Palestine Update Nr. 197 – 20. Dezember 2018 -
„Hoffnung, wo keine
Hoffnung ist“ - Bei der Konferenz
zur 9. Wiederkehr unnachgiebige Befürwortung für die
Kairos Bewegung! - Meinung - Ranjan Solomon
- Die Kairos-Konferenz zur Erinnerung der vor neun
Jahren entstandenen Bewegung war eine Demonstration
des Wagemuts der Palästinenser. Inmitten der
Erklärungen der Analytiker und Beobachter, dass man
sich in einer verzweifelten Situation befände,
erklärten die Palästinenser, dass sie festhalten
würden an „der Hoffnung, wo es keine Hoffnung gibt“.
Die Veranstaltung verlief sehr dynamisch: Mehr als
300 Personen kamen in Bethlehem zusammen,
einschließlich der Leiter palästinensischer
christlicher Kirchen und Organisationen, Leiter von
Kairos Palästina, Glaubens-geschwister, Vertreter
der palästinensischen Zivilgesellschaft und rund 100
internationale Christen, die die globale Bewegung
des globalen „Kairos für Gerechtigkeit“ und
verschiedene Kirchenkörper vertraten. Deutlich
sichtbar wurde auch die Generationen-übergreifende
Note der Veranstaltung – viele junge Frauen und
Männer waren zu sehen, die sich aktiv an den
Überlegungen beteiligten. Sie schufen eine starke
Befürwortung für eine Kairos-Jugendbewegung mit
einer von der Jugend bestimmten Tagesordnung und
Strategie.
Nach der Konferenz versammelte sich eine Gruppe von
Vertretern der Kairos-Gruppen weltweit, um einen
strategischen Plan zu entwerfen, der in
Kairos-Theologie und -Ideologie wurzelt und zu
griffigen Aktionen auf den Vorgaben der
Stellungnahmen der Konferenz führen sollte. Sie
stimmten zu, dem Aufruf der Konferenz zu folgen,
„2019 zu einem Kairos-Jahr für die globale
christliche Gemeinschaft und alle Gerechtigkeits-
und Solidaritätsgruppen auszurufen, ein Jahr, in
welchem die Bemühungen und Aktionen zugunsten des
palästinensischen Volkes intensiviert werden. Dieses
Kairos-Jahr soll mit der Erinnerung an die Nakba am
15. Mai beginnen und seinen Höhepunkt am
Internationalen Tag der Solidarität mit den
Palästinensern 29. November und 10. Jahrestag von
Kairos Palästina finden.“
Wir laden die Leser von Palestine Updates ein, diese
Stellungnahme von Kairos Palästina zu lesen und weit
zu verbreiten. Mehr als das: Wir drängen jede/n von
uns, Aktionen aufzunehmen, die die
PalästinenserInnen in ihrem Kampf um Gerechtigkeit
mit Würde unterstützen.
Ranjan Solomon

Und der auf dem Thron
saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er
spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig
und gewiss! (Offenbarung 21/5) - Am
6.-7. Dezember 2018 trafen sich mehr als 300
Menschen in Bethlehem, bestehend aus Leitern der
palästinensischen christlichen Kirchen und
Organisationen, den Leitern von Kairos Palästina,
glaubenden Menschen, VertreterInnen der
palästinensischen Zivilgesellschaft, und rund 100
internationale ChristInnen, die die globale
Bewegung „Kairos für Gerechtigkeit“ und verschiedene
kirchliche Gremien vertraten.
Wir akzeptierten das Folgende als die gemeinsame
Position zum Handeln, wie dargelegt im Offenen Brief
an den Weltkirchenrat NCCOP (Open Letter to WCC –
National Coalition of Christian Organisations in
Palestine) im Juni 2017, nämlich: Israel als
Apartheidstaat anzuerkennen nach den Worten des
Völkerrechts (Internationalen Rechts) und mit ihm
entsprechend zu verfahren, einen klaren und starken
theologischen Standpunkt einzunehmen gegen jede
Theologie oder christliche Gruppe, die diese
Apartheid rechtfertigt; einen Standpunkt einzunehmen
gegen jedweden Extremismus und gegen jeden Versuch,
einen religiösen Staat in unserem Land oder unserer
Region einzunehmen; unser Recht und unsere Pflicht
zu verteidigen, der Besetzung kreativ und gewaltlos
zu widerstehen; in Unterstützung für
wirtschaftliche Maßnahmen zu sprechen, die Israel
drängen, den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden zu
beschreiten und die Besetzung aufzuheben; bei denen
zu stehen, die für das Recht der Palästinenser in
Antwort auf die Angriffe sprechen und Lobby-Gruppen
zu schaffen, die die palästinensischen Christen
verteidigen; und öffentlich und legal Organisationen
herauszufordern, die unsere Arbeit und unsere
Rechtmäßigkeit diskreditieren.
Wir – die Kairos-Bewegung – trafen uns in
katastrophalen Zeiten, die eine Intensität erreicht
haben, die mehr als dringend und bedenklich ist in
der Geschichte dieses Landes, die uns auffordert,
endgültig und entscheidend zu handeln. Während
der letzten Jahre haben wir so viele Entwicklungen
zu bezeugen gehabt, die bestätigen, was Kairos
beobachtete und berichtete, Entwicklungen, welche
zur Intensivierung von Belagerung und Unterdrückung
des palästinensischen Volkes geführt haben. Dazu
gehören:
*Die Identität Jerusalems wurde in Richtung auf eine
exklusiv jüdische verschoben anstatt eine Stadt für
ihr ganzes Volk zu sein - speziell durch die
Übersiedlung der US-Botschaft nach
Jerusalem.
*Es wurde das neue Nationalstaatsgesetz deklariert,
womit sich Israel offen in Richtung auf eine
ethnozentrische Regel der Stärke bewegt und die
authentische Identität der arabischen Palästinenser
leugnet, indem es nur das Recht der Juden auf
Selbstbestimmung
bestätigt.
*Die Belagerung von Gaza und die kollektive
Bestrafung seines Volkes hat eine beabsichtigte
Beraubung in riesigem Ausmaß geschaffen und einer
humanitären Krise Vorschub geleistet.
*Die USA sind Israel an die Seite getreten und haben
das Rückkehrrecht abgestritten – und die
Unterstützung der Flüchtlingsprogramme gestoppt,
einschließlich der Finanzierung der UNWRA.
*Die Rate an Landdiebstahl und Zerstörung von
Eigenbesitz nimmt zu. Israel richtet seinen
Würgegriff durch willkürliche Steuervorschriften
sogar auf Kirchen und christliche Organisationen.
Das, zusammen mit Bemühungen des Jüdischen
National-Fonds (JNF) zielt darauf hin, das Land auf
Dauer in israelisch-jüdischen Besitz zu bringen.
Das ist Apartheid! Wir haben auf diese Zeichen von
Ungerechtigkeit hingewiesen. Israel ist dabei, seine
ethnisch-religionszentrierte Überlegenheit zu
institutionalisieren. Das ist für alle sichtbar. Es
kann nicht geleugnet werden.
Wir bezeugen auch eine nie dagewesene Kampagne, um
jene zum Schweigen zu bringen, die sich gegen die
Besetzung aussprechen und die Teilung des Landes
fordern. Millionen Dollars werden investiert, um
gewaltlosen Widerstand und Anwaltschaft zu
bekämpfen. Diese Kräfte, und die Parteien, die sich
ihrem Druck ergeben, leugnen das Recht der
Palästinenser, gewaltlos Widerstand zu leisten und
in Würde und Freiheit zu leben – und damit
ermächtigen sie die Kräfte der Besetzung.
Wir begrüßen das zunehmende Erwachen der globalen
christlichen Gemeinschaft. Wir fassen Mut aus der
prophetischen Unterstützung unserer Sache und lassen
uns ermutigen durch ihren gewaltlosen Widerstand
und ihre Aktionen für Gerechtigkeit, für die
wahrgenommenen wirtschaftlichen Maßnahmen, und für
ihre Solidarität mit allen Palästinensern hier und
in der Diaspora. Wir ermutigen alle christlichen
Gemeinschaften, dieser Leitung zu folgen und der
Macht die Wahrheit zu sagen. Ökumenische Strukturen
sollten nicht schweigen, dem Pfad einer flachen
Diplomatie folgen oder laue Antworten haben, die die
israelischen Praktiken der Besetzung direkt
unterstützen.
Wir machen christliche Gruppen aus, die Israel offen
in seinen kolonialen Praktiken und der nicht enden
wollenden Besetzung unterstützen und die die Bibel
benutzen, um diese theologisch zu rechtfertigen.
Damit leugnen sie die Wahrheit und Glaubwürdigkeit
des Evangeliums und fördern die Apartheid.
Es ist ein Kairos-Moment wahrzunehmen, dass Wege in
der Vergangenheit fehlgegangen sind . Politische
Vorschläge, die auf ungerechten Prämissen von der
einen oder der anderen Seite aufgebaut und
betrügerisch mediiert wurden, sind fehlgeschlagen
und werden weiterhin fehlschlagen, den Frieden zu
erreichen. Trennmauern bringen nur Teilung und
Streit. Höfliche Kirchendiplomatie und leere Worte
tragen nur dazu bei, die Besetzung zu normalisieren.
Karitative Liebe und Sympathie können die
Gerechtigkeit niemals ersetzen. Es ist Zeit
wahrzuhaben, dass neue Paradigmen nötig sind. Wir
brauchen tapfere und prophetische Stimmen. Teure
Solidarität ist mehr als je ein ethischer und
moralischer Imperativ.
Das Wort Gottes spricht von Hoffnung und Neuem
mitten in Widerwärtigkeit und Unglück. Mit diesem
prophetischen Wort sehen wir und verpflichten uns,
für die Aufteilung des Landes zu arbeiten, für ein Land
frei von Besetzung, ein Land für alle seine
Menschen. Denn das Land und Jerusalem gehören Gott,
und können nicht exklusiv von einer Religion, Ethnizität und/oder Nation beansprucht werden. Wir
fordern Gleichheit und Gerechtigkeit für alle
Menschen dieses Landes, mit gleichen Rechten,
Verantwortlichkeiten und Möglichkeiten.
Wahrer Frieden kann nicht durch Angst und Trennung
voneinander erreicht werden. Er wird nur erreicht,
wenn beide, die Unterdrückten und die Unterdrücker
geheilt werden und entsühnt – und einander als
gleich in Würde und Wert betrachten.
Gott kann und will alle Dinge neu machen, aber er
will uns, die Getreuen verwenden, um dieses zu
erreichen. Wir verlangen von 2019, ein Kairos-Jahr
für die globale christliche Gemeinschaft und alle
Gerechtigkeits- und Solidaritätsgruppen zu sein, ein
Jahr, in dem Bemühungen und Aktionen für die Sache
des palästinensischen Volkes intensiviert werden.
Wir fordern Gebete, friedliche Proteste,
Gerechtigkeits-orientierte teure Entscheidungen,
Maßnahmen in BDS (Boykott, Divestment, Sanctions),
Solidaritätsbesuche „Kommt und seht!“ mit der
Verpflichtung zu „Geht und berichtet!“, Bekämpfung
von Theologien, die für die Apartheid sprechen, und
Anwaltschaft bei Regierungen – beginnend mit der
Erinnerung an die Nakba am 15. Mai und mit dem
Höhepunkt am Tag der Internationalen Solidarität für
Palästina am 29. November und der 10. Wiederkehr der
Gründung von Kairos Palestine.
Außerdem: Es könnte die letzte Gelegenheit sein, um
die Gegenwart der christlichen Palästinenser in
diesem Land zu retten. Die größte Bedrohung dafür
ist die politische Instabilität und die Abwesenheit
eines gerechten Friedens. Wir fordern die
Entwicklung aktiver Programme für Gerechtigkeit und
Frieden und arbeiten daran, die Präsenz der
palästinensischen Christen durch die Unterstützung
ihrer Organisationen, Kirchenarbeit und
Friedensbemühungen zu erhalten.
Wir, die Kairos-Bewegung, arbeiten speziell an der
Gegenwart und Wichtigkeit der palästinensischen
Jugend als aktive TeilnehmerInnen und wichtige
LeiterInnen beim Aufbau einer lebenswerten Zukunft.
In diesem Kairos-Moment schwören wir, Ressourcen,
Bildungsmöglichkeiten und die volle Unterstützung
beizubringen, um sie zu vollster palästinensischer
Identität und Kraft zu befähigen.
Die Botschaft von Kairos Palästina an unser Volk ist
eine für Ausdauer und Hoffnung, indem wir unentwegt
mit allen unseren PartnerInnen auf die Schaffung
eines besseren Morgen hin arbeiten. Wir sollten
nicht und können nicht die Hoffnung verlieren, so
lange wir an einen lebenden und gerechten Gott
glauben.
Es ist Zeit für unsere politische Führung, uns zu
vereinen und die Teilung der Palästinenser zu
beenden.
Wir stehen zu den Kirchenleitungen im Kampf gegen
die israelische Regierung. Nichtsdestoweniger
fordern wir sie auf, sich zusammen zu schließen und
ihre Bemühungen in der Richtung auf eine Beendigung
der Besetzung zu intensivieren und die christliche
Präsenz im Lande zu erhalten.
Wir rufen unser Volk auf, religiöse Extremismen in
allen ihren Formen und alle exklusiven
Weltanschauungen und Ideologien zu bekämpfen.
Es kann kein Heiliges Land ohne Christentum
geben; und es kann keine Kirche sein ohne ihre
lebendigen Steine. Es liegt in der Verantwortung
jedes einzelnen Christen rund um den Erdball, sich
der Mission hinzugeben, eine lebenswerte und
vibrierende Präsenz von christlichen Palästinensern
im Heiligen Land aufrecht zu erhalten, um die Bürde
zu teilen, den Geburtsplatz des Christentums mit
palästinensischen Christen zu sichern. Haltet euren
Ruf fest und stellt euch ihm. Wir haben eine
Botschaft, und es ist eine Botschaft der Hoffnung,
dass Gott eine Zukunft öffnet. Gott kann und will
alle Dinge neu machen. Amen
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(Übers.: Gerhilde Merz) |