
Hohe Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Wie Israel den Widerstandsgeist von
palästinensischen Kindern bricht
Arn Strohmeyer
Immer mehr Juden
in Deutschland fühlen sich nach eigenen Angaben
bedroht und sprechen von „anwachsendem
Antisemitismus“. Es ist schwer nachzuprüfen, ob
diese „Bedrohung“ einen realen Hintergrund hat
oder nur hysterische Panikmache ist. Aber wenn
ein Kern Wahrheit daran ist, dann sollte man
auch bedenken, dass in der ganzen Diskussion in
Deutschland ein Argument völlig fehlt: Wegen
Israels brutaler Besatzungs- und
Unterdrückungspolitik gegenüber den
Palästinensern herrscht Kriegszustand zwischen
Israelis und Palästinensern und auch den meisten
Arabern, der auch auf deutschem Boden
ausgetragen wird. Israels Okkupationspolitik
produziert geradezu den „Antisemitismus“, über
den hierzulande so geklagt wird, der in
Wirklichkeit aber ein Antizionismus oder
Anti-Israelismus, also Kritik an der Politik
dieses Staates ist. Aber die deutsche Politik
wagt nicht, diese Tatsache beim Namen zu nennen
und daraus die entsprechenden Konsequenzen zu
ziehen: Druck auf Israel auszuüben, damit dieser
Staat endlich seine völkerrechts- und
menschrechtswidrige Besatzungspolitik beendet.
Ein Fall aus
dieser Besatzungspolitik, wie er sich im
besetzten Westjordanland täglich ereignet: Ein
israelisches Gericht hat jetzt die Haft des
16jährigen palästinensischen Teenagers Ahed
al-Tamimi verlängert. Das Mädchen war am
Dienstag bei einer Razzia israelischer
Sicherheitskräfte im Haus ihrer Familie in dem
Dorf Nabi Saleh verhaftet worden, ihre Mutter
wurde anschließend festgenommen, als sie ihre
Tochter im Gefängnis besuchen wollte. Was hat
sich das junge Mädchen zuschulden kommen lassen?
Es hat wie andere Mitglieder seiner Familie
Widerstand gegen die Besatzung geleistet, was
ihr nach internationalem Recht zusteht, wenn er
sich nicht gewaltsam gegen Zivilisten richtet.
Aber im Besatzerstaat Israel werden grundlegende
Rechte wie die Äußerung der freien Meinung, das
Veröffentlichen und Verbreiten von Dokumenten
des Widerstandes und jede Formulierung von
oppositionellen Gedanken hart bestraft.
Der Fall ist aber
offenbar so bedeutsam, dass selbst Israels
Verteidigungsminister Avigdor Lieberman dazu
Stellung nahm. Er sagte, dass Ahed nicht die
einzige sein werde, die die Konsequenzen ihres
Handelns tragen müsse. Und drohend fügte er
hinzu, auch alle um sie herum – also auch ihre
Verwandten – würden das bekommen, was sie
verdienten. Was Ahed konkret vorgeworfen wird,
konnte der Minister nicht sagen, das scheint
auch nebensächlich zu sein. Seine Drohung, gegen
Aheds Familie vorzugehen, nennt man in
Rechtsstaaten schlicht „Sippenhaft“.
Der Fall Ahed
al-Tamimi ist nur einer von hunderten ähnlichen
in jedem Jahr. Rund 300 bis 400 Kinder sitzen
wegen „Widerstand“ gegen die Besatzung ständig
unter furchtbaren Bedingungen in israelischen
Gefängnissen. Die Gesamtzahl der
palästinensischen Gefangenen liegt konstant
zwischen 6000 und 7000. Seit 1967 hat Israel
eine Million Palästinenser aus politischen
Gründen inhaftiert. Kinder können nach dem
israelischen Militärrecht, das für die
Palästinenser im Westjordanland gilt, bereits ab
einem Alter von 12 Jahren zu langjährigen
Gefängnisstrafen verurteilt werden – etwa wegen
Steinewerfen gegen israelische Militärs oder
deren Fahrzeuge. Nach diesem Militärrecht können
Verhaftete – auch Kinder – 90 Tage ohne
juristischen Beistand bleiben. Besuch ihrer
Angehörigen werden ihnen nur selten gestattet.
Das
UN-Kinderhilfswerk UNICEF hat gegen die
Behandlung palästinensischer Kinder durch Israel
immer wieder protestiert, aber ohne Erfolg. In
einem UNICEF-Bericht von 2013 heißt es: „Die
Misshandlung von palästinensischen Kindern in
israelischen Gefängnissen scheint weit
verbreitet, systematisch und institutionalisiert
zu sein. (…) Das Muster der Misshandlung
beinhaltet die Verhaftung von Kindern zu Hause
zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens durch
schwerbewaffnete Soldaten, die Praxis, Kindern
die Augen zu verbinden und ihre Hände mit
Plastikfesseln zu fixieren, physische und
verbale Misshandlung während der Transporte zum
Ort des Verhörs, (…) die Befragung mittels
physischer Gewalt und Drohungen (…) und
fehlender Beistand durch Anwälte und
Familienmitglieder während des Verfahrens.“
Palästinensische Kinder sollen offenbar auf
diese Weise seelisch gebrochen werden, damit sie
nie wieder auf den Gedanken kommen, Widerstand
gegen Israel zu leisten, das heißt, für ihre
eigenen Rechte als Individuen und Volk
einzutreten.
Die israelische
Soziologin Eva Illouz von der Universität in
Jerusalem hat die aktuelle Lebenssituation der
palästinensischen Bevölkerung unter der
Besatzung, einschließlich der von Frauen und
Kindern, mit einem Zustand der Sklaverei
verglichen. Die Lebensumstände dieser Menschen,
so Illouz, stellten uns vor eine der großen
moralischen Fragen unserer Zeit und seien in
mancher Beziehung vergleichbar mit der
Sklaverei, die die USA im 19. Jahrhundert
spaltete. Die Soziologin schreibt wörtlich:
„Wenn die Mehrheit der palästinensischen
Bevölkerung unter Bedingungen lebt, unter denen
ihre Freiheit, Würde, körperliche
Unversehrtheit, Möglichkeit zu arbeiten,
Eigentum zu erwerben, zu heiraten – und ganz
allgemein – ihre Zukunft zu planen, von der
Willkür und Macht ihrer israelischen Herren
abhängt, man diese Bedingungen nur bei ihrem
wahren Namen nennen kann: Zustände der
Sklaverei.“
An all dies sollte
man denken, wenn über das angebliche Anwachsen
des Antisemitismus in Deutschland und anderen
Ländern Europa geklagt wird. Man darf sich
nichts vormachen: Die furchtbaren Zustände in
Palästina und der Hass auf Israelis bzw. Juden
(zumeist, aber nicht nur von Arabern)
hierzulande hängen sehr eng miteinander
zusammen. Wie würden Juden ganz allgemein und
speziell Israelis reagieren, wenn irgendwo auf
der Welt Juden das angetan würde, was Israelis
Palästinensern jeden Tag antun? 20.12.2017

Zwei weitere Tamimi-Familienmitglieder sind
verhaftet worden, als Ahed, 16, vor Gericht
erscheint
- Ahed Tamimi heute Morgen vor dem
Militärgericht, aus Tali Shapiros Twitter-Feed.
Heute gewinnt die Verhaftung von Ahed Tamimi,
16, im besetzten Nabi Saleh am frühen
Dienstagmorgen, nachdem ein Video aufgetaucht
ist, das zeigt, wie sie einen israelischen
Soldaten schlägt, weltweite Aufmerksamkeit, auch
von der Washington Post. Auf die Verhaftung von
Ahed durch israelische Soldaten folgte die
Verhaftung ihrer Mutter Nariman.
Heute erschien Ahed vor einem Militärgericht,
und es gibt Berichte über Social Media, dass
zwei weitere Mitglieder der Tamimi-Familie
verhaftet wurden. Vor allem Bassem Tamimi, der
Vater von Ahed, soll während des
Gerichtsverfahrens verhaftet worden sein. Und
ein Cousin, Noor, der angeblich in dem
Slapping-Video auftauchte, wurde gestern
verhaftet - unter den Behauptungen von
israelischen Anhängern, der Vorfall sei ein
Beispiel für "Pallywood", Begegnungen, die
angeblich von Palästinensern inszeniert wurden,
um die Besatzung bekannt zu machen.
Übersetzt mit DeepL -
mehr dazu in englisch >>>

Über die
palästinensischen Mädchen
Ahed Tamimi und Janna Jihad
aus Nabi Saleh
At 16, Israel promised me freedom.
Why does it deny it to Ahed Tamimi?
- Looking at the
images of Ahed in court, I know we can never
truly be free as long as we deny another people
their freedom. And I wonder what freedom
actually means if it takes locking up people
like Ahed to secure it. - Simone Zimmerman -
(...)
This week, in the
middle of the night, Israeli soldiers burst into
Tamimi family home in the West Bank village of
Nabi Salah, and arrested 16-year-old Ahed. When
her mom went to check on her at an Israeli
police station, she too was arrested. Ahed is
currently facing at least five more days of
detention. Her 21-year-old cousin was also
arrested, and her father is being investigated.
All because she confronted Israeli soldiers
outside her house.
Ahed has lived her entire life under occupation.
Her entire life she has watched Jewish
settlements expand around her village,
encroaching on her community’s land. She has
watched soldiers raid her home and harass her
family, she has seen members of her village shot,
including Mustafa, who was killed after being
shot in the face with a tear gas canister, and
Mohammed, who this week was shot in the face
with a rubber bullet and was in a coma for
several days. He is younger than Ahed.
Ahed has been resisting her entire life,
fighting for her family and her home against a
state and an army that want to crush their will
and their power. I am sure much of her daily
life also includes the simple joys and
trivialities that I enjoyed when I was 16. I do
not want to reduce her to a one-dimensional
victim of her conditions, or a one-dimensional
hero. But she also is both of those things. She
is certainly a hero.
If I had a foreign occupier standing on my
doorstep, I too would want to push them off. Had
my friends and family been hurt by soldiers,
they would see no compassion from me. If
resisting a foreign military was my regular
Friday activity at 16, getting some badass
warrior princess action photos in the process
would be essential. I also wanted to look hot
and badass in my photos when I was 16. And I got
to take those photos sitting on my driveway with
no soldiers around to bother me.
I think back to my life when I was 16, and the
power and freedom I felt from this place. Then I
look at Ahed, the freedom and power this place
wants to destroy, and I want to weep.
Looking at the images of Ahed in Ofer Military
Court, I know we can never truly be free as long
as we deny another people their freedom. I
wonder what freedom actually means if it takes
locking up people like Ahed to secure it.
>>>

Der hohe Preis
der Freiheit – israelische Armee hat es auf
Kinder abgesehen
- ISM Nablus-Team -
18.12.2017 - In
den letzten Wochen ist in der gesamten Westbank
eine zunehmende Zahl von Kindern verhaftet und
verletzt worden. ISM traf Iyad Burnat aus Bil'in,
der miterlebt, wie gegen die zweite Generation
von Aktivisten, und dazu gehören seine eigenen
Kinder, gezielt mittels fingierten
Beschuldigungen und Folter-ähnlichen Methoden
vorgegangen wird. Gerade jetzt werden fünf
Jugendliche aus Bil'in im Ofer-Gefängnis
festgehalten: Aber Ofer füllt sich, und mehr
Kinder werden nach Megiddo außerhalb des
besetzten Territoriums verlegt.
Abdul Khalik,
Iyads zweiter Sohn, war mit zwei Freunden,
Hamzah al-Khatib und Malik Radhi, in Bil'in mit
dem Auto unterwegs, um Pizza zu holen, als
Soldaten das Auto stoppten. Jetzt sind sie in
Haft und werden beschuldigt in den
Apartheid-Zaun geschnitten zu haben. Weder
Videos noch Zeugen können das beweisen. Aber das
ist für die israelische Armee kein Problem; es
ist Soldaten nachgewiesen worden, dass sie bei
Gericht lügen, wenn sie als Zeugen aufgerufen
werden.
Es ist nicht das
erste Mal, dass Abduls die Repression des
israelischen Militärs direkt erlebt, er ist
schon einmal mit einer Gummi ummantelten
Stahlkugel am Kopf verletzt worden. Jetzt hat es
die israelische Armee auf ihn angesehen, seit
sie ihn als eine Führerpersönlichkeit ausgemacht
haben, der junge Leute anregt an Protesten
teilzunehmen. Iyad Burnat berichtet ISM, dass
der israelische Geheimdienst seinen Sohn im Lauf
der letzten Tage verhört hat. Der Richter in
Ofer ordnete zwar an die Jungs gegen eine
Kaution von tausenden Shekel freizulassen, aber
die Verfolgung ist nicht vorüber: Während des
Verhörs behauptete ein Soldat, sie hätten viele
geheime Akten, die bisher nicht bei Gericht
verwendet worden seien.
Diese letzten
Vorkommnisse zeigen die derzeitige allgemeine
Situation in Bil'in, seit die Ansiedlung von
(jüdischen) Siedlern 2005 begonnen hat. Die
Errichtung der Siedlung Modi'in Illit brachte
die bekannten Übergriffe des Militärs mit sich,
unter denen Palästinenser in ähnlichen
Situationen immer leiden. Die tägliche
Konfrontation mit der massiven israelischen
Militärpräsenz hat die Menschen von dem kleinen
Dorf Bil'in gezwungen, eine Strategie zur
Antwort zu erarbeiten. Im Lauf der letzten zehn
Jahre ist der gewaltfreie Protest,
einschließlich des Schneidens in den Zaun und
das Blockieren der Straße zu den Siedlungen zum
Hauptaspekt des Widerstands gegen die Siedlungen
geworden. Das israelische Gericht klagt Leute,
die Zäune um die Siedlungen zerschneiden oder
beschädigen als Kriminelle an; der israelische
Staat erwähnt jedoch nie, dass alle Siedlungen
nach dem Völkerrecht und manche sogar nach
israelischem Recht illegal sind.
>>>

Uno-Resolution zu Jerusalem - Trumps
diplomatisches Eigentor
- Wer in der
Jerusalem-Frage nicht seiner Meinung ist, dem
will Donald Trump das Geld streichen: Das hat er
vor einer Abstimmung der Uno-Vollversammlung
angekündigt. Gut so - die Welt wird sehen, wie
isoliert die USA sind. - Ein Kommentar von
Christoph Sydow
Meinung - Donald Trump bringt das Instrument der
offenen Erpressung zurück in die internationale
Diplomatie. Der Grund ist banal: An diesem
Donnerstag stimmt die Uno-Vollversammlung über
eine Resolution ab, die Trumps Entscheidung,
Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen,
"zutiefst bedauert". Dieses Votum hat nur
symbolische Bedeutung, es ist nicht bindend und
hat keinen Einfluss auf die souveräne
Entscheidung der US-Regierung, ihre Botschaft
von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen.
Das Abstimmungsergebnis wird Trump nicht gut
aussehen lassen. Einen Vorgeschmack haben zwei
Abstimmungen in Uno-Gremien in dieser Woche
gegeben. Am Montag stimmten im
Uno-Sicherheitsrat 14 von 15 Mitgliedern für
eine kritische Resolution zur Anerkennung
Jerusalems - allein die USA selbst legten ihr
Veto ein. Am Dienstag stimmten in der
Uno-Vollversammlung 176 von 187 Staaten für eine
Resolution, die das Recht der Palästinenser auf
einen eigenen Staat bekräftigte. Vier Staaten
enthielten sich, nur sieben stimmten dagegen:
Die USA, Israel, Kanada, die Marschallinseln,
Mikronesien, Nauru und Palau.
Beide Abstimmungsergebnisse unterstreichen, wie
sehr sich die USA mit ihrer Nahostpolitik
isoliert haben. Und nun sorgt Trump auch noch
dafür, dass es die ganze Welt mitbekommt. Denn
er erklärt die Jerusalemabstimmung in der
Uno-Vollversammlung ohne Not zur Machtfrage. Der
US-Präsident droht damit, all jenen Staaten die
finanziellen Zuwendungen zu streichen, die am
Donnerstag gegen die Vereinigten Staaten
stimmen. "Wir beobachten diese Abstimmungen.
Sollen sie gegen uns stimmen. Dann sparen wir
eine Menge. Es ist uns egal", sagte Trump. Seine
Uno-Botschafterin Nikki Haley kündigte an, sie
werde sich die Namen der Länder aufschreiben,
die gegen sie stimmen.
>>>
128 zu 9
Stimmen -
UN lehnt mit überwältigender Mehrheit Trumps
Jerusalem-Vorstoß ab
>>>
Abstimmung der Uno- USA sollen
Jerusalem-Entscheidung zurücknehmen
>>>
Jerusalem-Resolution - Trump droht Uno-Mitgliedern
-
Die Uno will über eine Resolution gegen
Donald Trumps Jerusalem-Politik abstimmen. Nun
hat der US-Präsident anderen Uno-Mitgliedstaaten
gedroht, den Geldhahn abzudrehen - "dann sparen
wir eine Menge".
>>>
USA fast alleine
- Florian Rötzer -
Sondersitzung der Generalversammlung zur
bAbstimmung über die Jerusalem-Resolution. Bild:
UN Photo/Manuel Elias
Mit überwältigender Mehrheit stimmte die
UN-Generalversammlung einer Resolution zu, die
die Anerkennung von Jerusalem als israelische
Hauptstadt durch die USA verurteilt
Grandios ist US-Präsident Donald Trump bei den
Vereinten Nationen gescheitert, als das Weiße
Haus androhte, allen Staaten die Gelder zu
streichen, die auf der Generalversammlung einer
Resolution über Jerusalem zustimmen würden.
Trump ging naiverweise davon aus, dass sein Zug,
Jerusalem als Hauptstadt Israels zu erklären,
mit der amerikanischen Macht bestätigt würde.
Nun kann die US-Regierung die Drohung als einen
Test darüber verstehen, wie viel Macht die USA
noch ausüben kann bzw. wie isoliert sie unter
Trump geworden ist.
>>>
Die
Abstimmungsergebnisse
zum Vergrößern auf das Bild klicken

Jerusalem-Entscheidung - UN-Vollversammlung
erklärt Trump-Entscheidung für "null und
nichtig" - Die UN-Vollversammlung hat eine
Resolution angenommen, die Donald Trumps
Jerusalem-Entscheidung verurteilt. Der
US-Präsident hatte die Vereinten Nationen davor
gewarnt.
Die UN-Vollversammlung hat mit deutlicher
Mehrheit die Entscheidung der USA zur
Anerkennung Jerusalems als israelische
Hauptstadt verurteilt. 128 Staaten, unter ihnen
Deutschland, stimmten einer entsprechenden
Resolution zu. 35 Staaten enthielten sich, 21
waren nicht anwesend, neun stimmten dagegen,
unter ihnen Israel und die USA. Die Türkei als
amtierende Vorsitzende der Organisation für
Islamische Kooperation (OIC) hatte die
Resolution eingebracht. Darin werden die USA
aufgefordert, die Entscheidung zurückzunehmen,
Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen.
Die Resolution ist völkerrechtlich nicht bindend
und hat deshalb vor allem symbolische Wirkung.
In dem Text wird "tiefes Bedauern" über "jüngste
Entscheidungen im Hinblick auf den Status
Jerusalems" ausgedrückt. Ohne die umstrittene
Entscheidung von US-Präsident Donald Trump
direkt zu erwähnen, bekräftigt die Resolution,
dass "jede Entscheidung oder Tat, die den
Charakter, Status, oder die demografische
Zusammensetzung Jerusalems verändern, nicht
rechtskräftig, sondern null und nichtig" sei.
Zudem heißt es, dass der endgültige Status der
Stadt durch Verhandlungen in Einklang mit
einschlägigen UN-Resolutionen verhandelt werden
müsse. Netanjahu nennt Resolution "grotesk" und
"absurd"
>>>
Netanjahu: "Ein Haus der Lügen" - Reiner &
Judith Bernstein - Bei der Einweihung eines
Krankenhauses in Ashdod bezeichnet
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Morgen
die Vereinten Nationen als „ein Haus der Lügen“.
Gleichzeitig kündigt er die Fortsetzung der
Bautätigkeit in Ost-Jerusalem an und äußert die
Erwartung, dass bald viele Botschaften von Tel
Aviv nach Jerusalem umziehen, weil immer mehr
Regierungen die Haltung Israels verstehen
würden.
Hintergrund ist die heutige Sitzung der
UN-Vollversammlung zum Thema Jerusalem, nachdem
eine politisch nicht-bindende Resolution des
Sicherheitrates am 18. Dezember am Veto der USA
gescheitert war. In Absprache mit Washington hat
die israelische Regierung in den vergangenen
Tagen versucht, viele Delegationen dazu zu
bewegen, bei einer Abstimmung in der
Vollversammlung sich entweder der Stimme zu
enthalten, an der Sitzung nicht teilzunehmen
oder nicht zu den Delegierten zu sprechen.
>>>
Antisemitismus bei Demonstrationen -
Medienkritik: Berichte über antisemitische
Parolen übertrieben
- Anti-israelische und
antisemitische Ausrufe bei Demos in Berlin haben
eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Doch der
Spruch "Tod den Juden" soll nicht in dem Ausmaß
skandiert worden sein, wie Medien zuerst
berichteten.
Zahlreiche deutsche Medien berichteten in den
vergangenen Tagen, dass bei
pro-palästinensischen Demonstrationen vor dem
Brandenburger Tor der Spruch "Tod den Juden"
gerufen worden sei. Dabei suggerieren die
Berichte, dass die Rufe als Sprechchöre teils
langanhaltend von einer breiteren Masse
stammten.
Auch die Deutsche Welle schrieb am 15. Dezember
gestützt auf eine Passage des Berichts des
Evangelischen Pressedienstes (epd): "Bei
Kundgebungen in Berlin hatten vor kurzem in
Deutschland lebende Palästinenser und Türken
ihrem Zorn über die Anerkennung Jerusalems als
israelische Hauptstadt durch die USA freien Lauf
gelassen. Dabei wurde aus der Menge heraus in
Sprechchören 'Tod den Juden' skandiert."
Fehler in der Redaktion - Nach Recherchen
des medienjournalistischen Portals "Übermedien"
stimmen die Angaben so nicht. Dem Portal zufolge
stammen die Informationen ursprünglich aus
Berichten der "Berliner Zeitung" und des
"Berliner Kurier", deren Redaktionen
zusammengehören. Beim "Berliner Kurier" hieß es:
"Doch ausgerechnet am Brandenburger Tor (…)
skandierten (…) fast 1500 hasserfüllte Menschen
auf einer pro-palästinensischen Demonstration
'Tod den Juden'."
Wie "Übermedien" durch Nachfrage bei der
Redaktion herausfand, hat der Journalist vor Ort
seine Beobachtung an die Redaktion durchgegeben,
die daraus den Artikel verfasste. Der Ruf kam
seinen Angaben zufolge nach dem Ende der
Kundgebung von einer kleinen Gruppe - "so fünf
oder sechs Leute".
>>>

Stadt München und Artikel 5 des Grundgesetzes
- Reiner Bernstein -
Mit Blick auf das Verbot des Münchner Stadtrates
vom 13. Dezember 2017, Veranstaltungen zum Thema
„Boykott, Entzug von Investitionen, Sanktionen“
(BDS) mit dem Ziel, Organisationen und Personen
kommunale Räume zu verweigern und ihnen die
finanzielle Förderung vorzuenthalten, hat die
Juristin Ingeborg Schellmann eine luzide
Stellungnahme abgegeben, die sich so
zusammenfassen lässt:
Der Verweis auf die „Arbeitsdefinition
Antisemitismus“ ist eine politische
Willenskundgebung ohne rechtliche Bindung.
Das Grundrecht auf Meinungsfreiheit schützt
Tatsachen- und Werturteile unabhängig von ihrer
Wahrheit. Die Motive der Meinungsäußerung sind
unerheblich. Auch polemische und extremistische
Äußerungen fallen unter den Schutzbereich. Mit
seinem Beschluss vermischt der Stadtrat eine
politische Meinung (‚Veranstaltungen zum Thema
BDS sind unerwünscht‘) mit der
freiheitlich-demokratischen Ordnung gemäß
Artikel 5 GG und mehrerer Urteile, so des
Bundesverfassungsgerichts und des Europäischen
Gerichtshofs. Wer Verwischungen hinnimmt,
erteilt dem Stadtrat eine rechtliche Weihe.
Einschränkungen der Meinungsfreiheit sind nur
durch allgemeine Gesetze sowie durch das Recht
auf persönliche Ehre und des Jugendschutzes
möglich. Die Stadt München muss begründen, dass
allgemeine Gesetze durch BDS verletzt sind.
Das Grundrecht der Meinungsfreiheit steht über
dem Mietrecht.
Wenn der Staat Israel im Münchner Ratsbeschluss
als jüdisches Kollektiv verstanden wird, kann
jede Kritik als Angriff auf das jüdische Volk
verstanden werden, zumal da es keine israelische
Staatsangehörigkeit gibt, sondern im
Personalausweis etwa „jüdisch“ eingetragen ist.
Für die juristische Beurteilung des Münchner
Beschlusses ist zunächst das Urteil der
Kommunalaufsicht am Zuge.
Reiner Bernstein, 21. November 2017
Ingeborg Schellmann - Kurze Zusammenfassung einiger wesentlicher
Aspekte des Grundrechts der Meinungsfreiheit i.
Zshg. mit der BDS Debatte
I. Allgemein zur Meinungsfreiheit
-
Zusammenfassung der Stellungnahme der
Humanistischen Union mit eigenen Ergänzungen.
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