Palestine
Update Nr. 25; 27. Februar 2017 -
Die harten Tatsachen
der Besetzung transformieren – Aufgabe für die
„Dritte Intifada“
-
Kommentar
des Redakteurs: Ranjan Solomon
Der
erste Instinkt eines Diebes oder eines Mörders
sagt ihm: die Sache abstreiten. So ist es mit
Israel. Israel mag nicht beschuldigt seiner
erbarmungslosen Verbrechen oder nur an diese
erinnert werden. Sie haben den Zutritt von Human
Rights Watch verweigert, nicht weil HRW falsch
liegt und in seinen Berichten schlecht aussagt.
Diese Entscheidung wurde als „Bad Press“ zurückgezogen
und als „gut konstruierte Kampagne“. Israel
wird politisch blind und schwer von Begriff
in der Vorstellung, dass seine mörderischen
Wege unbehindert bleiben werden. Gerade in der
vorletzten Woche hat die Welt zwei wichtige
Versammlungen gesehen. Die erste in Teheran
war ein großer Erfolg, bei der 50 Länder und
viele hundert Delegierte zusammen kamen, um
ihr eigenes Stillschweigen zu diskutieren und
Unterstützung für die „Dritte Intifada“ gegen
Israel anzubieten. Jetzt geht die Aktion nach
Teheran, wo Palästinenser aus der ganzen Welt
zu tausenden in die „Auslands-Palästinenser
Konferenzhalle strömten, jede/r mit der eigenen
Geschichte, jede/r mit seinen/ihren eigenen
Gründen für ihre Leidenschaftlichkeit, aber
alle mit einem gemeinsamen Ziel: ihre Liebe
und ihre Hoffnung für Palästina zu bestätigen.
In
der gleichen Woche wandte sich Brasilien an
alle nicht festgelegten Nationen mit dem Aufruf,
das ihre zu tun, um die Besetzung zu bekämpfen
und ihren politischen Einfluss zu nutzen, um
die Besetzung zu demontieren. Was als gelegentlicher
Protest von verstreuten Gruppen begann, wird
sich zu einer Welle verbreitern und hoffentlich
einen Sturm erzeugen, der Israel hart ins Gesicht
schlägt.
Eine
übermächtige Militärkraft wie Israel zu besiegen
geht nicht mit Stöcken, Messern und Steinen.
Auch friedlicher Widerstand scheint nicht zu
arbeiten. Auch bewaffneter Kampf ist weder brauchbar
noch wünschenswert. Israel könnte einfach aufhören
mit der ethnischen Säuberung der palästinensischen
Bevölkerung und nicht einmal endgültige Konsequenzen
tragen müssen. So spielt politische Ahnungslosigkeit.
Eine
wichtige Taktik kann Früchte bringen, sogar
in zunehmenden Maßen. Zuerst liegt es an der
internationalen Gemeinschaft, den Ruf „Kommt
und seht“ zu vernehmen und auf die Realität
in Israel und Palästina zu antworten. Der Aufsatz
von Rifat Kassis zu diesem Gegenstand sagt:
„Wir sprechen Kirchen, Touristen und Pilger
aller Glaubensrichtungen und Ethnien in der
Hoffnung an, dass sie die Ungerechtigkeit in
Palästina sehen und mit uns in Solidarität den
Weg zur Gerechtigkeit gehen und mit uns arbeiten…
Kairos Palestine geht davon aus, den „Einblick“
der vielen Menschen zu erleichtern, die unser
Land besuchen, ob sie Touristen sind oder Pilger“.
Kassis schreibt weiter: „Tourismus ist auf jeden
Fall ein politisches Geschäft, wohin immer man
geht, ob Politiker angesprochen werden oder
nicht. Das gilt besonders für Tourismus an Orten
des Konflikts, und es führt zu vielen kritischen
Fragen: Wie weißt du, dass du nicht beiträgst
zu einer Situation der Ungerechtigkeit? Wo liegt
dein Verantwortungsbewusstsein?“
Das
Heilige Land zieht Pilger aus der ganzen Welt
an, die von der israelischen Regierung geförderte
Reisen unternehmen. Aber derlei Tourismus bringt
den Palästinensern wenig. Für Israel ist Tourismus
eine Taktik. Diese Taktik versucht die Palästinenser
zu dämonisieren, ihre Narrative schlecht zu
machen und sie von ihren Wohnplätzen, Bodenschätzen
und Rechten zu vertreiben. Während der letzten
paar Jahrzehnte hat Israel Palästinenser aktiv
gehindert, die Initiative für eine eigene Tourismusindustrie
aufzubauen. Da Israel alle palästinensischen
Grenzen kontrolliert und alle Bewegungen innerhalb
dieser Grenzen reguliert, ist die Verhinderung
eines von Palästinensern geführten Tourismus
eben auch eine Taktik, die von einer umfassenden
Besatzung geübt wird.
Die
Konsequenz eines solchen Tourismus in Palästina
ist das Hervorkehren einer historischen Narrative,
die die Palästinenser ausschließt, wirtschaftlichen
Schaden anrichtet, die Solidarität aushöhlt
und Vorurteile kultiviert. Die „Ökumenische
Koalition für Tourismus“ (ECOT) schreibt: „Der
Tourismus fördert die falsche Annahme, dass
die Leute die Fähigkeit haben, Erfüllung durch
Interaktion mit Objekten zu finden, wie die
Natur, Strandbesuche, oder zum Objekt gemachte
Menschen, und dass ein Subjekt erst zum Subjekt
wird, wenn es sich (auf Augenhöhe) mit einem
„Objekt“ verbindet. In Abwesenheit einer Beziehung
von Subjekt zu Subjekt nimmt man den Menschen
ihre Menschenwürde weg, Interaktion mit zum
Objekt degradierten Personen oder mit der Natur
führt zur Erosion der Menschlichkeit. Alle Formen
von zum Objekt gemachten Menschen sind ein Hohn
gegenüber Gott, „zu dessen Bildnis wir geschaffen“
sind. Überträgt man diese Gedanken auf den palästinensischen
Kontext, so ist die dominante Tourismusindustrie
in Palästina/Israel nicht nur eine Sünde der
Ungerechtigkeit, sondern ist aktuell darauf
aufgebaut.
Jedoch
kann, ja muss anerkannt werden, dass viele Pilger
und solidarische Touristen, die zuerst als gewöhnliche
Touristen gekommen waren, die größten und wichtigsten
Anwälte für die Palästinenser wurden. Sie kommen
nicht nur zurück, um die Wahrheit über die Besatzung
durch Israel zu erzählen, sie bringen
auch Gruppen nach Palästina und beginnen mit
Anwaltschaft aufgrund ihres eigenen Rechtsverständnisses.
Die
öffentliche Wahrnehmung zu verändern ist eine
gewaltige Herausforderung. Aber vielleicht würde
es die einschneidende Option sein, um eine Veränderung
zu bringen. Die „dritte Intifada“ muss auf den
Straßen der Welt ausgefochten werden, nicht
nur in Palästina. Die Palästinenser allein würden
nicht gewinnen bei ihrem dominierenden und mitleidlosen
Besatzer. Aber der Besatzer müsste dahin geführt
werden zu stolpern, zu straucheln und auf andere
Weise hinzufallen. Boykott und Sanktionen, und
Ablehnung von Geschäften mit Israel – eine Botschaft,
die am besten von Besuchern gesagt werden kann,
die in Kürze herausfinden, dass es da keine
militärischen Antworten gibt, noch diplomatische
Optionen. Israel gewinnt den diplomatischen
Raum und kauft Land für Land auf zu seinen Gunsten.
Israel geht auf Europa mit der Antisemitismuskeule
los, wann immer es von dort verurteilt wird,
und schürt Schuldbewusstsein in Bezug auf dieTage
des Holocaust. Das ist jetzt Geschichte, und
Israel tut Ärgeres gegenüber den Palästinensern
als die Nazis seinerzeit ihnen gegenüber. Israels
Barbarei ist grenzenlos, raffiniert, abgestimmt
– subtil, aber brutal.
Israel
muss die Isolation fühlen, als „Pariah“ und
„Kriegsverbrecher“ behandelt zu werden. Es muss
sich anfühlen wie ein Stich, das Land zu sein,
das jedes erreichbare Protokoll über internationales
Menschenrecht verletzt. So, wie ein Verbrecher
ins Gefängnis geworfen wird, so soll Israel
ein Gefängnis sein – nicht für immer – bis sie
kommen, um über Frieden auf der
Basis von Gerechtigkeit zu reden. Hat die internationale
Gemeinschaft so viel Mumm? Ranjan
Solomon
Nach
Israels Visaverweigerung gegenüber Human Rights
Watch drängt seine negative Presse Israel zum
Rückzug:
Human Rights Watch Israel und andere jüdische
Gruppen reagierten mit Ärger standhaft auf die
Neuigkeit, dass die israelische Regierung einem
Beobachter von HRW ein Arbeitsvisum verweigert
hat, indem sie die ganze Organisation beschuldigt
hat, sich für „Palästinensische Propaganda“
zu engagieren. Die negative Presse hat Tel Aviv
sofort aufgefordert, diese Entscheidung zurückzunehmen.
Ganz offensichtlich werden öffentliche Wahrnehmungen
ernst genommen. Schlechte Presse vermittelt
ein armseliges Image und Israel möchte die Welt
glauben machen, dass von ihnen vernünftig gehandelt
wird!
Quelle
153
französische Parlamentsangehörige unterzeichnen
Brief an M. Hollande, in dem er zur offiziellen
Anerkennung von Palästina gedrängt wird.
-
Bis jetzt haben 153 französische MPs den offenen
Brief an Franois Hollande unterzeichnet, in
welchem der zurücktretende französische Präsident
aufgefordert wird, offiziell den Staat Palästina
anzuerkennen, bevor seine 5jährige Amtszeit
zu Ende geht. Sie schrieben: „Frankreich muss
zu seiner Entscheidung stehen, den Stillstand
in diesem Konflikt zwischen Israel und Palästina
aufzuheben und nochmals feierlich im Namen des
allgemein gültigen Rechts auf Selbstbestimmung
zusichern, dass dem palästinensischen Volk das
Recht auf den Titel eines Staates zusteht. Es
ist eine Sache des Respekts vor dem internationalen
Recht wie auch zur Sicherheit Israels …nur bilaterale
Verhandlungen können erfolgreich sein“.
Quelle
Literatur-Festival
in USA findet statt ohne Unterstützung durch
die israelische Regierung.
- Menschenrechtsanwälte begrüßen die Entscheidung
von PEN Amerika, das jährlich stattfindende
Literatur-Festival „World Voices“ ohne Finanzierung
durch die israelische Regierung durchzuführen.
Die Entscheidung folgte einer Kampagne und einer
Aufforderung, die von führenden literarischen
Persönlichkeiten ausgegangen war, die Organisation
zu ersuchen, das Sponsoring durch die israelische
Regierung abzulehnen. PEN America hatte die
Unterstützung für das „World Voices Festival“
4mal während der letzten 5 Jahre angenommen
trotz der Opposition der Schriftsteller 2016.
Quelle
Israel
vergiftet Palästinenser durch die Einbringung
gefährlicher gebannter Pesticide:
Ein gemeinsames Forschungsprojekt der Arabischen
Gruppe für den Schutz der Natur (APN) und der
PAN Asia Pacific (PANAP) fand heraus, dass in
der besetzten Westbank sehr gefährliche Pesticide
vorhanden sind, die von der Palestinian Authority
(PA) gebannt wurden. Die Hälfte der Pesticide,
die in Gebieten unter Jurisdiktion der PA verwendet
werden, sind illegal, und fünf Tonnen davon
wurden seit 1995 konfisziert, entsprechend ihrer
Entdeckung.
Quelle
B’tselem:
eine Stunde entfernt von Tel Aviv lebt Gaza
ohne Strom.
- Das Israelische
Information Center for Human Rights in the Occupied
Territories publizierte einen grimmigen Bericht
über das wachsende Elektrizitätsproblem in Gaza.
Der Gazastreifen leidet unter dem massiven Elektrizitäts-Ausfallproblem,
das durch die bereits schreckliche Situation
der Küsten-Enklave im Winter noch verschärft
wird. In dem Bericht ist zu lesen: „Die Menschen
in Gaza leiden seit Jahrzehnten unter schlimmen
Stromabschaltungen seitdem Israel das E-Werk
2006 bombardiert hat. Seit dieser Zeit hat Israel
die Wiederherstellung des E-Werkes verhindert,
Infrastrukturreparaturen und Verbesserungen
aufgehalten und die Behörden in Gaza gezwungen,
nur israelischen Brennstoff zu einem Preis zu
kaufen, der für die Bewohner kaum zu bezahlen
ist.
Quelle
„Jugend
gegen die Siedlungen“ ehrt populären Führer
des Widerstands:
Die Bewegung „Jugend gegen die Siedlungen“ hat
am 25. Februar den Führer des Popular Struggle
Coordination Committee (PSCC), den Aktivisten
Munther Amira, als „die Persönlichkeit des Jahres
2016 angekündet; er wurde geehrt in Anerkennung
seiner Hingabe für den Kampf des Volkes und
seinen Aktivismus in Verfolgung der Idee sowohl
auf lokaler wie auf internationaler Basis. Amira
wurde mit einer Zeremonie geehrt, die von der
YAS-Bewegung am Eingang zur Shuhada Street in
Tel Rumeida in derAltstadt von Hebron durch-geführt
wurde; die Straße war von israelischen Siedlern
– mitten in der Stadt – angeeignet worden, und
die israelischen Behörden weigern sich, sie
wieder (für Nicht-Juden) zugänglich zu machen.
Amira wies auf die Notwendigkeit hin, den Volkswiderstand
unter der palästinensischen Bevölkerung zu aktivieren,
weil Israel eine internationale Kampagne gegen
den Widerstand des Volkes und die BDS-Kampagne
führt, die beide in der Lage sind, israelische
Verletzungen der Menschenrechte in Palästina
bloßzustellen.
Quelle
Palästinensische
Frauen leiten den Widerstand in Budrus:
Als sich im vergangenen Monat israelische Militär-Jeeps
dem Dorf Budrus näherten, war innerhalb weniger
Minuten jeder Bewohner alarmiert. Von den Sprechern
der Dorf-Moschee wurde die Warnung
ausgegeben, dass israelische Streitkräfte in
das Gebiet eingedrungen seien und dabei wären,
Vorbereitungen für die Zerstörung eines Hauses
zu treffen. Männer, Frauen und Kinder rannten
los zu dem Platz, wo die Demolierung stattfinden
sollte. Die Frauen aus dem Dorf waren die ersten
in der Szene. „Da gab es keine Absprache oder
Diskussion vorher. Wir wussten genau, was wir
tun mussten, um ihnen Einhalt zu gebieten“,
erzählte die Bewohnerin Najia Awad Al Jazeera.
Quelle
Israel
versucht ethnische Säuberung der Palästinenser,
ohne kritisiert zu werden:
Die vernichtende Feststellung des UN Menschenrechtsrates
über ein „lahmes Urteil“ für einen Soldaten
nach der Tötung eines Palästinenser hat unter
israelischen Offiziellen Entsetzen ausgelöst.
Paul Larudee, Mitgründer des Free Palestine
Movement, glaubt, dass Israels Ausbruch bei
der UNHRC nicht „überraschend“ sei und setzt
hinzu, dass sie ethnische Säuberung durchführen
wollen, ohne dass die Welt sie kritisiert. „Offensichtlich
hat das, was sie (die Israelis) betrifft, die
Kritik der Vereinten Nationen und der Welt über
das lahme Urteil nichts damit zu tun, was sie
tun, den verbrecherischen Akt, den sie setzen,
und die Verbrechen, die sie am palästinensischen
Volk ausführen. Das hat nichts damit zu tun“,
erklärte der Aktivist dem Press TV in einem
Interview am 25.2. „Man sollte ihnen erlauben,
zu tun was sie wollen, man sollte ihnen erlauben,
dem Mörder eine Medaille umzuhängen, ihn zu
begnadigen und Lob auf ihn zu häufen. Genau
das wollen sie!
Das Video und
den Bericht im Press TV
Artikel: Warum
können demokratische Führer in den USA sich
nicht für palästinensische Rechte aussprechen?
-
Amerikaner, die glauben, dass Demokraten besser
sind für die Palästinenser, sind mit dem Faktum
nicht zurechtgekommen, dass Demokraten doppelgesichtig
sind. Trump schaut absurd aus. Und er ist absurd,
wenn die Sprache auf Palästina kommt – ein Mann,
der nichts gut genug durchgedacht hat. Die Demokraten
sind hübsch gleich. Sklaven der zionistischen
Lobbys, die sie finanziell im Griff haben.
Eine Frage, die umso dringender ist in einer
Zeit, wo ungezügelte Bigotterie in der amerikanischen
Politik wieder weit verbreitet ist: Wieso können
Möchtegern-Führer der Demokratischen Partei
sowohl gegen Antisemitismus und klar für die
Freiheit der Palästinenser sein angesichts der
zügellosen israelischen Verletzungen ihrer Menschenrechte?
Diesen Artikel müssen Sie lesen, um Innensicht
zu gewinnen in den hoffnungslosen Traum der
Palästinenser, dass USA ihnen zum Frieden verhelfen
wollen.
Den vollen Text finden Sie auf
Electronic Intifada
Übers.:
Gerhilde Merz
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