
Der große Marsch der Rückkehr
und der "Engel der Geschichte" - Jamil Khader
- 03.04.2018 - Seit Trumps
Jerusalem-Erklärung haben Kommentatoren einen entscheidenden
Wandel in der allgemeinen Stimmungslage der Palästinenser
vom friedlichen zivilen Widerstand zu einer Rückkehr zum
bewaffneten Kampf vorhergesagt. Das Massaker an 17
Palästinensern und mehr als 1.200 Verletzten durch
israelische Scharfschützen und Drohnen beim Großen Marsch
der Rückkehr in Gaza hat jedenfalls den gewaltfreien,
unbewaffneten Widerstand wieder in das Zentrum des
palästinensischen Kampfes für Freiheit und gegen die
israelische Besatzung, Apartheidspolitik und sein
siedlerkoloniales Projekt in Palästina gerückt.
Die Beteiligung am Großen Marsch der Rückkehr (nach
Schätzungen 35.-40.000) übertraf bei weitem die Zahl der
Menschen, die hinausgegangen waren, um gegen Trumps Politik
bezüglich Jerusalem und der UNRWA zu protestieren.
Wie Walter Benjamins "Engel der Geschichte" schlug der Große
Marsch der Rückkehr aus dem Nirgendwo mit Rache zurück und
sprach lauter als das Geräusch der Kugeln und der Drohnen
gegen das Unrecht, die militärische Blockade und Belagerung,
die laufende Nakba und das Bestreben die palästinensischen
Sache zu liquidieren.
Zurück zu den Themen der Hasbara: Gewalt und Terrorismus
- In Reaktion auf die massive Beteiligung am Großen Marsch
der Rückkehr haben die israelischen Politiker und
Hasbara-Trolle rasch auf ihre abgedroschene
Taschenformat-Propaganda zurückgegriffen. Sie dämonisierten
den Marsch und die Demonstranten, indem sie ihn als
"gewaltsame Unruhen" verunglimpften und mit Terrorismus in
Verbindung brachten, speziell mit der Hamas, die sie als
terroristische Organisation betrachten, die wild darauf
versessen sei Israel zu vernichten.
In seinem Twitter-Krieg hat das israelische Militär den
Marsch erst als "gewaltsame Unruhen" beschrieben, bei denen
"17.000 Palästinenser an fünf Orten entlang des
Sicherheitszauns zum Gazastreifen randalierten". Sie fügten
hinzu, die Randalierer hätten "brennende Autoreifen gerollt
& Brandbomben und Steine gegen den Sicherheitszaun & die
IDF-Truppen geschleudert, die mit Mitteln zur Auflösung des
Tumults reagierten und auf die Hauptanstifter schossen".
Reporter, die vor Ort waren, bestreiten diese Berichte.
Andere Tweets dämonisierten den Marsch, da darauf
Terrorismus folgte. Der israelische Verteidigungsminister
Avigdor Lieberman selbst erklärte in unmißverständlichen
Worten, die Hamas habe das Leben der Einwohner von Gaza in
Gefahr gebracht. In der Dringlichkeitssitzung des
UN-Sicherheitsrates nannte zudem Danny Danon, der
israelische Botschafter bei der UNO, diesen Marsch "eine
gut-organisierte und gewalttätige Terrorversammlung", und
beschuldigte die Hamas "Zivilisten zu benutzten, indem sie
Kinder an den Grenzzaun zu Israel schickt und ihr Leben
bewußt in Gefahr bringt". Laut CNN ging ein israelischer
Funktionär so weit zu behaupten, dass unter den Todesopfern
durch israelische scharfe Munition zwei "bekannte
Terroristen" und Hamasmitglieder waren.
Die pro-zionistische amerikanische Propaganda-Maschine blieb
nicht zurück bei der Verbindung des Marsches mit Terrorismus
und dem Recyceln derselben Themen der israelischen Hasbara.
Der US-Delegierte bei der Dringlichkeitssitzung des
Sicherheitsrates beschuldigte seinerseits "böse Akteure, die
Demonstrationen als Deckmantel benutzen, um zu Gewalt
aufzuhetzen und unschuldige Leben in Gefahr zu bringen",
nannte aber Hamas nicht namentlich. Jason Greenblatt, der
US-Gesandte für die Verhandlungen zwischen Israel und den
Palästinensern, twittere klar, die "Hamas animiere zu einem
feindlichen Marsch an die israelische Grenze mit Gaza", und
beschuldigte sie "zu Gewalt gegen Israel aufzustacheln".
Diese Behauptungen sollten die Grenze zwischen Zivilisten
und Terroristen verwischen, um die kriminellen Tötungen zu
rechtfertigen. Sie verheimlichen auch die sorgfältig
geplante Natur des Massakers an diesen unbewaffneten
Zivilisten. Das israelische Militär erklärte in der Tat in
einem jetzt gelöschten Tweet, sie seien "vorbereitet und mit
gezielter Verstärkung angekommen" und sie hätten "nichts
unkontrolliert ausgeführt; alles war genau und vorbedacht,
und wir wissen, wo jede Kugel landete". Nur das israelische
Militär ist für diese Morde verantwortlich.
Freiheit und nicht interne Streitigkeiten - Natürlich
stellen die Hasbara-Trolle und ihre amerikanischen
Cheerleader die Tatsache, dass dieser Marsch nicht unter der
Schirmherrschaft irgendeiner Fraktion oder Partei
durchgeführt wurde, sondern spontan für und im Namen der
Freiheit für alle Palästinenser entstand, absichtlich falsch
dar. Erstens war der Marsch eine Idee verschiedener
Organisationen der palästinensischen Zivilgesellschaft, und
keine palästinensischen Fraktion, Organisation oder Gruppe
kann diesen Marsch für sich reklamieren. Hamas ist nur auf
den Zug aufgesprungen.
Zweitens sollte der Zeitpunkt des Marsches auf den 42.
Jahrestag des Tages des Bodens fallen, einer gewaltlosen
Kampagne des zivilen Ungehorsams, die Palästinenser in
Israel organisiert hatten, um gegen die israelische Politik
der Landenteignung zu protestieren. Außerdem sollte der
Marsch mit einer sechswöchigen sit-in-Demonstration
losgehen, im Gedenken an den 70. Jahrestag der laufenden
Nakba, die mit der Enteignung von 750.000 Palästinensern von
ihren Häusern und ihrem Land begann.
Als kollektive, gewaltlose Kampagne überraschte die
Neuartigkeit des Großen Marsches der Rückkehr in der
aktuellen politischen Szene eindeutig die Medienexperten,
einschließlich palästinensischer Kommentatoren. Ibrahim
Elmadhoun erklärte, dass der Marsch die zerstreuten
>>>
Kolonialismus 2.0 - In Gaza
findet kein „Konflikt“, sondern kolonialistische
Unterdrückung statt. - Nirit Sommerfeld - Realität
und ihre Darstellung haben oft wenig miteinander zu tun. Vor
allem aber ist die Darstellung von realen Ereignissen
praktisch immer davon geprägt, wie wir über etwas berichten
und was wir damit erzeugen wollen. Im sogenannten
israelisch-palästinensischen ‚Konflikt’ lassen sich
unendlich viele Beispiele dafür finden, wie durch die Wahl
der Worte – bei anderen Medien die Wahl der Bilder,
Schnitte, Farben, Typografie – Realitäten in den Köpfen
geschaffen werden, die oft wenig mit den tatsächlichen
Ereignissen zu tun haben. Jüngstes Beispiel dafür sind die
Geschehnisse zu Ostern in Gaza. Am Ende bleibt die Frage:
Wie können wir die Dinge so darstellen, dass alle sich
gesehen fühlen, Leid verhindert wird und gerechte Lösungen
ihren Weg finden können?
Israel/Palästina hat es zu Ostern mal wieder in unsere
europäischen Medien geschafft: 17 Toten ist das geschuldet,
denn – so weiß ein jeder Journalist: Jeder Tote belebt die
Sendung. Der alltägliche Wahnsinn der Besatzung ist ohne
Gewaltausbruch selten eine Meldung wert.
Seit dem letzten wochenlangen Gaza-Beschuss im Sommer 2014
gab es nicht mehr so viele Erschossene und Verletzte wie am
vergangenen Freitag. Während in großen deutschsprachigen
Medien von „Ausschreitungen“, „Gewalttaten auf beiden
Seiten“ und „tödlichen Zusammenstößen“ die Rede ist und
israelische Mainstream-Medien unisono über die „Provokation
der Hamas“ und eine „groß angelegte terroristische Aktion“
berichten, spricht der palästinensische UN-Botschafter Riyad
Mansour sowie kritische israelische Kommentatoren wie Gideon
Levy in Haaretz und Neve Gordon in Al Jazeera von einem
Massaker.
>>>
Palestine
Update Nr. 127 – Spezialausgabe, 30. März -
Land-Tag in Palästina 2018 -
Ranjan Solomon -
Gebündelter
Akt darüber, wie der Land-Tag die palästinensische Regierung
vereint - Palestine Updates bringt den LeserInnen
ausgewählte Informationen über den Land-Tag, seine
Geschichte, seine politischen Vorstellungen als Sternfahrt
und -datum, sein Potential für die Vereinigung der
Palästinenser in ihrem Kampf um Freiheit und Befreiung von
der Okkupation. Wir hoffen, diese Information wird nicht nur
einfach nützlich sein, sondern auch so vorgestellt, dass sie
uns enger an die palästinensische Hoffnung auf ein Ende der
Okkupation bindet. Das Rückkehrrecht ist ein Prinzip im
internationalen Recht, das das Völkerrecht der freiwilligen
Rückkehr oder Wieder-Rückkehr in das Land ihres Ursprungs
oder ihrer Staatsbürgerschaft garantiert.
Ein massiver Zusammenschluss der
wichtigen palästinensischen Parteien einschließlich der
Nationalen und Islamischen Kräfte hat sich in
Massenprotesten gegen die israelische Okkupation am 30. März
gefunden, um den Land-Tag zu feiern. Dieser liegt
unmittelbar vor dem 70. Erinnerungstag an die
palästinensische Nakba. Proteste an israelischen Checkpoints
im besetzten Land zeigen den Zorn
über die rassistischen und diskriminierenden Praktiken der
Okkupation, sowie ihren Ärger darüber, was als der „Deal des
Jahrhunderts“ bekannt geworden ist.
Der Land-Tag ist von besonderer
Signifikanz für die Palästinenser, ist es doch zum ersten
Mal seit 1948, dass die Palästinenser in Israel eine
kollektive Antwort auf die Politik Israels organisieren. Er
wird nicht nur von Palästinensern innerhalb des historischen
Palästinas wahrgenommen, sondern auch von Palästinensern
weltweit. Der 30. März ist seit 1976 ein Tag des
Patriotismus und des Widerstands von Palästinensern
weltweit. 2018 verspricht, ein Rekordbrecher zu werden.
Der Politikanalytiker Ibrahim Habib
warnt: „Israels Angst vor diesem Marsch wird es zwingen zu
eskalieren, und das darf uns nicht stoppen weiterzugehen,
selbst wenn sie Drohnen verwenden, um Tränengas-Bomben auf
die Protestierer abzufeuern – wie sie uns bereits zu tun
gewarnt haben. Wir müssen diesen Marsch zu einem Erfolg
machen, denn wenn er einer wird, wird das ein neues Stadium
für den palästinensischen Widerstand sein.“
Was Grundsatz ist, ist die Übereinkunft
aller politischen Richtungen, unter der schützenden Hand von
Palästina und den Vereinten Nationen zu agieren, was in sich
selbst bereits eine bedeutende Leistung ist. Eine Fülle von
Aktionen wird angepeilt. Gruppen in der Westbank planen,
Olivenbäume auf Ländereien zu pflanzen, die ihnen durch die
Okkupation weggenommen worden sind. Andere wollen
Wandgemälde schaffen und Skulpturen, Ausstellungen
veranstalten mit Produkten, die das palästinensische Erbe
und sein Kunst-handwerk zeigen, und es wird digitale
Kampagnen zu verschiedenen Ausdrucksweisen der sozialen
Vernetzung geben.
Mahmoud Khaldi, ein 65jähriger Bauer im
nördlichen Gaza spricht über seine Rolle beim „Großen
Rückkehr-Marsch“ und drückt es am besten aus: „Ich liebe
mein Land, ich kann es nicht vergessen“, indem er sagt …
„Mein Land ist meine Seele, und du kannst es nicht hinter
dir lassen. Auch wenn sie es uns stehlen, werden wir es
zurückholen“. Er betont, dass dieses ein „neuer Schritt“
sei, um unser Recht auf Rückkehr in unser Land, das Land
unserer Väter und Großeltern zu sichern.“
Es ist nicht zu übersehen, dass Israel
nicht zurückgeben will, was es gestohlen hat, und was es
weiterhin stiehlt – nicht nur Land, auch die wichtigen
Ressourcen und das kulturelle Erbe. Israel versucht, die
Palästinenser auf ein Nicht-Volk zu reduzieren. Die
Palästinenser treten diesem klar entgegen, indem sie
eindeutig sagen: „Wir existieren, und wir werden
widerstehen, bis die Freiheit heraufdämmert.
Quelle
Land-Tag am
30. März - Land-Tag – 30. März ist der jährliche
Erinnerungstag der Palästinenser an die Vorkommnisse an
diesem Datum 1976. Als Antwort auf die Ankündigung der
israelischen Regierung zu einem Plan, tausende Dunam Land
für Sicherheits- und Siedlungszwecke zu enteignen, wurden in
arabischen Städten von Galiläa bis zur Negev ein
Generalstreik und viele Märsche organisiert. Während der
darauffolgenden Konfrontationen mit der israelischen Armee
und Polizei wurden sechs unbewaffnete arabische Bürger
getötet, etwa 100 verletzt und hunderte andere inhaftiert.
Land-Tag ist ein Schwerpunkt im Kampf um
Land und die Beziehung der arabischen Bürger zum
israelischen Staatskörper. Er ist bezeichnend dafür, dass es
seit 1948 das erste Mal war, dass Araber in Israel als
palästinensisches nationales Kollektiv eine Antwort auf
israelische Politik organisiert haben. Seither ist dieser
Tag im palästinensischen nationalen politischen Kalender ein
wichtiger Tag der Erinnerung und wird nicht nur von
arabischen Bürgern von Israel wahrgenommen, sondern auch von
den Palästinensern weltweit.
Die Araber in Palästina waren ein
überwiegend landwirtschaftlich orientiertes Volk; 75 %
verdienten ihren Lebensunterhalt vor der Gründung des
israelischen Staates aus ihrer Landwirtschaft. Nach dem
palästinensischen Exodus und dem Ergebnis des
arabisch-israelischen Krieges 1948 spielte das Land
weiterhin eine wichtige Rolle im Leben von 156.000
palästinensischen
Arabern, die
innerhalb des Territoriums verblieben waren, das zum Staat
Israel wurde, und dienten als Quelle für kommunale
Identität, Ehre und Zweck. Die israelische Regierung nahm
1950 das „Gesetz der Rückkehr“ auf, um die jüdische
Einwanderung nach Israel zu erleichtern und die Einbürgerung
jüdischer Flüchtlinge. Israels „Absentee’s Property Law“
(Gesetz über das Eigentum Nicht-Anwesender“) vom März 1950
übergab die Eigentumsrechte von abwesenden Besitzern an
einen von der Regierung bestellten Vermögensverwalter für
Absentee Property. Die Ländereien von arabischen
Staatsbürgern von Israel, die „präsent sind innerhalb des
Staates, jedoch klassifiziert im Gesetz als Abwesende“
pflegten
konfisziert zu werden.
Die Anzahl der „präsenten Abwesenden“ oder intern
verschobenen Palästinenser unter den 1,2 Millionen
arabischen Bürgern von Israel wird geschätzt (2001) auf
200.000 oder einigen 20 % der gesamten
palästinensisch-arabischen Bevölkerung in Israel. Die
Regierung von Israel hat ihre Absicht erklärt, Territorien
in Galiläa für amtliche Verwendung zu enteignen; davon
betroffen sind einige 20.000 Dunam Land zwischen den
arabischen Dörfern.
David McDowall identifiziert die
Wiederaufnahme der Landnahme in Galiläa und die
Beschleunigung der Landenteignungen in der Westbank in den
Mitte 70erjahren als den direkten Katalysator sowohl für die
Land-Tag-Demonstration und ähnliche Demonstrationen, die
gleichzeitig in der Westbank stattfinden. Er schreibt:
„Nichts dient sosehr dazu, die beiden palästinensischen
Gesellschaften politisch zusammen zu bringen als die
Landfrage“.
Während der Ereignisse am Land-Tag
entwickelte sich ein neues Gefühl für Nationalstolz zugleich
mit dem Ärger gegenüber dem Staat und der Polizei - und der
Trauer wegen der toten Protestierer unter der arabischen
Gesellschaft in Israel. Der Land-Tag ergab auch, dass die
Araber in den Augen der israelischen Politik eine größere
Präsenz gewannen, weil sie dadurch nicht mehr länger
ignoriert werden konnten, Die arabische Zivilgesellschaft in
Israel begann, sich mehr zu koordinieren und Proteste gegen
die Politik der Regierung wurden häufiger mit dem
Schwerpunkt auf drei Hauptthemen: Land- und Planungspolitik,
sozial-ökonomische Bedingungen, und nationale Rechte der
Palästinenser gesetzt.
Für die Palästinenser wurde der Land-Tag
inzwischen zu einem Tag der Erinnerung und des Tributs an
jene, die im Kampf um das Festhalten am Land und an ihrer
Identität gefallen waren. Und oft diente er als Tag für den
Ausdruck der politischen Unzufriedenheit für
arabische Bürger von
Israel, besonders im Umfeld von gleichen Land-
und Bürgerrechten; 1988 erklärten sie, dass der Land-Tag
dienen sollte als „ein palästinensisch-israelischer ziviler
Nationaltag der Erinnerung und ein Tag der Identifikation
mit Palästinensern der Westbank und von Gaza, herausgehoben
durch jährliche Demonstrationen und Generalstreiks.“ Nicht
nur diente der Land-Tag dem Schmieden einer politischen
Solidarität unter den arabischen Bürgern von Israel, sondern
arbeitete auch an der Zementierung der Akzeptanz der
„1948-Araber“ in die größere Welt Palästinas und in das Herz
des Mainstream-Palästinenser als Nation“.
Quelle
Menschen in
Gaza starten 46-tägigen Protest am Land-Tag - Das
Rückkehrrecht der Palästinenser war ein Eckstein ihrer
Forderungen für jede Beilegung des gegenwärtigen
Israel-palästinensischen Konflikts. Die Palästinenser
fordern, dass ungefähr 5 Millionen ihrer Landsleute das
Recht zur Rückkehr zu ihrem Land und ihren Wohnstätten in
Israel zuerkannt werde, welche sie oder ihre Sippe verloren
haben.
Palästinenser im Gazastreifen planen
einen sechswöchigen Zeltstadtprotest nahe der israelischen
Grenze, beginnend mit 30. März mit der Forderung, dass
palästinensischen Flüchtlingen die Heimkehr zu ihren
Wohnhäusern in Israel erlaubt werde. Eine solche
Demonstration, Familien entlang der Grenzlinie im Freien
kampieren zu sehen, könnte ein Dilemma für das israelische
Militär darstellen, das eine „no-go“-Zone für Palästinenser
auf dem Land erzwingen soll, das direkt
an den israelischen Grenzzaun anschließt. Palästinensische
Protestierer entlang der Gaza-Grenze werden häufig
konfrontiert mit israelischen Soldaten, die bewaffnet sind
mit scharfer Munition, mit Tränengas- und Gummigeschoßen.
Ahmed Abu Ayesh, Sprecher des Koordinationskomitees, sagte,
es gäbe Pläne, dass hunderte oder tausende Leute, auch ganze
Familien, in Zelten leben würden, die am „nächstliegenden
sicheren Ort an der Grenze“ errichtet werden. Man würde,
sagte Abu Ayesh, „die Vereinten Nationen von der
Veranstaltung informieren.“ Eine vom Organisationskomitee
veröffentlichte Stellungnahme drängte die in Gaza lebenden
Palästinenser, „teilzunehmen an diesem nationalen Projekt,
das friedlichen Widerstand als einen neuen Weg zur Gewinnung
unsere Rechte, vor allem des Rechts auf Rückkehr der
Flüchtlinge zu ihrem Ort, der jetzt Israel ist, enthält“.
Rückkehrrecht - Die Palästinenser fordern, dass
ungefähr fünf Millionen ihrer Landsleute das Rückkehrrecht
in ihr Land und ihre Wohnhäuser in Israel erhalten sollen,
das sie oder ihre Sippe verloren haben.
Das Rückkehrrecht der Palästinenser war
ein Eckstein ihrer Forderungen für jedwede Beilegung des
laufenden israelisch-palästinensischen Konflikts. Die
Palästinenser fordern, dass um die 5 Millionen ihrer
Landsleute das Recht auf Rückkehr zu ihrem Land und Haus in
Israel erhalten müssen, das ihnen oder ihre Sippe
weggenommen wurde. Israel schließt das aus in der Angst,
dass eine Rückkehr der Palästinenser die jüdische Mehrheit
zunichtemachen würde, und argumentiert, die Flüchtlinge
könnten sich in einem zukünftigen Staat Palästina in der
Westbank und im Gazastreifen ansiedeln, Ländern, die Israel
im Krieg von 1967 okkupiert hatte. Eines der Rechte, das in
der Universal Declaration of Human Rights (UDHR –
Universelle Menschenrechtsdeklaration) festgemacht ist, ist
das Rückkehrrecht. Artikel 13(b) des UDHR lautet: „Jedermann
hat das Recht, jedes Land zu verlassen, einschließlich sein
eigenes, und in sein Land zurückzukehren“.
Quelle der beiden obigen
Artikel
Hanan
Ashrawi verurteilt Israels ungesetzlich drakonische
Maßnahmen - „Bei jedem Hindernis und jeder von Israel
aufgebauten Sperre werden wir beharren und Hoffnung behalten
angesichts von Zerstörung und Verzweiflung“.
Hanan Ashrawi, Mitglied des
PLO-Exekutivkomitees sagte in einer Stellungnahme am Tage
der 42. Wiederkehr des Land-Tages, dass „42 Jahre später die
Palästinenser im ganzen historischen Palästina Zerstörung,
Vertreibung und Entmenschlichung in den Händen der rechten
und extremistischen israelischen Regierung zu erleiden
haben. Aufgrund der unerhörten Gewaltakte, vor allem durch
die ständig fortschreitende Annexion von Land und die
Ausdehnung des illegalen Siedlungsunternehmens, der
militärischen Checkpoints und der Apartheidmauer auf dem
besetzten palästinensischen Territorium handelt Israel
straflos und verlängert ständig die militärische Okkupation.
Es verursacht auch schweres Leid für seine palästinensischen
Staatsbürger durch diskriminierende und ungerechte Gesetze,
Vorschläge und Maßnahmen, und indem es ihnen ihre
fundamentalen Grundrechte als Bürger von Israel verweigert“.
Ashrawi kam zum Schluss: „Indem wir diesen Nationalfeiertag
begehen und unserer ermordeten Brüder und Schwestern
gedenken, zahlen wir auch unseren Tribut an das
palästinensische Volk überall für seinen Mut und seine
Beständigkeit angesichts des israelischen Rassismus, seiner
Kolonisierung und Gewalt. Mit jedem Hindernis und jeder
Sperre, die uns Israel vor die Nase stellt, beharren wir und
halten fest an unserer Hoffnung angesichts von Zerstörung
und Verzweiflung“. Sie bestätigte wieder die Verpflichtung
der PLO, „gewaltlosen Aktivismus und politische, legale und
diplomatische Bemühungen populär zu machen…“
Den ganzen Text lesen
>>>
Warum ist
Israel besorgt? – Was ist heuer anders? - Israel
traumatisiert und unterdrückt das Volk von Gaza. Ein Volk,
das unbarmherzig unterdrückt wird, wird sich erheben und
rebellieren. Israel fürchtet den Bumerang auf seine eigenen
Aktionen.
Zusätzlich zu den Geschehnissen entlang
der Grenze Gaza-Israel sind Beobachter und amtliche Personen
über eine Anzahl von Faktoren besorgt hinsichtlich des
Gewaltpotentials. Vermutungen nach hat die Hamas einige
100.000 Personen für die Demonstration am Freitag
aufgebracht. Während die Protestaktion gewaltlos vorgesehen
war, hat sich Israel auf Gewalt-ausbrüche vorbereitet.
Detonationen von Explosionen entlang der Grenze und der
Grenzübertritt von drei bewaffneten Palästinensern nach
Israel vom Morgen des Dienstags an haben die ständigen
unterschwelligen Spannungen einen Ausbruch wahrscheinlicher
gemacht. …
(Die Übersetzung dieser Zeilen vom 30.
März wurde am 4.April angefertigt. Inzwischen wurde auch im
ORF an den Ostertagen über die Ereignisse berichtet, die
hier noch als Befürchtungen für die Zukunft vorgelegen
haben)
Der militärische Arm der Hamas führte
eine Truppenübung größeren Ausmaßes am Sonntag vorher im
ganzen Gazastreifen durch, bei dem Israels „Iron
Dome“-Raketen-Verteidigungssystem mit Maschinengewehren
sekkiert worden war. Außerdem: der Zusammenbruch der
Versöhnungsbemühungen zwischen Hamas und der rivalisierenden
Fatah-Partei bedeutet, dass für die humanitäre Krise in Gaza
kein Ende herausschaut.
Mittlerweile vermehrt die Anzahl
signifikanter Daten die Möglichkeit von mehr Protesten: die
Passahferien, die Ankündigung Amerikas, seine Botschaft nach
Jerusalem zu verlegen, der
Palästinensische Gefangenentag und
Israels 70. Unabhängigkeitstag. Es geht nicht nur um Gaza.
In der Westbank und in Jerusalem wurden ein israelischer
Zivilist und zwei Soldaten von palästinensischen Angreifern
im März innerhalb von drei Tagen ermordet.
Mehr >>>
Übers: Gerhilde Merz
Aufruf zur Gerechtigkeit für die Ermordeten -
Palästinensische Mission - 03.04.2018 - Die Zahl der
Todesopfer steigt weiter, nachdem der friedliche und
gewaltfreie Marsch im Gaza-Streifen am vergangenen
Wochenende von Israel mit tödlicher Gewalt beantwortet
wurde. Faris al-Raqib (17. Todesopfer) und ein weiterer
Palästinenser (N.N.) erlagen nun ihren schweren
Verletzungen. Damit steigt die Zahl der Todesopfer auf 18.
(...)
Dr. Hanan Ashrawi, Mitglied des PLO-Exekutivkomitees
verurteilte das Massaker von Israel am vergangenen Freitag
und fordert die internationale Gemeinschaft auf, aktiv zu
werden: "Die internationale Gemeinschaft und alle Menschen
mit einem Gewissen sind aufgerufen, das palästinensische
Volk zu schützen und weiteres Blutvergießen zu beenden und
den Verlust von unschuldigen Leben zu stoppen. Es ist an der
Zeit, dass das internationale System Strafmaßnahmen und
Sanktionen gegen Israel aufgrund der Besatzung endlich
ergreift. Darüber hinaus ist der Internationale
Strafgerichtshof aufgefordert, seine Untersuchung zu
beschleunigen und in diesem Zusammenhang konkrete Schritte
zu unternehmen, " so Ashrawi.
Premierminister Dr. Rami Hamdallah macht Israel für die
ermordeten Palästinenser verantwortlich und
>>>
Gaza Screams for Life - Rawan Yaghi - 4. 2018 -
The five veiled women were gesturing, confidently, at other
women to get closer. They wanted more voices to join in. My
friend and I had already made it past the designated protest
line and were next to the journalists and the ambulances
standing by. We got closer still. Rhythmically, the women
chanted “Going Back,” a cult song by the Palestinian
activist poet Abu Arab, drawing demonstrators into their
small concert. They ululated and then sang some more.
A couple of children were jumping up and down, screaming out
the few lyrics they knew: “I will return to my country. To
the green land, I will return.” The crowd, a few hundred
strong, armed with nothing but cellphones, clapped along.
People stood on a farmer’s land, on the edge of Al-Zaytun,
an eastern area of Gaza City, looking out onto the green
fields beyond the Israeli snipers’ helmets and sand barriers.
A group of clowns with white face paint and red noses
squeaked noisily in the rising and falling tones of Gaza’s
Arabic dialect and hopped around. One of them grabbed a mic
in front of a TV camera and started imitating news
correspondents, quacking unintelligibly but as determined as
if he were saying real words.
>>>
Dokumentation - 30. 3. 2018 - Tag des Bodens - Tag des
Blutes in Gaza
>>>
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Saudischer Kronprinz: Israelis haben ein Recht auf ein
Heimatland - 02.04.2018 - In einem Interview mit dem
Atlantic sagte Mohammed bin Salman: "Palästinenser und
Israelis haben ein Recht auf ihr eigenes Land".
Der Kronprinz und de facto-Führer Saudi Arabiens sagte,
Israel habe ein "Recht" auf ein Heimatland, ein
bemerkenswerter Wandel in der Position des Königreichs, wie
Chefredakteur Jeffrey Goldberg am Montag im Atlantic
darlegte.
Saudi Arabien und Israel haben noch keine offiziellen
diplomatischen Beziehungen, aber hinter der Szene haben sich
ihre Beziehungen rasch verbessert.
Beide Länder sehen den Iran als ihre größte äußere Bedrohung
und die Vereinigten Staaten als ihren Hauptverbündeten.
Israels Konflikt mit den Palästinensern hat sich lange als
Hindernis für eine volle Annäherung erwiesen, da Riad ihr
Recht auf Souveränität unterstützt hatte.
Aber jetzt schien bin Salman eine gleiche Berechtigung
(beider) in ihren Ansprüchen auf Land zu sehen.
Der Kronprinz war von Jeffrey Goldberg gefragt worden, ob
das "jüdische Volk ein Recht auf einen Nationalstaat auf
wenigstens einem Teil des Landes ihrer Verfahren" habe.
"Ich bin der Meinung, dass jedes Volk überall das Recht hat
in seiner friedlichen Nation zu leben", sagte der Prinz, der
sich auf einer drei-wöchigen Tour durch die USA befindet.
"Ich denke, die Palästinenser und die Israelis haben ein
Recht auf ihr eigenes Land", fügte er hinzu.
"Aber wir müssen ein Friedensabkommen haben, um die
Stabilität von jedem der beiden sicherzustellen, und um
normale Beziehungen zu haben."
Seit 2002 war Saudi Arabien der Hauptunterstützer der
Arabischen Friedensinitiative mit der Vision einer
Zwei-Staaten-Lösung für den israelisch-palästinensischen
Konflikt.
Aber bis jetzt ist kein hoher saudischer Amtsträger bekannt,
der akzeptiert hätte, dass Israel ein "Recht" auf irgendein
Land hat, abgesehen von der praktischen Notwendigkeit eines
dauerhaften Abkommens.
Wenn der Kronprinz wie erwartet auf seinen 80-jährigen
Vater, König Salman, folgt und den saudischen Thron
besteigt, wird er auch der Wächter der größten islamischen
Heiligtümer sein.
Er sagte aber zu Goldberg, er habe keine "religiösen
Einwände" gegen ein Leben der Israelis neben den
Palästinensern, solange das größte islamische Heiligtum in
Jerualem, die Al Aqsa Moschee, geschützt ist.
"Wir sind in religiöser Hinsicht besorgt über das Schicksal
der heiligen Moschee in Jerusalem und über die Rechte des
palästinensischen Volkes", sagte er. "Das ist es, was wir
haben. Wir haben keine Einwände gegen irgend ein anderes
Volk."
Goldberg fragte bin Salman auch zum saudischen Krieg im
Jemen und die frühere Beteiligung des Königtums an der
Finanzierung wahabitischer Gruppen, einer
fundamentalistischen Form des sunnitischen Islam.
Bin Salman sagte, er wisse nicht, was Wahabibmus sei – weil
er nicht definiert werden könne – und sagte Goldberg, die
Kampagne im Jemen sei für die Saudis eine Sicherheitsfrage.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Von: Karin Nebauer - An:
hoererservice@dradio.de - Sehr geehrte Redation, in
den dlf-Nachrichten wurde heute berichtet, der saudische
Kronprinz Mohammed bin Salman hätte den Israelis das Recht
auf ein eigenes Land zugestanden. Tatsächlich hat bin
Salman aber in dem Interview, das er dem Atlantic/Jeffrey
Goldberg gewährt hat, gesagt: "Palästinenser und Israelis
haben ein Recht auf ihr eigenes Land." "Aber wir müssen ein
Friedensabkommen haben, um die Stabilität von jedem der
beiden (Länder) sicherzustellen, und um normale Beziehungen
zu haben." Außerdem sagte er zu Goldberg, er habe keine
"religiösen Einwände" gegen das Leben der Israelis neben den
Palästinensern, solange das größte islamische Heiligtum in
Jerusalem, die Al Aqsa-Moschee, geschützt sei. "Wir sind in
religiöser Hinsicht besorgt über das Schicksal der heiligen
Moschee in Jerusalem und die Rechte des palästinensischen
Volkes." "Das ist es, was wir haben. Wir haben keine
Einwände gegen irgend ein anderes Volk."-...
Das klingt doch anders als die Nachricht, dass (nur) die
Israelis ein Recht auf ihr eigenes Land hätten. Ich finde
Ihre Berichterstattung wirklich bedauerlich. Karin
Nebauer
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