

Palästinensisches Mädchen festgenommen - ein
instrumentalisiertes Kind oder eine Kämpferin?
- Dror
Dayan - Die 16-jährige Ahed Tamimi aus dem
palästinensischen Dorf Nabi Saleh wurde in der
Nacht zum Dienstag von israelischen Soldat*innen
aus dem Haus ihrer Eltern verschleppt und
verhaftet. Während einer Demo im Dorf letzten
Freitag verpasste sie einem bewaffneten Soldaten
eine Ohrfeige. Der Mut dieser Minderjährigen
wird aber in einer bizarren Verdrehung den
Palästinenser*innen als etwas Negatives
vorgeworfen.
Palästinensisches Mädchen festgenommen - ein
instrumentalisiertes Kind oder eine Kämpferin? -
Als Ahed Tamimi ungefähr zwei Jahre alt war,
wurde ihr Vater, der Aktivist Bassem Tamimi, bei
einem Verhör dermaßen gefoltert, dass er ganze
sieben Tage im Koma lag. Als sie 13 war, wurde
ihrer Mutter, der Aktivistin Nariman Tamimi, aus
kurzer Entfernung mit einem “Ruger” ins Bein
geschossen. Ein Jahr später machte ein Bild
ihres jungen Bruders international die Runde:
Ein vermummter Besatzungssoldat versuchte ihn zu
erwürgen, während die gesamte Familie an ihm
zerrte und versuchte, ihren Sohn – der mit
eingegipstem Arm auf dem Boden lag – zu
befreien.
Anders als bei deutschen Kindern ist Tamimis
Erwachsenwerden von dem Kampf ihres Dorfes, und
dem ihres Volkes, nicht zu trennen. Es vergeht
kaum eine Woche, in der das Haus der Familie
nicht von Soldat*innen gestürmt oder
angeschossen wird. Tamimi wuchs mit dem
Widerstand auf, an einem Ort, wo die
Verantwortung von Mama und Papa nicht nur das
Ernähren und Bekleiden ihres Kindes ist, sondern
auch das Vermitteln von politischem Verständnis
und von Standhaftigkeit.
Ihr Vater Bassem meinte mal zu mir: “Die
Besatzung wird nicht einfach in ein paar Jahren
verschwinden, also ist es unsere Pflicht als
Eltern, unsere Kinder auf ihre Zukunft
vorzubereiten.” Zusammen mit ihren Altersgenoss*innen
wurde Ahed langsam zu einer führenden Figur im
Dorf und bereite sich vor, die Elterngeneration
abzulösen, wenn diesen die langen Jahre voller
Verletzungen, Verhaftungen und Tod zu viel
werden.
Die Realität im Westjordanland ist schon für
Erwachsene oft unerträglich. Wie dies für ein
junges Mädchen ist, kann man sich in Deutschland
sicher kaum vorstellen. Unterdrückung ist Teil
ihres
>>>
Ahed
Tamimi - Living Resistance Tour
>>>

Mehr juristische Kriegsführung :
Wie Israelkritiker aggressiven gerichtlichen
Klagen ausgesetzt werden
- Bill Mullen, David Palumbo-Lui und Heike
Schotten/Truth Out – Op-Ed - 18.12.2017 -
Nachdem die Trump-Administration ihre Absicht
bekannt gegeben hat, die US-Botschaft nach
Ost-Jerusalem zu verlegen (in eklatanter
Missachtung der UN-Resolution 181 und der
Resolution 303 der UN-Generalversammlung), und
die Regierung Netanyahu immer weiter nach rechts
rückt und mit ihrer Zerstörung palästinensischer
Häuser zugunsten des Siedlungsbaus fortfährt,
wird die Unterstützung der USA für Israel nur
stärker. Kenneth Marcus, von Trump als Chef der
Abteilung für Zivilrecht des
Bildungsministeriums benannt, ist bekannt dafür,
dass er pro-Israel-Agenden voranbringt und gegen
den Aktivismus der Palästina Solidarität auf
Hochschulgelände scharf vorgeht. Alle diese
Aktionen haben zu einer Zunahme an Protesten
geführt, vor allem im Hochschulbereich.
Universitäten sind
jetzt zum Schlüsselfeld für den Kampf um die
öffentliche Meinung und Bildung über Palästina
geworden, kein Wunder, dass pro Israel-Kräfte es
auf sie abgesehen haben. Eine der
folgenschwersten Hochschulaktionen in Bezug auf
Israel-Palästina war die Unterstützung des
akademischen Boykotts von Israel durch die
American Studies Association (ASA) im Dezember
2013. Die Mitglieder stimmten mit
ausschlaggebenden 2:1 für den Boykott
israelischer Universitäten. Zu den
Hauptargumenten für den Boykott gehörte die
eigene lange Tradition von ASA in der Kritik an
Siedlerkolonialismus, Rassismus und
US-Imperialismus. Unterstützer des Boykotts
argumentierten auch damit, dass israelische
Universitäten Waffensysteme entwickeln und für
die illegale israelische Besatzung Forschung
betreiben, außerdem seien israelische
Universitäten keine Bastion der freien
Meinungsäußerung, sondern folgten überwiegend
der Linie der Regierung, Dissidenten würden
verfolgt. Seit damals wird ASA ständig
angegriffen und bedrängt.
Kürzlich hat das
Wall Street Journal einen Leitartikel von
Rechtsanwälten veröffentlicht, die als Berater
für eine gerichtliche Klage gegen ASA wegen der
Abstimmung ihrer Mitglieder fungieren: "Anti-Israel
Aktivisten unterwandern Akademikergruppe". Die
Anwälte behaupten, die Abstimmung für den
Boykott sei das Ergebnis eines "kleinen Kaders
von Akademikern" gewesen, der die Organisation
"unterwandert" hätte. Sie versuchten eine
eindeutig freie und demokratische Wahl von 800
Mitgliedern als Ergebnis einer feindlichen
Übernahme darzustellen. Tatsächtlich war die
gerichtliche Klage gegen ASA nichts anderes als
politische 'saure Trauben' (die zu hoch hängen,
Ü.). Sie wurde im April 2016 vom Brandeis Center
eingereicht, das seit langem Anwalt für Israel
ist. Seine Motivation ist rein politisch und
seine Verbindungen zur Trump Administration und
deren Verbündeten eindeutig: der oben erwähnte
Kenneth Marcus ist Gründer und Präsident des
Zentrums.
Allerdings hat im
April dieses Jahres ein Distrikt-Gericht in
Washington D.C.größere Behauptungen in der Klage
verworfen, einschließlich der Behauptung, die
Abstimmung für den Boykott israelischer
Universitäten hätte den Rahmen der
Vereinssatzung gesprengt.
>>>
Fake-news über „Tod den Juden“-Rufe
- Die
Mainstream-Medien haben mit tief empfundener
Empörung über antisemitische Sprechchöre und das
Verbrennen von Israelfahnen berichtet.
Welt-online am 11.12.2017: „Auf drei
Kundgebungen am Freitag und am Sonntag nahe dem
Brandenburger Tor sowie im Bezirk Neukölln
hatten insgesamt 3700 Demonstranten ihrer Wut
gegen die Jerusalem-Entscheidung von
US-Präsident Donald Trump und dem Hass gegen
Israel freien Lauf gelassen: Sie verbrannten
israelische Fahnen und Transparente mit
Davidsternen, riefen ‚Tod den Juden‘. Die
Polizei nahm zehn Randalierer fest.“ Zeitgleich
erscheinen entsprechende Berichte in der
„Süddeutschen Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine
Zeitung“, „Der Spiegel“, „Die Zeit“, „Frankfuter
Rundschau“, „Tagesspiegel“, „Berliner Kurier“
u.a.m. Die „Jüdische Allgemeine“ titelte am
15.12.2017 sogar „Immer wieder ‚Tod den Juden‘.
Aus ganz Europa werden Angriffe auf jüdische und
israelische Einrichtungen gemeldet.“ Heiko Maas
als deutscher Justizminister empörte sich, dass,
wer „Tod den Juden“ rufe, ins Gefängnis gehöre.
(Spiegel-online v. 15.12.2017)
Nach Recherchen des medienkritischen
Online-Portals „Übermedien“ hatten die zahllosen
Berichte über die „Tod-den-Juden“-Rufen keine
reale Grundlage, waren schlicht falsch, waren
echte fake-news.
Was hat „Übermedien“ rausgefunden? Die ersten
und einzigen Informationen über die Vorfälle
stammten offenbar aus der „Berliner Zeitung“ und
dem „Berliner Kurier“ (gleiche Redaktion), die
berichtet hatten, dass am Brandenburger Tor
„fast 1500 hasserfüllte Menschen einer
pro-palästinensischen Demonstration ‚Tod den
Juden'“ skandiert hätten. „Übermedien“ hat beim
Verfasser nachgefragt und über seinen Bericht
folgendes herausgefunden:
- Er habe seine Beobachtungen an die Redaktion
telefonisch übermittelt.
- Der Ruf „Tod den Juden“ sei nach dem Ende der
Kundgebung von einer kleinen Gruppe gekommen,
„so fünf bis sechs Leute“. Ein Bekannter, mit
dem er unterwegs war, habe ihm den Ruf
übersetzt. Einen Kontakt zu diesem Zeugen könne
er nicht herstellen.
- Der Artikel sei von der Redaktion und nicht
von ihm, dem Beobachter, verfasst worden.
- Dass in dem Artikel davon die Rede war, dass
1500 Menschen minutenlang den Spruch
skandierten, habe er nicht gewusst und es habe
ihn überrascht. Das sei alles maßlos
übertrieben.
„Übermedien“ hat weiter recherchiert. Die
Berliner Polizei habe die gesamte Demonstration
auf Video aufgenommen und gesetzeswidrige
Handlungen und Äußerungen notiert. Der Ausruf
„Tod den Juden“ sei nicht dabei gewesen.
>>>
Berliner Zeitung und Kurier
gestehen ihre Lügen über palästinensische
Demonstrationen
- In den letzten
Tagen waren die Zeitungen voll mit Meldungen
über "gravierende Ausschreitungen", wo "Tod den
Juden" gerufen wurde. Wer dabei war, erkennt
diese Verleumdung der friedlichen
palästinensischen Demonstrationen. Nun haben
zwei große Berliner Zeitungen ihre Lügen auch
eingestanden. Werden andere nachziehen?
>>>
„Lebt in Angst!“: Israelischer
Regierungsbeamter ruft zur Jagd auf
Palästinenser in Deutschland auf
>>>
Meinungsfreiheit - Lücken -
Zensur - Manipulation im Nahostkonflikt - Die
Hasbara Abteilungen Israels
>>>
Palestine Update
Nr. 96 – 14. Dezember 2017 -
Kritik an Israels Untaten
irrtümlich als Antisemitismus gedeutet
- Meinung - Ranjan Solomon - Wenn Kritik
an israelischem Fehlverhalten irrtümlicherweise
als Antisemitismus gedeutet wird … Wie lange
werden Israel und seine europäischen
Unterstützer die Verbrechen der Besetzung
verhehlen, indem sie Antisemitismus vortäuschen.
Jegliche Kritik an Aktionen und Praktiken des
israelischen Regimes werden bequem als
Antisemitismus und Hassreden denunziert. Zur
gleichen Zeit werden offensive Beschimpfungen
der Muslime, ihres heiligen Buches,
prophetisches und anderes Heiliges als eine
Frage der Redefreiheit verteidigt. Der
heuchlerische Zugang der US-Regierung und ihrer
Verbündeten in Europa, gleichzeitig mit den
Mainstream-Medien dieser Länder gegenüber dem
Konzept der Redefreiheit ist äußerst
verwunderlich.
Die Zweite Intifada 2000 ließ eine Periode
aufkommen, mit der die westliche Welt die Rolle
der Schutzmacht des israelischen Regimes
übernahm und Kritik an Israel als antisemitisch
bezeichnete.
In der Folge begann Israel seinem Ärger über die
Erfolge der BDS-Bewegung Luft zu machen. Es wird
die Wahrheit über Firmen hinunterspielen, die in
israelischen Siedlungen tätig sind. Die
Siedlungen selbst stehen auf gestohlenem Grund
und sind also an sich Kriegs-handlung. Firmen,
die in die Siedlungen investiert haben und dort
arbeiten, unterliegen in Konsequenz der
Verfolgung nach dem Völkerrecht, weil sie die
Invasion mittragen. Israels Angst besteht darin,
dass sich eine Firma, die sich der Überprüfung
wegen Verletzung des Völkerrechts zu stellen
hat, damit dem Risiko einer Untersuchung durch
den internationalen Gerichtshof aussetzt. Israel
weiß, dass die BDS-Kampagne sehr großen Zuspruch
erhalten würde, und dass auch eine einzige
Verhandlung Investitionen von außen verlangsamen
würden. Weil Israel sich vor dieser Drohung
fürchtet, bedroht es seinerseits die Bewegung
und ihre Befürworter. Daher klagt Israel die
gewaltlose BDS-Kampagne als „antisemitisch“ an.
Das ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass
der Jüdische Staat, der heute kontrolliert wird
durch rechtsgerichtete Zionisten, sich
grenzenlos in kriminelle Aktionen gegenüber
Palästinensern verwickeln kann und immer
Straflosigkeit fordert und tatsächlich erhält.
„Antisemitismus“ wird dafür als Vorwand
gebraucht.
Dr. Ludwig Watzal schrieb im „Global
Research“-Magazin nach Trumps Erklärung über
Jerusalem, wie es in Deutschland modern geworden
war, die Kritik an Israels Fehlverhalten in
Verruf zu bringen. Er notiert mit Abscheu „wie
unter deutschen Politikern und kriecherischen
Medien der Antisemitismus-Club immer zur Hand
ist, um Kritik zum Schweigen zu bringen und jede
Kritik an Israel als „antisemitisch“ zu
stigmatisieren“. Er fügt seiner Aussage hinzu:
„Es funktioniert immer noch, obwohl wir im 21.
Jahrhundert leben und nicht im Mittelalter.
Bezugnehmend auf Karl Marx kann man sagen:
Ein Geist geht um in Deutschland, das Gespenst
des Antisemitismus.
Antisemitismus kann nicht mehr als
Entschuldigung benutzt werden, um die Kritiker
von Israel zu demoralisieren und zu entmutigen.
Die gewissenhaften und erwachten Menschen in
Europa, Afrika, Asien und Amerika wissen, dass
der israelische kolonialistisch-rassistische
Staat ein staatlicher Unterstützer von
Terrorismus ist und ein Spitzbubenstaat, der
bestraft werden muss, um über seine Verbrechen
während der vergangenen 70 Jahre zu erfahren.
Bald wird es dann nicht mehr modern sein,
„Antisemitismus“ zu schreien. Es wird zur
gleichen Antwort kommen, als wenn ein kleiner
Junge „Wolf“ brüllt – und es ist keiner da.
Israel wird sich isoliert vorfinden und
verachtet wegen seiner unberechenbaren und
grausamen Aggression. Und was dann?
Wenn
Israels Besetzung nicht beendigt wird, wird sich
der „Antisemitismus“ weltweit in schwindelnde
Höhen begeben
(Auszüge aus einem Artikel von Tony Klug in
Haaretz)
Klug hat 45 Jahre lang extensiv über die
Thematik Israel/Palästina geschrieben. Er ist
Sonderberater über den Mittleren Osten der
Oxford Research Group und arbeitet als
Sachverständiger für die Palestine Strategy
Group und das Israel Strategy Forum. Jahrelang
war er Senior-Beamter bei Amnesty International
und leitete dort das internationale
Entwicklungsprogramm.
Eines der ursprünglichen Ziele des Zionismus war
es, die Beziehungen zwischen Juden und anderen
Völkern zu normalisieren. Wie tragisch ironisch
also wäre es, wenn die Politik des Staates, den
er ins Leben rief, stattdessen den
Antisemitismus normalisiert?
Dass sich in den vergangenen wenigen Jahrzehnten
besonders in der arabischen und muslimischen
Welt anti-jüdische Gefühle alarmierend
verbreitet haben, steht außer Frage. Es geht um
den Grund, der zum Streit führt.
Während Israel fortfährt, die Westbank zu
beherrschen, trifft es immer häufiger auf Akte
des Widerstands von Seiten der Bevölkerung, die
sich geknebelt fühlt durch das sich ausbreitende
Muster der jüdischen Kolonisierung und die sich
nach Unabhängigkeit sehnt.
Solange Israel dieses Gebiet weiterhin regiert,
wird es wenig Chancen haben außer Vergeltung zu
üben in einer zunehmend unterdrückerischen Art,
nur um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Der
moralische Anspruch im Falle Israel wird
infolgedessen leiden und das wird das Ausmaß an
internationaler Unterstützung weiter zur Erosion
bringen, obwohl wahrscheinlich nicht unter der
organisierten Meinung innerhalb der jüdischen
Diaspora. Die Verschärfung der Polarisierung ist
angelegt, um beizutragen an einer Vermehrung von
offensichtlichem Antisemitismus.
Anti-jüdische Gefühle in der arabischen und
muslimischen Welt zu vermehren ist nur eine
Seite der Gleichung. Auf der anderen Seite kommt
es zum entsprechenden Phänomen einer Vermehrung
von anti-arabischen und anti-muslimischen
Gefühlen in der jüdischen Welt. Umgekehrt haben
sich die Gifte des Konflikts auf andere Gebiete
der Erde ausgebreitet, und in einigen Fällen
haben sie latente Vorurteile gegen Juden,
Muslime und Araber angefacht und dabei alte
Stereotypen von jüdischer Schlauheit und Macht
auf der einen Seite geweckt, und die Bedrohung
durch muslimische Horden auf der anderen.
Es ist keine große Kunst vorherzusehen, dass,
wenn Israel nicht bald die Besetzung der
Palästinenser aufgibt, und wenn organisierte
jüdische Meinungsmacher in anderen Ländern diese
offen unterstützen, fast sicher ein weiteres
Aufflammen anti-jüdischer Gefühle aufbrechen und
möglicherweise noch finstere Impulse auslösen
wird.
Lesen Sie den ganzen Artikel >>>
Es
ist ein Recht und eine Pflicht, herauszufinden,
was Antisemitismus wirklich ist
- Vor fast 15
Jahren vor dem heutigen Tag haben „Studenten für
friedliche Koexistenz“ und das „Global Voices
Programme“ an der Universität von Chicago zu
einer Podiumsdiskussion aufgerufen zu den
Unterschieden zwischen Kritik an Israel und
Antisemitismus. Die Wortmeldungen eines der vier
Diskussionsredner werden ausgewählt, verdichtet
und unten vorgestellt. Sie gelten immer noch so
gut wie damals, als sie zum ersten Mal
ausgesprochen wurden.
Wenn ich das Wort „Anti-Semitismus“ benutze,
meine ich anti-jüdischen Rassismus, Hass von
Juden wegen ihres ethnischen Hintergrunds, ihrer
Religion, ihrer Kultur, ihrer wahrgenommen
geteilten Charakteristika, was immer das
bedeutet – gleichbedeutend mit Hass von Menschen
afrikanischer Herkunft oder jede andere Art von
Rassismus.
Alle diese Formen von Hass haben ihre
Konsequenzen … Sicherlich, der Hass von Menschen
afrikanischer Herkunft hat zu Katastrophen –
Kolonialismus in Afrika, Sklaverei und ständige
Diskriminierung in unserer Gesellschaft geführt.
Und natürlich hat anti-jüdischer Hass -
Antisemitismus – seinen eigenen Weg gefunden,
der in Europa zu entsetzlichen und sehr ernsten
Konsequenzen geführt hat, und zu einiger
Diskriminierung und negativer Konsequenz für
Juden hier in USA.
Nun hat die Belastung, dass Kritik an Israel per
se Antisemitismus ist, eine lange Geschichte.
Sie wurde immer gegen Palästinenser und andere
Unterstützer der Rechte der Palästinenser, ganz
besonders von Palästinensern für einen
spezifischen Zweck eingesetzt. Und der Zweck
ist, eine alternative Erklärung für den Konflikt
zu finden, den wir zwischen Israelis und
Palästinensern sehen. Die selbstverständliche
Erklärung für den Konflikt ist die radikale
Macht-Ungleichheit zwischen Israelis auf einer
Seite und Palästinensern auf der anderen, deren
direkte Konsequenz die Enteignung der
Palästinenser durch die zionistische Bewegung
ist und die über Jahrzehnte ungeschwächt
weitergeht und zu immer schlimmer werdender
Militärbesetzung, Brutalität und
Menschenrechtsmissbrauch führt. Das kann nur
Konflikte produzieren. Es kann nur zur
Antipathie unter den Palästinensern gegenüber
ihren Unterdrückern führen.
Aber man braucht auch eine alternative
Erklärung, daher sagt man, palästinensische
Mütter geben ihren Kinder Antisemitismus und
Hass mit der Muttermilch ein, palästinensische
Schulbücher flößen den Kindern Hass ein, und
dann gehen sie hinaus und werfen sich vor die
Panzer. Das ist die beste alternative Erklärung,
mit der eine Menge Unterstützer von Israel
daherkommen. Keine besonders überzeugende
Erklärung!
Nun, die Rolle in den letzten Monaten - wir
haben gesehen, wie Antisemitismus zur
Ausgrenzung benutzt wird, ich glaube in den USA
und besonders auf Studenten-Campi , um jede
Diskussion über Israel zum Schweigen zu bringen,
genau für solche Fragen, wo Israel in der
öffentlichen Debatte verloren hat. Die
Palästinenser haben nicht gerade gewonnen, aber
relativ gesehen ist es ein Gewinn und deshalb,
wenn man die Debatte nicht gewinnen kann, soll
man sie am besten stoppen. Und der beste Weg
dazu ist, die Menschen so anzugreifen, dass sie
sich nicht mehr einmischen. Und der Weg, das zu
tun, besteht darin, jede Diskussion über den
Gegenstand mit dem Gespenst Antisemitismus zu
verbrämen, was natürlich, da die jüdische
Geschichte in ihrer Art in den Vereinigten
Staaten sakrosankt geworden ist, besonders mit
dem Schwerpunkt auf den Holocaust der Nazis, der
heute vom Gesetz her in den meisten öffentlichen
Schulen in vielen Staaten der USA gelehrt wird,
ankommt.
Israel ist ein Land, das Milliarden Dollars von
unseren (USA) Steuern erhält, das unsagbare
Verbrechen im Namen der Demokratie und Freiheit
verüben darf und Teil des „Westens“ ist … und
das ist nicht Antisemitismus. Israel
kritisieren, seine Praktiken kritisieren,
darüber sprechen, welche Art von Zukunft
Palästinenser und Israelis zusammen haben
könnten, ob es ein Staat sein wird, oder zwei
Staaten oder drei Staaten oder zehn Staaten, ist
nicht Antisemitismus, es ist recht und eine
Pflicht.
Für einen Palästinenser ist Dasitzen und seine
Geschichte erzählen, seine persönliche
Lebens-geschichte erzählen, ohne auch die
israelische Seite dieser Geschichte zum besten
zu geben, Antisemitismus nach der Vorstellung
der „Anti Defamation League“ (ADL). In anderen
Worten, nicht immer eine von Israelis
gesponserte Version der Wahrheit zur Hand zu
haben, ist Antisemitismus. Also, diese Sache ist
interessant, sie ist aus drei Gründen
interessant.
Der ADL scheint zu sagen: Wenn du unsere Agenda
nicht teilst, und unsere politischen Ziele, und
wenn du keine Kampagne machst gegen die selben
Diktatoren, die wir nicht mögen, dann bist du
per definitionem Antisemit. Du bist
antisemitisch, weil du deine eigenen Ansichten
hast und nicht die unseren.
Also, die Entschuldigung, dass Israel
ausgegrenzt wird wegen unfairer Kritik ist das
Eine, das wir oft in der Geschichte gesehen
haben, besonders im Kampf gegen die Apartheid
ain Südafrika. Es ist genau das gleiche
Argument, das immer von Unterstützern der
Apartheid benutzt wurde, die Kritik an der
Apartheid zum Schweigen bringen. Warum an
Südafrika herumhacken? Schaut auf die Schwarzen
im Rest von Afrika, sind sie nicht schlechter
dran als in Südafrika?
Der Erfolg von Israel ist die Welt zu
überzeugen, dass Zionismus und Israel und
Judaismus das gleich sind. Politischer Zionismus
ist eine moderne und in ihrem Ursprung komplett
säkulare und areligiöse Philosophie, die sich
die alten Symbole des Judaismus angeeignet hat,
den Davidstern und die Menorah. Der Davidstern,
der als das traditionelle Symbol auf fast allen
Synagogen weltweit erscheint, und die Menorah
sind das offizielle Kennzeichen des Staates
Israel. Es ist ein Ergebnis der Politik Israels,
dass etliche Leute unsicher geworden sind und
Israels Rhetorik glauben, dass Israel im Namen
aller Juden handelt, und sie sparen ihren
verständlichen Zorn über Israels schreckliche
Verbrechen Juden gegenüber aus– was natürlich
falsch ist. Aber ich glaube, das ist zum Teil
ein direktes Ergebnis ihrer Politik und wir
müssen verstehen, dass, wenn sie ihre
Kampfflugzeuge, ihre F-16 und Tanks mit den
Symbolen umkleiden und wenn ihre Generäle den
Davidstern auf den Schultern tragen, wenn sie
Kriegsverbrechen rechtfertigen, wir nicht
überrascht sein dürfen, wenn etliche Leute
darauf reagieren.
Mehr dazu >>>
Deutsche
Politiker markieren anti-israelischen Protest
als Antisemitismus
- Präsident Trumps
einseitige Entscheidung, Jerusalem als
Hauptstadt Israels zu deklarieren, wurde mit
weltweiter Kritik und Verurteilung belohnt,
außer in Israel. Benjamin Netanyahus sogenannte
„Charme-Offensive“ in Brüssel, wo er die EU
überzeugen wollte, Trumps Beispiel zu folgen,
wurde von Federica Mogherini, der Leiterin der
EU-Außenpolitik, heruntergemacht, indem sie
sagte: „Diese Bewegung wird nicht kommen“. Sie
betonte die Unterstützung der EU für die
Zweistaatenlösung mit Jerusalem als Hauptstadt
für beide Staaten.
Übrigens: Netanyahu war von der EU nicht
eingeladen worden, sondern wollte von sich aus
der EU den aufrührenden Akt vorlesen. Anstatt
ihn mit Tritt hinaus zu befördern, hielten die
EU-Repräsentanten ihn aus und gingen nach seinem
Abgang zu prominenten und ernsthaften Gesprächen
über. Eine Gemeinschaft, die als „global player“
zu handeln versucht, würde einem solchen
politischen Schelm die Tür gewiesen haben.
Stattdessen ließen sie sich von Netanyahu
beschimpfen, und quittierten es mit einem
Lächeln.
Quelle
Über
Antisemitismus: Solidarität und der Kampf um
Gerechtigkeit
- Während der Staat Israel in Anspruch nimmt,
alle jüdischen Menschen zu repräsentieren,
erklären die Verteidiger der israelischen
Politik wiederum, dass Antisemitismus Kritik an
Israel einschließt. Antisemitismus ist schädlich
und real in unserer Gesellschaft. Was also auch
angesprochen werden muss, ist, wie die
Entwicklung der falschen Anschuldigungen mit
Antisemitismus oder die Neudefinierung von
Antisemitismus den globalen fortschrittlichen
Kampf um Gerechtigkeit unterdrücken könne. Es
gibt keine einzige definitive Stimme über
Antisemitismus und seine Auswirkung.
Die Jüdische Stimme für Frieden (JVP) hat eine
Reihe von Aufsätzen zusammengelegt, die eine
Diversität von Perspektiven und Standpunkte
enthält. Jeder Beitrag bringt kritische Fragen
über Anwendung und Nichtanwendung von
Antisemitismus im 21. Jahrhundert, wobei
unterschieden wird zwischen Antisemitismus,
Beschuldigungen mit Antisemitismus und
Aktivismus für Menschenrechte der Palästinenser.
Diese Anthologie*) stellt ein sehr notwendiges
Werkzeug dar für palästinensische
Solidaritäts-Aktivisten, Lehrer wie auch
jüdische Gemeinden dar. Leitbeiträge gibt es von
Omar Barghouti, Judith Butler und Rebecca
Vilkomerson wie auch anderen Aktivisten,
Akademikern, Studenten und Kulturschaffenden.
Über politische Solidarität und Gerechtigkeit
liest man die Stimmen von palästinensischen
Studenten und Aktivisten, und von Juden, die oft
in Mainstream-Diskussionen über Antisemitismus
marginalisiert werden, dazu gehören auch farbige
Juden und Sephardim/Mizrahi-Juden.
*)
„On Anti-Semitism – Solidarity and the Struggle
for Justice”; 300 Seiten
Hsgb: Jewish Voice for Peace”; Haymarket Books,
erschienen am 27.3.2017
Übers.: Gerhilde Merz
20. 12. 2017

UN-Sicherheitsrat stimmt über
Resolution zu Trumps Jerusalem-Entscheidung ab,
während Massenproteste quer durch die besetzten
Gebiete weitergehen
- Sheren Khalel - 18.12.2017 - Während die
Trump-Administration dabei blieb, ihre Zusage
mit der am 6. Dezember bekannt gegebenen
unilateralen Entscheidung Jerusalem als die
Hauptstadt Israels anzuerkennen, wahrzumachen,
war es für den UN-Sicherheitsrat geboten am
Montag über eine Resolution gegen die
Entscheidung abzustimmen und den US-Präsidenten
zu drängen die umstrittene Anerkennung
zurückzunehmen.
Laut der
israelischen Tageszeitung Haaretz "bekräftigt"
der Entwurf der Resolution, "dass alle
Entscheidungen und Aktionen, die vorgeben den
Charkter, den Status und die demografische
Zusammensetzung der Heiligen Stadt Jerusalem
geändert zu haben, keine rechtliche Wirkung
haben und null und nichtig sind und entsprechend
diesbezüglichen Resolutionen des Sicherheitsrats
widerrufen werden müssen". Sie "appelliert an
alle Staaten die Einrichtung diplomatischer
Missionen in der Heiligen Stadt Jerusalem gemäß
der Resolution 478 (1980) des Sicherheitsrates
zu unterlassen".
Während die
Resolution in der UNO breite Unterstützung hat,
da der Großteil der internationalen Gemeinschaft
die neue Position der USA öffentlich
zurückweist, wird erwartet, dass die USA von
ihrem Vetorecht im Sicherheitsrat Gebrauch
machen wird [...]. Als Antwort auf das erwartete
Veto der USA, plant die Organisation für
Islamische Zusammenarbeit (OIC), zu versuchen
das US-Veto über den "Uniting for Peace"
Mechanismus in der UNO zu umgehen, der für den
Umgang mit Pattsituationen im Sicherheitsrat
geschaffen wurde, und die Resolution vor die
Generalversammlung zu bringen.
Der OIC traf
letzte Woche zusammen, um den Plan auf Antrag
des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan
zu diskutieren; 57 Mitgliedsstaaten gaben (bei
dem Treffen) bekannt, dass der OIC Ost-Jerusalem
als Hauptstadt des Staates Palästina anerkennen
will. Zusätzlich äußerte Erdogan am Sonntag
Wünsche die türkische Botschaft nach
Ost-Jerusalem zu verlegen, obwohl dieser Schritt
angesichts der israelischen Besetzung der Stadt
unwahrscheinlich ist.
Inzwischen sind in
den elf Tagen seit der von Trumps Entscheidung
[...] ausgelösten Welle von Unruhen im besetzten
palästinensischen Territorium mindestens zehn
Palästinenser getötet worden.
Auf Grund der
Entscheidung kam es zu täglichen Zusammenstößen,
neuerlichem Raketenabschuß der Hamas,
israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen
und einer starken erhöhten Zahl festgenommener
Palästinenser – bis jetzt sind es mehr als 300.
Es sieht nicht so aus, als ob sich die Gewalt
bald legt, da der für diese Woche anberaumte
Besuch von Vizepräsident Mike Pence von den
Palästinensern lautstark abgelehnt worden ist.
Palästinensische Amsträger haben erklärt, dass
US-Funktionäre im palästinensischen Territorium
nicht willkommen sein werden, solange Trump die
Jerusalem-Entscheidung nicht zurücknimmt. Es
wird erwartet, dass die Massenproteste während
Trumps Besuch zunehmen.
Bis jetzt lag der
Höhepunkt der Gewalt am Freitag, den 15.
Dezember, an dem vier Palästinenser – zwei aus
dem Gazastreifen und zwei aus der besetzten
Westbank – getötet worden waren. Die vier am
Freitag Getöteten wurden vom palästinensischen
Gesundheitsministerium als Mohammad Amin Aqel,
19, aus Beit Ola in Hebron, Bassel Mustafa
Ibrahin, 29, aus dem Dorf Anata nordöstlich von
Jerusalem, Yasser Sokkar, 23, aus Sheja'eyya,
östlich von Gaza City und Ibrahim Abu Thuraya,
29, aus dem Flüchtlingslager al-Bureij in
Zentral-Gaza identifiziert.
Mustafa al-Sultan,
19 und Hussein Nasrallah, 25, wurden am 12.
Dezember getötet, als eine Drohne der
israelischen Armee in Beit Lahia im Norden des
Gazastreifens eine Rakete auf ein Motorrad
abfeuerte. Mehrere Umstehende wurden bei dem
Luftschlag verletzt und eilten ins Krankenhaus.
Über ihren Zustand ist derzeit nichts bekannt.
Am 9. Dezember
wurden Mohammad al-Safadi, 25, und Mahmoud
Mohammad al-'Atal, 29, bei einem israelischen
Raketenangriff auf "Hamas-Ziele" im südlichen
Gazastreifen getötet. Ihre Leichen wurde von den
palästinensischen Rettungskräften aus dem
Schutt, der von einem der Luftangriffe zurück
blieb, geborgen. Die israelische Armee
berichtete, die Luftangriffe seien
Vergeltungsschläge gewesen, nachdem tags zuvor
Hamas-Raketen in Israel eingeschlagen waren. Es
war weder von Verletzungen noch von Todesfällen
berichtet worden. Maher Atallah, 54, und Mahmoud
al-Masri, 30, wurden von israelischen
Streitkräftem bei einer Protestkundgebung an der
Grenze von Gaza am 8. Dezember erschossen.
Mehrere Menschen wurden bei diesem Protest von
den israelischen Streitkräften verletzt.
Mindestens 3.000
weitere Personen wurden während Zusammenstößen
und nächtlichen Razzien verletzt.
Quelle Übersetzung: K.
Nebauer
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