Die vorprogrammierte Klemme - Der Beginn des Konflikts um Palästina
- Als vor über hundert Jahren immer stärker werdende aufeinander
folgende Wellen jüdischer Siedler in den südwestlichen Teil Großsyriens,
d.h. Palästinas kamen, brachten schon damals die Araber, die dieses zum
größten Teil ländliche Gebiet bewohnten, dem jüdischen Eindringen
Widerstand entgegen - durch patriotische Organisationen, eine
nationalistische Presse und durch direkte Angriffe auf jüdische
Siedlungen.
Von Anfang an sahen bestimmte Leiter in beiden Lagern den Konflikt
kommen. Ehad Ha’am, einer der Gründerväter des Zionismus schrieb schon
1891: „Wir haben die Angewohnheit zu denken, alle Araber seien Wilde aus
der Wüste, die nicht bemerkten oder verstünden, was um sie herum
geschieht... Aber dies ist ein großer Fehler. Die Araber sehen und
verstehen was wir tun und was wir in Palästina suchen... Die
einheimische Bevölkerung wird ihren Platz nicht einfach hergeben, wenn
wir anfangen sollten in ihr Territorium einzudringen.“ (1)
Im Mai 1911 drückte ein arabischer Reformer namens Sulayman al Taji
al-Farouqi seine böse Vorahnung von der Zukunft so aus: „Zionismus ist
die Gefahr, die unser Vaterland bedroht. Sie kündigt uns Exil und
Vertreibung von unseren Wohngebieten und von unseren Besitztümern an.“(2)
Anfang des 20. Jahrhunderts war einigen Zionisten die Notwendigkeit
bewusst, dass sie sich mit dem arabischen Nationalismus abfinden
mussten. Informelle Kontakte vor dem 1. Weltkrieg mit verschiedenen
arabischen Persönlichkeiten und nationalistischen Organisationen
verliefen überraschend positiv und führten sogar zu erwiderten
mündlichen und schriftlichen Vereinbarungen über künftige gegenseitige
Akzeptanz und Kooperation. Auf das Versprechen hin, autonome arabische
Staaten in den Gebieten, die vom Ottomanischen Reich erobert werden zu
errichten, hatten während des 1. Weltkriegs arabische Nationalisten an
der Seite der Briten gegen die Türken gekämpft. Für die Araber sah es so
aus, dass diese Versprechen fallen gelassen wurden, sobald die
Feindseligkeiten beendet waren. Für die Araber Palästinas wurde das
doppelte Spiel der Engländer deutlich veranschaulicht, als Ende 1917 die
Balfour Erklärung (3)
herausgegeben wurde, worin die Absicht, in Palästina eine Enklave für
die Juden zu schaffen zum ersten Mal offiziell formuliert wurde. Die
Erklärung wurde von den Arabern als Verrat an ihren nationalistischen
Bestrebungen angesehen. Danach sind jüdische, britische und
internationale Bemühungen, Zionisten und Araber zu einem friedlichen
Ausarbeiten ihrer Streitigkeiten zusammen zu bringen, nie richtig in
Gange gekommen, weil die arabische Vorbedingung für jegliche Kontakte
diese Art die Zurücknahme der Balfour Erklärung war.
Der britische Außenminister Lord Balfour schrieb 1919: „ ... in
Palästina beabsichtigen wir noch nicht einmal die Formalität zu
beachten, die Wünsche der jetzigen Bewohner des Landes zu
berücksichtigen... und Zionismus, sei er richtig oder falsch, gut oder
schlecht, wurzelt in uralter Tradition, in heutigen Bedürfnissen, in
zukünftigen Hoffnungen, die von weit größerer Wichtigkeit sind als die
Wünsche der 700 000 Araber, die jetzt das alte Land bewohnen. Meiner
Meinung nach ist das richtig.“ (4)
Diese Aussage belegt, dass sich die Araber Palästinas berechtigterweise
betrogen und abgelehnt fühlten.
Quelle
Balfour Declaration -
Historische
Bedeutung - Der Brief von
1927, der die britische Unterstützung für eine jüdische Heimstätte
in Palästina öffentlich machte, brachte den Völkerbund dazu, das
Vereinigte Königreich (GB) 1922 mit dem Palästina-Mandat zu betrauen.
Datum:
2. November 1927 -
Die Balfour Deklaration, ein Brief
des Britischen Außenministers Arthur James Balfour an Lord
Rothschild, in dem die Briten ihre Unterstützung für eine jüdische
Heimstätte in Palästina zum Ausdruck brachten, war das Ergebnis von
Jahren sorgfältiger Verhandlungen.
Nach Jahrhunderten in der Diaspora,
brachte die Dreyfus Affaire von 1894 in Frankreich die Juden zu der
erschreckenden Erkenntnis, dass sie nirgendwo vor willkürlichem
Antisemitismus geschützt sein würden, solange sie nicht ihr eigenes
Land hätten. Im Gegenzug entwarfen Juden das neue Konzept eines
politischen Zionismus, in dem man davon ausging, dass es möglich
war, durch aktive politische Manöver eine jüdische Heimstätte zu
schaffen. Der Zionismus wurde zu einem populären Konzept in der Zeit,
als der I. Weltkrieg begann.
Während des I. Weltkriegs benötigte
Großbritanien Hilfe. Da Deutschland (Englands Feind im I. Weltkrieg)
die Produktion von Aceton - ein wichtiger Bestandteil bei der
Herstellung von Waffen - beherrschte, hätte Großbritannien den Krieg
verlieren können, wenn Chaim Weizmann nicht einen
Fermentierungsprozess erfunden hätte, der es den Briten erlaubte,
ihr eigenes flüssiges Aceton herzustellen.
Es war dieser Fermentierungsprozess,
der Weizmann die Aufmerksamkeit von David Lloyd George (Minister für
Munition) und Arthur James Balfour ( früher Britischer
Premierminister, zu dieser Zeit aber der erste Lord der Admiralität)
einbrachte. Chaim Weizmann war nicht nur ein Wissenschaftler; er war
zugleich der Führer der zionistischen Bewegung.
Weizmann's Kontakte zu Lloyd George
und Balfour bestanden weiterhin, sogar noch, nachdem Lloyd George
zum Premierminister ernannt und Balfour ins Auswärtige Amt gesandt
wurde 1916. Weitere zionistische Führer wie Nahum Sokolow übten
ebenfalls Druck auf Großbritannien aus, eine jüdische Heimstätte in
Palästina zu unterstützen.
Obwohl Balfour selbst einen jüdischen
Staat befürwortete, so sprach sich Großbritannien doch in erster
Linie aus diplomatischen Gründen für die Deklaration aus. England
wollte, dass die Vereinigten Staaten dem I. Weltkrieg beitraten und
so hofften die Briten, dass sie durch die Unterstützung einer
jüdischen Heimstätte in Palästina das Weltjudentum dazu bewegen
könnten, die USA zum Kriegsbeitritt zu überreden. Obgleich die
Balfour Deklaration mehrmals überarbeitet wurde, wurde die
endgültige Version am 2. November 1917 herausgegeben in einem Brief
von Balfour an Lord Rothschild, den Präsidenten der britischen
zionistischen Föderation. Der Hauptbestandteil des Briefes zitierte
die Entscheidung der britischen Kabinettssitzung vom 31. Oktober
1917.
Diese Deklaration wurde am 24. Juli
1922 vom Völkerbund angenommen und in dem Mandat verkörpert, das
Großbritannien vorläufig die Verwaltungskontrolle über Palästina
erteilte. 1939 brach Großbritannien mit der Balfour Deklaration durch
die Herausgabe des Weißbuchs, das konstatierte, dass die Schaffung
eines jüdischen Staates nicht mehr britische Politik sei. Es war
eben auch Großbritanniens Kurswechsel gegenüber Palästina,
insbesondere das Weißbuch, das die Flucht von Millionen von
europäischen Juden aus dem von den Nazis besetzten Europa nach
Palästina verhinderte.

Zur Erinnerung:
Zitate aus der
Zeit vor der Balfour-Erklärung:
Zangwill
( 1901): „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“. Er meinte damit
Palästina,
Theodor Herzl
machte sich über den zu gründenden Judenstaat Gedanken; noch dachte
(1895) er nicht an Palästina. Er hatte aber schon ein Programm für den
Fall, dass das vorgesehene Land schon bevölkert wäre: „Die arme
Bevölkerung trachten wir unbemerkt über die Grenze zu schaffen … die
Expropriation muss mit Zartheit und Behutsamkeit erfolgen“. ( Tagebuch
12.6.1895).
Max Nordau
sagte (nach Buber): „In Palästina gibt es ja Araber! Das wusste ich ja
nicht. Wir begehen ja ein Unrecht.“
Als Herzl 1898 Palästina (das erste Mal)
besuchte, um den deutschen Kaiser dort zu treffen, verlor er in seinem
Tagebuch kein einziges Wort über die arabische Bevölkerung.
Hier ein Zeugnis, noch dazu eines
Akademikers (- er war Professor für semitische Sprachen an der
Universität Wien), Parlamentsabgeordneter in Istanbul und 1899
Bürgermeister in Jerusalem: Professor Dr.Jousuf al-Khalidi. Er
schreibt an den Oberrabbiner von Frankreich Zadok Kahn,(der den Brief
an Herzl weiterleitet) Herzl antwortet: „…da Palästina ja schon bewohnt
sei, mögen die Zionisten doch einen anderen Platz finden, um ihre
politischen Ziele verfolgen zu können. Im Namen Gottes, lasst Palästina
allein.“
Herzl
antwortet am 19.3.1899 auf Französisch: „S’il
acceptera pas, nous chercherons et croyez-moi nous trouverons ailleurs
cela qu’il nous faut.“ („Wenn es nicht akzeptiert wird, werden wir
weitersuchen und, glauben sie mir, wir werden woanders das finden, was
wir brauchen“. Übers.E. Rohlfs) . Aus Dr.Al-Khalidi: „Before the
Diaspora“
Ben Gurion
sagte (1917) „Palästina ist im historischen und moralischen Sinn ein
Land ohne Einwohner“ (aus Amos Elon „Die Israelis“ S. 185)
(zusammengestellt von Ellen Rohlfs)
2.
November 1917 - Balfour-Erklärung unterzeichnet: Zweifelhaftes
Versprechen
- "Seiner Majestät Regierung
betrachtet die Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina
für das jüdische Volk mit Wohlwollen … ." Für die Zionisten,
Befürworter eines jüdischen Nationalstaats in Palästina, ist dies
der wichtigste Satz der Balfour-Deklaration, die der britische
Außenminister Arthur Balfour am 2. November 1917 unterzeichnet. In
der Erklärung heißt es weiter: "… wobei klar verstanden werde, dass
nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte
bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina …
beeinträchtigen könnte." Die Briten geben 1917 ein zweifelhaftes
Versprechen, das bis heute das politische Klima im Nahen Osten
vergiftet: Die Zionisten hoffen auf ihren jüdischen Staat, die
Araber aber lesen ein "Nicht ohne uns zu fragen" in der
Balfour-Erklärung. >>>
Am 24. Juli 1922 wurde die
Balfour-Deklaration in das Völkerbundsmandat über Palästina
aufgenommen das die
Bedingungen für die vorübergehende Übernahme der Verwaltung des
Landes durch Großbritannien mit Rücksicht auf seine jüdische und
arabische Bevölkerung festlegte. Die Errichtung des unabhängigen
Staates Israel 1948 im britischen Mandatsgebiet war eine indirekte
Folge der Balfour-Deklaration
Die Balfour-Erklärung wurde von
folgenden britischen Berechnungen geleitet: Es gab das
kriegspolitische Ziel die jüdischen Gemeinschaften in aller Welt für
die Sache der Alliierten zu gewinnen: die amerikanischen Juden
sollten die öffentliche Meinung in den USA mobilisieren die
russischen Juden sollten ein Ausscheiden Russlands aus dem Krieg
verhindern helfen und die Zionisten in aller Welt sollten ihre
Hoffnungen ganz auf die Sache der Alliierten und besonders auf
England setzen. Geostrategisch gesehen wollte sich England in der
Rolle eines Garanten der jüdischen nationalen Heimstätte auch
jenseits des Suez-Kanals festsetzen. Palästina sollte die
Landverbindung zwischen dem britischen Ägypten und einem künftigen
britischen Mesopotamien herstellen. Keine andere Macht sollte sich
dazwischenschieben. Man wollte auch das Sykes-Picot-Abkommen mit
Frankreich revidieren und eine exklusive britische Kontrolle
Palästinas erreichen. In der Weltöffentlichkeit sollte die erstrebte
britische Herrschaft über Palästina in Gestalt der Unterstützung des
Selbstbestimmungsrechtes und der Selbstverwirklichung einer
unterdrückten Nation nämlich der jüdischen dargestellt werden.
Der britische Außenminister Lord
Balfour gegenüber Lloyd George (brit. Premierminister) 1919 :
Der Schwachpunkt unserer Haltung
besteht darin dass wir im Falle Palästina absichtlich und direkt
aufhören das Prinzip der Selbstbestimmung zu akzeptieren. Wenn man
die jetzigen Einwohner befragte würden sie sich unzweifelhaft
antijüdisch aussprechen. Die Rechtfertigung unserer Politik besteht
darin dass wir Palästina als eine absolute Ausnahme ansehen.
Die Balfour-Erklärung die bewusst
nur von der Schaffung einer Nationalen Heimstätte für die Juden
sprach und weder die Frage der Einwanderung noch die der politischen
Organisation und
die Grenzen des künftigen Palästina behandelte zielte auf die
Schaffung einer jüdischen Majorität durch Immigration und letztlich
auf die Etablierung eines jüdischen Staates. Die Araber >>>
Quelle