich ein Instrument der israelischen Propaganda. Wenn Thomas Thiel aber diese Quelle benutzt, um Kritiker des Zionismus bzw. der völkerrechtswidrigen israelischen Politik zu diskreditieren, dann macht er genau das, was die israelische Hasbara beabsichtigt, nämlich den Holocaust und seine Erinnerung in ein Mittel zu verwandeln, mit dem jede Kritik an Israels Politik zurückgewiesen werden kann.

Natürlich gibt es immer noch Antisemitismus in der Welt, wenn auch nicht gerade beim Einstein-Forum oder bei unzähligen jüdischen, israelischen und nichtjüdischen Akademikern, Künstlern, Politikern und eingefleischte Demokraten, die gemeinsam gegen die Diffamierung der BDS-Kampagne protestierten. Und natürlich ist die BDS-Kampagne nicht gerade ein Beweis, dass die Kritik an Israels Politik antisemitisch ist. Man muss nicht unbedingt ein Antisemit sein, um Israels völkerrechtswidrige Politik zu kritisieren.

Natürlich darf man gegenüber Dummköpfen kein Verständnis zeigen oder sie gar rechtfertigen, die die Schuld an allem Bösen in der Welt den Juden in die Schuhe schieben. Das ist der Antisemitismus von echten Rassisten, von Faschisten und Neonazis, die Israel „lieben“. Aber auf solche Liebe können wir Juden verzichten. Dann schon lieber Hass, weil es ehrlicher ist. Daraus ergibt sich auch, dass der Kampf gegen den echten Antisemitismus nicht nur ein Problem der Juden ist. Wenn eine jüdische Funktionärin mich als „berüchtigten Antisemiten“ beschimpft und beleidigt, dann ist das keine Angelegenheit nur zwischen Juden, sondern es geht alle an. Es ist eine Schande, dass die Führer der jüdischen Gemeinden und des Zentralrats der Juden ein „unverantwortlicher Haufen eigennütziger Juden sind“, wie es Avram Burg, ehemaliger Präsident der zionistischen Weltorganisation und ehemaliger Vorsitzender des israelischen Parlaments, der Knesset, neulich ausdrückte. Für Mena-Watch ist selbst Avrum Burg ein Antizionist und somit ein Antisemit.

In dem oben erwähnten Forum ging es um den jüdischen Philosophen und Autoren Jean Amery, der die Kritik der Linken an Israel nie akzeptiert hat und nach Meinung von Thiel auch nie akzeptiert hätte. Ich hatte die Ehre Jean Amery zu kennen und kann tatsächlich bestätigen, dass er alles, was er Anfang der siebziger Jahre schrieb auch so gemeint hat. Aber Jean Amery starb im Oktober 1978 durch Selbstmord. Wir wissen nicht, wie er heute über den Konflikt geurteilt hätte. Wir haben nicht mehr die siebziger Jahre, als ich die „Gespräche mit israelischen Soldaten“ aus dem Hebräischen übersetzt habe und mit einem kurzen Vorwort von Jean Amery herausgab. Damals haben die israelischen Soldaten „geschossen und geweint“. Heute schießen sie auf Frauen, Kinder und am Boden liegenden Verwundete und lachen. Die israelische Armee ist heute nicht mehr das, was sie damals war, als auch ich in dieser Armee diente. In der Zeit zwischen 1967 und heute ist es eine brutale Besatzungsarmee geworden, wie jede andere brutale Besatzungsarmee überall auf der Welt ist. Dass die israelische Armee die „humanste“ Armee der Welt sei, glaubt inzwischen auch in Israel niemand mehr.

Jean Amery beklagte seinerzeit, dass die Linke, die „nicht antisemitisch, sondern antizionistisch“ ist, nicht „die tragische Schwäche der Juden, die vom Terrorismus bedroht werden und von Staaten umzingelt sind, die sie vernichten wollen.“ Das war schon damals nicht richtig und ein Produkt der israelischen Propaganda, denn es ging um den Staat Israel und nicht um die Juden. Wie stark und mächtig Israel war, haben wir ja im Krieg von 1967 gesehen. Amery mag recht gehabt haben mit der Behauptung, dass Israel eine „existenzielle Bedeutung“ für die Juden in aller Welt hat, aber diese Bedeutung hat Israel im Laufe der Jahrzehnte nach und nach verloren. Die Hälfte der amerikanischen Juden und vor allem die Jüngeren, distanziert sich heute von Israel und nur bei uns in Deutschland steht der Zentralrat der Juden fest und stramm hinter Israels Politik, gleichgültig wie richtig oder falsch sie ist. Der Zentralrat generiert sich wie eine zweite Israelische Botschaft und was ihn noch mehr unangenehm und peinlich für viele Juden macht, ist die Art und Weise wie sich ein ungebildeter jüdischer Funktionär wie Josef Schuster in gesellschaftlichen Angelegenheiten einmischt und sich als Richter über Kunst und Kultur erhebt. Ob es um Kunst, Sport oder Literatur geht, immer gibt er seinen Senf dazu und oft genug ist es nur Schaum und grüne Galle.

Müssen demnächst Ausstellungen, Musikfestivals, Buchmessen und öffentliche Diskussionen über den Nahost-Konflikt vom Zentralrat der Juden genehmigt werden? Muss der Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, Felix Klein, in Zukunft seine Schnüffler überallhin auf der Suche nach Antisemitismus schicken? Wird bald der biedere, konservative und langweilige Arzt Josef Schuster bestimmen was wir sehen, hören und lesen dürfen? Und wird Felix Klein bestimmen was Antisemitismus und wer Antisemit ist? Und wird in seinem Ministerium eine Antisemiten Datei vorbereitet, die jeden erfasst, der Israels Politik kritisiert hat, nachdem er dem israelischen Hasbara-Ministerium eine intensive Zusammenarbeit vorgeschlagen hat? Und werden wir bald einen Judenstern tragen müssen, der uns als Unterstützer Israels ausweist, weil es umgekehrt zu viele sein werden.

was mich am meisten fasziniert: „die Juden“ (amtliche, offizielle) merken nicht, dass sie für einen verspäteten Kolonialismus bei den Völkern der Dritten Welt gehasst werden. Es geht um Antikolonialismus. Aber sie ziehen sich dieses Paar Schuhe an und nennen es Antisemitismus. Man muss sich als Diaspora-Jude nicht auf Seite der Palästinenser stellen, aber man könnte doch eine postkoloniale Position einnehmen und sich hinter der postkolonialen Fassade der „Entwicklungshelfer“ verstecken. Wie lange noch will aber die deutsche Politik vor dem Zentralrat der Juden auf die Knie gehen und Josef Schuster jeden Fehltritt und jede Unverschämtheit durchgehen lassen.

So wie ich Jean Amery kannte bin ich sicher, dass er im Laufe der Jahre seine Meinung geändert hätte und heute zu einem der Verteidiger der Meinungsfreiheit und der rechte der Palästinenser auf Unabhängigkeit und staatliche Souveränität geworden wäre. Israel ist heute nicht mehr von Staaten umzingelt, die es vernichten wollen, und der Konflikt ist nicht zwischen den Palästinensern und den Juden, sondern zwischen Palästina und Israel. Und so wie ich Jean Amery kannte wäre er heute ein BDS-Sympathisant, wenn nicht sogar Aktivist.

Thiel beklagt und bestreitet, dass es Parallelen zwischen dem Holocaust und der Behandlung der Palästinenser gibt. Selbstverständlich gibt es sie nicht. Noch werden die Palästinenser nicht in Konzentrationslagern gesammelt und noch gibt es keine Gaskammern in Israel. Aber der Holocaust hat ja bekanntlich nicht mit Gaskammern oder Verbrennungsöfen begonnen. So wie Juden aus Deutschland und anderen europäischen Ländern vertrieben wurden, so werden auch Palästinenser aus ihren Häusern und Grundstücken vertrieben. Thiel will es nicht wahrhaben und will es auch nicht wissen. Er ist der „protector judea“, der Beschützer der Juden. Er sollte mal das Buch eines palästinensischen Israeli lesen, dass ich vor mehr als 30 Jahren verlegt habe. Es heißt „Ich bin der Jude der Juden“. Der israelischen Verleger, der es auch herausgab, hat kurz vor Erscheinen des Buches wohl den Mut verloren und änderte den Titel, ohne den Autor zu informieren bzw. um Erlaubnis zu fragen, in „Ich bin Jude unter Juden“. Dass „Jude unter Juden“ etwas ganz anderes ist als „Jude der Juden“ kapiert sogar ein Kind im Kindergarten.

Im Forum erzählte ein Teilnehmer, der David hieß und wohl ein Jude war, eine, wie Thiel meint, „mit den üblichen Anti-Israel-Klischees gewürzten Anekdote über den Terrorstaat Israel, der das palästinensische Bewusstsein auslöschen wollte und dem NS-Staat zum Verwechseln ähnlichsah.“ Die Palästinenser sollten nämlich nicht wegen eines Verbrechens oder eines Bodenkonflikts vernichtet werden, sondern weil es sie gab. Deutlicher konnte man die Parallelen zum Holocaust kaum ziehen. Thiel meint dazu: „Die Anekdote möge stimmen oder auch nicht. Was gewiss nicht stimmt, ist, dass Israel die planmäßige Auslöschung der Palästinenser betreibt.“ Hier zeigt Thiel wieder, dass er keine Ahnung hat und nicht weiß, wovon er schreibt. Keine Ahnung haben ist nicht schlimm, aber dieses Fehlen an Ahnung als Wissen zu verkaufen, ist lächerlich und absurd.

Dann will auch ich eine Anekdote erzählen, die ich nicht von Dritten erfahren, sondern selbst erlebt habe. 1983 reiste ich nach Israel, um meinen Militärdienst abzuleisten. Als Rekrut wurde ich eines Nachts gegen Mitternacht geweckt und wurde mit voller Montur und dem Uzi in der Hand zusammen mit allen anderen Rekruten der Kompanie auf einen Lastwagen verfrachtet. Wir fuhren in die judäischen Berge und hielten in einem arabischen Dorf, von dem wir natürlich nicht wussten, wo es lag und wie es hieß. Uns wurde befohlen alle Einwohner des Dorfes, Säuglinge, Kinder, Mütter und vor allem alle Männer auf dem Marktplatz zu versammeln. Mehr als 200 Menschen standen da und froren, weil die Tage in den judäischen Bergen zwar heiß sind, die Nächte dafür um so kälter. Auch wir Soldaten froren. Wir standen an die 5 Stunden, bis die Sonne langsam im Osten aufging und es hell wurde. Ohne sich um die palästinensischen Dorfbewohner zu kümmern, befahl unser Kommandant die Abreise zurück ins Camp. Als wir dort ankamen fragte ich ihn was wir da gemacht haben und ob es notwendig war. Seine Antwort sagte eigentlich alles und gab vor allem Auskunft darüber, dass Israel die planmäßige Auslöschung der Palästinenser tatsächlich betreibt. Er sagte, es sei nichts passiert, aber wir wollen ihnen das Leben „bitter“ machen, damit sie endlich das Land verlassen. Man muss aber wissen, dass das Wort „bitter“ aus der Pessach-Liturgie stammt, in der es heißt, dass die Ägypter die Juden quälten und ihnen das Leben „bitter“ machten. Ihnen das Leben bitter machen kennt in Israel jedes Kind, da man es schon im Kindergarten lernt.

Und als jemand, der die israelische Grundschule besucht hat, in Israel gelebt und mit Israel sein Leben lang verbunden ist, kann ich nur bestätigen, dass es in der Tat das Ziel der Siedler und der rechtsgerichteten Politiker und sogar der weniger rechtsgerichteten, die Palästinenser lieber heute als morgen aus ihren Wohngebieten zu vertreiben und das ganze Land „judaisieren“. Wenn Israel es könnte, wenn Israel sicher wäre, dass die Welt das zulassen würde, würden die Israelis es machen. Lieber heute als morgen.

Und wer jetzt noch glaubt, dass Jean Amery zu alldem geschwiegen hätte, der hat seine Bücher nicht gelesen oder nicht verstanden. Ich bin sicher, dass er heute angesichts des israelischen Hypernationalismus differenzierter urteilen würde, auch wenn Thomas Thiel es bezweifelt. Er meint, dass eine „Dämonisierung der Kritik an Israel, die Zustimmung von Amery niemals gefunden hätte“. Er zitiert Amerys inzwischen berühmt berüchtigtes Zitat, wonach für ihn der Antisemitismus im Antizionismus „wie das Gewitter in der Wolke“ enthalten ist. Der Vergleich ist banal und passt überhaupt nicht, denn Antisemitismus ist purer Rassismus, man hasst Juden, weil sie Juden sind. Antizionismus ist die Ablehnung einer faschistischen und kolonialistischen Ideologie. Im Gegensatz zum Antisemitismus geht es hier um die Ideologie und nicht um die Menschen. Natürlich gibt es Antizionisten, die eigentlich verdeckte Antisemiten sind, aber die Mehrheit der Kritiker der israelischen Politik, die Aktivisten wie ich sind, hassen nicht Juden und schon gar nicht „die Juden“, sondern setzen sich für Gerechtigkeit für die ein, die mit ihrem Land und ihrer Freiheit für die Verbrechen der Nazis geradestehen mussten.

Und Thiel irrt sich auch bzw. liegt vollkommen falsch, wenn er meint, dass Amery seine Meinung nie geändert hätte und schon gar nicht in einer Zeit, in der „Antisemitismus in postkolonialem Gewand auf den Podien von Kunst und Wissenschaft gefeiert wird.“ Thiel ist offensichtlich bereit die Kunst und die Wissenschaft, womöglich auch die Kultur, Literatur und den Fußball in die Hände von jüdischen Funktionären zu geben, die bei der großen Politik mitmischen wollen und hier die Interessen des jüdischen Staates Israels vertreten und beschützen und nicht die Interessen ihrer Mitglieder.

Die Antisemitismus-Affäre bei der Documenta, die seit Wochen und Monaten in den Medien tobt und täglich Überschriften wie „Noch mehr Antisemitismus“ hervorbringt, ist schlicht eine Antisemitismushysterie in der der Zentralrat der Juden allen, sogar Künstlern aus der Dritten Welt vorschreiben will was Antisemitismus sein soll und wer Antisemit ist. Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen. Schuster vom Zentralrat soll bei seinem Leisten bleiben und sich um seine Glaubensgenossen oder Leidensgenossen kümmern. Er tut es nicht, weil er dem Staat Israel gegenüber mehr loyal ist als Deutschland. Seine Vorgängerin Charlotte Knobloch hat bei jeder passenden und vor allem unpassenden Gelegenheit betont, dass ihr Herz in Tel Aviv liegt und nicht in München. Das wäre kein Unglück, wenn es wahr wäre. In Wirklichkeit liegt ihr Herz in München und wo ihr Verstand ist, das weiß ich nicht.

Seltsamerweise weiß Thiel, dass Amery die „dunklen Seiten des Zionismus“ kritisiert hat, die „Herrenmenschen-Allüren und die Großisrael-Träume“. Wenn Amery das schon vor fünfzig Jahren gemacht hat, was sollte ihn denn hindern es heute noch klarer und deutlicher zu machen. Er wäre nicht der einzige Jude, den die verheerende Politik des Judenstaates angewidert und von Israel entfernt hätte. Und auch Amery, so sehr ich ihn bewundere und respektiere, zumal ich ihn persönlich kannte, hat das Recht sich zu irren. Er schrieb einmal „Wenn aus dem geschichtlichen Verhängnis der Juden bzw. Antisemitenfrage, zu dem durchaus die Stiftung des nun einmal bestehenden Staates Israel gehören mag, wiederum die Idee einer jüdischen Schuld konstruiert wird, dann trägt hierfür die Verantwortung eine Linke, die sich selbst vergisst.“ Aber auch hier irrte sich Amery, der damals wohl nicht den notwenigen Überblick hatte. Linke haben sicher Fehler gemacht und machen auch heute zB in der Ukraine-Politik Fehler. Aber die Idee einer erneuten „jüdischen Schuld“ wird man nicht den Linken in die Schuhe schieben können, zumal „die Juden“ nicht verantwortlich sind für die Verfehlungen der Israelis.

Auch wenn Israel sich als der Jüdische Staat deklariert. sind nicht alle Israelis Juden und nicht alle Juden sind Israelis und solange das nicht eindeutig geklärt ist und man Juden und Israelis in einem Sack wirft, solange wird man das Problem des Antisemitismus auch nicht lösen können, wobei wir uns ernsthaft fragen sollten: Ist Israel überhaupt daran interessiert das Problem zu lösen?


 

Aus Angst vor internationalen Sanktionen hat das israelische Militär den Bau illegaler Siedlungen eingestellt

BIP-Aktuell #223: Kolonisierung kann durch internationalen Druck gestoppt werden


Die rechtsgerichtete Organisation Nachala bereitete für den 20. Juli massive Enteignungen von palästinensischem Land vor und sammelte illegal Geld für den Bau illegaler Siedlungen auf gestohlenem palästinensischem Land. Als Aktivisten internationale Sanktionen als Reaktion darauf forderten, beschloss die israelische Regierung, das Militär zu schicken, um die Siedler zu stoppen.

Tausende von Siedlern planten für den 20. Juli eine beispiellose Großoffensive gegen Palästinenser. Die rechtsgerichtete Organisation Nachala [das bedeutet: ein Grundstück oder ein Lehen] koordinierte die Bemühungen. Die Errichtung rein jüdischer Siedlungen in besetztem Gebiet verstößt gegen Artikel 49 der Vierten Genfer Konvention und das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs und ist daher völkerrechtswidrig. Die Errichtung neuer Siedlungen ohne Genehmigung verstößt zwar außerdem auch gegen israelisches Recht, aber die Siedler verheimlichten ihren Plan nicht und verteilten Flugblätter, in denen sie ihre Anhänger aufforderten, sich an dem illegalen Akt der Beschlagnahmung palästinensischen Landes und der Besiedlung zu beteiligen.

Das von den Siedlern verteilte Flugblatt ruft zu einem Gebet am 18. Juni als Vorbereitung auf die Besetzungsaktion am 20. Juli auf. Die Logos am unteren Rand zeigen Gemeinden illegaler Siedlungen, rechtsgerichtete NGOs und politische Parteien. Quelle: Von Nachala verteilte Broschüre, 2022.
 
Nachala selbst ist nicht als Verein registriert, sammelte aber in nur drei Tagen 5 Millionen NIS (etwa 1,4 Millionen Euro) über verschiedene in Israel registrierte rechtsgerichtete NRO, so dass die Spendensammlung steuerlich absetzbar sind, obwohl das Geld für illegale Aktivitäten gesammelt wurde und sogar der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz dazu aufrief, die Spenden sammlung zu stoppen (Quelle auf Hebräisch). Keine der NRO, die Geld zur Finanzierung der kriminellen Aktivitäten überwiesen haben, wurde von den israelischen Behörden bestraft.
 
Nachala wird von Daniela Weiss geleitet, die auch Vorsitzende des Regionalrats von Samaria ist. Daniela Weiss wurde verurteilt, weil sie ein palästinensisches Restaurant bestohlen und dessen Eigentum verwüstet hatte. Auch hatte sie sich der Verhaftung widersetzt und war einer gerichtlichen Anordnung zur Räumung einer illegalen Siedlung nicht nachgekommen. Da die israelische Koalition zerbrochen ist und für den 1. November Neuwahlen angesetzt sind, weiß Weiss, dass eine Provokation gegen die Übergangsregierung für sie ein Gewinn ist. Sowohl Verteidigungsminister Gantz als auch Ministerpräsident Lapid haben Angst, in der israelischen Öffentlichkeit als "links" abgestempelt zu werden, und lassen daher entweder zu, dass die Siedler illegale Siedlungen bauen, oder sie gehen gegen die Siedler vor und spielen den rechtsextremen Parteien in die Hände, die dann bei der kommenden Wahl an Stärke gewinnen werden.
 
Am 16. Juni schrieb der israelische Menschenrechtsanwalt Eitay Mack einen offenen Brief an den Hohen Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik Joseph Borell und forderte die EU auf, individuelle Sanktionen gegen Daniela Weiss zu verhängen und ihr Vermögen sowie das der Organisation Nachala einzufrieren. Mack verwies auf die Verpflichtung der Europäischen Union, das Völkerrecht zu wahren.>>>

Mann steht vor Podium, auf dem steht: Ben & Jerry's muss Judenhass beenden

Ben & Jerry's-Eigentümer Unilever gibt zu, dass es unter Israels Drohungen geschmolzen ist

Ali Abunimah  - 29. Juli 2022

Israel und seine Lobby beschuldigten Ben & Jerry's und seine Muttergesellschaft Unilever des Antisemitismus und "Judenhasses", nachdem der Eiscreme-Hersteller die prinzipielle Entscheidung getroffen hatte, nicht mehr von Israels gewaltsamer und illegaler Kolonisierung des besetzten palästinensischen Landes zu profitieren. John LamparskiZUMAPRESS
Ben & Jerry's und seine Muttergesellschaft Unilever sind Berichten zufolge gescheitert, eine Verhandlungslösung in ihrem Streit zu erreichen, der sich aus der Entscheidung des Eisherstellers ergab, den Verkauf seiner gefrorenen Leckereien in israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland einzustellen.

"Die Gespräche haben nicht funktioniert, weil Ben & Jerry's nicht von seinem sozialen Auftrag und seiner Haltung zu den palästinensischen Menschenrechten abrücken will", berichtete Reuters am Freitag unter Berufung auf eine ungenannte Quelle mit direkten Kenntnissen".

Das bedeutet, dass der Fall nach einer zweiwöchigen Unterbrechung an ein Bundesgericht in New York zurückverwiesen wird, um einer Mediation eine Chance zu geben.

Anfang dieses Monats hatte Ben & Jerry's Unilever verklagt, weil es die Marke und die Rechte des Speiseeisherstellers in Israel an den dortigen Lizenznehmer Avi Zinger und dessen Unternehmen AQP verkauft hatte.

Unilever hat in Gerichtsakten zugegeben, dass dieser Schritt ein Versuch war, den Druck von pro-israelischen Kräften zu mindern.

Die Vereinbarung sieht vor, dass der israelische Lizenznehmer - der nun der künftige Eigentümer der Marke in Israel ist - trotz der Einwände des in Vermont ansässigen Unternehmens Ben & Jerry's weiterhin Ben & Jerry's-Produkte in Siedlungen verkaufen wird.

Die Vereinbarung wurde von israelischen Lobbygruppen und dem israelischen Premierminister Yair Lapid als Sieg über die Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung (BDS) für die Rechte der Palästinenser gefeiert.

Ben & Jerry's behauptet jedoch, dass Unilever kein Recht hatte, die Vereinbarung zu treffen.

In der Klage wird behauptet, dass Unilever gegen die Vereinbarung verstoßen hat, die es bei der Übernahme von Ben & Jerry's im Jahr 2001 unterzeichnet hat. Diese Vereinbarung gibt dem unabhängigen Vorstand des Speiseeisherstellers das letzte Wort über die soziale Mission und die "Markenintegrität" des Unternehmens.

Seit Ben & Jerry's im Juli 2021 bekannt gegeben hat, dass es seine Lizenzvereinbarung in Israel beendet, um den Verkauf von Siedlungsprodukten zu stoppen, stehen das Unternehmen und seine Muttergesellschaft unter starkem Druck und Drohungen aus Israel und seinen Unterstützern.

Naftali Bennett, der damalige israelische Premierminister, sprach mit Unilever-CEO Alan Jope und warnte ihn vor "ernsten Konsequenzen".

Die israelische Regierung schrieb auch an die Gouverneure von Dutzenden von US-Bundesstaaten und forderte sie auf, Ben & Jerry's für sein "antisemitisches" Vorgehen zu bestrafen.

Israelische Lobbygruppen organisierten sogar einen Protest in New York, bei dem der Eishersteller des "Judenhasses" beschuldigt wurde.


Einknicken vor israelischer Schikane
- Unilever - ein multinationaler Konzern, der auch den Namen Conopco verwendet - hat inzwischen zugegeben, dass die von Israel angeführte Mobbingkampagne funktioniert hat.

Obwohl Unilever "ursprünglich gehofft hatte, die politisch aufgeladene Entscheidung des Vorstands respektieren zu können, ohne eingreifen und seine eigenen Rechte zum Schutz von Ben & Jerry's und seinen Eltern geltend machen zu müssen, wurde Anfang des Jahres klar, dass dies nicht mehr möglich war", so Unilever in einer Gerichtsakte Anfang des Monats.

"Der Wunsch des Vorstands, die Aktivitäten von Ben & Jerry's im Westjordanland aus Protest gegen die Politik der israelischen Regierung einzustellen, hat dazu geführt, dass Unilever, Conopco und Ben & Jerry's mehrfach verklagt wurden, dass ihnen vorgeworfen wurde, gegen israelisches Recht und die Gesetze oder die Politik mehrerer US-Bundesstaaten zu verstoßen, und dass sich die Aktionäre in erheblichem Umfang von dem Unternehmen trennten", heißt es in dem Antrag.

"Angesichts dieser Bedrohungen kamen Unilever und Conopco zu dem Schluss, dass ein begrenzter Verkauf des Ben & Jerry's-Geschäfts in Israel" der beste Weg sei, um die konkurrierenden Interessen auszugleichen und die Interessen von Unilever, Conopco und Ben & Jerry's zu schützen", heißt es in dem Antrag weiter.

Der Vorstand von Ben & Jerry's war eindeutig anderer Meinung und betrachtete den Schritt als einen hinterhältigen Versuch, eine Entscheidung rückgängig zu machen, zu der er jedes Recht hatte.

Wenn es das Ziel von Unilever war, Israel zu beschwichtigen und das Problem mit Ben & Jerry's aus der Welt zu schaffen, so ist dies eindeutig gescheitert, da die Kontroverse eskaliert.

Die leeren Prinzipien von Unilever
- Ben & Jerry's dürfte sich auch über die herablassenden Kommentare von Unilever-CEO Alan Jope in dieser Woche nicht freuen.

"Es gibt für Ben & Jerry's genug, woran sie sich bei ihrer Mission für soziale Gerechtigkeit die Zähne ausbeißen können, ohne sich in die Geopolitik zu verirren", sagte Jope am Dienstag. "Ich bin mir sicher, dass die Marke auch weiterhin eine sehr gute Zukunft haben wird, wenn sie genau das tut."

Jope forderte Ben & Jerry's auf, sich auf sicherere Themen wie den Klimanotstand und "soziale Gerechtigkeit" zu konzentrieren - als ob das Recht der Palästinenser auf Befreiung von militärischer Besatzung und brutaler Siedlerkolonisierung nicht eine Frage der sozialen Gerechtigkeit wäre.

Wie viele andere Unternehmen behauptet auch Unilever, den Grundsätzen der sozialen Verantwortung von Unternehmen zu folgen.

Das Unternehmen behauptet, dass "wir eine Gesellschaft anstreben, in der alle Menschen gleich behandelt werden" und dass Unilever "daran arbeitet, eine gerechtere, sozial integrative Welt zu schaffen".

"Zu viele Menschen werden ausgeschlossen und unterrepräsentiert, nur weil sie so sind, wie sie sind", räumt Unilever ein.

Aber das sind natürlich alles nur Marketingaussagen eines Unternehmens, dessen einziges Ziel - wenig überraschend - die Gewinnmaximierung ist.

Mit seiner Entscheidung, nicht mehr von Israels gewaltsamem Raub palästinensischen Landes und palästinensischen Lebens zu profitieren, hat Ben & Jerry's - endlich - Maßnahmen ergriffen, um genau die Prinzipien zu verteidigen, die Unilever zu verteidigen vorgibt.

Doch die Reaktion von Unilever bestand darin, Himmel und Erde in Bewegung zu setzen, um die Unterdrücker zu beruhigen und zu besänftigen.

Unilever verurteilt und boykottiert Russland
- Die Heuchelei und Feigheit von Unilever wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen einen umfassenden Boykott gegen Russland verhängt hat und aufgrund der Entscheidung Moskaus, in die Ukraine einzumarschieren, fast alle seine Geschäfte dort eingestellt hat.

"Wir verurteilen den Krieg in der Ukraine weiterhin als einen brutalen und sinnlosen Akt des russischen Staates", sagte Jope im März.

"Wir schließen uns den Forderungen nach einem Ende dieses Krieges an und hoffen, dass sich Frieden, Menschenrechte und internationale Rechtsstaatlichkeit durchsetzen werden", so der Unilever-Chef abschließend.

Einmal mehr beweist Unilever, dass Israel immer die Ausnahme von diesen hehren Grundsätzen ist. Tel Aviv darf sich nicht nur ungestraft über internationales Recht hinwegsetzen und Menschenrechte verletzen, sondern wird dafür sogar noch belohnt.

Mit seiner prinzipienfesten Entscheidung setzt Ben & Jerry's ein seltenes Beispiel, dem andere hoffentlich folgen werden. Quelle

Ghassan Kanafani verweist auf die Frage der Ideologie und der Macht und nicht auf die biologische oder rassische Identität, die das Schicksal eines Volkes bestimmt (Illustration von Haroon James)

Ghassan Kanafani, Zionismus und Rasse: Was das Schicksal eines Volkes bestimmt

Joseph Massad - 29. Juli 2022

50 Jahre nach seiner Ermordung durch Israelis bleibt Kanafanis intellektuelles, literarisches und politisches Vermächtnis bestehen

Eine der seltsamsten Ironien der zionistischen Ideologie ist, dass sie sich auf das Konzept der Biologie und der Rasse stützt, um zu definieren, wer ein Jude ist, und zwar genau die Konzepte, die im Europa des 19. Jahrhunderts erfunden und als Waffe gegen die europäischen Juden eingesetzt wurden. Zionisten setzten eine antisemitische Behauptung ein, um zu argumentieren, dass die modernen europäischen Juden irgendwie in Palästina verwurzelt sind, um sie auf fantastische Weise zu Nachkommen der alten palästinensischen Hebräer zu machen.

Dieses Vertrauen der Antisemiten und Zionisten in die Eigenständigkeit der Juden als "Rasse" erwies sich als katastrophal für das Leben von Millionen europäischer Juden, die in Hitlers Völkermordlagern umkamen, und als triumphal (wenn auch katastrophal für das palästinensische Volk) für jene Juden, die bewaffnete Kolonisten in Palästina wurden.  Die Zionisten beharrten weiterhin auf dem jüdischen Rassenbegriff. Tatsächlich haben sie in den letzten Jahrzehnten die fragwürdigen Schlussfolgerungen einiger Genetiker über das so genannte "jüdische Gen" mit fanatischem Eifer begrüßt.

Seit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat die neue Entdeckung zu allen möglichen kommerziellen Unternehmungen geführt, die behaupten, den Menschen anhand ihrer "Gene" sagen zu können, welcher "Rasse" sie angeblich angehören, auch wenn viele Wissenschaftler der Meinung sind, dass der Begriff "Rasse" als wissenschaftliche biologische Kategorie gar nicht existiert.  Wissenschaftler, insbesondere Wissenschaftshistoriker, haben die fragwürdigen Methoden, die Genetiker zur Interpretation genetischer Daten anwenden, akribisch kritisiert. Der bekannte Genetiker Richard Lewontin zum Beispiel war unermüdlich dabei, diese fragwürdigen Methoden zu entlarven, wie auch viele andere, insbesondere wenn es um die "wissenschaftliche" Suche nach dem "jüdischen Gen" ging.

Nichtsdestotrotz besteht der Zionismus, wie schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts, darauf, dass Juden aus allen Teilen der Welt einer Rasse angehören und ein Volk sind. Zionisten nutzten diese ursprünglich antisemitische Behauptung, um zu argumentieren, dass die modernen europäischen Juden irgendwie in Palästina verwurzelt sind, um sie auf fantastische Weise zu Nachkommen der alten palästinensischen Hebräer zu machen. In einem seltenen Fall argumentierten zwei wichtige zionistische Führer, David Ben Gurion und Yitzhak Ben Zvi, in einem Buch von 1918, dass die palästinensischen Bauern - damals die Mehrheit der palästinensischen Bevölkerung - in Wirklichkeit die Nachkommen der alten Hebräer seien, eine Behauptung, die seitdem begraben wurde.

Rückkehr nach Haifa
- Palästinensische Intellektuelle ließen sich jedoch nie von den rassistischen Argumenten des Zionismus überzeugen. Ghassan Kanafani nahm die Herausforderung in seinem 1969 erschienenen Roman Rückkehr nach Haifa an und veröffentlichte eine vernichtende Riposte gegen die Zionisten. Kanafanis intellektuelles, literarisches und politisches Vermächtnis besteht auch 50 Jahre nach seiner Ermordung durch eine von Israel platzierte Autobombe im Alter von 36 Jahren zusammen mit seiner 18-jährigen Nichte am 8. Juli 1972 in Beirut fort.

Rückkehr nach Haifa ist eine brillante und erschütternde Widerlegung des zionistischen Biologismus, in der Kanafani darauf besteht, dass Prinzipien und ein Engagement für Gerechtigkeit einen Menschen definieren und nicht Biologie und Blut, geografische Herkunft oder väterliche oder mütterliche Abstammung.

Für Kanafani sind Palästinenser durch ihre Prinzipien zu definieren, im Gegensatz zum Rassismus, mit dem der Zionismus Juden definiert. Es ist eine Gleichung, die Kanafani aufstellt, die Geographie und Biologie außer Kraft setzt, nämlich: "al-insan qadiyyah", der Mensch ist eine Ursache und eine Reihe von Prinzipien, und die Menschen müssen nach diesen Prinzipien beurteilt werden, die sie zu dem machen, was sie sind.

Als Sa'id und seine Frau Safiyya, Flüchtlinge von 1948, die im Westjordanland leben, nach der Besetzung von 1967 nach Haifa zurückkehren, um ihr verlorenes Kind zurückzuholen, das in der Panik und dem Chaos der Vertreibung während der Nakba von 1948 in ihrem Haus geblieben war, veränderte das, was sie dort vorfanden, sie zutiefst.

Ihr Haus und sein gesamter Inhalt waren von zionistischen Siedlern gestohlen und den polnisch-jüdischen Siedlern Ephrat und Miriam Kochen übergeben worden, die von der Jewish Agency zur Besiedlung Palästinas geholt worden waren.

Die Zionisten finden das palästinensische Kleinkind, das allein im Haus zurückgelassen wurde, und geben es an die Kochens ab, die es entführen und adoptieren. Miriams Vater, so erfährt man in der Novelle, wurde in Auschwitz ermordet, während ihr Bruder von den Nazis erschossen wurde. Ihr Ehemann Ephrat war, wie viele Überlebende des Holocaust, in die israelische Armee eingetreten. Er wurde 1956 bei der israelischen Invasion in Ägypten getötet.

Indem er die tragische Hintergrundgeschichte der jüdischen Kolonisten schildert, vermenschlicht Kanafani die Eroberer Palästinas.

Als Miriam beispielsweise Zeuge wurde, wie ein totes und blutüberströmtes palästinensisches Kind von zwei zionistischen Soldaten auf einen Lastwagen geworfen wurde, wusste sie, dass es nicht jüdisch war, weil es so weggeworfen wurde, und wurde an das Schicksal ihres Bruders und anderer jüdischer Kinder erinnert, die während des Zweiten Weltkriegs getötet wurden.

So wurden Juden, die in Europa keine politische, rassische oder militärische Eroberungsideologie hatten, Opfer der europäischen Christen, die eine solche hatten, während Juden, die in Palästina eine koloniale Ideologie und eine rassische Kolonialmacht hatten, Opfer der Palästinenser wurden.

Hier verweist Kanafani auf die Frage der Ideologie und der Macht und nicht auf die biologische oder rassische Identität, die über das Schicksal eines Volkes entscheidet.

Ideologie als Identität
- Als Sa'id und Safiyyah erkennen, dass ihr erstgeborener Sohn Khaldun (was "der Unsterbliche" bedeutet) von dem jüdischen Ehepaar entführt wurde, das ihr Haus gestohlen und Khaldun in ein jüdisches Kind verwandelt hat, indem es ihn in Dov (oder "Bär") umbenannt hat, beginnen sie langsam aber sicher zu verstehen, dass Khaldun/Dov nicht mehr ihr Sohn ist und dass er für immer für sie verloren ist.

Miriam erzählt uns, dass Dov genau wie Sa'id aussieht, aber seine Gewohnheiten sind die seines Entführers/Adoptivvaters Ephrat. Dov wurde nicht gemäß der europäischen jüdischen Tradition nach jüdischen Propheten benannt, sondern gemäß der zionistischen Ideologie nach einem Raubtier. Er dient jetzt in der israelischen Armee und bezeichnet die Palästinenser als "die andere Seite". Als Dov seine besiegten palästinensischen Eltern kennenlernt, weist er sie mit großer Verachtung zurück.

Sa'id und Safiyya stellen schnell fest, dass Khaldun, der Unsterbliche, doch sterblich war und dass er 1948, als Palästina fiel, tatsächlich gestorben war und anschließend als räuberischer Kolonialjude wiedergeboren wurde.

In diesem Moment fragt sich Sa'id laut: "Was ist ein Heimatland? Sind es diese beiden Stühle, die zwanzig Jahre lang in diesem Raum standen? Der Tisch? Die Pfauenfedern? Das Foto von Jerusalem, das an der Wand hängt?... Khaldun? Unsere Illusionen über ihn? Vaterschaft? Filialität? Was ist ein Heimatland?... Ich frage einfach."

Für Kanafani sind die Palästinenser durch ihre Prinzipien zu definieren, im Gegensatz zum Rassismus, mit dem der Zionismus die Juden definiert Die zentrale Frage, die Kanafanis Roman aufwirft, ist die nach der Herkunft. Soll der Mensch über seine Eltern, seine Rasse und sein Blut, seine geografische Herkunft oder über andere Kriterien definiert werden? Kanafanis Infragestellung der biologischen Abstammung als Determinante der eigenen Identität ist eine Infragestellung dessen, was akademische Theoretiker "Essentialismus" nennen. Da einige einheimische Palästinenser im Kontext der Novelle zu kolonisierenden Juden werden und andere Palästinenser töten können, und unterdrückte europäische Juden zu Unterdrückern und Eroberern der Palästinenser werden können, sind dann biologische Herkunft, Gene und Geografie für die Bestimmung der Identität relevant oder sind es Ideologie und Macht?

Kanafanis Schlussfolgerung ist sehr weitreichend. Er lässt Sa'id fragen: "Was ist ein Heimatland?" und kommt dann zu dem Schluss, dass "ein Mensch eine Sache ist und nicht Fleisch und Blut, das er über Generationen hinweg erbt". Für Kanafani verwandelt sich der Palästinenser hier von jemandem, der ursprünglich aus Palästina stammt oder biologisch durch die Geburt von palästinensischen Eltern bestimmt ist, in jemanden, der Träger von befreienden und gerechten Prinzipien ist, die in dem Wort "Ursache" oder "qadiyyah" enthalten sind und diese ausmachen.

Eine optimistische Botschaft
- Der Kampf zwischen den Palästinensern und den europäisch-jüdischen Usurpatoren ihres Landes war, wie sich herausstellte, trotz des Beharrens der Zionisten nicht eine Frage der biologischen oder geografischen Herkunft - denn Palästina konnte mit einem Federstrich zu Israel werden und ein palästinensischer Sohn zu einem europäisch-jüdischen -, sondern vielmehr eine Frage der ethischen Grundsätze und der Gerechtigkeit.

Kanafanis Roman lehnt die palästinensische Nostalgie nach einer unwiederbringlichen toten Vergangenheit ab und beharrt auf einer erreichbaren lebendigen Zukunft. Als er seinen Roman nach dem Sieg des Widerstands gegen die israelische Armee in der Schlacht von Karameh 1968 schreibt, lässt er Sa'id bedauern, dass sein zweiter Sohn Khalid - der nach der Nakba geboren wurde und dessen Name, eine Abwandlung von Khaldun, ebenfalls "der Unsterbliche" bedeutet - sich den palästinensischen Guerillas angeschlossen hat.

Sa'id erklärt Safiyya: "Wir haben uns geirrt, als wir dachten, das Heimatland sei nur die Vergangenheit, für Khalid ist das Heimatland die Zukunft... deshalb will Khalid zu den Waffen greifen. Es gibt Zehntausende wie Khalid, die sich nicht von den Tränen aufhalten lassen, die die Menschen vergießen, wenn sie in der Tiefe ihrer Niederlagen nach Resten ihrer Schilde und zerbrochenen Blumen suchen, sondern die in die Zukunft blicken, und damit korrigieren sie unsere Fehler, ja die Fehler der ganzen Welt... Dov ist unsere Schande, aber Khalid ist unsere bleibende Ehre." In dieser hoffnungsvollen Novelle versteht Kanafani, dass der faschistische Charakter des zionistischen Rassismus niemals von den Palästinensern wiederholt werden darf, wenn sie ihren rechtmäßigen Anspruch auf Palästina geltend machen.

Aus diesem Grund ist es für Kanafani unerlässlich, dass Khaldun, der eine vermeintlich unsterbliche Vergangenheit repräsentiert, ein für alle Mal mit dieser Vergangenheit stirbt, während Khalid, der eine unsterbliche Zukunft repräsentiert, als Vertreter des Widerstands gegen den zionistischen Kolonialismus weiterlebt. Kanafanis optimistische Botschaft inspiriert das palästinensische Volk auch heute noch und hallt im lebendigen palästinensischen Widerstand nach.   Quelle



Israelische Behörden reißen am 25. November 2020 ein Zelt im Westjordanland in der Gegend von Masafer nahe der Stadt Yatta in den südlichen Hebron-Bergen ab. (Wissam Hashlamon/Flash90)

Dieser Israeli verbietet den Palästinensern das Bauen. Er lebt in einem illegalen Außenposten

Lernen Sie den Inspektor kennen, der Palästinenser in Masafer Yatta daran hindert, auf ihrem Land zu bauen, und gleichzeitig in einem Haus lebt, das nach israelischen Angaben illegal gebaut wurde.

Yuval Abraham - 28. Juli 2022

Israelische Bauinspektoren, die in den besetzten Süd-Hebron-Hügeln Abrissverfügungen ausstellen, sind ein alltäglicher Anblick geworden. Verbringt man nur ein paar Tage unter der prallen Sonne in der Gegend, sieht man einen weißen Pickup vorfahren, aus dem ein Inspektor steigt, auf den palästinensischen Besitzer eines Hauses oder einer Hütte zugeht und ihm einen Zettel überreicht, der sein Schicksal besiegelt.

Aber was passiert, wenn dieser Inspektor selbst in einem Haus wohnt, das laut dem Staat, den er vertritt, illegal gebaut wurde?
Das ist der Fall von Avia Hagar, dem Inspektor der Zivilverwaltung, der seine Tage damit verbringt, Palästinensern in Masafer Yatta Befehle zu erteilen, die sie zwingen, archäologische Stätten nicht mehr zu "ruinieren", und der sein Haus entgegen dem Gesetz im benachbarten Außenposten von Avigayil gebaut hat.

Bild links - Der Inspektor der Zivilverwaltung Avia Hagar (im Fahrzeug) spricht mit Palästinensern in den südlichen Hebron-Hügeln.


Hagar, der Antiquitäteninspektor der Zivilverwaltung - der Abteilung der israelischen Armee, die für das tägliche Leben von Millionen von Palästinensern unter der Besatzung zuständig ist - hat in den letzten drei Jahren Dutzende solcher Anordnungen an Dörfer in den südlichen Hebron-Hügeln verteilt und behauptet, sie lebten in einer ausgewiesenen archäologischen Stätte und dürften daher ihre Häuser und andere Bauten nicht bauen.

Viele der Dörfer in Masafer Yatta bestehen aus unterirdischen Häusern in Steinhöhlen, die den Bewohnern als traditionelle Behausungen dienen. Diejenigen, die heute noch in den Höhlen leben, tun dies nicht aus freien Stücken, sondern weil die israelische Armee alle ihre Anträge auf Baugenehmigungen ablehnt und sich weigert, Masterpläne für ihre Dörfer zu genehmigen.

Die Geschichte von Muhammad Abu Aram veranschaulicht diese Politik. Abu Aram wurde in einer kleinen Höhle in dem Dorf Al-Rakeez geboren. Im Jahr 2001 errichteten Siedler den Außenposten Avigayil, wo Inspektor Hagar lebt. Siedlungsaußenposten gelten sowohl nach israelischem als auch nach internationalem Recht als illegal, und jedes einzelne Haus in Avigayil, auch das von Hagar, ist zum Abriss vorgesehen. In der Praxis ist dies jedoch bedeutungslos: Der Außenposten wurde mit staatlichen Mitteln gebaut, und seine Bewohner leben in Häusern, die mit Strom und fließendem Wasser ausgestattet sind. Ihre Nachbarn in Al-Rakeez hingegen leben in Höhlen und genießen keine dieser Annehmlichkeiten, einfach weil sie keine Juden sind.

Vor zwei Jahren klopfte ein Inspektor an die Tür der Höhle von Abu Aram. "Der Beamte sagte mir: Sie können hier nicht bauen, hier gibt es alte Höhlen", so Abu Aram. "Ich sagte ihm, dass wir in diesen Höhlen leben, dass dies unser Dorf ist, dass meine Großeltern hier lebten. Meine Familie hat diese Höhlen gegraben."

Abu Aram baute ein kleines landwirtschaftliches Gebäude neben der Höhle. Einige Wochen nach seiner Fertigstellung wurde es von der Armee abgerissen. Die Schwierigkeit, über die Runden zu kommen, ganz zu schweigen von einer Existenz ohne grundlegende Infrastruktur oder die Möglichkeit, ein Haus zu bauen, überzeugte Abu Aram, seine 17 Hektar Land zurückzulassen und ein Haus in einer nahe gelegenen Stadt zu mieten.

Als er kam, um sein Land zu bearbeiten, fand Abu Aram sein Land um seine Höhle herum völlig zerstört vor, ein Akt, den er den Siedlern von Avigayil zuschreibt. Die Sonnenkollektoren waren mit Steinen zerschlagen, die Schränke geplündert und die Wasserleitungen durchtrennt worden.


Hagar besuchte auch das Dorf Tawamin, nachdem Siedler eine Höhle von Barakat Mur angegriffen hatten. Hagar übergab Mur eine Abrissverfügung für sein Haus, nachdem die Siedler bereits die Höhle zerstört, vier Wasserbehälter zerbrochen und ein Solarpanel gestohlen hatten. Dies ist kein Einzelfall: Eine Reihe von Dorfbewohnern aus Tawamin hat das Dorf im Zuge der Siedlergewalt aus den umliegenden Außenposten verlassen.

Hagar kam zwei Tage nach dem Angriff in das Dorf und erteilte Mur zwei Befehle, die ihn daran hinderten, seine Höhle zu reparieren. Mur erklärte dem Inspektor, dass er sein Haus erst repariere, nachdem es von Siedlern angegriffen worden sei. Es half nichts - jede weitere Reparatur könnte zu Murs Verhaftung führen. Den Anordnungen zufolge hatte Mur "Antiquitäten beschädigt", während die Sonnenkollektoren "innerhalb eines archäologischen Polygons" angebracht wurden.

Ein Blick auf die Karten der Zivilverwaltung zeigt, dass das Dorfgebiet nicht innerhalb der Grenzen der von Israel zur Antikenzone erklärten Zone liegt, und es ist unklar, welche Behörde die Anordnung erlassen hat.

 



Bewaffnung der Archäologie
- Zwischen 1920 und 1948 deklarierten die britischen Mandatsbehörden rund 1.000 archäologische Stätten im gesamten heute besetzten Westjordanland. Viele der Dörfer in Masafer Yatta wurden von den Briten in den 1940er Jahren als archäologische Stätten ausgewiesen, die heute von der israelischen Armee zur Schießzone erklärt wurden und deren Bewohner derzeit von der Zwangsvertreibung bedroht sind.

"Alle palästinensischen Dörfer im Westjordanland sind auf archäologischen Stätten gebaut", erklärt der Archäologe Yonathan Mizrachi, ehemaliger Leiter von Emek Shaveh, einer israelischen NRO, die das Zusammenspiel von Archäologie und Besatzung untersucht. "[Die Palästinenser] führen [uralte] Siedlungen fort, die vor 500 oder 1.000 Jahren existierten, und sie befinden sich immer auf oder neben demselben Ort. Die einzigen palästinensischen Orte, die sich nicht auf antiken Stätten befinden, sind Flüchtlingslager".

Man sollte meinen, dass die archäologischen Funde in Masafer Yatta die historische Verbundenheit der palästinensischen Einwohner mit dem Dorf stärken, anstatt sie zu schwächen
. Lesen Sie zum Beispiel die Worte eines jüdischen Geographen namens Natan Shalem, der in seinem Buch "Judean Desert" einen Besuch im Dorf Jinba in Masafer Yatta vor fast einem Jahrhundert beschreibt:

Ich betrat eine der Höhlen, die die Bewohner nach eigener Aussage selbst gegraben hatten. Ihr Inneres machte auf mich keinen bedrückenden Eindruck und übertrifft in mancher Hinsicht die aus Stein gebauten Dorfhäuser. Der Platz von Jinba ist übersät mit Feuersteingefäßen aus allen Epochen, darunter auch verschiedene Tontöpfe, ein treues Zeugnis dafür, dass [das Dorf] hier seit der Vorgeschichte nie aufgehört hat.

Zu der Zeit, als Shalem diese Worte schrieb, gab es auf dem Platz noch keine israelischen Siedlungen, so dass es keine politischen Bedenken gab, den Zusammenhang zwischen der palästinensischen Präsenz und dem Vorhandensein von Altertümern zu betonen.

In den letzten vier Jahren hat die Zivilverwaltung im Rahmen einer Reihe von Maßnahmen zur Begrenzung der palästinensischen Bautätigkeit im Gebiet C des Westjordanlandes (das vollständig unter israelischer Militär- und Verwaltungskontrolle steht) mehr Ressourcen für die Durchsetzung und Überwachung palästinensischer Bautätigkeiten in und um archäologische Stätten eingesetzt. Im Jahr 2019 wurden den Inspektoren der Zivilverwaltung durch eine Änderung des Antikengesetzes erstmals die gleichen Befugnisse wie den israelischen Soldaten eingeräumt, so dass sie Palästinenser festnehmen und verhören können. Seitdem hat die Zivilverwaltung unter dem Druck der rechten Siedler mehr Anordnungen erlassen, um Palästinenser an der angeblichen "Beschädigung von Altertümern" zu hindern.

Ziyad Mahamra aus Bir al-Eid in Masafer Yatta erhielt eine solche Anordnung, nachdem er seine Zisterne gereinigt hatte. Mahamra darf kein Haus mit Dach und Wänden bauen und ist daher gezwungen, weiterhin in der Höhle zu leben, in der er geboren wurde und die, wie er sagt, sein Großvater gebaut hat. Nachdem Mahamra vor zwei Jahren die Zisterne gereinigt hatte - eine alltägliche Handlung, die er jedes Jahr durchführt - klopfte Hagar an seine Tür und überreichte ihm einen Befehl, in dem behauptet wurde, Mahamra habe "eine alte Höhle" in einer archäologischen Stätte gereinigt.

Ab 1999 versuchten Siedler, die 15 Familien, die in Bir al-Eid lebten, gewaltsam zu vertreiben, woraufhin alle von ihnen im Laufe von vier Jahren bis 2003 nach und nach abzogen. Zu dieser Zeit wurden um das Dorf herum die Außenposten Havat Talia und Mitzpe Yair errichtet. Im Jahr 2012 erlaubte Israel den Bewohnern von Bir al-Eid nach einer Petition an den Obersten Gerichtshof, in ihre Höhlen zurückzukehren und ihr Land zu bewirtschaften. Es war ihnen jedoch nicht gestattet, oberirdische Gebäude zu errichten. "Im Grunde haben sie ihnen gesagt: Lebt weiter in den Höhlen wie die Ratten. Das ist kein Problem. Aber wir werden euch keine Baugenehmigung erteilen", sagte Quamar Mishirqi-Assad, der Ko-Direktor von Haqel: In Defense of Human Rights, der die Dorfbewohner in diesem Fall vertrat.

Eine Kette von Korruption und Verfall
- Mitten in einem überfüllten palästinensischen Dorf, vor dem Haus von Ghandi al-Amur, liegt ein Stück leeres Land. Es gehört den Mitgliedern der Familie al-Amur, aber sie haben zu viel Angst, es zu bebauen. Ghandi, ein Bewohner des Dorfes A-Tuwani, fand heraus, dass das Grundstück in Wirklichkeit von einer archäologischen Stätte umgeben ist.

Letztes Jahr wurde Hagar dabei gefilmt, wie sie in Begleitung von Soldaten zu ihrem Haus kam und ein Hemd mit dem Logo von "Guardians of Judea and Samaria" (Hashomer Yosh) trug, einer Organisation, die jüdische Freiwillige zur Arbeit in Außenposten im Westjordanland entsendet.

"Hier steht eine Synagoge von vor 2.000 Jahren, stellt keinen Esel hier hin, das entweiht den Ort. Und baue hier auch kein Haus", sagt Hagar in dem Video. Ein Soldat, der ihn begleitete, steht neben den Wäscheleinen, an denen die Wäsche der Familie aufgehängt war, und sagt zu ihnen: "Es ist verboten, hier Wäsche aufzuhängen", dann zeigt er auf einen Stein und sagt: "Dieser Stein steht seit 2.000 Jahren hier. Das ist respektlos."


WATCH: Avia Hagar konfrontiert die Familie Al-Amur
- Ghandi sagte, dass die Familie seit dem Besuch den Hof nicht mehr benutzt, weil sie befürchtet, zu einem Polizeiverhör vorgeladen zu werden. "Wir haben das Badezimmer und den Tierstall mit unseren eigenen Händen abgerissen", fügte sie hinzu.

Ihr Hof war 2010 Schauplatz einer archäologischen Ausgrabung, die Teil der Auflage der Zivilverwaltung war, einen Masterplan für A-Tuwani zu erstellen - das einzige Dorf in der Region, das einen solchen Plan erhalten hat. Bei den Ausgrabungen wurden Hinweise auf ein Bauwerk aus der byzantinischen Zeit gefunden. Binyamin Har-Even, der die Ausgrabungen im Auftrag der Zivilverwaltung leitete, erstellte ein Gutachten, in dem das Bauwerk als antike Synagoge identifiziert wurde. David Amit, ein Archäologe, der die Funde ebenfalls untersuchte, widersprach der Interpretation von Har-Even und erklärte, es sei unmöglich, die Art des Bauwerks zu bestimmen.

Archäologische Funde zeigen eindeutig, dass es in den südlichen Hebronhügeln eine alte jüdische Siedlung gab, und einige Forscher glauben, dass die Palästinenser, die heute in diesen Dörfern leben, Nachkommen von Juden sind, die vor über 1000 Jahren zum Islam konvertierten.

Im Dorf Susiya wurde die Ausgrabung einer alten Synagoge im Jahr 1986 von der Enteignung des Dorfes und der anschließenden Massenvertreibung aller Bewohner begleitet. Heute wird die archäologische Stätte von der benachbarten jüdischen Siedlung gleichen Namens verwaltet. Besucher von Susiya können die Synagoge und die Steinhöhlen besichtigen, wo sie etwas über die frühere jüdische Besiedlung der Gegend erfahren, werden aber nie einen einzigen Bewohner des palästinensischen Susiya treffen, der aus eben diesem Gebiet vertrieben wurde - und der einen Großteil seines Lebens in eben diesen Höhlen verbracht hat.

Nach Ansicht von Yonathan Mizrachi sollte die Erhaltung alter Städte auf der Grundlage von Masterplänen erfolgen, die die Bedürfnisse der Bewohner berücksichtigen und klar festlegen, wo und wie sie bauen dürfen. Doch im besetzten Westjordanland hat die Zivilverwaltung in einem Akt, den Mizrachi als zynisch" bezeichnet, darauf verzichtet, Masterpläne für die meisten palästinensischen Dörfer im Gebiet C" zu erstellen, wodurch die Bewohner von jeder legalen Möglichkeit, zu bauen, ausgeschlossen werden und sie wiederholt dem Abriss ihrer Häuser ausgesetzt sind.

Zwischen 2009 und 2020 haben Palästinenser 5.155 Anträge auf Baugenehmigungen gestellt. Die Zivilverwaltung lehnte 98,7 Prozent dieser Anträge ab und genehmigte nur 66 von ihnen. Im gleichen Zeitraum genehmigte die Zivilverwaltung 20.301 Anträge auf Baugenehmigungen für jüdische Siedler.

Dass die Person, die den illegalen Bau im Westjordanland überwacht, selbst in einem illegalen Haus lebt, ist im Westjordanland nicht unbedingt ungewöhnlich. Ein ehemaliger Beamter der Zivilverwaltung erklärte gegenüber +972, dass die meisten Inspektoren der Verwaltung in Siedlungen oder Außenposten wohnen. "Es ist aus Bequemlichkeit. Sie wohnen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes", sagte der ehemalige Beamte.

Dror Etkes, der für die Nichtregierungsorganisation Kerem Navot die Landpolitik im Westjordanland erforscht, hat eine Reihe von Fällen aufgedeckt, in denen die Inspektoren der Zivilverwaltung selbst gegen israelisches Recht verstoßen haben. David Kishik-Cohen, der frühere Leiter der Inspektionseinheit der Zivilverwaltung, übernahm fünf Hektar Land, das einem Palästinenser aus der Stadt Deir Jarir gehörte, und pflanzte darauf Olivenbäume. Nach seinem Ausscheiden aus der Zivilverwaltung übernahm Inspektor Yossi Levitt ein Grundstück in palästinensischem Privatbesitz, das er während seiner Amtszeit zu überwachen hatte. Inspektor Yair Albiliya baute ein Haus in einer militärischen Schießzone auf palästinensischem Privatland in dem illegalen Außenposten Mitzpe Kramim.

"Dies ist Teil einer Kette von Korruption und Verfall", sagte Etkes, "in der der Inspektor Avia Hagar aus dem illegalen Außenposten Avigayil nur ein Glied ist."

Sowohl Avia Hagar als auch die Zivilverwaltung lehnten es ab, auf Bitten um eine Stellungnahme zu reagieren. Quelle

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