
Die
Siedler von Hebron versuchen die
palästinensische Identität der Stadt
auszulöschen
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Issa Amro - 22.05.2017 - Vorne in der
Schuhada-Strasse in der Altstadt von Hebron
zeigen Strassenschilder in mehrere Richtungen:
Chabad-Friedhof, alter jüdischer Friedhof, altes
Tel Hebron. Die Worte sind nur in Hebräisch und
Englisch geschrieben. Der Zweck dieser Schilder
ist es nicht Richtungen anzugeben, sondern die
palästinensische Identität und sogar die
arabische Sprache aus diesem Raum zu tilgen.
Seit mehr als einem Jahrzehnt installieren
israelische Siedler diese Art Schilder in ganz
Hebron. In den letzten zwei Jahren hat die
Aufstellung dieser Schilder exponentiell
zugenommen.
Weiter unten in
der Schuhada-Strasse erzählen die Schilder die
"Geschichte" von Hebron. Eines besagt, Hebron
habe ursprünglich dem jüdischen Volk gehört. Ein
anderes erzählt von der Unterzeichnung der
Hebron-Abkommen von 1997.
Es besagt, die
Hebron-Abkommen hätten den Juden nur 3% der
Stadt überlassen, während die Araber sich an
florierenden Shopping-Centern erfreuen. Es
heißt: "1967: Befreiung von Hebron und
Wiedererrichtung seiner jüdischen Community.
'Die Kinder sind in ihre eigene Heimat
zurückgekehrt' (Jer. 31:17)".
Die Schilder sind
sogar nach israelischem Recht illegal. Viele von
ihnen, auch die Schilder, die Straßennamen vom
Arabischen ins Hebräische umändern, wurden an
privaten palästinensischen Geschäften und
Wohnhäusern ohne die Zustimmung des (Haus)Besitzers
angebracht. Das passierte sogar an Straßen, die
vorwiegend von Palästinensern bewohnt werden.
Die Schilder wurden ohne Genehmigung der
Stadtverwaltung von Hebron oder des israelischen
Militärs angebracht.
1994 hat der in
Brooklyn geborene israelische Siedler Baruch
Goldstein in der Ibrahimi-Moschee das Feuer
eröffnet. Er ermordete 29 Palästinenser während
des Gebets. Israel reagierte darauf nicht mit
dem Schutz der Palästinenser und der Entfernung
der illegalen Siedler, sondern mit der Umsetzung
des Hebron Protokolls. Das Protokoll, das 1997
unterzeichnet wurde, teilte die Stadt, schloss
Strassen und den einst lebendigen Markt für die
Palästinenser und verwandelte die Stadt in eine
virtuelle Geisterstadt. Darin (im Protokoll)
steht aber die Bedingung, dass die israelischen
Behörden die palästinensische Identität von
Hebron schützen (müssen). Den Siedlern zu
erlauben, dass die Strassenschilder bleiben,
verstösst gegen diese Bedingung.
Am 3. April 2017
haben Youth Against Settlements (Jugend gegen
Siedlungen) und die Rabbiner für Menschenrechte
die israelische Armee offiziell ersucht das
Gebiet zu schützen, damit die Schilder entfernt
werden könnten. Die Armee lehnte es ab das
Gesuch zu bewilligen und nannte dafür Angst vor
Gewalt(ausbrüchen).
Andererseits
erteilt die Armee regelmäßig Genehmigungen für
Demonstrationen von Siedlern, auf denen
Terrorismus gegen Palästinenser gefeiert wird.
Für ihren Umzug zu Purim verkleideten sich die
Siedler von Hebron als palästinensische
Bösewichte. 2016 feierten Siedler ihr Purimfest
genau an dem Ort, an dem der israelische Soldat
Elor Azaria kurz zuvor zwei unbewaffnete
Palästinenser getötet hatte. Die Siedler tanzten
an der Blut befleckten Stelle der Strasse, an
der die Exekutionen stattgefunden hatten.
Unter den
offensivsten Schildern, die die Siedler
angebracht haben, ist ein Banner an der
Schuhada-Strasse, auf dem zu lesen ist:
"Palästina hat es nie gegeben (und wird es
niemals geben)". Da wir nicht in der Lage waren
dieses oder andere offensive und illegale
Siedlerschilder legal zu entfernen, hängten wir
am nächsten Tag ein Banner von einem
palästinensischen Balkon, von dem man die Schuhada-Strasse überblickte. Darauf steht:
"Dies ist Palästina. Willkommen in der
Apartheid-Strasse." Wir werden uns weiterhin
bemühen die illegalen Siedlerschilder mit
legalen Mitteln anzufechten. Wir werden auch
weiterhin Banner aufhängen und Schilder für
Wahrheit, Gerechtigkeit und die Geschichte zu
installieren. Du kannst uns helfen, indem du die
Petition unterzeichnest (s. engl. Originaltext)
und die israelische Ziviladministration
aufforderst, das israelische Gesetz hinsichtlich
der Strassenschilder einzuhalten, und indem du
dich unserer Kampagne Truth Telling in Hebron
anschließt.
Quelle
Übersetzung: K.
Nebauer
Issa Amro ist ein international anerkannter
Menschenrechtsaktivist aus Hebron. Er ist
Gründer und Direktor der von Palästinensern
geführten Organisation Youth Against Settlements,
die Menschenrechtsverletzungen dokumentiert und
palästinensischen Familien Schutz und
Infrastruktur bietet. Er hat bei zahlreichen
Gelegenheiten vor der UNO als Zeuge ausgesagt
und hat für seine Arbeit viele Preise und
Anerkennung erhalten. Zur Zeit wird ihm vor
einem israelischen Militärgericht der Prozess
gemacht. Twitter: @etissaamro.
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