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Appell:
Rettet das Leben der palästinensischen
Gefangene!
- 2. 5. 2017 - Felicia Langer -
Ehrenvorsitzenden der Europäischen Allianz für
die Solidarität mit den paläst. Gefangenen. -
Ich, Felicia Langer appelliere an die
Internationale Gemeinschaft und an die
Menschheit, das Leben der in Hungerstreik
getretenen palästinensischen Gefangenen, zu
retten.
Seit 16 Tage leben mehr als 1500 Gefangene von
Wasser und Salz. Ihre Forderungen sind legitim
und konform mit dem internationalen Recht. Sie
wollen, dass sie wie Menschen behandelt werden
und nicht dauernd bestraft und misshandelt
werden. Sie protestieren gegen die unrechtmäßige
Administrativhaft und verlangen unbehinderten
Zugang zu ihren Anwälten. Ihre Familien sollten
sie regelmäßig besuchen dürfen. Ein
telefonischer Kontakt nach außen sollte erlaubt
werden. Sie fordern das Recht auf Ausbildung und
medizinische Versorgung.
Ich rufe die Bundesregierung, alle europäischen
Regierungen und Parlamente und das europäischen
Parlament auf, auf die israelische Regierung
Druck auszuüben, damit diese Forderungen
gewährleistet werden. Israel sollte aufhören das
internationale Recht und die Genfer-Konventionen
zu ignorieren und dauernd zu verletzen. Bitte
schweigen Sie nicht! Wer schweigt macht sich
mitschuldig.
Quelle
Europäische Allianz für die Solidarität mit den
Palästinensischen Gefangenen
Bild oben links - Im Rahmen seines
Deutschlandbesuches verlieh am 17.1.2012
Präsident Mahmoud Abbas Felicia Langer den
palästinensischen Orden für besondere
Verdienste.
Abbas fürchtet
den Hungerstreik der Gefangenen
- Jonathan Cook -
01.05.2017 - Der palästinensische Präsident
Mahmud Abbas wird am Mittwoch Donald Trump im
Weissen Haus besuchen, um über eine
Wiederbelebung der längst erkalteten Leiche des
Friedensprozesses zu sprechen.
Zu Hause heizen sich die Dinge auf. Es gibt
Ärger in der Westbank und auch in den Rängen der
Fatah-Bewegung. Der Auslöser ist der
(inzwischen) zwei Wochen dauernde Hungerstreik
von palästinensischen Gefangenen.
Vergangenen Donnerstag zogen die Palästinenser
die Rollläden ihrer Geschäfte herunter als
Zeichen der Solidarität, und am darauf folgenden
Tag, einem "Tag des Zorns", gab es Zusammenstöße
von Jugendlichen mit der israelischen Armee.
Etwa ein Viertel der 6.500 von Israel
festgehaltenen politischen Gefangenen – die
meisten von ihnen in Verletzung des
internationalen Rechts in israelischem
Territorium – verweigern im Protest gegen ihre
erniedrigende Behandlung das Essen. Sie wollen
Reformen des industriellen Inhaftierungssystems
Israels. Etwa 800.000 Palästinenser – 40% der
männlichen Bevölkerung - sind seit 1967 durch
die israelischen Gefängniszellen gegangen.
Israel hofft den Geist der Gefangenen zu
brechen. Es hat seine Anführer in
Isolationszellen gesperrt, verweigert den
streikenden Insassen den Zugang zu Anwälten, hat
die Radios weggenommen und begann letzte Woche
damit die Salzrationen zu konfiszieren – die
einzige Nahrung neben dem Wasser, die die
Gefangenen zu sich nehmen.
Der Streik wird von Marwan Barghouti angeführt,
dem obersten palästinensischen Führer in Haft –
und laut Umfragen dem populärsten.
Öffentlich unterstützt Abbas die Streikenden,
aber privat sagt er, er wünsche, dass der
Protest so schnell wie möglich zu Ende ist. Am
Wochenende enthüllten Berichte, dass er den
ägyptischen Präsidenten Abdel Fatah al-Sisi
dringend gebeten hat, in Amerika und Israel zu
intervenieren, damit sie helfen.
Zum Teil fürchtet Abbas den Einfluss von
Barghouti, einem Mann, der oft als der
palästinensische Nelson Mandela beschrieben und
als möglicher Nachfolger von Abbas gesehen wird.
Vor allem hat der palästinensische Präsident ihn
wiederholt innerhalb der Fatah auf die Seite
geschoben. >>>
The prisoners’
revolt: the real reasons behind the Palestinian
hunger strike
- Ramzy Baroud -
Gaza is the world’s largest open air prison. The
West Bank is a prison, too, segmented into
various wards, known as areas A, B and C. In
fact, all Palestinians are subjected to varied
degrees of military restrictions. At some level,
they are all prisoners.
East Jerusalem is cut off from the West Bank,
and those in the West Bank are separated from
one another. Palestinians in Israel are treated
slightly better than their brethren in the
Occupied Territories, but subsist in degrading
conditions compared to the first-class status
given to Israeli Jews, as per the virtue of
their ethnicity alone. Palestinians 'lucky'
enough to escape the handcuffs and shackles are
still trapped in different ways. >>>
Palestinian
prisoners enter 16th day without food in mass
hunger strike
- Israeli authorities have continued to impose
repressive measures on Palestinians prisoners
involved in a mass hunger strike, who entered
their 16th day without food on Tuesday, while an
Israeli court rejected an appeal presented to
allow lawyer visitations to hunger striker Karim
Yunis.
Some 1,500 political prisoners launched the
open-ended hunger strike on Palestinian
Prisoners’ Day, April 17, under the aegis of
imprisoned Fatah leader Marwan Barghouthi,
demanding of basic rights, such as an end to the
policies of administrative detention, solitary
confinement, and deliberate medical negligence.
Since the strike began, Barghouthi and a number
of other hunger strikers have landed in solitary
confinement, while scores of others have been
dispersed throughout Israel’s network of
prisons.
Arbitrary prison transfers are a common Israel
Prison Service tactic aiming to suppress
resistance among Palestinian prisoners. An
already exhausting process, the long journeys
and inhumane transportation conditions can be
unbearable given the hunger strikers’ weakened
healths. >>>
Israel says
300 inmates end hunger strike; Palestinian
official says it`s not so
- Middle East Eye
- The prison service plan to set up 400 medical
centres inside jails "to avoid as much as
possible the transfer of hunger striking
detainees to civilian hospitals". The hunger
strike began on 17 April, with those taking part
ingesting only water and salt. They have issued
demands ranging from better medical care to
phone access >>>
Palestinian
hunger strikers cut off from communication
- Charlotte Silver - As Palestinian prisoners
enter day 16 of their mass hunger strike,
Israeli authorities are said to be obstructing
negotiations and severely impeding communication
from the strikers to the outside world.
As many as 1,600 Palestinians are refusing food
in protest of ill treatment by Israeli prison
authorities, including medical neglect and
reduction of family visits.
Israel has attempted to prevent information on
the striking prisoners from reaching the public
by transferring protest leaders into solitary
confinement and blocking visits by families and
lawyers.
On Saturday, the Israel Prison Service
reportedly ordered mobile phone companies to
block reception in the western area of the Naqab
desert in the south of the country to prevent
Palestinians on strike in the Ketziot and Nafha
prisons from communicating.
The blackout was partially lifted after Israeli
residents in the area complained of service
disruptions.
The cellular blackout was apparently coordinated
by public security minister Gilad Erdan, who has
taken a hard line against hunger strikes. Erdan
pushed for the legalization of force-feeding in
2015 by calling hunger strikes a “new sort of
suicide bombing to threaten the state of
Israel.” >>>
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The
„New“ Hamas Charter
A Political Document of
Pragmatism
Dr. Ludwig Watzal
Die Widerstandsorganisation Hamas ist mit ihrer
überarbeiteten Charta endlich in der Realität
des Nahen Ostens angekommen. Zu lange hat die
erste Charta aus dem Jahre 1988 dem israelischen
Besatzungsregime als Propagandavorlage gedient,
um die USA und die Europäische Union (EU) davon
zu überzeugen, dass Hamas eine
Terrororganisation sei, was von beiden dankbar
aufgegriffen worden ist, da es ihnen eigenes
Nachdenken erspart hat. Die Charta aus dem Jahr
1988 hätte niemals veröffentlicht und fast
dreißig Jahre als ideologische Richtschnur für
die Organisation gelten dürfen.
Die alte Hamas-Charta war durchsetzt von
antisemitischen Stereotypen. Diese wurden von
Israel weidlich ausgenutzt, um Hamas völlig zu
diskreditieren. Die USA und die EU haben
folglich die Sprachregelung Israels übernommen
und die Organisation auf ihre ominösen
„Terrorlisten“ gesetzt.
Hamas war nie antisemitisch, da alle ihre
Mitglieder und das gesamte palästinensische Volk
Semiten sind. Niemand unter den Palästinensern
hatte oder hat etwas gegen Juden. Über
Jahrhunderte haben Juden und Muslime in
Palästina friedlich zusammengelebt, bis die
europäischen Zionisten, die keine Semiten
sondern khasarischer Abstammung sind, begonnen
haben, Palästina zu kolonisieren und es als „Eretz
Israel“ (Land Israel) bezeichnet haben. Dieser
Anspruch beinhaltet bis heute die Negation der
Existenz des palästinensischen Volkes.
Seit 2007 regiert die Hamas den Gaza-Streifen,
nachdem sie 2006 die ersten und einzigen
demokratischen und freien Wahlen in Palästina
gewonnen haben. Dieser demokratische Wahlsieg
hat aber den „Musterdemokratien“ des Westens
nicht gepasst und so wurde der damalige
Präsident Abbas von den USA und Israel
gezwungen, die legitime Hamas-Regierung
abzusetzen und durch eine dem Westen genehme
Regierung zu ersetzen.
Die Hamas-Regierung musste sich auf den
Gaza-Streifen beschränken, da ihr von Israel die
Durchreise nach Ramallah, der „Hauptstadt“ des
palästinensischen Bantustan verweigert worden
war. Im Gaza-Streifen versuchte der mit den
Israelis und den USA kollaborierende >>>
Hamas in 2017:
Read the document in full
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Dutzende
Palästinenser am "Tag des Zorns" bei
Zusammenstößen (mit Soldaten und Siedlern) in
der Westbank verletzt
- 28.04.2017 - Nachdem die Fatah am Freitag
einen "Tag des Zorns" in Solidarität mit den
seit 12 Tagen hungerstreikenden
palästinensischen Gefangenen in der Westbank
ausgerufen hatte, gab an vielen Orten
Zusammenstöße (mit Soldaten und Siedlern), bei
denen mehrere Palästinenser verletzt wurden.
Israelische Streitkräfte feuerten heftig
Tränengasgranaten, Gummi ummantelte
Stahlgeschosse und scharfe Munition während der
Zusammenstöße, die in Städten, Dörfern und
Flüchtlingslagern in mehreren Distrikten der
Westbank nach dem Freitagsgebet ausgebrochen
waren.
Die israelische Armee gab gegenüber Ma'an an,
dass etwa 2000 Palästinenser "im Lauf des Tages
an gewalttätigen Aufständen an verschiedenen
Orten" teilgenommen hätten und fügte hinzu, dass
die israelischen Streitkräfte auf die
"Aufstände" mit "Mitteln zur Kontrolle von
Menschenmassen" reagiert hätten.
Distrikt Ramallah -
Bei den Zusammenstößen im gesamten Distrikt
Ramallah wurden mehrere junge Palästinenser
verletzt, dutzende andere litten durch das
Einatmen des stark eingesetzten Tränengases.
Von Nabi Saleh aus gab es einen
Demonstrationszug in Solidarität mit den
Hungerstreikenden, auf den die israelische Armee
scharfe Munition und Tränengaskanister feuerte
und dabei drei Palästinenser verletzte.
Einwohner von Nabi Saleh berichteten Ma'an, die
israelische Armee hätte mit der verbotenen "tutu"-Munition
geschossen, die bei Körperkontakt explodiert.
Quellen des palästinensischen Roten Kreuzes
sagten, ein Jugendlicher sei mit einer
Tränengasgranate am Kopf verletzt, zwei weitere
seien an den Beinen mit tutu-Munition verletzt
worden. Die Identität und der Zustand der
verletzten Palästinenser waren noch unbekannt.
Ein Sprecher der israelischen Armee sagte
gegenüber Ma'an, sie würden sich Bericht über
den Einsatz von tutu-Munition anschauen.
Dutzende Palästinenser litten durch Einatmen von
Tränengas während der Zusammenstöße zwischen
jungen Palästinensern und israelischen Soldaten
in der Nähe des Ofer- Gefängnisses im Westen von
Ramallah und am nördlichen Eingang von Silwad im
Osten von Ramallah. Zeugen sagten, drei
Palästinenser seien von Gummigeschossen verletzt
worden.
In Silwad wurde ein Palästinenser mit scharfer
Munition an einem Bein verletzt, dutzende andere
litten infolge Tränengasinhalation; die
israelische Armee feuerte in der Gegend mit
scharfer Munition, Gummigeschossen,
Knallgranaten und Tränengaskanistern. >>> |
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Abbas setzt
auf Deal mit Trump - Der Palästinenser-Präsident
reist zum Antrittsbesuch nach Washington
- und hofft auf Unterstütztung für eine
Zwei-Staaten-Lösung. In der Hamas gibt es
derweil Streit um die künftige Richtung. - Inge
Günther
Mag Präsident Mahmud Abbas im eigenen Volk nur
noch bedingt Rückhalt genießen, seinem
Antrittsbesuch bei Donald Trump am Mittwoch im
Weißen Haus messen die Palästinenser enorme
Bedeutung bei. Bei diesem Gipfeltreffen gehe es
vor allem um ein Thema, betonte Husam Somlot,
der PLO-Gesandte in Washington: „Und das ist die
historische Gelegenheit für Frieden, die der
US-Präsident präsentiert.“ Anders ausgedrückt:
Alles hängt davon ab, ob sich Trump hinter eine
Zwei-Staaten-Lösung stellt, hier Palästina, dort
Israel.
Abbas hat sich ihr seit langem verschrieben, nur
beschränkt sich seine Macht auf das
Westjordanland. In Gaza herrschen seine Rivalen
von der Hamas, die oft genug mit
Terroranschlägen den Friedensprozess zum Platzen
brachten. In israelischen Augen ist Abbas, der
nur für das halbe Volk sprechen könne, schon
deshalb kein vollwertiger Verhandlungspartner
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Sumaya
Farhat-Naser
Ein Leben für den Frieden
Lesebuch aus Palästina
Mit einem Essay von Ernest Goldberger
Geboren im Jahr der israelischen Staatsgründung,
die aufgrund der Vertreibungen als Nakba
(Katastrophe) ins kollektive Gedächtnis der
Palästinenser eingegangen ist, wuchs Sumaya
Farhat-Naser im Westjordanland auf, das seit
nunmehr fünfzig Jahren von Israel besetzt
gehalten wird. In Friedensinitiativen und
Frauengruppen sowie in Seminaren mit
Jugendlichen setzt sie sich seit Jahrzehnten für
Dialog und Gewaltverzicht bei der Lösung des
Nahostkonflikts ein. n mittlerweile vier Büchern
und auf zahlreichen Vortragsreisen hat Sumaya
Farhat-Naser von ihrer Arbeit und vom Alltag
unter Besatzung berichtet. Dieser Band zeichnet
anhand einer Auswahl ihrer Texte den Lebensweg
der vielfach ausgezeichneten
Friedensvermittlerin von 1948 bis in die
Gegenwart nach.
»Eine unbestechliche Zeitzeugin, deren
Engagement in einem tiefen Glauben in
gewaltfreien Widerstand wurzelt.« Martin Woker,
Neue Zürcher Zeitung
301 Seiten,
broschiert - € 19.80, sFr. 24.80 - ISBN 978 3
85787 479 6 - Mai 2017 |
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Warren and
Sanders stand firmly behind Trump officials — on
guess what issue?
- Philip Weiss -
This Senate letter of last Thursday, signed by
all hundred senators, berates the UN Secretary
General over criticism of Israel at the U.N. and
supports Ambassador Nikki Haley’s determination
to root out “anti-Israel bias” and
“anti-Semitism in all its forms” — which means
undue focus of Israel. The U.N.’s actions on
Israel, the senators say,
have at times reinforced the broader scourge of
anti-Semitism.
All 100 Senators line up behind two Trump
officials. First, Nikki Haley:
We commend the words of our nation’s ambassador
to the U.N., Nikki Haley, who recently stated,
“It is the UN’s anti-Israel bias that is long
overdue for change.”
Haley made that comment in a February 17
appearance at which she characterized the UN
Security Council resolution against settlements
of last December, which the Obama administration
allowed to pass, as a “terrible mistake.” Is
this really the sort of policy that Bernie
Sanders, Elizabeth Warren, Sherrod Brown and Amy
Klobuchar, the valiant progressives of the
Democratic Party, wish to endorse? Dianne
Feinstein was one of the few senators to praise
Obama for the settlements resolution. Couldn’t
she have just said no when this letter came to
her desk from Marco Rubio?
The senators also laud Erin Barclay, a deputy
assistant secretary of State, who recently
trashed the UN Human Rights Council for focusing
on Israel not Syria: The obsession with Israel
…is the largest threat to the Council’s
credibility. It limits the good we can
accomplish by making a mockery of this Council.
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Warum
es im Syrien-Krieg vor allem auch um Israel geht
Michael Lüders neues Buch „Die den Sturm ernten“
zeigt die katastrophalen Folgen der westlichen
Nahost-Politik auf
Arn Strohmeyer
Es wimmelt in der
deutschen Medienlandschaft nur so von
selbsternannten „Nahostexperten“. Aber die
meisten von ihnen sind einer einseitigen
westlichen Sicht und ihren sogenannten „Werten“
verpflichtet. Was heißt: Die Rollen von „gut“
und „böse“ sind klar verteilt, und die meisten
dieser Experten können nicht zwischen
moralischer Anklage und politischer Analyse
unterscheiden, weshalb sie auch die wahren
Hintergründe – also die wirklichen
Machtinteressen der dort Handelnden – nicht
deutlich genug herausarbeiten und beim Namen
nennen. Die Ergebnisse sind deshalb zumeist der
Kategorie „Lückenjournalismus“ zuzuordnen. Diese
Art des Journalismus ist durch drei Aspekte
gekennzeichnet: Erstens werden Nachrichten in
ganz bestimmter Weise gewichtet; zweitens werden
Nachrichten ganz gezielt unterdrückt; und
drittens werden Nachrichten in tendenzieller
Weise bewertet. Das heißt: Es wird mit zweierlei
Maß gemessen, es gibt also doppelte Standards.
Diese Thesen stammen von dem
Medienwissenschaftler Ulrich Teusch.
Einer, der nicht nach diesem Schema arbeitet,
ist der Journalist und Islamexperte Michael
Lüders. Er schreibt in seinen Artikeln und
Büchern Klartext und hängt in seinen Analysen
keiner einseitigen Interessenlage oder
speziellen Werten an –
aufklärerisch-humanistische Kriterien
ausgenommen. Lüders geht unvoreingenommen an
seine Themen heran und hat keine Bedenken, sich
couragiert dem Mainstream der öffentlichen
Meinung entgegenzustellen, was ihm von den
Leitmedien den Titel „umstritten“ eingebracht
hat. Was ihn vermutlich aber wenig kümmert,
vielleicht betrachtet er eine solche Benennung
sogar als Bestätigung und Auszeichnung. So auch
in seinem Buch „Die den Sturm ernten. Wie der
Westen Syrien ins Chaos stürzte“, das die
Fortsetzung seines Bestsellers „Wer den Wind
sät. Was westliche Politik im Orient anrichtet“,
ist. (...)
Was hat diese
Analyse des Geschehens im Nahen und Mittleren
Osten nun mit Israel zu tun? Lüders zitiert ein
aufschlussreiches Dokument, das Hillary Clinton
als Außenministerin 2012 verfasst hat und das
durch Wilkileaks an die Öffentlichkeit gekommen
ist. Sie schreibt da wörtlich: „Der beste Weg,
Israel zu helfen, mit den wachsenden nuklearen
Möglichkeiten Irans umzugehen, besteht darin,
dem syrischen Volk zu helfen, das Regime von
Baschar-al-Assad zu stürzen. (...) Es ist die
strategische Beziehung zwischen dem Iran und
Assad, die es dem Iran ermöglicht, die
Sicherheit Israels zu untergraben.“ Die
Beseitigung Assads wäre also im besten Interesse
Israels, weil das Ende seines Regimes die für
Israel gefährliche Allianz zwischen dem Iran,
Syrien und der Hisbollah untergraben würde,
schreibt Clinton.
Sie fährt fort: „Assad zu beseitigen wäre nicht
nur ein unermesslicher Segen für die Sicherheit
Israels, es würde auch die verständlichen Ängste
Israels mindern, sein nukleares Monopol zu
verlieren. Im nächsten Schritt könnten sich dann
die Vereinigten Staaten und Israel gemeinsam
darauf verständigen, von welchem Punkt an die
iranische Atomanreicherung so gefährlich wird,
dass ein militärisches Eingreifen gerechtfertigt
erscheint. (...) Kurzum, das Weiße Haus kann die
Spannungen, die sich im Umgang mit Israel wegen
Iran ergeben haben, abbauen, indem es in Syrien
das Richtige tut.“ Dieser zügellose und brutale
Zynismus der Macht belegt allein, wie sehr die
letzte Präsidentenwahl in den USA zwischen
Hillary Clinton und Donald Trump eine Wahl
zwischen Pest und Cholera war. Der Iran steht ja
auch auf Trumps Agenda, er hat in dieser
Hinsicht nicht viel andere Vorstellungen als
seine frühere Rivalin Clinton.
Israel scheint aber durch das Chaos und die
Anarchie jenseits seiner Grenzen keineswegs
verunsichert oder besorgt zu sein. Das Gegenteil
ist wohl richtig, weil die führenden Politiker
und Militärs Israels offenbar glauben, dass die
Destabilisierung der arabischen Staaten ringsum
ihm nur Vorteile bringen kann, vielleicht sogar
die Expansion seines Territoriums – ein alter
zionistischer Traum, den schon der Begründer der
Ideologie, Theodor Herzl, geträumt hatte:
Groß-Israel sollte sich vom Nil bis zum Euphrat
erstrecken. So äußerte der frühere
Verteidigungsminister Moshe Jaalon mit Blick auf
die Entwicklung in Syrien: „Wenn ich zu wählen
hätte zwischen dem Iran und dem ‚Islamischen
Staat‘ würde ich mich für den IS entscheiden.“
Auch wenn Assad gestürzt werde, sei der IS keine
ernsthafte Bedrohung für Israel. Lüders zitiert
einen hochrangigen israelischen Offizier, der
namentlich nicht genannt wird, mit den Sätzen:
„Der Westen macht einen großen Fehler, indem er
den IS bekämpft.“ Damit würde er auf >>> |
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